Liebe Kinder, ich möchte euch heute aus dem Buch Flaschenpost nach irgendwo vorlesen. Das Buch ist von Shirin Hohmeier und Andreas Schrappe und im Mabuse Verlag erschienen. Das ist Marc. Er ist zehn Jahre alt und geht in die vierte Klasse. Sein Meerschweinchen Krümel hat das sehr gern. Jeden Tag nimmt er es auf den Arm und erzählt ihm alles. Marc lebt mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Julia zusammen. Wenn das Wetter schön ist, gehen alle in den Garten. Marc freut sich besonders, wenn Papa ihn beim Schaukeln anschubst. Julia liest gern, am liebsten oben im alten Apfelbaum. Heute fahren sie zum Schulfest. Die Stimmung ist super. Papa fängt sogar zu singen an. Mama sagt, das ist ja wie früher. Beim Sackhüpfen sind Marc und Papa ein Team. Sie haben viel Spaß. Mama und Julia feuern sie an. Marc und Papa kommen als Erste ins Ziel. Juhu, ruft Marc und hüpft vor Freude in die Luft. Marks Freund Louis schaut den beiden bewundernd zu. Du hast aber einen tollen Vater. Meiner würde bei so etwas nie mitmachen. Da ist Mark sehr stolz. Jetzt gebe ich einen aus, sagt Papa. Die Kinder und Mama wollen ein Eis. Papa genehmigt sich ein Bier, später noch eins. Mama fährt das Auto heim. Sie sagt nichts. Abends liegen die Kinder noch wach in ihren Betten. Sie hören laute Stimmen aus der Küche. Sie können nicht verstehen, was die Eltern sagen, aber es ist ein ziemlich heftiger Streit. Schließlich schlafen sie ein. Am nächsten Tag ist alles wieder normal. Papa packt seine Tasche. Bitte die leckere Salami, sagt Marc, als Mama ihnen die Pausenbrote schmiert. Papa sagt zu Marc, pass gut in Mathe auf. Wenn du etwas nicht verstanden hast, dann helfe ich dir natürlich. Papa, hier ist deine Eintrittskarte für meine Tanzvorführung, sagt Julia. Wir treffen uns wie verabredet um fünf vor der Turnhalle. Ich freue mich schon. Papa hat aber an die Vorführung nicht mehr gedacht, er kann nicht kommen. Schnell verlässt er die Wohnung. Nie hält er seine Versprechen, schreit Julia wütend und stampft mit dem Fuß auf. Mama verteidigt Papa. Kinder, lasst Papa mal in Ruhe, er hat zurzeit so viel um die Ohren. Papa mal in Ruhe. Er hat zurzeit so viel um die Ohren. Ein paar Tage später ist Hochzeitstag. Mutter hat den Tisch schön gedeckt. Papa kommt von der Arbeit heim. Er hat den Festtag ganz vergessen. Wo bist du bloß mit deinen Gedanken, schreit Mama Papa an. Sind wir dir gar nicht mehr wichtig? Ach du immer mit deinem Gemecker, erwidert Papa laut. Da hat man gar keine Lust mehr nach Hause zu kommen. Das ist mir alles zu viel. Dann ist er weg und die Tür fällt krachend ins Schloss. Mark und Julia sind ganz erschrocken. So schlimm haben sie ihre Eltern noch nie streiten gesehen. In ihrem Bauch spüren sie einen riesigen Kloß. Julia verzieht sich wie immer in ihr Bett und liest. Da hat sie ihre eigene Welt. Marc spielt an seinem Computer. Bum-Bum-Krachen fallen die Gegner zu Boden. Geh jetzt endlich ins Bett und hör mit diesen Ballerspielen auf, schimpft Mama. Sie schaltet die Spielkonsole einfach aus, ohne dass Mark sein Spiel beenden kann. Heute sitzt Mark an seinem Lieblingsplatz am Fluss. Hier ist alles ruhig. Mark weiß, dass Schiffbrüchige früher Flaschen mit einem Brief darin ins Meer warfen. Sie hofften, dass jemand die Flaschenpost findet und Hilfe holt. Mark will heute auch so eine Flaschenpost schreiben. Krümel hilft ihm dabei. Als er fertig ist, nimmt er eine von Papas Flaschen und steckt seinen Brief hinein. Er Er verschließt sie mit einem Korken. Mark geht zur Fußgängerbrücke. Er holt weit aus und wirft die Flasche ins Wasser. Da schwimmt sie nun. Mark schaut ihr nach, bis er sie nicht mehr sehen kann. Ob sie jemand finden wird? Er hofft es sehr. Heute schafft Mark seine Matheaufgaben nicht allein. Papa wird ihm helfen, er hat es versprochen. Mark geht ins Wohnzimmer. Papa ist heute nicht zur Arbeit gegangen, das sieht Mark ihm an. Papa, kannst du mir bitte bei meinen Aufgaben helfen? fragt Marc. Lass mich in Ruhe mit deinem Kram, pass gefälligst in der Schule besser auf, schnauzt Papa ihn an. Wenn du mir nicht hilfst, ist es mir auch scheißegal. Dann schreibe ich halt wieder eine Fünf, wehrt sich Marc. Papa haut Marc eine runter. Jetzt reicht's, ich werde dir deine Frechheiten schon austreiben. Am nächsten Tag haben sie Mathe bei Herrn Hoffmann. Mark liest eine Hausaufgaben vor, fordert ihn der Lehrer auf. Mark starrt auf sein leeres Blatt und denkt bloß an die Flaschenpost. Er sagt nichts. Hast du die Aufgaben schon wieder nicht gemacht? Willst du eine schlechte Note im Zeugnis? fragt Herr Hoffmann vorwurfsvoll. Wenn du nicht besser lernst, dann muss ich mit deinen Eltern sprechen. Und nimm jetzt endlich deine Kappe ab. In der Pause wird Mark von Sven aus Versehen angerempelt. Da dreht Mark durch. Rums, schon hat er zugeschlagen. Mitten in Svens Bauch. Geschieht ihm recht so, denkt Mark. Da steht er, Marc was, er hat Sven geboxt, einfach so, wir haben es alle gesehen, Herr Hoffmann, sagt Nina aus der anderen Klasse. Marc, was hast du dir bloß dabei gedacht, schimpft der Mathelehrer. Das wird Folgen haben, jetzt bestelle ich deine Eltern in die Sprechstunde. So geht es nicht weiter. Schon am nächsten Tag kommt Papa zu einem Gespräch in die Schule. Mann, ist Marc da bange. Herr Hoffmann zählt auf, was Marc angestellt hat. Was Papa wohl dazu sagen wird? Doch der lehnt sich locker zurück. Was Sie da alles erzählen, ist ja schön und gut. Aber ohne Rempeln kommt man halt nicht durchs Leben. Das kann man nicht früh genug lernen. Da ist der Lehrer erst mal sprachlos. So übel ist Papa doch nicht, denkt Marc. Aber die Ohrfeige gestern. Am Samstag findet das Nachbarschaftsfest statt. Alle sind guter Laune. Papa hat Spendierhosen an. Jeder darf essen und trinken, was er will. Papa trinkt ein Bier nach dem anderen. Hast du nicht langsam genug? sagt Mama nach einer Weile streng. Was denn? erwidert Papa. Ich habe halt Durst. Außerdem lasse ich mir von dir gar nichts sagen. Irgendwann geht Mama mit den Kindern heim. Papa will gleich nachkommen. Doch Papa kommt nicht. Die anderen Leute reden über ihn. Am nächsten Morgen sitzt Papa verkatert in der Küche. Er hat Kopfweh vom Trinken. Kinder, das war ein Glas zu viel. Das kommt nicht mehr vor. Diesmal könnt ihr es mir glauben. Ich schwöre es euch. Mama ruft auf Papas Arbeit an und sagt, dass es ihm nicht gut geht. Ein paar Tage später räumt Julia das Wohnzimmer auf, schon in aller Frühe. Mama soll die Flaschen nicht sehen, sonst gibt es wieder Streit. Mark sagt zu Julia, glaubst du, das mit der Flaschenpost geht heute auch noch? Doch sie versteht ihn nicht. Natürlich weiß Mama, was los ist. Und schon streiten die beiden lautstark miteinander. Musst du dich immer so gehen lassen, wirft Mama Papa vor. Du hast es den Kindern doch versprochen. In meinem Haus werde ich doch noch machen dürfen, was ich will, schreit Papa zurück. Überhaupt, mit euch hat man doch nur Ärger. Ihr seid schuld, du und deine missratenen Kinder. Und schon knallt die Tür zu. Weg ist er. Wahrscheinlich hat er recht, denkt sie wütend. Wer räumt denn immer hinter ihm her? Der verspricht uns alles Mögliche und hält nicht einmal die Hälfte davon. Ich glaub ihm gar nichts mehr. Eines Nachmittags kommt Mamas Freundin Christine aus der Nachbarschaft zu Besuch. Es ist ein ernstes Gespräch, das merken Marc und Julia. Schnell verstecken sie sich hinter der Küchentür und lauschen. Ich habe deinen Mann beim Nachbarschaftsfest gesehen, sagt Christine vorsichtig. Er trinkt mehr, als gut für ihn wäre, oder? Mama weint. Was Christine dann noch sagt, lässt Marks Herz schneller klopfen. Es ist, als hätte sie seine Flaschenpost gefunden. Nach einer ganzen Weile sagt Mama leise, du hast recht, Christine, so kann es nicht weitergehen. Jetzt mache ich ernst. Doch es bleibt alles beim Alten. Warum unternimmt Mama nichts? Was ist das für eine Mutter, die so etwas zulässt? Fragen sich Mark und Julia. Papa ist heute wieder nicht zur Arbeit gegangen. Das Telefon klingelt. Mark bringt Papa den Hörer. Sein Chef ist dran. Oh Mann, das gibt Ärger, murmelt Marc Julia zu. Kein Wunder, so oft wie Papa in letzter Zeit gefehlt hat. Da reichen auch Mamas Entschuldigungen nicht mehr aus, flüstert Julia zurück. Wir sollten Papa heute lieber aus dem Weg gehen. Als Mama vom Telefonat erfährt, kracht es gewaltig. Wegen deiner Sauferei wirst du noch den Job verlieren, schreit sie Papa ins Gesicht. Was soll da aus uns werden? Denk doch mal an die Kinder. Du und deine feinen Kinder, immer geht's um euch, mir reicht's jetzt, baut er sich drohend auf. Doch plötzlich ist etwas anders als sonst. Mama stellt sich vor Marc und Julia. Mit fester Stimme sagt sie, ich werde das nicht mehr zulassen. Solange dir der Alkohol wichtiger ist als wir, werden wir nicht mehr zusammenleben. Papa hat seine Sachen gepackt. Er kann bei seinem Freund Günther schlafen. Marc und Julia blicken Papa hinterher. Wie wird es jetzt mit ihnen weitergehen? Wie wird es jetzt mit ihnen weitergehen? Hoffentlich kriegt Papa das mit dem Trinken hin und zieht dann wieder bei uns ein, sagt Mark. Julia antwortet, ich bin erst mal froh, dass es hier keinen Streit mehr gibt. Nach einer Weile fragt sie, Mark, was hast du da neulich von der Flaschenpost gesagt? Endlich erzählt Mark. Wie es mit der Familie weitergeht und welche Flaschenpost Mark von anderen Kindern bekommt, erfährt ihr in diesem Buch Flaschenpost nach irgendwo.