Herzlich willkommen bei Literatur im Dorf, Silvana Steinbacher begrüßt Sie. Fanny funktioniert und passt sich an. Die folgsame Tochter entwickelt sich zur zuverlässigen Mutter, Ehefrau und Angestellten. Haus bauen, arbeiten, sparen und schließlich die Erkenntnis, nichts fehlt außer ich mir. Die Schriftstellerin Karin Peschka lässt ihre Protagonistin aus diesem Alltag ausbrechen, in ihrem Roman, in ihrem vielgelobten Roman, muss man sagen, Putzt euch, tanzt, lacht und sie begleitet sie in eine noch ungewisse Zukunft. Wir möchten heute über diesen Roman sprechen, aber auch über Karin Peschkas andere Bücher, über ihren Zugang zur Literatur, ihre Entstehung, also wie sie ihre Figuren entstehen lässt. Und ich begrüße jetzt Karin Peschka ganz herzlich. Wirklich schön, dass Sie hier sind. Was mir aufgefallen ist bei diesem Buch, ist dieser Ausbruch, der passiert ja ganz spontan und er passiert eigentlich zu einem Zeitpunkt, Sie sprechen auch einmal davon, wo die Grenzen erreicht sind. Die Kinder sind aus dem Haus, das Haus ist fertig gebaut, es ist das Leben irgendwie so vorhersehbar, was ja für manche auch ganz tröstlich erscheinen mag. Aber Fanny hat das Bedürfnis, das Leben noch einmal so richtig herauszufordern. Ja, ich glaube, sie hat es halt noch nicht gemacht. Es ist etwas Aufgeschobenes. Ihr Leben hat sich anders entwickelt, als sie das ursprünglich gewollt hat, sich vorgestellt hat als junges Mädchen und aufgeschoben ist, nicht aufgehoben. Das erfordert ja sehr, sehr viel Mut. Ich denke mir, so wie Sie es beschreiben, man fährt auf der Straße, hat ein Ziel vor Augen und wer hat nicht schon einmal so das Gefühl gehabt, jetzt biege ich ab, ganz woanders hin. biege ich ab, ganz woanders hin. Aber sie tut es ja dann wirklich in eine Zukunft, die sie überhaupt nicht planen kann. Es ist eigentlich ein Buch, das mich ein wenig erinnert hat. Ich habe diese Zeit ja auch miterlebt, die 80er Jahre, so dieses Aussteigerbuch ein wenig. Ist diese Assoziation, würden Sie die für gerechtfertigt halten? Es ist ein Aussteigerbuch auf alle Fälle, oder vielleicht ist es auch ein Einsteigerbuch. Vielleicht braucht man so ein gewisses Maß an Verrücktheit, vielleicht auch nur so für den Moment, eine momentane Verrücktheit, um solche Entscheidungen zu treffen. Ja, aber ich glaube, da liegen Sie ganz richtig mit Ihrer Einschätzung. Also auch so, ich habe es ein wenig auch gelesen, so als Plädoyer einer Befreiung. Also einer Befreiung aus diesen festgefahrenen Strukturen, ohne Absicherung, ohne Sprungbrett sozusagen. Also ohne, ohne, ja. ohne Absicherung, ohne Sprungbrett sozusagen, also ohne, ohne. Was hat Sie daran gereiht, dann an diesem Thema? Das ist eine gute Frage. Es ist schon so lange her, dass ich damit begonnen habe. Aber ich weiß, dass es zu der Zeit, als ich vor einem neuen Buch stand, ein Buch selber für mich gebraucht habe, das etwas Positives aussagt, also für mich auch so eine Art Trost hat. Es ist schwer zu sagen, weil ich, um den ganzen Grund offen zu legen, sehr private Dinge erzählen müsste. Es reicht vielleicht, wenn ich sage, dass es mir zu der Zeit auch nicht besonders gut gegangen ist und ich gewusst habe, wenn ich jetzt ein Buch schreibe, also das Buch, an dem ich im Moment schreibe, das eigentlich geplant war, wäre zu der Zeit nicht gegangen. Es hätte mir nicht gut getan. Deswegen habe ich mich auf diese Geschichte eingelassen und mir einfach angeschaut, was alles möglich ist und was für mich auch Wahrheiten sind, die ich transportieren wollte. Dazu muss man sagen, Fanny geht es ja streckenweise auch gar nicht gut. Sie haben sozusagen für dieses Buch Putzt euch, tanzt, lacht, Fanny Pold aus Ihrem Buch, das Sie geschrieben haben, ja wiederbelebt. Haben Sie so das Gefühl gehabt, Sie sind mit dieser Figur noch nicht ganz fertig oder hat Sie diese Figur, die Fannyanny Bolt, dann irgendwie noch weiter beschäftigt? Das war mir gar nicht bewusst am Anfang. Ich habe diese Geschichte begonnen zu schreiben. Die Hauptfigur hatte einen anderen Namen sogar. Und nach ungefähr, ich weiß nicht jetzt, 20, 30, 40 Seiten komme ich darauf, dass diese Figur mir sehr bekannt ist und auch das Setting. Und die Erkenntnis war halt, okay, das ist Tiffany. die Figur umschreiben, soll ich das Setting umschreiben, damit es eine neue wird, oder gehe ich in die Offensive und sage, okay, dann sind wir noch nicht fertig miteinander, wir zwei. Und das habe ich dann gemacht. Ich finde das ja immer wieder sehr, sehr faszinierend, auch wie Autoren und Autorinnen mit ihren Figuren umgehen. Also so Figuren, die praktisch in Ihnen, die Sie weiter begleiten, was meinem Wesen entspricht, was als Kind, als junge Frau oder auch als Schülerin immer eher so ein Nachteil war, weil man nicht aufmerksam da war in der Gegenwart, sondern oft halt woanders. Und das darf ich jetzt beruflich machen und da nehme ich halt dann auch das sehr lebhaft wahr, was mich gerade so begleitet und in dem Fall ist es das Buch und die Figuren des Buches. Ein toller Zustand oder ist es dann manchmal auch so, dass man nicht abschalten kann, dass einen die Figuren fast ein wenig zu viel werden, wenn man es so formulieren möchte? Ist mir noch nicht passiert, ich finde das eher angenehm, aber das kommt drauf an, wenn ich mal einen Horror- Roman schreibe, wer weiß. Dann könnte es unangenehm werden, das stimmt. Kann ich mir gar nicht vorstellen. Oder im Bereich des Möglichen? Ah ja, schon. Horror interessiert mich schon sehr, aber ist halt noch nicht die Geschichte dazu da. Um jetzt wieder auf diese Geschichte zurückzukommen. Fanny lebt ja zuvor ein Leben, wie es viele Frauen leben. Viele Frauen leider ja auch nicht so glücklich, wie sie sich sehr geträumt haben. Was mich gewundert hat, weil diese Fanny doch sehr emotional auch gezeichnet ist, mich hat verwundert diese emotionale Distanz, die sie zu ihren Kindern und auch Enkeln hat. Vielleicht kann man das so sehen, dass man in Familien ja immer so ein Päckchen mitnimmt, einen Rucksack, der sich über Generationen weitergibt. Manchmal ist es ganz gut, diesen Rucksack nicht weiterzugeben und manchmal ist diese Distanz hilfreich. Wissen Sie, was ich meine? Ja, ich verstehe schon. Und es ja auch eine Entscheidung Ihrer Kinder ist, sich zu distanzieren, was ja auch eine Schutzfunktion sein kann. Es muss nicht unbedingt negativ sein. Und sie muss sich ja in irgendeiner Form auch distanzieren, um auch weggehen zu können. Natürlich, was ja nicht beinhaltet, dass es nicht wieder eine Annäherung geben kann, wenn sie mehr bei sich ist, also wenn sie mehr dieses Leben führt, das sie eigentlich leben möchte und vielleicht auch erkennt, dass es ja nicht die Schuld der anderen ist. Fanny war stellvertretende Abteilungsleiterin in einem Supermarkt. Und Sie schreiben doch sehr oder Sie erwähnen doch sehr oft das Arbeitsleben als Fremdbestimmtheit. Also er arbeitet zur Pensionierung hin. Also es hat für mich fast so geklungen, als wäre die Pension so etwas, wie wenn man aus dem Gefängnis entlassen würde, um es jetzt sehr überspitzt zu formulieren. Tatsächlich ist es ja doch so, dass wir oder einige von uns in einem Arbeitsleben gefangen sind, das so gar nicht uns entspricht ja ich halte das für einen großen segen wenn man etwas findet für sich im leben das einen erfüllt beruflich und ich kenne gar nicht allzu viele menschen die das haben ich kenne eigentlich mehr menschen na ja das weiß ich es nicht das müsste ich da muss ich jetzt länger darüber nachdenken aber, aber ich glaube, ich kenne halt mehr Menschen, die nicht glücklich sind mit dem, was sie machen oder zumindest nicht die meiste Zeit oder einen Großteil ihrer Zeit. Es wird jedenfalls relativ oft erwähnt, das ist mir aufgefallen. Ich möchte aber jetzt doch noch ein paar Punkte zu Ihnen sagen, zu Ihrer Biografie. Also Karin Peschke ist 1967 geboren, in Everding aufgewachsenpreis, dann der Publikumspreis bei Ingeborg Bachmann und das Buch Putzt euch, tanzt, lacht war für den Shortpreis, der auf der Shortlist des österreichischen Buchpreises nominiert. Nominiert. Robert Musil-Stipendium muss man auch noch erwähnen. Schauen wir uns vielleicht einmal ein paar Lesungen, also zu Normalzeiten haben Sie ja auch sehr, sehr viele Lesungen, ist mir aufgefallen. Schauen wir uns vielleicht einmal einige Bilder an und ich habe die aus einem bestimmten Grund ausgewählt, weil man doch, ich bitte um das nächste bitte, weil man ja doch,, das sind die drei Bücher, also eine Erzählung, zwei Romane. Ah, der Erzählband ist nicht drauf. Ah, der Erzählband ist nicht da, genau, genau. Also das sind die drei Romane. Und das nächste, wenn ich bitte? Genau, ja. Das wird noch eine Rolle spielen und darüber werden wir ja auch noch sprechen. Und das nächste, glaube ich, eines haben wir da jetzt noch. Genau, das ist der Florianapreis. Mit den Eltern und meinem Bruder. Und mein Bruder ist das, ja. Aber was mir aufgefallen ist eben bei diesen Lesungen, ist, dass sie doch anscheinend sehr gerne lesen. Also ich kenne eigentlich nur dieses Ja oder Nein, also dass Schriftsteller und Schriftstellerinnen entweder sehr gerne lesen oder es ist ihnen eine sehr lästige Pflicht. Aber Sie scheinen sehr gerne zu lesen. Ja, ich lese wirklich sehr gerne. Ich lese gerne, weil einerseits ich gerne lese, also auch auf den Rhythmus des Textes und den Klang des Textes sehr gerne selber höre, auch wenn ich ihn spreche und auch so arbeite oft beim Schreiben, dass mir das mir selber vorlesen ganz wichtig ist, um das zu hören. Andererseits, wenn ich meine eigenen Texte lese, habe ich natürlich auch die Gelegenheit, die so zu betonen, wie ich das möchte. Und dann ist mir der Kontakt zum Publikum schon auch wichtig. Vielleicht ist das die Wirtstochter in mir. Das ist halt einfach Germant, ich weiß es nicht. Das scheint Sie doch auch sehr geprägt zu haben, nicht? Das hat mich sehr geprägt. Also diese Vergangenheit als Wirtstochter. Sehr, sehr geprägt, ja. Und da kommen wir auch noch zu sprechen drauf, aber ich möchte auch noch auf die, also es finden ja in Ihrem Buch, in diesem Roman Putzt euch, tanzt, lacht, finden sehr viele Begegnungen statt, immer mehr Begegnungen. Also es scheint sich immer mehr zu erweitern. Das ist so eine Art Wohngemeinschaft im Salzburgischen auf einer Alm. Und jetzt können ja diese Begegnungen, wenn wir in der Realität sind, nicht stattfinden. Künstlerin ganz besonders schlimm ist, weil ihr die Impulse fehlen. Also wenn sie zu Hause sitzt, fehlen ihr die Impulse. Ich weiß von anderen Künstlern, von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sagen, das brauchen sie nicht. Wie geht es Ihnen da? Ich glaube, ich habe momentan den Vorteil, dass ich mich mit dem Buch, an dem ich gerade arbeite, schon seit Jahren beschäftige und da schon schöpfen kann aus einem Fundus an Eindrücken und Rechercheergebnissen und Zielen, wo ich weiß, da muss ich hinschauen oder das will ich lesen dazu. Also den Fundus hatten Sie schon sozusagen. Ja, der hat sich schon zum Teil zumindest aufgebaut. Das Buch ist ein langes Projekt schon. Das hilft natürlich und die Impulse, ja, ich weiß nicht, A, lebe ich nicht alleine, ich habe ja einen Lebensgefährten und bin viel zumindest unterwegs. Ich gehe sehr viel und sehr lang. Und wenn ich dann nicht in Wien bin, sondern wie gerade eben in Everding, da wird viel auch auf der Straße so gesprochen. Da kenne ich auch sehr, sehr viele Leute. Und da, ich weiß nicht, das hilft mir sicher. Also ich vereinsame nicht. Manchmal wünsche ich mir sogar ein bisschen mehr Einsamkeit. Das ist eigentlich paradox in der Zeit. Aber ich verstehe das schon sehr, wenn das zum Problem wird. Ich habe gemeint eben, dass diese besagte Schriftstellerin, die das gemeint hat, dass sie eben nichts hat, was sie nähert, was sie literarisch verarbeiten könnte, weil sie diese Impulse braucht. Das kenne ich auch, wenn für ein bestimmtes Ziel, für eine Anthologie mit einem bestimmten Thema dann zum Beispiel geschrieben werden soll, das kann schon sehr hart sein. Ich möchte auf diese Wohngemeinschaft noch zurückkommen in Ihrem Roman, weil das hat mich wirklich beeindruckt. Das sind ja sehr viele Menschen, die auch einiges mitgemacht haben in ihrem Leben. Also die schon, um es so zu formulieren, auch verwundet sind durch das Leben. Und mich hat beeindruckt diese Toleranz. Das heißt, jeder respektiert jeden eigentlich so, wie er ist. Ist das auch so eine Utopie Ihrerseits, einer Gesellschaft, wie sie funktionieren könnte? Ich glaube, dass das eines der wichtigsten Dinge ist im Zusammenleben, in der Begegnung, dass man versucht, Menschen als komplexe Wesen anzunehmen und zu akzeptieren. Etwas, was ich gelernt habe in meiner Familie, durch das Vorbild auch meiner Eltern und meiner Großeltern, ist, dass man Menschen so nehmen soll, wie sie sind, wenn es möglich ist. Es gibt natürlich auch Grenzen, das ist ganz klar. Aber ich glaube, was ich selber ganz gut kann, ist, dass ich mir bei den Menschen das raussuche, was ich mag. Und dann leichter mal auch über andere Dinge hinwegsehen kann, obwohl das klingt arrogant, ich meine damit nicht. Ich kann sie zur Bezeichnung... Ich muss sagen, es klingt weise, nicht arrogant. Ja, Pierschenschweine, weise Frau. Aber ich kann es ein bisschen zur Seite nehmen. Mir fällt ein Beispiel ein. Ich bin mit meiner Mutter mal spazieren gegangen in Everding und da gibt es eine kleine Böschung, wo oben eine Parkbank steht und daneben ist ein Rosenbusch. Und wir sind gegangen und sie sagt zu mir, schau, wie schön diese Rosen sind. Und hinter uns waren zwei Frauen, die haben sich darüber aufgeregt, dass am Boden Schmutz gelegen ist. Also sie nimmt das als erstes wahr oder hat das da als erstes wahrgenommen, zuerst wahrgenommen. Vielleicht ist ihr dann das andere auch noch aufgefallen, ziemlich sicher sogar, aber das war so dieser erste Aspekt. Vielleicht kann man das umlegen auf so, wie man auch anderen gegenüber treten kann. Sie sind ausgebildete Sozialarbeiterin. Also ich nehme an, dass Sie auch an diesem Buch die Gruppendynamik ein wenig interessiert hat, von diesen vielen Personen, die da auf dieser Alm zusammenleben. Aber so eine Gruppe mit Menschen, die doch sehr mitgenommen worden sind vom Leben, braucht auch ein stabiles Element. Das wäre ja in diesem Fall eigentlich Ernst, der Cousin von Fanny. Ich nehme an, den haben Sie sozusagen als Mittelpunkt gewählt, also nicht als Mittelpunkt, aber so als stabiles Element einfach in dieser Geschichte. Der hat sich herauskristallisiert, also dieser Anker, oder einer der Anker in dieser Gruppe. Wobei ja dann Fanny eigentlich auch immer mehr an Stabilität gewinnt, muss man sagen. Ja, genau. Wie sehr hat sie denn eigentlich überhaupt, was das Schreiben betrifft, ihr Beruf als Sozialarbeiterin, wie sehr beeinflusst dieser Beruf das Schreiben, würden Sie meinen? Oder sind das zwei getrennte Bereiche? Ich bin ja nicht Sozialarbeiterin geworden, weil ich das unbedingt werden wollte. Ach so. Aber das tut eigentlich nichts jetzt dazu. Ich erzähle es nur trotzdem kurz. Ich wollte etwas ganz anderes machen, konnte aber als junge Frau nicht nach Wien gehen zum Studieren, weil ich sehr krank war und dann auch noch ein Kind bekommen habe und ja, kein Geld oder sowas. Dann habe ich geschaut, als mein Sohn dann in den Kindergarten gekommen ist, was kann ich in Linz studieren und bin durch Zufall auf die Sozialakademie gekommen, weil Jus, BWL etc. Ich habe die Hack gemacht und habe schon gewusst, das ist nicht meins. Und bin auf die Sozak gegangen, quasi als Notlösung und das hat sich bei mir aber als eine sehr gute Entscheidung herausgestellt, weil ich sehr, sehr viel gelernt habe über Kommunikation, über mich selber, über diese Dynamik in Gruppen, die sie angesprochen haben und danach in den Jahren, in denen ich als Sozialarbeiterin gearbeitet habe, natürlich sehr viel beobachten konnte. Das war wie lange? Das waren direkt nach der Sozialakademie ungefähr vier, viereinhalb Jahre, wobei schon während der Sozialakademie auch noch dazu ein Langzeitpraktikum war, über ein halbes Jahr. ein langzeitpraktikum war über ein halbes jahr und nach meiner laufbahn meiner anderen laufbahn ich habe dann ja als wie sagt man das ist schon so lange her dass ich vergessen habe nein das stimmt nicht ich habe projektentwicklung gemacht online projekte Projektbegleitung und so weiter. Habe ich dann wieder für circa zwei Jahre als Sozialarbeiterin gearbeitet, bevor ich mich dann ganz dem Schreiben widmen konnte. Also circa sechs, sechseinhalb Jahre. Man sieht es ja auch auf dem Foto, wo Sie den Preis bekommen haben, den Florianer-Preis, dass Sie offensichtlich mit Ihrer Familie sehr verwachsen sind. Und es ist ja nicht nur das Zurückkehren in die Heimat, sondern sie haben in diesem ehemaligen Birtshaus in Everding auch eine Everdinger Gaststube, wo ja auch Veranstaltungen stattfinden. Ja, das Everdinger Gastzimmer. Schauen wir uns vielleicht einmal an, weil es ist so direkt, wie man es sich vorstellt. Sie sind da mitten unter den Leuten in dieser Gaststube, in diesem grünen Leibchen und lesen da eigentlich, es ist irgendwie so abseits dessen, was man sich eigentlich sonst bei Lesungen vorstellt, dass jemand eben vorne steht, vorne liest oder sitzt und man lauscht andächtig, sondern das ist so mitten unter den Leuten. Das war eine schöne Lesung. Das war, bevor ich nach Klagenfurt gefahren bin. Da haben wir alle eingeladen in der Bekanntschaft und Familie und Freundeskreis, zu einer quasi lieber vorher Feiern als nachher Jammern-Lesung. Ich habe die schlechtesten Texte vorgelesen, die ich jemals geschrieben habe, absichtlich. Es war sehr, sehr lustig. Aber man hörte ihnen trotzdem sehr gern zu, gell? Wir hatten sehr, sehr viel Spaß. Da habe ich dann auch den Ingeborg Flachmann bekommen. Es war sehr lustig. Also es ist dann nicht so sehr mit diesem Ernst, den man sonst bei Lesungen, oder nicht unbedingt. Wir haben da auch sehr ernsthafte Lesungen schon veranstaltet. Also wir veranstalten ja eigentlich weniger ab und zu, machen wir selber was, meine Schwester und ich, aber es wurden da auch schon ernsthafte Sachen veranstaltet und sonst buchen sich die Leute den Raum für Workshops oder für kleine Feiern. Aber nicht mit diesem, ich sage jetzt mal, Heerenuntertun, wie es ja sonst teilweise eben ist bei Lesungen. Nein, nein, den haben wir nicht. Den brauchen wir nicht. Das Leben ist ernst genug. Ja, das ist zweifellos so. Gerade jetzt, ja. Sie sind jetzt in Wien, Sie waren in Linz und jetzt sind Sie in Wien. Was hat Sie bewogen, nach Wien zu gehen? Ich glaube, im Jahr 2000 sind Sie nach Wien übersiedelt. Ich wollte eigentlich schon mit 19 nach der Matura direkt aus Eveling verschwinden und nach Wien gehen und es wäre damals für mich auch wichtig gewesen. Es ging halt nicht aus besagten Gründen und ich habe dann eine Zeit lang in Linz gearbeitet und dann eben, ja, bis ich dann auf die Sozak gegangen bin. Nach Wien bin ich erst gegangen, als unser Gasthaus definitiv zugesperrt hat, als unsere Eltern in Pension gegangen sind. Und alles bereit war irgendwie dafür. Auch mein Sohn, der damals in Everding in die Volksschule gegangen ist, und der zu mir gesagt hat, weil ich ihm gesagt habe, wenn du dann die nächste Schule fertig hast, die nächste Schulstufe, also er wäre bei ihm die Hauptschule gewesen, dann gehen wir nach Wien. Ich hatte da schon für eine Wiener Firma gearbeitet, aber von zu Hause aus beziehungsweise immer wieder war ich dort. Und er hat dann gemeint, warum gehen wir nicht gleich? Diese Sekundestunde habe ich genützt und wir haben es beide nicht bereut. gleich. Also diese Kunst der Stunde habe ich genützt und wir haben es beide nicht bereut. Ja. Also ich habe den Eindruck, vielleicht täusche ich mich auch, als würden Sie so diese Durststrecken, Niederlagen als Autorin nicht kennen. Also jetzt abgesehen davon, was die Qualität ausmacht, aber es ist doch eigentlich so im Trend, wenn man so sagen kann, doch so, dass man sich sehr, sehr stark vermarkten kann. Und von Ihnen stammt, glaube ich, auch in einem Interview das Zitat, ich stehe nicht gern in der ersten Reihe. Also das heißt, es funktioniert offenbar schon auch anders. Da muss man funktionieren definieren. Da muss man funktionieren definieren, weil will man davon leben können, ist es ganz schwer. Von der Literatur alleine zu leben, gelingt ganz wenigen. Das ist so. kann das schon sehr viel bringen. Doch, ich kann es nicht so gut. Aber am Bachmannpreis teilzunehmen zum Beispiel war für mich eine Frage, eher so zu sagen, ich kann meine Bekanntheit steigern. Das hilft, selbstverständlich. Warum soll man sich sonst so etwas aussetzen? Es war alles in Ordnung und ich habe da kein Problem damit. Aber ich sage nur, es ist ja doch auch ein Wagnis, dass es auch furchtbar schiefgehen kann. Ist es gar nicht. Das kommt darauf an, mit welcher Einstellung man hingeht. Nein, in Ihrem Fall ist es gar nicht. War es keins. Und dann habe ich vielleicht auch das Glück, dass ich jetzt nicht, auch das klingt paradox, ich bin nicht 27. Ich werde heuer 54. Stimmt das? Ich werde 54. Und ich muss jetzt nicht mehr so lange durchhalten als Autorin. Das klingt auch eigenartig. Ich möchte schreiben, bis ich umfalle. Und ich möchte auch ganz alt werden. Aber ich kann da schon ein bisschen gelassener dran gehen, glaube ich. Also Sie meinen, man hat doch mehr das Wort Gelassenheit, als wenn man sich als ganz junge Autorin hineinpushen möchte oder muss. Das ist überhaupt nicht zwingend. Ich kenne auch Kolleginnen und Freundinnen, die in meinem Alter sind oder vielleicht ein bisschen älter sogar, vielleicht eine Spur jünger, die große finanzielle Sorgen haben und existenzielle Ängste. Und immer wieder, das kommt dann so in Wellen. Das kannte ich seltsamerweise von meiner Zeit als alleinerziehende Mutter mit einer Wohnung in Wien, wo die Mietkosten relativ hoch waren, weil ich ja genau eine gesucht habe, die in der Nähe meiner Arbeit ist, etc., weil mein Sohn noch so klein war. es so, dass meine Lebenskosten halt nicht extrem hoch sind. Mein Sohn ist erwachsen, ich habe keine Kinder mehr, die ich unterstützen muss. Das sind lauter Faktoren, die muss man berücksichtigen. Wenn ich jetzt noch weiß, ich muss meine Familie unterstützen, ich muss eine teure Mitwohnung alleine unterhalten, wie soll das dann gehen? Das sind ganz andere Voraussetzungen. Ganz genau. Das heißt, ich würde nicht für die anderen sprechen wollen. In meinem Fall ist es so, dass ich relativ, überhaupt momentan mit diesem Segen des Musil-Stipendiums sehr gelassen, zumindest in den nächsten Jahren, sein kann. Ich möchte jetzt auf den Roman wieder zurückkommen. Da gibt es ja auch noch so viel zu sagen. Ich habe die Sprache erwähnt. Und ich fand es reizvoll, wenn sie manchmal sehr gering dosiert diese ungewohnten Wortstellungen in manchen Sätzen, wenn sie so bei Wiederkehrenden mit Verben einleiten, wo sie also das Pr vorne belassen und ich habe mir überlegt was steckt dahinter wollten sie da so die vielfalt der sprache ansetzen oder die also unterstreichen oder dass das expressive oder welche warum haben sie diese methodik gewählt also ich glaube die methodik hat mich gewählt ich Das kommt halt so. Und für mich ist es dann dieser Klang, der halt da gerade da ist. Ich denke nicht sehr viel nach, wenn ich schreibe. Vielleicht sollte ich das nicht laut sagen. Also in dem Moment des Schreibens schreibe ich halt. Und du sehr viel danach arbeiten, das schon. Aber ich habe auch Kolleginnen, die sehr genau überlegen, wie sie den Satz formulieren, das mache ich nicht, sondern dann schreibe ich halt und dann ist halt schöner gerade das so, wenn das Wort vorne steht. Das macht ja auch etwas mit dem Rhythmus des Textes. Und wahrscheinlich bin ich eher sehr rhythmusverliebt und daher kommt das. Aufgefallen ist mir auch, also auch sehr positiv aufgefallen, dass Sie manche Ihrer Sätze abgewürgt haben, also jetzt ganz positiv, also nicht beendet haben. Also ich sage ein Beispiel, setze im Satz ein, mit Option auf mehr Stunden, eventuell Vollzeit, eine Kollegin dort war schwanger und würde bald, Punkt. Also das heißt, sie machen das bei Sätzen, wo man ja ohnehin weiß, was los ist. Wo man es eigentlich nicht mehr unbedingt ausformulieren muss. Das ist wie wenn man eine Kugel schreibt. Man schreibt sie an und dann rollt sie eh von selber weiter. Also der Gedanke geht eh von selber weiter. Das kann man den Leserinnen und Lesern schon zutrauen. Ja, ja. Absolut. Das Bild weiter vervollständigen. Es ist reizvoll. Also wenn man zu den Figuren noch kommt, so eine ihrer sehr prägnanten Figuren war diese 70-jährige Tipi, die Ärztin, die auch sehr wenig Preis gibt von sich selbst. Aber auf der anderen Seite, sie hilft ja auch der Fanny, also der Protagonistin, und möchte aber auch ihre Geschichte wissen. Sie will sie einerseits wissen, genau, andererseits drängt sie zur Kürze, sagt er jetzt, erzähl schon mal weiter. Das fand ich irgendwie sehr, naja, auffallend. Ja, die ist ein bisschen unkonventionell, glaube ich. Ja, es sind sehr viele eigentlich unkonventionell, bis eben auf diesen, eigentlich fast alle, bis auf diesen Ernst eben, der so ein richtig gestandener ist. Aber der insofern vielleicht auch aus der Reihe tanzt, weil er sich einlässt auf diese anderen. Ja, das auch, natürlich. So als hätte er auch irgendwie in, sag mal in abgemilderter Form gewartet, dass sich sein Leben vielleicht noch einmal in die eine oder andere Form ändert, ohne dass es ihn aus der Bahn wirft, so wie es ja bei Fanny war. ich gar nicht erwähnen, eben wendet. Ja, es ist auch da, also was mir aufgefallen ist, die Kapitelüberschriften sind sehr oft zitathaft gewählt, ja, also zum Beispiel This is the End, My Friend, ja, oder Fast ein Tod in Venedig, also da spielen sie doch sehr stark auch an. Ja, oft ist es dann aus dem Schreiben heraus, dass ich ihnen die Titel fast nur so als Arbeitstitel für das Kapitel, damit ich selber weiß, wo bin ich gerade, wenn ich so drübergehe. Und dann gefallen mir die so gut, dass ich es einfach lasse. Also da steckt nicht irgendeine Methodik dahinter, weil es war ja sehr dezent, also ich glaube es war zweimal oder dreimal. Es wird dann vielleicht eine Methodik draus, ein bisschen so eine Idee eher als eine Methodik. Putzt euch, tanzt, lacht ist ja auch ein Zitat, nämlich von Arthur Mboh, einem der prägendsten oder einflussreichsten Dichter des 19. Jahrhunderts. Und einer ihrer Figuren liebt ja auch diesen Dichter ganz besonders. Hat sie Rimbaud auch in seiner Radikalität in irgendeiner Form beeinflusst, literarisch? Ich denke, ja, schon. Das gehört sicher zu den Einflüssen, die mich geprägt haben. Wobei es fast mehr die Form seines Lebens war, weil auch er ist ja einer, der weg ist von zu Hause. Ja, der ist ja auch sehr radikal auch verschwunden. Ja, auch. Aber was mich so fasziniert hat, ist eben seine Freiheit beim Schreiben. So die Art, wie er seine Bilder entstehen lässt. Die kann man oft gar nicht enträtseln, sondern das muss man halt nehmen, so wie es ist. Für mich, also ich halt, weil ich es ja auch oft gar nicht nachvollziehen kann. Da gibt es ja viel Kontext, den ich gar nicht weiß. Aber das Bild, das dann entsteht, das hat so eine Kraft und so eine Stärke, die mich dann tief berührt. Und das beeinflusst mich natürlich. Und das beeinflusst mich natürlich. Und dieses Putz, durchtanzt, lacht von Rimbaud ist ja auch durchaus als Aufforderung zu verstehen, auch für diesen Roman, also im Sinne von, ich weiß es nicht, auch mehr Leichtigkeit oder das Leben ein wenig nicht in diesen Strukturen zu leben. So habe ich es zumindest verstanden. Wobei der Titel ein Zufall ist, ein glücklicher. Mein Verleger Arno Kleibel hat zu mir gesagt, Karin, bitte such dir einen anderen Titel als den ursprünglichen, den ich nicht verraten mag, den ich hatte. Und er hat auch gesagt, diskutiere bitte nicht, sondern mach. Und er hatte vollkommen recht. Ich musste dann warten, habe das kleine Reklamheft mitgenommen, das man vorher auch gesehen hat, das ich ja auch schon drinnen hatte im Buch und habe drin geblättert, weil ich mir gedacht habe, vielleicht finde ich da einen Titel drinnen hatte im Buch und habe drin geblättert, weil ich mir gedacht habe, vielleicht finde ich da einen Titel drinnen und komme dann auf dieses Putzt euch, tanzt, lacht. war so glücklich, als mein Verleger und mein Verlag das dann angenommen hat. Der Otto-Müller-Verlag. Ohne irgendwie das in Frage zu stellen, weil es ja, es ist ein Auftakt schon fast zu dem Buch, das stimmt. Ja, ein Auftakt, genau, und eine Aufforderung, würde ich auch sagen. Es gibt im Buch genau diese Leichtigkeit, die es haben darf und vor der man sich, denke ich mir, auch in dieser ernsten Literatur nicht fürchten sollte. Ihre Figuren haben sehr auffallende Namen, habe ich bemerkt, also von Berlin über Felden, über Tippi. Ich kenne einen Schriftsteller, der lange, lange überlegt, wie er seine Figuren nennt. Wie ist es zu diesen Namen gekommen? Ich meine, die könnten ja auch Hans und Franz und Grete heißen. Ich sage es jetzt provokant. Also es gab bei diesem Buch einige, bei denen ich länger nachgedacht habe und einige, bei denen ich gar nicht lang nachgedacht habe. Ich weiß nicht, Berlin war gleich Berlin. Das war so. Und Tipi war aber nicht gleich Tipi. Da hatte ich dann mit einer Freundin von mir, die viel in England war, korrespondiert. Wir haben dann hin und her geschrieben, was für ein Name denn ihrer Meinung nach gut wäre. Ich habe dann auch Tipi vorgeschlagen und sie fand den dann auch großartig. Dann ist es dabei geblieben. Also es ist ganz verschieden. Manche Figuren haben gleich ihren Namen. Das war bis jetzt bei allen Büchern so. Bei anderen bin ich dann nach einer Zeit draufgekommen, der passt nicht. Das muss ein anderer sein. Das ist so ein Prozess des Nachdenkens oder dann irgendwann einmal beim Spazierengehen draufkommen, lieber nicht, lieber was anderes. Also das ist eine Sache der Intuition eher, oder? Ja. Also das passt einfach nicht, so wie man manchmal, bis man ein, ich vergleiche es jetzt einfach, bis man ein Kind, das auf die Welt kommt, sieht und sagt, na eigentlich der Name, den wir uns gedacht haben, passt für dieses Kind eben einfach nicht. fast Technologiekritik, also was sehr oft auch in diesem Buch vorkommt, sind diese eingebauten Chips. Die Chips, ja. Und Sie sagen ja auch einmal, glaube ich, in einem Interview, ich mag Menschen und Dinge, die so aussehen, die sich so anfühlen, als wäre keine Zeit vergangen. Legen Sie Fahne in den Mund, Entschuldigung, das haben Sie nicht gesagt. Aber deckt sich das auch ein wenig? Ich bin schon ein bisschen skeptisch. Also jetzt würde ich mir keinen Chip implantieren lassen, zum Beispiel, wobei ich nichts ausschließe für immer. Im Moment bin ich da skeptisch. Aber um diese Frage zu beantworten, müsste ich wahrscheinlich länger nachdenken. Also es kommt relativ häufig vor, war noch vor dieser Impfdiskussion. Das war vor der Impfdiskussion, ja. Genau, da habe ich dann dran denken müssen. Ich möchte jetzt auch noch auf die anderen Bücher ein wenig zu sprechen kommen, vor allen Dingen, weil mir auch eine Assoziation sehr stark gekommen ist. Wir haben jetzt von der Impfung eben auch schon gesprochen im weitesten Sinn, also in Ihren Erzählungen vom Ende unter dem Titel Analyse, Autolöse Wien, berichten Sie von einer dystopischen Welt und auch von einer Parallelgesellschaft. Das war im Jahr 2017 und diese Parallelgesellschaft, ich möchte jetzt nicht den Eindruck aufkommen lassen, wir nähern uns einer Dystopie, aber trotzdem diese Parallelgesellschaft, ich möchte jetzt nicht den Eindruck aufkommen lassen, wir sind, wir nähern uns einer Dystopie, aber trotzdem, diese Parallelgesellschaft, die sehen wir doch jetzt in den letzten Monaten mehr und mehr. Also das heißt, das haben Sie, während Sie an diesem Buch geschrieben haben, auch schon sehr stark wahrgenommen? Dass jeder so für sich ist und für sich kämpft und für sich versucht, weiterzukommen? Naja, so diese Parallelgesellschaft, wo sich die Gesellschaft auch immer mehr polarisiert. Ja. Ich glaube, dass mein... Ja, schon. Da haben Sie schon recht. Der Beweggrund für das Buch war zwar ein bisschen ein anderer. Mich hat einfach interessiert damals. Damals waren diese Bilder aus Kobane und Mosul, wo man mit diesen Drohnen durch die verwüsteten Städte geflogen ist. Ich habe das schon oft gesagt, dass das ja fast so eine Ästhetik hat, eine Ästhetik, die eine Zsthetik, die Zerstörung hat. Und dann vielleicht ist noch ein bisschen Klaviermusik drunter, damit es alle merken, wie furchtbar tragisch das ist. Mich hat das interessiert, wenn wir solche Städte sehen, die so zerstört sind. Mein Lebensgefährte kommt aus diesem Raum, ist schon lange in Österreich und wir reden viel über solche Situationen. Mich hat es interessiert, wie würden denn wir reagieren drauf, wenn unsere Welt auf einmal so zerstört wäre? Also tatsächlich hier in Wien oder halt in einer sogenannten westlichen Großstadt. Was wäre denn, wie hätten wir agiert? Auf dieses Experiment wollte ich mich einlassen, dieses Gedankenexperiment. Ganz anders, also mich hat ja auch verwundert diese Vielfalt Ihrer Themen. Es ist eigentlich jedes Buch wieder ganz, ganz, ganz anders. Also jetzt haben wir schon besprochen von Fanny Bolt, lassen Sie die Fanny dann irgendwie fortleben. Aber ganz, ganz anders ist wieder Ihr Buch Watschenmann. Da begeben Sie sich auch in eine ganz andere Zeit, nämlich 1954. Und das ist ein Mann, der eben jahrelang nach dem Krieg eigentlich den Boden unter den Füßen nicht mehr findet. Ich weiß, Sie haben das irgendwie auch, das ist ja auch so ein Relikt Ihrer Zeit oder Ihrer Jugend im Wirtshaus, oder stimmt das? Wo sie diese Gespräche gehört haben. Ganz genau, ja. So am Stammtisch die alten Männer, die über den Krieg gesprochen haben. Das war schon sehr prägend. Auch konnten wir mit unseren Großeltern viel reden. Die haben viel erzählt. Das ist ein Glück. Das war eine Stimme. Und unsere Eltern, mein Vater ist Jahrgang 33, reden die haben viel erzählt das ist ein glück zwar eine ausnahme war ja aber sie haben kreid und uns unsere eltern mein vater ist jahrgang 33 der hat meine mutter 41 hoffe ich darf das sagen offiziell also überhaupt mein vater hat natürlich viel miterlebt und viel erlebt bewusst bewusst schon, weil er ja schon erst ein Bub war und dann ein junger Mann. Es war nie ein Problem, darüber zu reden für uns. Mich hat es auch immer interessiert, was passiert denn, wenn man eine Krise durchmacht? Wie kommen die Menschen da raus? Als Mädchen im Wirtshaus habe ich mir gedacht, warum sehe ich das den Leuten nicht an, dass sie Krieg hinter sich hatten. Aber es war offensichtlich dann schon so, weil wenn Sie ein Mädchen waren, müsste es so Ende der 70er Jahre gewesen sein. Und das ist doch lange, lange nach dem Krieg. Aber es war offensichtlich natürlich in den Köpfen der Männer nach wie vor da. Also so, dass das nach wie vor ein Gesprächsthema eben war. Die Alten, nicht alle, nicht immer, und Erinnerung ist ja trügerisch, wie wir wissen, aber für viele, die dann bei uns am Standtisch gesessen sind, war das das Erlebnis ihres Lebens, das Abenteuer ihres Lebens war der Krieg. Und gar nicht immer unbedingt im schlechten Sinn, sondern halt im, ich war dort, ich war an dieser Front, ich habe das erlebt oder wir haben damals irgendwelche Lager geplündert, damit wir was zu essen haben oder wir sind hamstern gegangen etc. Das wurde nicht erzählt so mit dem, ich habe so gelitten. Das wurde ausgeklammert, oder? An das kann ich mich zumindest nicht mehr so gut erinnern, aber ich war wie er, ich war dabei, so er. Das hat mich interessiert. Ich weiß nicht, wie viel man da jetzt schon sagen kann, aber ihr nächstes Projekt hat ja wieder mit Everding zu tun. Also das ist ja jetzt einmal die Wirtsstube und der Krieg war sozusagen die Thematik, aber der Schauplatz war das nur. Aber Ihr nächstes Projekt hat mit Everding zu tun. Ja, es hat auch mit dem ersten Buch zu tun. Im ersten Buch, im Watschenmann, kommt eben auch Tragan vor, ein Serbe. Der war damals schon nicht ohne Grund in diesem Buch. Und der ist jetzt die zentrale Figur in meinem nächsten Roman. Und das hat was mit Everding zu tun. Ich weiß nur nicht, ob ich das schon so detailliert, ich weiß nur nicht, ob ich das schon so detailliert, in Everding wissen es eh schon viele, aber ob ich so detailliert schon erzählen möchte. Also das heißt, es ist dann doch wieder eine Parallele zu, also wo aus Funnybolt eben die Fanny dann weitergeführt wird und Dragan wird dann auch weitergeführt. Wussten Sie das damals schon beim Watschenmann, dass der noch einmal sozusagen belebt wird oder noch einmal eine Rolle spielen wird? Eben, er ist nicht ohne Grund im Buch. Ich hatte damals vor, als der Verlage Interesse gezeigt hat an dem Buch nach dem Watholzpreis, weil sonst hätte ich es wahrscheinlich auch gar nicht geschrieben, hatte ich vor, einen Teil der Eferdinger Geschichte zu erzählen, auch die mir wichtig ist und über die wenig geredet wird. Und deswegen den Tragen halt reingenommen. Mein Verleger, Arno Kleibel, meinte dann beim ersten Buch, bitte nicht mehr als 300 Seiten. Und er hatte auch recht damit, weil ich bin sehr froh, dass ich den Watschenmann dann so abgeschlossen habe, wie er jetzt ist. Dazwischen, zwischen diesem Buch und dem Tragan-Buch, jetzt drei andere Bücher liegen. Ich musste einiges dazulernen noch, glaube ich. Ich glaube, dass es für das Traganbuch wirklich sehr, sehr gut war, dass diese Jahre dazwischen gelegen sind. Ich hoffe, dass es ja auch überhaupt keine neuen Projekte noch anzukündigen, keine Lesungen anzukündigen, denke ich, oder schon? Ja. Im oberösterreichischen Raum? Wir haben jetzt, also die nächste wäre in Salzburg gewesen, das machen wir als Online-Lesung mit Sandra Gukic und Mieze Medusa und ich. Jeder nimmt ein Video auf, das wird moderiert eben von Anton Duswaldner fürs Literaturhaus in Salzburg. Ich glaube, das ist der 19. Februar. Zumindest das geht. Und dann stehen schon einige Lesetermine an. Ich habe die auf meiner Webseite unter Termine alle aufgelistet. Und dann hoffe ich, dass sich die Menschen wieder physisch begegnen können. wie es vor dem Winter war, sind wir mit Abstand mit Maske gesessen. Und es wäre auch möglich und es wäre wichtig, dass das jetzt bald wieder geht, so wie viel es bald wieder gehen sollte. Also auch ein Appell an die Kulturpolitik und an die Politik, weil gerade im Kulturbereich lässt sich einiges machen. Ja, das kann ich nur unterstreichen. Danke Ihnen ganz, ganz herzlich, dass Sie da waren. Ja, ich danke für die Einladung. Also zu Gast war heute Karin Peschka. Wir haben über Ihren zuletzt erschienenen Roman Putzt euch, tanzt, lacht gesprochen, erschienen im Otto-Müller-Verlag und auch über einiges andere mehr, also über die Entstehung Ihrer Figuren, die Vielfalt Ihrer Themen und über die, eben wie gesagt, die anderen Bücher. Ich wünsche Ihnen, Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen angenehmen Nachmittag und man kann es nicht oft genug sagen, bleiben Sie gesund. you