Liebe Zuseherinnen und Zuseher von DorfTV, ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zu der dritten Sendung der Talkreihe Apfelbaumgespräche mit Bernhard Schwab, heute zum Thema Millionen für die Kohle, wie österreichische Banken immer noch für die Kohle, wie österreichische Banken immer noch klimaschädliche Industrien finanzieren. Wir wollen uns heute mit der Frage beschäftigen, warum es sich bei dem Gedanken, dass Österreich kohlefrei sei, um eine Utopie handelt. 2020 wird in Österreich zwar keine Kohle mehr verstromt, dennoch ist Österreich nicht kohlefrei, da zwei Großbanken, konkret die Raiffeisen Bank International und die Erste Bank immer noch die Kohleindustrie mit dreistelligen Millionenbeiträgen finanzieren. Doch warum ist das so? Darüber hinaus wollen wir heute auch darüber sprechen, welchen Anteil Banken an der Klimakrise haben und wie man eben diese noch stärker in die Verantwortung nehmen kann. Wir haben beide betroffenen Banken eingeladen, heute mit uns, in der heutigen Sendung mit uns zu diskutieren. Leider jedoch haben beide Banken, also sowohl die Raiffeisenbank International als auch die Erste Bank unsere Einladungen abgelehnt. Die Erste Bank betonte außerdem noch, dass sie ihre Richtlinien überarbeiten und anschließend veröffentlichen werden. Und so darf ich heute in unserer Sendung folgende zwei Gäste ganz herzlich begrüßen. Einerseits Julia Litowschenko, sie ist Volkswirtin und Althistorikerin und außerdem aktiv bei FinanzAttack und Michael Spiekermann. Michael studiert an der BOKU Wien Umwelt- und Bioresourcen Management und engagiert sich zudem bei Fridays for Future als Klimaaktivist. Hallo, danke für die Einladung. und engagiert sich zudem bei Fridays for Future als Klimaaktivist. Hallo, danke für die Einladung. Ja, dann beginnen wir mit der ersten Frage. Zu Beginn, Michael, möchte ich dich bitten, uns kurz zu erklären, wie ist es zu den gemeinsamen Recherchen mit der Finanz-NGO Urgewalt gekommen? der Finanz NGO Urgewalt gekommen? Ja, Fridays for Future ist allgemein bekannt als Klimaschutzorganisation, Klimagerechtigkeitsbewegung und normalerweise sind wir Schülerinnen und Studierende auf den Straßen und fordern auf den Straßen von der Politik Klimagerechtigkeit, dass die Politik Maßnahmen setzt, damit ein klimagerechtes Leben in Österreich möglich ist. Allerdings machen wir auch im Hintergrund natürlich viele Gespräche und Kampagnen und Projekte und eines davon ist eben unsere Kampagne zu Raiffeisenbank und Erste Bank. Wir wurden durch internationale Kontakte aufmerksam, dass diese beiden Banken immer noch in klimaschädliche Kohleindustrie investieren und da hunderte Millionen an Euro reinstecken und somit die Klimakrise weiterhin anfeuern. Und wir haben uns gedacht, Fridays for Future, vier Menschen, vier motivierte Menschen, ja da machen wir eine Kampagne dazu. Wir fordern jetzt von Erste Bank und von der Raiffeisenbank International, dass sie mit diesen Finanzierungen aufhören, weil andere Banken hier schon deutlich weiter sind und viele Unternehmen einfach nicht mehr finanzieren. Und so haben wir Kontakt aufgenommen mit einer deutschen Organisation, einer deutschen Klimaschutzorganisation, die nennt sich Urgewalt und hat super Expertise im Bereich Finanzmarkt. Und Urgewalt hat eine ganz lange Liste erstellt von allen Unternehmen weltweit, die im Kohlesektor tätig sind. Und diese Liste ist unglaublich hilfreich. Die zeigt uns auch unter der Raiffeisenbank und der Ersten Bank, welche Unternehmen ausgeschlossen werden müssen, um die Klimakrise zu verhindern. Im Pariser Klimaabkommen hat man sich 2015 unter anderem auch dazu verpflichtet, Finanzströme in Übereinstimmung mit dem 1,5-Grad-Ziel zu bringen. Julia, kannst du uns sagen, aus welchen ökonomischen Gründen es für zwei österreichische Großbanken im Jahr 2020 immer noch wirtschaftlich profitabel ist, mit ihrem Geld die Kohleindustrie zu finanzieren? Grundsätzlich investieren Banken dort, wo sie die höchsten Profite erzielen. Das ist ihr Geschäftsmodell. Das heißt, solange es Profite in der fossilen Industrie gibt, werden die Banken dort investieren. Die einzige Möglichkeit, das abzudrehen, wären direkte staatliche Verbote von Investitionen in diesem Bereich. staatliche Verbote von Investitionen in diesem Bereich. Es stellt sich natürlich die Frage, warum es immer noch den Banken rentabel erscheint, dort zu investieren. Das liegt einerseits daran, dass die Risikomodelle, die die Banken verwenden, in der Regel nicht mehr als zwei oder drei Jahre in die Zukunft sehen. Wenn eine Bank abweichen würde, das heißt, wenn eine einzelne Bank eine langfristigere Perspektive einnehmen würde, hätte das zur Konsequenz, dass sie die kurzfristigen Zahlen vernachlässigen würden, potenziell. Sie könnten sich dann plötzlich selbst teurer nur Geld ausborgen, ihre eigenen Aktien würden potenziell in den Keller rassen, das heißt, ihre eigene Position am Markt würde leiden. In der Konkurrenz am Kapitalismus würden sie quasi untergehen. Das heißt, die Banken als Einzelne sind in der Logik des kapitalistischen Systems unterworfen und versuchen kurzfristig ihren Profiten zu maximieren. Und die einzige Möglichkeit, daraus zu kommen, wäre eine staatliche Regulierung, ein staatliches Verbot von Investitionen oder Krediten an fossile Industrien. Michael, wie sehen denn die genauen Lücken bzw. Schlupflöcher in den Kohle-Policies, also in den Finanzierungsrichtlinien der Banken und ihrer eigenen Finanzgeschäfte aus? Wo hat der Fall of the Future die großen Lücken ausgemacht? Üblicherweise ist es so, dass Banken, wenn sie beschließen, bestimmte Unternehmen auszuschließen, weil diese zum Beispiel in Kohle oder zum Beispiel auch in Waffenindustrie oder in anderen nicht ethisch vertretbaren Sektoren investieren, dann machen sie dazu Richtlinien und diese Richtlinien nennt man dann Policies. Und bei den Kohle-Policies ist es so, dass erste Banken und Reifeisen zwar solche Policies haben, aber letztendlich, was in diesen Policies zu finden ist, ist bei Weitem nicht ausreichend, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Es ist letztendlich ein Wischiwaschi-Papier. Man sieht dort zum Beispiel, dass nur Unternehmen ausgeschlossen werden, die 50 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen. Allerdings viele Unternehmen sind nicht reine Kohleunternehmen, sondern das sind Unternehmen, die machen neben Kohle zum Beispiel auch noch andere Projekte, produzieren andere Produkte, irgendwelche großen Konzerne. aber auch viel anderes produziert, dann kann es sein, dass er weniger als die Hälfte des Umsatzes mit Kohle macht und dieser Konzern wird dann nicht ausgeschlossen. Und unsere Forderung ist hier zum Beispiel, das ist auch angelehnt an die Richtlinien von Urgewalt, dass man eine Grenze macht bei 20 Prozent. Wenn das Unternehmen mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle macht, dann darf das Unternehmen keine Kredite mehr bei der Bank aufnehmen. Oder in anderen Bereichen ist es zum Beispiel so, beide Unternehmen schließen direkte Projektfinanzierungen aus. Also wenn ein Unternehmen zur Bank kommt und sagt, wir wollen jetzt ein Kohlekraftwerk machen und wir wollen genau für dieses eine Kohlekraftwerk einen Kredit aufnehmen, dann sagen die Banken, nein, das ist leider verboten. Gut, aber das ist letztendlich irrelevant, weil 90 Prozent aller Kohlekraftwerke werden nicht über Projektfinanzierungen gemacht, sondern über Unternehmensfinanzierungen. Das sagt einfach das Unternehmen, ich nehme jetzt so und so viele Millionen Euro auf und dann machen sie mit dem Geld, was sie wollen. Was von den Banken, was Erste Bank und Raiffeisenbank unbedingt korrigieren müssen, ist, dass sie gesamte Unternehmen ausschließen, weil die Unternehmen sind das Problem und nicht nur die einzelnen Projekte. Gibt es da Beispiele, welche Unternehmen da zum Beispiel besonders kritisch sind? Ja, wir haben zum Beispiel jetzt recherchiert, welche Unternehmen auch von der Raiffeisenbank International und von der ersten Group finanziert werden. Und da stechen zum Beispiel zwei Unternehmen ins Auge. Das eine ist Jesch und das andere ist Inel. Und bei der ersten Group ist auch noch EPH ein Unternehmen. Das sind alles Unternehmen, die sagen uns vielleicht gar nicht so viel, aber das sind genau diese Unternehmen, die in Europa für einen Großteil der Kohlekraftwerke auch zuständig sind, die diese besitzen und betreiben. Und auch zum Beispiel das neue Kohlekraftwerk Tatteln 4 wurde somit mitfinanziert durch Gelder auch aus Österreich. Michael, kannst du uns noch sagen, ob es vielleicht sogar Banken gibt, die bereits jetzt jegliche Finanzierung der Kohleindustrie konsequent ausschließen? Ja, es gibt auf jeden Fall viele Banken mittlerweile, die schon viele Schritte weiter sind als Erste Bank und Raiffeisenbank International. So zum Beispiel die österreichische Bank, Bank Austria. Die Bank Austria ist ein Tochterunternehmen, eine Tochterbank der Unicredit, die ihren Sitz in Italien hat. Und die Unicredit hat schon vor einigen Jahren viel konsequentere Ausschlusskriterien für Kohleindustrie festgelegt. Die sagen zum Beispiel bis 2028 darf kein Unternehmen, das wir noch finanzieren, mehr Kohle in der Kohleindustrie tätig sein. Also sie dürfen weder Kohlekraftwerke betreiben, noch Kohleminen betreiben und Kohle sozusagen aus der Erde rausgraben, noch Infrastrukturprojekte machen. Zum Beispiel dürfen sie nicht Züge bauen, die Kohle transportieren, von der Kohlemine zum Kraftwerk zum Beispiel. Das ist alles verboten. Das heißt, sie schließen ab 2028 den gesamten Kohlesektor aus. Und sie haben zum Beispiel auch viel stärkere Schwellenwerte, ab denen eben Unternehmen, die einen gewissen Anteil mit Kohle machen in ihren Umsätzen, ausgeschlossen werden. Julia, von dir würde mich interessieren, wie es sich ökonomisch auf die Verstromung der Kohle, also folglich auf die Befeuerung der Klimakrise auswirkt, Klimakrise auswirkt, wenn sich die Raiffeisenbank und die erste Bank durch die Vergabe von Krediten und das Verkaufen von Aktien dazu entschließt, weiterhin diese Unternehmen zu unterstützen, beziehungsweise welchen Effekt hat es, wenn sie eben dies nicht mehr machen? Solange sie an solche Unternehmen Kredite vergeben, heißt es, dass die Banken davon ausgehen, dass ein Wachstum in diesen Branchen erzielt werden wird. Das heißt, da steht die Annahme dahinter, dass die Gesetzgebung zahnlos bleiben wird in den nächsten 20 Jahren. Sonst würden die Banken das nicht tun. Das heißt, man geht davon aus, dass das Lobbying der fossilen Industrie, so wie es in den letzten 30 Jahren stattgefunden hat, auch noch weitergehen wird und dass trotz aller Lippenbekenntnisse zu Klimaneutralität nichts passieren wird. Die andere Seite des Ganzen ist, dass das Grundbewegungsgesetz des Kapitalismus, so wie die Schwerkraft dafür sorgt, dass Sachen nach unten fallen, ist unser Bankensystem so aufgebaut, dass Geld dorthin geht, wo Profite fließen. Das heißt, auch wenn die Raiffeisenbank oder die Erste Bank nicht mehr an die Kohleindustrie Kredite vergeben würden, solange das Geschäft nicht verboten ist, solange hier irgendwo Profite locken, wird sich eine Bank finden, wird sich irgendein Investor finden, der diese Projekte weiterhin bezahlt und finanziert, solange es gesetzlich möglich ist. Ich möchte vielleicht noch ergänzen, eine nette Geschichte. Es hat letztes Jahr ein CEO eines japanischen Kohleunternehmens hat bei einer Hauptversammlung dieses Konzerns schon festgestellt und da auch öffentlich gesagt, Leute, es wird immer schwieriger, dass wir an Geld kommen. Und da hat er sogar bewusst gesagt, explizit gesagt, das liegt daran, dass Banken in Europa uns nicht mehr das Geld anbieten. Und dadurch steigt auch der Preis, dadurch kommen sie schwieriger auf den Weltmarkt zu Finanzierungen für ihre Projekte. Und das zeigt uns natürlich, das ist schön zu hören, das zeigt uns, dass es eine Wirkung hat, wenn Europas Banken aussteigen, dass man das sogar in Japan bei den Kohleunternehmen dann schon merkt. Michael, wie sind denn die Reaktionen der Banken auf die Recherchen ausgefallen? Es gab ja auch Gespräche mit Fridays for Future und den Banken. Gibt es vielleicht auch Bemühungen sogar, die Kohlepolicies wirklich tatsächlich zu überarbeiten? Ja, natürlich waren die Banken nicht darüber erfreut, dass wir angekündigt haben, eine Kampagne dazu zu machen. Wir haben am Anfang einfach mal um ein Gespräch gebeten, mit der Raiffeisenbank zuerst im Juni und dann-Gespräch. Und ja, es war irgendwie eine merkwürdige Atmosphäre. Sie hatten ihre Kamera nicht eingeschalten. Und ja, es waren aber zumindest einige Menschen von ihnen anwesend, also einige wichtige Personen auch im Bereich Asset Management und auch nachhaltige Finanzierungen und so waren einige Leute vor Ort. Und wir haben mit denen schon Grundsatzdiskussionen geführt. Da kamen zum Beispiel Argumente wie, dass bestimmte Menschen in der Reifersenbank behaupten, in Polen zum Beispiel ist die Kohlefinanzierung ganz wichtig, weil Polen ist abhängig von Kohlestrom ist. Aber viele Studien zeigen, dass sogar Polen bis 2030 aus dem Kohlestrom gänzlich aussteigen kann, ohne dass dadurch die Energiesicherheit gefährdet ist, weil die haben im Moment so viel Kohle, die müssen nur zusätzlich Windkraftwerke und Photovoltaikanlagen bauen und könnten so einen großen Teil auch zum Klimaschutz beitragen. Auch bei der ersten Bank hatten wir so ein Gespräch und da spürten wir ein wenig mehr Offenheit. Wir haben ein konstruktives Gespräch geführt und ja, letztendlich uns haben nach dem Gespräch, dann hatten wir eine Kampagne direkt vor Ort, eine Protestaktion vor den Zentralen, wo wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Flyer ausgeteilt haben und versucht haben, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, ins positive Gespräch, dass es hier einen Wandel braucht. Und dann haben wir auch noch Artikel für die Medien geschrieben und waren auch in der APA, in 20 Zeitungen wurden wir abgedruckt, unser Artikel. Ja, was wir als großen Erfolg sehen und die Reaktionen beider Banken waren, sie wollen die Policies überarbeiten. Also durch unseren Protest haben wir bewirkt, dass sowohl Raiffeisen Bank und Erste Bank strengere Richtlinien machen wollen, um Kohleunternehmen auszuschließen. Allerdings wissen wir natürlich nicht, was ist da jetzt wirklich dahinter? Ist das nur eine leere Ansage? Sind das leere Worte oder kommt da was Großes? Und deswegen haben wir auch ganz klar gesagt, wir werden, sobald die neuen Policies draußen sind, also Ende des Jahres hoffentlich, schauen, wie die passen. Und wenn die nicht passen, dann werden wir weiterhin Druck machen. Banken haben ja sogenannte Policies, wir haben das ein paar Mal angesprochen, um unter anderem solche Aspekte wie Nachhaltigkeit in ihre Finanzgeschäfte einfließen lassen zu können, beziehungsweise auch zu berücksichtigen. Einfließen lassen zu können, beziehungsweise auch zu berücksichtigen. Julia, warum zeigen deiner Meinung nach die Banken nicht mehr Engagement, ihre Kriterien entsprechend dem 1,5 Grad Ziel auszurichten, auch was die Finanzierung anderer fossiler Brennstoffe, beispielsweise Gas oder Öl, betrifft? Die Banken zeigen nach außen sehr viel Engagement in diesem Bereich. Es wimmelt nur so von nachhaltigen und ethischen Anlageprodukten, von Green Bonds und Green Investment Möglichkeiten. Der Haken an dem Ganzen ist nur, wie gesagt, das Geschäftsmodell von Banken basiert auf Wachstum. Das heißt, zu erwarten, dass die Finanzindustrie die Klimakrise löst, ist ein bisschen, als würde ich den Hund auf den Schweinsbraten aufpassen lassen zum Mittagessen. Es wird wahrscheinlich nicht gut gehen, 99 Prozent der Fälle. Denn was wir tatsächlich brauchen würden, um die Klimakrise zu lösen, ist weniger Wachstum, weniger Konsum, weniger Produktion. Wir müssen all diese Bereiche zurückfahren. Und ein Rückfahren von Produktion und von Konsum, damit lässt sich kein Profit erwirtschaften. Das heißt, auch wenn die Banken sich nach außen hin darstellen, und sie haben einen Beitrag zu leisten, wenn es um die Investition von nachhaltigen Technologien geht, von Solarkraftanlagen, wenn es um die Wärmedämmung Technologien geht, von Solarkraftanlagen, wenn es um die Wärmedämmung von Häusern geht. Hier braucht man viel privates Kapital, auch in Österreich, um diesen Umbau zu finanzieren. Aber der Großteil der Maßnahmen, die erforderlich sind, damit wir das 1,5 Grad Ziel erreichen, das ist der Ausbau von öffentlicher Infrastruktur, das ist der Schutz von Biodiversität. Das ist das Verbot von gewissen Agrartechniken, die zu ressourcenintensiv sind. Und das sind alles Dinge, aus denen lässt sich kein Profit erwirtschaften. Also hier kann nur die öffentliche Hand Geld in die Hand nehmen, um das für das Gemeinwohl zu tun. Hier wird sich niemals ein Investor finden, denn es gibt keine Gewinner zu holen. Michael, kannst du vielleicht nochmal kurz ansprechen, kurz erklären, warum genau die Kohleverstromung so problematisch ist, beziehungsweise auch so ein großer Heimschuh ist, wenn es darum geht, unsere CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren? Weltweit ist es so, dass die Kohleindustrie, die Verstromung von Kohlekraftwerken letztendlich den größten Anteil des globalen CO2-Ausstoßes ausmachen. Sie sind somit der problematischste Sektor, wenn es um die Klimakrise geht. Und daher ist unsere erste Forderung, dass bis 2030, und da ist auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, auf unserer Seite, er sagt, bis 2030 müssen 80 Prozent aller Kohlekraftwerke abgeschalten werden. Damit wir es noch schaffen, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten und sozusagen die katastrophalen Folgen der Klimakrise zumindest im Ansatz abzuwenden. Wir werden trotzdem, auch wenn die Banken zugestehen, dass sie aufhören, die Kohleindustrie zu finanzieren, weiter Druck machen, weil es geht uns natürlich auch darum, dass die Sektoren Öl und Erdgas schnell, möglichst schnell, keine Finanzierungen mehr bekommen, weil auch diese beiden Sektoren unglaublich problematisch sind, wenn es um die Klimakrise geht. Und ja, somit alle fossilen Treibstoffe, alle fossilen Energien müssen ausgefaced werden, müssen bis zu einem bestimmten Datum einfach auf Null zurückgehen, weil sonst sind alle Bemühungen für den Klimaschutz sozusagen umsonst. Jetzt hat es diese Kampagne gegeben, ich glaube ungefähr ein halbes Jahr. Ist da jetzt noch mehr geplant oder war es jetzt erstmal zu der Kampagne bezüglich den Kohlebanken? Wir werden jetzt im Jänner schauen, wie die Banken die neuen Policies überarbeitet haben. Wir werden dann noch einmal mit unseren Finanzexpertinnen und Experten von Urgewalt drüber schauen, ob wir zufrieden sind oder nicht. Und notfalls nochmal Druck machen, wenn wir sehen, da sind noch Schritte notwendig. Und natürlich werden wir auch bei dem Thema Ausstieg aus Öl und Erdgas dranbleiben und wir fordern da dann möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt noch weitere Schritte. Das ist eben gerade angesprochen und auch schon im Vorgespräch angesprochen, Du hattest es eben gerade angesprochen und auch schon im Vorgespräch angesprochen, dass allein die Ausrichtung der Finanzmärkte auf nachhaltige Kriterien nicht ausreichen wird. Kannst du vielleicht nochmal kurz erklären, warum das so ist und welche Maßnahmen es eigentlich deiner Meinung nach braucht, damit Banken tatsächlich nicht weiter die Klimakrise befeuern, wie sie es jetzt gerade machen? Was es brauchen würde, wäre eine klare, bindende nationale Gesetzgebung. Bisher hat sich die EU ja nur sehr vage bekannt, im Aggregat soll Europa 2050 klimaneutral sein. Aber solange dort nicht festgehalten ist, Kohle ist ab 2030 verboten, es darf keine Energie, kein Strom mehr aus Öl oder Gas 2030 kommen, gibt es immer noch die Hoffnung von den entsprechenden Konzernen, dass sie vielleicht davon nicht betroffen sein werden, dass sie Schlupflöcher finden. Und wie gesagt, das Lobbying in dem Bereich ist enorm. Von den zehn größten Konzernen weltweit sind acht im Bereich der fossilen Energie tätig oder Automobilbranche. Das heißt, es gibt hier ein gigantisches Eigeninteresse von acht der zehn größten Konzerne, den Status quo aufrechtzuerhalten und effektive Klimapolitik zu verhindern. Ein anderer Punkt, der einer Energiewende ganz stark im Weg steht, sind die gültigen internationalen Verträge. Also in TTIP, CETA als auch im Energiechartervertrag zum Beispiel sind Klauseln festgehalten, wonach Staaten Energiekonzerne für potenziell entgangene Gewinne entschädigen müssen. Das bedeutet, wenn Staaten heute beschließen, aus der Kohle auszusteigen, können sie von Konzernen verklagt werden in Millionenhöhe und müssen dann Steuergelder verwenden, um diese Konzerne zu subventionieren. Und allein schon solange diese Verträge gültig sind, solange Staaten nicht aussteigen, sind die Kosten der Energiewende enorm. Das heißt, es bräuchte einen Ausstieg der Staaten, zum Beispiel aus der Energiecharter, Ausstieg aus TTIP, aus CETA und eine dringende Überführung von den groben Richtlinien, die auf EU-Ebene schon existieren, in die nationale Gesetzgebung und zu sagen, wir haben keine PKWs mehr auf unseren Straßen im Jahr 2035, wir haben keine Kohle mehr in unseren Netzen und so weiter. Jetzt haben wir aktuell gerade die erste grüne Regierungsbeteiligung und eine türkis-grüne Regierung auf Bundesebene. Siehst du da Bemühungen oder zumindest Schritte in diese Richtung oder wie ist da deine Einschätzung? Im aktuellen Regierungsprogramm sind viele Maßnahmen vorgeschlagen worden, die aber auch vor allem in die Richtung gehen, privates Kapital anzuziehen, die aber auch vor allem in die Richtung gehen, privates Kapital anzuziehen, um dadurch einen Umbau der Wirtschaft in eine umweltfreundliche Richtung zu erleichtern. Darunter fällt zum Beispiel eine Kapitalertragssteuerreduktion für grüne Investitionen. Das ist umgerechnet ein Ökobonus für Reiche, denn nur Besserverdienende können es sich leisten, in solche Produkte zu investieren und profitieren dann davon. Abgesehen davon ist im Regierungsprogramm wenig die Rede von Investments, die die öffentliche Hand tätigt, um unsere Wirtschaft umzugestalten. um unsere Wirtschaft umzugestalten. Du hast es auch vorher schon angesprochen, im Bankensektor ist Greenwashing ein besonderes Problem oder ein besonderes Symptom vielleicht, tritt da besonders stark auf. Kannst du uns erklären, warum genau im Bankensektor dieses Großes? Oder Michael? Also ich glaube, wir als Fridays for Future, wir sehen schon seitdem das Thema Klimakrise in der Öffentlichkeit und Klimaschutz in der Öffentlichkeit einen größeren Stellenwert gefunden hat, fangen auf einmal der Reihe nach die verschiedensten Unternehmen an, sich als grün und ökologisch zu verkaufen, obwohl sie eigentlich an ihrem Geschäft bis jetzt nichts geändert haben. Da denke ich zum Beispiel auch an die OMV, die immer wieder damit wirbt, dass sie tolle Photovoltaikraftwerke baut oder ihre Raffinerie doch so ökologisch betreibt. Ja, das ist natürlich schön, wenn sie das machen, aber das ändert nichts daran, dass die OMV ein Ölkonzern ist, der jeden Tag Millionen von Tonnen Öl nach Österreich bringt und dort verbrennt. Dass dort auch verbrannt wird. Ja, und ich glaube gar nicht, dass unbedingt der Bankensektor mehr Greenwashing macht als die anderen Bereiche, aber ich glaube gerade für den Bankensektor ist es besonders einfach, weil wenn zum Beispiel die erste Bank, also die erste Bank hat natürlich Milliarden von Euro auf dem ganzen Weltmarkt verstreut. Und wenn Sie dann sagen, gut, wir machen jetzt ein Konto, einen Fonds, der grün ist, wo dann vielleicht nur ein paar hundert Millionen drauf liegen, dann können Sie den trotzdem groß bewerben. Und zum Beispiel hat die Erste Bank ja einen WWF-Fonds, der ist gemeinsam mit dem WWF ausgearbeitet, wo nur, garantiert nur, nachhaltige Projekte finanziert werden. Allerdings, so gut es auch ist, dass es solche grünen Fonds gibt und grüne Sparbücher und grüne Konten, so wichtig ist es auch, dass der Rest der Bank, nämlich die großen 95 Prozent der Bank, ökologisch werden. Und wenn man nur die besten 5 Prozent bewirbt und da Werbung macht und den Rest ausblendet und darüber schweigt, wo das Geld hingeht, dann ist das aus unserer Sicht ganz klar Greenwashing. Und da sieht man das bei den Banken doch sehr stark. Ich glaube tatsächlich auch nicht, dass es ein Problem speziell des Bankensektors oder der Finanzindustrie wäre. Seit zehn Jahren sieht man diesen Trend rund um Corporate Social Responsibility und um das gerade C&A hat dieses Jahr, fand ich besonders unterhaltsam, darüber plikatiert, wie klimafreundlich und nachhaltig sie nicht produzieren würden in Bangladesch. Bei den Banken ist es insofern besonders tragisch, dass die Banken eine größere Verantwortung haben, dass sie, je nachdem wie Banken das Kapital verteilen, das Geld verteilen, steuern sie die langfristige Wirtschaftsentwicklung auf eine ganz andere Art und Weise als das produzierende Unternehmen tun. Und diese Verantwortung von Banken wird nicht wahrgenommen. Nicht wahrgenommen in einem Sinne, der das gesellschaftliche Wohlergehen als Ziel hätte, leider. Vielleicht darf ich da noch anknüpfen, das ist sogar eine Verantwortung, die nicht nur von uns, von unserer Seite gefordert wird, sondern das ist ganz klar auch so verankert im Pariser Klimaabkommen. Und da steht, dass wir, um die Klimakrise einzudämmen, um die gravierenden Folgen, die geopolitischen Folgen dieser immer größer werdenden Krise einzudämmen. Schritte notwendig sind, ambitionierte Schritte auf allen Ebenen, auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Das heißt, in der Politik müssen Rahmenbedingungen geschafft werden, in der Wirtschaft müssen die richtigen Sachen unterstützt werden und auch im Bereich im Finanzsektor. Das wird dort auch nochmal explizit gesagt. Ist es notwendig, dass Geld in nachhaltige Projekte fließt und kein Geld in Projekte fließt, die noch im fossilen Bereich tätig sind? Jetzt im zweiten Teil der Sendung möchte ich den Klima-Corona-Deal ansprechen. Den hatte ich ja im Mai diesen TAC mit vielen weiteren Organisationen und anderen auch Fridays for Future zusammen, also sozusagen entworfen und dann auch diese Umsetzung eben auch eingefordert von der österreichischen Bundesregierung. Julia, kannst du uns vielleicht nochmal ganz kurz erklären, was die Kernforderungen sind dieses Klima-Corona-Deals? Bei dem Klima-Corona-Deal geht es darum, dass die letzten zehn Jahre, also bevor die Corona-Krise kam, hat es immer geheißen, es wäre nicht möglich, den Gang unserer Wirtschaft zu verändern, unser Wirtschaftssystem umzubauen, denn es würde zu katastrophalen Auswirkungen kommen, sofort. Wirtschaftssystem umzubauen, denn es würde zu katastrophalen Auswirkungen kommen, sofort. Und nun, wo die Corona-Krise da war, haben wir gesehen, man kann diesen unaufhaltbaren Zug, der unsere Wirtschaft ist, der voranrattert auf den Klimakollaps, den hier plötzlich doch zum Stehen bringen. Das heißt, die Idee war, warum nicht die Gelegenheit nutzen, dass im Moment alles still steht und sich hier zu überlegen, wie bauen wir die Wirtschaft wieder auf, so dass es in eine nachhaltige, in eine nachhaltige gute Richtung weitergehen kann. Also die Forderungen sind nicht, die Wirtschaft einfach nur wieder aufzubauen, so wie sie zuvor gewesen ist, sondern die Wirtschaft in eine nachhaltige Richtung umzubauen, indem zum Beispiel keine staatlichen Hilfsgelder an fossile Industrien fließen. Es sollen auch keine staatlichen Hilfsgelder an Branchen fließen, deren Geschäftsmodell nicht nachhaltig ist. Da wäre die Auer zu nennen. Solche Branchen sollten nur unterstützt werden, wenn sie einen Dekarbonisierungsplan vorlegen, der mit den Pariser Klimazielen d'accord geht. Um aber, natürlich wollen wir nicht, dass es mit der österreichischen Wirtschaft bergab geht. Das heißt, es sollen zwar nicht die Unternehmen gerettet werden, sondern das Geld soll dann zu den Menschen gelenkt werden. Das heißt, alle Beschäftigten, die in Industrien, die nicht gerettet werden, ihre Anstellung verlieren, sollen die Möglichkeit von Umschulungen erhalten auf Staatskosten. Arbeitsstiftungen sind ein Instrument, das sich hier anbieten und dann nach Möglichkeit Beschäftigung finden in neuen Projekten, die entstehen, indem der Staat Investitionen in den Umbau der Wirtschaft investiert. Also in zum Beispiel nachhaltige öffentliche Infrastruktur im Bereich Mobilität, die früher oder später Personenkraftwagen ersetzen könnte, könnten viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein wichtiger Punkt im Klima-Corona-Deal ist auch die Klimagerechtigkeit aus globaler Perspektive zu betrachten. Die Klimakrise trifft den globalen Süden viel härter als uns hier in Europa. Auch Corona trifft den globalen Süden viel härter als Europa. Das heißt, bei allen Maßnahmen auch zu beachten, dass wir nicht weiterhin auf Kosten des globalen Südens leben. Ein Ansatz hierfür wäre das Lieferkettengesetz, das nächstes Jahr hoffentlich auf EU-Ebene vorangebracht wird. Ja, habe ich noch Punkte vergessen? Ja, dann. Wie fällt denn dein Fazit nach einem guten halben Jahr aus? Wurde die Chance genutzt, die Corona-Rettungsgelder so klimagerecht zu investieren, um gleichsam effektiv die Corona- und die Klimakrise zu bekämpfen? Hat die Bundesregierung deiner Meinung nach die Chance genutzt? Bisher ist in der Richtung leider nichts passiert. Nachdem die Rettungsgelder an die Wirtschaft im Moment mit dem Gießkannenprinzip ausgebracht werden, wird nichts anderes getan, als den Status quo zu erhalten. Das heißt, es passiert ein Einfrieren der Bedingungen und das letzte Jahr wurde nicht genutzt, um einen positiven Umbau voranzutreiben. Leider betrifft es nicht nur die österreichische Regierung, sondern auch die EZB stützt ja die Wirtschaft im großen Stil im letzten Jahr, indem sie Anleihen und Wertpapiere aufkauft von Unternehmen, damit diese nicht in Konkurs gehen. Und auch hier wurde überhaupt nicht auf ökologische Kriterien Rücksicht genommen bisher. Es kam in Ankündigung, dass sich das im November vielleicht ändern würde. Aber ja, auch in Österreich ist bisher nichts passiert. Sogar ganz im Gegenteil, als es um die Rettung der Auer ging, gab es einen massiven Aufschrei, dass diese Rettung nicht ohne Bedingungen passieren dürfe, ohne Pläne, die die Auer vorlegt, um das Geschäftsmodell zu ändern. minimal gewesen. Das heißt, es wird auch, es wird, der österreichische Staat finanziert ein Geschäftsmodell von privatem Flugverkehr, von dem wir wissen, dass es mit den Pariser Klimazielen nicht konsistent ist. Ja, es ist auf jeden Fall so, dass der große Teil der Wirtschaftshilfgelder ist nach dem Gießkannenprinzip eben ausgeschüttet worden. Und ich glaube, da ist eine ganz große Chance, die Wirtschaft auch in eine zukunftsfähige, nachhaltige Richtung zu lenken, auch nicht wahrgenommen worden. Wo es allerdings durchaus Schritte gibt, das ist im Bereich der Investitionsprämie. Investitionsprämie. Da ist es zumindestens so, wenn Unternehmen Investitionen tätigen, die im Bereich fossile Energie, im Bereich der alten klimaschädlichen Wirtschaft liegen, dass sie dann keine Hilfsgelder bekommen. Und wenn sie in klimafreundliche Investitionen, wenn sie klimafreundliche Investitionen tätigen, dann bekommen sie den doppelten Betrag der der üblichen Investitionsprämie. So kann ein gewisser Lenkungseffekt auch bei den Firmen erreicht werden. Aber das ist glaube ich auch ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man sich jetzt anschaut wie viele Milliarden, wie viele zig Milliarden Euro der österreichische Staat für die Rettung der Wirtschaft ausgibt. Ich würde mich auch nochmal genau interessieren, wie du das siehst mit der Flugbranche, die natürlich sehr klimaschädlich ist. Was ist denn deine Meinung oder deine Idee, wie man mit dieser Branche umgeht, wie man die vielleicht umgestalten kann ja die flugbranche ist jedenfalls eine branche wo wir jetzt schon wissen dass es schwierig sein wird zu aktuellen flugpreisen also den billigen flugpreisen da ökologische alternativen zu schaffen das wird nicht möglich sein aber das ist auch nicht das problem weil letztendlich was wir brauchen, ist ja nicht Flugverkehr, sondern was wir brauchen, ist Mobilität. Und Mobilität kann über verschiedenste Wege zur Verfügung gestellt werden. Und nächstes Jahr zum Beispiel wird die EU einen Fokus darauf legen, dass internationale Bahnstrecken in Europa ausgebaut werden und da unglaublich viel Geld rein investieren. Das ist auch sehr wichtig. Es müsste noch mehr passieren, aber es ist ein guter erster Schritt, damit wir in Nachtzügen von Wien zum Beispiel nach Brüssel fahren können oder von Rom nach Wien zum Beispiel. Und dann legt man sich am Abend in den Zug und in der Früh steht man auf und ist in einem anderen Land, in einer anderen Stadt. So war das vor 50 Jahren üblich. Jetzt zwischendurch ist der Flugverkehr massiv angestiegen, was zu einer unglaublichen Belastung auch für das Weltklima geführt hat. Und wir wissen, wenn wir den Flugverkehr nachhaltig machen wollen, dann heißt es einfach, dass die Zahlen der Flüge sinken müssen. Und natürlich gibt es auch gewisse Möglichkeiten, die Treibstoffe ökologisch zu produzieren, aber das wird deutlich teurer sein. Deswegen werden Flüge einfach in Zukunft teurer sein. Die Bahn wird in Zukunft, und das fordern wir als Fridays for Future seit Anbeginn, billiger sein, damit auch das ökologische Reisen günstiger ist für die Menschen. Michael, was ist deine Einschätzung? Haben wir durch die Corona-Pandemie als Gesellschaft dazugelernt? Oder steuern wir eigentlich geradeaus auf ein weiteres, so wie bisher, und damit auf die zurückerhöfte alte Normalität zu? Ja, ich glaube, die Corona-Krise hat manchen von uns auch gezeigt, dass man auch mit einem reduzierten Konsum zum Beispiel oder mit einem Konsum von nur denen Dingen, die uns wirklich wichtig sind, sehr zufrieden sein kann und vielleicht sogar einen positiven Effekt auch fürs Leben hat. Allerdings sehe ich keine große Trendwende, um ehrlich zu sein. Was die Corona-Krise auch bewirkt hat, ist, dass deutlich weniger über die Klimakrise gesprochen wurde. Und das ist ein großes Problem. Die Medien haben ihre Verantwortung, über die Klimakrise auch zu berichten, als globale, wirklich lebensbedrohende Krise nicht wahrgenommen. Und stattdessen lesen wir jeden Tag über die ebenso wichtige Corona-Krise. Aber es braucht trotzdem ein gesundes Verhältnis, damit nicht die eine Krise gegen die andere Krise ausgespielt wird. Und ich glaube, solange dieses Bewusstsein in der Bevölkerung nicht geschaffen wird, dass wir in einer globalen Klimakrise sind, so lange werden wir auch auf der politischen Ebene keine Maßnahmen erzielen können, die uns dahin bringen, wo wir hinkommen müssen. Und ja, das Gleiche gilt auch für das Bewusstsein unter Politikerinnen und Politikern und in der Wirtschaft. Wir haben als Fridays for Future hin und wieder auch Gespräche mit Politikerinnen und stellen oft fest, die Klimakrise wird als Thema wahrgenommen, aber wirklich verstanden, um was es da geht, wirklich verstanden, dass unsere Zukunft, unsere Lebensgrundlagen, unsere Existenz gefährdet ist. Das haben die wenigsten, vielleicht drei Prozent hoch geschätzt. die Menschen in den Entscheidungspositionen verstanden haben, dass wir in einer Krise sind, die dringende Maßnahmen benötigt, erst dann wird es auch in diese Richtung Maßnahmen geben. Ich glaube nicht, dass die Klimakrise auf der individuellen Ebene gelöst wird. Wir brauchen ganz klar ein Bekenntnis der Politik und der Wirtschaft dafür. Und man sieht, dass sich weltweit durch die Corona-Krise, durch die Wirtschaftskrise sagen wir so, viel verändert hat. Zum Beispiel sind die erneuerbaren Energien weiterhin ausgebaut worden, während alle anderen Energieträger, also Kohle, Öl und Gas und Atomkraft deutlich zurückgegangen sind. Das ist ein positiver erster Schritt. Aber was jetzt wichtig ist, ist, dass eben genau wie du vorhin gemeint hast, die Hilfsgelder für die Wirtschaft in die richtige Richtung fließen. Weil das ist eine einmalige Chance, wenn wir jetzt in nachhaltige Wirtschaft investieren, dass wir dann auch sukzessive die Treibhausgasemissionen senken. Auch an dich vielleicht, Julia, nochmal die Frage, wie hast du wahrgenommen in der Corona-Pandemie? Hat sich da in der Gesellschaft etwas geändert? Hast du vielleicht auch selbst in deinem Umfeld Menschen gehabt, die vielleicht zum Umdenken gekommen sind? Wie war da dein Eindruck? Im ersten Moment war ich relativ enttäuscht, dass die Chance auf den Umbau nicht in dem Ausmaß wahrgenommen wurde, wie man sich wünschen hätte können. Gleichzeitig habe ich schon den Eindruck, dass sich insofern was verändert hat, dass es mittlerweile, also vor Corona war die Idee so abstrus, dass der Staat lenkend in die Wirtschaft eingreift, so stark lenkend, wie er das im Moment tut. Wir alle waren es nicht mehr gewohnt, den Staat überhaupt wahrzunehmen. Und jetzt sehen wir wieder die Bedeutung und die Wichtigkeit von staatlicher Steuerung und dass dadurch sich die Position vom Staat langfristig verändern wird und wir wieder zu dem Bewusstsein kommen, dass wir die Wirtschaft aktiv gestalten können, dass wir unsere Gesellschaft aktiv gestalten können, in die Richtungen, die wir wollen. Und wenn wir die Klimakrise lösen wollen, dann werden wir das auch schaffen durch unsere Gesetzgebung. Ich glaube, das ist ein Gefühl, das vorher nicht mehr so existiert hat. Da war die Wirtschaft, und das ist eine Naturgewalt und die ist man ausgeliefert und da kann man nicht eingreifen. Und hier sehe ich ein großes Potenzial, dass sich in den nächsten Jahren was tun wird. Zum Abschluss erst an dich, Michael, die Frage dann auch an dich, Julia. Was stimmt denn dich so optimistisch, dass das Jahr 2021 das ultimative Klimaschutzjahr wird? Ja, wir können es nur hoffen, dass das Jahr 2021 auch auf der politischen Ebene das bewirkt, was wir im Grunde seit fünf Jahren, seit dem Pariser Klimaabkommen benötigen, nämlich Maßnahmen, um die Emissionen drastisch zu reduzieren global. Ich glaube, dass mit einer starken Klimaschutzbewegung auf der Straße auch die Medien wieder verstärkt über das Thema berichten werden. Und mein Traum wäre es, wenn alle Parteien, wenn die gesamte Bevölkerung versteht, dass Klimaschutz nicht ein Thema von Parteipolitik ist, dass es nicht darum geht, ob das jetzt rot oder türkis oder blau oder grün ist oder pink. Es geht darum, dass alle Parteien gemeinsam diese Krise als globales Problem anerkennen müssen, dass Maßnahmen braucht. Es geht hier nicht um den Schutz einer Natur oder um den Schutz des Planeten. Es geht hier explizit um den Schutz der Menschheit, um unsere Sicherheit in Europa und auch um die langfristige Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft. Und alle Parteien haben einen Grund, Klimaschutz zu machen, auf jeden Fall. Und deswegen verstehen wir auch nicht, warum manche Parteien sich im Jahr 2020 immer noch querstellen. Und vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr, diesen Konsens auch unter den Parteien zu schaffen, dass Klimaschutz vorangetrieben kann. Letztendlich ist Klimaschutz nichts, was uns weh tut. Wir müssen unser Leben nicht drastisch verändern. Es geht nur darum, dass wir in den Sektoren, wo wir wissen, in den Lebensbereichen, wo wir wissen, dass die sehr viele CO2-Emissionen produzieren, dass wir da unsere Verhalten verändern. Zum Beispiel, dass wir im Verkehr mehr auf Elektroautos und auf vor allem öffentlichen Verkehr setzen, wo immer das möglich ist und Radverkehr natürlich, E-Bikes, E-Scooter, alles. Zum Beispiel werden auch unsere Häuser in Zukunft nicht mehr, hoffentlich nicht mehr mit Beton gebaut werden, was sehr klimaschädlich ist, sondern mit Holz, was auch für unser Lebensgefühl im Haus deutliche Vorteile hätte. Und wir werden den Strom nicht mehr in Kohlekraftwerken und in Gaskraftwerken produzieren, sondern mit der Photovoltaikanlage am Dach, die immer billiger wird. Und mit Windrädern, die einen großen Klimaschutzvorteil bringen. Und das sind alles Umstellungen im Leben, die uns nicht wehtun. Wir können dann auch schauen, dass wir konsumieren, aber bewusst konsumieren und vor allem diese Dinge konsumieren, die uns im Leben was bringen. aber bewusst konsumieren und vor allem diese Dinge konsumieren, die uns im Leben was bringen und nicht dann jede zweite Woche irgendwelches billiges Gewand kaufen, das dann eh wieder weggeworfen wird. Das ist teuer und das macht uns nicht glücklich. Ja, im Großen und Ganzen meine Hoffnung für das Jahr 2020 ist, dass einerseits alle Parteien verstehen, Klimaschutz ist keine Parteifrage, es muss in allen Parteien passieren, wir müssen das auf der globalen Ebene gemeinsam voranbringen und andererseits, dass die Menschen verstehen, das tut uns nicht weh, Klimaschutz hat viele Chancen und viele positive Vorteile und wir wollen gemeinsam anpacken, um unsere Zukunft zu gestalten und um auch meiner Generation und der Generation meiner Kinder noch ein sicheres und lebenswertes Leben auf diesem Planeten garantieren zu können. Ganz kurz möchte ich noch nachhaken. Du hast betont, du erhoffst, dass wieder eine starke Klimabewegung auf der Straße auch im Jahr 2021 auftreten wird. Was stimmt dich denn optimistisch, dass jetzt im Vergleich zu diesem Jahr 2020, das ja sehr durchwachsen verlief, einfach Corona einen großen Strich durch die Rechnung gemacht hat, was stimmt dich denn da optimistisch, dass das im Jahr 2021 wieder anders aussehen wird? Ja, ich glaube, es ist in unser aller Interesse, dass wir es schaffen, die Covid-Krise irgendwann so weit einzudämmen und dass auch ein Ende in Sicht ist. Und natürlich ist es im Jahr 2020 schwierig gewesen, auf die Straße zu gehen. Da haben wir auch als Fridays for Future gesagt und auch in den anderen Staaten, auch Greta Thunberg zum Beispiel hat explizit gesagt, wir wollen nicht die Krisen gegeneinander ausspielen, deswegen werden wir zu Hause bleiben, wir werden im Internet streiken und auf das Thema aufmerksam machen, aber wir werden nicht zu Hunderttausenden auf die Straßen gehen, so wie im Jahr 2019. Und hoffentlich schaffen wir es, dass wir die Corona-Krise irgendwann sehen, dass wir die Corona-Krise irgendwann sehen, dass es auch ein Ende gibt und dann können wir auch wieder auf der Straße stark präsent sein. Jetzt auch an dich Julia abschließend die Frage, warum bist du optimistisch, dass im Jahr 2021 sowohl national als auch auf globaler Ebene die längst überfälligen Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt werden? Vielleicht gerade wegen dem Greenwashing der Banken und wegen den Fridays for Future. Ich habe erst letzte Woche mit meinen Studierenden über die Klimabewegung diskutiert und sie aus einer langfristigen Perspektive betrachtet. Und es wurde schon in den 70ern aufgeschrien, dass unser Wirtschaftssystem uns an die Wand fahren wird. Es wurde schon damals darüber geschrieben, was für gigantische Umweltzerstörungen unsere Landwirtschaft hervorbringt. Und vor zehn Jahren hieß es noch, wir alle sind nicht in der Lage, das wahrzunehmen. Wir alle sind dabei, das Kollektiv zu verdrängen, weil wir nicht wissen, wie wir darauf reagieren sollen. Und in den letzten Jahren ist so viel passiert, dass man plötzlich, es ist keine, man ist kein abstruser Ökospinner mehr, wenn man Müll trennt, sondern ganz im Gegenteil, man ist ein, man ist egoistisch, wenn man es nicht tut. Also die Bewegung, die da, der Druck, der aufgebaut wird auf der Straße von den Fridays, ist so enorm. Wenn ich mit meinen Studierenden rede, dann sagen sie alle ganz selbstverständlich, Unisono, die Klimakrise ist das größte Problem, vor dem wir stehen. Und wir müssen etwas tun, um das zu lösen. Und wir müssen unser Wirtschaftssystem ganz grundlegend umgestalten, um das lösen zu können. ganz grundlegend umgestalten, um das lösen zu können. Und wenn ich sehe, wie selbstverständlich das bei jungen Personen ist, eben angestoßen von den Fridays for Future, dann gibt mir das unglaublich viel Optimismus und auch eben das Screenwashing der Banken, dass man sich öffentlich dazu bekennt, Klimaschutz zu betreiben, nachhaltig zu wirtschaften. Im Moment ist es eben nur ein Lippenbekenntnis, aber es ist schon notwendig, das Lippenbekenntnis zu tätigen. Und wenn wir jetzt im nächsten Jahr ganz genau hinschauen, wie das dann umgesetzt wird, welche Gesetze folgen, welche Maßnahmen das konkret bedeutet, dann sind wir kurz davor ganz ganz große Fortschritte zu machen. Ja, lieben Dank für diese Schlussworte. Ganz herzlich möchte ich mich bei euch beiden bedanken, dass ihr heute gekommen seid, auch für eure Eindrücke und Einschätzungen. Auch bei Ihnen, liebe Zuseherinnen, vielen Dank für ihr Interesse wieder. Wie immer können Sie die heutige Sendung auf der Webseite von DorfTV nachsehen. Die nächste Sendung der Talkreihe Apfelbaumgespräche mit Bernhard Schwab wird im nächsten Jahr erscheinen, im Jänner. Infos und Ankündigungen dazu finden Sie in Kürze auf unserer Website. Schließen möchte ich die heutige Sendung wie immer mit einem Zitat von Greta Thunberg, You are never too small to make a difference.