... Musik... Geschätzte Damen und Herren, ich begrüße Sie aufs Allerherzlichste zum heutigen Kepler Salon am 2. November 2020. Der Kepler Salon lebt von der Begegnung mit dem Publikum. Wir sind hier ohne Publikum. Und noch bevor, wie es heute Mitternacht ja der Fall sein wird, wir in den zweiten Lockdown gehen, hat der Kepler Salon beschlossen, die heutige Veranstaltung über Livestream laufen zu lassen. Und zwar nicht aus blindem Gehorsam heraus, sondern einfach in realistischer Einschätzung der momentanen Situation. einfach in realistischer Einschätzung der momentanen Situation. Nichtsdestoweniger begrüße ich Sie sehr und freue mich über jede Person, die uns heute Gesellschaft leistet, zu einem sehr, sehr wichtigen Thema, ein Thema, das sich auch nie ausspricht und das sich auch nie auserinnert. ausspricht und das sich auch nie auserinnert. Titel des heutigen Salons zur Erinnerung 1939-2019 und im Mittelpunkt der Betrachtungen steht ein Buchente gibt. Mein Name ist Karin Wagner und mein heutiger Gast ist Kurt Lackner. Kurt Lackner studierte an der heutigen Kunstuniversität Linz visuelle Mediengestaltung. Er ist in seiner Professionalität als Lehrer tätig aktuell und als Kunstvermittler und ist dahingehend mit dem Kunstmuseum Lentos aufs engste verbunden. Seine künstlerischen Tätigkeiten lassen sich sehr, sehr schön abbilden durch eine ganze Reihe an Ausstellungen, die er alleine bespielte, die er aber auch mit Künstler und Künstlerinnengruppen bespielte. Ich nenne hier zwei, drei Punkte. 2008 im Lentos Lichtspuren. 2008 Tür an Tür im Nordico hier in Linz oder 2009 A Group Rebel Club at Group Exhibition Linzblick Lentos. Verstärkt hat er auch Ausstellungstätigkeit mit den Parzern. Das ist eine Gruppe von engagierten Künstlern und Künstlerinnen, die um das Schloss Parz in Christkirchen gruppiert waren. Waren muss man sagen, weil die wurden delogiert und befinden sich jetzt sozusagen on the road. Lieber Kurt Lackner, herzlich willkommen zu der Präsentation deines Buches. Und ich bin gespannt auf die Einblicke, die du uns jetzt gewähren wirst. Herzlichen Dank für die Einladung. Es freut mich, dass das noch möglich war, so kurz vor dem zweiten Lockdown. Vielleicht schauen wir einfach mal sozusagen rein ins Buch. Es ist ein gewisser Widerspruch. Ich habe mich natürlich absichtlich für das Medium Buch entschieden, um meine Fotosammlung der Mitwelt, wenn man so will, zu präsentieren. Und heute ist das natürlich nur online möglich, aber ich bin sehr froh und dankbar, jetzt ein paar Ausblicke zu zeigen. Vielleicht schalten wir einfach mal weiter. Okay, hier ist das Cover des Buches, aber in seiner ganzen Pracht. Das ist sozusagen das Square-Format. Ich habe mich entschieden, dieses Foto als Cover zu verwenden. Wir sehen hier sozusagen die Vorder- und die Rückansicht gleichzeitig. Und warum habe ich mich vielleicht für dieses Foto entschieden? Es gab mehrere Möglichkeiten für ein Cover zur Auswahl. Und dieses Foto, wenn man so will, ist in die Endausscheidung gekommen, weil wir hier sehen eigentlich die Tätigkeit des Schreibens. Das heißt, der Soldat, der ist mir namentlich bekannt, der ist auch im Buch dann drinnen in einem Kapitel, schreibt hier sozusagen einen Brief, wenn man so will, mit etwas Fantasie, ist er gerade beim Beschriften einer dieser sogenannten Fotopostkarten. Also das ist eigentlich jetzt so dieser eingefrorene Moment, wo der Soldat von der Front, das ist eindeutig eine Frontsituation, wir sehen hier links im Fenster sozusagen eine Handgranate stehen, abzugsbereit, hat mir erklärt, diese Handgranate ist immer mehr oder weniger in Reserve gestanden. Wenn ein Überfall stattfindet, dann hätte man diese Handgranate als erstes sozusagen aus dem Fenster geworfen, um sich Luft zu verschaffen. Also diese Dramatik dieser Frontsituation und gleichzeitig der Versuch hier sowas wie Heimat zu simulieren. Wir sehen hier ein paar Gestecke, ganz oben im Bild erkennt man noch ein paar Nadeln und so Zapfensituationen. Das ist auch ganz schön, es ist dieses Bild jetzt nicht in der ganzen Größe des Negativs vorhanden, aber wenn man so versucht sich da reinzusetzen, sehen wir dann links das Bett. Bürobereich, wo er seiner Tätigkeit nachgeht. Wir sehen hier ein paar Fotopostkarten, das kann jetzt sein von Freundinnen vielleicht, die da auf dem Schreibtisch stehen. Ich schreibe dann das ja auch noch in einem Vorwort. Die sogenannte Feldpost war das, was wir heute vielleicht natürlich mit den neuen Medien machen, dass wir online oder per E-Mail mit unseren Freunden verbunden sind. Damals ging das eben nur mit der Post. Und da sind wir dann schon bei der Fotopostkarte, die dann eigentlich das Thema meines Buches wurde. Ich klinke mich da jetzt gleich ein. Bitte. Wie ist das Buch aus seiner Idee heraus entstanden und wie kann man sich die Auswahl der Fotografien vorstellen, die in dieses Buch hineingekommen sind? Also prinzipiell ist es so, dass ich seit meiner Gymnasialzeit auf Flohmärkte gehe. Also ich bin schon lange Zeit ein sogenannter Sammler oder ein Bewahrer von alten Dingen und irgendwann Das hat mir dann sofort am ersten Tag der Publikation sozusagen Kritik gebracht, im Freundeskreis, ob das tatsächlich Kunst sein soll. Also ich habe natürlich schon den Anspruch, nachdem ich Kunst studiert habe, dass das, was mein Produkt ist, auch ein Kunstbuch sein soll. Aus dem einen Grund, ich wollte mich da irgendwo schon absetzen von einem, so einer Art Militärbuch. Also ich wollte kein militärisches Fachbuch machen, sondern ich wollte ein historisches Fotobuch machen. Ein Buch, das auch natürlich nach künstlerischen Standpunkten, nach ästhetischen Standpunkten irgendwie standhält. Und ich habe mich natürlich auch mit Layout beschäftigt und so weiter. Und wir haben nach einer Form gesucht, um das Ganze irgendwo so zu präsentieren, dass es diese schwierige Grandwanderung besteht, nämlich einen historischen Inhalt zu haben, aber sich trotzdem auch mit einer Fotokunst auseinanderzusetzen im Sinn von einer Fotoausstellung, im Sinn von August Sander, Ausstellungen, die wir gesehen haben in der Landesgalerie der letzten 15, 20 Jahren. Also diesen Anspruch irgendwo hat das. Und es ist mir auch bewusst, dass das eben eine schwierige Gratwanderung ist. Weil egal, wo ich mich jetzt hinwende, ist natürlich auch Kritik, dass die einen sagen, die Fotos sind zu wenig spektakulär. Andere sagen wieder, naja, diese Fotos haben natürlich einen eindeutigen NS-Bezug. Immer wieder die Frage, wo ist die Kunst? Und das macht es natürlich auch für mich interessant. Und wenn ich es versuche, noch ein bisschen auf den Punkt zu bringen, das sind ausschließlich Männer, die hier fotografiert sind, immer in Uniform und in verschiedenen Bezügen zu Situationen, die jetzt mit der Uniform zu tun haben oder auch jetzt im privaten Bereich. Aber es ist immer eine Uniformierzeit. Es ist genau ein einziges Foto, das nicht in Uniform ist, weil der Mann kommt zurück, den werden wir am Schluss sehen, aus der Kriegsgefangenschaft. Er ist sozusagen fast in Lumpen gekleidet. Aber wir sehen es natürlich auch im Titel. Zur Erinnerung, es geht um diese Zeit des Zweiten Weltkriegs bis zum letzten Jahr. Wenn man so will, es ist ein Erinnerungsbuch, das sich auch mit diesem Erinnerungsjahr oder einem Gedenkjahr, es gibt ja auch diese Wortspiele immer von Gedenk zu Gedankenjahr, mit dem beschäftigt sich das Buch. Es sind ausschließlich Fotografien aus meiner Sammlung, da sind wir wieder bei dem Analogen, wie wir vorher schon gesprochen haben, es ist mir ganz wichtig schon zu erwähnen, dass ich keine Fotos jetzt aus dem Internet heruntergeladen habe, sondern es sind ausschließlich Fotos, die durch meine Hand gegangen sind. Ich habe sie irgendwo einmal erworben oder geschenkt bekommen, geerbt, wie auch immer. Und das sind Fotos, die damals von Professionalisten gemacht wurden? Professionals gemacht. Ja genau, das ist auch sehr schön. Martin Pollack hat das im Vorwort sehr schön beschrieben. Es sind keine sogenannten Knipserfotos. Also diese Leute gingen immer in einer Art Urlaubssituation. Wir sehen dann nachher noch ein einziges Foto, das in einem Studio in Russland entstanden ist. Alle anderen waren natürlich im Ablauf. Das ist auch irgendwo logisch. Der Mann hat Urlaub bekommen, hat sich dann zu Hause, wir sehen auch teilweise den lokalen Bezug, in einem Studio in Linz, Urfa, wo auch immer, fotografieren lassen. Wie wir gesagt haben, es sind nicht nur Männer, weil es gibt natürlich auch die Paarbeziehung. Sehr oft ist es das Hochzeitsbild. Damals war es natürlich üblich, dass man sich in Uniform verheiratet hat. Wenn einer jetzt Fronturlaub bekommen hat, dann konnte er nicht zivil heiraten. Das ist einfach der Zeit geschuldet. Ich möchte jetzt trotzdem noch ein bisschen nachbohren. Bitte. Alleine historisches Interesse kann es ja nicht sein, dass man jetzt, oder die Verbindung jetzt auch zur Kunst, dass man jetzt sich so in eine spezielle Thematik hineinbegibt. Gibt es da noch andere Andockpunkte oder Momente, die zu dieser Entscheidung beigetragen haben? Naja, die gibt es sicher, diese Momente, weil ich natürlich breit gefächert sammle. Dass es jetzt ein Buch wurde, genau zum Zweiten Weltkrieg, hat auch ein bisschen was mit der eigenen Faulheit zu tun, weil man an Projekten länger herumdenkt und herumbastelt. Und das naheliegende Gedenk oder Gedankenjahr wäre natürlich gewesen zum Ersten Weltkrieg, nämlich 1918, 2008. Da gab es natürlich eine Fülle von, ich sage jetzt mal, Kollegen aus dem Fotobereich. Ich sage jetzt mal Hausnummer Anton Holzer zum Beispiel, der sich mit alter historischer Fotografie, speziell im Ersten Weltkrieg beschäftigt. Und bei mir hat sich dann herauskristallisiert, na gut, es wird der Zweite. Was nicht heißt, dass ich in meiner Sammlung nicht auch Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg besitze. Also der Fokus, der jetzt vielleicht im Buch so rauskommt, ist nicht nur der Fokus in meiner Sammlung. Die ist breiter gefächert. Aber so vorhin beim Durchblättern habe ich gesehen, das erste Bild ist ein Bild mit Familienbezug. Genau, ja. Das Einleitungsfoto ist der Großvater. Und das schreibe ich auch natürlich. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen ein Sprung nach vorn, ein großer Sprung, den wir hier machen. Natürlich sind wir, unterschwellig hat jeder von uns diese Art der Vergangenheit in der Familie. hat eine andere Art, das sozusagen auszuleben. Manche stellen sich dieser Vergangenheit in einer mehr oder weniger ganz normalen Art und Weise. Andere haben vielleicht ein Problem mit der eigenen Verwandtschaft. Und das ist natürlich unterschwellig auch Thema des Buches. Wie geht man mit der Vergangenheit um? Ist es eine Möglichkeit, die Vergangenheit einfach im Altpapier zu entzogen? Oder ist es eine Möglichkeit, diese Vergangenheit, wenn man so will, für die Zukunft zu bewahren mit allen Vor- und Nachteilen? Oder einfach auch jetzt eine Gesamtheit auf den viel bespielten Begriff der Erinnerungskultur zu legen. Weil Erinnerungskultur bedeutet ja in den letzten Jahren natürlich vielerorts jetzt eine sogenannte Aufarbeitung des Nationalsozialismus, aber da geht es um Opferperspektive. Wenn man jetzt das hier sieht, man weiß ja nicht, wie weit die gezeigten Personen in zu verwerfende Tätigkeiten verbunden waren. Ich weiß nicht, ob da Menschen mit SS-Abzeichen auch dabei sind? Ja, da sind wir gleich direkt mitten im Geschehen. Der Mann ist ein Angehöriger der sogenannten Waffen-SS Und er trägt auch ein Symbol am Kragenspiegel. Und ich habe mich extra erkundigt, ob das da auch sozusagen erlaubt ist, dieses so abzubilden. Und es ist eindeutig erlaubt im Publikationswesen, dass man über historische Dinge auch diese Zeichen ungeschönt zeigt, ausgenommen natürlich das Hakenkreuz. Das wäre nicht möglich. Aber es sind natürlich Leute aus der sogenannten Tätergeneration, wobei natürlich ich persönlich jetzt diesen Schwerpunkt nicht zugelegt habe für mich, sondern das ist natürlich schon auch mein persönlicher Zugang, dass ich viele dieser Männer, wie wir gesagt haben, noch kennenlernen durfte oder konnte die letzten 20 Jahre. Ich habe mich auch viel mit sogenannter Oral History beschäftigt, mit dem Zeitzeugengespräch. Zeitzeugengespräch und natürlich weiß ich über manche Abgebildete viel mehr, als man jetzt nur im Buch sehen und lesen kann. Das ist ganz klar. Ich denke natürlich jetzt nur aus meiner Perspektive, aus Betrachterin, macht es für mich einen eminenten Unterschied, ob ich jetzt ein Abzeichen der SS sehen würde oder nicht. Das ist ganz klar. Ja, das ist mir durchaus bewusst, dass das für manche verstörend ist. Für mich persönlich als einer, der historisch denkt, der sich schon 20, 25 Jahre mit der Materie auseinandersetzt, unabhängig jetzt erster, zweiter und so weiter, ist das einfach jetzt, stehe ich relativ neutral dazu. Also dieses Buch ist kein Buch, das die Verbrechen der Wehrmacht thematisiert. Wenn das so ist, dann ist das zwischen den Zeilen. Das kann der Betrachter oder der Leser rauslesen, wenn er kundig genug ist, wenn er sich reinversetzt in die Materie. Aber ich gehe auch im Vorwort darauf, es ist explizit kein Buch über Verbrechen der Wehrmacht. Ja, verstehe schon. Was ich damit sagen wollte, es wirkt jetzt nicht für mich in dem Sinn verstörend, dass ich ein Problem habe, das anzuschauen, aber es impliziert einfach andere Gedanken auch, weil einfach ganz klar ist, dass die SS eine ganz, ganz andere Rolle spielte im Zweiten Weltkrieg als der unter Anführungszeichen normale Wehrdiener. Das ist einfach ganz klar. Das schwingt bei mir mit. Aber nicht, dass ich es jetzt nicht ansehen könnte. Ja, ja. Also es ist natürlich so, dass der Historiker vielleicht das Ganze ganz anders analysieren würde als vielleicht jetzt ein Fotohistoriker. Also da kommt natürlich auch sowas wie Uniformkunde und so weiter dazu. Das ist ganz klar. Wir könnten sich jetzt natürlich den ganzen Abend über dieses spezifische Thema unterhalten, aber vielleicht schauen wir dann einfach noch ein bisschen weiter. über YouTube, über den Chat oder über eine E-Mail an jku.kepler-salon.at oder über YouTube im Chat. Wir freuen uns über Fragen, wir freuen uns über eine Beteiligung der Menschen, die uns via Livestream begleiten. Und jetzt das Wort wieder an dich, lieber Kurt. Ja, vielleicht gehen wir einfach mal weiter, schauen wir uns einfach exemplarisch eine Seite an. Das wäre jetzt so eine Doppelseite. Für mich jetzt, ich habe ja schon gesagt, ich habe den Anspruch, ein Kunstbuch gemacht zu haben, ist es so, dass hier die Unmöglichkeit liegt, ein Foto von vorne und von hinten gleichzeitig anzuschauen. Es gibt einen Fotosammler, der schaut vorne, vielleicht vergleichbar für den Zuschauer mit einem Postkartensammler. Es gibt Postkartensammler, der schaut sich das Motiv an. Und dann gibt es einen anderen Postkartensammler, der sammelt den Stempel. Für den ist es interessant, wer hat es geschrieben, wer ist der Adressat, wer bekommt das Ganze. Und anderen geht es jetzt nur um das Bild. Und das hat mich gereizt, diese Unmöglichkeit, das immer gleichzeitig sehen und auch lesen zu können. Und für mich ist mehr oder weniger jetzt der künstlerische Ansatz der, jeder hat eine Doppelseite und jede Doppelseite symbolisiert ein Jahr seit Kriegsbeginn. Das heißt, von 1939 bis 2019 hat das 80 Positionen ergeben, ergibt dann 80 Doppelseiten und ich habe ausschließlich diese Fotos aus der Sammlung ausgewählt, die eine Beschriftung haben, sei es jetzt eine persönliche Beschriftung von dem Abgebildeten oder wir werden dann auch noch sehen, manchmal schreibt vielleicht eine Angehörige, die Mutter, die Witwe, die Schwester, wer auch immer. Und mehrmals sieht man dann auch, dass Fotos hinten oft bekritzelt sind. In verschiedenen Jahrzehnten hat da immer wieder ein Familienmitglied irgendwas ergänzt, um das eben für die Nachwelt zu erhalten, wenn man so will. Und nicht jeder ist mir persönlich bekannt. Das ist vielleicht auch eine wichtige, also es gibt die anonyme Fotografie und dann gibt es auch die, die mir eben bekannt sind, wie ich schon erwähnte, der Mann am Cover. Ja, ich will denn jetzt gar nicht zu sehr ins Detail gehen, ohne vor allem kundlich, was der da jetzt alles trägt an Orden. Meine faktische Beschreibung war dann immer so, ich habe jedes Foto beschrieben im Buch. Ich will dem Buch jetzt auch nicht vorgreifen. Wir blättern jetzt einfach sozusagen virtuell. Und dann gibt es noch sozusagen den Versuch, das zu transkribieren. Und da habe ich natürlich zurückgegriffen auf die Hilfe von der älteren Generation. Ich habe mich im Seniorenheim, wenn man so will, herumgedrückt, habe verschiedene Damen gefragt um ihre Hilfe. Und so haben wir dann auch mit Hilfe von einem Senior-Pensionisten-Pfarrer, wenn man so will, der schon in Pension war, dann versucht, alle 80 Bildbeschriftungen zu entziffern, was gar nicht so einfach war. Und wenn es so gar nicht funktioniert hat, dann haben wir das ausgelassen. Vielleicht schauen wir mal weiter zum nächsten. Das ist jetzt eindeutig ein Foto mit Linz-Bezug. Wir sehen rechts unten auf der Fotografie diesen Fotografenstempel, dieser sogenannte Prägestempel, das sieht man rechts unten. fotografieren lässt mit seiner Frau. Und es ist relativ lapidar nur draufgeschrieben, Erinnerung, Linz, das Datum und dann der Name, Liesl und Oskar. Also mehr erfahren wir über die Leute nicht. Und wenn man so will, fängt hier dann das Kopfkino an. Für mich ist dann, wenn ich dieses Foto finde am Flohmarkt und dann um einen Euro oder so kaufe, ist interessant, man steht vor dieser Schachtel, man schaut sich das an, man überlegt, passt das in die Sammlung, werde ich das nehmen oder nicht? Und im Kopfkino fängt dann der Film an zu laufen, was ist mit dem passiert? Was könnte der erfahren haben, wenn man so will, auch der Ansatz, ist das jetzt ein Täter? Und von mir kommt natürlich jetzt auch der gewagte Gegensatz, war der auch Opfer? Also das ist vielleicht etwas provokant formuliert, jetzt auf den Punkt gebracht. Die sogenannte Tätergeneration war nicht nur Täter, sondern hat natürlich auch, wie man in unzähliger Literatur nachlesen kann, einen Teil ihrer Jugend, wenn man so will, an den Krieg verloren, an den Krieg verschwendet und so. So sehe ich das auch. Wir wissen ja nichts darüber, wir wissen ja nicht konkret. Das ist halt die Begriffsfindung Opfer dann einfach eine ganz, ganz andere Konnotation. Genau, breiter Gefächt hat und es ist natürlich klar, dass es eine Unmenge an Literatur Die Begriffsfindung opfert dann einfach eine ganz, ganz andere Konnotation. Genau, breiter Gefähigkeit. Und es ist natürlich klar, dass es eine Unmenge an Literatur gibt, die sich zum Beispiel jetzt mit der höheren Ebene auseinandersetzt, der Partei, der Wehrmacht und so weiter. Ich habe jetzt kein Buch gemacht mit Generälen oder irgendwelchen Kriegshelden, sondern das ist, wenn man so will, der ganz normale Nachbar, der ganz normale Großvater, ohne jetzt auf eine Karriere zu schauen. Das könnte man natürlich spekulativ auch machen. Das wäre jetzt zum Verkauf natürlich viel Gewinn bringen, da würden wir jetzt diverse Helden dieser NS-Bürokratie abbilden, das ist ganz klar. Aber das war nicht mein Thema. Bürokratie abbilden, das ist ganz klar. Aber das war nicht mein Thema. Kurze Frage jetzt noch, weil deine Sammlung schon ein paar Mal gefallen ist. Wie viele Exponate hat man sich da vorzustellen? Naja, ich habe es jetzt nicht gezählt und das ist natürlich auch so Work in Progress, aber es werden einige tausend sein. Aber zu unterschiedlichen Themenfeldern. Genau, also da gibt es auch Technik, da gibt es ganze Alben, da gibt es 50er Jahre, da gibt es Motorräder, Autos, also ganz breit gefächert. Aber nur eben analoge Fotografie, ich würde mal sagen bis in die 70er Jahre. Und wann hat diese Sammlertätigkeit begonnen? Naja, ernsthafte Tätigkeit geht jetzt sicher schon 20 Jahre. Das vorher war eigentlich, das ist vielleicht auch ganz passend, das erste Foto mit diesem Bezug war ein Zufallsfoto. Damals hatte ich einen sogenannten Studentenjob. Wir haben eine Wohnung ausgeräumt von einer Dame, die verstorben ist. Und wie wir das Bett hochgehoben haben, sozusagen das Letzte, was man dann macht, man geht ins Schlafzimmer, da gibt es dann auch so eine gewisse Helmschwelle. Und dann ist unter dem Bett das Foto von einem Wehrmachtsangehörige gelegen und die Vermieterin hat gesagt, das war ihr Sohn. Ohne genaue Einblick zu geben, was ist mit dem passiert. Aber irgendwie kann man sich vorstellen, die Mutter hat irgendwie das Foto vielleicht über dem Bett montiert gehabt oder war das das Lesezeichen drin. Irgendwie ist es mal runtergefallen unter das Bett. Und dieses Foto habe ich gefragt, kann ich das behalten? Habe das lange Jahre in einer Schachtel gehabt, ohne jetzt den Fokus zu legen, aus diesem Foto gibt es mal dann eine große Sammlung. Das kam erst später dann mit dem Studium. Aber das war, wenn man so will, das erste Foto. Leider ist es nicht beschrieben, sonst hätte ich es extra in das Buch reingegeben. Aber es steht keine weitere Angabe. Vielleicht schauen wir mal weiter. Einfach noch einen Blick. Das ist jetzt so ein Bild, das auch ganz aussagekräftig ist. Für den Fotosammler, der jetzt mehrere Exemplare schon besitzt, ist es natürlich interessant, das Einzelporträt, das Paarporträt, die Dreierbeziehung und so weiter. Gruppenfoto. Ich spreche jetzt natürlich nur vom Studiofoto. Das sind eindeutig drei Brüder. Warum weiß man das? Weil sie hinten beschriftet sind. Ich habe das jetzt so überblendet, kann man das so sehen. Dieses Kürzel für den Laien, vielleicht nicht so lesbar, ist die sogenannte Feldpostnummer. Das heißt, ich gehe jetzt davon aus, von der Interpretation, dass sich wahrscheinlich, würde ich mal sagen, die Mutter, das ist vielleicht eher eine Damenschrift, die Mutter hat sich jetzt die Feldpostnummern der Söhne irgendwo hier nicht ganz vollständig, es fehlt oft, in der letzten kann man es lesen, das B, um mit den Söhnen in Kontakt zu halten. Warum jetzt nur drei abgebildet sind, wo der vierte ist, das kann ganz banale Gründe haben, dass der vierte einfach nicht im Urlaub war oder ist er schon gefallen, ist er schon vermisst, was auch immer. Also das ist auch so schön, wie lapidar man eigentlich damals das Foto beschrieben hat. schön, wie lapidar man eigentlich damals das Foto beschrieben hat. Sie kommuniziert dann mit lebenden Personen und wir schauen das Foto natürlich heute jetzt, 80 Jahre später an. Das ist natürlich ein wesentlicher Unterschied in der Lesbarkeit, in der Betrachtung. Man muss sich vielleicht versuchen, auch ein bisschen in diese Zeit reinzuversetzen. Man muss diese Kürzel auch mal identifizieren zuerst, um das richtig lesen zu können. Ich gehe da einfach mal weiter, falls noch keine Frage auftaucht. Ja, und da sieht man natürlich auch so ein bisschen, wie sich die Sprache geändert hat. Also das ist eindeutig eine Beschriftung aus der damaligen Zeit und die verwendet natürlich auch ein Vokabular, das wir heute natürlich nicht mehr so verwenden, weil es auch belastet ist. Das ist uns ganz klar. Der Heldentod stellt für uns sofort die Frage in den Raum, was ist denn da so heldenhaft, wenn ich irgendwo krepiere im Winter oder im November, wenn wir jetzt denken an heute, ja beim nasskalten Wetter, ist das so heldenhaft oder ist der einfach da einen sinnlosen Tod gestorben. Das ist natürlich auch spannend, dass man das natürlich heute ganz anders liest. Wir würden heute ganz andere Wörter verwenden. Das ist auch ein wesentlicher Aspekt dieses Buches. Und das hat ihm ein Freund geschrieben. Er hat den Franz geschrieben. Für ihn war ja klar, wer er war. Er hat verzichtet auf die vollständige Beschriftung. Und so ist er jetzt teilweise dem Vergessen enttronnen, aber teilweise natürlich auch nicht, weil die richtig vollständige Angabe, die fehlt uns dann, wie so oft leider. Es steht dann noch lapidar, ein Ort in Russland, das ist oft natürlich sehr spannend, wenn man so eine Fotografie erwirbt oder geschenkt bekommt, dann will man wissen, wo ist das passiert. Man geht dann meistens auf Google und wird enttäuscht, weil diese Orte oft gar nicht mehr existieren. Das hat sich natürlich auch durch den Krieg ganz klar und durch die langen Jahrzehnte dazwischen natürlich alles verändert. Oft ist es auch eine Schreibweise schwierig, weil natürlich wir jetzt wieder einen deutschen Soldaten haben, der in der Schule das nie gelernt hat. Das heißt, man schreibt dann oft die Orte so, wie man sie spricht. Das ist natürlich auch wieder ein Reiz. Man freut sich immer wieder als Sammler, wenn man wieder ein kleines Puzzle entziffert hat. Und dieser junge Herr ist im Alter von 22 Jahren gefallen. Genau, verstorben. Also relativ früh, wir sehen es ja 1941 schon, wie der Ostfeldzug noch ganz frisch war. Da kommen wir jetzt in die militärhistorische Ebene. Man hat geglaubt, das wird auch so ein Blitzkrieg frisch war, da kommen wir jetzt sozusagen in die militärhistorische Ebene natürlich. Man hat geglaubt, das wird auch so ein Blitzkrieg und das wird noch vor dem Winter entschieden. Natürlich ist es dann, wie wir alle wissen, anders gekommen. Das ist jetzt ein Familienmitglied von mir und da kommt natürlich jetzt die persönliche Ebene ins Spiel, die wir vorher schon so ein bisschen unterschwellig angesprochen haben. Warum dieses Thema? Also wenn man so will, in meiner Familie waren, ich verwende jetzt das Wort normal nicht, aber vier Familienmitglieder verstrickt in den Nationalsozialismus. Sie waren Soldaten, einer war auch Parteimitglied. den Nationalsozialismus. Sie waren Soldaten, einer war auch Parteimitglied. Zwei haben überlebt. Und zwei, er ist eben verunglückt durch einen Unfall. Er war, wie man vielleicht erkennen kann, also ein Flugzeugführer, Pilot, würden wir heute sagen. Und er ist verunglückt in Italien. Ein zweiter, sein kleiner Bruder, ist vermischt, also ist bis heute nicht geklärt, restlos geklärt. Ich habe da dann einiges herausgefunden später mit Hilfe anderer geschichtskundigen Personen, aber es bleiben immer noch große Fragezeichen. Und von der Familie mütterlicherseits ist es mir nur gelungen, zwei Fotografien zu bekommen. Eine Weite ist dann später aufgedacht, wie so oft, nachdem das Buch schon gedruckt war, hat sich noch ergeben. Eine Fotografie hat noch von Wien den Weg gefunden zu mir. Und von einem vierten Bruder meiner Schwester gibt es bis heute keine Aufnahme. Sonst hätte ich sie auch mit ins Buch genommen. Also letztendlich haben dann sechs Familienmitglieder den Weg ins Buch gefunden. Und das ist schon wahrscheinlich auch so ein Teil der Erklärung, warum diese unter Anführungszeichen Faszination für dieses Thema, weil diese Leute waren immer präsent bei uns im Haushalt, es gab immer Fotografien. Und speziell, jetzt haben wir gerade Allerheiligen, die Situation, man ist auf den Friedhof gegangen, man hat auch an die gedacht, die man gar nicht gekannt hat. Die waren immer so nebulos, schon als kleiner Bub hat man sich da irgendwie vorgestellt, in einer Art Fantasie, auch wie der Kopfkino, da ist dann die Western-Ebene verschwommen mit irgendwas, was man in der Schule gelernt hat. Was ist mit dem passiert? Der war 18 Jahre, der war 19 Jahre. Und das hat vielleicht auch sozusagen meinen Zugang irgendwo geprägt, dass ich mich dem Thema relativ unter Anführungszeichen normal und unspektakulär angenähert habe, weil ich sozusagen, ja, weil die immer präsent war. Es war jetzt für mich nicht so ein Aha-Erlebnis, ich gehe jetzt studieren und plötzlich werde ich mit dem Thema Nationalsozialismus konfrontiert, sondern für mich war dieses Interesse dann schon sehr früh da. Man hat dann gelesen, man hat versucht, an der Bibliothek sich Bücher auszuleihen und so ist man dann irgendwo, wenn man so will, reingerutscht in dieses Thema. Und wie hat die Familie reagiert, als sie gehört hat, du wirst die Bilder der Angehörigen hineingeben? Fotos ehrlich erworben habe in 20 Jahren Sammlertätigkeit. Ich habe auch natürlich verstorbene Familienmitglieder gefragt. Die Frage und die Suche ging bis nach Köln, bis Deutschland, bis Salzburg. Also die Familie ist weit verzweigt. Und ich habe wirklich noch geborgen, was noch zu bergen war, weil heute natürlich viele dieser, wenn man so will, Leihgeber gar nicht mehr am Leben sind. Das ist überhaupt ein Aspekt dieses Buches, dass wahrscheinlich ein Gutteil dieser verwendeten Fotografien wahrscheinlich irgendwann mal ins Altpapier gekommen wäre. Bevor wir zum nächsten Bild gehen, noch ein Appell an die Zusehenden. Ich bitte noch einen Appell an die Zusehenden. Fragen bitte via YouTube im Chat an uns oder per E-Mail über die E-Mail-Adresse jku.keppler-salon.at Schreiben Sie uns, klinken Sie sich in die Diskussion ein. Wir haben die Gelegenheit, Kurt Lackner hier zu haben und wir freuen uns über Ihre Interaktion dahingehend. Wir hätten schon eine Frage, die wird sehr gut passen, weil es um die Familienangehörigen geht. Und zwar ist die Frage aufgetaucht, haben Sie alle dargestellten Personen recherchiert und auch deren Angehörige kontaktiert? alle dargestellten Personen recherchiert und auch deren Angehörige kontaktiert? Ja, das ist natürlich eine Frage, die für viele Leute interessant war, auch für meinen Verleger, der natürlich da Angst hatte, dass er später mit Klagen zugedeckt wird. Ich möchte mich auf dem Weg nochmal herzlich bei Robert Hübner bedanken für seinen Mut. Es ist natürlich logisch, dass ich Leute nicht befragen kann, wo ich nicht weiß, wie heißen die Angehörigen. Bei denen, wo es hundertprozentig klar war, habe ich diese Erlaubnis mir geholt. Von einem anonymen Bild, das über den Flohmarkt zu mir kommt, ist es auch technisch nicht möglich. Und ich habe natürlich alles eingehalten, was das Verlagswesen da so an Vorschriften bereithält. Das ist ganz klar. Also wir haben uns da, wenn man so will, abgesichert. Ich habe auch im Nachwort dann noch gesprochen. Ich bin über jede Meldung dankbar. Ich bin über jede Meldung dankbar. Es ist tatsächlich so gewesen, beim ersten Zeitungsartikel im Standard hat mich am Abend noch die Tochter des Abgebildeten angerufen und ist aus allen Wolken gefallen, weil sie nicht gew, genau am Tag der Veröffentlichung des Standardberichts hatte ihr Vater den Sterbtag. Und sie hat schon die Blumen im Auto und wollte gerade am Friedhof fahren. Also das war eigentlich relativ spooky, dass sie gesagt hat, nach elf Jahren schaut der Vater plötzlich in Uniform aus dem Standard raus. dem Standard raus. Und beim zweiten Zeitungsbericht in der oberösterreichischen Nachrichten war es wieder dasselbe, bin ich wieder kontaktiert worden von der Tochter, die es abgebildet hat. Also nicht von der Tochter, in dem Fall von der Cousine. Und ein drittes Mal hat mich dann die Tochter konfrontiert. Also das ist tatsächlich so, dass ich jedes Mal, wer gefunden hat, der gesagt hat, das ist ein Familienmitglied. Aber ich habe nur positive Reaktionen bekommen. Und das waren jeweils Bilder, die du am Flohmarkt... Genau, die waren für mich anonym und die hat dann mir glaubhaft bewiesen, ja, das ist mein Vater. Ich habe mich natürlich mit ihr getroffen und ich auch noch weitere Fotos bekommen sogar. Ergänzend auch zum Verlag, es ist der Verlag Bildmanufaktur, der sich um die Herausgabe dieses Buches angenommen hat. Genau, also mir war es auch wichtig, ein regionaler Verlag, der mir natürlich persönlich bekannt ist. Es ist unser Präsident Robert Hübner vom Künstlerverein Parz von den Parzern, der vielleicht vielen Zuschauern als Herausgeber des Linzer Taroks bekannt ist. Mir war es wichtig, es war natürlich eine lange Zeit, wo wir uns mit der Thematik beschäftigt haben, dass es eine regionale Zusammenarbeit ist. Ich habe dann auch die Druckerei in Linz ausgesucht. Ich wollte kein Produkt, das irgendwo sozusagen made in China dieses Attribut hat. Die Qualität war mir wichtig und Robert Hübner ist natürlich auch einer, den ich seit Studienzeiten kenne, der mit der Qualität vertraut ist. Das ist übrigens ein sehr berührendes Bild, der Flugpilot. Naja, wenn man dann natürlich später weiß, was mit ihm passiert ist, dann könnte man jetzt sagen, er schaut sehr melancholisch rein. Da könnte man natürlich jetzt wieder fragen, wie ist das, ist jeder gern in den Krieg gezogen? Ich schreibe auch im Vorwort, vielen war natürlich die Sterblichkeit bewusst, dass das kein Spaziergang wird, dass das nicht so, wie man im Ersten Weltkrieg geglaubt hat, wir machen das jetzt ratzfatz, zwei Wochen und dann ist Serbien gestorben, wie es heißt in der Literatur. Es war natürlich denen schon klar, was vielleicht passieren kann. Sehr oft, das schreibt Martin Pollack auch im Vorwort, wurde das Porträt, das verwendete dann auch verwendet für das Totenbild, weil es gar kein zweites gab. Dieses Foto habe ich von einem Freund von ihm geschenkt bekommen. Ich musste es ihm sozusagen aus den Händen ziehen, er wollte es zuerst nicht hergeben. Und ich habe aber dann ihm keine Ruhe gelassen und ich habe es dann nach über 60 Jahren als Geschenk bekommen von seinem Jugendfreund, der den Krieg überlebt hat. Vielleicht schauen wir weiter, damit es nicht zu romantisch wird. Das ist wahrscheinlich eines meiner persönlichen Favoriten. Zum Werdegang des Buches, vielleicht auch die Frage, warum soll das Kunst sein? Für mich ist immer wichtig in meiner Kunst, es geht um die Serie und es geht um ein Auswahlverfahren. Was kommt rein, was fliegt raus? Wenn man sich vorstellt, hier im Kepler-Salon könnten wir jetzt vielleicht tausend Porträts auflegen am Boden und dann fängt die Auslese an an das ist mein künstlerischer Prozess und dieses Bild war klar, es ist eigentlich ein ja kann man fast sagen ein räudiges Bild, wenn man es in der Hand hält es ist ein ganz dünnes russisches Fotopapier, man sieht hinten es ist ein relativ improvisierte Studiosituation das ist einfach ein Vorhang. Und sie schreiben auch in ihrer relativ spannenden Beschriftung, es war in Russland kein anderes Fotostudio aufzutreiben. uns nicht mit Kettensträflingen zu verwechseln. Wir sind Arbeiter im grauen Rock. Also diese Beschriftung hat mir so gefallen, weil sie so selbstironisch ist. Das ist jetzt nicht der, unter Anführungszeichen, der stolze Krieger in der sauberen Uniform, sondern die waren gerade irgendwo beim Entladen von einem Waggon oder was auch immer. Sie haben einen sogenannten Trillich an und sie sind sich bewusst, dass sie schmutzig sind. Sie machen sich über den eigenen Zustand lustig. Und das hat mir sehr gefallen. Man sieht, dieses Foto wurde lange Zeit mitgetragen. Es ist in der Mitte geknickt, wahrscheinlich in einer Brieftasche oder im sogenannten Soldbuch vielleicht oder im Wehrpass. Und es hat schon einiges mitgemacht. Man sieht hier die Haptik auch sozusagen. Es ist eine historische Quelle, die schon von der Zeit angegriffen ist. Ich glaube, es kommt eine Frage. Ja, wir haben per E-Mail eine Frage bekommen von der Nina, die hat uns geschrieben, ist es nicht gefährlich mit so einem Buch das Soldatentum zu verherrlichen? Kann man den nüchternen Blick des Künstlers und Sammlers von allen erwarten? ist. Also ich habe es schon eingangs erwähnt, es ist mir bewusst, dass es für manche vielleicht eine Provokation ist. Aber meine Gegenfrage natürlich braucht gute Kunst, muss auch irgendwo griffig sein. Ich will nicht gefällig sein, ich will nicht ein schönes Bild malen für die Wand, ein gelbes Dotterblumenbild, sondern es geht hier auch um eine ernste Thematik. Und es ist mir ganz klar und bewusst, dass das manche Leute verstört. Naja, aber die Frage des Gefährlichseins ist natürlich aus dem heraus zu verstehen, wenn das jetzt, ich formuliere es jetzt provokant, inflationär wird und so salonhaft wird, solche Fotografien in die Welt hinaus zu schicken, ob sich dadurch die Tragödie, die Schrecklichkeit und nicht sagbare Dimension dieses Krieges, wo so viele Menschen systematisch ermordet wurden, sich dann einfach verflacht. Also ich verstehe diese Frage und den Einwand. Ich kann es wahrscheinlich jetzt auch nicht hundertprozentig entkräftigen. Das schreibt Martin Pollack in seinem Vorwort auch. Das Hintergründige ist natürlich auch das Gefährliche. Dass wir in die Romantik abkippen, weil sie war natürlich jung und sie war ein Fisch. Und sie war natürlich jetzt nicht vielleicht die alten Männer, die man dann sozusagen am Küchentisch trifft bei der sogenannten Oral History, bei der historischen Beschäftigung mit den sogenannten Zeitzeugen. Da ist ja auch dann, ich sage jetzt mal, die alte Dame, die rührende alte Dame. Und in Wirklichkeit war sie vielleicht Aufseherin in irgendeinem Konzentrationslager. Ja, auch da weiß man es nicht. Und diese MeToo-Debatte hat man auch gesehen, dass natürlich Leute, die vielleicht rührselig alle Herzen bei der Oscar-Verleihung dann eigentlich irgendwelche Triebtäter waren in der Vergangenheit. Ja, das weiß man natürlich nie und das kann man natürlich auch nicht ausschließen. Aber es ist natürlich so, wenn man sich mit der Materie beschäftigt, es ist ja auch ganz klar im Stoff der vierten Klasse die Zeitgeschichte ein Teil unserer Ausbildung in der neuen Mittelschule im Gymnasium. Es ist ja jetzt nichts, was ich jetzt irgendwo aus dem Hut gezaubert habe, sondern das ist Teil unseres Lebens. Unsere Schüler werden auf diese Situation vorbereitet. Sie lernen über den Nationalsozialismus und jetzt meine Gegenfrage, lernt man was damit, wenn ich diese Fotos verbrenne, wenn ich diese Fotos vernichte, wenn ich sie ins Altpapier gebe? Oder lerne ich dann mehr, wenn ich sage, ich befasse mich vielleicht mit dem Schicksal des einen oder anderen? Dieses Buch ist vielleicht eine Einladung zur Diskussion oder auch zur Kommunikation. So kann man es vielleicht auch sehen. Da sieht man jetzt diese verschwindende Schreib-Bleistift- Beschriftung. Das ist ja auch fast ein Fade-out. Würde man dieses Bild jetzt noch sehr oft herumreichen und in die Hand nehmen, dann verschwindet irgendwann mal dieser Text und ist dann eigentlich auch ausgelöscht. Das ist natürlich auch wieder so eine Meta-Ebene. Geschichte wird ausgelöscht, wird ausratiert, die Erinnerung verblasst. Das hat ja die Literatur oftmals schon verwendet. Ich will jetzt da nicht mehr ins Detail gehen. Sie machen sich sozusagen selbst lustig. Wir sind keine Kettensträflinge, wir sind Arbeiter im grauen Rock. Ich habe mich da eingehend damit beschäftigt. Ich schalte jetzt einfach mal weiter. Das ist jetzt vielleicht so ein Bild. Vielleicht lassen wir das mal jetzt, sollten wir das jetzt mal lesen, als Betrachter. Weil er zeigt jetzt sozusagen per se keine Insignien, aber er war einer, der bei der Waffen-SS ist. Das ist der Totenkopf auf der Kappe. Genau, das ist der Totenkopf auf der Mütze und seine Insignien, die sieht man jetzt nicht, weil er sich so weggedreht hat. Und das ist natürlich ein Bild, das vielleicht verstörend ist, weil gerade er so ein knabenhaftes Wesen hat. Er schaut so aus wie so ein netter Jüngling. Er schaut auch ein bisschen traurig aus. Ich will jetzt nicht vorgreifen den potenziellen Käufern meines Buches. Er hat den Krieg nicht überlebt. Dieses Bild hat noch eine andere Ebene. Ich bin wirklich auf Umwegen dazu gekommen. Ich bin wirklich auf Umwegen dazu gekommen. Ich habe nämlich den Nachlass des Bruders erworben. Und der Nachlass, das heißt jetzt in dem Fall Feldpostbriefe, Urkunden und so weiter. Und es gab kein Foto. Und es gab aber ein Sterbebild. Dieses Sterbebild war der einzige sozusagen Beweis, wie hat der Mann ausgeschaut. Und Jahre später, das war wirklich am 23. Dezember, habe ich etwas lustlos im Internet herumgesucht und finde genau dieses Foto. Und dann habe ich sofort angerufen und habe gesagt, ich muss das unbedingt erwerben und es kommt aus Vorarlberg. Es ist tatsächlich so, dass dann Jahre oder Jahrzehnte später wahrscheinlich der letzte Familienangehörige, vielleicht die Schwester, die Cousine, gestorben ist. Und diese Fotos kamen auf Umwegen auf den Markt. Und ich konnte dann sozusagen zu den Papieren, zu den ganz faktischen Schreibmaschinen geschriebenen Papieren, die über seinen Tod informieren an die Eltern. Und die haben das dann, sozusagen, beglaubigen lassen, auch am Amt in Hohenems. Und dann wirklich Jahre später bin ich dann zu den Bildern gekommen. Und das war natürlich auch ein spannender Moment, ein berührender Moment. Und auch hier ist es natürlich so, dass man dieses Bild anders liest, wenn man weiß um sein Schicksal. Naja, aber das Emblem der Waffen-SS ist für mich so zu lesen, wie es zu lesen ist. Nämlich das, was die Waffen-SS an unvorstellbaren Verbrechen begangen hat. Natürlich, aber das ist auch nichts, was ich leugne. Weil man natürlich jetzt diese Sätze immer mit Aber beginnen muss, das ist jetzt keine Rechtfertigung, aber es war natürlich auch nicht jeder von denen ein sogenannter Freiwilliger. Es ist natürlich auch nicht jeder von ihnen persönlich in Verbrechen verstrickt gewesen. Das wird jetzt viele Zuschauer vielleicht auch verstören, aber es ist eine Tatsache, wenn wir von mehreren hunderttausend Mann sprechen, dass natürlich da auch wieder das individuelle Schicksal, ich kann jetzt über eine Masse natürlich sprechen, aber das Buch beschäftigt sich eben explizit nicht mit der Masse des Millionenheeres, sondern es beschäftigt sich explizit mit den Persönlichkeiten. Und natürlich war es für viele natürlich auch eine Überraschung, eine Enttäuschung, ein Schock, als damals Günther Gras zugegeben hat, selbst ein Angehöriger dieser Truppe gewesen zu sein. Da gibt es ja seitenweise, gab es dann Spiegelberichte, manche haben ihn sozusagen gedankt für seine Ehrlichkeit, andere haben ihm die jahrzehntelange Freundschaft gekündigt. Das war ja vergleichbar wahrscheinlich die berühmteste Figur der Literatur, der sein relativ spätes Coming-out gehabt hat. Das ist ja ganz lustig auch, oder lustig ist vielleicht ein falscher Begriff. vorher eigentlich über den unter Anführungszeichen linken Günther Gras geschimpft, jahrzehntelang und mussten dann akzeptieren, dass er selbst einer der Truppe war. Also auch da gab es einen Widerspruch und auch da gab es Verstörung von dieser Seite. Das ist auch ganz interessant. Aber ich habe mich natürlich dem ganz bewusst gestellt. Aber ich habe mich natürlich dem ganz bewusst gestellt. Ich wollte dieses Buch nicht schönen und jetzt nur hübsche Matrosen da reingeben, um jetzt keinen zu verstören. Das wäre meiner Meinung nach falsch gewesen, dieser Ansatz. Ich habe wirklich versucht, in diesen 80 Porträts einen Querschnitt über alle, wenn man so will, Fraktionen, Wehrmachtsteile, Luftwaffe, Marine und so weiter und eben auch die Waffen-SS, wenn man so will, abzubilden. Aber die Verstörung bleibt, das ist ganz klar. Ich gebe noch einmal einen Wink an unsere Zusehenden. Fragen bitte entweder über den Chat via YouTube oder per E-Mail an jku.kepler-salon.at Dann gehe ich mal einfach weiter und wir schauen uns jetzt einen an, der wahrscheinlich heute vergleichbar mit einem Popstar ist. Diese Karten wurden tatsächlich gesammelt, auch damals schon, in der Zeit. Also da gab es natürlich jetzt Bewunderer, Legionen von Nachahmern, Hitlerjungen und so weiter haben diese Leute angeschrieben und sie um eine Autogrammpostkarte gebeten. Und das wurde dann so wie heute vielleicht die Fußballer in einem Album gesammelt. Der, für nicht so fachkundige Leute, der ist hoch dekoriert, wie man sagt in der militärischen Welt, ein Ritterkreuzträger. Ich habe das dann recherchiert und hat sich herausgestellt, das ist dann über den Vornamen, habe ich dann sozusagen seine Geschichte recherchieren können, hat sich herausgestellt, auch er ist gefallen, abgeschossen worden, schon 1943. Und er schreibt hier sehr romantisch eigentlich an seine Frau, also damalige Braut oder Freundin. Und das Foto kommt aus dem Nachlass dieser damaligen Freundin, die hat später wieder geheiratet. Und als die gestorben ist, hat mir der Sohn dann dieses Foto gegeben. Und es ist ganz spannend oder ganz interessant, dass sie damals, also die Familie war aus Ostdeutschland, aus Ostpreußen, die musste dann fliehen und die Mutter konnte in der Eile nur ein paar Fotos zusammenraffen. Und seine Braut hat nach dem Krieg die Eltern gebeten um private Aufnahmen. Also explizit keine Fotos in Uniform, sondern private Aufnahmen, um ihren sozusagen Bräutigam da irgendwo ins Album zu geben. Und die Eltern haben sich bei ihr entschuldigt. Sie haben keine anderen Aufnahmen. Also es gibt nur mehr diese und sie müssen ihr leider Uniformfotos schicken. Er schreibt hier relativ romantisch und das ist auch wieder so das, was mich natürlich interessiert hat. Ich habe den jetzt nicht ausgewählt, weil er so dekoriert ist, sondern weil das für mich eigentlich auch wieder so dieser Widerspruch ist. Auf der einen Seite jetzt der Pilot, der Staffelkapitän, der verantwortlich ist für eine ganze Menge an Personal und an anderen Soldaten. Und dann schreibt er relativ schwülstig, romantisch, du bist die eine, die einzige Frau für mich. Und wir werden dann sozusagen, es ist relativ schwer zu lesen. Ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben. Ich weiß, du wirst die Frau für mich. Okay, wunderbar. Sehr gut. Kompliment. Das ist bei mir nicht ganz so schnell gegangen. Ich konnte mit dieser Schrift nicht so viel anfangen. Ich bin Historikerin und entziffere Briefe von exilierten jüdischen Menschen. Deswegen ist es natürlich für mich bei ein paar Punkten, wo ich mich einklinke, weil ich die andere Ebene so gut kenne. Es ist natürlich dieselbe Sprache und es ist dieselbe Herkunft. Das macht natürlich die Sache auch brisant. Wenn wir jetzt den historischen Bogen weiterspringen, wäre natürlich bei einem oder anderen die Möglichkeit gewesen, dass die vorher zusammen in einer Schule waren. Ja, ist ja passiert, gibt ja Projekte aus dem akademischen Gymnasium, wo man dann nachrecherchiert hat, was ist aus der Klasse geworden. Es gibt Bücher über Schulklassen, wo es dann später wieder Nachkriegstreffen gab, was ist mit dem und dem und dem passiert. Also das ist ja alles eine Zeit, darf man nicht vergessen. Sollen wir weiterklicken, damit es nicht zu langweilig wird? Ja, das ist auch immer wieder interessant, wo meine Fantasie natürlich dann anfängt zu arbeiten, ja, was ist aus dem Jungen geworden? Der könnte natürlich noch leben, der könnte heute noch unter uns sein, der könnte in Linz spazieren gehen, der könnte natürlich auch dann sagen, wie kommen Sie zu meinem Foto? Ja, müsste ich ihm auch sagen, das ist vom Flohmarkt, ja. Und haben Sie die Flohmarktbilder ausschließlich vom Linzer Flohmarkt oder fahren Sie da zu anderen Flohmärkten? Überall. Das ist so meine Angewohnheit. Wir hatten eine Ausstellung über das Salzamt Lind in Zagreb und ich habe mir dann den Wecker gestellt und bevor das Flugzeug geflogen ist, bin ich noch in Zagreb schnell eine Stunde auf dem Flohmarkt und nehme auch dort Fotografien mit. Das wird auch noch kommen. Ich habe auch russische Soldaten, englische. Also das ist ganz klar. Über dieses Foto gibt es nicht wirklich viel, nur die drei Namen. Steffi ist natürlich die Verniedlichungsform. Ich nehme mal an, es ist der Stefan. Er schaut eigentlich aus wie ein junger Mann. Mehr können wir da über die Leute nicht rausfinden. Das ist jetzt auch ein schönes Porträt, so exemplarisch für die Hochzeit. Also er bekommt Urlaub, Hochzeitsurlaub, das war natürlich auch nicht ganz einfach. Er durfte nach Hause fahren, er ist an der Front, hat er gefehlt in seiner Funktion. Und dann gibt es eben dieses klassische Hochzeitsbild und oft blieb dann natürlich tragischerweise dieses Bild das einzige, was noch übrig geblieben ist, das ist ganz klar. Er hat hier so seine Insignien der Tätigkeit, das Kreta-Armband und so weiter, das ist dann wieder so militärhistorisch. Ich habe versucht, die linke Seite immer ganz faktisch zu beschreiben. So wie wenn ich sage, ich beschreibe jetzt einen, der von mir aus jetzt auf den Opernball geht. Was trägt der alles? Und daneben ist dann sozusagen die Originalbeschreibung. Originalbeschreibung. Hier haben wir es sozusagen auch um die, wenn man so will, die Absurdität des ganzen Krieges. Man vergisst ja auch die Distanzen gerne, wenn man sich das heute am Atlas anschaut, wenn man jetzt denkt an Afrika, absurd. Also das wird einem erst eigentlich auch wieder durch solche Dokumente bewusst, dieser Größenwahn, dass man glaubt, man marschiert jetzt durch alle Länder, macht sich die sozusagen untertan. Und der Felix, der Glückliche, schreibt da ganz lapidar, schickt da einen Gruß nach Hause. Ist natürlich immer wieder reizvoll, wenn man irgendwas findet, was nicht so häufig ist. Das ist eher so interessant, der trägt die kurze Hose. Das ist für einen Soldaten eher untypisch. Das ist Südfrontbekleidung und er steht relativ buschig hohs da, wie wenn das Ganze so ein lustiges Abenteuer wäre. Das ist natürlich auch ein bisschen verfänglich. Das ist eben wieder das Spannende an der Materie Foto. Hier haben wir so einen, der hat vielleicht so Ähnlichkeiten mit diversen Filmhelden des amerikanischen Kinos. Clark Gable, so ein verwegenes Pärtchen. Er ist sich natürlich seines Charmes bewusst. Er hat da irgendwie sicher, ja, es war ihm klar, dass er eine gute Figur abgibt. Er geht ins Studio, schaut nicht in die Kamera. Das ist auch ganz spannend. Wo schaut er hin? Wem schenkt er das Foto?ungen sind untergegangen. Das ist natürlich auch wieder die Frage, was ist aus ihnen geworden. Es gibt ja da in der Literatur bei Lothar Buchheim das Boot, hat wahrscheinlich jeder mal irgendwie gelesen oder zumindest reingelesen, aber Lothar Buchheim war natürlich auch ein sogenannter Kriegsberichterstatter. Er hat erst später in den 70er Jahren Unmengen von alten Negativen vom eigenen Dachboden geholt und hat vor dem Boot noch ein Bildband rausgebracht aus der Zeit, wo er seine eigenen Negative bearbeitet. Wo ihm natürlich auch bewusst war, damals war ich der junge 20-jährige Fotograf, wie wirken die Bilder heute auf mich? Also um das geht es natürlich auch. Wie wirken die Bilder heute auf uns? Wie haben sie damals gewirkt zur Zeit des Entstehens? Wir haben eine Frage. Ja, im Chat hat sich jemand gemeldet. Der Mr. Mercury schreibt, interessantes Thema. Was sagt der Autor dazu, dass einzelne solcher Fotos heute teilweise um hunderte Euro gehandelt werden? Tja, was soll ich dazu sagen? Es gibt natürlich immer eine kommerzielle Seite und wo Interesse besteht, gibt es natürlich Leute, die es dann verkaufen. Das ist nichts anderes, wie wenn ich einen Dorotheum-Katalog hernehme, wenn ich anschaue aus der Sammlung Lentos, was gibt es für Bestände aus den 50er Jahren und plötzlich explodieren die Preise, weil ein Buch herauskommt, ein Katalog, eine Ausstellung, das ist einfach der freie Markt. Teilweise findet man das vielleicht pervers, aber was soll man dazu sagen. Das Internet hat natürlich das ganze Leben beschleunigt. Man kann sich heute alles kaufen und der Preis ist variabel. Da schwingt vielleicht jetzt die Frage auf, auch mit überlegen Sie manchmal, ob Sie das verkaufen. Nein, habe ich nicht vor. In Geld übersetzen. Nein, das ist nicht meine Intention. Das ist nicht mein Zugang zur Materie. Ich habe nichts vor, etwas abzugeben. Ich will das eigentlich bewahren. widerspricht ein bisschen dem Zeitgeist. Wir verfolgen jetzt schon zwei Jahre relativ angriffige Berichte über das Heeresgeschichtliche Museum. Da gibt es immer die Frage, was soll mit dem allen passieren? Es gibt heute gerade eine laufende Petition über die Wehrkundliche Sammlung in Ebelsberg. Auch das soll geschlossen werden. Auch das ist gewissen Leuten der Kultur GSMBH sozusagen ein Turn im Auge. Und es gibt natürlich immer heute Leute, die sagen, das alte Zeug gehört weg, gehört in den Keller, gehört verräumt. Da gibt es dann oft vielleicht nicht ganz so ernst gemeinte Vorwürfe. Da findet man vielleicht eine Ausrede, weil im NS-Bezug ist. Aber es gibt natürlich ein heeresgeschichtliches Museum, weil es an unsere Geschichte erinnert. Und die ist halt einfach nicht immer nur eine friedliche gewesen. Das ist einfach eine historische Tatsache. Wie natürlich jetzt, da sind wir wieder beim Unterricht, alle Bücher sind voll Kriege. Das ist jetzt kein Spruch von mir, aber die weißen Seiten in den Geschichtsbüchern waren die Zeiten, wo nichts passiert ist. Was bleibt über, das kann man immer relativ verkürzt jedes Kapitel lesen, das waren immer die Auseinandersetzungen. Das ist leider eine traurige Tatsache. und wie man etwas vermittelt, unter welcher Perspektive. Das hat natürlich jetzt auch sehr, sehr viel mit dem österreichischen Weg zu tun, mit dem Nationalsozialismus umzugehen, der sehr lange nicht gut war, der aber in den letzten Jahren eine ganz andere Sprache auch spricht. Also das ist natürlich da ein ganz wesentlicher Punkt auch. Das ist klar, das geht natürlich auch Hand in Hand mit der Frage nach der Erinnerungskultur. Und natürlich gibt es da auch verschiedene Punkte. Ich habe mir da in dem Fall was rausgesucht, weil ich mit dieser Frage fast gerechnet habe. Das ist, das Lentus wird es mir verzeihen und auch Josef Bauer, den ich gut kenne, wird es mir verzeihen. Es ist hier das Saalheft über die letzte Ausstellung Josef Bauer, der sich auch mit Zeitgeschichte ganz stark beschäftigt hat. Da geht es um das kollektive Gedächtnis und das Saalheft sagt hier, das kollektive Gedächtnis. Und das Saalheft sagt hier, das kollektive Gedächtnis von Nationen oder Institutionen ist im Sinn eines kulturellen Gedächtnisses eine Konstruktion, so sagt Aleda Aßmann. Das sage nicht ich. Was als die offizielle Geschichte gilt, wem Denkmäler gesetzt werden und wessen Geschichte vergessen wird, beruht auf einem gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, der mit politischen und ökonomischen Interessen und Herrschaftsverhältnissen durchzogen ist und sich im Laufe der Zeit ändern kann. Also das ist genau der Punkt. Und genau der Punkt ist natürlich auch wieder variabel, wie man ihn liest. Weil ich kann natürlich auch jetzt die Denkmäler errichten und ich kann Jahrzehnte später dann den Denkmalsturm machen und versuchen, diese Zeit auszulöschen. Ja, die Alina Aßmann spricht natürlich jetzt hier für die Opfer des Holocaust, für die vergessenen Opfer des Holocaust, für die Tatsache, dass die Geschichte der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung einfach wirklich lange Zeit nicht angesehen wurde. Also das liest sich natürlich jetzt klar aus. ich habe das jetzt natürlich auch jetzt provokant verwendet, weil der Umkehrschluss wäre jetzt und jetzt ist es Zeit, mit denen sozusagen aufzuräumen und die auszulöschen aus dem Gedächtnis. Und das ist nicht mein Ansatz. Also das ist natürlich auch immer ein schmaler Grad und es ist ein Teil von Provokation dabei, das ist ganz klar. Und es ist mir auch klar, dass so mancher oder so manche diese Bilder lieber vernichten würde. Aber es ist nicht mein Zugang. Ich finde es sehr wichtig, dass diese Bilder nicht vernichtet werden, finde ich. Sehr, sehr wichtig. Und dass sie erhalten bleiben und auch, dass sie auf solche Art und Weise präsentiert werden können. Das freut mich. Aber es ist natürlich ein heikles Thema. Das ist ganz klar. Aber es bringt Diskussion. Es freut mich, aber es ist natürlich ein heikles Thema, das ist ganz klar. Aber es bringt Diskussion. Ja, wie gesagt, das war natürlich auch mein Wunsch, dass was daraus entsteht, dass das nicht wieder irgendwo in der Lade liegt, genauso wie es nichts gebracht hätte, dass Fotografien, die ich bekomme, dann in meiner Lade liegen, sondern sie sollen da irgendwo aus getauscht werden und es gab natürlich auch negative reaktionen auf mein buch ja ich habe ein paar bücher verschenkt und ich habe auch gemerkt einmal ist es mir passiert ich habe es einem künstler geschenkt den ich sehr verehrt ja und der war persönlich richtig beleidigt weil jüdische wurzeln hatte Ich habe das gar nicht so bedacht und ich habe mir irgendwie gedacht, ich meine jetzt, der steht da fast drüber. Das war natürlich ein naiver Zugang, aber bis heute ist mir das nicht gelungen, irgendwie diese Missstimmung da rauszubringen. Ich verstehe das aber auch. Es ist im Nachhinein zu verstehen, aber es ist ein bisschen schade, dass das Angebot zur Diskussion dann so radikal abgebrochen wird, weil man da eigentlich nichts klärt dabei. vorbei. Und es ist natürlich, wir sind heute nicht mehr umgeben von Leuten, die sozusagen Teil der Wehrmacht waren und später, sage ich mal, Bürgermeister, Polizeichef und so weiter waren. Natürlich hat sich die Geschichte geändert. Inzwischen ist da, gibt es andere Leute, die sozusagen an der Macht, wie man so sagt, sind. Und es ist natürlich auch, ich sage jetzt mal, diese Gruppe von Personen, es leben ja fast keine mehr, die haben natürlich heute auch keine Lobby mehr. Das war ganz anders, jetzt vielleicht einen Kurt Waldheim zu konfrontieren oder vorher einen Herrn Kirchschläger, der natürlich auch aufgrund seiner Biografie, ganz klar aufgrund des Jahrgangsteils der Wehrmacht war, bei Kirchschläger war das interessanterweise nie ein Thema, bei Waldheim wurde es dann ein Thema. Darum habe ich das natürlich jetzt anders interpretiert, weil es ist immer eine Frage des Herrschaftsverhältnisses. Wer ist jetzt gerade sozusagen auf dem Cover des Magazins oder wer ist eigentlich zu vergessen. Und um das geht es auch irgendwo, ums Vergessen und ums Erinnern. Gibt es momentan eine Frage? Ja, wir haben nur eine E-Mail bekommen. Und zwar der Fritz hat uns geschrieben und er fragt, was treibt einen Künstler, einen Sammler zu sammeln? Ui, das ist eine schwierige Frage. Zu viel Tagesfreizeit. Ja, das ist eine sehr schwierige Frage. Vielleicht ist der Fragesteller selbst ein Sammler oder ein Bewahrer. Das müsste man vielleicht einem Psychologen fragen. Aber die Frage ist, ob ich mit der Antwort sehr zufrieden wäre. Man hat einfach Interesse vielleicht. Es ist mir zu langweilig einfach irgendwie nur zu Hause zu sitzen und irgendwas eben digital anzuschauen. Ich bin ein Freund des Analogen, auch in meiner eigenen Fotografie. Und das rauszugehen, auf den Flohmarkt zu gehen, das zu stöbern, das ist einfach eine Art von Interesse. Mehr kann ich eigentlich dazu nicht so sagen. Ich habe mich mit der Theorie des Sammelns nicht so sehr beschäftigt, wie mit dem Sammeln selbst. Die Leidenschaft, auf den Flohmarkt zu gehen und nach alten, interessanten Sachen zu stöbern, die teilen wir. Weil manchmal mache ich das auch. Und es ist allein, also für mich jetzt, wenn man etwas in Händen trägt, das Geschichte erlebt hat, das in vielen Händen gewesen ist, das in seiner Existenz etwas erzählt, das ist einfach etwas, das berührt, das bewegt, das manchmal erschüttert auch. Also das wird wahrscheinlich auch dabei sein, denke ich. Wahrscheinlich, ja, natürlich. Wenn etwas passiert, hat man dann wahrscheinlich auch den Wunsch, das tatsächlich haptisch auch zu spüren und in der Hand zu haben. Aber da könnte man natürlich auch einen eigenen Salon wahrscheinlich über diese Sache machen. Das wäre aber durchaus reizvoll,voll aber flohmarktgänger hier und gängerinnen hier zu versammeln ich hoffe dass ich kein pathologischer fall bin aber das wissen wir alle noch nicht der die zeit ist noch nicht reif das zu analysieren ja ich will nur damit sagen ich kann das ein bisschen nachempfinden ja okay, okay, das freut mich. Nicht so sehr das Sammeln, aber ich meine, ich sammle auch Dinge, aber dass man nach alten Sachen stöbert und dass man irgendwie etwas Verborgenes sucht. Ja, und dass die nicht immer glücklichen Hintergrund haben, das ist auch klar. Die Welt ist ja nicht nur kunterbunt. Das ist einfach eine Tatsache. Und wenn man sich mit Geschichte auseinandersetzt, sei es jetzt im Unterricht, als Student an der Uni, dann ist das einfach so, das ist ganz klar, dass das immer grausam war. Dass das eine eigene Geschichte ist, brauchen wir auch nicht reden. Und ich habe das natürlich auch im Vorwort behandelt und auch Martin Pollack hat das dankenswerterweise für mich noch viel präziser beschrieben, als ich das gekonnt hätte. Das ist ganz klar. Es ist natürlich auch eine Einladung, sich mit dem Buch tatsächlich auseinanderzusetzen und nicht nur jetzt so in Auszügen. Über dieses Bild haben wir noch nicht gesprochen. Aha, bitte. Was ist auffällig drauf? Ein Mann mit Brille. Ein Mann mit Brille, ja. Das war damals noch eine relative Seltenheit. Noch dazu für einen Offizier, er ist schon eher ein älteres Semester. Das ist auch klar. Wenn man sich jetzt vermehrt mit der Geschichte auseinandersetzt, ist es natürlich faktisch ein Unterschied, ob ich über einen 18-Jährigen spreche, der, wenn man so will, eingezogen wird, oder ob ich über einen Berufsoffizier spreche, der natürlich Teil dieser ganzen Maschinerie ist und der später dann unschwer behaupten kann, ich habe von nichts gewusst. Das ist natürlich ganz klar. Historisch ist es natürlich, ich will jetzt da nicht Zeitgeschichte Forschung betreiben, aber es ist natürlich auch ganz klar, dass Leute im Offizierskorps, die diese Niederlage des Ersten Weltkriegs erlebt haben, natürlich besonders anfällig waren für den Nationalsozialismus, weil er ihnen diese Möglichkeit gegeben hat, auch in der Karriere jetzt wieder aufzusteigen. Das ist die Tatsache an der Geschichte. Aber natürlich, es gibt da gute Literatur, der Daumelnde Kontinent und so weiter. Wir reden natürlich über eine Zeit, die eine militaristische war. Natürlich, wir wissen alle, Deutschland hat den Angriffskrieg begonnen, aber wir wissen natürlich auch, dass alle anderen Länder, nicht alle, aber viele gerüstet waren. Es war eine Zeit, wo man Probleme noch militärisch ausgefochten hat oder geglaubt hat, das ausfechten zu müssen. habe ich schon eingangs erwähnt, sehen wir die Geschichte heute nach 80 Jahren anders, als man die damals gesehen hat. Als ein Teil der Menschen, die damals anders war. Ja, natürlich. Das ist jetzt die Frage wieder nach Opfer und Täter, aber wenn man jetzt mal so frech ist und das jetzt mal ausklammert, für einen Moment, dann geht es immer um das individuelle Schicksal. Und natürlich hat ja nicht jeder immer die hundertprozentige Kontrolle, sein Schicksal, wie man so schön sagt, in die Hand zu nehmen. Das stimmt schon, aber letztlich, also für mich jetzt, die Täter-Opfer-Problematik kann ich da nicht ausklammern. Das geht nicht. Okay, ausklammern nicht, aber man kann vielleicht versuchen, beide Seiten zu sehen. Das wohl, das wohl, ja. Weil es natürlich speziell auch, ich habe da Literatur gelesen, auch eben zum akademischen Gymnasium. Ein Professor Bernauer hat ein Buch geschrieben, der ist auch schriftstellerisch tätig, über einen Jahrgang. Was hat einen Jahrgang ausgemacht, die alle mitsammen zur Matura gekommen sind und dann haben sich ihre Biografien fundamental geändert. Wie kam es dazu, wie wird einer empfänglich für die Ideen des Kommunismus und ein anderer ein glühender NS-Sympathisant? Also das sind auch spannende Fragen, weil wir natürlich jetzt in unserer Situation, in unserer satten Zufriedenheit auch nicht wissen, was die Zukunft für uns alles bringt. Ich würde schon auch ein bisschen warnen vor so einer Überheblichkeit, wie man heute jetzt oft, sage ich oft, über Geschichte schreibt. Dagegen verwehre ich mich auch. Vor allem ist es schwierig, dort, wo es nicht eindeutig ist, eindeutige Schuldzuweisungen abzugeben. Das ist schon ganz klar. Aber nichtsdestoweniger, in gewisser Hinsicht und in gewissen Situationen lässt sich über die Opfer-Täter-Problematik einfach nicht diskutieren. Beziehungsweise, ich kann es nicht ausklammern. Du hast auch nicht gemeint, dass man nicht diskutiert. Das ist klar. Man braucht ja auch nicht abzustreiten. Was soll man diskutieren, wenn Verbrechen passiert sind? Hast du auch nicht gemeint, du hast gemeint, dass man es kurz ausklammert. Aber ich weiß schon, was du meinst. Ich wollte es nur in diesem Antwortsatz ausklammern. Schauen wir einfach noch weiter. Es ist schon 10.09 Uhr. Das heißt, die Zeit rast. Zeig uns noch etwas von den Bildern, das sicherlich hier noch da ist. Vielleicht noch ganz kurz. Wir haben noch Zeit. Das ist ein relativ banales Bild vielleicht. Das ist ein Bild, über das man vielleicht drüber schaut. Das ist aus einem Album entnommen. Der Album selbst hat nur landwirtschaftliche Fotografien enthalten. Ich sage mal, die schönste Kuh im Stall, das schönste Pferd, der erste Traktor. Es ist eigentlich auch die kollektive Erinnerung von Österreich. Eine durchschnittliche Familie, sei es aus Villering, Grammerstetten, wo auch immer. Was ist es wert, fotografiert zu werden? Und das ist ja immer spannend, das verläuft über Jahrhunderte eingelernt so. Man fotografiert die Festtage. Früher hat es gegeben, die Großmutter am Sterbebett, das ist heute absolut out, wie man so sagt. Der Tod, das ist etwas, was wir verdrängen, ist oft auch Thema vom Kepler-Salon. Man fotografiert die schönen Seiten. Die schöne Seite war da die kinderreiche Familie und ich denke mir jetzt unterschwellig, kann man sich jetzt vorstellen, wie war das für diesen Vater, ja, jetzt wieder, ich sage mal wieder zurück an die Front zu gehen, ja, mit welchen Gefühlen ist der gegangen, was ist mit der Familie passiert, die Mutter musste dann den Haushalt, den Hof und so weiter schupfen, selbst, wie man sagt, ja, also dieses Bild in seiner ganzen Banalität hat natürlich auch eine, ja, unterschwellige Dramatik, man kann sich vielleicht jetzt vorstellen, der Junge links, der ist wahrscheinlich noch eingezogen worden, der hat hier das Alter 17, 18, 19 vielleicht ist es der Knecht vielleicht der Sohn der Älteste, man weiß das alles nicht aber dieses Bild hat es ist ja eigentlich fast so banal dass man es gar nicht aufnehmen will in die Sammlung ein sehr berührendes sehr gutes Bild. Und ja, darum letztendlich hat das dann auch neben den hochdekorierten Offizieren da Eingang gefunden. Ja, da können wir sogar noch lesen, ungefähr. Wir könnten heute da jetzt, wenn wir uns da reinsteigern, versuchen mit dem Gemeindeamt der Monze da irgendwie Kontakt aufzunehmen. Das wäre vielleicht sogar eine Möglichkeit, da noch irgendwen Lebenden herauszufinden. Aber das überlasse ich dann den Historikern. Das ist vielleicht auch nochmal ein interessantes Bild. Gibt es da irgendwas von deiner Seite zu sagen? Naja, das Hakenkreuzabzeichen hier. Ja, das Hakenkreuz, das was so martialisch ausschaut, was vielleicht für den Laien als den gefährlichsten der drei erscheint, das war der sogenannte Reichsarbeitsdienst. Das waren die Leute, die nach der Lehre oder nach der Schule vor dem Soldaten sein, musste man den Reichsarbeitsdienst absolvieren. Und aus Zeitzeugengesprächen habe ich oftmals gehört, dort ist es so schlimm zugegangen, dass man sich direkt gesehnt hat, danach Soldat zu werden. Das heißt, das war auch die Pädagogik des Reichsarbeitsdienstes, wenn man so will, das Leben denen so sauer zu machen, dass sie sich dann mit wehenden Fahnen gerne freiwillig gemeldet haben. Und oft ist das dann so abgegangen, dass man in der Nacht raustreten musste und dann kamen die Werber, zum Beispiel die U-Boot-Waffe, die Luftwaffe, die Waffen-SS und hat gesagt, wer heute freiwillig sich meldet, der kann das letzte Monat sozusagen streichen. Und das hat man viel gemacht. Und so hat man die Leute oft geködert, würde ich mal heute sagen. Wahrscheinlich haben wir hier drei Brüder, die zwei Linken sind auch wieder Angehörige der Waffen-SS und der Kleine hat hier eine Uniform, die um ein paar Nummern zu groß ist. von der Beschichtung sehr brüchig, es zerfällt fast, es ist schon sehr alt. Und man sieht, wenn man am Stempel sieht, es wurde 1948 abgezogen, neu abgezogen und koloriert. Das heißt, der Fotograf hat sich hier Bemerkungen gemacht, kurze Notizen. Wer hat blonde Haare, wer hat blaue Augen und so weiter. Und oftmals weiß man natürlich aus der Geschichte, das waren posthume Aufnahmen von Leuten, die vielleicht nicht mehr zurückgekommen sind, die gefallen sind, gestorben, wie man heute sagenohistoriker, ist damals im Studio geblieben. Nicht heute kriegt man das Negativ mit nach Hause. Damals hat es der Fotograf behalten und hat beim weiteren Abzug natürlich die Sicherheit gehabt, dass man wieder zu ihm kommt und nicht zum Hartlauer geht, der es billiger macht. Das war einfach der Bildhintergrund. Und dieses Geschreibsel, würde ich fast sagen, das passt ja auch wieder zu Josef Bauer, der dieses Schreiben in seiner Kunst verwendet, dass man eigentlich was schreibt, aber gar nicht lesen kann. Dieses Kritzeln, das ist auch irgendwie so spannend. Es ist eigentlich fast eine Schreibunterlage. Es ist eigentlich fast eine Schreibunterlage. Was aus denen geworden ist, ist alles. Das ist vielleicht auch noch ein berührendes Foto. Das war das Foto, das sich der Redakteur in den oberösterreichischen Nachrichten ausgesucht hat. Ein relativ charmantes Familienporträt. Der Vater ist gestorben, gefallen im Einsatz in der Normandie, er ist nicht mehr zurückgekommen, der Sohn ist später hat Arzt studiert, also Medizin studiert, ist verunglückt, bei einer Autofahrt, bei einer Dienstfahrt und die Mutter hat noch lange Zeit gelebt, die Witwe, und die hat dann mit ihrer eigenen Schrift zum Andenken hingeschrieben, also später erst das Foto beschriftet, der letzte Urlaub. Und sie hat den Ehemann über Jahrzehnte überlebt, hat sich dann ehrenamtlich beim Schwarzen Kreuz eingesetzt. Jetzt ist irgendwas passiert, mit meiner Verkabelung. Es ist nur ein bisschen raufgehauen. Ah ja, okay. Es ist nur raufgeholt. und die hat relativ überrascht reagiert, dass das sozusagen da wieder in der Zeitung präsentiert wird. Jetzt ist es so, lieber Kurt, es ist kurz vor 21 Uhr, um da jetzt noch einen guten Abschluss zu finden. Also ich finde es sehr, sehr wichtig, dass es dieses Buch gibt, weil allein an der jetzigen Situation, wie wir da hier sitzen, merkt man, dass es sehr, sehr großes Diskussionspotenzial in sich trägt. Und es ist natürlich, es blicken einen Menschenaugen an. Und wenn diese Menschenaugen unter dem toten Kopf der Waffen-SS schauen, ist natürlich absolut wichtig, dass wir von der Waffen-SS Bescheid wissen. Aber die Menschenaugen, die machen natürlich auch etwas mit uns. Darum ist es so wichtig, Geschichte auch immer so zu betreiben, dass man möglichst, möglichst viele Fakten hat, möglichst an den Fakten orientiert ist und ausgehend von denen dann sich ein Bild macht. Und unabhängig dessen ist es einfach ein unglaublicher Wert, diese Momentbilder zu haben und sie in dieser Form einfach zugänglich gemacht zu haben. Also ich finde das sehr wichtig. Diese Einschätzung freut mich natürlich, ja. Ich kann nur alle einladen, auch vielleicht noch abschließend, sich mit der Literatur von Martin Pollack zu beschäftigen, der mir das Vorwort dankenswerterweise beigesteuert hat. Er ist ja auch einer, der sich mit dieser Thematik sehr lange beschäftigt. Und wer ganz viel Zeit hat, dem sei natürlich das Hauptwerk von Walter Kempowski ans Herz gelegt, das Echolot, das habe ich dann in mein sozusagen Nachwort aufgenommen und vielleicht ist das auch der Schluss, der passende. Das finde ich sehr gut, ja. Wenn ich das finde. Also ich habe das Echolot geschenkt bekommen von meiner Mutter. Das war anfangs noch sehr schwer, sehr teuer. Insgesamt zehn Bände mit tausenden Seiten. sehr schwer, sehr teuer, insgesamt zehn Bände mit tausenden Seiten. Und er nennt das ja das kollektive Tagebuch der Deutschen. Und was sagt der Walter Kempowski 1980 schon? Was nützt uns eigentlich das Sammeln von Fotos, wenn wir sie nicht vorzeigen? Und das habe ich dann als Endpunkt verwendet für mein Buch. Bist du so lieb und zeigst das noch einmal in die Kamera, auch wenn wir das Bild jetzt schon kennen? Herzlichen Dank, bitte sehr. Also geschätzte Damen und Herren, hier ist das Buch. So schaut das aus, wenn Sie es auf der Landstraße oder beim Alex sehen, dann... Erschienen im Verlag Bildmanufaktur, wenn ich das jetzt richtig sage. Ja, genau. Verlag Bildmanufaktur in Leonding. Robert Hübner. Lieber Kurt Lackner, vielen herzlichen Dank. Ich danke. Ich wünsche alles Gute für deine weitere Arbeit und habe mich gefreut, dass wir einander auf diese Art und Weise kennenlernen konnten. Herzlichen Dank. Alles Gute. Geschätzte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Um Punkt 21 Uhr sage ich, haben Sie einen schönen Abend, bleiben Sie gesund und alles Gute. you