Von wegen Lockdown light. Bestandsaufnahme Status Covid-19 Nummer 23 am 2. November 2020. Jetzt also doch Lockdown 2, weil Welle 2. Obwohl doch gar nicht alles downgelockt wird. Kein Lock around the clock, bloß von 8 bis 6. Bloß Nachtausgangssperre. Good old Hausarrest also. Ja, Hausarrest trifft's am besten. Denn es ist eine erzieherische Maßnahme. Eigenverantwortung half nicht. Jetzt also wieder zurück zur schwarzen Pädagogik. Sorry, zur türkisgrünen Pädagogik. Hilft der Hausarrest nicht, gibt's zu Weihnachten dann vermutlich die gesunde Watschen. Strafen wie Hausarrest können persönlich nur als vollkommen ungerecht und völlig ungerechtfertigt empfunden werden. Aber wer die Macht hat, hat den Bracker. Will heißen, das Erziehungs- und Maßregelungsinstrument. Denn wir haben Zahlen, die außer Kontrolle sind, sagen sie. Nicht etwa 1, 2, 3 Tausend. Nein, 5 Tausend Neuinfizierte täglich. 5 Tausend. Nein, 5 Tausend Neuinfizierte täglich. 5 Tausend. 5 Tausend muss als Superlativ in allen Belangen herhalten. Das weiß die Menschheit spätestens seit Fragebogen 2. In Fragebogen 2 schreibt Martin Fritz, Talent bedeutet eingesehen zu haben, dass alles besser wird mit 5 Tausend hintendran. Einige Beispiele. Katze. Katze 5000. Genusssucht. Genusssucht 5000. Grechel. Grechel 5000. Frau Hermanns Katastrophen. Frau Hermanns Katastrophen 5000. Womit einerseits Werbung für die diese Woche zu streamende Lesebühne und andererseits für das in den kommenden Lockdown-Tagen zu lesende Buch gemacht wäre. Also schaut euch die Lesebühne Frau Hermanns Katastrophen 5000 an und kauft euch das Buch Die Vorbereitung der Tiere von Martin Fritz, dann wird alles besser. Und es wird eben nicht nur alles besser mit 5000 hintendran, sondern auch alles besser schlechter. Von wegen Covid-19, Covid-5000, von wegen Lockdown-Light, Lockdown-5000. Das ist kein Lockdown-Light, kein Lockdownchen, kein Lockdowner. Das ist voll der Stimmungs-Downer. Ein Stimmungs-Downer in Zeiten, in denen Stimmungsaufhellung doch alles sein sollte. Es ist November, das ist schon hart genug. Der November ist die Hölle der Jahreszeiten. Er ist nicht Winter, nicht Herbst, er ist kaum zu ertragen. Der November ist eine Nebelbank auf Gemüt und Gegend. Er ist kollektive Grabestimmung, ist der Friedhof der Pläsiere. Das heißt, der November ist schon tot genug, jetzt also auch noch aus mit Kunst, Kultur und Ablenkung, echt jetzt, jetzt wieder voller Fokus auf, ja was denn eigentlich, Fokus auf Unlust, Unlust 5000, Fokus auf Ungeselligkeit, Ungeselligkeit 5000, Fokus auf Ungleichbehandlung, Ungleichbehandlung 5000. Womit wir beim Behandeln wären? Beim Handel. Der Handel ist natürlich nicht eingeschränkt, Geschäfte haben offen. Der Ablasshandel ist natürlich auch nicht eingeschränkt, Messen sind erlaubt. Es naht ja immerhin Weihnachten, die Zeit der Kirchen und Geschäfte. Es naht ja immerhin die Winteraison, die Zeit der Seilbahnen und Tourismusbetriebe. Und die gilt es zu retten, zu retten mit allen Mitteln. Also geht nicht ins Theater, Kinos und Lesungsstätten. Zieht euch nicht das Nachtleben rein. Geht direkt ins Gefängnis, in den Hausarrest und geht in Kirchen und gebt in Geschäften und betet dieses fiese Virus weg. Oder zumindest die deutsche Reisewarnung, denn wir brauchen Gäste, Gäste, zahlende Gäste, Gäste, 5000, 100.000 Gäste, 100 Millionen Gäste. Nein, nicht ganz, aber 72,9 Millionen Nächte wie in der Wintersaison 2018-19 wären schon ganz schön. Denn wir sind ja kein Massentourismusland, wir legen Wert auf Qualitätstourismus, nicht wahr? Nicht wahr. Österreich ist keine Kulturnation, sondern eine Tourismusindustrie-Nation. In diesem Sinne, liebe Kulturveranstaltungsstätten, geht in den Winterschlaf. Wir können euch gar nicht gebrauchen. Die Winterskiseison hat Vorrang. Stellt Markus Köhle betrübt fest am 2. November bei der 23. Montagsdebesche. Nächsten Montag mehr. Danke sehr.