Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren, heute im Stifterhaus. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Ich darf Sie begrüßen zu einer Veranstaltung aus unserer Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945. Viele von Ihnen werden wissen, diese Reihe ist nicht Programm alleine des Stifterhauses, sondern wird gemeinschaftlich betrieben mit der Alten Schmiede in Wien und dem Literaturhaus Graz. Am 22.10. haben wir hier im Stifterhaus die letzte Veranstaltung dieser Reihe abgehalten und da ging es um den Gedichtband Salzgärten von Christine Puster. Das Buch, das wir heute sozusagen zum Grundbuch erheben, ist in so gut wie allen Belangen vollkommen unterschiedlich zu Christine Pusters Lyrikband. Das empfinde ich insofern als Glücksfall, als es auch zeigt, dass wir uns bemühen, ein sehr vielschichtiges Bild der literarischen Erscheinungsformen abzubilden. Damit auch diejenigen unter Ihnen wissen, wie so ein Grundbücherabend abläuft, ist immer in drei Teile gegliedert. Wir beginnen mit einer Lesung, danach folgt ein Referat und zum Abschluss gibt es ein Gespräch aller Mitwirkenden. Das Buch, um das es heute gehen soll, ist betitelt mit Im Wald der Metropolen und es erschien erstmals 2010 im Schollner Verlag, in jenem Verlag, dem der Autor größtenteils seit Ende der 90er Jahre die Treue hält. 2012, 2019 und 2021 wurde es wieder aufgelegt. Ich darf den Urheber ganz herzlich im Stifterhaus begrüßen. Herzlich willkommen Karl Markus Gauss, schön, dass Sie bei uns sind. Karl Markus Gauss wurde 1954 in Salzburg geboren. Er studierte eben dort Germanistik und Geschichte und schon mit seiner ersten Veröffentlichung 1986 machte er als Essayist auf sich aufmerksam. Diese trug den Titel Wann endet die Nacht? über Albert Einstein ein Essay. Man möchte fast sagen, bereits der erste Preis, der Karl Markus Gauss zuerkannt wurde, markierte seinen Weg, denn es war der internationale Preis von Porto Roche für was? Für genau, Isaistik. Es ist nicht oft der Fall, dass die Preise, mit denen Schreibende bedacht werden, einen derart eindeutigen Rückschluss auf deren Literatur zulassen. Im Falle Karl Markus Gauss ist das allerdings fast zwingend so. Aus der Verleihung nachstehender Preise, nur eine kleine Auswahl, ergibt sich bereits ein recht genaues Bild. Veyon 1997, der Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2001, der Jean-Amery-Preis 2018 oder zuletzt der Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung 2022. Karl Markus Gauss, der seit 2007 auch Ehrendoktor seiner Alma Mater der Universität Salzburg ist, gilt unbestritten als einer der großen Esaisten unserer Zeit. Vielen ist er neben seinen Büchern jedoch auch in seiner Rolle als Herausgeber bekannt. Von 1991 bis 2022, also über 30 Jahre lang, war er Herausgeber und Chefredakteur der Literaturzeitschrift Literatur und Kritik. Zuletzt erschienen von ihm folgende Bücher, die unaufhörliche Wanderung, Reportagen 2020, die Jahreszeiten der Ewigkeit, Journal 2022 und zuletzt Schiff aus Stein, Orte und Träume 2024. Lassen Sie mich zu unserem heutigen Referenten kommen, den ich auch ganz herzlich im Stifthaus begrüßen darf. Herzlich willkommen, Professor Klaus Zeiringer. Schön, dass Sie bei uns sind. Klaus Zeiringer wurde 1953 in Graz geboren. Er studierte eben dort Germanistik, Romanistik und Philosophie und habilitierte sich 1993 mit einer Arbeit über die österreichische Literatur der 80er Jahre. Bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Germanistik an der Université Catholique de l'Ouest in Angers. Habe ich es richtig gesagt? Ja, sehr gut, l'Ouest, ich habe mir das extra noch angehört vorher. gesagt? Ja, sehr gut, Luest, ich habe mir das extra noch angehört vorher. Als Literaturkritiker schreibt er unter anderem für die Tageszeitung der Standard oder die Literaturzeitschrift Volltext. Seiner Sportbegeisterung, das möchte ich heute unbedingt erwähnen, verleiht Klaus Zeiringer in eigenen Publikationen oder als Herausgeber immer wieder Ausdruck. Genannt sei nur die drei Bücher Fußball, eine Kulturgeschichte, erschienen im S. Fischer Verlag 2014. Das Wunderleder, wie Kommerz und Korruption den Fußball kaputt machen, gemeinsam mit Stefan Bünder, erschienen im Surkamp Verlag 2018 oder zuletzt Fans erschienen bei Fischer 2024. Zu guter Letzt darf ich den gesamten Moderator der Reihe Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945 begrüßen. Herzlich willkommen im Stifterhaus, Klaus Kasperger. Schön, dass du wieder da bist, Klaus. Klaus Kasperger, geboren 1963 in Gmunden, leitet das Literaturhaus Graz und das Franz-Nabel-Institut für Literaturforschung der Universität Graz. Seit annähernd zehn Jahren ist er Juror beim Ingeborg-Bachmann-Preis und seit 2024 dort auch Juryvorsitzender. Als wichtige Stimme der österreichischen Literatur tritt er vor allem als Literaturkritiker in Erscheinung. Im Film, im Rundfunk und in den Tageszeitungen. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und darf das Wort an Karl Markus Gauss übergeben. Vielen Dank. Ich möchte Ihnen jetzt einiges vorlesen, was insofern ein bisschen schwierig komponiert ist, weil das ganze Buch ist ja so, dass sich eines ins andere fügt und verschiedene Wänden auch zieht. Und jetzt lese ich das vierte Kapitel vor, von denen man vielleicht das Gefühl haben könnte, die zwei würden gar nicht zusammenpassen. Aber ich glaube, man kommt dann schon darauf, dass es doch zusammenpasst, obwohl das eine mehr erzählen und das andere rein essayistisch ist. Vom Sichtbarwerden in Siena Ich war den dritten Tag in Siena, saß im Freien und wechselte die Cafés, damit ich bald von dieser, bald von der gegenüberliegenden Seite auf den berühmten Platz schauen konnte, der von den Rändern zur Mitte hin abfällt und dessen Form häufig mit einer Muschel verglichen wurde. Vom Regen, der seit Wochen über die bewölkerte Stadt über nicht niederging, waren die Fassaden der Häuser und Palazzi so ausgetrocknet, dass ihre toskanische Eleganz etwas wüstenartig Sandiges hatte. Wo immer ich einen Eistee oder einen der viel zu vielen Espressi trank, wurde mir mit dem Glas der Tasse sogleich die Rechnung gereicht, auf deren unverzüglichen Bezahlung die Kellner beharrten, indem sie neben mir stehen blieben und gelangweilt über die Piazza del Campo blickten. Es waren noch nicht viele Touristen in der Stadt. In den Gärten der Cafés war ich von Einheimischen umgeben, von lauten, heftig gestikulierenden Pensionisten, die zu jeder Tageszeit in einem leidenschaftlichen Disput verwickelt waren, in dem es um das Fußballspiel von morgen oder die Pasta von gestern ging. Nicht nur den Touristen, auch den Italienern, ja sogar den Stammgästen wurde die Bezahlung nicht im Voraus abverlangt. Die Vorsichtsmaßnahme hatte etwas unangenehm Geschäftsmäßige, aber sie galt nicht dem Ausländer, als den mich die Kellner erkannt haben mochten. Nein, sie witterten nicht in jeden dem Fremden, der gefährlich werden, sondern Betrüger, der auch einer der ihren sein konnte. Ich war in die für ihre Schönheit beschrömte Stadt gekommen, um die Übersetzung einer Reportage vorzustellen, die ich über die Roma eines im Morast versinkenden Dorfes geschrieben hatte. Ein Buch über den Hass, den die Bewohner des Slums auf sich zogen, und über die Gleichgültigkeit, mit der sie alles ertrugen, den Morast, den Hass, sich selbst. Und ich blieb nach der Präsentation noch zwei Tage, weil ich Siena von einem Besuch, der 30 Jahre zurück lag, kannte und hoffte, in den Gassen und Straßen nach so langer Zeit mir selbst zu begegnen, mir, also dem, der ich vor 30 Jahren war und zudem auch der gehörte, der seither nicht aus mir geworden war. Das vergangene Ich ist immer größer und reicher als das Gegenwärtige, das in einem unerfährlichen Prozess des Abstoßens, Aufgebens, Verzichtens, Flüchtens als Schrumpfung der vielen Möglichkeiten, die in ihm angelegt waren, entstanden ist, wie auch das Ich von morgen aus der Schrumpfung des heutigen entstanden sein wird. Die Bettlerin, die mir gleich am ersten Tag aufgefallen war, Bettlerin, die mir gleich am ersten Tag aufgefallen war, begann ihr Tagewerk um 10 Uhr vormittag und sie blieb auf dem Campo, den sie unablässig umrundete oder überquerte, bis sie gegen 22 Uhr in einer der Gassen verschwand und heimwärts zog. Die gewaltige Muschel war ihr Revier. Langsam schritt sie in ihrem bunten, schäbigen Gewand immer wieder vom Palazzo Pubblico hinüber zum Brunnen oder im Kreis an den freien Geschäften, feinen Geschäften, Gasthäusern, Cafés vorbei. vermutlich aus der Slowakei, und entsprach, wie sie trottend ihre geöffnete Hand ausgestreckt hielt, selbst auf den Feindseligsten nicht aufhörte einzureden und sich nicht und nicht abweisen ließ, sondern darauf setzte, den Leuten so lange lästig zu fallen, bis sich diese von ihrer Gegenwart mit ein paar Münzen würden freikaufen wollen. die sie von ihrer Gegenwart mit ein paar Münzen würden freikaufen wollen, sie entsprach, so wie sie ihrer Arbeit nachging, ganz dem Bild, dass sich die Bewohner der wohlhabenden Städte von den unverschämten Bettler-Romer Osteuropas machten. Sie war eigentlich nicht älter als 40, wobei ihr knochiges Gesicht mit der sandig verwitterten Haut sie älter ausschauen ließ. Und sie hatte längst verloren, was nur die Verlorenen verlieren können, nämlich jedes Interesse an ihrem Aussehen und Auftreten. Man hätte glauben können, was sie den ganzen Tag über den Campus schleppte, sei nicht ihr Körper, sondern ihr Arbeitsgerät, das Einzige, das sie hatte und zu dem sie sich selbst geworden war. Wenn ich ein Café verließ, um mit der Altstadt herumzustreifen und Ausschau nach mir zu halten, kreuzten sich unsere Wege und wenn ich zurückkehrte und wieder einen Sitzplatz an der Hausmauer suchte, kreuzten sie sich neulich. Als würde sie ausgerechnet mir, der ich wegen eines Buches über die Roma von Svinja nach Siena gekommen war und längst den Euro für sie im Hosensack parat hatte, die Gabe nicht zutrauen. Auf einem der Spazierwege geriet ich in eine schmale Gasse und nach wenigen Metern vor das unscheibenbare Gebäude der Synagoge. Ich konnte mich nicht erinnern, dass es mich schon einmal hierher verschlagen hatte, obwohl das sicher der Fall war, denn immerhin war ich damals eine ganze Woche in Siena unterwegs und als Stadtgänger viel ausdauernder gewesen als heute. jener unterwegs und als Stadtgänger viel ausdauernde gewesen als heute. Auf einer Tafel stand zu lesen, dass im Jahr 1799 von hier 13 Juden verdächtigt ist, mit der gottlosen Jakobinen zu halten, auf den nahen Campo getrieben und dort von den Legionären Mariens aufgehängt worden waren. und dort von den Legionären Mariens aufgehängt worden waren. Nicht weit von der Synagoge stieß ich jetzt in der Via Fortunato auf einen kleinen, bescheiden ausgestatteten Kinderspielplatz, auf dem keine Kinder spielten, sondern vier Erwachsene auf der Rückenlehne einer Holzbank saßen, schweigend rauchten und vor sich auf den Kies spuckten. Ich setzte mich auf der anderen Seite jenseits von Sandkäste und rostiger Rutsche auf eine Bank und blätterte eifrig in dem Stadtführer, den ich nur bei mir trug, um in solchen Situationen etwas in der Hand zu haben. Die vier vermochten sich schon seit Stunden ihre Zeit mit Schweigen, Rauchen, Ausspucken zu vertreiben. Sie hatten das Warten besser erlernt als ich, der ich immer irgendetwas tun musste und sei es, zum Schein in einem Buch zu lesen. Wenn ich aufblickte, folgten sie interessiert meinem Blick, als gelte es in einem Wald, in einem Winkel des Spielplatzes etwas zu entdecken, was ihnen bisher entgangen war. Trafen sich unsere Blicke, grinsten sie freundlich und verlegen, und als ich aufstand, rutschten auch sie von der Rückenlehne ihrer Bank. Sie wollten von mir kein Geld, sondern nur ein wenig Ablenkung. Sie mussten den Tag ja mit Warten herumbringen, nicht wie ihre Frauen und ihr mit dem Betteln. Und als ich bei ihnen vorbeikam, lächelten sie so traurig und ergeben in ihr Los der Langeweile, dass ich mich mussten, was sie alle zum Leben brauchten. Oder sie, die ihre Existenz vollständig auf das Erdulden der Zeit reduziert hatten. Auf das Warten darauf, dass es nach jedem Morgen auch irgendwann Mittag wurde und nach jedem Mittag irgendwann der Abend kam. Sie waren aus Prezhov, wie ich erfuhr, einer Stadt, in der ich Station gemacht hatte, als ich mich für meine slowakische Reportage dort bewegte. Die Slowakei ist ein Land mit vielen schönen Kleinstädten, die von den europäischen Touristen noch nicht entdeckt wurden und Bresov war mir als die schönste davon in Erinnerung. Der langgestreckte, spindelförmige Hauptplatz, in dessen Mitte die gotische Kirche der Katholiken und fast daran gelehnte Renaissance-, die Kirche der Evangelischen, gebaut wurden, ist den Slowaken das, was die Piazza del Campo von Siena den Italienern ist. Ein einzigartiges, großzügig in die Stadt gesetztes Kunstwerk, öffentlicher Prunksaal des Bürgers, Herz des urbanen Lebens und der städtischen Kultur. Zu dieser gehörten da wie dort über die Jahrhunderte nicht nur die Feste, sondern auch die Hinrichtungen, die dem Volk, das es zu unterhalten galt, von der Obrigkeit manchmal als feste dargeboten wurden. In Bresov endete der Erste Weltkrieg um ein paar Monate verspätet, als die versprengten Soldaten der K. und K. Armee, die am Übergang der letzten Kriegstage zu den Ersten des Friedens ihre eigene Stadtrepublik ausgerufen hatten, endlich doch besiegt wurden und 41 von ihnen von den Laternen des Marktplatzes baumelten. Unweit von diesem Ort war ich auf eine Synagoge gestoßen, viel prächtiger als die von Sierne, und der alte Mann, der mich durch sie begleitete, erzählte mir, dass die Stimmung nach einem Pogrom verlangte, dem aber dieses Mal nicht die wenigen Juden, die es in Bresov überhaupt noch gab, zum Opfer fallen würden. Tatsächlich geriet die schöne Stadt ein paar Monate nach meinem Besuch in die Schlagzeilen der internationalen Presse, weil der Stadtrat dem Wunsch der Bevölkerung nachgegeben und um ein heruntergekommenes Viertel eine zwei Meter hohe Mauer errichtet hatte. Der Bau der Mauer 15 Jahre nachdem die Große, die durch Europa Schnitt gefallen war, wurde damit begründet, dass den fleißigen und rechtschaffenden Einwohnern nicht länger zugemutet werden könnte, beständig das Elend vor Augen zu haben, in dem das Viertel der Roma versunken war. Abends war es kühl auf dem Campo. Die Leute saßen vor den Lokalen unter Heizstrahlen, die wie glühende Riesenpilze aus dem Boden schossen. Riesenpilze aus dem Boden schossen. Ich speiste im Freien in einem Restaurant Ristorante, über dem sich der Palazzo San Sedone erhob und schaute hinüber zum Rathaus und zum unbeleuchteten Tanjo de Molangia. Ich wunderte mich, wie wenig Licht aus der Zeit, die ich hier vor 30 Jahren verbracht hatte, auf meine heutigen Wege fiel und dass mir, was ich sah, zwar von zahllosen Fotografien und Abbildungen in Büchern vertraut war, mich aber an fast gar nichts erinnerte, was ich hier einst gesehen und erlebt hatte. was ich hier einst gesehen und erlebt hatte. Ich erkannte Gebäude und Palazze, ich schlug wie selbstverständlich den richtigen Weg ein, um auf einen bestimmten Platz zu gelangen, aber ich sah mich nicht, sah den nicht, der hier gegangen war, hier seine Zeit verbracht hatte. Und selbst das Hotel La Perla an der Piazza dell'Invidenza, in dem ich eine Woche lang ein billiges Zimmer im ersten Stock bewohnt hatte, sprach, als ich unversehens vor ihm stand, keine alten Geschichten zu mir. Die Bettlerin hatte das Feld geräumt. Natürlich, wo das Elend nicht beseitigt wird, müssen die Elenden unsichtbar werden. Das war der Zweck der Mauer. In der Finsternis umrundete jetzt ein 70-Jähriger im Jogginganzug den Platz, um den zweimal im Jahr die Pferde galoppierten. Er lief mit eingeknickten Knien, die die Last des mageren Körpers kaum zu tragen schienen, bereits die sechste oder siebte Runde und von manchem Tisch wurde ihm, wenn er sich neuerlich mehr vorüber schleppte, als dass er gelaufen wäre, anerkennende, aufmunternde Worte zugerufen worden. Es war kalt, aber das Weinglas in meiner Hand war warm. Ich schaute auf den Platz, den viele für den schönsten Italiens halten und den ein Fromme in seiner Verzückung gar zum Vorzimmer des Paradieses erklärt hat. die Roma aus der Vorhölle, in der sie verborgen bleiben sollten, auf den Weg gemacht hatten, um überall in Europa sichtbar zu werden. Ihre körperliche Anwesenheit ist die einzige Chance, die wir haben, um uns an sie zu erinnern, die Unsichtbaren. sie zu erinnern, die Unsichtbaren. Und die Fortsetzung dieses Textes ist dann Piccolomini, die Neu-Lateiner, von denen wir schon vorher mal gesprochen haben, erste Folge, ganz im Buch sind nämlich sieben Porträts oder Entwicklungsgeschichten von sogenannten Neulateinen verbreitet. Er stammte aus Quarsignano, einem Städtchen unweit von Siena, verbrachte aber 23 Jahre seines Lebens nördlich der Alpen. Seine Wege führten ihn durch halb Europa und wo er hinkam, hinterließ er Bleibendes. In Schottland zum Beispiel einen Sohn, in Basel die wichtigsten Dokumente, die das jahrelang tagende Konzil erließ, in Österreich jenen für heutige Ohren paradox klingenden Kanzlei-Humanismus, mit dem der Staat den entscheidenden Schritt aus dem Mittelalter in die Neuzeit tat. Am liebsten hielt der Vielgereiste sich in Wien auf, wenn gleich er in seinen Briefen diese Stadt mit gleich viel Abscheu wie Faszination beschrieb. Seine Briefe, muss man wissen, gingen durch ganz Europa. Nicht nur, weil er sie an seine über die deutschen, französischen, schwedischen, böhmischen, polnischen Fürstenhöfe verschickte, die alle zusammen den ersten Stoßtrupp des italienischen Humanismus in Europa bildeten, sondern auch, weil jede seiner Briefe unzählige Male kopiert wurde und innerhalb der kleinen, sich formierenden, gelehrten Welt Europas zirkulierte. Diese Briefe waren Stilbilder für eine ganze Epoche und wurden als Muster genommen, wie man Briefe formal aufzubauen und rhetorisch zu gestalten hatte. Von dem ungeheuren Einfluss dessen, was er in ihnen verlangte, forderte, tadelte, ablehnte, ganz abgesehen. Halb begeistert, halb schaudert, berichtete er in den Wiener Briefen von der unglaublichen Menge an Wein, die die Bürger von ihren Landhäusern und Weinbärern alljährlich in die Stadt schaffen. Und davon, dass in jedem dritten Haus ein Weinschrank untergebracht war, was überhaupt das ganze Volk sehr viel über Speise und Trank hält. Was es die Woche über verdient hat, das wird am ersten Feiertag wieder verzehrt. Enea Silvio Piccolomini, aus nicht sonderlich begütetem Hause stammend, war zu sehr Lebemann, als dass ihm diese Lebensweise nicht gefallen. Und er war zu sehr Rationalist, der den vernünftigen Aufbau eines vernünftigen Staates verfocht, als dass er darin nicht eine Gefahr gesehen hätte. Nirgendwo, schrieb er, sei die Zahl der Dirnen größer als in Wien, was ihn weniger empörte als verwundete. Da es doch in Wien der Brauch war, dass auch die sitzsam verheirateten Frauen sich den Avancen der selbst wiederum sitzsam verheirateten Männer nicht entzogen und daher ohne dies ein reger gesellschaftlicher Verkehr stärkte. und daher ohne dies ein reger gesellschaftlicher Verkehr stärkte. Was ihn, der sein geistiges Maß an der Antike nahm, und wohl als erster daraus zu so etwas wie einem Entwurf Europas kam, und eine Art von europäischem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein entwickelte, an Wien jedoch am besten gefiel, war die unaufhörliche Bewegung, von der ihm die Stadt ergriffen schien. Diese Stadt der Ausländer und Zuzüger, die über kurzen zu begeisterten wie geachteten Wienern wurden. zu begeisterten wie geachteten Wienern wurden. Diese Stadt, in der die zugezogenen Kaufleute im Alter ihrer jungen Dienstmädchen heirateten, sie erfreulich zu wohlhabenden Witwen machten, die sich in ihren früheren Liebhabern vermählten, sodass im 15. Jahrhundert binnen weniger als eine Generation der Aufstieg aus dem Dienstbotenstand zu den reichen Handelsfamilien Killingen mochte. Von all dem war in Neo Silvio Piccolini merklich fasziniert. Denn er war der einflussreichste Berater des habsburgischen Kaisers Friedrich III. Auch ein Mann der Ordnung wusste er doch nur zu gut, dass die alte Ordnung des Mittelalters aufgebrochen werden, dass sie zerfallen musste, damit sich das Bahn schaffe, was er selbst nicht wussten konnte, dem Neu-Lateinischen. Als Dichter hat Piccolomini in anzüglichen Versen seine eigenen Erfahrungen in erotischen Angelegenheiten verewigt, was ihm möglich war, weil der italienische Humanismus auch zu der Idee vorstieß, dass der Einzelne ein Einzelner sei, ein Individuum, das nicht genormte, sondern seine ganz persönlichen Erfahrungen zu machen befähigt und berechtigt ist. Die Novelle Aurealus und Lucrezia, eine tragische Liebesgeschichte, wurde allein zu seiner Lebenszeit 35 Mal aufgelegt und hat die erotische Erzählkunst zwei, drei Jahrhunderte lang geprägt. Als er sie verfasste, war er 1944 gerade 40 Jahre alt. Zwei Jahre später waren die Verdienste, die er sich um Papst Eugen erworben hatte, bereits so groß, dass dieser in Ermangelung andere Güter ihn nicht anders als mit geistlichen Würden vergleichen konnte. ihn nicht anders als mit geistlichen Würden vergleichen konnte. So lässt sich der mehrfache Vater, Verfasser erotischer Novellen und Gelichte, Hof und Lebemann zum Priester weihen. Bereits im Jahr darauf ist er Bischof von Dresd, dann von Siena und zehn Jahre später Papst. Erst dann von Siena und zehn Jahre später Papst. Ich stand vor der Libreria Piccolomini im Dom von Siena. Von außen machte dieser maßlose Kirchenbau keinen Bezwingen, fiel mir einen geradezu unbehaglichen Eindruck auf mich. einen geradezu unbehaglichen Eindruck auf mich. Die überladene Fassade mit ihren drei Portalen und der Unzahl von Standbildern schien mir tatsächlich etwas von jenem Wedding Cake zu haben, den Julien Grieg in ihr sah und geradewegs für scheißlich erklärte. In der großen Halle waren zu dieser Stunde vielleicht 30 Besucher dabei, einander in Gruppen von dreien oder fünfen die Reichtümer des Kircheninneren zu erklären. Das nun allerdings wesentlich schlichter und übersichtlicher in der Komposition, mit seiner eleganten schwarz-weißen Marmerpfeilern jene überwältigende Wirkung auf den Betrachter entfaltet, die die Fassade mit ihrem Hang zur Überwältigung gerade verhindert. Im linken Seitenschiff des Doms sah ich eine enorme Marmorfassade mit allerlei Adlern, Greffvögeln, Mohnsicheln, Seepferdchen und dem Wappen der Familie Piccolomini. Die Libreria wurde 30 Jahre nach dem Tod Eneo Silvio, der sich als Papst Pius II. nannte, von dessen Neffen in Auftrag gegeben, zu einem Zweck, den sie nie erfüllen konnte, nämlich die legendäre Bibliothek seines Onkels zu versammeln und aufzubauen. Als ich aus dem Dunkel des mächtigen Portals in die Bibliothek trat, war diese in ein unwirklich anmutendes Licht getaucht, das aus den zwei großen, dem Eingang gegenüberliegenden Fenstern in den Raum herabfiel. So imposant die Librarie wirkte, es war viel zu klein, all die Bücher, Folianten, Briefe, Kosmografien, die Piccolini gesammelt und von denen er etliche auch selber verfasst hatte, aufzunehmen. So stand ich in einer Bibliothek, fast ohne Bücher, denn auf dem Band hölzerner Schaukästen, das in Brusthöhe den Raum umwand, waren nur die alten Choralbücher des Doms aufgestellt. Dafür waren die Wände des Raumes bis in den letzten Winkel mit leuchtenden Fresken bedeckt. Die Szenen aus dem Leben des Papstes zeigten vom Aufbruch des gelehrten Jünglings zum Basler Konzil, über seine Rede vor König Jakob von Schottland, die Krönung des langmähnigen Dichters zum Spreter Laureatus, bis hin zur Ankunft des Siechen vom totgezeichneten Papstes in Ancona. Dorthin hatte er sich 1464 aufgemacht, um die vereinten europäischen Heere gegen Konstantinopel zu fügen. In er Silvia Piccolnomini, ein Feingeist und Freigeist, ein Sprachartist, der sich rühmte, Liebesgedichte schreiben zu können, die niemand von denen der frivolsten antiken Dichter Properz und Ovin zu unterscheiden vermochten. Kaisers Friedrich verfasste, als einziger Papst vor jenem polnischen, der über ein halbes Jahrtausend später kam, seine Autobiografie verfasste und verfasste, dieser Gelehrte kannte, kaum Papst geworden, nur ein einziges Ziel, den Kreuzweg gegen Konstantinopel. Es ist erhellend zu sehen, wie dieser Mann, der vielleicht der erste Gelehrte der Renaissance war, welcher ein Bild von Europa im Ganzen hatte, wie dieser Mann, der seine Jünger in Prag, Kroatien, fünf Kirchen hatte, von Dalmatien, der Walachei als europäischen Ländern erzählte und selbst die Siebenbürger Sachsen in seiner großen Anrufung Europas nicht vergaß, zu sehen, wie der Erste der Europa in der frühen Neuzeit als reale Vision entwarf, zugleich sein Antieuropa erschuf. Europa hat sich immer nur denken können, indem es sich von einem Gegen-Europa abhob, von einem Reich der Barbarei, des Unglaubens, des Rückschritts, gegen das es sich selbst als Reich der Zivilisation, des Glaubens oder des Fortschritts setzte. Das eine Europa hat kein Bewusstsein von sich ohne jenes andere. Das sind als Gegene als gegen Europa firmiert. So hat Papst Pius II., der Humanist, als Papst für den Krieg gelebt, den er gegen die Osmanen führen wollte. Freilich muss man gegen die Gedächtnislosigkeit einräumen. Er hat nicht den Krieg gegen die Heiden verfochten, nicht den Krieg der Ungläubigen verlangt, nicht die Eroberung Jerusalems geplant. Worauf es ihm ging, das war einzig Ostrom, Byzanz, die Metropole des Kriegskristentums im Süden Europas, die ihm heilig war. Die ihm heilig war, nicht allein, weil sie eben die christliche Metropole des Ostens war, sondern auch, weil sie die Verbindung zur Antike herstellte und somit etwas verbannt von dem, die heutigen Widersprechen Antike und Christentum. Byzans war nichts anderes für ihn als der innere abendländische Zusammenhalt, der das antike Erbe und das Christentum vereinte. Byzans war aber 1453 von den Osmanen erobert und ihrem gewaltig wachsenden Reich einverleibt worden. Es ist nicht der wütende Glaubenseifer der Kreuzritter des Mittelalters, die gegen Jerusalem ziehen, allen Heiden den frommen Garaus bereiten wollen und die auf dem Weg dorthin die jüdischen Gemeinden niederbrennen ließen, der ihn antrieb. Pius hatte sich für seine Zeit ungewöhnlich heftig gegen die Sklaverei und gegen die Verfolgung der Juden gewandt. Was ihn antrieb, war nicht die Sehnsucht der alten Kreuzritter, die heiligen Städten zu befreien, indem sie andere und sich selber in Blut ersäufen, sondern die Hoffnung, die Brücke von Antike und Christentum zurückerobern zu können. Diese Rückeroberung wäre keinesfalls friedlich, kein unblutiges Unterfangen gewesen. Freilich war Byzans zehn Jahre vorher auch nicht eben friedlich und unblutig in den Besitz der Osmanen gelangen. In erster Linie Silvio Piccolomini starb, ehe seine militärische Expeditionen begonnen hätten, und nach seinem Tod wurde sie erst gar nicht mehr in Angriff genommen. Auf dem letzten Fresco, das ich sah, das ihn in der Libreria Piccolomini zeigt, ist er als fahler Kreis auf einem Tragestuhl zu sehen, der mit merkwürdig abwesendem Blick seitwärts zu Boden schaut, als würde er längst um die Vergeblichkeit dessen, wofür er zu kämpfen begehrte. Dem Christentum die antike Religion, die antike Philosophie einzuspeisen und das zu vermitteln, was er zu seinem Teil gewagt hatte zu tun und das viele Jahre später Aufklärung genannt wurde. Danke. Applaus Ich kann es drücken. Ich kann es drücken. Ich kann es drücken. Meine Ausführungen, mein Essay über Im Wald der Metropolen und das Werk von Karl Markus Gauss trägt den Titel Zeitroman in Sonderform. Ein Spiel eines Restaurantgasts im burgundischen Bonn schwenkt die Schilderung, im Knappen nebenbei die Kultur der Bistros charakterisierend, in Wiens unteres Belvedere zu Büsten des 18. Jahrhunderts. Er zählt aus der Sicht eines Ichs in der Gestalt von Karl Markus Gauss. Seine Narration der Kontemplation und der Assoziation führt so dann zu einem ausgestopften Aufklärer und zu einer Fährte, die, wie es heißt, falsch aber schön ist. Auf seinen weiteren Wegen kommt er vom kleinen, korpulenten Theaterdirektor der neapolitanischen Piazza San Francesco, zu einem alten Mann auf Patmos, von Neulateinen zu slawischen Dichtern, von Friedhöfen zu Bemerkungen über die Verfasstheit und auch Hinfälligkeit des Ichs. Nein, es ist, wie das erste Kapitel vermerkt, kein Buch der Abirrungen, sondern ein Sprachkunstwerk, in dem gerade durch die mitunter subkutane Verknüpfung der Episoden die Form aufs Ganze geht. Der 2010 erschienene Band im Wald der Metropolen. Er schreibe seit 40 Jahren an demselben Buch, erklärte Gauss den Salzburger Nachrichten. Die Zeitung wiederholte den Grundsatz am 15. März 2024 in ihrem Bericht über den neuen Band Schiff aus Stein. Auch hier erzählerische Rösselsprünge vom Nachtgespins des eigenen Grabmals zu Arthur Schnitzlers Träumen, von dessen Vater zur letzten Zigarette des eigenen Vaters kurz vor dem Tod. Dazu narrative Steinchen, die schon im Wald der Metropolen im Erzählfluss aufspringen oder mit ihm unter der Oberfläche treiben. mit ihm unter der Oberfläche treiben. Die Abirrungen gehen nicht jeden Seitenweg zu Ende, so Gauss, zumal es dieses Ende nicht gibt. Indes sind sie Grundsteine der literarischen Form ohne Ende, einer einzigartigen Melange von Reise- und Tagebucherzählung, Bildungs- und Kulturroman, und Tagebucherzählung, Bildungs- und Kulturroman. Einer immer wieder reflektierten Form, so auch im 2012 publizierten Ruhm am Nachmittag, wo im Wald der Metropolen als zentrales Werk bezeichnet ist. Zitat, noch nie bin ich so lange an einem Manuskript gesessen wie dem, dass alle meine Reisen, die mich in den letzten Jahren durch das reale und mein imaginäres Europa geführt haben, in einem großen Buch vereinen soll. Je länger ich mich mit seiner Komposition beschäftige, desto klarer steht mir vor Augen, dass ich sie nur schreibend finden werde und dem Wald der Metropolen diese Suchbewegung eingeschrieben sein wird. Die Form, die geeignet ist, diese Reisen durch Länder und Bibliotheken zu fassen, ist nicht vorgegeben, ich muss sie mir schreibend erschaffen. Das Reale und das Imaginäre also, Fakten und Fiktion in adäquater literarischer Form. Derart entsteht ein gaussischer Zeitroman, der jeweils nicht nur die eigene Zeit aus der Sicht des reflektierenden Ichs vor Augen führt, mit Blick fürs Detail und aufs Ganze, sondern auch tief in eine Vergangenheit taucht, die an dieser Gegenwart vorgebaut hat. Es ist eine Komposition, in der sich jeder Gedanke, jedes Bild in einem Verwandten fortzusetzen scheint, schrieb Gerhard Zeilinger. Der Theaterdirektor dieses geschichten- und erkenntnissenreichen Zusammenspiels erläutert, das Buch Schiff aus Stein bestehe aus Momenten, in denen einem für kurz die Einheit des zerfallenden Lebens aufleuchtet, der Zusammenhang des Ganzen. Es ist eine der im Gesamtwerk eingestreuten Äußerungen über die Poetik dieser eigenen Form des Romans. Sie folgt der ausdrücklichen Intention, jedem Ort und sei er wie ohne Geschichte als historischen, kulturell geformten Ort darzustellen, betont Gauss 2022 in Die Jahreszeiten der Ewigkeit. Dabei springe er wie von selbst vom einen zum anderen, was offenbar die seit je für mich vorgesehene intellektuelle Bewegungsform darstellt. Der Wechsel des Genres erlaube es, die Haltung zu den Dingen stetig neu zu erproben Beweglichkeit. dieses selbst verändert. Dies vermerkt Karl Markus Gauss in Ruhm am Nachmittag. Angeregt, wie so oft und bezeichnenderweise, von Lektüre und stupender literarischer Kenntnis, auch über anscheinend Peripheres, hier von den Tagebucherzählungen des Chandor Marai. Unter dem programmatischen Kapiteltitel »Obs zusammengehört« steht 2007 im Gaußen Journal »Zu früh, zu spät« ein Hinweis auf einen deutlich früheren Vorgänger. Montesquieus' Pensée erzähle als bestünde zwischen den Dingen ein geheimer Zusammenhang. Nach einer ersten Notiz käme er mitunter erst viel später überraschend zum Vorschein. Auf den Tänen, Peer Hultberg, und aus einer völlig anderen Weltgegend, auf der Mexikaner Juan José Areola, bezieht sich Gauss, um Grundsätzliches zu überlegen. Was heißt schon Roman? Fragt er 2015 in Der Alltag der Welt und antwortet pro domo. Die Montage verschiedener Realitätsfragmente halte er für besser geeignet, Zitat, der Welt und der Tatsache beizukommen, dass sich die Dinge auf ihr ungleichzeitig entwickeln, als es immer nur mit dem einsinnigen, einstimmigen Erzählen zu probieren. Es ist keine Autofiktion à la Ernaud oder Knoßgart, bei der sich die Welt um das Selbst dreht. Die Sprachkunst von Karl Markus Gauss bewegt vielmehr das Ich in die Welt und lässt die Eindrücke wiederum auf die Bildung des Ichs einwirken. Das Ich ist nicht die Voraussetzung, sondern das Ergebnis des Schreibens. Ich bilde mich nicht ab, sondern erschaffe mir ein Selbstbild, mit dem ich nicht verwechselt werden möchte, aber mich selbst längst zu verwechseln begonnen habe, steht im Band die Jahreszeiten der Ewigkeit. steht im Band die Jahreszeiten der Ewigkeit. Welch pointierte Kadenz von Satz und Gegensatz über die Problematik des Ich-Erzählers. Die gaussische Prosa beruht auf der Wahrnehmung von Fakten über die eingestandene subjektive Schleuse. In ihrer Kombination und in Erzählumwegen macht sie sich Möglichkeiten der Fiktion zunutze, verstärkt somit das Epische. Sie bedient sich der Fiktionalisierung, um die Fakten klarer und besser für sich sprechen zu lassen. Nicht nur die Abbildungskraft ist am Werk, also additiv, sondern als wesentlicher Antrieb dazu die Einbildungskraft, also assoziativ, wahrnehmen und weiterdenken. Der narrative Bogen trumpft nicht auf. Er ist mittels Assoziationen gespannt. Eine Szene, ein Eindruck, eine Geste vermögen den Erzählanstoß zu geben. In der Enge des burgundischen Bistros fällt ein Mann auf, über dessen Gesicht sich eine ungeheuerliche Veränderung zieht. Im Wald der Metropolen angekündigt vom ersten Satz des Buches als das Signal epischen Vorhabens. Den ärgsten Grimassierer meines Lebens habe ich in Bonn gesehen. Mit einer derartigen Formulierung, auch der erste Amerikaner meines Lebens, der erste Ungar meines Lebens, setzt Gauss mehrmals seine Prosa in Gang. Sie kündigt die Perspektive an und bettet die Geschichte in die eigene Lebensgeschichte ein. Der Grimassierer tritt allerdings erst in Personam auf, nachdem der Ort der Handlung kulturhistorisch situiert ist. Dann aber umso eindrücklicher, sodass dieser Tourist im Burgund von heute zu einer Figur von vorgestern führt, das lebendige Schauspiel zur kunstvollen Überzeichnung von einer Mimik, die ein Innenleben veräußerlicht, schließlich zur posthumeren Schaustellung eines leeren Körpers. Die Grimassen erinnern den Ich-Erzähler an die Charakterköpfe, die Franz Xaver Messerschmidt um 1780 geschaffen hat und die nun im unteren Belvedere zu sehen sind. Eine dieser Büsten ist jenem fürchten Lichtenstein nachgebildet, der seinen Kammerdiener Angelo Soliman nach Wien brachte, den aufgeklärten Afrikaner, der nach seinem Tod ausgestopft als Museumsstück weiterdiente. Solimans Tochter heiratete Ernst von Feuchtersleben, den Autor eines Bestsellers über die Gesundheit der Seele. Und Gauss schließt den Kreis, chronologisch paradox, in die andere Zeitrichtung. Feuchtes Leben, Zitat, hat ihn gekannt, den Grimassierer von Bohn. Eine ähnliche Umkehrung bringt eine Episode in Angers, als die Verbindung zwischen zwei Ereignissen anklingt, aber zunächst nicht greifbar erscheint. Es war aber das am Vortag im Museum betrachtete Bild aus dem 17. Jahrhundert, das mich die Situation im fünften Jahr des 21. Jahrhunderts begreifen ließ. Die Erkenntnis schließlich dreht die Blickrichtung, die dem Grimassierer von Bohnen galt, um. Zitat, was die anderen amüsiert, das sind wir selber. Ich vergesse es nur immer wieder. Sie lesen in meinem Antlitz, aber was sie einander vorlesen, bekomme ich nie zu hören. Verbindungen und Gegensätze. Der Chef eines Restaurants führt über einen ganzen Platz in Neapel Regie, herrscht nicht nur über die Schauspieler, sondern auch über die Zuschauer, während in feiner gaussischer Formulierkunst die Z zu pressen, selbst bei Windstille überzeugend zittern. In Bonn erlebten wir ein Ein-Mann-Stück. Nun, wir sind über die Hälfte des Buches hinaus, bekommen wir das umfassende Spektakel der Piazza San Francesco serviert. Hingegen, vier Buchseiten später, eine geradezu konträre Einsicht auf einen völlig anderen Platz und einen ganz anderen Charakter, sodass das eine das andere hervorhebt. sitzt auf einem Plätzchen der Oberstadt von Patmos ein alter Mann im Schatten einer Brüstung und spielt ansonsten reglos, zeitentrückt, wie es heißt, mit seiner Kette aus billigen Steinen. Welch Umkehrbild im Vergleich zur quirligen Piazza Neapels, dem, Zitat, Geschrei der bereits ins Geschehen verstrickten Schauspieler und Zuschauer. Wo Zeit und Auftritte genau getaktet sind und der Theaterdirektor am Ende des Kapitels dem Ehepaar Gauss die Anweisung erteilt, morgen pünktlich um 22 Uhr zu erscheinen. Der mit einem biblischen Verweis so bezeichnete Chronist von Patmos hingegen hatte mich längst bemerkt und mir Zeit gelassen. Es folgt eine der gaussischen Wolken über den Rand gewöhnlicher Fakten hinaus. Nach zehn Minuten, einer halben Stunde, zwei Monaten lenkte er seinen Blick zu mir und lud mich ein, neben ihm Platz zu nehmen. Ohne gemeinsame Sprache, aber selbstredend erzählender Alte und Gauss einander. Einmal sprach er, dann ich, einmal fragte er, ne, dann fragte ich, uchi, er verstand mich nicht, ich verstand ihn nicht. Und auf diese Weise haben wir uns eine schöne Weile ausgezeichnet unterhalten. In dieses Erzählnetz anscheinend loser Maschen gerät so dann eine Alte auf Kortschula, die in vollendetem Gleichmut über Friedhof und Dorf aufs Meer blickt und, wieder ein anderer Zeitrahmen, hier in geopolitischer Ferne, Ausschau hält nach den Schiffen, mit denen fremde Völker gekommen waren, die Insel für Jahrhunderte oder nur ein paar Jahre in ihre Gewalt zu bringen. oder nur ein paar Jahre in ihre Gewalt zu bringen. Es sind Zufallstreffen. Wohl bereitet sich Karl Markus Gauss, wie er sagt, auf seine Reisen gut vor. Die Anschauung jedoch spricht eine andere Sprache. Solange ich nicht dort war, wusste ich von Japan ziemlich viel. Nach einer ausführlichen Lesetour durchs Land sei es erheblich weniger geworden. Die Momente der Betrachtung, seien es epiphanische wie in Schiff aus Stein oder politische oder soziale, lassen sich nicht vom Theaterdirektor im Vornhinein arrangieren. Erzählenswertes ergibt sich oft gerade abseits der Absichten. In Ruhm am Nachmittag heißt es, nichts als Zufälle, aus denen sich im Laufe der Zeit Zusammenhänge ergaben. Über im Wald der Metropolen gibt Gauss zu bedenken, das Buch hätte einen ganz anderen Weg nehmen können, wenn ich nicht auf die vielen Zufälle geachtet hätte. Wäre er einen Tag früher nach Bonn gekommen und im Restaurant gesessen, wäre er dem Grimassierer nie begegnet, hätte sich nicht am Messerschmitt folglich Sollemann und Feuchtersleben erinnert. Zitat, der Grimassierer hat auf mich gewartet, der wollte endlich einmal in die Literatur erlöst werden. Die Langzeitperspektive von Lektüre und historischer Betrachtung kommt auf die Neu-Lateiner. Fünf Kurzporträts, und nicht sieben, wie du gesagt hast, er kennt seine eigenen Bücher manchmal nicht mehr so genau, Er kennt seine eigenen Bücher manchmal nicht mehr so genau. Fünf Kurzporträts unterbrechen die Erzählung der Reisegeschichten. Zugleich stehen sie mit ihnen in einer Verbindung, die ein Licht auf die Gegenwart wirft. In fast allen seiner Bücher geht Karl Markus Gauss seinen Leseerfahrungen und oft hierzulande kaum bekannten Schriftstellerinnen und Schriftstellern nach, sodass der Anteil eines Bildungsromans an der Form durchaus im doppelten Sinn zu verstehen ist. Kulturelle Bildung und persönliche Entwicklung. Nicht selten handelt es sich, wir haben es gesehen, um Vorgänger, denen treffend knappe Porträts gewidmet sind, unter dem Blickwinkel des jeweiligen Schreibprojektes. Es gibt solchen Intermezzi Spielraum. Einige erzählen nicht gefundene, sondern gänzlich erfundene Episoden. Ebenfalls fünf Einschübe der besonderen Art bieten der 2015 publizierte Band der Alltag der Welt und Ruhm am Nachmittag. Der eine je fünf Sternstunden des Scheiterns und fünf Liebesgeschichten, Prosa-Miniaturen, die vermutlich auf Fediver und andere Zeitungsmeldungen zurückgehen. Im zweiten lässt Gauss der Fiktionalität ihren fulminanten Lauf. In Minikrimis, die das boomende Genre trefflich aufs Korn und amüsant auf die Schaufel nehmen. Hier löst Kommissar Brunetti auch noch seinen allerletzten Fall, die eigene Ermordung von Hand seiner Frau. Die Neulateiner im zuvor erschienenen Wald der Metropolen hingegen weiten die Form nicht ins Fiktionale. Sie dehnen den Zeitrahmen, sie verkörpern Gegensätze. Ihre Lingua Franca wirkte über Grenzen hinweg, wurde aber nur von Gelehrten gebraucht und verstanden. Der narrative Umweg zu ihnen geht von einer erneuten Szene auf einer Piazza und von Gegensätzen aus, von der Schönheit des Campo in Siena und dem Elend einer dortigen Bettlerin vom Vorzimmer des Paradieses und der Vorhölle der Roma. Neulateiner Nummer römisch 1, Enea Silvio Piccolomini, erscheint als ein Vorbild in Reisen und Stil. Seine Briefe gingen durch ganz Europa stilbildend für seine ganze Epoche. Er verkörpert einen Widerspruch in sich, Lebemann und Humanist, der als Papst für den Krieg lebt. Es sei erhellend zu sehen, heißt es, wie der Erste, der Europa in der frühen Neuzeit als reale Vision entwarf, zugleich ein Anti-Europa erschuf. Von seinem Ableben gelangt das folgende Kapitel ins elsässische Celestar, wo sich Gauss zu sterben und in der Bibliothek Humanister vom Anblick eines Totenschädels gerettet wehnt. eines künstlichen Totenschädels. Man denke an Messerschmitts Kopfstücke. Aber, reflektiert das erzählende Ich antithetisch, es war immerhin der Irrtum des Todes, der mir das Leben rettete. Daraufhin zurück zu den Neulateinern. Römisch Nummer 2, Beatus Renanus und welch Licht sie in der Zeit werfen. Zitat, die Rede ist vom 16. Jahrhundert, aber ich spreche von heute, von Europa und mir selber. Am Ende der Ausführungen über Nummer Römisch 3, Janus Banonius, bilanziert Gauss in seiner pointierten Manier historischen Zusammenblicks von Sprache, Literatur und Gemeinwesen. historischen Zusammenblicks von Sprache, Literatur und Gemeinwesen. Ehe die Nationen erfunden, die Dialekte zu Nationalsprachen normiert wurden und die Dichtung sich zur Hüterin des nationalen Bewusstseins berief, gab es diese Sehnsucht, eine europäische Kultur, die auf der Höhe des antiken Griechentums stand, überall heimisch zu machen. Aber was eben nur die Gelehrten verstanden, war eine Aufklärung ohne Menschen, der später die nationale Mobilisierung ohne Geist folgte. Erzählen heißt ordnen und Brücken bauen. Die gaussische Form trägt dazu bei, den Blick auf Zusammenhänge ebenso zu schärfen wie auf Diversitäten. Sie vermag das kleinste Dorf mit der ganzen Welt zu verbinden, wie es im Wald der Metropolen, passend der Titel, über Otto und Schupancsic heißt. Zu Zeiten, als der slowenische Dichter in Dragadusch aufwuchs, sei es das Ende der Welt gewesen. Zitat, und doch war Schupancsic in seiner rätselhaften Existenz von Anbeginn wie mit der ganzen Welt verbunden gewesen. Welt verbunden gewesen. Eine derart eingenommene Perspektive mit Blick auf Details und auf das Ganze stellt die Welt in eine Ortshaftigkeit der Erkenntnis, wie Karl Markus Gauss über sein Buch sagt. Besonders eindringlich führt er dies in der anscheinenden Enge seiner Salzburger Wohnung vor, aus der er mittels Lektüren, Bilder und Erzählungen in die ganze Welt zu gelangen vermag. Im 2019 publizierten Band Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer steht ein schöner Moment einer einzigartigen Verbindung von Schreiben, Dorf und Welt. Einer Wechselwirkung von Groß und Klein. Auf dem Schreibtisch befindet sich ein Miniglobus als Bleistiftspitzer. Er leitet die Gedanken in die Aula der Universitätsbibliothek zur Weltkugel des Josef Jakob Fürstaller aus dem Jahr 1770, der einzigen, die das Lungauer Dorf Bramberg Fürstalers Wirkstätte verzeichnet. Dass die Welt immer von einem bestimmten Ort aus einem Blickwinkel gesehen wird, entspricht dem literarischen Vorgehen von Karl Markus Gauss. Und er betont, dass die Internetkultur hingegen eine Ortslosigkeit bewirke, die es mit sich bringt, dass man weder den Gegensatz noch den Zusammenhang zwischen eigener und großer Welt zu erkennen vermag. Die Zusammenschau von landläufig Widersprüchlichen kündigt der Titel »Im Wald der Metropolen« an. Einigen seiner Werke hat Karl Markus Gauss derartige Namen gegeben, damit seinen literarischen Zugang unter eine aperzeptive sowie erzählerische Grundhaltung bezeichnend. Die Journale »Mit mir, ohne mich«, »Von nah, von fern«, »Zu früh, zu spät«, auf andere Art die fröhlichen Untergänger von Ruana, eine der Erzählungen von Reisen zu den kleinsten Völkern Europas. So steht von vornherein vor Leseaugen, wie sich die Form eine adäquate Sprache findet und umgekehrt. Zurecht gilt Gauss als begnadeter Stilist, der es versteht, seine Worte widersprüchlich und doch höchst plausibel zu gestalten, somit das Nachdenken und Weiterdenken anzuregen. Unter dem Abschnittstitel »Die Kulissen von Opeln« pointiert im Wald der Metropolen ein großartiger dialektischer Salto die Lage der polnischen Stadt. die Lage der polnischen Stadt. Opolen ist eine alte Stadt, in der alles jung ist, aber so alt ausschaut, wie es früher nie war. Die feine Ironie fördert eine intellektuelle Gegenbewegung. Einer der Minderheiten, wie Gauß sie in früheren Büchern porträtiert hat, wurde in der CSSR übel mitgespielt. Die Lachen, das kleine Volk an der Grenze zu Polen, galt den Kommunisten als reaktionäre Separatisten. Sie hätten sich der Einsicht verschlossen, dass gerade die schwerindustrielle Vergiftung des Landstrichs die Überlegenheit der sozialistischen Produktionsweise bewies. Oder, für ein Beispiel aus dem Val de Loire, der prägnante Anfangssatz, der bürgerliche Fortschritt erreichte Fontevraud, in dem aus dem reichsten Kloster Frankreichs ein Zuchthaus wurde. in dem aus dem reichsten Kloster Frankreichs ein Zuchthaus wurde. Grandios die Antithese des Anfangssatzes im Band von nah von fern. Mein Großvater hatte einen Koffer voll Geld und war ein armer Mann. Wer will da nicht wissen, wie das geht und wie es dazu kam? Der Stil beflügelt das Sprachkunstwerk. Zitat, ein schöner Satz erfreut das Gemüt, selbst wenn der Verstand ihm nicht recht gibt. Selbstverständlich gelten Wahrnehmung und Reflexion nicht zuletzt der Sprache im Allgemeinen und im Besonderen. Gauss zitiert einen lachischen Satz, in dem sich deutsche Worte so vorzüglich in die polnische Grammatik fügen. Mein Junge, se slecht auf Fyroje, ani si stifli nir wiksoval. Mein Junge führt sich schlecht auf, nicht einmal seine Stiefel putzt er. Man werde lachen und sich fragen, wie aus einem solchen Dialekt eine Hochsprache hätte werden können. Die Antwort fällt in aller Knappheit soziolinguistisch sowie historisch aus. Sprachen sind fließende Gewässer und in der Geschichte Europas wurden einige Dialekte zu Nationalsprachen. Und in der Geschichte Europas wurden einige Dialekte zu Nationalsprachen. Es folgt ein Konter gegen die Ideologie sprachbegrenzter Nationalstaaten, also auch damit eine subkutane Verbindung zu den Neulateinern, zur Piazza in Neapel in Siena. Zitat, als Garibaldi die italienische Nation einte, Als Garibaldi die italienische Nation einte, sprachen höchstens 10 Prozent der späteren Italiener auch tatsächlich italienisch. Im Gespräch mit dem ORF sagte Karl Markus Gauss, er habe im Wald der Metropolen die in den letzten Jahren entwickelten literarischen Formen, Strategien und Genres neuerlich erprobt und tatsächlich zusammengeführt. Es sei zugleich ein Versuch, Elemente zu verbinden, die nur schwer zueinander passen würden, nämlich eine Kulturgeschichte Europas zu schreiben, voller subkutaner Zusammenhänge dort, wo man sie nicht vermutet. Und zugleich aus völlig subjektiver Perspektive zu erzählen, aus der heraus Objektivität erstehen könne. Möglich ist dies auch, weil Faktizität und Imagination zusammenspielen. Derart bringen sie Verflechtungen der Welt in verschlungenen Erzählsträngen von fern nahe. Ein zutiefst literarisches Verfahren. Allerdings werde er, sagt Gauss, keinen Roman schreiben, den man von mir erwartet. Konzept des Romans neu definiert. Konzepte und Definitionen sind in Sachen Literatur soziale Übereinkünfte, historisch gewachsen und wandelbar. Es ist nicht wirklich vom Belang, ob der Alte auf Patmos tatsächlich da saß, ob der Mann in Bonn sein Gesicht derart stark verzog, ob der Platz in Neapel tatsächlich ein einziges Theater war. Wenn wir es lesen, können wir es für wahr halten oder nicht, wie wir auch für wahr halten können oder nicht, dass ein Herr Murau seine Güter verschenkt. Jedenfalls ist es stimmig. Mit seinem Werk hat Karl Markus Gauss eine eigene, originelle Form der Sprachkunst geschaffen. Aus der Zusammenschau anscheinend unscheinbarer Szenen, historischer Hintergründe und eigener Zugänge ersteht eine Welt, pointiert formuliert, auch in Gegensätzen. auch in Gegensätzen. Es sind große Erzählungen aus mannigfaltigen Regionen und aus dem Wald der Geschichte sowie der Gegenwart, von Reisen durchs eigene Zimmer und durch halb Europa, durch Bücher und Landschaften. Die 30 Bücher von Karl Markus Gauss bilden eine Comédie humaine unserer Epoche, einen Zeitroman mit historischer und kultureller Tiefe. Nach Balzac so erzählt, dass unsere Zeitgenossen sich zu erkennen und spätere uns zu verstehen vermögen. Oder das heutige ihr Zeitalter in seiner Vielschichtigkeit zu verstehen und Nachkommende uns in vielerlei Zusammenhängen zu erkennen vermögen. Danke. Vielen herzlichen Dank. Ich habe diese Veranstaltung auf Facebook gepostet und es hat mich ein Leser darauf hingewiesen, wir haben jetzt ein sehr ausführliches Referat gehört, einen Vortrag gehört, wie ist denn das Gefühl, mit einem älteren Buch von dir selbst konfrontiert zu werden? Jetzt noch einmal in der Farbe. Das ist ja eigentlich nicht so wirklich üblich, oder? Nein, das ist nicht üblich, ehrlich gesagt. Aber ich möchte jetzt auch nicht sagen, es hat manchmal etwas Befremdliches, aber schon auch etwas, was fast etwas Aufbauartiges. Zum Beispiel bei diesem Buch war es ja so, das ist dann um ein Staschenbuch gegangen und später in ein zweites Staschenbuch gekommen. Und dann war es erschienen, ist jetzt ein paar mal übersetzt worden und dann war eigentlich jetzt fast zehn Jahre gar nichts. Und jetzt auf einmal in den letzten drei Jahren wird es wieder relativ viel übersetzt. Und interessant ist für mich ja auch, was der Klaus gesagt hat und so, ist unter welchen sozusagen irgendwie Flaggen es in dieses Rennen der Übersetzung geschickt wird. Zum Beispiel ist es glaube ich 2011 erschienen und ist sofort auf polnisch erschienen. In Polen muss man dazu sagen, da gibt es ja die größte Tradition wahrscheinlich in Österreich in Europa für Reportage-Literatur. Ja, also bis zu dem Herr Paschinski, dem Reportage-Reporter. Aber auf der anderen Seite auch die erzählende und nicht mehr unbedingt ganz korrekte Reportage, wie es zum Beispiel der Andrzej Stasiuk macht, den ich sehr schätze. Und in dessen Verlag sind ja meine Bücher in Polen längste Zeit erschienen. Und da wurde ich vollkommen natürlich eingeordnet in diese freie Reportagekunst. Weil dort ist es schon in Polen irgendwie erlaubt, man darf oder soll Reportagen schreiben, die wahr sind, aber manchmal muss man sie auch wahr lügen. Man muss manchmal die Wahrheit nicht so sagen, wie sie ist und was anders wählen, damit sie eigentlich zum Ausdruck kommt. Und so ist das dann halt irgendwie dahingegangen und jetzt ist es dann so, jetzt vor einem Monat oder so ist es jetzt einmal auf Amerikanisch erschienen und da läuft es unter dem Label Cultural Studies, unter dem Label Cultural Studies. Was eigentlich ganz eine andere Lese-Hineingehensweise provoziert. Mich stört das natürlich sowieso nicht, weil es ist eh alles drin. Und wenn Sie es halt so oder so sehen, Hauptsache, Sie lesen es. Es gibt eine kleine Geschichte dazu, was es mit einem macht, wenn Karl Markus Gauss mit Büchern von früher konfrontiert ist. Bei der Vorbereitung auf diese Veranstaltung ist mir eingefallen, der erste Satz im Wald der Metropolen, also der erste Grimassierer meines Lebens oder den ersten Grimassierer meines Lebens oder den ersten Grimassierer meines Lebens habe ich in Bonn gesehen und das ist mir eingefallen, in irgendeinem anderen Buch von ihm steht der erste Amerikaner meines Lebens. Ich rufe den Karl Markus an, weil ich das nirgends gefunden habe. Ich habe gesucht und gesucht und gesucht und sage, du, jetzt sag mir, wo steht das, der erste Amerikaner meines Lebens. Ja, da muss ich in meinen Büchern nachschauen und suchen und er hat mich nach einer Woche anger Lebens. Ja, da muss ich in meinen Büchern nachschauen und suchen. Und er hat mich nach einer Woche angerufen und gesagt, jetzt habe ich eine Woche gesucht und jetzt habe ich den ersten Amerikaner meines Lebens endlich gefunden. Wir suchen ja diese Bücher, die wir dann hier behandeln. Sinn dieser Reihe ist halt, auf ein Buch sich auch festzulegen, also auch in Rücksprache mit den Autoren natürlich aus. Und von dir kam ja in dem Fall sozusagen eigentlich ziemlich klar, und wie hast du eine Pistole geschossen fast, Walter Metropolen soll es sein. Warum diese Klarheit für dieses Buch? Also ich möchte diese sofortige Reaktion nicht damit irgendwie beglauben, dass ich sage, das ist jetzt das beste Buch, sondern es ist irgendwie durch die gewisse Vielfältigkeit ist es ein bisschen so, als wäre ein Buch das manches von dem, was ich auf ganz verschiedenen Genres gemacht habe und auf verschiedenen Wegen probiert habe, irgendwie vereint hat. Da gibt es eben meine Reisereportagen und da gibt es meine Journale und da gibt es ein bisschen mehr autobiografische Literatur und das ist eigentlich jetzt da alles drin. Ich transportiere, oder transportiere ist natürlich ein fürchterliches Wort für die Literatur, aber relativ viel Bildungsgut hinein. Aber gleichzeitig schon auch sehr subjektive Zugänge dazu. Das heißt, es ist eigentlich schon ein bisschen so eine Form von einer, eine erste Form oder erster Band von so einer absolut subjektiven Autobiografie, die aber gleichzeitig auch etwas bringt, was jetzt nicht nur für mich irgendwie interessant ist. Ja, Klaus Zering hat es versucht, dieses Ich. Und es gibt ja so Sachen, es ist ja so Sachen, es gibt Teile, die sind vom Ich getragen, es gibt Teile, die sind vom Wir getragen. es gibt Teile, die sind vom Wir getragen. Mit der größten Selbstverständlichkeit hast du vom Ehepaar Gauss gesprochen, was eigentlich nirgends im Text drinnen steht. Es ist ein Wir drinnen, man kann sich denken, was dieses Wir ist irgendwie, aber es wird eigentlich wenig von diesem Ich und von diesem Wir eingebracht. Es wird ja nicht einmal gesagt im Buch, ausdrücklich, wer dieses Wir ist. Dann ist es manchmal ich, dann ist es manchmal wir. Also weil du sagst, es ist eine Autobiografie. Es ist eine seltsame Autobiografie, wenn so wenig Anteile von dem Ich drinnen sind, oder? Sind so wenige Anteile von Ich drin? Ich glaube, die ganze Komposition ist ja doch eigentlich fast so ein bisschen selbstherrlich egoistisch bezogen. Naja, Klaus Kasperger hat schon recht. Also wir wissen, dass du die Reisen gemacht hast. Wenn man das nicht weiß, dann kann man annehmen, dass du da bist oder auch nicht. Und wer das Wir ist, das weiß man, wenn man weiß, dass du mit deiner Frau in Siena warst oder dass du mit dem Kurt Keindl dort und da warst. Aber es steht nicht im Buch und ich finde, das ist absolut richtig, dass das nicht dort steht. Also es stehen von diesem Ich und von diesem Wir keine Hard Facts. Es steht nicht einmal drin, dass das Ich aus Salzburg kommt. Also es steht nicht drin, wann der geboren ist. Es steht nicht drin, was dieses Ich und dieses Wir für Geschichten haben. drin, wann der geboren ist. Es steht nicht drin, was dieses Ich und dieses Wir für Geschichten haben. Der einzige Punkt, der ist mir aufgefallen, ist, einmal heißt es, der Vater hat in dieser Arbeitsstelle gearbeitet. Und das war eigentlich im klassischen Sinn das einzige autobiografische Faktum eigentlich. Ansonsten ist der Ich, das Ich und wir, das Ich ist der Beobachter, der das alles trägt, das ist schon klar. Aber die Geschichte, die Lebensgeschichte ist dageschichte erschließt sich indirekt. Die erschließt sich durch das ganze Werk. Deswegen habe ich am Ende gesagt, das ist eine Comedy humaine, die zusammengehört. Da gehören auch die Bücher dazu, wo viel mehr über dieses Ich drinsteht, wo man schon weiß, dass das Ich in Salzburg wohnt, in der, was weiß ich, wie die Siedlung ist. Ein Zimmer hat. Also das erschließt sich durch das Wer. Also gut, zum Beispiel das Erste, was ich sah, ist ja eine absolut subjektive Geschichte eines heranwachsenden Kindes in einem Vorstadtviertel von Salzburg, unter besonderen Bedingungen, nämlich nachdem das sozusagen ein Zentrum oder eine Anlaufstelle von sogenannten deutschsprachigen Heimatvertrieben war. Also da steht schon sehr viel drin. Aber das heißt ja nicht, wir sprechen jetzt nicht nur über das Werk, sondern über dieses eine Buch. Und da ist es natürlich, das möchte ich jetzt mal schon sagen, also ich weiß nicht, wie man die Bücher von mir ordnen kann. Vielleicht gibt es drei große Stränge. Das sind die Journale und subjektive Erkundungen meiner Gegen- und Wiederwart. Reisebücher, die vor allem zu weniger bekannten Nationalitäten und so weiter geführt haben. Und dann gibt es aber schon noch etwas Drittes, wo ich irgendwie immer andere Formen ausprobiert habe. Und ich glaube, dass dieses Ich oder dieses Wir irgendwie in anderen Büchern schon stärker herauskommt. Wo stellen denn die Buchhändler die Bücher mittlerweile hin? Stellst du es zu den Sachbüchern, stellst du es zu der Fiktion? Mittlerweile stellen sie es jetzt ungefähr seit zehn Jahren zur Literatur. Zur Literatur, ja. Aber vorher war ich irgendwie so, ich ging in die eine Buchhandlung, da war es bei den Sackbüchern, da gab es sogar, was natürlich völlig blöd ist, es gab sogar irgendwie die Rangordnung Reisebücher, was ja jetzt idiotisch ist, weil ich ja nicht sozusagen gute Empfehlungen gebe, wie man mit welchen Hotels oder mit welchen Pensionen irgendwo eine schöne Reise verbringt. Und dann natürlich sozusagen die Belletristik oder die schöne Literatur, mit der ich dann aber in bestimmten Sünden auch keine große Freude gehabt habe, weil das ja so war, dass man, wenn man meine Bücher gelobt hat, sagen wir mal so, der Klaus Theringer war der Erste, der Hans Höller war auch einer, der ganz anders argumentiert hat, aber ihr seid jetzt ungefähr auf das Gleiche hinausgelaufen. Ich habe es dann gesagt, oder Karl-Heinz Rosbacher, auch der alte und seinerzeit sehr berühmte Germanist, die haben dann gesagt, nein, das sind ja eigentlich Romane. Und ich finde das sehr gut, also gerade jetzt diese Comedy-Hümein-Sache, aber ich bin da nicht jetzt irgendwie hochmütig oder toll beglückt oder irgendwas, weil ich das Gefühl habe, dass sozusagen der Roman in der deutschsprachigen oder europäischen Literatur ist sozusagen derzeit die Königsklasse. Und wenn man jetzt von einem Buch von mir sagt, eigentlich ist es ja ein Roman, obwohl es nicht so nennt, dann sagt man, ist es aber schon ziemlich gut. Aber ich selber habe ja überhaupt keine Hierarchie von den Genres. Also wirklich, das ist, du kennst mich diesbezüglich auch lang genug. Ich finde zum Beispiel sogar eine so einfache, dienende Gattung wie eine Rezension. Da brauche ich immer mindestens sechs Fassungen, die sie sich außer der Hand geben. Und ich finde, eine sehr gute Rezension ist besser als ein sehr schlechter Roman. Das glaube ich ihm übrigens auch. Das glauben alle Germanisten. Eine wissenschaftliche Studie wird ja gerade so ein bisschen abgewertet von den Literaten oder ähnlich, was auch übrigens damit zu tun hat, dass ja wahnsinnig viele Germanistinnen und Germanisten herumlaufen, die jetzt große oder einigermaßen bedeutende österreichische Literaten sind. Und sagen alle, ach Gott, die zwei Jahre Studium von Germanistik, die haben mich ja fast völlig ruiniert. Das ist bei mir völlig anders. Ich habe, glaube ich, sechs Jahre Germanistik studiert und muss sagen, ich habe unheimlich viel dort gelernt, auch für mein jetzt weiteres literarisches Schaffen. auch für mein jetzt weiteres literarisches Schaffen. Man muss nicht unbedingt sagen, man wird nur vom Genius aus dem Himmel erleuchtet, sondern es schadet nicht, wenn man ganz gescheit ist, in bestimmten Sachen. Die Frage ist ja auch, wo sozusagen, ob nicht, wenn diese Bücher bei den Reisebüchern stehen, ob das nicht den Absatz unglaublich antreibt. Also ich frage mich, Reisebücher sind die, die am meisten verkauft werden. Viele Verlage leben eigentlich nur von Reisebüchern und während der Pandemie ist der Buchmarkt zusammengebrochen, weil es keine Reisebücher mehr gekauft worden sind. Es sind andere Bücher so viel verkauft worden wie nie. Sicher, und da kann ich aus der privaten Schule sozusagen plaudern. Ich habe jetzt, glaube ich, sechs oder sieben Reisebücher verfasst, Reiseerzählungen oder Reisereportagen. Travelogue heißt es in Englisch. Die hauptsächlich übrigens sozusagen Reisen zu den kleinen Nationalitäten und marginalen Religionsgruppen und so weiter behandelt haben. Und diese Bücher sind, kann ich jetzt ohne irgendwie auftrumpfen, zwar unglaublich viel übersetzt worden, haben alle viele Auflagen erreicht. haben alle viele Auflagen erreicht. Und dann habe ich aber seit vielen Jahren auch noch immer Journale geschrieben, aber die sind zum Beispiel bei den Germanisten populär. Wenn sie dann darüber Aufsätze schreiben, was ist das jetzt, ist das jetzt sozusagen fiktionale oder autofiktionale Sache oder wie, und sagen, dass es eigentlich kompositorisch kompliziert ist. Und dann kommen noch die dritten Bücher dazu, die sich weder in das eine noch in das andere hineinpassen, oder von dem und von dem, was aufnehmen muss, was das darstellt. Der Begriff der Metropole, der hier im Titel steckt, das ist ja etwas, was eigentlich, Karl Markus Gaas erzählt es ja auch so, normalerweise sucht er ja das Abseitige, das Kleine, das Entlegene. Metropole wird natürlich hier auch nicht als Metropole im klassischen Sinn verwendet, aber es ist doch eine Hinwendung zu eher Orten, die man als Zentren durchgehen lassen kann. Insofern liegt es ein bisschen quer dem restlichen Werk, dass hier so eine Konzentration auf den Begriff der Metropole – es sind ja auch kleine Orte, aber immerhin steht es im Titel, die Metropole. Ist das ein Ausnahmeelement? Nein, also wenn man eine Statistik machen würde, dann sind wir viel mehr auf dem Land als in den Büchern. Nicht nur in dem Buch, auch in den anderen Büchern. Der Erzähler zieht dann immer in Städte natürlich. In Städten geht er dann spazieren, geht durch die Gassen, sitzt auf Plätzen, das schon. Aber ich glaube, die Mehrzahl der Orte sind nicht Metropolen. Das sind eben kleine Dörfer, wo dann Autoren wie Schubanschitsch gewohnt haben und so. Und selbst in den Städten wird das dann so, als wären Dörfer in der Stadt. Ich meine, es gibt amerikanische Präsidenten, die glauben, dass die europäischen Waldstädten leben, aber eigentlich der Wald ist ja auch etwas, was sozusagen mit Staat nicht unbedingt zusammengeht, oder? Also der Wald ist ja eigentlich etwas, was am Land ist eigentlich, aber der Wald ist natürlich hier das Beziehungssystem, dass eigentlich alles mit allem, so wie die Bäume herumstehen, alles mit allem eine Beziehung eingehen kann. Wo kommt der Titel her? Der Titel kommt, wie es ja manchmal passiert, ich habe glaube ich ungefähr die Hälfte meiner Bücher, ich die Titel gefunden. Und bei der Hälfte oder sagen wir zwei Drittel, aber ich von ein Drittel hat es der Verlag gefunden. Und mein Buchtitel hat eigentlich gelautet, das Gesicht der Welt. Und dann ist aber eines natürlich offenkundig, da gibt es ja schon ein Buch vom Handchen, das heißt das Gericht der Welt. Da wollten Sie jetzt sagen, mit einem Buchstaben will ich ihn fertig machen. Das ist aber lustig, weil ich habe jetzt gerade noch in Berlendacher reingeschaut, auf der Fahrt hierher, dort steht nämlich das Gesicht der Welt noch im Gäste. Wirklich? Ja, ja. Woher kommt das Gesicht der Welt, denke ich mir irgendwie. Wer hat da bei Berlendacher so gepfuscht? Da hat offensichtlich jemand, der Titel muss da schon rausgegangen sein offensichtlich. Und ganz kurz, bevor er eigentlich unter diesem Label hinausgelaufen ist, ist uns dann auch eingefallen, dass das schon sehr nahe bei dem anderen Titel ist. Und dann, ich weiß es noch, ich war mit meiner Frau in Frankreich unterwegs und das hat jetzt irgendwie, wir haben nur 30 Minuten Zeit gehabt, weil dann der Prozess des Druckens und so weiter von der Forschung war. Und dann wurde das auch vom Verlag mir empfohlen und ich habe das dann auch durchaus akzeptiert. Es geht in den Titeln mitunter schon um einzelne Buchstaben auch, vor allem wenn es Leserinnen gibt, die gewöhnt sind, Karl Markus Gauss zu lesen. Und da gab es eine, die hat eben die Reise zu den Zimbern und zu den Karaimen und zu den Aromonen und so weiter gelesen. Und dann kam das Buch Die Hundeesser von Svinja. Und die Leserin hat dann nicht so genau gelesen und hat gesagt, und was ist das jetzt für ein Volk, die Hundeesser? Haben Sie Anmerkungen, Korrekturen, Anfragen bei Karl Markus Gauss? Die Gelegenheit ist günstig. Sie sind erschöpft, bitte. Da gibt es eine Wortmeldung. Hört man das da hinten? Nein. Metropole. Ja. Das ist die Staltung des Geistes. Hört man das da hinten? Oder nein? Das war auch noch die Zeit, muss ich jetzt sagen, um 2000 hat es meiner Meinung nach wahnsinnig viele Genitivtitel gegeben. Die Frau des Apothekers, die Geliebte des Tauchers und so weiter. Die Verzweiflung, die Angst damit und so weiter. Das hat sich jetzt übrigens aufgehört. Die Genitivtitel sind jetzt überlegt. Jetzt kommen die Wie-Titel. Wie ich es schaffte, trotzdem zu überleben oder so. Also du hast ja gesagt, ihr habt euch das in Frankreich überlegt. Und da du ja gut Französisch sprichst, weißt du, dass Metropole auf Französisch nicht genau das bedeutet, was Metropolen bei uns bedeutet, nämlich Mutterland in Frankreich. Also La Metropole, das ist das französische Frankreich und nicht das Übersee Frankreich. Also du wirst wahrscheinlich in Bonn oder in Angers mitgekriegt haben, dass das durchaus zweischneidig sein kann. Ich behaupte jetzt ja. Ochie oder nee? Die Zeit ist fortgeschritten. Wir danken herzlich für die Aufmerksamkeit. Wir werden uns morgen in Wien darüber unterhalten, was für ein Europabild das eigentlich ist, ob das ein nationales ist oder was auch immer. Also da wird es politisch werden in Wien und in Graz wird es dann lustig. Da werden wir über den Humor dieses Buches sprechen. Und Sie sind eingeladen, morgen nach Wien zu kommen und übermorgen nach Graz zu kommen. Es lohnt sich sicherlich. Vielen herzlichen Dank. Für all diejenigen, die morgen schon was vorhaben, beziehungsweise übermorgen, und dennoch Klaus Zeiringers These belegen oder widerlegen wollen, dass es sich beim Werk von Karl Markus Gauss um eine menschliche Komödie handelt. All denen sei der Büchertisch ans Herz gelegt, hinten von der Buchhandlung Alex. Ich denke, Karl Markus Gauss ist gerne bereit zu signieren. Mir bleibt nur noch, mich zu bedanken bei Klaus Kasperger, Karl Markus Gauss und Klaus Zeiringer für einen sehr erhellenden Abend und Sie darauf hinzuweisen, dass wir am 5.12. hier fortsetzen mit drei Oberösterreicherinnen, mit Florian Neuner, Daniela Emminger, Mira Magdalena Siekinger, die neue Werke vorstellen. Und weil er eben da sitzt und mich sonst später schelten wird, am 9.12. erleben wir ein Wiedersehen mit Klaus Kasperger anlässlich der Präsentation der historisch-kritischen Gesamtausgabe zu Oedön von Horvath, die nunmehr abgeschlossen ist. Vielen Dank.