Die Dichterinnen und Dichterinnen abgebildet, verabschieden wir die Schau und versuchen uns noch einmal der Faszination, die Abbilder auf uns ausüben, anzunähern. Wir freuen uns sehr, dass wir Stefan Kutzenberger gewinnen konnten, für den kleinen Katalog einen sehr persönlichen Beitrag zur Frage des Dichterporträts beizusteuern. Stefan Kutzenberger schreibt hier als Autor und als Wissenschaftler, der selbst eine vielbeachtete Ausstellung zum Thema kuratiert hat, nämlich die Ausstellung Literarische Porträts aus der Sammlung Klevan für das Leopold Museum in Wien. Geheißen hat sie Der Blick aus dem Rahmen. Herzlich willkommen, lieber Stefan, einmal mehr und in einer etwas anderen Rolle im Stifterhaus. Die uns umgebende Ausstellung versammelt ausschließlich Bilder verstorbener Dichterinnen und Dichter. Darum freuen sie sich, wenn sie manches bekannte Gesicht vermissen oder selber noch nicht dabei sind. An der Wand systematisiert, an dieser Wand mit einer zurückhaltenden Kommentierung und den ausgewählten Beispielen im Original sind diese Bilder hier versammelt. Sie speist sich zunächst aus den Archiven des Adalbert Stifter Instituts selbst. Zum größten Teil handelt es sich um Bestände aus dem Oberösterreichischen Literaturarchiv wie aus dem Oberösterreichischen Biografischen Archiv. Dieser Kernbestand wurde angereichert um Bildnisse oberösterreichischer Autorinnen und Autoren sowie den Stifterumkreis aus anderen Quellen, wie dem Lentos etwa oder dem Stadtmuseum Nordico und auch aus Privatbesitz. Wir möchten nochmals ganz herzlich danken dafür, dass einige Dichter eine gewisse Zeit bei uns verbringen durften. Sie kehren nun zurück, wie etwa Stifter hier hinter mir, in die Steiermärkische Landesbibliothek oder der eine oder andere in Wohnräume. Stellvertretend für die Leihgeberinnen und Leihgeber begrüßen wir heute ganz herzlich Gerti Pila, Renate Billensteiner, Gerhard Brandl. Wie schön, dass Sie da sind. Und danke noch einmal. dass Sie da sind. Und danke noch einmal. Der heutige Abend soll ein leichter und vielleicht auch heiterer Ausklang sein, mit einem Einstieg in den Text von Stefan Kutzenberger und einem daran anschließenden Gespräch zwischen ihm, Mag. Claudia Lehner, die die Ausstellung nicht nur mitkuratiert, sondern in ihrem Werden sorgsam betreut hat und mir. Zum Ende gibt es die Möglichkeit, von Otto Sachsinger porträtiert zu werden, inszeniert als Dichterin, als Dichter, wenn man es nicht eh schon ist, mit entsprechenden Requisiten und gleich zum Mitnehmen. Herzlich willkommen, lieber Otto, im Stifterhaus. willkommen, lieber Otto, im Stifterhaus. Vielleicht nützen Sie die Gelegenheit, eine eigene Sammlung an Dichterinnenporträts anzulegen und beginnen mit dem Katalog, der reichhaltig ausgestattet ist und auch Interessantes zu den Lebensläufen der Abgebildeten bietet. Noch einmal ein kurzes Resümee. Was war unser Anliegen mit dieser Ausstellung? In vielen Vor- und Nachlässen finden sich Bilder von Schreibenden, viele davon gewissermaßen autorisiert im Sinne eines offiziellen Bildes zur Verwendung am Buch für Veranstaltungsankündigungen in den Medien. Sie scheinen damit Teil einer Identität, künstlerisch tätiger zu sein, sind oft Teil der medialen Kommunikation mit dem Werk also unmittelbar verbunden. Dazu kommen die großen repräsentativen Darstellungen im öffentlichen Raum, Ölgemälde in Museen, Büsten, Denkmäler. Zu manchen Zeiten kursieren im Bereich zwischen öffentlich und privat Bildobjekte, angefertigt nicht nur für den Freundeskreis, sondern auch für Sammlerinnen und Sammler, wie Stiche, Fotografien, Autogrammkarten. Das Phänomen der Galerien bedeutender Menschen im Großformat oder auch en miniatur deutet auf unsere Neugierde am Aussehen jener hin, die Bemerkenswertes zustande bringen, sei es in den verschiedensten Bereichen der Kunst oder Wissenschaft. Vielleicht möchten wir uns über das Aussehen, die Physiognomie, dem annähern, was im Verborgenen geschieht und im Verborgenen bleibt. Fragen von Begabung, Talent, dem schöpferischen Akt. Das alles hat bei unseren Überlegungen eine Rolle gespielt. Aspekte der wechselnden Zeitmoden und Techniken, ebenso wie der Umstand, der Repräsentation der Geschlechter bilden sich in dieser Zusammenstellung ab, so das auffällige Fehlen von Autorinnen in Hinblick auf Gemälde und Statue. Gleichermaßen zeigen sich gefallene Stars, deren Popularität unter Umständen stärker von zeitgeschichtlichen Kontexten, von außerliterarischen Faktoren, als von der Beständigkeit ihres Werkes getragen war und vieles andere mehr. Wir werden darauf zu sprechen kommen. Ich möchte nun schließen mit dem herzlichsten Dank an Claudia Lehner, an Thomas Pauli und Gerhard Spring, die die Ausstellung in Szene gesetzt haben, an alle Leihgeberinnen und Rechteinhaberinnen und an alle Kolleginnen im Haus, die beigetragen haben zum Gelingen unseres Vorhabens. Einen schönen Abend. Applaus Ja, hallo, grüß Gott, schönen Abend, liebe Stifterhaus, liebe Linzerinnen, liebe Linzer. Herzlichen Dank für die schönen Worte, die vorher gesprochen worden sind und herzlichen Dank an Claudia und Petra Maria, dass ich dabei sein durfte bei diesem wirklich tollen Projekt. Über 100 Autorinnen, Autoren aus Oberösterreich oder mit starkem Oberösterreich-Bezug hier in diesen wunderschönen Räumen präsentiert und dann im Katalog für alle Zeiten auch konserviert. Ja, Dichterporträts, Dichterinnenporträts. Wir werden nachher darüber quatschen, was es mit diesem eigenartigen Thema denn auf sich hat, ob man das Wesen der Schriftstellerei in einem Porträt zum Ausdruck bringen kann oder nicht. Das werden wir sehen. Ich werde jetzt etwas aus meinem Beitrag, der hier erschienen ist, vorlesen. Dieser Beitrag beginnt mit der Frage, wie das in der bildenden Kunst der Fall ist. Wie bildet man in der bildenden Kunst den Maler, die Malerin ab? Da hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine ganz klare Ikonografie herausgearbeitet, herausgebildet. Der Maler im Selbstporträt steht meistens da in zwei Drittel Vorderansicht, mit der Palette in der einen Hand, dem Pinsel in der anderen Hand und im Hintergrund die Staffelei. So sieht man auf den ersten Blick, aha, Künstler im Atelier, das ist wahrscheinlich ein Künstler-Selbstporträt. Mit Beginn der Moderne verwischen da die Grenze, die Ikonografien werden gesprengt, erneuern sich und Egon Schiele hat 1910 ein ganz spektakuläres Selbstporträt vollendet, indem er sich nackt auf die nackte Leinwand dargestellt hat. Also Schiele auf der weißen, nackten Leinwand stellt sich da in einer verfremdeten, gelben Farbigkeit in sich selbst gekehrt, in sich selbst eingesperrt und nichts weist darauf hin, wer dieser Mensch ist. Im Hintergrund kann man nicht auf seine gesellschaftliche Schicht schließen, was üblich war im Porträt. Adelige haben sich in ihrem Schloss dargestellt, Bürger im Rahmen ihrer Berufsausübung, sodass man sehen konnte, das ist der Herausgeber der neuen freien Presse, weil im Hintergrund sieht man zum Beispiel die Zeitung stapeln oder Druckmaschine. Also man hat immer einen Kontext, aus welcher gesellschaftlichen Schicht kommt diese Person. Das ist jetzt in der beginnenden Moderne plötzlich weg. Nackter Mensch vor nackter Leinwand und das hat Unruhe gestiftet. Erstens einmal die Nacktheit war natürlich provokant und ungewöhnlich, aber vor allem der fehlende Bezugsraum. Wer ist dieser Mensch? Welchen Beruf übt er aus? Welcher sozialen Schicht gehört er an? So in der Bildenden Kunst, wie ist das jetzt mit dem Thema, das wir heute uns gewählt haben? Wie stellt man schreibende Menschen dar? Was wäre da die richtige Ikonografie? Und diese richtige Ikonografie haben wir schon hinten aufgebaut, ein kleines Tischchen mit Schreibmaschine nämlich. Und Sie können sich nach der Veranstaltung dann dort hinsetzen und als Schriftstellerin, Schriftsteller präsentieren und auch ablichten lassen. lassen. Und ich steige hier erst in meinen Text ein und schauen wir mal, was hier ist. Also die korrekte ikonografische Pose wäre, einen Schriftsteller, eine Schriftstellerin darzustellen. Zehn Minuten habe ich Zeit, ich breche dann einfach mitten im Satz ab, wenn diese zehn Minuten vorbei sind. Die ikonografisch korrekte Pose wäre wohl über einen Schreibtisch gebeugt, die Feder in der Hand in Denkerpose. Im Vergleich zu Malerporträts findet sich diese Stellung aber eher selten und ist auch nicht so eindeutig zuordnenbar wie bei der Kombination Mensch, Palette und Staffelei. Am Schreibtisch kann schnell jemand sitzen. Das tun wir fast alle. Dafür muss man nicht den merkwürdigen Beruf der Schriftstellerin ergriffen haben. Sieht man ein Foto eines Schriftstellers an einem Schreibtisch, ist dies sogar umgekehrter Beweis dafür, dass er in diesem Moment nicht arbeitet. Denn schreiben tut man alleine und nicht mit einer Fotografin im Raum. Thomas Mann thront natürlich trotzdem vor seinem ihm treu in alle Länder folgenden Schreibtisch, könnte aber auch als Hausarzt einer deutschen Provinzstadt durchgehen. Die Bilder, die ich jetzt erwähne, könnt ihr dann im Anschluss, wir haben schließlich Finissage, noch haben Sie die Möglichkeit, letzte Möglichkeit, können Sie im Anschluss dann an der Wand suchen. Also Thomas Mann auf seinen Schreibtisch. Und dann kann man das heitere Beruf verraten machen. Wenn wir es nicht Thomas Mann als Schriftsteller erkennen würden, wenn wir nicht die Bildunterschrift hätten, die ihn als Thomas Mann ausweisen, was könnte er sonst sein? Mein Rat war, dass er Hausarzt einer deutschen Provinzstadt sein könnte. Marie von Ebner-Eschenbach sitzt konzentriert lesend vor einem gewaltigen Buch, könnte aber genauso gut nur eine Adresse nachschlagen. Karl Kraus nimmt eine korrekte Denkerpose ein, könnte aber auch über der Buchhaltung verzweifeln. Hermann Bahr Rechnungen unterschreiben und Richard Billinger als Privatdetektiv auf seine nächste Kundin warten. Schreibtische und Bücher sind zwar mit dem gängigen Bild der Schriftstellerin verbunden, aber viel weniger zwingend als Palette und Staffelei mit der Malerin. Auch Schreibmaschinen, Zigaretten und Weingläser sind gern genützte Accessoires, die mit dem Autorsein in Verbindung gebracht werden, Utensilien des kreativen Prozesses also. In unserer Sammlung von 100 oberösterreichischen Dichter und Dichterinnenporträts sehen wir allerdings nur Marlen Haushofer, Franz Tummler, Alexander Lernert-Holenia und Adolf Huber rauchend dargestellt, während Alkohol überhaupt fehlt. Kein einziger trinkender Literaturmensch ist unter den Dargestellten zu sehen, obwohl das Wechselspiel zwischen Spirituellem und Spirituösem doch eine so große Tradition hat, dass Michael Krüger nüchtern festhält, wer schreibt, trinkt auch. das Michael Krüger nüchtern festhält, wer schreibt, trinkt auch. Alkoholschwaden liegen über der Weltliteratur, was man den Gesichtern vielleicht manchmal auch ohne Weinglas in der Hand anmerkt, wie man beim Betrachten der hier publizierten Porträts bösartig behaupten könnte. Wenn aber sowohl Denkerposen als auch Autor- und Autorinnen-Accessoires fehlen, wie kann man dann erkennen, dass die hier versammelten Porträts tatsächlich Dichter abbilden, wie der Katalogtitel verspricht? Das geht nur über Wissen oder Vertrauen. Entweder kennen wir die porträtierten Dichter und Dichterinnen und wissen, dass allein Marlen Haushofer so formvollendet sinnierend rauchen kann, dass nur Walter Piller imstande ist, sich unter seinen Büchern begraben in den Schnee zu legen und dass es Ingeborg Bachmann als Covergirl auf das Spiegelcover gebracht hat. Oder aber wir vertrauen den Kuratorinnen Petra Dallinger und Claudia Lehner, dass die in diesem Katalog versammelten Bilder tatsächlich SchriftstellerInnen-Porträts sind. Es ist ein Pakt des Vertrauens, wie er auch bei jedem autobiografischen Lesen von Nöten ist. Wir vertrauen, dass der Name der Autorin, der auf dem Titelblatt abgedruckt ist, tatsächlich ident ist mit dem erzählenden Ich des Textes und dem Autorinnenporträt am hinteren Buchumschlag. Genauso vertrauen wir Ben Johnson, wenn er behauptet, dass der Mann am sogenannten Trueshautstich William Shakespeare darstellt. Hots Stich William Shakespeare darstellt. Es ist somit das einzige Porträt Shakespeare, in dem dieser identifiziert werden kann, auch wenn es erst sechs Jahre nach seinem Tod entstanden ist. Johnson hält fest, dass der Graveur das Gesicht genau getroffen habe, fügt aber hinzu, dass die Darstellung es nicht schaffe, Shakespeare's Geist einzufangen. Um diesen kennenzulernen, müsse man sein Werk lesen. Johnson gibt hier also freimütig zu, dass das Bildnis eines Autors, dessen Werk nichts hinzufügen könne und dass es unmöglich sei, Geist, Witz und Verstand in ein Porträt zu übertragen. Betrachtet man Shakespeare's Antlitz freiwillig ohne dessen Geist, Witz und Verstand, den man, wie Johnson ja festhält, in seinem schriftstellerischen Werk suchen muss, stellt sich unweigerlich die Frage, ob das Gesicht des eher uncharismatischen und skeptisch distanziert betrachtenden Mannes mit dem hohen Haaransatz nicht genauso gut einem Seefahrer oder Kaufmann gehören könnte. Das Problem lässt sich nicht lösen. Entweder begibt sich die Dichterin vor eine Schreibmaschine in Denkerpose oder wir brauchen die Bildbeschriftung als Beweis, dass die Abgebildete tatsächlich Autorin ist. Der Versuch, aus einem traditionellen Schriftstellerinnenporträt aber etwas über das Werk der Autorin zu lernen, ist allein schon deshalb zum Scheitern verurteilt, weil eine Fotografie das Abbild eines Augenblicks ist, ein Roman aber durch die Zeit schreitet, Jahrhunderte überspannen kann und auch in der Rezeption viele Tage oder Wochen in Anspruch nimmt. Der alte Konflikt zwischen Literatur und Malerei also, zwischen Zeit und Raumkunst, wie es Gottfried Ebrahim Lessing ausdrückt. Während der Roman das Gleichzeitige nur nacheinander erzählen kann, ist es im Bild auf einem Blick zu erfassen. Was aber im nächsten Augenblick geschieht, bleibt verborgen. Schon einen Moment später kann das porträtierte Gesicht einen ganz anderen Ausdruck annehmen, einen anderen Charakterzug offenbaren. Rainer Maria Rilke setzt sich mit diesem Problem der Zersplitterung des Ichs in seinem autobiografisch gefärbten Roman Malte Laurits Brücke auseinander und hält fest, dass es mir zum Beispiel niemals zum Bewusstsein gekommen ist, wie viele Gesichter es gibt. Es gibt eine Menge Menschen, aber noch viel mehr Gesichter, denn jeder hat mehrere. So Rilke. Aus einem Porträt Schlüsse auf den Charakter und das Werk des dargestellten Menschen zu schließen, ist also aus vielfältigen Gründen problematisch. Vor allem würde dieser Versuch ja in die zweifelhafte Wissenschaft der Physiognomik münden, deren Hauptvertreter der Schweizer Aufklärer Johann Caspar Lavater war. Er wurde durch seine physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe 1755 bekannt, in denen er den Charakter des Menschen anhand von Gesichtszügen und Körperformen bestimmen wollte. Sein Zeitgenosse Georg Christoph Lichtenberg sah das sehr kritisch und bemerkte ironisch, Ich habe es nie ohne Lächeln bemerkt, dass Lavater mehr auf den Nasen unserer jetzigen Schriftsteller findet, als die vernünftige Welt in ihren Schriften. findet als die vernünftige Welt in ihren Schriften. Laut Lichtenberg ist der Versuch, aus dem Autorenporträt etwas über den Charakter oder das Werk der Dargestellten zu erfahren, gleich unsinnigvollziehbar. Hören wir eine Stimme im Dunkeln, streben wir doch danach, das dazugehörige Gesicht uns vorzustellen. Und wenn wir es auch am nächsten Tag nicht zu Gesicht bekommen, dann stellen wir es uns eben selbst vor, so wie schon in der Antike Büsten von Homer zirkulierten, obwohl es fragwürdig ist, ob er je existiert hatte. Das Bedürfnis, Porträts von Schriftstellern zu sehen, ist tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt. Gesichter spielen eine zentrale Rolle in der zwischenmenschlichen Kommunikation, ermöglichen uns, Identitäten zu erkennen, Vertrauen aufzubauen und Emotionen intuitiv zu erfassen. Auch wenn das Gesicht einer Autorin nichts mit ihrem Werk zu tun hat, suchen wir doch nach einem visuellen Anker, der uns der Schöpferin des Textes näher bringt. Es bleibt aber dabei, von Schriftsteller und Schriftstellerinnenporträts kann man genauso wenig auf das Werk schließen, wie von Fußballer- und Fußballerinnenporträts auf die Anzahl geschossener Tore. Trotzdem werden Porträts beider Berufsgruppen von ihren Fans geliebt und gesammelt. Was heutzutage das Panini-Sticker-Album vor jedem Fußballgroß-Event war ein früher seriöser anmutender Sammelalbum, in denen man die Porträtfotografien der bedeutenden Schriftstellerinnen sorgfältig einklebte. Adalbert Stifters Frau Amalia besaß ein solches. Aus dem dicken Band sei hier eher zufällig auf ein Foto von Emilie von Pinzer verwiesen, die als adelige deutsche Schriftstellerin unter anderem wegen Adalbert und Amalia Stifter nach Linz übersiedelt ist, wo sie einen in der gehobenen Gesellschaft sehr beliebten literarischen Salon führte. Begehrtere Sammelobjekte waren aber die Porträts der literarischen Stars wie August Strindberg, der sich so bewusst in Szene zu setzen wusste, wie neben ihm vielleicht nur Oskar Weilt. Strindberg, der von 1893 bis 1896 mit seiner oberösterreichischen Frau Frieda Uhl in Sachsen im Bezirk Perg lebte, hat sich im Lauf seines Lebens von mehr als 30 Berufsfotografen ablichten lassen und beschäftigte darüber hinaus auch noch einen Privatfotografen, der monatelang nichts anderes tat, als ihn täglich im Hinterzimmer seiner Wohnung zu fotografieren. Da ihm aber alle Porträts, die seine Fotografen von ihm herstellten, am Ende noch immer nicht gut genug waren, begann er selbst zu fotografieren. Einem ehemaligen Studienkollegen vertraute Strindberg an, dass der Grund, warum er sich der Fotografie widmete, darin bestand, dass alle Fotografien, die andere von ihm aufgenommen hatten, schlecht seien. Ich kümmere mich nicht um mein Aussehen, sagte er, aber ich möchte, dass die Leute meine Seele sehen. Und die kommt auf diesen Fotos besser zum Vorschein als auf anderen. Wieder geht es also um die Unmöglichkeit, das Innere nach außen zu bringen. Elf Minuten. Vielen Dank. Ja, wir sammeln uns jetzt hier auf der Bühne und dann wird diskutiert werden. Dankeschön. Dankeschön. Ich glaube, wir können ganz gut anschließen an das, was du zuletzt gesagt hast, die Seele. Vielleicht zum Einstieg die Frage nach dem Bild-Tabu, gegen das hier diese ganze Ausstellung hier ein Gegenmodell ist, gegen dieses Gebot, du sollst dir kein Abbild machen, das sich ja immer auf das Prinzip des Göttlichen, auf das Numinose bezieht, dass man sozusagen im Irdischen irgendwie nicht adäquat, dass man nicht hereinholen kann, dass man nicht adäquat darstellen kann. Und dann gibt es gerade im religiösen Kontext dagegen auch dieses Vera-Ikon, also dieses Schweißtuch der Veronika oder das Torena-Grabtuch, wo sozusagen ein einziges authentisches Abbild uns zur Verfügung stellt, mit dem man irgendwie diese Verbindung zum Himmel sozusagen beglaubigt hat oder mit dem man umgehen könnte. Darum haben ja dann die Ikonen auch immer ganz gleich ausschauen müssen, damit sozusagen die Wahrheit oder Wahrhaftigkeit dieses Bildes nicht verloren geht. Und ein bisschen habe ich das Gefühl, ist sozusagen am Ende dieser Bildstrecke die Totenmaske wieder eine Rückkehr zu diesem, was bedeutet das Bild eines Menschen, wie wahrhaftig kann ein Bild sein und dann kann es eigentlich tatsächlich nur wahrhaftig sein, wenn der Mensch seinem Herrgott gegenübersteht und die Seele sozusagen gerade sich aufmacht. Also die Faszination für Totenmasken ist ja, glaube ich, etwas zurückgetreten in unserer Zeit, aber sehr lange war die Totenmaske auch die, die man gerade von bedeutenden Menschen anfertigen hat lassen, auch Handelsware. Also die hat man ja dann auch am Schreibtisch gehabt oder in der Dichterstube. Jetzt habe ich sozusagen einen großen Bogen von der Seele zum Himmel und wieder zurück in den Tod gespannt. Kannst du damit was anfangen? Ja, nichts Geringeres wollen wir, wie große Bögen spannen, oder? Claudia? Naja, das Tolle oder das Besondere an der Totenmaske ist auf jeden Fall, dass in der vorfotografischen Zeit, ist das zu laut? sozusagen das einzige Abbild war, das man geschaffen hat oder das man ihm abgenommen hat, dass tatsächlich eine Ähnlichkeit zum Dargestellten oder Ähnlichkeit ist fast zu wenig gesagt, dass sozusagen ihm geklingelt oder ein Gegenstück dargestellt hat. Das heißt, man war da auf der sicheren Seite, wenn man wissen wollte, wie hat der Verstorbene tatsächlich ausgesehen. wenn man wissen wollte, wie hat der Verstorbene tatsächlich ausgesehen. Und daraus erklärt sich sicher auch dieser Boom um diese Totenmasken. Beziehungsweise gab es auch Fälschungen, auch da gab es Fälschungen. Also auch da gab es sicher auch idealisierte Totenmasken, die gar nicht ganz dem Abbild entsprachen, aber in der Regel waren es doch wohl der Person am nahekommendsten Abbilder für sehr, sehr lange Zeit. Und nachdem die Fotografie sich irgendwann durchgesetzt hat, hat sich auch die Totenmaske natürlich abgelöst. Also heute kommt einem das völlig grotesk teilweise vor. grotesk teilweise vorher. Hat es eigentlich auch Lebenmasken, größere Lebenmasken gegeben? Weil du hast ja eben gesagt, das Bildverbot hat immer die Angst gehabt, die Seele zu nehmen. Die Totenmaske, also in dem Moment, wo die Seele schon weg war, wie hat es mit Lebendmasken ausgeschaut? Das gibt es schon, aber weitaus nicht in dem Maß, wie die Totenmasken, die ja beispielsweise Marbach, das Literaturhef Marbach, hat eine unglaublich große Sammlung an diesen Totenmasken und da sind nur einige, ganz wenige Beispiele an Lebendmasken zu finden. Ich habe in Wien studiert, habe in der Schwarz-Spanisch-Stse 15 in einer WG gewohnt, war sehr witzig, mit einem Schulfreund aus Linz und wir haben die Wohnung da bekommen, weil eben irgendwer gestorben ist und die Wohnung war nicht ausgeräumt und wir haben also selber dann die Wohnung entrümpeln müssen und in einer Schreibtischschublade habe ich die Totenmaske von Heimito von Toderer gefunden. Und das war ganz eigenartig. Erstens hat es mir Zeit gebraucht, bis ich es erkannt habe. Aber ich habe es erkannt, weil man gedacht hat, gibt es wahrscheinlich gar nicht so viele Nachmieter, die die Totenmaske dazuordnen hätten können. Und ich habe sie dann zum Bezirksmuseum gebracht, die auch in so einem Toderer Gedenkraum haben und sind dann draufgekommen, das war die Frau Petrak, war die Vor-Vormieterin oder so und die war geheime Geliebte von Toderer. Also haben wir sogar einen kleinen Beitrag zur Toderer-Forschung geleistet. Aber was ich eigentlich sagen wollte, ich habe in der Wohnung, wir haben irrsinnig viel Angst gehabt, Aber was ich eigentlich sagen wollte, wir haben in der Wohnung irrsinnig viel Angst gehabt, obwohl wir waren gemeinsam, drei Freunde haben wir da gewohnt, drei Burschen um die 20, und wir haben so Angst gehabt in der Wohnung, es war irgendwie als gespuckt. Also da waren irgendwie Geister da. Vielleicht war es noch der Todorade, der uns da heimgesucht hat. Es ist auch ein ungewöhnliches Erinnerungsstück an den Geliebten, die Totenmaske. Also Liebesbriefe, ja, aber Totenmaske ist doch irgendwie ungewöhnlich. Und ich glaube, was mir nur eingefallen ist, weil du gesagt hast, gab es auch in Bezug auf Lebendmasken diese Hemmschwelle mit der Seele und so weiter. Ich weiß nur, bei den indigenen Völkern, die wollten ja lang auch nicht fotografiert werden. Das gibt es ja auch in anderen Kulturen nach wie vor. Bei den Emisch war das auch lange, glaube ich, völlig verbönt, dass man die fotografiert oder filmt. Oder auch bei den Ottoxen. Aber die Indigenen haben diese Fotografen als Schattenfänger bezeichnet. Also das war schon auch so etwas, was man gefürchtet hat. Also so wie die Totenmaske auch so ein bisschen spooky heute einem vorkommt. Naja, die Original-Totenmasken bewahren ja sozusagen tatsächlich auch einen Teil der DNA. Vielleicht auch ein Grund, warum man Lebendmasken früher nicht so gern gemacht hat, weil es geht ja immer ein bisschen was mit von Bart und Haar und Haut unter Umständen. Ich glaube, jetzt sind die Techniken durch Silikon andere und harmlosere, aber ursprünglich waren das ja reine Gipsmasken, die man da abgenommen hat. Wir haben jedenfalls auch einige und manche sind tatsächlich ein bisschen zum Schaudern, wenn sie da in ihren Kisten liegen und man öffnet sie und findet dann Handel-Mazzetti sehr eingefallen in grünem Schaumstoff gebettet. Das Wien-Museum hat auch eine sehr große Sammlung. Ich glaube, in Wien die größte von Totenmasken. Ich habe mal eine Ausstellung dazu gesehen. Da gab es von Kindern Totenmasken über bekannte Persönlichkeiten zu ganz Unbekannten. Also eine sehr, sehr, sehr große Sammlung, die auch sehr schön ist eigentlich. Aber wenn wir jetzt das Gefühl haben, die Totenmaske ist sozusagen das authentischste Bild, bei den meisten dieser Porträts und dieser Bildnisse geht es wahrscheinlich weniger um das authentische Bild, als um das Bild, das man von sich selber irgendwie, so wie du es von Strindberg berichtet hast, das Bild, mit dem man sich selber identifiziert, also dass die Identität aus der Innensicht verbürgt, die ja manchmal vielleicht eine geschönte, eine überhöhte, eine andere ist. der eine andere ist. Ja, und es ist vor allem eine Rolle. Es ist die Rolle des Schriftstellers, die man spielt und darstellen möchte. Und wie jede Rolle ist es im Schauspiel auch. Das war eben die Frage, die man gestellt hat. Wie schauspielert man? Wie stellt man den Schriftsteller dar, wenn man den eben einfangen möchte? Und wir sehen ja, ihr könnt es ja an die Wand schauen, dass das meistens eigentlich relativ langweilige Fotos sind. Wir kennen es ja auch von den Buchumschlägen hinten des Autorenfoto. Und heutzutage sind die meisten halt nicht mehr ohne Accessoires. Man steht nicht am Schreibtisch oder vor einer Bücherwand, sondern sind eigentlich Passfotos nachempfunden, die aber dann doch irgendwie darauf schauen, dass man vielleicht nicht gar so streng schaut wie auf einem Passfoto. Aber es gibt wenig Anhaltspunkte. Was ist jetzt der Schriftsteller? Und darum, glaube ich, ist es echt etwas, auch wenn du gesagt hast, Religiöses. Man muss eben daran glauben. Und darum, glaube ich, ist es echt etwas, auch wenn du gesagt hast, Religiöses, man muss eben daran glauben. Man muss daran glauben, das ist jetzt der Schriftsteller. Und in dem Moment, wo ich daran glaube, funktioniert es auch. Aber ganz ohne geht es eben nicht. Ich glaube, das kennen wir selbst. Wenn man jetzt einfach ein Buch in die Hand nimmt, möchte man schon schauen, wie schaut denn die Person aus. Und das war immer schon so. Seit Anbeginn der Literatur strebt man, dass man das Bild des Autors, der Autorin sehen kann. Und es ist etwas, was im Lesen automatisch passiert. Wenn wir einen Text lesen, einen längeren Text lesen vor allem, steigt in unserem Bewusstsein ein nebulöses Bild der Autorin, des Autors auf. Wir stellen uns etwas vor, auch wenn wir keine Ahnung haben, wer das geschrieben hat, haben wir irgendeine, nicht ganz klar definierte, aber doch eine Vorstellung, wer ist das schreibende Bewusstsein, wer vermittelt uns seine Gedanken hier. Und dieser Wunsch, dieses schreibende Bewusstsein wirklich von Angesicht zu Angesicht zu sehen, ist eben der Wunsch nach dem Bild. Und den hat es anscheinend wirklich schon immer gegeben, weil es in der Antike schon Statuen, kleine Büsten von Homer gegeben hat, die zirkuliert sind, die gekauft worden sind, obwohl damals schon die Existenz von Homer infrage gestellt worden ist. Also schon in der Spälandike wusste man nicht, wer dieser Homer war, ob der jemals gelebt hat, und trotzdem gab es Büsten, die verkauft worden sind, weil die Nachfrage so groß war. Aber wenn wir jetzt vom einzelnen Objekt sozusagen, ich lese ein Werk und möchte wissen, jetzt vom einzelnen Objekt sozusagen. Ich lese ein Werk und möchte wissen, wie schaut der Mensch dahinter aus oder wie schreibt sich das Werk in seinen Körper, in seine Physiognomie ein? Wenn man dann übergeht zur Menge, wie wir sie hier auch sehen, verstehen wir das Phänomen Sammeln, weil ich meine, Sammeln ist ja irgendwie sowieso was grundsätzlich Irrationales, ob das jetzt Kaffeehäferln sind oder Dichterinnenbilder, aber mir scheint sozusagen das Sammeln von Fußballteams, das hat ja noch eine gewisse Begrenzung. man kauft das Album, man kriegt vielleicht dann im Lebensmittelhandel irgendwelche Bickerl, mit denen tauscht man und die Sammlung wird ja automatisch komplett, wenn ich das ganze Team beisammen habe. Also irgendwann einmal biegen alle da drinnen und die WM ist vorbei und das Album ist uninteressant letztlich. Aber warum sammelt man Dichterinnen und Dichter? Einfach, weil sie berühmt sind, weil sie bedeutend sind, weil das gibt ja viel weniger her. Also beim Fußballer sehe ich vielleicht noch irgendwas, dass der irgendwie stramme Wadeln hat oder keine Ahnung. Aber was sehe ich jetzt beim Autor oder bei der Autorin? Also bis in die 70er Jahre, kann ich mich erinnern, sind auch noch Sängerinnen, ich sage jetzt Katharina Valente oder irgendwelche Filmstars der Zeit, sind noch gesammelt worden, zum Teil auch mit Autogrammkarte, das nobilitiert ja dann das Bildnis, aber warum sammelt man Autorinnenbilder? Oder wie geht es dem Autor, wenn er gesammelt wird? Wärst du jetzt gerne in einem Album, in einem Sammelalbum, so zum Einpicken in irgendeine... Es gibt ja so einen Typen, der steht immer bei dem Buch Wien beim Eingang und der hat ein fotografisches Gedächtnis, glaube ich, der kennt wirklich alle Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ganz Österreich und immer wenn ich da reingehe, stürmt er auf mich zu und der hat dann tatsächlich Fotos, die man dann unterschreiben muss und der hat so ein ganz dickes Buch, das man dann sofort einklebt und der steht jedes Jahr dort und das Buch ist immer wieder voll. Also ich glaube, da wirklich so ein dickes Buch pro Jahr, das er da vollendet. Aber du hast es eh gesagt, Sammeln ist irrational. Oder Sammeln ist immer irrational. Sammeln von Kunstwerken hat halt auch schon mit Werten zu tun, auch mit Präsentation zu tun, aber Sammeln von Schriftstellerporträts, da kann man glaube ich keine sehr großen Werte zusammenbringen. Hat der Klevan was gesagt dazu? Der Klevan hat sechs, also Klevan ist ein österreichischer Kunstsammler, der dann in München eine Galerie gemacht hat und der hat 40 Jahre lang, also einen Großteil seines Berufslebens, Schriftstellerporträts gesammelt. Und das waren dann so die 800 Porträts, die er gehabt hat. Und er hat dann überlegt, was er mit dem macht, wenn er mal nicht mehr ist. Er ist jetzt auch schon in Pension und hat sich dann schließlich entschlossen, diese Sammlung an Schriftsteller, Schriftstellerinnen, dem Leopold Museum in Wien zu schenken. Und das war gar nicht so leicht, diese Schenkung durchzubringen, weil die Einpflegung von 800 Bildern in eine Datenbank, das dann konservieren und archivieren zu können, ist relativ viel Aufwand. Das kostet wirklich eine Arbeitskraft für ein Jahr fast. Und die Werte waren so gering, ich weiß nicht, ob man das laut sagen darf eigentlich, aber da geht es um so wenig Geld, dass es eigentlich relativ schwer war, dass er diese Sammlung überhaupt irgendwo unterbringen hat können. Also er hat eh schon andere Museen auch probiert, und das Leopold-Museum hat gesagt, okay, machen wir es. Und die haben dann wirklich eine nette Ausstellung gemacht, eine schöne Ausstellung zu diesem Thema. Aber es ist im Endeffekt Liebhaberei. Da waren schon ein paar wertvolle Sachen dabei, da waren Grafiken von Picasso, von Dali, die eben berühantes dargestellt, Picasso hat ein paar französische Surrealisten dargestellt. Also da waren schon so ein paar Highlights, die ganz wertvoll waren, aber das andere war einfach Massenware. Also du hast es gesagt, das ist etwas nicht ganz rational nachvollziehbares. uns rational nachvollziehbar ist. Ich wollte eigentlich nur anschließen, dass ich interessant finde, dass das oft auch für die Autoren selber so ein widersprüchliches Thema ist. Also dass zum Beispiel Thomas Bernhardt einerseits so wettert gegen die Fotografie, gerade vor allem in dem Roman Auslöschung, und weil er eben sagt, es ist sozusagen nur ein Moment, der festgehalten wird, ein einzelner Moment, das überhaupt nichts aussagt über die Person und ihr war gleichzeitig, aber jemand, der auch sehr viel Wert darauf gelegt hat, dass er gut fotografiert wird. Wie ich mich jetzt an Strindberg erinnere, weil er unter anderem von der Erika Schmidt sich auch gern hat ablichten lassen und es gibt ja ganze Fotobücher zu Thomas Bernhard. Also es ist in sich auch wieder ein Widerspruch. Bernhard, also es ist in sich auch wieder ein Widerspruch, aber dieses Thema, dass man heute tatsächlich, das ist ja auch absurd, dass wir heute tatsächlich die Autoren, auch die großen Autoren, die Autoren der Weltliteratur vor allen Dingen über ihre Bilder kennen und nicht über ihre Werke, einfach weil sich die meisten die Zeit gar nicht mehr nehmen, die Werke zu lesen, also man weiß, wie James Joyce ausgesehen hat oder Virginia Woolf, aber wenige von nicht so großen Liebhabern, vielleicht von Literatur wie wir, haben tatsächlich eine Zeile auch nur gelesen von ihnen. Und in dieser so stark von Medienpräsenz und Bilderflut bestimmten Zeit ist das schon eigenartig. Aber wir alle sammeln Bücher, sage ich jetzt einmal, aber ich glaube, niemand von uns sammelt Autorinnenbildnisse, oder? Die Zeit ist auch vorbei. Also ich glaube, das hat schon eine Zeit gegeben, vielleicht eben noch zum 19. Jahrhundert, vielleicht auch noch Anfang des 20. Jahrhunderts, aber wahrscheinlich ist der Autor nicht mondän genug. Ich glaube, das ist die Antwort, oder? Das Mondäne fällt weg. Ich war im Triest im Sommer einmal und habe auf Facebook ein Foto gepostet, wo ich vor einer Statue mit James Joyce stehe, der für uns auf den ersten Blick als Joyce erkennbar ist, aber obwohl meine Facebook-Bubble wahrscheinlich eh sehr literarisch ist, haben ganz viele Leute darunter geschrieben, wer ist denn das, wer ist denn das und warum lichtest du dich mit dem da ab? Also es ist erstaunlich, was wir noch als gegeben nehmen, dass man eben weiß, wie Joyce ausschaut, ist wahrscheinlich auch schon ein Minderheitenwissen in der Zwischenzeit. Joyce ist einer von denen, die sozusagen wirklich noch eine gewisse Modernität ausstrahlen auf den Bildern. Also es gibt ja ein paar Autoren, Beckett zum Beispiel, die eine Bildwirkung haben. die eine Bildwirkung haben. Ja, das hat Isolde Ohlbaum, wahrscheinlich eine der wichtigsten und berühmtesten Schriftsteller, Fotografinnen, die es gibt, ich glaube sogar weltweit, aber auf jeden Fall im deutschsprachigen Raum. Sie hat sich selbst auch auf das Spielchen eingelassen, des heiteren Berufsverratens und ist ihre Mappe durchgegangen mit hunderten Autoren, Porträts. Und sie hat dann auch immer gesagt, der könnte Straßenbahnschaffner sein, der könnte Zahnarzt sein. Und nur bei Beckert ist sie hängen geblieben und hat gesagt, Beckert schaut so intellektuell aus, das muss ein Schriftsteller sein. Gehen wir vom kleinen Format ins große. Ich war vergangene Woche an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München und in diesen ziemlich weitläufigen Gängen hängen vermutlich Akademiepräsidenten, vermutlich Mitglieder, Gelehrte, eine recht große Anzahl an Männern. In dem Fall waren sie nicht nur hängend, sondern auch verhängt. Ich glaube, wegen irgendwelcher Malerarbeiten. Das heißt, man hat nur durch Folien sie so ein bisschen durchschimmern sehen. Vorbeigegangen sind wir, glaube ich, ausnahmslos an Männern, das jetzt nur nebenbei. Und beim Vorübergehen haben wir uns gefragt, wer die Entscheidung getroffen hat, von wem der Porträtierte dargestellt werden soll. Also wer den Künstler, die Künstlerin ausgewählt haben wird, weil ein Gemälde ja dann trotzdem viel mehr als eine Fotografie abhängt von dem, der es macht. Also Stifter zum Beispiel war nie zufrieden mit den Gemälden, hat sich immer beklagt, dass es wieder nicht ist, er war auch mit der Fotografie nicht zufrieden, aber bei den Porträts in der Bayerischen Akademie hatte ich das Gefühl, dass manche dieser gelehrten Herren vollkommen die Kontrolle über das, wie sie dargestellt werden, abgeben mussten oder verloren haben, weil halt dann sehr expressiv oder durch Farbigkeit oder durch Posen, Gesten diese Männer interpretiert wurden. Das heißt, es ist hier gar nicht mehr das authentische Bild, sondern es ist ein interpretierendes, vielleicht wieder der Versuch, das Wesen oder die Seele oder irgendetwas dahinter zu erfassen gegeben. Aber die Kontrolle darüber haben die Leute, glaube ich, gänzlich abgeben müssen in diesem Zusammenhang. Also so wie man ja auch bei den Billingers hier sieht, die von drei verschiedenen Künstlern dargestellt sind, das bekannteste von Sergius Pauser. Man erkennt den Billinger, aber trotzdem sind es natürlich unterschiedliche Arten, wie er herüberkommt, je nachdem, wenn er da in diesem etwas braven Pullover da sitzt mit Krawatte drunter. könnte es auch ein rabiater Buchhalter sein, um in deinem Repertoire zu bleiben. Also was wird denn dann überhaupt noch repräsentiert? Also in den Amtsräumen beispielsweise waren früher das Bild des Landeshauptmannes oder das Bild des Bundespräsidenten, aber halt eine Fotografie, was für Vielfältigbares, was der Wahrheit möglichst nahe kommen sollte. Wenn der Bürgermeister dann einmal in die Bürgermeistergalerie der Ölgemälde wandert, dann kann das sein, dass er eben sehr expressiv dargestellt wird, aber was bleibt dann von ihm? Ist er dann noch der Bürgermeister oder ist der Autor noch der Autor, wenn er interpretiert wird vom Künstler? Ja, hängt dann vom Künstler ab, aber ich glaube, genau darum geht es ja. Also wenn Ben Johnson zu seinem Freund, zum Stich seines Freundes William Shakespeare sagt, dieser junge Künstler Trushkhod hat den wirklich gut getroffen, Shakespeare hat genauso ausgeschaut, aber wir sehen hier nicht seinen Wit, sagt er auf Englisch, also seinen Esprit, seinen Humor, seinen Verstand. Dann ist genau das der Moment, wo es die Kunst ansetzen muss. Beim Foto ist es wahrscheinlich das Gleiche, wo es die Kunst ansetzen muss. Beim Foto ist es wahrscheinlich das Gleiche, wir können sagen, der schaut genauso aus, aber seinen Esprit hat das Foto nicht aufgenommen. Also da kann es die Kunst einsetzen, weil die Kunst eben dann doch die Fähigkeit hat, auch die schriftstellerische Kunst, aber in dem Fall die bildende Kunst, dass die bildende Kunst eben versuchen kann, das innere Leben, das Seelenleben nach außen zu kehren. Und gerade der Expressionismus, wenn du sagst, der Expressionismus ist eine verfremdete Kunst, der Expressionismus ist ja Ausdruckskunst, also der will wirklich versuchen, das Innere nach außen zu kehren, auszudrücken, wie sich das Individuum fühlt. Also wäre hier der Versuch, über die Mitteln der bildenden Kunst, dem rein Visuellen, der Oberfläche, diesem Geist, den Ben Johnson einfordert, ausdrücken zu können. Obwohl, Ben Johnson sagt ja dann anderes. Er sagt, lest halt die Werke. Wenn ihr Shakespeare's Geist kennenlernen wollt, müsst ihr seine Werke lesen. Also ist wahrscheinlich das eigentlich die Antwort darauf. Genau, also entweder lesen wir seine Werke oder wir lassen ihn durch einen Künstler darstellen, der so brillant ist, dass er es schafft, dieses Innere in Kunst ausdrücken zu können. Ja, wobei der Stifter, der ja mehrfach porträtiert wurde, also von Schekai, von Axmann, von Gerndauer, der hat dann geschrieben, jetzt bin ich es wieder nicht. Also irgendwie war es ihm, glaube ich, schon wichtig, also diese Form auch der Anerkennung zu finden, in Öl gemalt. Und gleichzeitig hat er sich nicht erkannt gefühlt. Und mit seinen Fotografien? War er da zufrieden? Die Fotografie war, glaube ich, doch etwas, was er in gewisser Weise geschätzt hat. Also ich sehe in der Ausstellung auch ein paar Stifter steht, sozusagen in einer Zeit, wo unterschiedliche Medien ähnlichen Zwecken dienen. Also es gibt noch die Stiche, die sowohl das Werk illustrieren sollten, als auch natürlich bedeutende Menschen durch die Reproduktion sozusagen eine weite Verbreitung sicherstellen sollten von Patrice bedeutender Menschen. Da sagt er dann auch sehr scherzhaft, er würde das auch gerne haben und auch seine Gattin natürlich, aber die Gattin würde nicht gekauft. Also die ist so viel schöner, aber sie würde nicht gekauft und er bräuchte halt einen Künstler, der ihn so trifft, dass es einen Sinn hat, dass man das dann als Stich verkaufen kann. Gleichzeitig lässt er sich immer wieder fotografieren. Seine Frau hat dann verschiedene Fotoalben und er hat in Abwesenheit von Linz dann regelmäßig in den 60er Jahren ein Porträt von ihr mit, auf das sie dann eifersüchtig ist und das er aber hütet und als Stellvertreterin bezeichnet und er bittet auch einmal um einen Vorhang, damit es nicht verbleichen kann, wenn es in der Sonne steht und treibt so ein bisschen auch Scherze im Briefwechsel mit ihr, auch Scherze im Briefwechsel mit ihr, weil er sozusagen das Gefühl hat, sie ist eifersüchtig auf das Bild und er kommuniziert aber mit diesem Bild und sie ersetzt, dieses Bild ersetzt sozusagen die Gattin ein bisschen. Aber das mit der Ölmalerei, das hat ihn, glaube ich, schon auch, also da hat er, glaube ich, das Gefühl, jetzt hat er es geschafft, jetzt ist er dort, wo man in Öl gemalt wird und das ist noch einmal etwas anderes, wie gestochen zu werden oder sich fotografieren zu lassen, weil fotografieren lassen kann man sich ja sozusagen jederzeit. und mit dem Ausstellungskonzept, mit dem Katalog, wirklich ganz intensiv mit jedem einzelnen Objekt gearbeitet. Sind euch die Schriftstellerinnen dadurch näher gekommen? Das wäre zu sagen, ich wollte eigentlich noch ganz was anderes sagen, nur wenn ich da noch einhaken kann. Mir ist nur eingefallen, Walter Benjamin eben mit seinem Aufsatz, das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, wo er ja auch sagt, das Kunstwerk, das hat eben die Aura, aber die Fotografie und noch stärker natürlich der Film mit diesen zerstückelten Bildern, wo diese Tiefe fehlt und diese tatsächliche Auseinandersetzung aus einer gewissen Ferne, das Ganze, das totale Bild zu sehen, nimmt sozusagen die Aura weg. Also man kann es natürlich jetzt so oder so sehen, aber letzten Endes hängt es davon ab, wer hat das Bild gemalt und fühle ich mich tatsächlich da eingefangen und ist meine Aura da irgendwie transportiert. Das ist trotzdem noch nicht gesagt, aber das Thema, der alte Wettstreit zwischen quasi dem Ölgemälde oder dem gemalten Bild oder meinetwegen dem gezeichneten Bild und der Fotografie ist halt ein langes Schwelen da und der ist wahrscheinlich auch heute noch in irgendeiner Form da, vor allem auch in dem Thema des Films. Also ich meine jetzt zum Beispiel auch, das führt jetzt vielleicht zu weit, aber die Imagination, die einem abhanden kommt, wenn man eine zum Beispiel Literaturverfilmung sieht, die Imagination, die sich sozusagen im Kopf des Lesers entspinnt und die durch eine, sagen wir mal, ganz klassisch oder besser bekannt ist bei Dr. Zhivago, die Hauptfigur, also das Bild ist überlagert wenn man also das buch heute lesen will ja und da wo es eben sozusagen keine literaturverfilmung gibt kann die imagination im leser sich in spinnen oder sie kann sogar wenn ich ein buch 20 jahre später wieder lese die erinnerung an die damalige imagination auslösen ist auch einen einen ganz anderen Raum aufmachen. Aber im Bild, indem ich sozusagen einen Autor vor allem durch sein Bild eher wahrnehme als durch seinen Text oder in einer Literaturverfilmung, die sozusagen das Buch dann ersetzt, da fällt das eben weg. Da fällt sozusagen die Möglichkeit der Imagination weg. Das wäre wieder ein Plädoyer für das Bild-Tabu. Ja, das ist jetzt wieder ein eigenes Kapitel, aber das Bild-Tabu ist natürlich auch spannend an dem Thema. Also wenn es ums Autorenporträt geht und warum sich manche Autoren dann aber ganz bewusst dem entziehen wollten, das finde ich schon spannend. Manche, die sich halt dann hinter dem Psolemym verstecken, aber andere, die einfach auch bewusst die Öffentlichkeit meiden und sich eben nicht mehr fotografieren lassen möchten, wie der Gigi Sälinger und so weiter. Aber da kommen wir jetzt woanders hin. Dort wollten wir ja heute schon auch nochmal hin zum Bildtabu oder zur Bildverweigerung. Auf deine Frage vielleicht noch ganz kurz. Also ich glaube tatsächlich, dass das Bild manchmal sich zwischen das Werk und die Leserin drängen kann. Also es gibt dann schon, wenn man sich mit den Bildern beschäftigt, die führen nicht zwangsläufig zu einem Interesse an der Literatur, sondern man bleibt halt an einem Bild hängen und denkt, ach so schaut der oder die aus und das ist eine komische Fotografie oder das ist eine merkwürdige Kleidung oder das wirkt so gestellt. einem anderen Medium als mit dem, worum es eigentlich ginge. Und es sind natürlich auch nicht alle gleich ansprechend für jede und jeden ist vielleicht ein anderes Bild sympathisch. Also ich tendiere auch eher dazu zu sagen, man soll das Buch lesen und sich nicht dafür interessieren, wie die Autorin, wie der Autor ausschaut. So haben wir ja auch damals Germanistik noch gelernt, dass es fast den Autor oder die Autorin nicht gibt, nämlich im Sinne jetzt biografischer oder gar visueller Annäherungen. Das hat sich ja jetzt sehr gedreht mit diesem großen biografischen Interesse an Schreibenden, sehr gedreht mit diesem großen biografischen Interesse an Schreibenden, also diesen vielen Publikationen von Briefen, von Tagebüchern, von autofiktionalen Texten, die sind ja sehr im Trend im Moment. Also ich glaube, jetzt will man irgendwie doch sich mehr auch mit den Menschen beschäftigen, nicht nur mit dem Werk. Also über die Physiognomie habe ich circa einiges mal gesagt, bei diesen 100 Beispielen, die schaut interessant aus, von der muss ich erst ein Buch lesen. Das passiert also eher nicht. Das glaube ich ist in unserem Fall ein bisschen schwierig, weil manche kennen wir und da kennen wir zuerst das Werk und halt dazu das Bild und manche, also es gibt einen geistlichen, den ich ganz interessant finde, aber ich glaube, das Werk ist nicht ganz meins. Ich weiß nicht, wie es dir gegangen ist, Claudia. Ja, ich meine, spannend fand ich da in dem Bereich der Typen, natürlich diese Typen, die mir halt damals auch aufgefallen, als ich diese ganzen Bilder durchgeschaut habe, die wir im biografischen Archiv haben von Autoren, die hat überhaupt keine Bedeutung mehr, haben wir vollkommen in die Vergessenheit geraten sind. Und ich bin halt stutzig geworden über diese Typen, die man da findet, also die Heimatschriftsteller in den Sterreanzügen, die Diebin, die da so umflohen, wie so kleine Filmsternchen sich haben ablichten lassen und eben auch die Priesterdichter, weil das auch ein Typus ist, den es eigentlich in der Form nicht mehr gibt, der ausgestorben ist. Und die finde ich alle für sich schon als Typus spannend, aber ich würde, also Sie haben mich jetzt nicht dazu animiert, Ihre Bücher zu lesen. Es spielt sich auf einer anderen, einer reinen visuellen Ebene ab, dieses Interesse. Aber wenn es euch schon so geht, dann gilt das wahrscheinlich für alles, außer für das gesamte Publikum. Da geht man da durch, schaut sich die Bilder an und man ist dann interessiert. Ich hätte gerne etwas ergänzt. Mir fehlen nur so ein paar Worte in dieser Diskussion, nämlich Eitelkeit. Ich denke, dass, wenn ich jetzt die Stiftung mit dort so dargestellt zu werden, wie er dargestellt, also aus seiner Sicht so dargestellt werden sollte, dann hat das sicher sehr viel mit dem zu tun, mit diesem menschlichen Zug. Und das überhaupt, also Bilder entstehen, das hat natürlich etwas zu tun auch mit Selbstvergewisserung und mit dem, dass man doch ein bisschen gar unsterblich sein möchte durch das Bildnis. Und das ist das Wesentliche. Also ich glaube, wir haben es in der eigenen Raum geredet, das ist eigentlich das Naheliegendste, was eigentlich ist. Also das ist Eitelkeit und Unsterblichkeit in dem Zusammenhang. Und etwas noch, ich möchte mich nur ergänzen zu dem, inwieweit, natürlich, ja, Edward Horst von Jung und Recht, das bringt nicht die Funktion, dass ich animiert werde, ein Buch von dieser Person zu lesen, Aber ich denke schon, dass... Also, ich sage das jetzt aber, ich fasse schon etwas noch zu, einige Bilder, wo ich mir denke, die sagen schon etwas aus über diese Person. Also wenn ich jetzt gleich oben anfange, das finde ich ja recht interessant, da ist aber ein alter Bilder, das hat da keinen. Wenn ich das Futter ansehe von Walter Bieler, dann hat das schon etwa einen Verweis auf seine Persönlichkeit, nämlich dass er sehr aktionistisch war in seinem Wesen. Oder Brunten Franz Kain, der hat sich überhaupt so, ich glaube das ist eine Schneelandschaft, das hat er in der Natur abbilden lassen, wo er eigentlich, das ist vielleicht Zufall, aber er war einfach ein Mensch, der gerne im Freien war. Er war ein Holzarbeiter, der einen sehr gut gehabt hat und es gibt auch in dieser Rampen, die ich erinnere, dass er dort wenn er da sein Bild oben als das Gemalte, oder aus Stuttgart, oder so von irgendeiner manuellen Tätigkeit zurückkäme, verschwitzt und das Haar wieder herunterhängen. Also das nennt schon Bezug auf seine Literatur, der sich im Viertel mit dieser mit diesem Landleben, sagen wir es da mal, mit dem objektiven Begriff zu nennen, also dass das keiner seiner Literatur gewesen ist. Aber das ist ja ein ganz, entschuldige, dass ich abbreche, aber das ist ja ein ganz dezidierter Aspekt gewesen in der Ausstellung, dass wir den Dichter in der Landschaft inszeniert, fotografiert, auch als jemand, der sozusagen Texte, die ihm in dieser Landschaft zum Beispiel zu tun haben, also weil er sie entweder dort beschreibt oder vielleicht auch überschreibt, also das ist ja ein Teil genau dieses Aspekts gewesen. Aber wenn wir jetzt zum Beispiel vom ganz klassischen Porträt ausgehen, also wirklich nur vom Kopf, dann ist es tatsächlich schwierig, von einem Porträt, von einem ganz schlichten Porträt, ohne eben, wie du sagst, Accessoires auf einen Autor zu schließen. Also der Herr Rémy-Jean hat anscheinend mal gesagt, ich habe nicht geschrieben, um meinen Kopf bekannt zu machen, sondern um jemanden bekannt zu machen, den man anhand seines Kopfes quasi nicht, auf den man nicht hätte schließen können. Also im Grunde genommen geht es natürlich dann wieder ums Werk. Man kann sozusagen nur durch das Werk in dem Fall was erkennen, wenn man weiß, was für ein Werk dahinter steht. Und genau dieser Gedanke, ich glaube, es gibt natürlich, gab es auch immer wieder Dichter und Dichterinnen, die eitel waren, nona, oder die sich sehr inszeniert haben, fotografieren lassen und dann gab es auch welche, die das eigentlich gemiedener haben. Eben die Bildnisverweigerer gab es ja genug, die aus verschiedenen Gründen sich total zurückgezogen haben oder die ein Pseudonym gewählt haben, weil sie eben nicht wollten, dass ihr Bildnis zirkuliert, die sich nur über ihr Werk ausdrücken wollten. Das ist schon manchmal auch ein Widerspruch. Naja, ich glaube, Eitelkeit und Neugierde treffen sich hier ganz gut, weil in der Kommunikation wollen wir natürlich, wir wollen, der Dichter will umworben werden oder die Dichterin und wir wollen als Leserinnen auch umworben werden. Wir wollen angelockt werden an ein Werk. Und das passiert ja in der Regel in der Buchhandlung durch die Gestaltung eines Buchumschlags. Und vielleicht, wenn ich ein Buch schon in Händen halte und dann schaut jemand sehr sympathisch aus am Klappentext, vielleicht greife ich dann eher hin. Also ich glaube schon, dass das Teil einer Kommunikationsstrategie ist, einer Selbstvergewisserung, das ganz klar, auch eine Identität. Ich als Autorin sitze hier am Schreibtisch und das ist meine Denkumgebung, das ist mein Schreibraum, aber natürlich richtet sich das auch an potenzielle Leserinnen und Leser. Wir hätten wahrscheinlich all diese Bilder nicht oder die meisten dieser Bilder nicht, weil wir bewusst versucht haben, private Aufnahmen auszusparen, sondern eher auf das Offizielle, auf das, was in den Medien sozusagen kursiert oder was einen öffentlichen oder halböffentlichen Raum zumindest erreicht. Auf das wollten wir uns beschränken, aber sehr viele von diesen Bildern gäbe es nicht, wenn damit nicht Anerkennung oder die Botschaft, hier ist ein bedeutender Mensch, damit verbunden gewesen wäre. ein bedeutender Mensch damit verbunden gewesen wäre. Also Stifter wurde zwar einmal vom Sohn eines Freundes gemalt, da war er aber schon bedeutend, aber ein Bild zum Beispiel hat sein Verleger in Auftrag gegeben und das war schon, das ist das meistverwendete Stifterbild eigentlich. Bei Biografien und bei allen möglichen Zusammenhängen sieht man immer Stifter gem eigentlich. Bei Biografien und bei allen möglichen Zusammenhängen sieht man immer Stifter gemalt von Schäkai, so ein bisschen würdiger und schöner als auf den Fotos und halt diese ganze Gediegenheit des 19. Jahrhunderts ausstrahlend. Also ich glaube, Bilder sind einfach Teil einer Kommunikationsstrategie, die auch die Literatur, wo er das Wort Vorrang hat, nicht ganz verhindern kann oder unterlaufen kann. Weil man will es halt dann doch wissen, wie er ausschaut. Und die, vielleicht jetzt abschließend, wollten wir noch auf die Bildverweigerer kommen, die, die ihr Bild nicht zeigen wollen, das ist ja vielleicht auch ein Hohlspiegel der Eitelkeit. Ja, teilweise. Es gab, glaube ich, ein ganz berühmtes Beispiel war der B. Draven. Der B. Draven, ich weiß nicht, ob Ihnen das sagt, das war ein Autor, der in den 1920er-Jahren sehr bekannte Abenteuer, Romane und so weiter geschrieben hat. Der kam aus Deutschland und ist nach Mexiko ausgewandert und nannte sich eben B. Draven, das war ein Pseudonym. 1926 ist das Totenschienen, das war ein Roman und 1927 der Schatz der Sierra Madre und das waren Romane, die sind millionenfach verkauft, in viele Sprachen übersetzt, in Hollywood verfilmt worden und dieser B. Draven hat sich eben, der hat das Versteckspiel massiv durchgespielt. Der hat seine Texte eben von Mexiko weg per Post nach die USA geschickt. Er hat, als das verfilmt worden ist, irgendwelche Vertreter geschickt. Also es gab ein ewig langes Rätselraten, wer ist dieser Beat Raven, wer steckt dahinter? Und das hat sich sehr lange nicht wirklich lüften lassen, bis heute eigentlich nicht. der wollte einfach bewusst nicht in der Öffentlichkeit auftreten, aber es gibt natürlich auch andere Beispiele von Autoren, die unter ihrem Namen, wie der Gigi Selinger eben zum Beispiel oder auch Thomas Pinschen publiziert haben, aber dann eben auch, weil ihnen die Öffentlichkeit vielleicht zu viel geworden ist, total sich zurückgezogen haben. Der G.D. Selinger hat sich dann ab 1953 auf seinen Landsitz nach New Hampshire zurückgezogen und ist bis zu einem gewissen Grad wahrscheinlich selber zum Gefangenen seiner Rückzugsstrategie geworden, weil er sich, also es ist natürlich in Zeiten wie diesen gar nicht mehr so einfach, sich vor den Journalisten zurückzuziehen. Der Thomas Pinschen hat, wie man dann nach Jahren des Rätselratens, der hat sich ab 1963 glaube ich nach seinem Roman V zurückgezogen, auch weil er wahrscheinlich auch diese mediale Aufmerksamkeit nicht wollte, da hat man dann nach Jahren des Rätselratens, wo man ihn von, was Gott wohl vermutet hat, irgendwo abgelegen, in einem abgelegenen Ort, ist man draufgekommen, dass er mitten in Manhattan in New York lebt und dass er einfach da Frau und Sohn hat. Aber er hat sich halt auch völlig zurückgezogen. Und andere Autoren wie der Patrick Süskild, der hat sich auch sehr medial zurückgezogen. Carlos Castaneda, wenn man sich erinnert an diesen Kult-Auto der 70er Jahre, der war auch ein sehr medienscheuer Auto. Also es gab viele, viele Beispiele. Und einige haben eben auch Pseudonyme gewählt. Das Thema Pseudonym ist ein großes Thema. Das ist nicht immer so massiv einhergegangen mit einer Rückzugsstrategie, aber wie die Elena Ferrante, die das so ganz massiv auch betrieben hat, die so ein richtig geschlossenes Pseudonym gewählt hat, wo man dann auch, wo der Verlag dann auch nicht mit, also wo es sozusagen dann auch nicht so gedacht ist, dass man dieses Geheimnis lüftet, die hat sich bewusst auch für so eine von der Medienöffentlichkeit eben abgewandte Lebensweise entschieden. Das ist auch spannend. Warum macht man es? Also denen darf man jetzt nun wirklich keinen Narzissmus unterstellen. Aber das ist jetzt natürlich, sind das eher die Ausnahmen. Sind eher die Ausnahmen. Und zum Thema Pseudonym könnte man jetzt noch viel erzählen, weil auch das spannend ist, weil ich fand das interessant, es gibt ein Lexikon der Pseudonyme und da gibt es alleine, das ist vor ein paar Jahren erschienen, 27.000 Pseudonyme nur von deutschsprachigen AutorInnen vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Und da findet man halt auch bekannte Namen wie Günter Grass oder Karl Hans Markus Enzensberger, also mit Zweitnamen. Aber das hat eine ganz, ganz lange Tradition, auch das Pseudonym. Also nicht nur, um sich eben völlig zurückzuziehen und eben kein Bild von sich zu zeigen, sondern eben natürlich aus ganz vielen anderen Gründen. Das war, was weiß ich, in der Aufklärung natürlich, um der Zensur zu entgehen. Im 19. Jahrhundert für viele Frauen ein männliches Pseudonym, um überhaupt ihre Bücher publizieren zu können. Es gab unglaublich viele verschiedene Gründe, warum zu Pseudonymen gegriffen worden ist. Voltaire hat anscheinend unter 160 verschiedenen Pseudonymen geschrieben. Fernando Pessoa hat ganz viele Pseudonyme gewählt, anscheinend, weil er so eine Art schizophrener Veranlagung hatte. Dann haben diese verschiedenen Pseudonyme auch alle noch eine eigene Biografie, also hat er sich zu denen erdacht und die haben dann untereinander auch sich Briefe geschrieben und der eine hat dann einen Vorwort zum anderen Buch, also das wurde dann ganz besonders turbulent, also ein spannendes Thema jedenfalls. Heute muss man sagen, sind die Pseudonyme haben oft ganz, ganz oft verkaufsstrategische Gründe, dass man eben verschiedene Genres bedient, unter dem jeweiligen Pseudonym gibt es ja so wie Wolfgang Holbein, der dann zum Genre Science-Fiction und Krimi und Horror und Fantasy immer ein anderes Pseudonym wählt, bis zu den Barbie-Büchern, die er schreibt oder, also da gibt es gerade die sehr, sehr populistischen Autoren, mit einer sehr hohen, hohen Auflagenstärke, da wird das ganz oft einfach verwendet, um verschiedene Genres zu bedienen. Also da hat es gar nicht damit zu tun, dass man nicht an eine Erscheinung treten will. Also der Autor unter seinem eigenen Namen ist zwar bekannt mit seinem Bild, aber er hat halt auch ganz viele andere zusätzliche Pseudonyme. Das ist ein langer Exkurs mit Ersätzen. Wir können hier in dieser Ausstellung das Bild eines Autors bieten, den es nicht gibt. Eines Autors, der sozusagen ein Alias eines tatsächlich durchaus bekannten oberösterreichischen Autors ist, nämlich Max Metz, den finden Sie da drüben. Also auch Pseudonyme werden manchmal mit einem Bild versehen, damit Sie vielleicht noch die Gelegenheit nützen, sich selber uneitel oder auch ein bisschen eitel, selber uneitel oder auch ein bisschen eitel, das darf ja auch einmal sein, abbilden zu lassen. Glaube ich, werden wir es hier beenden oder habe ich euch jetzt abgewürgt? Soll noch etwas gesagt werden? Ja, ich würde bestimmt was sagen. Ich fühle mich, also als Gattin ist Walter Pieler, ist er nicht da, weil er kein Foto war. So wie er wirklich ausgeschaut hat, wenn man gut offen hat oder bei Lesungen. Das ist ein Künstler, der über ihn, der mir auch den Künstler jemand gemacht hat, dort auch. Aber es ist kein Foto da. Unter dem Werk ist er zu sehen. Ganz oben in dieser... Da liegt er unter Büchern, ja. Er wollte sich aber auch so fotografieren lassen. Er hat sich mehr angerufen. Er war wirklich enttäuscht. Aber er ist dreifach vertreten, also mehr als viele andere. Wir haben ihn... Er ist dreifach vertreten, aber für mich ist das haben Künstler gesehen, die haben ihn verbreitet. Das nenne ich verbreitet. Er ist sehr gut, da war ich doch wieder wo, das passt sehr gut, aber es ist ja trotzdem nicht ein Abbild, so wie wir sechs, Gott sei Dank haben wir da ein Buch gefunden, gefunden. Wenn er da auch nur mit diesen Karikaturen so gefasst drinnen wäre, wäre ich nicht enttäuscht. Aber da kann ich nur sagen, so wie der Beat Raven gesagt hat, wenn jemand nicht an seinem Werk erkennbar ist, dann ist entweder der Auto nichts wert oder das Werk ist nichts wert. Also er ist in seinem Werk, ist er sowieso für immer aufbewahrt. Naja, so hat dann jeder sein Bild oder ihr Bild. Und jetzt lassen Sie sich ein Bild machen. Der Otto Sachsinger wird sein Bestes geben. Vielen herzlichen Dank. Vielen Dank. Applaus