Wissen for Future Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte heute zu Ihnen zum Thema soziale und politische Aspekte des Klimawandels sprechen. Ich möchte meinen Vortrag wie folgt widern. Ich möchte sie zunächst mit meiner zentralen These bekannt machen, führe sie dann ein bisschen in den theoretischen Kontext meiner Studien ein, will dann ein paar Beispiele für Konfliktdynamiken in sozial-ökologischen Transformationskonflikten zeigen und präsentiere Ihnen dann einige Schlussfolgerungen. Ich möchte mich eigentlich mit dem Problem beschäftigen, das gewissermaßen den Zusammenhang von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit thematisiert. Häufig ist es ja so, zumindest ist das in den Kreisen, in denen ich verkehre, so, dass, wenn man über Nachhaltigkeit spricht, ausschließlich ökologische Nachhaltigkeit thematisiert wird. Wenn man sich aber die 17 Sustainable Development Goals anschaut, so lautet gleich das erste Ziel Überwindung aller Formen von Armut bis zum Jahr 2035 weltweit. Es wird in Ziel 10 die Verringerung sozialer Ungleichheiten thematisiert, etc., etc., natürlich gleichgewichtig mit ökologischen Großproblemen wie dem Klimawandel, der Belastung der Ozeane und so weiter und so fort. Wenn man nun aber danach fragt, wie es eigentlich kommt, dass wir eigentlich seit der ersten Studie des Club of Rome um den bedrohlichen Charakter ökologischer Großgefahren, allem voran des Klimawandels, glissen. Auf der anderen Seite aber doch viel zu wenig und vor allen Dingen alles viel zu langsam passiert, um beispielsweise den menschengemachten Klimawandel oder das Artensterben zu stoppen und sucht nach den Ursachen. Dann stoßt man auf das Problem, dass die Gerechtigkeitsdimension ökologischer Großgefahren, dass die sehr häufig vernachlässigt wird mit dem Effekt, dass häufig die Auffassung besteht, man müsse nur genug aufklären über den Klimawandel und andere ökologische Großgefahren und dann werde sich das Bewusstsein schon ändern. Das ist ein Fehler, ein Denkfehler, der allerdings etwa unter Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler systematischen Charakter hat. Ich denke beispielsweise an Ulrich Becks Risikogesellschaft von 1986. Das war damals der Hit an soziologischen Veröffentlichungen. Und da gab es einen sehr schönen Satz, der lautete, Not ist hierarchisch, Smog ist demokratisch. Also Ulrich Beck hat unterstellt, die demokratische Eilbetroffenheit von ökologischen Großgefahren. Und damit ging einher die Vermutung, dass diese demokratische Eilbetroffenheit sukzessive dazu führen werde, dramatische Eilbetroffenheit sukzessive dazu führen werde, dass die Probleme, die mit den alten klassisch-spezifischen Verteilungskonflikten verbunden sind, mehr und mehr an Bedeutung, an gesellschaftsprägender Relevanz verlieren werden. Das war ein Irrtum. Und die Korrektur dieses Irrtums führt mich zu meiner ersten These. Sie lautet, unter den Bedingungen der ökonomisch-ökologischen Zangenkrise verwandelt sich der alte, industrielle, demokratisch eingelegte Klassenkonflikt mehr und mehr in einen sozial-ökologischen Transformationskonflikt. Ich könnte es auch anders formulieren. Soziale ist ohne ökologische Nachhaltigkeit nicht zu haben und vice versa ökologische nicht ohne soziale Nachhaltigkeit. Man muss sich auf beiden Konfliktachsen bewegen, um gesellschaftlich führend hegemonial zu werden. Und welche Probleme damit und dabei entstehen, das will ich Ihnen nachfolgend ein bisschen vor Augen führen. Ich beginne mit dem erklärungsbedürftigen Begriff der Zangenkrise. Was ist mit ökonomisch-ökologischer Zangenkrise gemeint? Ich verstehe darunter eine Metakrise, die historisch ohne Beispiel ist, eine Metakrise, die alle anderen Krisenherde überformt, aber doch eine klare Hierarchie der Krisenursachen benennt, anders als der Begriff der Vielfach- oder der Polykrise. Da wird immer nur thematisiert, sehr zu Recht übrigens, dass wir viele Krisenherde haben, die irgendwie nebeneinander existieren. Irgendwas ist in unserer Gesellschaft andauernd in der Krise. Wenn man es aber so formuliert, wird der Krisenbegriff sehr unscharf, im Grunde auch überflüssig, denn Krisen sind ja ihrer allgemeinsten Definition nach überwindbare Zustände. Was meint nun dieser Begriff der ökonomisch-ökologischen Zangenkrise? Das können Sie anhand dieser drei Kurven, die ich hier präsentiere, nachvollziehen. Die erste obere rote Kurve untertreibt dramatisch, das ist der Ausstoß an klimaschädlichen Emissionen weltweit, und zwar pro Kopf. Weil pro Kopf gemessen wird, zeigt diese rote Kurve keine deutliche Steigerung. Sie untertreibt deshalb, weil sie seit geraumer Zeit ganz eindeutig nach unten zeigen müsste und 2050 zumindest in den alten industriellen Zentren auf Null sein müsste. Das tut sie aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben eigentlich nur in jüngerer Vergangenheit zwei Jahre, in denen die klimaschädlichen Emissionen absolut weltweit zurückgegangen sind. Das war das Jahr 2009 und es war das erste Halbjahr 2020. Und dort hatten wir diesen Rückgang klimaschädlicher Emissionen nicht, weil die Weltwirtschaft nachhaltiger geworden wäre, sondern aufgrund von Ereignissen, die Sie in der blauen Kurve sehen. 2009 war der Tiefpunkt der Weltwirtschaftskrise, der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, die 2007 einsetzte. Und das erste Halbjahr 2020 war der Tiefpunkt der Corona-Rezession. Um es am ersten Halbjahr 2020 deutlich zu machen, da sind die klimaschädlichen Emissionen so stark zurückgegangen wie seit 30 Jahren nicht mehr. Im Jahresmittel waren das in etwa 6 Prozent. Weltweit wären etwa 7,5 Prozent nötig, um das 1,5 Grad Erderhitzungsziel zu erreichen. Also selbst das hätte nicht gereicht, wenn es sich hätte auf Dauer stellen lassen für ein 1,5 Grad Erderhitzungsziel. Aber was Sie sehen ist, nach dem Ende der Lock-on-Shutdowns zieht die Weltwirtschaft wieder an und auch die klimaschädlichen Emissionen steigen. Das können Sie jetzt hier in der Rotkurve nicht sehen. Ich habe einfach die neuen Daten noch nicht einspeisen können. Aber Sie würden sehen, wenn die Kurve bis zum Ende durchgezogen wäre, dass wir 2021 den alten Stand wieder erreicht haben und 2022 mit den Emissionen bereits wieder auf Rekordniveau sind. Deshalb trägt diese Tabelle die Überschrift Highway to Hell, weil wenn man diese beiden Kurven und die grüne Kurve, die den weltweiten Energieverbrauch zeigt, der überhaupt nicht zurückgeht, sondern kontinuierlich steigt. 2015 waren bereits 10 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs auf die Internetnutzung zurückzuführen. Sie können sich vorstellen, wenn wir die Mobilität elektrifizieren, was das für den Energieverbrauch bedeutet. Also diese Kurve steigt kontinuierlich und würde man den Ressourcenverbrauch, den Fußabdruck des Ressourcenkonsums mit hinzunehmen, dann würde man sehen, Erdkonsums mit hinzunehmen, dann würde man sehen, dass diese Kurven nicht bei einem 1,5 Grad Erderhitzungsziel landen, sondern bestenfalls, jedenfalls dann, wenn alle jetzt vereinbarten Maßnahmen zum Klimaschutz wirklich realisiert wurden, wovon wir weit entfernt sind, wir herauskommen würden bei einem 2,4 Grad Erdölzungsziel zum Ende des Jahrhunderts. Es könnten aber auch leicht 3, 3,5 oder gar 4 Grad Erdölzung werden, wie Sie auf diesen Barometern tatsächlich sehen. auf diesen Barometern tatsächlich sehen. Tatsächlich wird es so sein, dass wir die CO2-Budgets, die zur Verfügung stehen weltweit, um das 1,5 Grad Erdherz-Szenario noch zu erreichen, das der Weltklimarat noch für einigermaßen beharrschbar hält, dass die bereits 2026 aufgebraucht sein werden. Unter dem Strich bedeutet das, und das erklärt den Begriff der ökonomisch-ökologischen Zahnkrise, dass das wichtigste Mittel zur Befriedung sozialer Konflikte in marktwirtschaftlich-kapitalistischen Gesellschaften, aber auch in staatszentrierten Ökonomien wie der Chinas beispielsweise, also das wichtigste Mittel zur Befriedigung sozialer Konflikte, nämlich die Erzeugung von Wirtschaftswachstum unter Status quo-Bedingungen, will sagen, hoher Emissionsausstoß, hoher Ressourcenverbrauch, hoher Energieverbrauch, notwendig, so ist der Eintritt, das Wirtschaftswachstum, notwendig zur Aufschaukelung ökologischer Großgefahren führt. Man könnte es so formulieren, vor allen Dingen die altindustriellen Zentrumsstaaten bewegen sich zwischen Skilla und Charybdis, bleibt das Wirtschaftswachstum aus, steigt die soziale Not, stellt es sich ein, steigt nicht unbedingt die Wohlfahrt, aber in jedem Falle kumulieren sich ökologische Großgefahren. Das heißt, Gesellschaften unseres Typs, letztendlich aber auch die großen Schwellenländer, und das ist im Grunde ein globaler Trend, befinden sich im Zanggriff von ökologischen Großgefahren und steigender sozialer Ungleichheit bis hin tatsächlich zur sozialen Not. Man kann es sehen weltweit mit dem Einbruch der klimaschädlichen Emissionen 2020 war verbunden, dass zusätzlich 100 Millionen Menschen in extremer Form von Armut getrieben worden sind. Also das genaue Gegenteil ist eingetreten gegenüber dem, was das Sustainable Development Goal 1 eigentlich erwarten lässt oder was eigentlich möglich sein sollte. erwarten lässt oder was eigentlich möglich sein sollte. Die realen Entwicklungen kann man sehr schön bezeichnen mit dem Begriff Degrowth by Disaster. Die ökologisch erwünschten Ergebnisse, Reduktion klimaschädlicher Emissionen, werden um den Preis einer Steigerung sozialer Not erkauft. Das bedeutet in der Konsequenz, dass für Gesellschaften unseres Typs eigentlich nur zwei Optionen bestehen. Entweder es gelingt, das Wirtschaftswachstum von seinen ökologisch schädlichen, auch sozial schädlichen Folgen zu befreien, oder wir benötigen Gesellschaften eines Typs, eines unbekannten Typs, der sich vom Zwang zu raschem, permanenten Wirtschaftswachstum dauerhaft befreit. Die große Mehrzahl der politischen Kräfte und die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger in den altindustriellen Zentren, aber auch in den neuen, favorisiert Variante 1, Option 1. Option 2 hat gegenseitig nur wenige Befürworter. Ich halte sie gleichwohl im Grunde für die eigentlich realistische, die es anzuvisieren gilt. Dazu aber später. Vorab möchte ich Ihnen Folgendes zeigen. Ich habe, muss ich vorausschicken, ganz häufig Diskussionen mit von mir sehr geschätzten Persönlichkeiten aus den Umweltverbänden, auch aus den Klimabewegungen und so weiter. Und da ist häufig folgendes Argument zu hören. Gerade weil es so ist, dass die Zeit brennt, weil die Zeitbudgets dramatisch schrumpfen, um die Wende zu ökologischer Nachhaltigkeit überhaupt noch zu schaffen, müssen wir uns vollständig auf diese Probleme konzentrieren. Die soziale Frage jetzt auch noch zu lösen in kurzer Zeit, das geht gegenwärtig nicht. Wir müssen sozusagen erstmal das eine tun, das andere hat zu warten. Also beispielsweise der Kollege Spangenberg von DUND, den ich sehr schätze, hat genau diese Argumentation in der Diskussion zu einem Vortrag vorgehalten, sozusagen vorgetragen, den ich in Rostock bei Hochschullehrern und Hochschullehrern gemacht habe. Mein Argument gegen eine solche Positionierung sehen Sie in diesen beiden Schaubildern, die ich einer, wie ich finde, bahnbrechenden Studie von Lukas Schanzel entnommen habe. wie ich finde, bahnbrechenden Studie von Lukas Schanzel entnommen habe. Lukas Schanzel, Ökonom, arbeitet mit Thomas Piketty zusammen und untersucht den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und klimaschädlichen Emissionen. Die Datenlage ist nach wie vor grottenschlecht, muss man sagen. Aber in diesen beiden Schaubildern sehen Sie zwei Dinge. Im von mir aus gesehen rechten Schaubildern sehen Sie zwei Dinge. Im von mir aus gesehen rechten Schaubild, das die Entwicklung zwischen 1990 und 2019 abbildet, können Sie sehen, dass bei den Ursachenkomplexen für klimaschädliche Emissionen sich die Relationen gegenüber 1990 vollkommen verkehrt haben. Relation bedeutet, pardon, 1990 gingen zwei Drittel der klimaschädlichen Emissionen zu Lasten von Ungleichheiten zwischen Staaten. Ein Drittel zu Lasten von Ungleichheiten innerhalb von nationalen Gesellschaften. Dieses Verhältnis hat sich 2019 genau umgekehrt. Das bedeutet nicht, dass Ungleichheiten zwischen Staaten irrelevant würden, aber die Ungleichheiten innerhalb nationaler Gesellschaften kommen als verursachendes Problem hinzu. Und das von mir aus gesehen linke Schaubild zeigt, dass wir eine dramatische Zunahme von klimaschädlichen Emissionen bei den einkommens- und vermögensstärksten Gruppen der Gesellschaft haben. Beim obersten 1 Prozent oder gar bei den obersten 0,08 Prozent. Ich sage gleich was zu den Größenordnungen. gleich was zu einer Größenordnung, während wir gleichzeitig die Tendenz haben, dass sich die untere Hälfte der Einkommens- und Vermögensgruppen auch in den alten kapitalistischen Zentren, will sagen in Europa und den USA, den Pariser Klimazielen für 2030 zumindest annähernd, teilweise haben diese Gruppen die Klimaziele aber schon erreicht. Ich fasse das nochmal zusammen. In Zeiten, in denen die Armen der reichen Länder mehr emittierten als die Reichen der armen Staaten, ist ein für alle Mal vorbei. Heute emittieren die unteren und mittleren Vermögens- und Einkommensgruppen in Europa und Nordamerika deutlich weniger als die obere 10 Prozent in Asien, Russland und Lateinamerika. Die Emissionen der ärmeren Bevölkerungshilfe in Europa und Nordamerika sind seit 1990 um mehr als ein Viertel zurückgegangen, während sie in den Entwicklungsländern in gleichem Ausmaß zugenommen haben. Die unteren Einkommens- und Vermögensgruppen in Europa und Nordamerika haben Werte erreicht. Ich habe es bereits gesagt, die Ideen der Pariser Klimaziele für 2030 nahezu entsprechen. Teilweise sind sie bereits erreicht. Die reichsten 10 Prozent in den reichen Ländern verursachen demgegenüber jährlich nahezu die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen. Die ärmere Hälfte ist für ca. 11,5 Prozent der Emissionen verantwortlich. Das reichste Prozent emittiert 26% mehr als vor 30 Jahren. Das reichste 0,01%, sogar 80% mehr. Hauptursache, das ist ganz wichtig, sind die Investitionen, nicht der Konsum. Konsum. Investitionen meint, private Investitionen und staatliche Investitionen. Das macht beim reißen 1% macht das so etwa 70% der Emissionen aus. Und was heißt das jetzt sehr konkret? Ich mache es mal sehr plastisch. Wir alle neigen ja immer dazu, uns gewissermaßen nur als Konsumenten zu definieren und damit verbunden ist, dass die Empfehlungen zur Reduktion des Klimafußabsturms immer darauf hinauslaufen, den Konsum zu verändern. Da ist ja auch was Richtiges dran. Aber nach den Zahlen von Lukas Schanzel müssen wir klar sehen, selbst wenn wir alle zu veganer Lebensweise übergingen, wenn wir unsere Autofahrerei einschränken würden, nicht mehr fliegen und so weiter, dass die Investitionsentscheidungen, die kleine Gruppen von Manager, Eliten und Eigentümern treffen weltweit, dass die sozusagen die Hauptlast der Emissionen, die Hauptemissionsbelastung tatsächlich verursachen. Um nochmal eine Zahl zu sagen, die fünf größten Erdölkonzerne verursachen weltweit 10 Prozent der klimaschädlichen Emissionen. verursachen weltweit 10 Prozent der klimaschädlichen Emissionen. Und sie tun das, obwohl sie bereits in den 1950er-Jahren und 1960er-Jahren über Studien verfügten, die die klimaschädlichen Effekte fossiler Brennstoffe präziser vorhergesagt haben als die Studien, die der Weltklimarat gegenwärtig nutzt. Studien, die der Weltklimarat gegenwärtig nutzt. Das zeigt, die Konzentration von Entscheidungsmacht über den Einsatz von Produktionsmitteln und Produktivkapital in den Händen winziger Gruppen von Nutznießern verursacht in letzter Instanz sozusagen die Hauptlast des Klimawandels. Man könnte es auch so formulieren, die Luxusproduktion für den Luxuskonsum der Reichsten ist überhaupt nur noch deshalb möglich, weil die untere Hälfte der Einkommens- und Vermögensbeziehenden gewissermaßen oft unfreiwillig seit Jahren den Gürtel enger schneit und damit sozusagen in einer Weise zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen beiträgt, die gewissermaßen das Plus, was in den oberen Segmenten entsteht, statistisch teilweise zu verschwinden bringt. Jedenfalls in EU-Europa ist das der Fall. Das klingt zunächst mal sehr abstrakt, hat aber ganz praktische Folgen. Ich mache es mal an einem relativ unverfänglichen Beispiel aus der Schweiz. Die Schweiz hat 2021 einen Volksentscheid durchgeführt, wo es darum ging, gewissermaßen Maßnahmen gegen den Klimawandel zu erweitern. Es gibt dort ja bereits eine CO2-Steuer mit sozialer Umlage. Man hat vor allen Dingen auf den Emissionshandel gesetzt und hat gehofft, mit diesen marktkonformen Instrumenten tatsächlich dann einen entscheidenden Schritt beim Kampf gegen den Klimawandel voranzukommen. rechtspopulistisch nicht ganz so radikal wie die deutsche AfD in manchen ihrer Strömungen, hat plakatiert, Autofahren und Fliegen nur noch für Reiche. Und das hat bezündet wie eine Bombe, führte dazu, dass 52 Prozent der Teilnehmenden in diesem Volksentscheid sich gegen das Klimapaket ausgesprochen haben, obwohl alle demokratischen Parteien, die Umweltverbände, Teile der Gewerkschaften sich dafür ausgesprochen hatten. Seither gibt es in der Schweiz eine aufgeregte Debatte über den Klimaschutz für die 99 Prozent. Und eine ähnliche Problematik könnte ich Ihnen jetzt schildern, sagen wir mal aus Frankreich, wo Marine Le Pen mit dem Aufgreifen jetzt der Inflationsproblematik, der steigenden Nahrungsmittel- und Energiepreise tatsächlich im zweiten Wahlgang zu den Präsidentschaftswahlen auch mit ihrer Polemik gegen Klimabewegungen, Grüne und so weiter 67 Prozent der Arbeiterstimmen erreichen konnte. Wir haben das auch in Deutschland in manchen Regionen, etwa in der Lausitz, in den Braunkohlerevieren, wo die AfD gewissermaßen als Partei, der in Anführungszeichen Vernunft auftritt und suggeriert, als könne man sozusagen mit dem Braunkohleabbau und der Braunkohleverstromung noch ewig weitermachen und damit sozusagen auf den Nerv von Arbeiterinnen und Arbeitern trifft, die sich gleich dreifach abgewertet fühlen als Arbeiter, als Ossis, in Anführungszeichen, also Menschen, die an der Peripherie leben und häufig auch in ihren Lebensentwürfen als Männer. Also wir haben dort sozusagen eine Dynamik, die dazu führt, dass diese soziale Frage gewendet werden kann gegen grüne ökologische Klimabewegungen und so weiter und dass sie nicht mehr in Anführungszeichen der bevorzugte Claim linker politischer Kräfte ist, sondern dass die soziale Frage sozusagen umkämpft ist und auch von rechts vereinnahmt werden kann in der Weise, dass man Konflikte und Ungleichheiten zwischen oben und unten umdefiniert in Konflikte zwischen Innen und Außen, also zwischen Anspruchsberechtigten in Ländern, die in die Sozialkassen einzahlen und Nicht-Anspruchsberechtigten, die von außen kommen, aus nicht integrationsfähigen Kulturkreisen und zu Unrecht Ansprüche stellen an die Sozialkassen, in die sie nichts eingezahlt haben. Man könnte es so formulieren, viele Beschäftigte, insbesondere in der Arbeiterschaft, das sind gar nicht diejenigen, die am wenigsten verdienen und deren Beschäftigung am unserhörsten ist, haben das Empfinden seit vielen Jahren am Fuße des Berges der Gerechtigkeit in einer Warteschlange zu verharren. Es geht nicht vorwärts in der Warteschlange. Dauernd finden sich neue Gründe, warum es nicht vorwärts geht. Und plötzlich kommen die, die man nicht berufen hat, von außen Migrantinnen und Migranten und ziehen an den Wartenden vorbei und schaffen es, ein Stück des Berges hinauf, ohne großartig etwas dafür geleistet zu haben. Und das empfindet man selbst als ungerecht. etwas dafür geleistet zu haben. Und das empfindet man selbst als ungerecht. Und das ist sozusagen das Einfallstor für die Agitation, die politische Propaganda radikal rechter Kräfte. Es kommt aber noch was anderes dazu. Das will ich ganz kurz andeuten, nicht sehr lange ausführen. Das, was oft übersehen wird seitens der ökologischen Aufklärung, ist, dass wir es ja auch in den reichen Staaten des globalen Nordens nach wie vor mit Klassengesellschaften zu tun haben. Mit Klassengesellschaften, in denen die Bedeutung lohnabhängiger Mittelklassen quantitativ und qualitativ wächst. Ich verweise in dem Zusammenhang auf einen griechischen Staatstheoretiker namens Nikos Koulantzas. Von dem stammt die These, dass die Mittelklassen, die neuen Mittelklassen, also er spricht von Kleinbürgertum, präziser wäre gewissermaßen, Er spricht von Kleinbürgertum. Präziser wäre gewissermaßen lohnabhängige Mittelklassenangehörige, die Lohnarbeit leisten, aber eine besondere ideologische Funktion haben. Ich würde die übrigens nicht alle den Mittelklassen zurechnen, sondern ich komme noch dazu, wenn sie nicht über Kontrollmacht verfügen, eher von einer neuen lohnabhängigen Klasse sprechen. Also diese Gruppen nehmen quantitativ zu und für sie ist kennzeichnend, was eigentlich schon ein alter Sozialdemokrat namens Kai Potski festgestellt hat, mit Blick auf die Intelligenz. Es sind Gruppen, die besonders sensibel sind für gesellschaftliche Großprobleme, die diese Großprobleme aber als solche definieren, die gewissermaßen über den Klassen stehen. Das ist so ein Grundzug in diesen Verhältnissen. Und Sie sehen hier einen Blick auf eine Klassenheuristik, die wir selbst entwickelt haben. Ich will die jetzt, weiß Gott nicht, nicht sonderlich ausführen, sondern will nur auf einen bestimmten Zusammenhang hinweisen. Es sind zwei Datensätze, die wir anwenden. Der eine ist vom Bundesinstitut für berufliche Bildung und umfasst fast 20.000 Erwerbstätige. Bildung um fast 20.000 Erwerbstätige und der andere, den haben wir selbst erhoben, im Rahmen einer bundesweiten Bevölkerungsbefragung. Das ist der kleinere um fast etwa 1.100, etwas mehr als 1.100 Befragte. Wichtig ist mir jetzt aber die Differenzierung in verschiedenen Klassenpositionen. Und Sie sehen hier einen sehr hohen Anteil der neuen Mittelklassen. Das sind die lohnabhängigen Mittelklassen. Und Sie sehen auch einen relativ hohen Anteil dessen, was ich als neue Arbeiterklasse bezeichne. Geht so ein bisschen zurück auf eine Debatte in den Sozialwissenschaften der 1960er Jahre, kam aus Frankreich. Damals sprach man davon, dass die sogenannten Kaderes, also akademisch qualifizierte Lohnabhängige, gewissermaßen zu den politisch sensibelsten und vielleicht auch radikalsten Vertreterinnen lohnabhängiger Klassen werden. Das war ein bisschen, je nach Sichtweise, zu pessimistisch oder zu optimistisch. Aber ich glaube, dass das für die Gegenwart sehr klar zutrifft. Zugespitzt formuliert würde ich sagen, ein Großteil derjenigen, die sich bei Scientists oder Fridays for Future engagiert, gehört zu dieser neuen lohnabhängigen Klasse, berichtet Lohnarbeit, hat keine Kontrollmacht über andere, nutzt das eigene Sozialkapital vor allen Dingen zur Qualifizierung, um die eigene Klassenposition zu reproduzieren und zum Exklusionsbereich dieser Klasse gehören viele Studierende, die prekäre Arbeiten verrichten, um ihr Studium zu finanzieren und so weiter, die aber dann häufig in diese Klasse münden. Und die neue Mittelklasse, ebenfalls lohnabhängig, aber verbunden mit Kontrollmacht und beide Klassen tendieren dazu, auch die ideologisch wichtigen Positionen in der Gesellschaft zu besetzen, in den Medien, in den Unternehmen und so weiter und so weiter. Und das kann dazu führen, dass die Sichtweise dieser Klassenmitglieder und deren Interpretation des ökologischen Gesellschaftskonflikts gewissermaßen zu gesellschaftlich dominanten Vorstellungen werden, die in der Wahrnehmung unterer Klassen sozusagen einer Lebensrealität aufgeherrscht werden, die sozusagen an Maßstäben gemessen wird, die im praktischen Lebensvollzug nicht einzulösen sind. Ich will das jetzt ein bisschen verdeutlichen, wovon die Rede ist. Ich mache einige Beispiele, jetzt schlaglichtartig. Erstes Beispiel, unsere Untersuchung in den Braunkohlerevieren der Lausitz. Wir haben sowohl untersucht, quasi durch alle Hierarchiestufen hindurch, die Belegschaften der LEAG, das ist das regionale Braunkohlefördernde und Verstromende Unternehmen. Wir haben befragt, gewissermaßen vom Management bis zu den Leuten, den Personen auf der Förderbrücke. den Personen auf der Förderbrücke. Und die haben uns im Grunde alle die gleiche Geschichte erzählt. Eine tiefe Geschichte, die sich subjektiv so anfühlt, als sei sie die Wahrheit, ohne objektiv wahr sein zu müssen. Und diese tiefen Geschichte lautet so. Wir sind mit der Braunkohleförderung und Verströmung das wirtschaftliche Rückgrat der Lausitz. Wir haben Zweifel an der Machbarkeit eines Braunkohleausstiegs. Vor allen Dingen aber gilt, unser Unternehmen zahlt die besten Löhne der Region, hat die besten Tarife, die besten Aufstiegsmöglichkeiten, die besten Ausbildungsmöglichkeiten. Es sponsert die Vereine der Region und sorgt so für sozialen Zusammenhalt. Und jetzt kommt ihr und sagt, nachdem wir uns geeinigt haben, Ausstieg bis 2038, dass es noch schneller gehen soll. Und kaum ist eine Vereinbarung geschlossen. Schon wird die wieder in Frage gestellt und so weiter und so fort. Wir haben den Eindruck, früher waren wir die Helden der Nation, heute sind wir die Blutmänner der Nation und drei Kilometer entfernt vom Tagebau weiß niemand, was wir eigentlich alles leisten. Gesprächspartnerin und Gesprächspartnerin einen Satz einer grünen Politikerin aus Nordrhein-Westfalen, die Folgendes gesagt hat, egal ob Nazis oder Braunkohle, Braun bleibt Braun und ist immer SCH. Die Kollegin hat sich für diesen Satz entschuldigt, aber er hat sich trotzdem richtig eingebrannt im kollektiven Gedächtnis der LEAG-Belegschaft. Und das führt dazu, dass man grüne Klimabewegungen sozusagen als Gegner betrachtet. Und häufig hört man in Interviews, eigentlich müsste ich AfD wählen, wegen ihrer Pro-Braunkohle-Politik. Aber das darf man ja nicht, deshalb wähle ich FDP, wegen der Energiepolitik, auch pro Kohle. Und wenn man sich aber die Realergebnisse anschaut, in der Lausitz 37 Prozent für die AfD stark überdurchschnittlich und ein sehr, sehr hoher Anteil von Arbeitern, die zur AfD tendiert. Wenn man jetzt die Sichtweise der Braunkohlegegnerin und Tagebaukritikerin dagegen hält, dann findet man genau die umgekehrte Tiefengeschichte. Die Braunkohle ist nicht mehr Motor und Schrittmacher der Region. Es ist faktisch zu spät über den Ausstieg gesprochen worden. Deshalb fehlt es an Alternativen. Die ökologischen Folgeschäden der Braunkohleförderung und Verstromung werden noch immer unterschätzt. Außerdem am Arbeitsmarkt ist es gar nicht so schlimm. Wir haben Fachkräfte und sogar Arbeitskräftemangel. Alle finden vielleicht etwas. Die Braunkohlebeschäftigten müssen runter vom hohen Ross. Und dann gibt es nur noch Differenzen über die Art des Protestes. Ende Gelände etwa für radikalen Protest bis hin zur Besetzung von Förderbrücken auf der einen Seite und auf der anderen Seite diejenigen, die in der Lausitz ansässig sind und sagen, dass solche Aktionen, auch der Sturm auf schwarze Pumpe, den regionalen Aktionskonsens sprengt, weshalb man gewissermaßen für andere Formen des Protests plädiert. Aber insgesamt kann man sagen, die ökologische und die soziale Konfliktachse haben sich gegeneinander verselbstständigt. Es ist völlig paradox, egal auf welcher Seite man steht, wenn man in der Lausitz lebt, liebt man die Lausitz und würde nur wegen eines besseren Arbeitsplatzes die Region nicht verlassen. Das gilt für beide Lager, wenn man so will. Aber man redet nicht mehr miteinander. Und das geht natürlich zulasten jetzt ökologischer Nachhaltigkeitsziele, weil einfach wechselseitige Kommunikation überhaupt nicht mehr möglich ist. Das wäre sozusagen das Beispiel für konservierende Interessenpolitik mit der Gegeneinander-Verselbstständigung von sozialer und ökologischer Konfliktachse. In der Auto- und Zulieferindustrie ist es ein bisschen anders. Ich will jetzt aber mal deutlich machen, Ich will jetzt aber mal deutlich machen, wo jetzt hier im Beispiel jetzt dieses Moment der ideologischen Beherrschung tatsächlich eine Rolle spielt. Ich mache es wieder am Beispiel eines Befragten, eines Gesprächspartners, angehender Vertrauensmann bei Opel Eisenach, der uns im Interview folgendes sagt. Er betrachtet Fridays for Future und die Grüne Partei als Bedrohung. Warum? Er nennt einen wichtigen Grund, sein Hobby ist es, sein Auto auf 250 Sachen zu tunen, auf der linken Spur der Autobahn loszujagen, Teslas zu jagen, bis sie mit überhitzten Motor rechts reinfahren müssen. Und er sagt, das freudig fein und sagt, das wird er immer weitermachen, auch wenn es verboten wird, mit den drei Streifenwagen, die es in Thüringen gibt auf der Autobahn. Die würden ihn nie einholen, er sei eh schneller und die würden ihn nicht mal sehen. Das sagt er triumphierend in unsere Richtung. Ich habe das Interview zusammen mit einer Klimaaktivistin gemacht und warum erzählt er uns das? in unsere Richtung. Ich habe das Interview zusammen mit einer Klimaaktivistin gemacht. Und warum erzählt er uns das? Das ist jetzt der eigentliche Punkt. Wenn man sich das Alltagsleben der Arbeiter anschaut, dann wird man auf Folgendes stoßen. Um die Frühschicht in Eisenach um 35 zu erreichen, muss man in guter 3,40 Uhr aufstehen. Man schafft das nicht mit dem ÖPNV, sondern muss mit dem individuellen Pkw fahren. Und dann arbeitet man tatsächlich in 50 Sekundentakten mit 2,9 Minuten und einer 23-Minuten-Mittagspause. Alle sagen, eine Stunde vor der Mittagspause bist du glatt. Weil es eine körperlich stark belastende Tätigkeit ist. Warum nimmt man das auf sich? Aus drei Gründen. Erstens, 3,8 brutto, so viel verdient man als Produktionsarbeiter in Thüringen sonst nicht. Zweitens, wenn man lange in der Stammbelegschaft ist, die Kolleginnen und Kollegen sind Familie. Und Familie heißt, es gibt auch informelle Absprachen, wie man den Arbeitstag einigermaßen erträglich gestaltet. Also man schraubt die Leistungsdurfe nicht dauernd nach oben, sondern man reguliert das informell. Und drittens, wir haben einen starken Betriebsrat und einen Tarifvertrag. Und das ist in Ostdeutschland an der Peripherie alles andere als selbstverständlich. So, und dann kommt der entscheidende Punkt. Das alles nimmt man auf sich, um in seiner erwerbsarbeitsfreien Zeit tun und lassen zu können, was man möchte. Und da möchte man sich nicht reinreden lassen. Und da möchte man sich nicht reinreden lassen. Und wenn das so wahrgenommen wird, dass man an Maßstäben gemessen wird und mit Tabus belegt werden soll von Leuten, die in einer höheren Klassenposition sind, die bildungsmäßig, einkommensmäßig überhaupt privilegiert sind, die aber, Zitat, von Bankarbeit nichts wissen, überhaupt privilegiert sind, die aber, Zitat von Bankarbeit, nichts wissen, aber trotzdem diejenigen, die so arbeiten, befungen wollen, dann wird das als Modus ideologischer Beherrschung erlebt. Der ökologische Gesellschaftskonflikt wird zu einem Modus ideologischer Beherrschung und dagegen rebelliert man und sei es mit der Wahl der AfD, wenn man so will. Das sind die gleichen Kolleginnen und Kollegen, die Sie hier sehen mit der oberen Faust, die mir einen Zettel mitgegeben haben an die Vertrauensleute von Fort Saint-Louis. Dort wird das Werk geschlossen, 6.000 Arbeitsplätze futsch. Und die Vertrauensleute Opel Eisenach haben gesagt, sagt den Kolleginnen mal, wenn sie protestieren, dass sie uns Bescheid sagen, wir wollen kommen, weil wenn die Preise für die Werkschließung zu niedrig sind, sind wir die Nächsten. Und da vermuten Sie einen Transformationskonflikt wahrscheinlich gar nicht, nämlich bei der Deutschen Post. Die Deutsche Post ist von einem Staatsunternehmen zu einem privaten Logistikkonzern geworden, der Rekorddividenden ausweist. Inflationsbedingungen kaum noch zum Leben reicht, zumal viele von denen nur Teilzeitbeschäftigte sind. Und die sehen sich mit Folgendem konfrontiert. Ihre Gewerkschaft hat sozusagen unterstützt von der Belegschaft eine 15 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung gefordert und das Standortmanagement in manchen Niederlassungen argumentiert. Diese Forderungen sind völlig unrealistisch, weil wir investieren ja in die Ökologisierung unserer Fahrzeugplotte und unserer Logistik. Und ihr müsst auch sehen, aus Umweltgründen, dass das Vorrang haben muss. Es geht um den Klimaschutz. Und da könnt ihr jetzt nicht mit solchen Notforderungen kommen. Da wird es sehr schön sichtbar. Auch in diesem Fall wird der ökologische Gesellschaftskonflikt gewissermaßen zu einem Mittel ideologischer Beherrschung übrigens bei den Postbeschäftigten, die wir befragt haben, mit wenig Erfolg. Die lieben ihre Arbeit, aber hassen ihr Management. So könnte man das formulieren. Und es gibt nicht wenige Stimmen, die die Frage aufwerfen, ob das mit der Privatisierung der Post tatsächlich der richtige Schritt war, weil auch die Arbeitsbedingungen immer schwieriger werden. Die Zustellbezirke werden immer größer, die Paketlasten, auch die Lasten, die Briefträger tragen müssen, werden immer größer. Das macht einen richtig kaputt, wenn man so will, geht an die Gesundheit. Und das ist natürlich alles andere als nachhaltig, wenn man so will, geht an die Gesundheit. Und das ist natürlich alles andere als nachhaltig, wenn man so will. Das ist ein nicht nachhaltiger Umgang mit Arbeitskraft. Es geht auch anders. Das ist jetzt sozusagen das letzte Beispiel, auf das ich aufmerksam machen möchte. Und dann komme ich zum Schluss. Sie sehen hier auf dem Schaubild die Gründung von Students for Future an der Universität Leipzig im Mai 2019. Ich durfte die Versammlung eröffnen. Der eigentliche Star der Veranstaltung ist aber der Betriebsratsvorsitzende zuständig für den öffentlichen Personennahverkehr in Leipzig gewesen. Ich hatte gefordert, einen möglichst kostenfreien oder doch kostengünstigen ÖPNV als Teil einer nachhaltigen Verkehrswende und Mobilitätswende. Der Betriebsratsvorsitzende hat gekontert mit der Frage, Klaus Dörrer, hast du dir eigentlich mal überlegt, was es für die Kolleginnen und Kollegen bedeutet, wenn wir keine Einnahmen mehr haben, weil wir gewissermaßen kostenlos oder zu geringen Preisen transportieren, dass wir Druck auf Löhne und Gelder und Arbeitsbedingungen geben, Ausgründungen werden forciert und so weiter. Und dann hat er aber die Kurve gepflegt und hat gesagt, hat nicht gesagt, das ist alles Quatsch, was der Dörrer gesagt hat, sondern hat argumentiert, ihr in Richtung der Anwesenden, was man nicht sieht, das Audimax war proppenvoll, aber vor dem Audimax standen noch ein paar hundert Studierende, die nicht reinkamen, aber bis zum Schluss geblieben sind. Ihr, die ihr da seid, könnt uns helfen. Wir haben Tarifrunde im nächsten Jahr. Und um es kurz zu machen, tatsächlich haben sich dann in 30 Städten Unterstützungskomitees für die Verdi-Tarifrunde im ÖPNV gebildet. Das lief je nach Stadt sehr unterschiedlich, aber es hat teilweise ganz hervorragende Allianzen gegeben. Und die eigentliche Sensation war, dass Verdi diese Tarifrunde bewusst als eine Klimaschutzrunde angelegt hat, mit der Forderung verbunden hat, nach einer besseren Finanzierung, einer besseren Ausstattung des ÖPNV, auch attraktiven Arbeitsbedingungen im ÖPNV, um gewissermaßen den ÖPNV attraktiv zu machen und Leute zu motivieren, das Auto stehen zu lassen und den öffentlichen Personennahverkehr zu nutzen. Und genau das haben die Klimaaktiven auch so unterstützt. Und es ist schön, dass ich heute zu Ihnen spreche, weil wir just in diesem Augenblick tatsächlich wieder Demonstrationen und Streikaktionen haben. Streikaktionen vom Verdi im öffentlichen Personennahverkehr, die bewusst so angelegt sind, dass sie mit Klimastreikaktionen von Fridays zusammenfallen und beide Seiten haben sich zu einer strategischen Allianz verbündet, für die gilt, dass man die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellt und nicht die Unterschiede, auch gewissermaßen mit dem Gestus, dass die Gewerkschaften so etwas brauchen wie einen ökologischen Turn oder climate turn, aber auch die ökologischen Bewegungen sowas wie einen Labour-Turn benötigen. Also es ist eine wirkliche fruchtbare strategische Allianz, die sich als mobilisierungsfähig erweist und die sich auch als streikrelevant erweist. Ich würde sagen, dass das tatsächlich eine Allianz ist, ein Bündnis, das wegweisend ist für die Zukunft, sowohl was die Klimabewegung angeht und ihre Bündnisfähigkeit gegenüber Gewerkschaften und Menschen, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen und umgekehrt aber auch für Gewerkschaften, die sich gewissermaßen für die Anliegen der Klimabewegung öffnen und das auch zum Diskussionsgegenstand in Tarifrunden machen. Was folgt daraus? Drei Schlussfolgerungen. Ich würde behaupten, dass ökologische Großgefahren und Klassenunterschiede hier eigene Konfliktdynamiken erzeugen, die sich nicht aufeinander reduzieren lassen. Es gibt aber wechselseitige Beeinflussungen und Überlappungen. Um jetzt nur mal ein Beispiel zu sagen, was Sie hier sehen, ist eine Abbildung, die Folgendes zeigt. In Deutschland gehen seit Mitte der Nullerjahre, nein, nicht seit Mitte, sondern, das ist falsch, was ich sage, seit etwa 2008 die Zahlen der Langzeitarbeitslosen, auch der Bezieher von Grundsicherung, also früher Hartz IV, jetzt Bürgergeld zurück. Gleichzeitig steigt die Armutsquote. Das heißt, die Armut verschiebt sich inflationsbedingt in die Bereiche selbst der unbefristet Vollzeit Beschäftigten. Wir sehen das an der Neuzusammensetzung derjenigen, die zur Tafel kommen, also Tafeln, die sozusagen Nahrungsmittel gegen geringes Entgelt anbieten, Nahrungsmittel, die gespendet werden aus der Gastronomie, aus Lebensmittelmärkten und so weiter und so weiter. Da gibt es also wirklich bedürftige Leute, die Vollzeit arbeiten inzwischen, aber es drückt sich eine Grundtendenz aus. Und die Grundtendenz besagt, so kann man es vielleicht zusammenfassen, dass in einer Situation, wo die Netto-Reallöhne, also das, was übrig bleibt für ein gutes Leben nach Abzug aller fixen Kosten, Miete, Energiepreise usw., dass dieser Einkommensanteil immer weiter schrumpft und gleichzeitig aber die Belastungen, die durch die sozial-ökologische Transformation erzeugt werden, zunehmen. Und das erzeugt ein Ungerechtigkeitsgefühl, dass, wenn es nicht angegangen wird, erzeugt ein Ungerechtigkeitsgefühl, dass, wenn es nicht angegangen wird in die Dimension von sozialer Sicherheit, Einkommensgerechtigkeit, tatsächlich große Teile der Beschäftigten in das Lager der ökologischen Kontrarevolution betreiben könnte, um das mal sehr drastisch auszudrücken. Dabei ist die Angst häufig nicht die vor Arbeitslosigkeit, sondern die Angst vor Statusverlust. Also fliegt man, sagen wir mal, bei VW, Baunatal, würde man da rausfliegen aus der Beschäftigung oder bei Opel Eisenach kann man sicher sein, dass man nichts Gleichwertiges findet, stattdessen eine Tätigkeit im Dienstleistungssegment aufnehmen muss mit wahrscheinlich mindestens einem Drittel weniger Lohn und Gehalt, weniger gesellschaftlicher Anerkennung und so weiter. Zweites Problem. Man könnte es so formulieren, spontan neigen viele abhängig Beschäftigte dazu, soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele gegeneinander auszuspielen. Das hat etwas zu tun mit diesem Modus der ideologischen Beherrschung, also ökologischer Gesellschaftskonflikt als Modus ideologischer Beherrschung. Sie sehen, das ist gewissermaßen aus unserer Bevölkerungsbefragung, dass es fast schon ein gesellschaftliches Vorurteil ist oder ein nicht hintergehbares Urteil, so müsste man es besser formulieren, dass man glaubt, dass der gesellschaftliche Wohlstand viel gerechter verteilt werden könnte. Vor dem Ukraine-Krieg waren, das ist die untere Spalte, aber auch noch Mehrheiten der Befragten davon überzeugt, dass man in Zukunft seinen Lebensstandard werde halten können. Große Mehrheiten waren davon überzeugt. Also es könnte gerecht anzugehen, aber uns wird es nicht schlechter gehen. Das war die Erwartung. Und diese Erwartungshaltung wird jetzt tiefgreifend erschüttert und wir wissen überhaupt noch nicht, wie sich das auswirken wird. Gegenwärtig wird die Leute das noch in sich rein, so könnte man das formulieren. Aber wir haben eben ein zunehmendes Auseinanderfallen, gerade in den lohnabhängigen Mittelklassen. Da haben wir, wie gesagt, eine hohe Sensibilität für den ökologischen Gesellschaftskonflikt. Aber im praktischen Verhalten löst man nicht das ein, was man von den Angehörigen unterer Klassen verlangt. Also wenn sie auf dem Land leben, in Thüringen, in einem Thüringer Tälerdorf, können sie aus Autos nicht verzichten. Und wenn Mann und Frau berufstätig sind, dann braucht man möglicherweise sogar zwei Autos. Und wenn man dann aber eine Verkehrspolitik macht, die darauf gerichtet ist, jetzt vor allen Dingen den individuellen Pkw-Verkehr zurückzudrängen, aber keine Alternativen bietet für diejenigen im ländlichen Raum, dann erzeugt man gewissermaßen soziale Großprobleme. Und auch das kann dazu führen, dass sich die soziale Frage sozusagen instrumentalisieren lässt gegen ökologische Nachhaltigkeitsziele. Natürlich geht es auch anders. Das ist ein Beispiel aus Italien, das ich gerne erzähle, das auch von Klimaaktiven immer wieder vorgetragen wird. Sie sehen hier das Collettivo di Fabbrica in Campo di Vincenzo in der Toskana, nähe Florenz, zwischen Prato und Florenz gelegen. Was ist dort passiert? Um es kurz zu machen, die Arbeiter des Werks, etwa 520 Beschäftigte, haben vom Finanzinvestor, dem der GKN-Konzern gehört, Zulieferunternehmen per E-Mail über Nacht, dass ihr Werk geschlossen wird. Das, was passiert ist, passiert in Deutschland gegenwärtig noch nicht. Die Arbeiter haben sich entschlossen, die Fabrik zu besetzen, haben das auch getan, haben das Ausliefern der Maschinen verhindert, haben sich mit Fridays for Future verbündet. Sie sehen hier das Bild einer 10.000-Leute-Demonstration in Florenz, organisiert von Fridays for Future und den Arbeiter von Capi Bisenzio. Aber was sie vor allen Dingen getan haben, sie haben sich mit Wissenschaftlern verbündet, die einen Plan entwickeln, gemeinsam mit den Arbeitern, für Produktkonversion, Umstellung beispielsweise in Richtung auf Produkte und Produktion zur Herstellung von grünem Wasserstoff, Produktion von Elektrolyseuren wird geprüft und so weiter. Ob das alles klappt, sei dahingestellt. Das, was wir gegenwärtig sehen in Deutschland, dass etwa das in Zwickau, das GKN-Wert nach dem gleichen Muster geschlossen wird, es aber solche Spontanaktionen noch nicht gibt. Worauf dieses Beispiel aber hinweist, ist, dass die Entscheidungsmacht über das Was, Wie und Wozu der Produktion eigentlich die zentrale Frage ist, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit miteinander verbindet, zugespitzt formuliert, besser als einen spritfressenden SUV nicht zu fahren und nicht zu kaufen, es ihn gar nicht erst herzustellen. SUV nicht zu fahren und nicht zu kaufen, deswegen gar nicht erst herzustellen. Um das gewissermaßen zu erreichen, müsste man aber aufbrechen, was der Philosoph Günther Anders bereits in den 1950er, 1960er Jahren als Auseinanderreißen von Arbeiten, Produzieren auf der einen Seite und Gewissen auf der anderen Seite bezeichnet hat. Das heißt, wir alle lernen in den täglichen Arbeitsprozessen immer schon das Mitmachen. Wir sind Mitmachen, Mitgetriebene, wenn man so will. Letztendlich ist es den Beschäftigten bis zu einem gewissen Grad egal, ob sie Wasserstoffbomben, SUVs, Elektrolyseure oder was auch immer herstellen, ist es ihnen nicht ganz egal, es gibt immer die Gebrauchsweltseite im Arbeitsprozess auch. Aber man stellt sich nicht die Frage, ob es sinnvoll ist, etwas zu produzieren oder nicht. Und wenn man sie sich stellt, dann ist man doch von den Entscheidungen darüber ausgeschlossen. Das ist der entscheidende Punkt. Und um quasi die Einheit von Gewissen und Produzieren wiederherzustellen, wäre es wichtig und entscheidend, tatsächlich Entscheidungen über das Was, Wie und Wozu der Produktion deutlich zu demokratisieren, nicht nur innerhalb der Unternehmen, das würde neue Eigentumsformen voraussetzen, sondern auch durch Einbeziehung der Zivilgesellschaft außerhalb der Unternehmen, etwa über Transformations- und Klimarete, die die Option haben, die Realisierung von Nachhaltigkeitszielen zu überwachen und auf Investitionsentscheidungen Einfluss zu nehmen. Das halte ich für eine Kernfrage, über die ich gerne mit Ihnen diskutieren würde. Das wird heute nicht möglich sein. Ich belasse es deshalb bei einer methodologischen Schlussfolgerung. Und die lautet, Misstrauen gegenüber dem vereinnahmenden Wir ist dringlich erforderlich. Misstrauen gegenüber dem vereinnahmenden Wir ist dringlich erforderlich. Der allgegenwärtige Zusammenhaltstalk verdrängt das Demokratie auf Streit, auf Möglichkeit zu, wie das Ralf Dahndorf, der liberale Ralf Dahndorf gesagt hat, demokratischem Klassenkampf basiert. In pluralen, ausdifferenzierten Gesellschaften muss es die Möglichkeit zu offenen Austragen von Konflikten, muss es die Möglichkeit zu offenem Austragen von Konflikten auch zwischen Klassen, aber auch zwischen sozusagen ökologischen Bewegungen und Beschäftigten, das Austragen von Zielkonflikten zwischen Beschäftigung und sozialer Sicherheit auf der einen und ökologischen Klimazielen auf der anderen Seite geben. Wenn es das nicht gibt, dann geht der Schuss nach hinten los. Und nur wenn es gewissermaßen eine Umschwenkung in Richtung auf transformierende Interessenpolitiken gibt, wie es in diesem Beispiel öffentlicher Personen, Nahverkehr öffentlich deutlich geworden ist, dann haben wir eine Chance, mit dem Transformationstempo einen deutlichen Schritt voranzukommen. Das heißt, das Transformationstempo zu beschleunigen, weil wir gelernt haben, dass ökologische nicht ohne soziale Nachhaltigkeit möglich ist und vice versa. Vielen Dank. Thank you for watching! you