Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren, willkommen zur Vorstellung des diesjährigen Rampethemenhefts. Das Thema war Symphonie und wenn Sie gedacht haben, im Brucknerjahr endlich einmal nicht Bruckner, endlich Literatur, dann haben wir da natürlich dagegen gearbeitet mit dem Thema Symphonie beabsichtigterweise, denn wir wollten natürlich irgendwie einen Anschluss finden zum Brucknerjahr und das ist uns, glaube ich, auch ganz gut geglückt. Zum Heftinhalt möchte ich überhaupt nicht vorgreifen, denn da haben wir einen Juror heute bei uns, der einen Heftüberblick geben wird. Nur soviel vielleicht. Die Jury bestand aus drei Personen, die alle drei ein bisschen einen anderen Zugang zu Literatur haben. Das ist immer so bei der Rampe. Wir hatten für die Literaturwissenschaft, hatten wir Frau Dr. Julia Danielczyk in der Jury. Als Musikwissenschaftler, eben wegen Symphonie und Brucknerjahr, hatten wir Dr. Klaus Petermeyer in der Jury. Und als Vertreter der Literaten hatten wir Mag. Rudolf Habringer, den ich jetzt auch ganz herzlich begrüßen darf. Danke fürs Kommen, Rudi. Wolf Habringer, den ich jetzt auch ganz herzlich begrüßen darf. Danke fürs Kommen, Rudi. Neben mir ist aber auch ein Schriftsteller und zweiter Gast heute, der für uns eben lesen wird, den ich auch ganz herzlich begrüße. Herzlich willkommen, Walter Kohl. danke fürs Kommen. Er wird auch seinen Beitrag heute lesen, der im Heft aufgenommen wurde. Ganz kurz zu den beiden Herren. Rudi Habringer, geboren 1960, studierte Germanistik und Theologie in Salzburg und ist als freier Schriftsteller, Musiker, Kabarettist und überhaupt kultureller Tausendsasser in Walding, wo er sich beheimatet. Er hat auch das Stifterstipendium des Landes Oberösterreich erhalten, 2012, und ist im Stifterhaus immer wieder gern gesehen, entweder, wenn er seine eigenen Werke vorstellt oder als Moderator tätig ist. Zuletzt war er hier mit seinem Erzählband, der ich glaube 2023 wurde, bei Otto Müller erschienen ist, diese paar Minuten. Und Walter Josef Kohl wurde 1953 in Linz geboren, war viele Jahre Journalist, unter anderem für die Tageszeitung Die Presse und ist auch immer wieder hier zu Gast, zuletzt auch 2023, mit dem Roman Ficken mit dem Klassenfeind. Walter Kohl ist auch Landeskulturpreisträger, erhielt diesen Preis 2013 und das Stifterhaus hat ihm 2019 ein Rampe-Porträtheft gewidmet. Was die beiden vereint, ist quasi, dass sie auch schon öfter zusammengearbeitet haben, gemeinsam Bücher herausgegeben haben und ein sehr spannendes Projekt, wie ich finde, umgesetzt haben und zwar schon lange aus, im Jahr 2000, haben sie gemeinsam mit Thomas Hinterberger das Theaterstück Hartheim Suchung ins Leben gerufen und zwar mit geistig und körperlich beeinträchtigten Schauspielerinnen und Schauspielern. Das wurde dann auch am Landestheater Linz aufgeführt. Also noch einmal zum Ablauf. Rudi Habringer gibt einen Heftüberblick, danach folgt die Lesung von Walter Kohl und wir reden kurz über den im Entstehen begriffenen Roman und dann, das sollte ungefähr 35, 40 Minuten dauern, das Ganze, und dann gibt es endlich das, warum viele hier sind, die Suppe im ersten Stock. Ich spreche mit dem Autor. Die Suppe im ersten Stock, Walter Kohl hat sich eine Eintropf-Suppe gewünscht. Wenn es nicht schmeckt, ist es seine Schuld. Damit darf ich schon an dich übergeben, Rudi. Danke, Stefan. Ich wünsche Ihnen auch eine schöne Mittagsstunde. Diese Rampe, wie gesagt, zum Thema Symphonie, war eine interessante Zusammensetzung der Jury, weil sozusagen einerseits der Musikwissenschaftler, andererseits die Literaturwissenschaftlerin, ich komme ja auch vom Schreiben und mache doch auch Musik, also das war spannend. Also das war spannend. Es hat 43 Einsenderinnen gegeben zu diesem Heft und davon haben wir, glaube ich, 14 ausgewählt, 14 Texte. Und viele haben es tatsächlich, dieses Thema Symphonie, so aufgefasst als ein Schreiben über Musik und das beschreibt schon auch die Problematik, was das heißt. Heißt es schreiben über die Musik oder schreiben analog einem Musikstück? Da gibt es auch ein paar Möglichkeiten und natürlich hat das Brucknerjahr eine eminente Rolle gespielt. Es hat doch etliche Texte gegeben, die sich in irgendeiner Weise auf Bruckner beziehen. Und da war natürlich für uns die Problematik, welche Dinge sind eigentlich schon erzählt worden, also wie ließ es sich originell schreiben über Bruckner. Das hat sich gezeigt, dass das gar nicht so einfach ist, weil es reicht nicht mehr aus, eine Serie von Anekdoten aneinanderzureihen, weil es ist über Bruckner sehr viel publiziert worden. Aber es hat doch auch ein paar Versuche gegeben, die wir dann ausgewählt haben. Also dieses Brucknerjahr ist sicher über allen gelegen, die da eingereicht haben. Die Gattungsbreite ist breit, von der Lyrik über lyrische Prosa bis zu Prosaversuchen, Auszüge aus Romanen, es lagen auch Drehbuchskizzen vor, also ganz breit und auch in den Erzählweisen von sprachartifiziellen Versuchen bis hin zum realistischen Erzählen, zum surrealistischen Erzählen, zum biografischen Erzählen war da einiges dabei. Einiges dabei. Im Vorspann hat die Frau Dr. Danielczyk sozusagen auf ein paar Texte Bezug genommen. Also wenn Sie den Text in die Hand nehmen, können Sie sozusagen in diesem Eingangsessay ein paar Texte herausgenommen sehen. See ein paar Texte herausgenommen sehen. Ich fliege da ganz kurz drüber. Das meiste habe ich jetzt eh schon gesagt. Es gibt ein paar sprachartifizielle Texte, die sich ein bisschen unterscheiden, vor allem der von Hans Angelberger, der sozusagen so wie Jandl versucht, ein bisschen mit der Sprache zu arbeiten und der sozusagen über die Rhythmik des Textes ein bisschen was musikalisches einbringt. Mehrere haben lyrische Proben vorgestellt, der Autor Holger Brüls in sieben Gedichten, Ulrike Fellhofen-Hallam in einer Kurzprosa, dann in einem einfachen Realismus erzählen Lisa Ndokwu, die einen Brief von Bruckner, die mit seinem Kampf um die Uraufführung der siebten Symphonie zusammenhängt, verfasst hat. Jürgen Leidinger hat auch sein Augenmerk auf einen Komponisten gerichtet, wobei die Geschichte ist von einem Zivildiener, der sozusagen unterwegs ist, und Bruckner dient ihm als Identifikationsfigur. Bruckner dient ihm als Identifikationsfigur. Zwei, drei Texte haben mich sehr beeindruckt. Das ist der Peter Enzinger, geboren 1968 in Zell am See, der nach Germanistikstudium und Weltliteratur in Salzburg und Wien ohne Abschluss gemacht hat, aber diverse Förderungspreise auch bekommen hat. Zuletzt im Finale des Meraner Lyrikpreises 2018 war sein Text, jetzt muss ich meinen Titel schon ersuchen, Erlkönige, die zweite Symphonie, ein Text, der autobiografisch angehaucht ist. Der Autor ist 1968 geboren und führt uns in einer expressiven Sprache in die Zeit seiner Kindheit zurück, nach Kaprun, wenn Sie sich erinnern, dort ist ja in den Nachkriegsjahren diese Stause gebaut worden. Also auch in die Landschaft von Kaprun. Dieser Text hat für mich eine große Wucht gehabt. Es geht auch um den Verlust von Bezugspersonen, historisch um den Tod, um den frühen Tod einer Schwester, im Zusammenhang mit der Erzählung um den Tod der Mutter. im Zusammenhang mit der Erzählung um den Tod der Mutter. Dieser Text hat mich fast ein bisschen erinnert an die frühen Anfänge von Thomas Bernhard, also wenn Sie sich an Frost erinnern, wobei er keine Bernhard-Paraphrase ist, sondern schon eine eigene Kraft entwickelt. Dann gibt es einen Text von Tobias Dax, 1993 in Wien geboren, das mir auch irgendwie gefallen hat, weil manches auch nicht erzählt wird, aber so eine leise Grausamkeit in diesem Text steckt. Ein Kind lebt unter einem Klavier, lebt neben und unter einem Klavier und das Klavier hat mit dem Großvater was zu tun und die Großmutter ist verschwunden. Also auch der Text hat mich angesprochen. Um noch einmal auf Bernhard zu kommen, mit dem ich ja Ärztin gehabt habe, Clemens Braun, 1995 geboren, Komparatist und Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, der wiederum spielt in seinem Text Bad Kreuzenberg an, auf die Reha-Aufenthalte, die der Anton Bruckner gehabt hat, der war ja in Bad Kreuzen, wenn Sie den Film von Bertrand Russell, glaube ich, hat er mit dem Vornamen so geheißen, Ken Russell, ein Filmemacher, der hat sich über Bruckner einen Film geschrieben und hat dort gezeigt, wie der Bruckner da seine Wasserkuren machen musste. Der Text von Clemens Braun ist fast ein bisschen eine Parodie, eben so mit leichter Stilistik eine Anspielung auf Thomas Bernhardt. Soweit meine Anmerkungen und ausgewählt hat der Stefan Kögelberger für die Lesung einen autobiografisch geprägten Text von Walter Kohl, der auch mich sehr angesprochen hat. Soweit. Also das kann nur ein kurzes sein. Lesen Sie hinein in dieses Buch und suchen Sie sich Ihren Text, der Ihnen gefällt. Danke, Rudi. Geht es nahtlos weiter, oder? Ja, ich kann nur noch dazu sagen, dass die Jury-Sitzung eigentlich sehr harmonisch war. Es wurde schon diskutiert, aber es wurde nicht gestritten. Das Wesen einer Jury besteht nicht darin, nur einstimmige Voten zu produzieren und das war auch nicht so. auch nicht so. Also wir waren da zum Teil durchaus divergierender Meinung. Das ist aber so bei einer Jury. Ich sage, was Jurytätigkeit betrifft, wichtig ist, dass viel rotiert wird. Also dass nicht immer die gleichen Leute da sitzen, um sozusagen darüber zu befinden, wer wo reinkommt. Sonst würden auch immer nur die gleichen Leute da sitzen. Wenn ich mich einmal irre in einem Urteil, oder es sind Leute drin, die ich vielleicht auch gerne drin gehabt hätte, dann irre ich mich einmal. Aber wenn ich jetzt in einer Jury sitze, dann wird die Macht zu groß. Und deswegen, das war auch so eine Erfahrung. Ein wahres Wort. Aber jetzt bitte Walter Kohl mit seinem Beitrag. Guten Tag. Mein Text, der Bezug zum Thema Symphonie ist, weil es um Musik geht und weil ich ihn aufgebaut habe, also in fünf Sätzen wie eine Symphonie. Der Kopfsatz heißt das Lied, das meine Mutter sang. Jetzt muss ich dich doch noch einmal mit Beschlag belegen, um meinen Klagegesang fortzusetzen. Doch diesmal werde ich nicht mehr dir die Rolle der Schuldigen zuweisen. Ich suche das Lied, das du gesungen hast. Ich trauere, weil ich weiß, dass es für immer verloren gegangen ist. Ich werde sterben, ohne dass dieser Mangel behoben sein wird. Doch ich weiß, dass der wahre Mangel, der über uns liegt, wie die den Himmel verdunkelnden Schatten der Vögel, die durch Neil Youngs Helpless fliegen, eine andere Ursache hat. Meistens sind ja die kleinsten Glücke die größten Glücke. In meinem Fall ist es ein ganz kleines Glück, nach dem ich strebe. Dieses kleine Glück sieht so aus. Ich bin ein Kind im Vorschulalter, liege abends im Bett in einer kleinen kalten Kammer in einer ärmlichen Kleinwohnung. Seitlich von mir kniet Mutter am Bett. Sie spricht ein Gebet, jeden Abend das Gleiche, das gegrüßet heißt du Maria. Dann singt sie, bis ich eingeschlafen bin, was meistens nur ein Lied lang dauert. Die Wohnung verliert ihre Ärmlichkeit, wenn sie singt. Die Kammer verliert ihre klamme Kälte. die Welt verliert ihren Schrecken. Dieses kleine Glück ist es, das ich noch einmal erleben möchte, was in der Folge dann mein größtes Glück wäre. Nur wenige Monate lang hat die Mutter an meinem Bett gesungen in meiner Erinnerung. Mein Vater, der die Priester hasste, weil sie ihm in seiner Kindheit übel mitgespielt hatten, ließ sehr deutlich erkennen, dass es ihn störte, wenn seine Frau die Gebete jener Kirche, die er verachtete, laut in seiner Wohnung betete. Nach einiger Zeit gab meine Mutter nach, sie hörte auf zu beten an meinem Bett und noch eine Weile später hörte sie auf zu singen. Vielleicht war alles ganz anders. Vielleicht hatte sie nur so lange gebetet und gesungen, bis sie nach ein paar Wochen sicher sein konnte, dass ich innerhalb von kurzer Zeit von alleine einschlief. Vielleicht war sie jeden Abend eigentlich viel zu müde für die Knieerei und Singerei. Sie hatte es versucht, hatte sich überwunden, monatelang. Aber irgendwann ging ihr die Kraft aus und sie blieb auf dem Sofa im Wohnzimmer liegen, wenn ich zu Bett ging. Ich werde es nie erfahren, doch ich vermisse das Singen an meinem Bett bis heute und ich rede mir ein, dass es mir besser ginge, wenn ich wüsste, welches Lied meine Mutter gesungen hat. wenn ich wüsste, welches Lied meine Mutter gesungen hat. Dann könnte ich das Lied aus dem Netz herunterladen, in einer A Cappella-Version, gesungen von einer Frauenstimme und könnte es mir vorspielen, Abend für Abend, zum Einschlafen in einer Endlosschleife. Dann würde ich glücklich sein und mich geborgen und sicher fühlen und ich würde glücklich wach werden am nächsten Morgen und ich würde den Tag in anhaltender, leichter Glücklichkeit verbringen und würde auf lange Sicht allmählich immer glücklicher werden und am Ende einfach glücklich sein Ich kann mich allerdings nicht erinnern, welches Lied Mutter sang und ich kann sie nicht fragen, weil sie schon lange tot ist. Deshalb bin ich unglücklich. Der zweite Satz, die Variation, heißt die Lieder, die Bob Dylan sang. Das lasse ich aber aus, aus Zeitgründen und weil ich, das habe ich da aber noch nicht gewusst, wie ich es geschrieben habe, da geht es um das Bob Dylan Konzert in Linz, glaube ich, der Kollege Kutzenberger erschöpfend und endgültig abgehandelt hat. Also geht es gleich zum Scherzo. Das Lied, das ich nicht singe. Ich werde das Lied, das ich singen will, nie singen können. Mein Plan war eigentlich sehr einfach. Ich mache eine Liste von jeglicher Musik, die mich umgeben hat, von dem ersten Moment, an dem ich mich erinnern kann, bis zum Beginn der Schulpflicht. Jedes einzelne Lied aus meiner Kindheit, das mir einfällt. Von den Obergrenern, über Maria durch den Dornwald ging, bis zu der letzten Rose aus der Oper Martha von Flotthoff, welches die Lieblingsoper meiner Mutter war, obwohl sie sie nie auf einer Bühne gesehen hat, nur im Fernsehen. Und Junge kam bald wieder von Freddy Gwynn, wo sie nasse Augen bekam, wenn es aus dem Radio schepperte, dass sie Augen bekam, wenn es aus dem Radio schepperte, wahrscheinlich, weil sie an ihren viel jüngeren Lieblingsbruder dachte, der nicht aus dem Krieg zurückgekommen war. Und Baby, Baby, Baller, Baller von den Rainbows, das aus dem Tanzhall im Dorfwirtshaus dröhnte, bei all den Feuerwehr- und Kameradschaftspunkt-Bällen, wenn kurz vor Mitternacht für eine halbe Stunde lang eine Beatband aufspielen durfte. Oder ein sicherer Colt ist gut wie Gold Bonanza von Ralf Paulsen, bei dem meines Vaters Füße mitwippten. Er liebte Cowboyfilme und Cowboylieder. Ghostriders in the Sky, da brummelte er den Text allerdings in der deutschen Version von Karel Gott mit, Nachtgeister ziehen vorbei. Und sogar Ennio Morricone gefiel ihm später dann, dieses mit viel zu viel Halt produzierte Mundharmonika-Thema von Charles Bronson im Lied vom Tod. Ich habe vor, jedes einzelne Lied, das in meiner Erinnerung auftaucht, selbst zu singen. Als erstes habe ich ein Instrument erlernt, Gitarre. Es war schwierig, wenn man mit über 60 Jahren damit beginnt und die Finger allmählich gichtsteif werden. Doch ich erreichte ein Niveau, das es mir ermöglichte, einfache Lieder mit den in der Populärmusik üblichen Akkordfolgen zu begleiten. Wenn ich die Gitarre schrumme und wenn ich alle Lieder, die ich als Kind jemals gehört habe, dazu singen werde, dann, so meine Erwartung, werde ich es spüren, wenn das Lied dabei ist, das meine Mutter an meinem Bett gesungen hat. Aber ich werde nie singen können. Schuld daran ist in erster Linie ein gewisser Peter O., der mit mir die erste Klasse der Volksschule besuchte. Der zeigte eines Tages auf, als die ganze Klasse irgendein Kinderlied gemeinsam sang. Der Musikunterricht bestand in jener Zeit und in jener Schule darin, dass die Kinder aufstanden und gemeinsam Kinder und Volkslieder sangen und in der Vorweihnachtszeit Weihnachtslieder. Peter O. sagte, nachdem die Lehrerin den Chorgesang unterbrochen und ihn aufgefordert hatte zu reden, der Chor singt nicht mit. Woraufhin die Lehrerin die anderen Kinder sich setzen ließ und mich rief sie nach vorne an den Katheder und ließ mich alleine singen. Ich weiß nicht mehr, was ich gekrechzt habe mit hochrotem Gesicht und nur mit Mühe zu bändigendem Haarndrang. Alle vögel sind schon da wahrscheinlich oder fuchs du hast die ganz gestohlen letzteres dürfte es am ehesten gewesen sein es würde erklären warum ich für das erste meiner theaterstücke das an einem richtigen theater aufgeführt wurde einen düsteren dystopischen einakter den titel sonst wirdonst wird dich« gewählt habe. Ein Zitat aus dem Kinderlied mit dem die Gänse stehlenden Fuchs. Ich wäre, wie die abgedroschene Formulierung besagt, vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Danach habe ich 60 Jahre lang nie wieder gesungen. Ich habe es versucht, doch irgendetwas schnürte mir die Kehle zu und ich brachte keinen Ton hervor. Nicht einmal im betrunkenen Zustand, in Partykellern oder an Lagerfäulen, Feuern, wenn alle grölten, der Isserhaus in New Orleans oder an einem Polendeiche, schaffte ich es mit zu grölen? In zweiter Linie ist mein Körper daran schuld, dass ich nie singen werde. Ich habe eine Stimmbildungstrainerin aufgesucht, um endlich meine Gesangsstimme zu finden. Die erste Übung, die sie mir aufgegeben hat, bestand darin, sich rücklings auf einen harten Untergrund zu legen, etwa auf den Teppich im Wohnzimmer, den Nacken auf einem Stapel von drei, vier Büchern abzustützen, die Knie anzuwinkeln und nichts zu tun. Der Körper werde von selber den optimalen Zustand finden, um diese Position viertelstundenlang beizubehalten. Dies sei der erste Schritt, Beckenboden, Zwerchfell und Schultergürtel zu einem harmonischen Zusammenwirken zu bringen, zu einem Einklang, zu automatisierter, sich im Flow befindlicher Körperlichkeit. Das Zusammenspiel von Beckenboden, Zwerchfell und Schultergürtel erschaffe jenen Raum, von dem aus unsere Körper Klang erzeugen können, also Musik, also Gesang. Ich schaffte keine fünf Minuten in dieser Position. Dann schmerzte die Wirbelsäule so sehr, dass ich mich zur Seite drehen musste. Ich kann nicht einmal liegen. dass ich mich zur Seite drehen musste. Ich kann nicht einmal liegen. Ich kann nicht sitzen auf die Art, wie es die Stimmbildungstrainerin verlangt. Ich kann nicht die Arme bewegen. Ich kann nicht richtig atmen. Ich werde nie singen. Und dann noch das Rondo. Der Mann unter dem Galgen. Ich sollte mich freuen und zufrieden sein. Wir sollten uns freuen und zufrieden sein, wenn wir auf unsere Leben zurückblicken. Wir, damit meine ich Männer meines Alters. Wegen eines Makels kann ich mich aber nicht freuen und zufrieden sein. Die äußeren Umstände meines Lebens und jene der Lebenszeit meiner Generation waren besser als für praktisch jede Generation vor mir in diesem Teil der Welt. Keiner von uns musste in einen Krieg ziehen, keiner musste flüchten vor was auch immer, keiner verlor Vermögen in Weltwirtschaftskrisen. Keiner musste seinen Körper reinigen in einem hölzernen Waschzuber, wie noch unsere Eltern. Keinem wurde der Zugang zur Bildung verwehrt wegen niedriger Herkunft oder mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten. An der Außenwand... Na, geh auf. Wieso steckt das jetzt? An der Außenwand der Walfahrtskirche Barne-Mariesch-Neschner im südlichen Böhmen hängt eine Gedenktafel mit einer Reihe von amerikanischen Namen, vor denen jeweils die Abkürzung eines Dienstgrades der US-Luftwaffe steht. Es sind die Namen der Besatzung eines amerikanischen Bomberflugzeuges, das kurz vor Weihnachten des Jahres 1944 ganz in der Nähe abgestürzt ist. Die Männer wurden gefangen genommen und auf einen Lastwagen gebracht, der sie in die nicht weit entfernte Kreisstadt bringen sollte. Unterwegs wurde der Lastwagen angehalten und die Gefangenen wurden von den Bewachern mit Maschinenpistolen erschossen. Auch der Kreisleiter, der den Transport begleitet hatte, griff sich eine Waffe und schoss auf die amerikanischen Soldaten. Im Internet findet sich unter dem Stichwort The Hanging of S ein Bild von einem sehr hohen Galgenpodest. Direkt unter dem Seil, das noch nicht um seinen Hals gelegt ist, steht ein Mann in einer Art Trachtenjacke und zu großen Hosen. Neben ihm stehen Männer in amerikanischen Uniformen. Ganz am Rande, fast verdeckt von einem Soldaten im Vordergrund, ist der weiße, mit Rüschen besetzte Ornat eines Priesters zu sehen. Der Mann in der Trachtenjoppe hat die Hände wie zum Gebet gefaltet. Es ist der Kreisleiter, der ein amerikanisches Militärgericht für schuldig befunden hatte, mindestens zwei der Bomberpiloten eigenhändig erschossen zu haben. Ziemlich genau ein Jahr nach dieser Tat wurde er zum Tode verurteilt und gehängt. Etwas hält uns davon ab, ganz simpel und einfach zu genießen, dass uns die Zeit läufte, das Universum, eine Göttin oder ein Gott, die weiht sich der europäischen Nachkriegspolitiker, wer oder was auch immer, das uns also die Macht des Schicksals, ein Dasein auf Erden beschert hat in einem viele Jahrzehnte währenden Zustand des Friedens und des großen Wohlstandes, verglichen mit den Lebensumständen unserer Vorfahren. Es ist der Zweifel, die Ungewissheit. Wir sind nie sicher, ob das stimmt, was uns unsere Mütter und Väter und Großmütter und Großväter und Onkel und Tanten erzählt haben. Wir wissen nicht, ob sie ein aktiver Teil der Hitlererei waren. Ob sie die Barbarei mitgemacht haben, sie begrüßt und bejaht haben, ob sie sie zumindest billigend in Kauf genommen haben oder ob sie nichts bewergt und nichts gewusst haben, wie sie es uns und der Welt erzählt haben. Schatten, der uns daran hindert, bedingungslos glücklich zu sein, zufrieden zu sein mit dem schönen, spannenden, bunten, reichen Leben, das hinter uns liegt. In meinem Fall gibt es diese Ungewissheit allerdings nicht. Ich weiß, was sie getan haben. Der Mann unter dem Galgen ist mein Onkel. Er ist schuld, dass ich nicht glücklich bin. Daran wird das Lied, das meine Mutter sang, daran wird die schönste Musik, die man sich vorstellen kann, nichts ändern. Dankeschön. Herzlichen Dank, Walter. Dein Beitrag in diesem Rampet-Themenheft ist betitelt mit Dömer mehr, also von meiner Mutter. Jetzt war, also aus einem Roman in Arbeit steht noch drunter, jetzt war dein letztes Buch, Ficken mit dem Klassenfeind, schon ein sehr autobiografisches Buch, möchte ich sagen. Und da ging es auch viel um deinen Vater. Ist das jetzt die ausgleichende Gerechtigkeit, die die Mutter aufzuwürdigen? Nein, es gibt eh ein Buch über meine Mutter, also über ihren Tod, über ihr Leben und ihren Tod. Nein, eigentlich war der Ausgangspunkt wirklich, dass ich mich viel mehr mit Musik beschäftige seit fünf, sechs, sieben Jahren, als mit der Schreiberei. Das ist auch jetzt biografisch. Und ich habe da durch ein paar Interviews, was ich von Eric Clapton, oder es gibt da einen neuen Netflix-Film über den Elvis Presley, und verschiedenste Musiker erzählen immer, das wirklich Wichtige war, die Einflüsse, was sie gehört haben, als ganz kleine Kinder. Und das vermischt sie logischerweise und so. Und da habe ich zu überlegen angefangen, was ist das eigentlich bei mir? Und bin dann auf diese Sachen gekommen, die da her aufgezählt sind, die Musicbox im Tor für das Haus und vorher. Und die früheste Erinnerung ist eben da meine, dass meine Mutter mir uns etwas vorsieht. Und das war der Anlass dazu, an dem aufzuhängen. Also die Idee, insofern ist es nicht biografisch, weil ich glaube nicht, dass ich glücklicher wäre als jetzt, wenn ich das wüsste. Das ist fiktional. Aber sozusagen der Aufhänger. Und das ist aber in fast allen meinen Büchern, die sich mit meinen Vorfahren beschäftigt und mit dem Dorf, aus dem ich herkomme, das endet immer bei den Nazi-Geschichten. Das ist was, das die meine Familie... Wir sind die Söhne, die lange nicht gefragt haben. Und unsere Eltern sind die, wo man halt nicht weiß, ob man ihnen glauben kann. Ja. Und so, das bewegt sich in die Richtung. Es ist komplett... Also auch zu sagen, das ist schon ein Auszug aus einem Romanmanuskript, wäre fiktionaler. Das ist nicht autobiografisch. Also ich habe einen Haufen Notizen und Ideen dazu, aber ich versuche eher so Songtexte zu machen. Darum ist auch dieser vorläufige Arbeitstitel. Arnaud heißt, ich weiß nicht, ob ihr ihn kennt, der Tom Waits von Belgien. sich das vorstellt, so einen saufenden, drogen nutzenden, wildes Leben führenden Musiker halt. Unter dem gibt es ein Lied, Augen, Jö heißt das auf Französisch oder glaube ich auch, Le Jö de ma mère. Das ist ein Lied, wo er über die Augen seiner Mutter singt. Und das ist ganz, also ich finde es total berührend, so einen harten Hund, der sonst über die Kneipenschlägereien in Ostende im Hafenviertel schreibt oder singt, wie weich der wird, wenn er sich dem Thema annähert. Und darum ist mir das passend erschienen. Und ganz oft in deinen Büchern in letzter Zeit auch die Populärmusik, das ist seit Jahren, aber es beschränkt sich, ich überlege gerade, aber ich glaube es beschränkt sich schon eher auf Populärmusik, oder? Oder einfach ist es dein persönlicher Musikgeschmack und deswegen... Nein, ja, ja. Nein, also privat höre ich eigentlich eher so King Crimson und so Jazz aus den 50er, 60er Jahren so gern, aber das darf ich daheim oft nicht laut sagen. Warum soll es dir anders gehen? Und wenn ich jetzt eben da überbrocken und was mein seiner Vierten an der Stelle so, dann sitzen wir da und nicken. Was meint der mit die Uhrkreine und Bähne? Und es gefällt mir auch. Also du bringst uns da irgendwie aus damit? Ich glaube nicht, dass es funktioniert. Aber für mich zumindest funktioniert es. Und ich habe es wirklich auch. Wir treten ja auch auf, meine Frau und ich mittlerweile auch noch mit einem Freund wir haben das im Pfarrsaal in Schönering bei einer literarischen Veranstaltung haben wir schon mal Baby, Baby, Baller, Baller gesungen, gegen ihren Protest aber es ist super und ich glaube es ist super angekommen. Nein, und ich glaube, es ist, wie soll ich mal sagen, was mich an Musik interessiert, und ich glaube, da bin ich bei Kutzenberger eh genauso, ist, dass man mit, oder von der Chris Deber, glaube ich, gibt es einen Satz, dass man mit Musik etwas ausdrücken kann, das man mit Worten nicht mehr ausdrücken kann. Und da bin ich überzeugt davon, dass das für jede Form, also das geht mit der Helene Fischer und geht mit Ligetti. Bei der Helene Fischer tut geht ums Ligetti. Bei der Helene Fischer-Kultur ist es wahrscheinlich sogar mehr. Kürzlich gehört ein Song sei, Kölmeier hat das neulich gesagt im Radio, ein Song sei ein aufs Wesentliche reduzierter Roman. Das fand ich irgendwie einen ziemlich interessanten Satz. Ja, ja. Irgendwie ist es interessant, man könnte darüber nachdenken, auf das Wesentliche vor allem. Ja, so ein Kühlmeier-Fan ist er. Nein, ich war ein ganz großer Fan, der hat ja angefangen, alles zu singen. Der hat Protestglieder gesungen, Vorarlbergerischen Dialekte liegt und die gefallen mir besser als manche seiner Romanen, sage ich jetzt. Sehr vorsichtig. Und vielleicht zu guter Letzt, du hast jetzt gesagt, der Roman, wenn man es so nennt, also steht noch ganz am Anfang, ist eine Zivilwirtschaft und wird jetzt nicht im nächsten Frühjahr erscheinen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, außer jetzt kommen jetzt Verlageagenten, die Riesenvorschüsse anbieten, dann sagt jemand, mach so schnell wie möglich. Aber die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Was ich noch gefunden habe und was unbedingt erwähnt werden muss, weiß Walter Josef Kohl, wo er seine erste literarische Publikation vorgelegt hat. Weiß er das noch? Nein, das muss ich noch? Was heißt wissen? Ich denke quasi jeden Tag beim Aufstehen voller Freude und Dankbarkeit daran. Das war in einem Rampeheft. Das war das allererste Buch. Und das war zu der Zeit, wo der Heimrat Becker eine Lesung Lesung veranstaltet im Mussolinenhof. Da war ich hinten bei den Robben junger Autoren und da waren der Ludwig Lacher, die Beatrix Burian hat es damals geheißen, jetzt heißt es Kamlowski und der Harald Kieslinger. Wir waren die jungen Nachwuchskräfte, die glaubt haben, also der Kießlinger und ich zumindest, glaubt der Lesung, das wird es eh sein, wie ein Rockkonzert oder vor der Bühne und es geht was ab. Und wir waren ein bisschen verblüfft, dass seine Verwandten, meine Verwandten, im Nahen seine Verwandten, der Beatrix, ihre Verwandten und Bekannten und wir haben uns da die Säle aus dem Leib gelesen und das Publikum hat ja, aber hätte man sich nur erkundigen müssen davor. Beziehungsweise muss ich mal schon sagen, es war zu der Zeit, ich war öfters bei Lesungen auch und das hat es schon so gegeben, wie, ich glaube, es war der Walter Piller, der gelesen hat an der Uni in der Mensa und der Johann Jascha, dieser hat ihn mit einer Schreibe erfolgt, also es war eh abgesprochen, aber das ist so aus dem Ruder gelaufen, dass es dann wirklich heftig geworden ist. Und so waren Lesungen, also zumindest die, die einen interessiert haben, oder ich habe einmal den Henry Rollins, der und Lydia Lansch im Posthof, nicht Musik machen, die haben Lyrik vorgelesen. und so eine Vorstellung habe ich als junger Mensch gehabt von meiner ersten Lesung. Ich persönlich habe das noch nicht erlebt bei einer Lyriklesung, dass die Gläser geflogen werden. Aber was auch nicht fliegen sollte, das wäre dann die EintropSuppe, die sich Walter Kohl gewünscht hat und die es im ersten Stock gibt. Das Rampe-Themenheft können Sie erwerben vorne beim Ausgang. Genauso liegt auch das Rampe-Porträtheft zu Walter Kohl. Ich bedanke mich ganz herzlich bei den beiden Herren für ihr Kommen, bei Ihnen für Ihre Zeit und Mahlzeit. Vielen Dank.