If you talk, would they listen? If you'd leave, would they listen? If you'd leave, would they be missing? If you'd run, would they be chasing? If you'd die, would they be replacing? would they be replacing? If you'd show what they'd be looking, if you'd starve what they'd be cooking, if you'd drown what they'd be diving. If you drown, would they be diving? If you die, would they be surviving? ¶¶ Better talk cause they will listen Better leave cause they'll be missing Better run Cause they will chase you But if you die They won't Replace you Auch von unserer Seite einen schönen guten Morgen. Wir freuen uns, dass Sie hier sind und wir bedanken uns auch beim Team der Tribüne, dass wir hier dieses Buch präsentieren können. Werde ich die Wahrheit sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit? Ich werde nicht lügen. Ich fühle mich aber auch nicht verpflichtet, die ganze Wahrheit zu sagen. Mit diesen Worten leitet Marie Jahuda ihre Lebenserinnerungen ein. Wir sehen, sie flunkert nicht, bemüht sich transparent zu machen, was sie tut, wenn sie ihre Erinnerungen niederschreibt. Das Buch Rekonstruktionen meiner Leben ist der fünfte Band einer Marie-Jahuda-Edition, die wir, Johann Wacher, Waltraud Kanonier-Finster und ich, Meinrad Siegler, seit 2017 herausgeben. 2017 herausgeben. Die bisher erschienenen Bände machen Yahuda als Sozialwissenschaftlerin und als politische Aktivistin sichtbar. In den vielen Diskussionen und Veranstaltungen, die wir über die Bücher hatten, haben wir immer wieder erfahren, dass es ein großes Interesse an Jahuda als Person gibt. Wie ist sie aufgewachsen? Welche Erfahrungen haben sie geprägt und wie hat sie es geschafft, in den unterschiedlichen Kulturen, in denen sie gelebt und gearbeitet hat, sich zurechtzufinden? Der fünfte Band, den wir heute vorstellen dürfen, gibt Antworten auf diese Fragen. Er enthält erstens die autobiografischen Lebenserinnerungen von Marie Jahudata, die in den Jahren 1992 bis 1996 entstanden sind. erzählt über ihre jüdische Herkunft, über ihr Leben und Überleben als Kämpferin gegen den Faschismus, über ihre Laufbahn als Sozialpsychologin in England, in den USA und wieder in England. Zweitens enthält der Band eine Auswahl von Briefen. Diese sind eine andere Textsorte wie die Autobiografie. In den Briefen wirkt die Dynamik des historischen Moments. Es schwingen damalige Gefühle und Stimmungen mit. In der rückschauenden Erinnerung dagegen bekommen frühere Ereignisse und Erfahrungen oft eine andere Wertigkeit. Wir haben Briefe aus schwierigen Phasen des Lebens von Jahudau aufgenommen in das Buch. Das sind die Jahre zwischen 1937 und 1947, also einerseits jene Jahre unmittelbar nach ihrer Vertreibung aus Österreich und andererseits die Jahre unmittelbar nach Ende des Krieges. Drittens enthält der Band einen 1997 erschienenen Essay oder entstandenen Essay von Lotte Bellin, der Tochter von Marie Jahuda. Der Titel dieses Essays, Vier Generationen, eine Erinnerung an das Leben von Frauen. Bellin hat hier eine Fallstudie zu den Frauen der eigenen Familie, einschließlich ihrer Mutter, verfasst. Wie haben alle diese Frauen ihr außerordentliches berufliches Engagement mit ihren familiären Verpflichtungen gemanagt? Das ist die Fragestellung dieses Essays. Viertens bietet der Band auch Einblicke in die Fotoalben der Familie Marie Jahudas und Lotte Bellins. Warum bezeichnet nun Marie Jahuda ihre Lebenserinnerungen als Rekonstruktionen? Jahuda war mit Skepsis gegenüber der eigenen Erinnerung ausgestattet. Erinnerungen sind trügerisch. Die Rückschau auf das eigene Leben bringt keineswegs das hervor, was man als historische Wahrheit bezeichnen könnte. Wenn wir erinnern, interpretieren wir, rekonstruieren wir unser Leben. Erinnerung hat auch die Tendenz, dem eigenen Leben einen Zusammenhang, einen Sinn einzuschreiben, der dem gelebten Leben eigentlich fehlt. Es ist faszinierend und eine ganz eigene Qualität ihres autobiografischen Textes, dass sie uns in diesem Text oder mit diesem Text über ihre Schulter schauen lässt und wir beobachten können, wie sie ihr Leben rekonstruiert. Jahuda begann diese Erinnerungen niederzuschreiben, weil, wie sie es selbst formulierte, ihre Enkel sich vielleicht einmal für ihr Leben interessieren könnten. An eine Veröffentlichung dachte sie anfangs noch nicht. Einige Jahre später hat sie sich nach Rücksprache mit Tochter Lotte dafür entschieden, den Text doch für eine Publikation freizugeben. Dennoch prägt diese ursprüngliche Intention, nämlich an die Familie ihre Worte zu richten oder ihre Texte zu richten, den Charakter dieses Textes. Text zu richten, den Charakter dieses Textes. Im Unterschied zu den vielen Interviews, die Marie Jahoda vor allem in den letzten Jahren gegeben hat, erzählt sie in den Rekonstruktionen nicht in erster Linie als öffentliche Person. Sie thematisiert vor allem die vielfältigen für sie bedeutsamen sozialen Beziehungen zu Freunden, zu Kolleginnen und zur Familie. Es geht ihr, so lässt sich vermuten, darum nachvollziehbar zu machen, wie sie zu der Person geworden ist, die sie war. Für die Lesung haben wir Texte ausgewählt, die zuerst Jahodas Kindheit und Jugend erzählen und erzählen über das sozialdemokratische Rote Wien, das prägend war für ihre Wahrnehmung der Welt und die Aneignung jener Werte, die in ihrem Leben bedeutsam werden sollten. Dann folgen zwei Briefe aus dem Jahr 1940, die zeigen, wie die aus Österreich Vertriebene und Staatenlose im Exil sich fühlte und wie sie in London den Bombenkrieg Hitlers gegen Großbritannien erlebte. Die nächste Sequenz zeigt uns, wie war das Leben, der Neubeginn sozusagen in den USA in den Jahren nach dem Krieg. in den Jahren nach dem Krieg. Und dann wiederum anhand eines Briefes aus dem Jahr 1946 geht es um die Frage einer Rückkehr nach Österreich. Sollte sie so eine Rückkehr auf sich nehmen oder nicht? Abschließend liest Maria Hofstetter aus dem Text von Lotte Berlin. Wie sieht ihre Tochter, ihre Mutter und wie denkt sie über die frauenpolitische Bedeutung jener Generation, der Jahuda angehörte? Nun möchte ich Ihnen noch kurz die beiden Akteurinnen hier auf der Bühne vorstellen. Inga Lünsch begleitet die Lesung musikalisch. Sie kommt aus dem Salzkammergut. In ihrer Musik verbindet sie US-amerikanische Klassik, Fock- und Bluesmusik mit europäischen Traditionen. An Jahoda liebt Inga ihren Mut, sich für ein gerechtes Leben einzusetzen und dass sie das als Frau tut. Maria Hofstetter kommt aus dem Müllviertel und lebt in Wien. Sie ist für ihre Arbeit an zahlreichen österreichischen und deutschen Bühnen bekannt und wirkt, wie wir alle wissen, in zahlreichen Filmen mit. Maria gibt Marie seit vielen Jahren eine Stimme. Jahoda ist für sie faszinierend als eine ungemein vielseitige Frau. Politisch aktiv, verantwortungsvoll in der wissenschaftlichen Forschung und darüber hinaus auch mit musikalischen und schriftstellerischen Leidenschaften. Ich selbst bin Soziologe, habe lange an der JKU, Institut für Soziologie gearbeitet und bin jetzt sozusagen, könnte man sagen, im Ruhestand, wo ich aber an dieser Marie-Jahuda-Edition mitarbeite, gemeinsam mit Waltraud Kanonier-Finster und Johann Bacher. Vom Temperament her waren meine Eltern grundverschieden. Er war sanft, rational, ausgeglichen und kaum jemals zornig mit seinen Kindern. Sie war aufbrausend, intuitiv, launisch, schnell mit einer Ohrfeige bei der Hand, wenn wir Kinder und stritten oder sonst irgendwelchen Unfug trieben, ohne dass sie sich die Mühe machte herauszufinden, wer der Hauptschuldige war. Aber ebenso im Handumdrehen bereit zu vergeben und zu vergessen. Ich brauchte lange, um zu begreifen, dass nicht unbedingt alles, was sie in raschem Ärger sagte, auch so gemeint war. Wir waren vier. Edi, geboren 1903, Rosi, geboren 1905, ich, geboren 1907, Fritz, geboren 1909. Alle zu Hause vom Onkel Doktor zur Welt gebracht. Vier, wie von Mutter geplant. Nur, dass ich die von ihr gewünschte Reihenfolge der Geschlechter durcheinander brachte. Ein Junge, ein Mädchen, ein Junge, ein Mädchen. Selbst für ganz kleine Kinder waren Mutters Wünsche, Launen, Gute wie Schlechte und Vorlieben nie ein Geheimnis. Anfänglich war der Jüngste ihr Liebling, besonders nachdem seine musikalische Begabung offenbar wurde. Mit vier setzte er sich an den Flügel und spielte beidhändig »Die Mühle im Schwarzwald«, ein Lied, das das damalige Kinderfräulein bis zum Erbrechen geübt hatte. Als es der kleine Junge jetzt ohne eine einzige Klavierstunde spielte, gewann es überirdische musikalische Qualität. Ich kann es immer noch singen. Das Entzücken meiner Eltern war grenzenlos. Unter der Anleitung meines Vaters hatte Mutters musikalische Bildung rasche Fortschritte gemacht. Jede Woche gab es Konzert- und Opernbesuche. Später zog die Hausmusik Scharen unserer jungen Freunde ins Haus, denen meine Mutter eine großzügige Gastgeberin war. Es gab Schinkenbrote und Kaffee. Eine vertraute und hilfreicher Beistand, wenn strengere Elternhäuser sie bei ihren Konflikten anderswo Hilfe suchen ließen. Wer war Marie Jahuda eigentlich? Vielleicht ist sie vielen von Ihnen oder manchen von ihnen bekannt als die Autorin der Studie Die Arbeitslosen von Marienthal aus dem Jahr 1933. Diese frühe Untersuchung über ein arbeitsloses Dorf im Süden Wiens begründet auch das hohe Ansehen Jahudas als methodisch innovative Sozialforscherin. Und zwar ein Ansehen über Österreich weit hinaus. Dieses Buch ist heute in 13 Sprachen übersetzt. Was war das Innovative an dieser Studie damals im Jahr 1933? Die große Innovation bestand darin, dass die Forschergruppe, darunter eben auch Yahuda, ins Feld gingen, wie es so schön heißt. Das heißt, sie gingen aus ihren Büros hinaus, besuchten dieses Dorf, sprachen mit den Arbeitslosen und ihren Familien, auch mit den Frauen und haben sie interviewt. Das war etwas Neues damals, weil gerade Arbeiter und Arbeiterinnen als Ungebildete in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts eigentlich nicht als Personen galten, mit denen man sinnvolle Interviews machen könnte. Das wurde eindrucksvoll widerlegt durch diese Forschergruppe und das war das enorm Innovative daran. Jahuda ist 1907 in Wien geboren, geboren in ein assimiliertes jüdisches Elternhaus. Der Vater Karl betrieb ein kleines Geschäft für technische Papiere und Apparate. Die Mutter Betty arbeitete vorerst im Geschäft von Karl als Buchhalterin, dann als die Kinder kamen im Haushalt. Diese Familie war keineswegs wohlhabend, sondern lebte relativ bescheiden. Bildung war allerdings ein wichtiger Wert in dieser Familie. Schon während der Mittelschulzeit trat Jahuda dem Verband sozialistischer Mittelschüler bei und wurde kurze Zeit später Obmann, wie es damals hieß, des Vereins. Schon mit 19 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Artikel in der Zeitschrift des Vereins über das Thema Co-Edukation. Sie und ihre Freunde waren überzeugt, dass sie zu der Generation gehörten, die die Welt verändern wird, und zwar radikal verändern wird. Sie hatten in der sozialistischen Jugendorganisation noch die Hoffnung, dass sie in der Lage sein werden, den demokratischen Sozialismus zu vollenden. Nach der Matura begann Jahuda 1926 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin und ein Studium der Psychologie an der Universität Wien. Beide Ausbildungen beendete sie. Sie promovierte im Jahr 1933. 1927, also im Alter von 20 Jahren, heiratete sie den Soziologen Paul Lazarsfeld. 1930 bringt sie die Tochter Lotte zur Welt. Diese Jahre um 1930 bis 1933 ungefähr sind sehr dichte Jahre im Leben Marie Jahodas. Sie hat in diesen Jahren ihre Dissertation geschrieben, die im Übrigen auch schon diese Methode mit alten, einfachen Leuten zu sprechen, nämlich in den Alpersheimen von Wien, wo sie Vorarbeiten praktisch zur Marienthal-Studie gemacht hat. Und die Marienthal- Studie selber fällt in diese Jahre. Und es fällt in diese Jahre auch die Tatsache, dass sie letztlich ihre Tochter in den ersten paar Jahren alleine erziehen musste, denn das Paar, Paul und Marie, trennte sich sehr bald. Lazarsfeld ging 1933 nach New York und 1934 wird die Ehe geschieden. schieden. 1936 wird Yahuda wegen illegaler politischer Aktivität gegen das Dolfus-Schuschnigg-Regime, das 1933 die Diktatur in Österreich errichtete, verhaftet. Yahuda wird verurteilt und 1937 ohne Pass, also als Staatenlose aus Österreich, ausgewiesen. Sie geht ins Exil nach Großbritannien, ausgewiesen. Sie geht ins Exil nach Großbritannien, beteiligt sich dort an der politischen Arbeit der sozialdemokratischen Exilorganisationen und arbeitet gleichzeitig als freischaffende Sozialwissenschaftlerin. In der dramatischen Situation der Vertreibung aus Österreich holt der Vater Paul die Tochter 1937 nach New York, wo sie dann auch aufwächst. Nach dem Krieg geht Jahoda in die USA, auch deshalb, um die Tochter wiederzusehen. Sie arbeitet die ersten paar Jahre wiederum als freie Sozialwissenschaftlerin. In dieser Zeit ist sie beteiligt an den international bekannten Studien zum autoritären Charakter und setzt sich kritisch mit den demokratiepolitisch gefährlichen Auswirkungen der McCarthy-Ära auseinander. 1949 bekommt sie, da ist sie 42 Jahre alt, eine erste feste Stelle als Professorin für Sozialpsychologie an der New York University. 1958 heiratet sie den Labour-Politiker Austin Elbow und kehrt nach Großbritannien zurück. Sie arbeitet zuerst in der Nähe von London in einem technischen College als Sozialpsychologin und wird dann später die Gründungsprofessorin für Sozialpsychologie an der Universität von Essex im Süden Englands. 1973 emeritiert sie und ist danach aber im Hinblick auf Forschung äußerst produktiv. Ein großer Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit ist die psychosoziale Bedeutung von Erwerbsarbeit. Also die Tatsache, dass Arbeit nicht nur eine materielle Notwendigkeit ist, sondern gleichzeitig für die Menschen auch eine wichtige soziale Erfahrung mit sich bringen. 1994 stirbt ihr zweiter Ehemann, Austin. 1998, und das ist bedeutsam finde ich, erscheint ihr letztes Buch, da ist sie über 90 Jahre alt. Sie ist ein Band mit Gedichten der französischen Lyrikerin Louise Labbé, die sie ins Englische übersetzt. Und sie gibt einen Band heraus, der dreisprachig ist, nämlich französisch, das Original, englisch von Marie Jahoda übersetzt und deutsch, eine Übersetzung von Rainer Maria Rilke. 2001 stirbt sie in Sussex. Wie lässt sich das wissenschaftliche Verhältnis oder Vermächtnis von Jahoda zusammenfassen? Ich zitiere sie. Ich glaube, es ist die Aufgabe der Human- und Sozialwissenschaften, das Nichtsichtbare sichtbar zu machen. Das heißt, dass alle ursprünglichen Absichten und Zielsetzungen von Menschen in einer bestimmten Situation nicht die ganze Geschichte sind. Das bedeutet auch, dass es notwendig ist, nach den zugrunde liegenden Mechanismen, Kräften oder wie immer wir es benennen wollen, zu suchen. Das Offensichtliche, das, was man mit dem bloßen Auge sieht, darf man nicht einfach so hinnehmen. Darin scheint mir die Hauptaufgabe der Sozialwissenschaften zu liegen. There are places I remember all my life Though some have changed, some for better Not forever, some have gone Some for better, not forever. Some I've gone, and some still remain. All these places had their moments. and friends I still can recall some are dead and some are living in my life I love them all But of all these friends and lovers There is no one compares with you And these memories lose their meaning When I think of love as something new though I know I never knew affection for people and things that went before I know I'll often stop and think about them in my life, I love you more Oh, I know I'll never lose affection for people and things that went before. I know I'll never stop and think about them. In my life, I love them all. In my life, I love them all in my life. I love you more. Acht Jahre lang besuchte ich das Realgymnasium in der Albertgasse. Es war eine Privatschule, das Schulgeld war nicht allzu hoch und für Schüler mit ordentlichen Zeugnissen gab es Ermäßigungen. Im Großen und Ganzen ging ich gern dorthin. Ich erinnere mich an ein leidenschaftliches Engagement für Hector gegen Achilles, das die Klasse in zwei feindliche Lager spaltete. An ein Referat über den Wiener Kongress, das ich halten musste und an eines zur Dreifussaffäre, Anlässe meiner ersten Besuche in der Nationalbibliothek. An eine wütende Englischlehrerin, die auf unsere Neigung zum Schwätzen während des Unterrichts mit dem Ausruf reagierte, sobald ich in dieser Klasse den Mund aufmache, fängt das dumme Geschwätz an. Wir sahen da einen Zusammenhang, den sie so nicht gemeint hatte und mussten lachen. Maßlose Wut, als hier ein Licht aufging. Es gab viel intellektuell Aufregendes. Schon ganz früh war ich tief beeindruckt von der Klugheit einer Idee wie der Längen- und Breitengrade. Eine erste Ahnung von der Macht der Ideen und der Erfindungsgabe im Umgang mit der wirklichen Welt. der Ideen und der Erfindungsgabe im Umgang mit der wirklichen Welt. Mein guter Stand in der Schule endete abrupt am 1. Mai 1926. Zum 1. Mai veranstaltete die in Wien, wenn auch nicht sonst im Land, regierende Sozialdemokratische Partei immer große Feiern. Viele tausend Menschen aus allen Bezirken marschierten zum Klang von Musikkapellen ins Zentrum und versammelten sich auf dem Rathausplatz, wo sie standen und den Reden lauschten, meist von den Führern der Partei. Aber auch ich war gebeten worden, vor dem Hauptgebäude der Universität Wien eine Rede zur Schulreform zu halten. Ich sprach mit Leidenschaft gegen das bestehende elitäre System und für eine freie, staatlich finanzierte höhere Schule für alle bis zum Alter von 18 Jahren. Ein paar Tage später wurde ich zum Direktor meiner Schule gerufen, der mich beschimpfte und eine Verräterin nannte, illoyal gegenüber meiner Schule, die mir so viel gegeben hatte, durch und durch verächtlich. Das Ergebnis war, dass mein Maturerzeugnis mit einem Gut im Betragen beginnt. Gut klingt gut, aber jeder wusste, dass irgendetwas Dramatisches vorgefallen sein musste, wenn man im Betragen nicht ein Sehrgut hatte. Meine Freunde, die den Grund für diesen Makel kannten und auch die sozialdemokratische Partei, dachten natürlich anders darüber. Hätte ich den analytischen Verstand besessen, der erst mit dem Abstand kommt, hätte ich diesen Vorfall vielleicht als symbolisch für die Lage Österreichs verstanden, dessen kulturelles Hauptmerkmal ein unüberbrückbarer Graben zwischen zwei Wälderanschauungen war. Ich besaß ihn aber nicht. Arthur Schnitzlers Sohn, glaube ich, hat als Emigrant einen Aufsatz über diese schicksalshafte Spaltung veröffentlicht. Da gab es das sozialdemokratische Wien gegen die reaktionären Provinzen, beherrscht von der Regierungspartei, den christlich-sozialen, für die der Übergang zum Austrofaschismus leicht und normal war. für die der Übergang zum Austrofaschismus leicht und normal war. Die Avantgarde von Wissenschaft, Kunst und Literatur gegen die philisterhaften Spießbürger. Den alten Landadel, der sich nach der Reichsherrlichkeit zurücksehnte, gegen die Republik. Den Katholizismus gegen den weitverbreiteten Antikatholizismus. All das oberflächlich verkleistert durch den Mythos der österreichischen Gemütlichkeit. Von 1918 bis 1933, während der ersten österreichischen Republik, war die Sozialdemokratische Partei, glaube ich, ein einmaliges soziales, politisches und kulturelles Phänomen des 20. Jahrhunderts. Weltberühmt wurde ihr Wohnungsbauprogramm, das Standards setzte, die die Arbeiter nie zuvor gekannt hatten und das auch hauptsächlich ihnen zugute kam, obwohl von 1929 bis 1934 auch Paul und ich, später mit Lotte, eine Wohnung im Karl-Marx-Hof hatten. Wir hatten ein Wohnzimmer, ein kleines Schlafzimmer, eine kleine Küche, eine Dusche und einen Balkon. Es gab eine zentrale Waschküche, die erst ganz allmählich allgemeiner in Gebrauch genommen wurde. Viele Frauen scheuten sich, den heruntergekommenen Zustand ihrer Bett- und Unterwäsche etwaigen kritischen Blicken auszusetzen. Es gab auch eine, hauptsächlich von Ehrenamtlichen betreute, zentrale Leihbibliothek. Ich war zwei Abenden in der Woche dort, gab Bücher aus, empfahl Bücher, die ich lesenswert fand, schloss Freundschaften und gewann Parteimitglieder. Als Lotte geboren wurde, bekam sie wie jedes Wiener Baby von der Stadt eine Grundausstattung. Keine Wegwerfwindeln, leider. Politisch und kulturell einmalig war auch die massenhafte Beteiligung an allen Parteiaktivitäten, die sich auf alle Lebensbereiche von der Wiege bis zur Bahre erstreckten. Für mich waren das die Arbeitersymphonie-Konzerte am Sonntagmorgen, meine Bildungsarbeit in der Partei, aber vor allem meine Rolle in der sozialistischen Jugendbewegung. meine Rolle in der sozialistischen Jugendbewegung. Gerade habe ich noch einmal überlesen, was ich geschrieben habe und bin gar nicht glücklich damit. So vieles habe ich weggelassen, so vieles schlecht formuliert. Zum Beispiel die Spaltung in der österreichischen Kultur. Das klingt ja so, als wüsste ich nicht, dass solche Spaltungen überall vorkommen. Das klingt ja so, als wüsste ich nicht, dass solche Spaltungen überall vorkommen. Das Einmalige damals in Österreich waren die Kräfteverhältnisse, die annähernd gleiche Stärke auf beiden Seiten des Grabens und ihre wechselseitige Ausschließlichkeit. In meinen österreichischen Zeiten gab es in meinem engeren Bekanntenkreis niemanden, der nicht mindestens ein Sympathisant der Sozialisten war. Die soziale und kulturelle Oase, die die Sozialdemokratische Partei in Wien geschaffen hatte, war eine einzigartige Errungenschaft. Aber sie machte einen auch blind für die Welt draußen. Ich erinnere mich, dass mir die Generation meiner Eltern leid tat, die den Sieg des demokratischen Sozialismus mit mir als Erziehungsministerin vielleicht nicht mehr erleben würde. Ich dachte, wir hätten die Antworten auf das ganze wirtschaftliche Elend von damals und bald auch die Macht, ihre Richtigkeit zu beweisen. Was für eine Illusion. Für mich allerdings eine schöpferische Illusion. Ein ethisches Glaubenssystem, das für mich Vergleichbares leistete wie für manche andere eine echte Religiosität. Vergleichbares leistete mir für manche andere eine echte Religiosität, Vertrauen auf eine bessere Zukunft und Trost bei den persönlichen Verwicklungen. Die Generation meiner Enkel, um so viel abgeklärter als ich damals, hat die schwerere Aufgabe, dem Leben ohne diese Illusion gegenüber treten zu müssen. dem Leben ohne diese Illusion gegenüber treten zu müssen. And look at a picture of us by the sea And then again, it was just a moment in time Remember love and keep the engine running How can the mind fight the heart? Remember love and keep the engine running What we're looking for still waits way ahead. The city is pumping its pulse through my brain. While my head starts savagely aching. I wonder if later it will start to rain and how many hits I'll be taking to remember love and keep the engine running how can the mind fight the heart remember love and keep the engine running what we're looking for still waits way ahead my inner voice still speaks your language and I got a hard time to understand what is the key to this cryptic message there's way too much too much to comprehend time never passed more slowly but I guess that's a strange perception and by the time I think I can control it my heart will make a bold exception and remember love and keep the engine running how can the mind fight the heart? Remember love and keep the engine running. What we're looking for still waits way ahead. Remember love and keep the engine running. How can the mind fight the heart? Remember love and keep the engine running. What we're looking for still waits way ahead. Oh, what we're looking for still waits way ahead. Mit der Errichtung der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur 1933-1934 findet das Rote Wien und die Demokratie in Österreich ein abruptes Ende. Jahudor trifft diese Entwicklung sehr. Ein Lebensplan geht zu Bruch. Aber ihre Antwort ist eine politische. Sie beginnt zwei Leben zu leben. Ein öffentliches als Leiterin der wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle und eines im Untergrund. Sie unterstützt die illegale Organisation der Sozialdemokraten, die revolutionären Sozialisten. Sie wird deswegen 1936 verhaftet, acht Monate lang inhaftiert und 1937 verurteilt. Sie wird aus Österreich ohne Pass vertrieben. Sie geht ins Exil nach England, muss sich von ihrer Tochter Lotte trennen. Wie ging es ihr damals? Wir lesen aus Briefen an Josef Buttinger, den ehemaligen Vorsitzenden der revolutionären Sozialisten. Jahoda verwendet in manchen Briefen als Anrede nicht Josef, sondern Hubert. Hubert war Buttingers Deckname in der Illegalität. sondern Hubert. Hubert war Buttingers Deckname in der Illegalität. Marie Jahoda aus Bristol, an Josef Buttinger, 9. April 1940. Lieber Hubert, es war eine nette Idee von dir, mich zu fragen, wie es mir geht. Die einfachste Antwort darauf wäre, gut, so wie immer. Aber weil ich nicht weiß, ob nicht etwa die räumliche und zeitliche Distanz dein Verständnis für die ironische Wahrheit zu einer Antwort schwächt, erzähle ich dir es lieber ausführlicher. Am liebsten fast hätte ich dir als Antwort auf deine Frage die drei Arbeiten geschickt, die ich geschrieben habe, seit ich in England bin. Eine Studie über die Arbeitslosen in South Wales, eine Studie über eine Fabrik, in der ich fünf Monate lang gearbeitet habe und eine Novelle über Dinge, die ich vor ein paar Jahren erlebt habe. Nur habe ich nicht genug Vertrauen, dass du das alles lesen würdest, du vielbeschäftigter Mann. Und Perlen vor die großen Männer werfen ist mindestens ebenso peinlich wie die andere sprichwörtliche Verwertung von Perlen. Deshalb schreibe ich lieber einen Brief. Ganz abgesehen von dem Spaß, den es mir macht, wieder einmal mit jemandem Deutsch reden zu können. wieder einmal mit jemandem Deutsch reden zu können. Mit jedem Tag, den ich länger hier bin, merke ich deutlicher, wie gern ich wieder nach Wien zurück möchte. Nicht, dass ich etwa den österreichischen Nationalkarakter entdeckt hätte. Auch nicht, weil ich hier nicht arbeiten könnte oder keine Freunde hätte. Im Gegenteil, ich bin viel gescheiter geworden im Arbeiten, seit ich hier bin. Entschuldige, ich meine es nicht so ernst. Und ich habe ein paar liebe Freunde, sondern weil ich immer deutlicher spüre, wie sehr man hier ein Fremder bleiben muss. Und das, was man in den ersten 30 Jahren seines Lebens zu Hause begriffen und gelernt hat, frühestens in weiteren 30 Jahren von einem fremden Land erfasst haben wird. Ich werde wahrscheinlich mit 60 Jahren eine sehr nette und weise alte Frau sein. Sogar in England. Du weißt, ich habe mich immer schon auf mein Alter gefreut. Aber die Zwischenzeit ist halt ein bisschen kompliziert. Es ist mit der Emigration von einem, der so viel Glück dabei gehabt hat wie ich, so wie mit dem Schwimmen. Man schwimmt und freut sich dran. Es ist spannend und belebend. Aber nach einer Weile steht man doch gern wieder auf festem Boden. Ich schwimme ganz gut hier, aber ich schwimme. Marie Jahuder aus London an Josef Buttinger, 24. Oktober 1940. Lieber Hubert, es ist sehr schwierig, ein zutreffendes Bild von London zu geben, obwohl diese Stadt vermutlich erstmals, seit sie so ein riesiges Monster geworden ist, nun eine wirkliche Gemeinschaft geworden ist oder zumindest auf dem Weg dorthin ist. Es gibt für alle sozialen Klassen, Altersgruppen und beide Geschlechter nur ein Gesprächsthema. Das sind die Bombenangriffe und was, wem, wo passierte. Es ist großartig, dass du mit jedem ins Gespräch kommen kannst und dass du weißt, dass alle deine Interessen und Erfahrungen teilen. Die entstandenen Schäden variieren stark nach Bezirk, aber du triffst nicht viele Leute, die nicht auf die eine oder andere Weise sehr persönliche Erfahrungen mit dem Bombardement gemacht haben. Ich hatte drei und finde damit meinen Anteil erledigt zu haben und wäre sehr erleichtert, wenn keine weiteren hinzukämen. Das erste Mal fiel eine Bombe auf die Straße und explodierte 50 Yards von mir entfernt, was ziemlich nahe ist, aber es hat mir weder körperlich noch geistig Schaden zugefügt. Das nächste Mal wählte eine Zeitbombe mein neu eingerichtetes Apartment mit einer Bücherstellage, die Loisel baute, als Ziel aus. Und ich musste das Haus räumen. Es dauerte zwölf Tage, bevor sie in die Höhe ging. Der Schaden war nicht sehr ernst, aber ich zog weg. Dann, als ich bei ein paar Freunden lebte, erwischte es das Nebenhaus. Das ganze Glas und ein wenig Gips flogen herein und ich wurde am Ohr verletzt. Das ist alles, soweit es mich selbst betrifft. Du hast recht, das ist nicht sehr viel, aber mir reicht's. Die allgemeine Situation ist natürlich deutlich ernster und manchmal herzzerreißend. Als ich obdachlos war, habe ich zwei Nächte in den U-Bahn-Schächten verbracht, um mir selbst ein Bild zu machen. Ich bemerkte, dass ich das nicht für längere Zeit ausgehalten hätte. Nicht aus körperlichen Gründen, in der Hinsicht bin ich ziemlich stark, aber aus emotionalen und ideellen. Die, die nun seit mehr als sechs Wochen jede Nacht hinuntergehen, sind subjektiv recht zufrieden. Sie fühlen sich sicher, was mehr oder weniger berechtigt ist. Sie hören nicht, was oben vor sich geht und sie haben Gesellschaft. Aber nach Mitternacht, wenn die Züge nicht mehr durch diesen riesigen Schlafsaal fahren, schlafen die meisten. Und wach bleiben die, die Babys in ihren Armen halten, die unglücklich sind, obdachlos und leidend. Und dann beginnen sie, ihre Geschichten zu erzählen. Bevor ich selbst dorthin unterging, um mir ein Bild zu machen, war ich wütend auf die Regierung, weil sie keine verpflichtende Evakuierung für Mütter und Kinder machten. Nachher wurde mir klar, dass das nicht so einfach ginge. Die meisten weigern sich, aus guten oder schlechten Gründen wegzugehen. Und jetzt bin ich wütend auf die Regierung, weil sie nicht kapieren, dass das, was in den U-Bahn-Schächten geschieht, nicht nur eine große Tragödie und nebenbei gesagt auch eine enorme Gefahr im Fall einer Epidemie ist, sondern auch eine Möglichkeit und eine Chance ist. Jede Nacht sind zwischen einem Viertel und einer halben Million Menschen in den U-Bahn-Schächten, die dort im Durchschnitt elf Stunden ihres Tages verbringen. Sie schlafen vielleicht vier oder fünf Stunden. Erstmals gibt es diese riesige unorganisierte Masse, die Organisation dringend brauchen würde. Aber nichts wird getan, um aus dieser verlorenen Menge Gruppen mit Verantwortlichkeit zu bilden. Es ist eine Schande, wenn diese Gelegenheit ungenützt vorübergeht. Schließlich kann man nicht bloß auf dem Papier für Demokratie kämpfen und jede echte Chance, sie in der Wirklichkeit ein wenig zur Geltung kommen zu lassen, ignorieren. Where in hell can you go Far from the things that you know Far from this sprawl of concrete That keeps crawling its way About a thousand miles a day Take one last look behind Commit this to memory and mind Don't miss this wasteland This terrible place when you leave Keep your heart off your sleeve. Motherland, cradle me. Close my eyes, lullaby me to sleep. Keep me safe, lie with me. Step beside me, don't go. Don't you go. Oh, my five and dime queen, tell me what have you seen? Tell me, what have you seen? The lost, the avarice, the bottomless, the cavernous grief. Is that what you see? Motherland, cradle me. Close my eyes, lullaby me to sleep Keep me safe, lie with me, stay beside me, don't go It's your happiness I want most of all And for that I'll do anything at all Oh, mercy me If you want the best of it Oh, the most of all If there's anything I can do at all Now come on, shotgun bride What makes me envy your life? Faceless, nameless, innocent, blameless and free. What's it like to be here? Motherland, cradle me. Close my eyes, lullaby me to sleep Keep me safe Lie with me Stay beside me Don't go Oh, motherland Cradle me Close my eyes Lullaby me to sleep Keep me safe Lie with me Musik Wir wechseln die Kontinente. 1945, noch vor Kriegsende, reist Jahoda auf einem Truppentransporter von England über Kanada in die USA nach New York. Sie traf dort ihre Mutter, zwei ihrer Geschwister und vor allem die Tochter Lotte wieder. Es wurde mir leicht gemacht, mich in Amerika einzuleben. Ich fühlte mich nie als Fremde. Für die Familie war ich die verlorene Mutter und Tochter, die herz- und magenerwärmend gefeiert wurde. verlorene Mutter und Tochter, die herz- und magenerwärmend gefeiert wurde. Viele alte Freunde aus Wien waren da. Kein Ladenbesitzer erhob je die Stimme, damit die Ausländerin ihn endlich verstand oder kommentierte meinen Akzent, wie es in England selbst heute noch vorkommt. Und ich war entschlossen, mich anzupassen. Schließlich war es diesmal für immer, dachte ich zumindest. Meine erste Stelle bekam ich als Forschungsassistentin bei Max Horkheimer in der Forschungsabteilung des American Jewish Comedy, AJC. Dessen Aufgabe war die Untersuchung des Antisemitismus und anderer Vorurteile. Die Arbeit war befriedigend und frustrierend zugleich. Befriedigend wegen des Themas, weil ich viel lernte und weil ich sympathische und gleichgesinnte Kollegen hatte. Frustrierend, weil Horkheimer an die Spitze der Forschungsabteilung einen unmöglichen Kerl gesetzt hatte, der seine unbestrittene Intelligenz und seine Position dazu ausnutzte, den Boss zu spielen und ein halbes Dutzend Wissenschaftler als seine Untergebenen zu behandeln. hielt ich es nicht mehr aus. Mit Unterstützung meiner Kollegen schrieb ich einen Vermerk für den Vorstand des American Jewish Committee, in dem ich anhand von Beispielen seine Einmischung in die Forschung und seine Versuche zur Demütigung der Mitarbeiter dokumentierte. Horkheimer, der eine Störung seiner Beziehungen zum AJC fürchtete, stellte sich hinter seinen Schützling. Also kündigte ich. Die Lehre, wer die Macht hat, gewinnt meist. Aber der Kampf war gut und anregend. 20 Jahre früher hatte ich ein Gedicht mit den folgenden Zeilen geschrieben. Ihr Götter, nein, so war mein Flehen nicht gemeint. Glaubt ihr, dass mich mein Schicksal drückt? Die Bürde, die mir auferlegt, zu schwer? Mich hat es nur beglückt. Im Vollgefühl meiner stolzen Kraft, die sich allein im Kampf bewährt, wird jedes Hemmnis mir zur Leidenschaft, das meinen Siegeszug durchquert. Ich will nicht jene Schale Glück, das ihr so oft gewährt, mit vollen Händen im Kreise seiner Lieben einst ein leeres Leben zu vollenden. Lachend mich mit dem Teufel schlagen, Sei mein Beruf. Sucht ihr die Last? Ich werde sie ertragen. Jetzt, über 60 Jahre später, sitze ich hier und staune über das arrogante Selbstvertrauen der Jugend. Diese ganze Zeit habe ich gebraucht, um zu lernen, dass es Unrecht und Übel im Leben gibt, die man nicht bekämpfen, die man nur hinnehmen kann. Mancher lernt langsam. Aber die drei Jahre beim AJC hatten auch ihre guten Seiten. Ich fand den Überschwang und die Intensität des amerikanischen Lebens bei der Arbeit wie beim Spiel sehr anregend. Ich reiste im ganzen Land herum, um Vorträge zu halten, an Seminaren und Kongressen teilzunehmen, lernte viele Menschen kennen, meist aber nicht immer Psychologen. Im Sommer gab es den Jones Beach und im Winter Skilaufen und jede Menge Familie und Freunde. Und dann gab es natürlich Lotte. Ich hatte schließlich ein Apartment in New York gemietet und Lotte ein Zimmer eingerichtet, dessen hervorstechendste Merkmale eine Renoir-Reproduktion und ein weißer Teppich waren. Verrückt bei dem New Yorker Schmutz, aber es sah wunderschön aus. Das einzige Problem, unausrottbare Kakerlacken. Ich denke, sie hat lange gebraucht, bis sie mich ganz akzeptieren die Frage, ob sie nach Österreich zurückkehren sollte. Sie diskutierte dieses Thema mit Walter Hacker, den sie im Zusammenhang mit politischen Aktivitäten der Exilsozialisten schon in London kennengelernt hatte. schon in London kennengelernt hatte. Hacker verfügte über gute Verbindungen, exilierte Sozialdemokraten unter Umgehung der bestehenden Reisebeschränkungen nach Wien zu holen. In den Briefen an ihn zeigt sich, dass Jahoder damals eine Rückkehr nach Österreich ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. In ihren Lebenserinnerungen dagegen findet sich dazu nur die knappe Bemerkung, die Frage hätte sich streng genommen gar nicht gestellt. In dem Brief an Hacker ist am Beginn von einem Hilfsplan die Rede. Jahoda organisierte in den Jahren nach dem Krieg Aktionen zur Sendung von Hilfspaketen, vor allem Lebensmittel für notleidende österreichische Familien aus den USA. An die 50 österreichische Familien konnten durch eine Art Patenschaftssystem mit US-Familien unterstützt werden. Eine dieser Aktionen scheiterte. Das ist hier an dieser Stelle gemeint. diese Aktionen scheiterte. Das ist hier an dieser Stelle gemeint. Marie Jahud an Walter Hacker, 20. April 1946. Lieber Walter, hast du mich jemals richtig wütend erlebt? Warte, es wird eine aufschlussreiche Erfahrung für dich. Pass auf! Aber selbst das bedarf einer sachlichen Einführung ich habe gerade erfahren dass mein hilfsplan nicht akzeptiert wurde das bedeutet ich kann nicht auf besuch kommen ob ich überhaupt für immer kommen werde habe ich noch nicht entschieden was meine wut auslöste sind die argumumente, die du ins Treffen führst, damit ich komme. Kannst du mir erklären, welchen politischen Wert es für die Partei hätte, wenn ich käme? Du sagst, selbst das Niveau ist das von Broadhurst Gardens. Ich will keine Nationalratsabgeordnete werden, bloß um eine zu sein. Oder Österreich in England vertreten, wenn ich das, was in Österreich passiert, nicht wirklich vertreten kann. Ich habe auch keine Lust, hungrig und frustriert zu sein, um den persönlichen Ruhm zu erwerben, hungrig und frustriert zu sein. Du kennst mich gut genug und ich muss dir nicht erklären, dass mir ungünstige Arbeits- und Lebensumstände nichts ausmachen. Aber ich lehne es ab, solche zum Selbstzweck zu machen. Ich bin mir sicher, du kannst, was du geschrieben hast, nicht wirklich ernst gemeint haben. Wenn ich zurückkomme, bedeutet das für mich sehr viel. Ich habe keine Staatsbürgerschaft, was bedeutet, dass ich nicht wieder rauskomme, falls das nötig werden sollte? Ich müsste Lotte aufgeben. Und ich müsste meinen echten Beruf, die Sozialwissenschaften, aufgeben. Ich wäre weder bereit, das, was ich über Russland denke und fühle, aufzugeben, noch das, was ich über Kruzifixe in österreichischen Schulen denke und fühle. Das heißt, ich muss die Menge an Scherereien abschätzen, in die ich mich begeben würde. Angesichts all dessen will ich kommen. Zum Teil, weil ich Amerika unerträglich finde. Zum Teil, weil ich die Idee noch nicht verabschiedet habe, dass ich etwas Nützliches tun könnte. Würdest du mir helfen, herauszufinden, was das sein könnte, wäre das weitaus hilfreicher, als mich anzubrüllen. Well, I won't back down No, I won't back down You can stand me up at the gates of hell But I won't back down Gonna stay on my ground Won't be turned around And I'll keep this world from dragging me down Gonna stay on my ground And I won't back down Hey, baby down Hey baby There ain't no easy way out Hey now I will stand my ground And I won't back down Well, I know what's right I got just one life In a world that keeps on pushing me around but I'll stand my ground and I won't back down Hey baby Hey, baby There ain't no easy way out Hey, and I I will stand my ground And I won't back down No, I won't back down No, I won't back down Wir wechseln nun die Erzählperspektive und lassen Lotte Berlin, die Tochter Jahudas, sprechen. Sie reflektiert in ihrem Essay am exemplarischen Beispiel der Frauen in der eigenen Familie den historischen Wandel weiblicher Lebenswege. weiblicher Lebenswege. Berlin beschreibt dabei vier Generationen. Ihre Großmütter Betty Jahoda und Sophie Lazarsfeld, ihre Mutter Marie sich selbst und ihre Schwiegertochter Rebecca Tannenbaum als dritte und vierte Generation. Die Fragestellung, unter der sie die vier Generationen von Frauen in den Blick nimmt, ist eine, die seit den 1970er Jahren Thema der Geschlechterforschung ist. Wie steht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Welche Konsequenzen haben Frauen zu tragen, wenn sie die häusliche Sphäre des familiären Umfelds verlassen und sich mit ihren Fähigkeiten in Bereichen des wirtschaftlichen oder öffentlichen Lebens zu profilieren versuchen? Lotte Bellin ist Sozialpsychologin an der Sloan School of Management am MIT in Cambridge, Massachusetts. Seit den 1970er Jahren forscht sie zur Entwicklung zu Problemen weiblicher Berufslaufbahnen. Für diesen Abend haben wir einen Auszug aus diesem Essay ausgewählt, in dem sie einerseits Marie-J Jahuda, also ihre Mutter, beschreibt und zweitens auch die frauenpolitische Bedeutung der älteren Generationen anspricht, der auch Jahuda zugehörte. Meine Mutter ist in ihrem Elternhaus in einer liberalen Atmosphäre aufgewachsen und hatte eine offene und ihre Kindheit und Entwicklung fördernde Kindheit. Sie wurde von den Reformträumen der sozialdemokratischen Bewegung, die die Welt verändern wollte, mitgerissen. Obwohl sie behauptet, ihr Leben sei sehr zufallsbestimmt, größtenteils als Reaktion auf äußere Ereignisse verlaufen, zeigte sich die grundlegende Haltung meiner Mutter gegenüber der Welt schon früh. Sie akzeptierte nichts, weigerte sich, sich an Traditionen zu halten und beteiligte sich mit Begeisterung an den reformerischen Kämpfen ihrer Zeit. Begeisterung an den reformerischen Kämpfen ihrer Zeit. Als Kind war sie einmal davor gewarnt worden, ihre Hand in den Rachen eines großen steinernen Löwen zu stecken, der auf der Treppe ihres Wohnhauses stand, weil der Löwe sie dann beißen könne. Unter großer Angst und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Mutter für den Fall zur Hand war, dass sie gerettet werden musste, dass ihre Mutter für den Fall zur Hand war, dass sie gerettet werden musste, steckte sie ihre Hand hinein, um selbst herauszufinden, ob dies stimmte oder nicht. In einem ähnlichen Experiment testete sie die Existenz Gottes, wobei sie wachsam abwartete, ob sie von einem Blitz der zornigen Gottheit getroffen würde, nachdem sie ein Schimpfwort gegen sie ausgestoßen hatte. Ihr junges Erwachsenenalter verbrachte sie teils mit der sozialdemokratischen Jugendbewegung, in der sie Sommerlager und Schulen für Mädchen und Jungen leitete, teils mit ihrem Studium an der Universität im Psychologischen Institut Karl Bühlers und seiner herrischen, aber begabten Frau Charlotte und teils auch mit ihrer Mitarbeit in der Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle. In deren Rahmen entstand die Arbeitslosen von Marienthal, die auch heute noch berühmte Studie über die sozialen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit in einem österreichischen Dorf. Sowohl diese Studie, deren Hauptautorin sie war, als auch ihre führende Rolle in der sozialdemokratischen Jugendbewegung führten zu ihrer ersten Ehe und zu meiner Geburt. Und obwohl diese Ehe nicht lange hielt, blieb sie mit meinem Vater sein Leben lang befreundet. Die Frauen dieser Generation, meine Mutter und die zwei weiteren Ehefrauen meines Vaters, die über all die Bildungsmöglichkeiten verfügten, die der Generation meiner Großmütter fehlten, meiner Großmütter fehlten, trugen dazu bei, jene Unterstützung für Frauen zu institutionalisieren, die ihre Vorgängerinnen nie erhalten hatten. Keine von ihnen, da bin ich mir sicher, fühlte sich diskriminiert, weil sie Frauen waren oder hatte das Gefühl, dass sie eine besondere Förderung benötigen. Aber obwohl sie fraglos davon ausgingen, dass sie häusliche Pflichten hatten, war ihr Familienleben bruchstückhaft, unterbrochen, unvollständig und nur mit der Hilfe anderer zu bewältigen. Ich wuchs unter dem Eindruck ihres beruflichen Erfolgs auf und ging davon aus, dass die Einschränkungen ihres Familienlebens persönlichen Wechselfällen entsprangen, die ich vermeiden würde. Es war klar, dass ich in dieser Familie nicht überleben konnte, wenn ich keine berufliche Laufbahn einschlagen würde. Aber damit war keine Anstrengung verbunden. Ich kann mich nicht erinnern, jemals viel darüber nachgedacht zu haben. College und Doktoratstudium waren vorprogrammiert und würden, so nahm ich an, zu einem Leben mit beruflicher Arbeit in Verbindung mit einer Familie führen. Allerdings hatte ich in diesem Bereich größere Ziele, da ich hoffte, vier Kinder auf die Welt zu bringen, die zusammen ein Streichquartett hätten bilden können. Diese Erwartungen blieben bis zum Abschluss meines Studiums lebendig, obwohl es auf dem Weg dorthin Anzeichen für Probleme gab, die einen aufmerksameren Menschen vielleicht gewarnt hätten. Die vierte Generation, die unserer Töchter, ist mit anderen Erwartungen aufgewachsen. Sie sind rechtlich, institutionell und ideologisch handlungsfähiger und leben in einem anderen wirtschaftlichen Klima. Mit ihrer Erwartung, alles unter einem Hut zu bringen, haben sie eine ganze Reihe neuer Probleme sichtbar gemacht. Ihre Karrieremöglichkeiten stehen offen und werden sogar durch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die öffentliche Politik forciert. Aber auch diese Möglichkeiten beruhen immer noch auf der Vorstellung vom Arbeitnehmer, der keine andere Verantwortung wahrnimmt als die, die sich aus den Beschäftigungsverhältnissen ergibt. Solange diese Voraussetzung bestehen bleibt, die immer noch grundlegend bestimmt, worin Erfolg besteht und wie er zu messen ist, wird es für Frauen und zunehmend auch für Männer schwierig sein, die Spannungen in ihren komplizierten Lebenszusammenhängen abzubauen und nicht nur an einer befriedigenden Berufsarbeit, sondern auch an den Angelegenheiten ihrer Familien und Gemeinschaften teilzuhaben. Es ist nun an der Zeit, den Blick von einzelnen Frauen und den von ihnen gestalteten Lebenswegen auf die Strukturen der Arbeit selbst und auf die institutionellen, gesellschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen zu richten, die ihnen zugrunde liegen. Marie Jahudach war vieles zugleich. Und sie schaffte es, trotz unterschiedlicher hoher Selbstansprüche über ein langes Leben hinweg, diejenige zu bleiben, die Freunde, Freundinnen, Genossen, Kollegen stets die Mitzi nannten. Und diese Mitzi hat sich immer wieder mit dem Teufel geschlagen. Nicht aus Prinzip, sondern dann, wenn es notwendig war. Nicht aus Prinzip, sondern dann, wenn es notwendig war. Bei ihren wechselnden Lebensumständen zwischen Kulturen und Kontinenten, bei den historischen Brüchen, die das 20. Jahrhundert ihr zugemutet haben, ist es ihr mehr als einmal so ergangen, dass sie Unrecht und Übel getroffen hat. Und zwar Unrecht, das man nicht hinnehmen musste, bei dem es sich zu kämpfen lohnte. Eines ihrer großen Themen in ihrer Forschungsarbeit war die soziale Bedeutung von Erwerbsarbeit. Jahudah betonte schon vor Jahrzehnten die integrative Bedeutung und den Horizont erweiternde Funktion von Arbeit. Nicht nur die Arbeitslosen, auch Frauen, die nur im Haushalt und bei ihren Kindern sind, fehlt diese Funktion der Arbeit in ihrem Leben. Die Jüngeren sehen in der Arbeit nicht mehr nur die Notwendigkeit, sich ein Einkommen zu verdienen. Es ist bemerkenswert, dass Lotte Berlin, die Tochter, in ihrer Forschung eine ähnliche Frage aufgreift. Auch sie sieht ein Problem in den überkommenen Strukturen der Erwerbsarbeit und fordert Verhältnisse, in denen Frauen und Männer sich sowohl um gemeinschaftliche Dinge kümmern, als auch im Beruf engagieren können. Marie Jahuda war streitbar als Sozialwissenschaftlerin. Sie war nicht feig und nicht konformistisch gegenüber autoritativen Entwicklungen. Sie war, auch wenn man es zu ihrer Zeit vom Feminismus noch nicht sprach, in ihrem praktischen Leben eine Vorkämpferin für die Rechte von Frauen. Und Ähnliches können wir von Lotte Berlin sagen. Beiden Frauen ging es um die Teilhabe, nicht um die Teilhabe, weniger Frauen an Positionen und Privilegien in einer grundlegend ungerechten Gesellschaft. und Privilegien in einer grundlegend ungerechten Gesellschaft. Ihnen geht es um die Abschaffung von Privilegien, auch des Privilegs des Geschlechts. Hören wir abschließend ein Gedicht zum Lebensgefühl von Frauen, das Jahoda schon um 1930 verfasste und das immer noch aktuell ist. Darüber lohnt es sich nachzudenken. Inger Lünsch hat es für uns verdammt. Wir Frauen von heute sind lebensfroh und lassen die Alten sich grämen. Wir zeigen den anderen, es geht auch so. Man braucht sich nicht mehr zu schämen. Wir Frauen von heute sind arbeitsgewohnt. heute sind arbeitsgewohnt und nehmen wie es kommt das Leben. Was nützt es schließlich, wenn man sich schont? Dann lebt man nicht ganz nur daneben. Wir Frauen von heute gehen doch auf die Straße, auch wenn es regnet. Nur leider sind wir allzu oft Männern von gestern begegnet. Nur leider sind wir allzu oft Männern von gestern begegnet.