The Thank you. Damit herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen. Mein Name ist Philipp und heute reden wir über den Film 17 Kilometer, welcher auf dem Filmfestival Crossing Europe zu sehen war. Das mache ich natürlich nicht alleine, denn unser heutiger Gast ist der Regisseur des Filmes, Harald Hund. Herzlich willkommen. Danke sehr. Ihr Film wurde als Experimentalfilm jetzt kategorisiert. Deshalb würde ich mal als Einstieg vorschlagen, Sie erklären ja selbst, um was es in diesem Film geht, bevor ich da vielleicht zu viel reininterpretiere oder Quatsch erzähle. Okay, also der Titel 17 Kilometer verweist auf die Gesamtstrecke der Autobahn, die in Österreich tatsächlich während der NS-Zeit gebaut wurde. Ich bin eben auf diese Zahl gestoßen, auch im Zuge von Recherchen, sozusagen. Das hat mich interessiert und das ist wenig bekannt. Deswegen sozusagen war mir das auch ein Anliegen, das so in der Öffentlichkeit so ein bisschen bekannter zu machen. Das war halt so eine totale PR-Leistung von den Nazis, muss man sagen. Und viele alte Menschen oder auch Leute aus dem rechten Spektrum, die führen die Autobahn immer noch als Glanzleistung der Hitler-Ära an. Und das relativiert sich immer ziemlich, muss ich sagen, mit dieser sehr kümmerlichen Strecke von 17 Kilometern. Warum ich diesen Titel auch verwendet habe, ist, weil das Projekt beruht eigentlich auf einem Zufall. Also ich bin da in der Nähe von Sattel vorbeigekommen beim Bauwerk, kann man sagen, so Brückenpfeiler aus Beton und das hat sich herausgestellt, also da gibt es dann auch ein Informationsschild daneben von der ASFINAG. Das hat sich herausgestellt als quasi Teil der sogenannten Hitler-Autobahn. Das heißt, da wurden Brückenpfeiler gebaut, keine 100 Meter von der aktuellen Trasse der A1, der Westautobahn. Und das war so die Initialzündung für dieses Projekt. Und anfangs habe ich mich so umgeschaut, eben noch nach mehr Resten von der Autobahn, bin aber dann eigentlich umgeschwenkt auf so architektonische Reste aus der NS-Zeit und habe da eben auch so eine Metapher verfolgt sozusagen. Es geht ja nicht nur um die Vergangenheit in dem Film, also ganz und gar nicht, es geht eigentlich um einen Bezug zur Gegenwart oder zur jüngeren Vergangenheit. Und wir hatten ja eine türkisblaue Regierung und auf die spielt quasi der Film auch an, beziehungsweise das betrifft den Staat und türkisblau oder schwarzblau, oder wie man es auch immer nennt, die Farbenlehre ist jetzt nicht mehr ganz so eindeutig. Ich fand es auch erschreckend, während der Ära kurz war, welcher Rechtsruck stattgefunden hat und wie das der Herr Kurz eigentlich bedient hat, schon im Wahlkampf und jegliche Diskussion, egal worum es gegangen ist, hat ja eigentlich immer auf die Flüchtlingsthematik gelenkt und war 2015, als die Flüchtlingskrise begann, sozusagen war die noch eher von Solidarität der Bevölkerung geprägt. So ist die Stimmung 2017 ziemlich umgeschlagen und er hat das eigentlich sehr bedient oder er hat das auch noch sehr gefördert, muss man sagen, und das hat ihm heute auch einen ziemlichen Wahlerfolg beschert. Und auf das, auf diese jüngere Vergangenheit geht der Film auch ein und zwar mit Schminke, das heißt die Protagonisten, drei Protagonisten sind SS-Soldaten, die haben blaue Augen und türkise Lippen. Ich und meine Kollegin haben uns den Film angesehen. Wir haben uns natürlich beide gefragt, woher genau das Make-up kam. Ich dachte, ich hatte eher im Sinn, dass das so eine Art Geister sein sollen, die noch immer rumspuken in den alten Gemeinden. Und sie hat da gedacht, es erinnert sich irgendwie so ein bisschen auch an traurige Clowns, deshalb auch dieses blaue, dieses eher dunklere Make-up. Genau, also sozusagen die Grundidee war eben dieser blaue Blick und mit türkischem Mund, dieser Eingehen auf diese PR-Politik, die da betrieben wurde, die ja sonst eigentlich weitgehend inhaltslos war, außer die Hetze gegen Immigranten und gegen Flüchtlinge. Und Geister ist sehr richtig, auch der Aspekt der Clowns spielt hier auch mit. Also vor allem auch beim SS-Offizier, weil wie sich der gebärdet, ist ja eigentlich auch ziemlich lächerlich. Die Szenen mit dem, wo der sich so produziert, sozusagen die verweisen eben auch auf die, ich würde schon sagen, persönliche und psychische Verfasstheit von vielen Führungsfiguren, aktuelle Führungsfiguren oder auch aus der jüngeren Vergangenheit oder manche kommen auch wieder zurück oder wird befürchtet, dass die zurückkommen. Und sozusagen, ich habe so eine Metapher verfolgt, der Film wurde ausschließlich bei Bauwerken aus der NS-Zeit gedreht. Also Ebensee zum Beispiel gab es da, Zipf an einem Bunker. Ich bin auch nach St. Valentin gefahren. Dort war das Nibelungenwerk. Das war das zweitgrößte Panzerwerk eigentlich während der NS-Zeit. Panzerwerk eigentlich während der NS-Zeit. Und sozusagen habe da so architektonische Spuren ausgeforscht, auch mit Hilfe einer Website und habe dort Szenen inszeniert und die Metapher dahinter war eben so, wie die Nazis ihre Spuren in der Landschaft hinterlassen haben, so auch in den Köpfen der Bevölkerung. Das heißt, was ist jetzt eigentlich genau die wirkliche Story von dem Film? Weil wir reden hier jetzt viel über Symbolik, weil der Film eben auch sehr symbolisch aufgebaut ist. Würden Sie denn die wirkliche Story beschreiben, die wirkliche Handlung von dem Film? Nein, gibt es nicht. Es gibt eine zeitgenössische Klammer, die geht ein auf Skandale in Oberösterreich und Niederösterreich eigentlich, hauptsächlich in Oberösterreich, so die Verzahnung zwischen Industrie, Wirtschaft und Politik zum Beispiel. Da geht es um die Förderung eines sogenannten Museums, das aber eigentlich nicht als, ich nenne jetzt keine Namen, das jetzt eigentlich nicht als Museum gewertet werden kann, sondern eher als Showroom für Motorräder zum Beispiel. Und da geht es auch um den Hauptkonsoren des Wahlkampfes von Herrn Kurz. des Wahlkampfes von Herrn Kurz. Und das sozusagen bildet die zeitgenössische Klammer. Und die anderen Szenen sind inszeniert, die verfolgen schon so ein bisschen so einen zeitlichen Bogen. Narration eher nicht, aber es entwickelt sich so ein bisschen logisch. Naja, eins aus dem anderen. Dass ich jetzt auch mal aus meiner Perspektive als Zuseher sehe, ich habe den Film so empfunden, als sie haben sehr viele Ideen um dieses grundsätzliche Thema herum und sie machen jetzt zu allen diesen Ideen so kurze Szenen, so kurze Choreografien und Schaustücke und für mich war das immer wie eine Art Puzzle, das ich dann zusammensetzen muss, dass ich dann verstehe, was die Symbolik dahinter ist. Das ist halt mit Experimentalfilmen lässt man natürlich mehr Interpretationsspielraum vermutlich auch über. dass ich dann verstehe, was die Symbolik dahinter ist. Das ist halt mit Experimentalfilmen, lässt man natürlich mehr Interpretationsspielraum vermutlich auch über. So ist es. Mir war das eben, fand das eben auch interessant, wie kann man mit Symbolen und Metaphern arbeiten. Also Metaphern sind immer ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Und hier auch, ich wollte jetzt keine Dokumentation machen über die NS-Zeit, da gibt es ja wirklich Hunderte oder Tausende, werden auch immer noch gemacht. Ich dachte mir auch nie, dass ich mich in diese Ecke verirren werde, aber ich muss sagen, der Rechtsruck in der Politik, der hat mich dazu gebracht. Und fand also die Ära kurz wirklich äußerst bedenklich, muss ich sagen. Also Sie haben da wohl sehr viele Parallelen zwischen der Jetztzeit und wie es damals war gesehen und darum geht eben diese moderne Klammer mit einem Motorradfahrer um diese zentrale Geschichte aus der damaligen Zeit von diesen Offizieren. Auch so in die Jetztzeit zu holen sozusagen und auch das zu verweisen, okay, das sieht zwar historisch aus, also abgesehen von der Maske, die sieht da eher aus, irgendwie ein Clown oder wie der Joker oder sowas, das geht ein bisschen in die Richtung, die macht es in die Zeit genössisch, wie wohl es natürlich auch im deutschen Expressionismus gab es auch Schminke oder sowas, was auch interessant ist. Und ich mache auch so Assoziationen, so filmgeschichtliche. Es gibt so regelrechte Stummfilmsequenzen auch, so kurze, da ist überhaupt kein Ton oder klingt nur ganz wenig an. Dann ist der Film auch sehr expressiv farbkorrigiert, muss man auch sagen, in Richtung Super 8. Und das spielt wieder an auf die ersten Farbfilme, die wir aus der Geschichte kennen. Und das sind eigentlich meistens Filme aus der NS-Zeit. Also die Filme vom Berghof, die 8mm-Filme von der Eva Braun, vom Hitler, die sind bereits in Farbe und das sind eine der frühesten Filmmaterialien, die in Farbe gedreht wurden. Es gibt auch Aufmärsche, die gibt es, die in Farbe gedreht wurden. Es gibt auch, was ich so aufmärsche, gibt es manchmal auch in Farbe. Sozusagen die technische Entwicklung war da schon so weit und davor gab es eigentlich nur handkolorierte Filme, wenn die in Farbe waren. Und sozusagen diesen Film auf diesen Look zu trimmen, sollte diese Assoziation wecken und aber auch so ein bisschen so die He, sollte diese Assoziation wecken. Und aber auch so ein bisschen die Heimatfilm-Assoziation. Also viele Menschen früher, vor Home-Video gab es die 8mm-Filme oder Super-8-Filme, die Familienväter von ihren Familien geschossen haben, immer vor schöner Bergkulisse etc. oder vor einem See und so. Und das sollte auch so anklingen, also es soll auch so ein bisschen so ein Anti-Heimat-Film sein. Okay, da komme ich dann auch gleich auf, eigentlich auf Musik zu sprechen, weil das war, was mir noch aufgefallen ist. Sind diese Musikstücke wirklich original aus dieser Zeit damals oder haben Sie da einiges eigenes komponiert? Es sind drei Stücke, die Stücke sind aus den 40er Jahren, tatsächlich. Und andere Musik ist zeitgenössisch, sozusagen. Es gibt elektronische Musik, zum Beispiel von einem Wiener Musiker italienischen Ursprungs, namens Giuseppe Leonardi. Dann habe ich ein Stück von einem iranischen, also persischen, wie er sich vielleicht nennen würde, Komponisten eingebaut. Also es ist eine Mischung aus zeitgenössischer elektronischer Musik und Musik aus den 40er Jahren. Also ich mache das eigentlich oft, dass ich mir für jedes neues Projekt eine völlig neue Umsetzung überlege. Und ich hatte noch nie mit Choreografie gearbeitet. Und es war aber die Anfangsidee, war eigentlich quasi tänzerischer. Nur Bewegung sozusagen eben, die dort bei diesem Ort ins Athlet stattfinden sollte. Und aus dem heraus hat sich das entwickelt, dass es relativ wenig Dialog gibt. Es gibt ein bisschen Sprache, die verflüchtigt sich aber dann auch, eigentlich muss man sagen, so ab Mitte des Films oder am letzten Drittel. Ziemlich am Schluss gibt es ja dann auch noch so Aufnahmen von so Mitgliedern eines Turnvereins. Und das ist dann eben auch so ganz interessant, die körperliche Ertüchtigung bei den Nazis war ja ganz wichtig. Und die wird ja immer noch, da gibt es ja auch einen Turnverein in Österreich, das ist schon seit, ich weiß nicht, wie lange es schon gibt oder sowas, die so diesem Turnvater Jan anhängen. Die gibt es immer noch. Und die verführen da im Film auch so Bewegungen, die alle choreografiert sind. Das geht entweder zurück auf so Sportübungen, tatsächlich banal wie gestützt quasi, Handstand oder sowas, Ratschlagen, bis zu esoterischen Bewehungen von den Frauen, die sind angelehnt an Olympia von der Leni Riefenstahl. Das heißt, wie schwer würden Sie jetzt insgesamt das Projekt bewerten? Wie schwer wäre es insgesamt, den Film auf die Beine zu stellen, jetzt vor allem mit Blick auf Österreich? Nicht so schwer eigentlich, muss ich sagen. Also ich schien da auch den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Das wurde auch erkannt sozusagen, dass das Projekt wichtig ist, auch von den Förderanstalten. Und was mich auch sehr positiv überrascht hat, war dann, also ich habe nicht mit besonderer Offenheit gerechnet in der Bevölkerung oder sowas, sich mit dem Thema noch auseinanderzusetzen. Und ich kenne sozusagen auch noch von meiner Elterngeneration und von den Großeltern, also die wollten irgendwie eigentlich nicht mehr viel wissen von dem Ganzen, von dem Zweiten Weltkrieg und von den Gräueln. Und das war eben auch so die Politik nach dem Zweiten Weltkrieg, da ging es um Wiederaufbau und besser nicht mehr genau hinschauen oder sowas. Also ich habe da mitgekriegt eigentlich, so wie ich aufgewachsen bin, dass da Leute genervt sind von dieser ganzen Thematik und das einfach nicht mehr hören können. Überrascht mich auch nicht so sehr, muss ich sagen. Man möchte irgendwann auch mal Dinge hinter sich lassen. Und aber, ich muss sagen, da echt so interessanterweise, also in Ternberg beim Kraftwerk, also die Nazis haben begonnen, vier Einskraftwerke zu bauen. Keines ist fertig geworden. Das Größte oder eines der Größten ist wohl Ternberg. Und die waren wirklich unglaublich freundlich und setzten sich offensiv mit ihrer Geschichte auseinander. Und dass wir dort drehen durften, war einfach extremes Hingegenkommen. Die waren wahnsinnig nett. Also ich bin da nicht auf so große Widerstände gestoßen, was mich extrem gefreut hat. Schon manchmal auf Bedenken natürlich und so, aber eigentlich waren die Erfahrungen in dieser Hinsicht total positiv. Ich würde auch gern den Film mehr zeigen, auch in Kinos in Oberösterreich oder auch Niederösterreich und wird zu Publikumsgesprächen einladen. Und genau, Film ist ja einfach oft also wirklich Startpunkt für Diskussionen oder so. Also das ist ja wirklich bei Filmscreenings und bei den Filmfestivals wie beim Crossing Europe in Linz sozusagen auch sehr interessant, dass man eben nach der Präsentation eines Films sehr interessante Diskussionen haben kann, neue Dinge erfährt. Also die Menschen, sozusagen, die erfahren die Hintergründe des Films, erfahren Dinge, die sie nicht wussten und bringen Dinge vor, die ich nicht wusste. Ja, also ich konnte leider beim Crossing Europe nicht so viel dabei sein, wie ich wollte, aber genau deshalb bin ich jetzt umso froher, dass wir jetzt noch alles nachholen konnten und aus diesem Grund, ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen. Danke, danke auch für das Interview, danke für das Interview. Vielen Dank, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, Harald Hund, Regisseur von 17 Kilometer, Dankeschön. Danke sehr. 17 Kilometer. Dankeschön. Dankeschön.