Wie ist die Situationprechen der österreichischen Volkspartei, haben Gerhard Ruiz und ich versucht, durch eine Hymnendebatte einen Brückenschlag zu machen zwischen den Kontinuitäten der Grauslichkeit und der Gegenwart. Ich habe mich mit der Salzburger Landeshymne beschäftigt, habe ja vor 30 Jahren auch Franz Stelzhammer zum ersten Mal in anderen Persönlichkeitsnuancen vorgeführt und habe mich jetzt mit dem Komponisten der Salzburger Hymne Ernst Sompäck beschäftigt gehabt, der unter anderem als glühender Nationalsozialist für das Salzburger Glockenspiel das Horst-Wessel-Lied eingerichtet hat und habe da einen Beifang gemacht, denn einer der besten Freunde Ernst Sompax, der auch eine Straße selbstverständlich in Salzburg nach wie vor hat, ist der Held dieser kurzen Geschichte, die ich Ihnen vortrage und die hat den merkwürdigen Titel der aller Ehrenwerte Ringstraßenbaumschmücker. Laut Wikipedia Stand März 2024 gibt es im Moment nur einen einzigen Braunauer Ehrenbürger, den Komponisten Josef Reiter. 1862 in Braunau geboren, hat Reiter der Welt eine große Anzahl von Werken hinterlassen, etwa die Opern Klopstock in Zürich, der Tell und die Adolf-Hitler-gewidmete Goethe-Sinfonie. Worin besteht nun die Einzigartigkeit dieses Mannes, die ihn offenbar über alles stellt, die sich je um die Stadt verdient gemacht haben? Darin, dass er schon in den 1920ern fanatisches illegales Mitglied der NSDAP ist, dass er 1927 schreibt, und ich zitiere, Wenn ich ein Zauberer wäre, würde ich morgen früh an der Spitze von 200.000 Mann in Wien stehen. Mittags wären dann schon alle Ringstraßenbäume mit aufgehängten Juden und deren Regierungsöldlingen geschmückt. Und für den Pöbel würde die Prügelstrafe eingeführt. Ja, wann, wann, wann wird sich das deutsche Volk auf sich selbst besinnen und seine wahren Feinde erkennen, Gott bessere es aber bald. Zitat Ende. Man mag es kaum glauben, aber die NS-Presse druckt dieses Zitat 1939 unmittelbar nach dem Tod des alten Kämpfers in Würdigung seiner strammen Gesinnung im handschriftlichen Faximile ab. Schlängelt sich die lange Josef-Reiter-Straße womöglich bis heute durch Braunau, weil Adolf Hitler ihn und sein Werk verehrt, sich aus seinen privaten Mitteln gar eine monatliche finanzielle Zuwendung an Reiter abzwackt, weil der unerträglich radikale Nazi 1933 in Österreich ausgebürgert wird und heim ins Reich geht, wo er zu den Privilegierten gehört, die bei Hitler auf dem Obersalzberg zu Gast sein dürfen, weil selbst Goebbels kleinlaut wird, wenn Reiter sich bei ihm heftig beschwert, nicht so häufig aufgeführt zu werden, wie es seiner Bedeutung entspräche, worauf sich der Propagandaminister 1936 persönlich für ihn einzusetzen verspricht. Verdankter Ehrenbürgerschaft und Straßenbenennung vielleicht im großen Spektakel der Aufführung seines symphonischen Festmarsches, ein Volk, ein Reich, ein Führer des Festgesangs an den Führer des deutschen Volkes in Braunau auf dem Adolf-Hitler-Platz vor dem Salzburger Tor unter der Leitung des Nazikomponisten der Salzburger Landeshymne Ernst Zompek, wofür eine Sängerschaft von 600 Leuten und das bekannte Mozarteum-Orchester angekarrt werden, um den Führerharfen umspült, nur wenige Wochen vor dem Novemberpogrom gegen die Juden so zu charakterisieren, wie pocht sein Herz so warm, wie ist sein Sinn so mild. Die Ehrenbürgerschaft von Braunau wird Josef Reiter schon 1925 zuteil, aber seine Straße erhält er sage und schreibe erst im Oktober 1945, als der berühmte Kampfflieger und NS-Parteigenosse Ernst Udet die Seine verliert. Im Oktober 1945, obwohl alle noch wissen müssen, wes furchtbaren Geistes Kind Reiter war, wie formuliert es die Neuwarte am Inn 1938 so schön, wenn sie ihn direkt adressiert, ihre Melodien haben die Herzen aufgerissen für die Lehren unseres Führers, wie wahr. Im November 2012 lehnt der Kulturausschuss der Stadtgemeinde Braunau die Umbenennung der Josef-Reiter-Straße, übrigens ebenso einstimmig, ÖVP, SPÖ, FPÖ und Grüne, ab wie die Anbringung einer erläuternden Zusatztafel und begründet dies ernsthaft mit seinem Tod im Juni 1939 noch vor Ausbruch des Krieges und damit, dass der Komponist auf dem Wiener Zentralfriedhof nach wie vor in einem Ehrengrab ruhe. Letzteres stimmte freilich nicht, besser gesagt, das Ehrengrab war schon viele Jahre zuvor aberkannt worden. Man hätte sich zur Unterstützung der eigenen Halsstarrigkeit besser auf die Stadt Salzburg beziehen sollen, die Josef Reiter seine Ehrenbürgerschaft erst 2014 entzog. Wenn heute rundherum wieder einmal alle Dämme brechen, zu brechen drohen, wäre es gerade in Braunau hoch an der Zeit, wenigstens die sogenannten Altlasten abzuschütteln. Schluss mit lustig, der Gemeinderat von Braunau ist aufgefordert, sich seiner Verantwortung zu stellen. zu stellen. Unmittelbar nach dieser meiner öffentlichen Aufforderung in der Tagespresse letzten November erklärte Braunhausbürgermeister Weidbacher im ORF Fernsehen, gleich zu Jahresbeginn 2024 werde beides erledigt werden, die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Reiters und die Aberkennung der entsprechenden Straßenbenennung. Wer jetzt im März bei der Stadtgemeinde anfragt, erhält die Auskunft. Man habe die Sache Reiter inzwischen in ein Forschungsprojekt integriert, das in diesem und anderen Fällen Grundlagen für konkrete Maßnahmen liefern werde, etwa das Anbringen von Zusatztafeln oder Aberkennungen von Ehrungen. Das Forschungsprojekt soll möglichst bis zum Sommer 2024 abgeschlossen sein. Die Mühlen mahlen also weiter langsam, sehr langsam. Kann also gut sein, dass die Josef-Reiter-Straße ihr 80. Benennungsjubiläum im Oktober nächsten Jahres noch erleben wird. Welche Bundesregierung wir dann wohl haben werden, Ich danke Ihnen.