Die Zilli schießt, den super Titel haben wir dann gleich genommen für unsere große Lesung, die wir im Phoenix Theater gemacht haben. Und in dem Zusammenhang haben wir wieder einen Erden. Da bin ich doch natürlich ein Dr. Wenninger einladender Rinds. Vielleicht klappt es ja, dass er kommt. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. Ich freue mich sehr, dass Sie da sind. Herzlich willkommen. Vielen Dank. Ich freue mich sehr, dass Sie da sind. Herzlich willkommen. Vielen Dank. Vielen lieben Dank für die freundliche Vorstellung, für die Einladung. Ich hoffe, ich enttäusche Ihre Erwartungen nicht. Was kommt auf Sie zu? Ich würde ungefähr 50 bis 55 Minuten sprechen. Und den ersten Teil des Vortrags würde ich darauf verwenden, das quasi das größere Bild aufzuspannen. Also in was für einem Umfeld bewegen sich Frauen, wenn sie in den Februarkämpfen aktiv werden. Eine wesentliche Rolle spielt ja, dass da zumindest Teile von paramilitärischen Formationen aufeinanderprallen. Was für eine Rolle haben Frauen in diesen Formationen? Das wird uns als erstes beschäftigen. Als zweites wird uns beschäftigen die Frage, wie haben sich denn beide Seiten gedacht, dass die Rolle von Frauen aussehen würde. dass die Rolle von Frauen aussehen würde. Das ist ja in einem Bürgerkrieg nicht ganz irrelevant, was die Hälfte der Bevölkerung macht und wie hat man sich das vorgestellt, was soll sie machen. Und dann würde ich gerne exemplarisch an drei Beispielen Aktivitätsmuster von Frauen in den Auseinandersetzungen zwischen dem 12. und dem 15. Februar thematisieren. Wenn es Fragen gibt oder zwischendrin ich mich unverständlich ausdrücke, dann bitte halten Sie sich nicht zurück, fahren Sie dazwischen. Es gibt keine blöden Fragen, es gibt nur schlechte Vorträge. Vorträge. Fangen wir bei dem Punkt an, von dem jetzt gerade die Rede war, bei der Geschichtsschreibung. Warum verschwinden Frauen eigentlich, obwohl sie im Zeitungen vom 13. und 14. Februar, finden sich noch verschiedentlich Hinweise auf die Beteiligung von Frauen an den Auseinandersetzungen. So wird zum Beispiel berichtet, dass Bundesheer und Polizei beim Vordringen in einen Wiener Gemeindebau im 12. Bezirk von Frauen, Kindern und Schutzbündlern bekämpft worden seien. Auch in seiner wenige Wochen nach den Februarkämpfen erarbeiteten Darstellung der Kämpfe, erwähnt Julius Deutsch, der militärische Leiter des Republikanischen Schutzbundes, dass Frauen mitgekämpft hätten an der Seite ihrer Männer. Das nimmt er zum Beleg dafür, dass das nicht ein Aufstand von einigen wenigen war, sondern der Aufstand der gesamten Arbeiterschaft, die da Schulter an Schulter gekämpft habe. Sowohl auf Seiten der geschlagenen Sozialdemokratie als auch auf Seiten der Regierung passiert dann relativ rasch, noch in den 1930er Jahren, die Exkludierung von Frauen aus der Überlieferung. Womit hat das zu tun? Die Regierungsseite stellt relativ rasch fest, dass Frauen, die verletzt oder getötet werden, international, aber auch national, auch selbst in der eigenen Anhängerschaft, keinen schlanken Fuß machen. Das kommt nicht gut. Die Vorstellung, dass da Zivilisten zu Schaden kommen, womöglich Unbeteiligte, wo man auch nicht so genau weiß, schlecht. Deshalb gibt es sozusagen eine darstellerische Flurbereinigung. Bestimmte Fotos verschwinden aus den Darstellungen der Kämpfe. In späteren Jahren werden Jahrestage überhaupt nicht mehr illustriert durch die Regime-Presse nach Möglichkeit und über Frauen und die Beteiligung von Frauen wird der Mantel des Schweigens gebreitet. Bei den Aufständischen sind es durchwegs Männer, die schon in den 1930ern mit der Historisierung der Februarkämpfe beginnen, also mit der Erzählung. Da entsteht ein bestimmter Narrativ, eine bestimmte Erzählfigur, die immer und immer wieder wiederholt wird, auch nach 1945 und in der kommen frauen nicht vor was vor allem damit zu tun hat dass frauen auf der einen seite nicht für sich selbst sprechen sondern über sie gesprochen wird und auf der anderen seite damit dass frauen in den februarkämpfen rollen einnehmen die in der Überlieferung nicht so wichtig sind. Wir können uns das ganz generell in der gesamten Auseinandersetzung mit Kriegen vor Augen halten. Es gibt in der modernen Militärorganisation einen Begriff, das ist der Tooth-to-Tail-Ratio. Das ist das Verhältnis zwischen Männern, beim regulären Militär meistens, Männern, die sozusagen das tun, was wir uns unter Krieg führen vorstellen, also mit der Waffe jemanden versuchen umzubringen oder zu verletzen. Das Verhältnis zwischen diesen Männern und denjenigen, die im Hintergrund arbeiten müssen, damit der eine da vorn versorgt ist. Also die Logistik organisieren. In modernen Armeen ist das Verhältnis einer vorn drei, vier, heute bis zu 20 hinten. vier, heute bis zu 20 hinten. Wie viele Dokumentationen haben Sie gesehen über die Logistik des Zweiten Weltkriegs? Keine. Weil das nicht das ist, was sich das Publikum unter Krieg führen vorstellt. Bisschen was. Bisschen was. Eine Doku, die sich dem Thema gewidmet hat oder wo das am Rande halt auch vorkam? Aspekte erläutert werden. Zum Beispiel das Transporttechnik. Ah ja. Kommt immer wieder vor, hat das Russland-Feldzug. Genau. Aber dass die irgendwann mal Nachschubschwierigkeiten gehabt haben, ja eh. Aber eine Doku, die sich dem Nachschub selbst gewidmet hätte, selten. Das ist der eine Teil. Der andere Teil ist, dass der Großteil von Militärgeschichtsschreibung im Militär und seinem Umfeld basiert. Es gibt schon die Geschichtsüberlieferung der Februarkämpfe ist durch die Sozialdemokratie und die KPÖ maßgeblich getragen worden nach 1945, aber geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den Februarkämpfen sind in erster Linie an den Universitäten und im Militär zu erwarten gewesen. Und das Militär interessiert sich sowieso nicht besonders für Paramilitärs, schon gar nicht für linke Paramilitärs. Und noch weniger interessiert man sich für Frauen und Paramilitärs. Also der gesamte Teil, den erzählerisch das Bundesheer und seine historischen Apparate hätten abdecken können, lasst da aus. Es gibt eigentlich nur ganz wenige Arbeiten. So, das vorausgeschickt zu den Gründen für das Verschwinden von Frauen aus der Überlieferung. Jetzt zur Frage, in was für einem Umfeld finden denn diese Auseinandersetzungen statt. Ich habe unlängst in einem Buch über Niederösterreich im Nationalsozialismus, ein sehr gutes Buch, in der Vorgeschichte, die hinführt auf den Nationalsozialismus, über die Erste Republik gelesen. Der Geburtsfehler der Ersten Republik habe darin bestanden, dass es kein staatliches Gewaltmonopol gegeben habe. Das ist eine ganz häufige Darstellung. Wir finden die in vielen Schulbüchern, in historischen Abhandlungen. Und es könnte falscher nicht sein. Das ist eine ganz grundlegende Fehlannahme über die Erste Republik. Die Erste Republik wird überhaupt zur Republik, weil der Staat sein Gewaltmonopol verliert 1918. Also weil den staatlichen Eliten die Möglichkeit fehlt, im Bedarfsfall militärisch die Demokratisierung und Republikanisierung 1918 zu verhindern. Was passiert 1918? Es tritt ein Szenario ein, vor dem man sich seit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in den 1860er Jahren immer wieder gesorgt hat im Militär, nämlich dass man im Mobilisierungsfall ja die Unterschichten bewaffnet. Wer also sagt, dass die Unterschichten die Waffen so einsetzen, wie man das gerne von ihnen hätte? Disziplinierung spielt deshalb in der KOK-Armee eine ganz wichtige Rolle, das geht ein bisschen unter in dieser ganzen Franzl-Sisi-Zuckerguss-Überlieferung, dass das österreichisch-ungarische Militär mit seinen Militärangehörigen brutaler umgeht als die meisten kriegsführenden Staaten, mit Ausnahme des zaristischen Russland vielleicht. Russland vielleicht. Körperstrafen sind normal, Hinrichtungen finden statt, gegen Deserteure wird rigoros vorgegangen. Alles das, um die Disziplin in der Truppe aufrechtzuerhalten. Aber in der Endphase des Krieges bricht die Disziplin trotzdem. Die Offiziere und die Generalität stehen ohne Mannschaften da. Die Mannschaften sind unter dem Einfluss der Linken, sprich der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften. Wenn ich jetzt von den Mannschaften spreche, spreche ich vor allem von den Truppen, die auf dem Gebiet der heutigen Republik Österreich disloziert sind. Dieses Militär steht also unter dem Einfluss der Arbeiterbewegung und ist deshalb nicht einsetzbar gegen den Wunsch der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften, nicht nur den Kaiser abzusetzen, sondern ihn durch eine parlamentarische Demokratie zu ersetzen. Diese parlamentarische Demokratie fußt formal auf einem Allparteienbeschluss. Faktisch sondieren sowohl christlich-soziale als auch deutschnationale im September und Oktober die Möglichkeiten, das irgendwie zu verhindern. Beide bekommen vom Militär dieselbe Antwort, nämlich Truppe gegen Bevölkerung ist in der derzeitigen Situation keine gute Idee. Wer weiß, dann entgleist das noch alles vollständig. in der derzeitigen Situation keine gute Idee. Wer weiß, dann entgleist es noch alles vollständig. So, das heißt, die Geburt der Republik ist nur möglich, weil das Militär unter dem Einfluss der Linken steht. Ab 1920 bis 1934 wird Österreich nur noch von bürgerlichen Regierungen in unterschiedlichen Kombinationen regiert. All diese Regierungen eint ein Wunsch, nämlich die verlorenen Machtmittel des Staates, die militärischen Machtmittel, wieder in die Hand zu kriegen. Und wie kriegt man die wieder in die Hand? Durch eine, wenn man so möchte, Dreiebenenstrategie, die Sie hier bildwärisch abgedeckt sehen. Die erste ist ganz ähnlich wie auch in anderen europäischen Staaten eine Hochrüstung der Polizei. Die Polizei ist im Unterschied zum Militär personell übernommen aus der Monarchie, das heißt, da gibt es eine sehr große Kontinuität und die gilt als verlässlich-konservativ. Polizei hochrüsten zur Bürgerkriegsarmee. Wie weit das geht, sehen wir übrigens nach dem Justizpalastbrand 1927, als das Bundesheer keine Panzer besitzen darf, aber die Polizei vier Škoda-Panzer anschaffen darf, mit der Auflage, sie nur im dicht verbauten Gebiet zu verwenden, also in Wien. Die zweite Strategie, die Machtmittel wieder in die Hand zu kriegen, ist die sogenannte Entpolitisierung des Heeres, faktisch eine Umfärbung des Heeres. Es gibt Anzeichen dafür, dass aus bürgerlichen Kreisen Einfluss genommen worden ist während der Friedensverhandlungen, um sicherzustellen, dass die Alliierten, also die Kriegssieger, in den Friedensvertrag aufnehmen, dass Österreich keine wehrpflichtigen Armee unterhalten darf, sondern ein Berufsheer unterhalten muss. Warum ist das so ein wichtiger Unterschied? Was spielt das für eine Rolle, dass es ein Berufsheer gibt? Das Ziel ist schon damals, linke Einflüsse auf das Militär zurückzudrängen und ein Berufsherr arbeitet notwendig mit befristeten Dienstzeiten. Mit 45-jährigen, schmerbäuchigen Typen ist kein Krieg zu führen, deshalb müssen die rechtzeitig aussortiert werden. Im Fall des österreichischen Bundesheeres haben die Leute sechs Jahresverträge und diese sechs Jahresverträge werden zufällig immer dann, wenn man von jemandem weiß, dass er der Sozialdemokratie oder den Gewerkschaften nahe steht, nicht verlängert. Das heißt, zwischen 1924 und 1926 gibt es vor allem im Offizierskorps eine sehr systematische Säuberung. Schon unmittelbar während dem Umbruch 1918 werden regional paramilitärische Rechteformationen aufgestellt. Die haben ursprünglich oft die Funktion oder die ihnen zugedachte Funktion, Plünderungen zu verhindern durch Soldaten, die durchziehen, aber auch durch lokale Bevölkerung. Das ist die Dreiebenenstrategie. Polizei hochrüsten, Bundesheer auf Linie bringen und Paramilitärs aufstellen. Die Linke nimmt das natürlich wahr und 1923 reorganisiert die Arbeiterbewegung ihre eigenen militärischen Möglichkeiten, die bis dahin vor allem aus Fabriks-, Wehren- und Arbeiterordnerformationen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften bestehen. 1923 sagt man, all diese regionalen Verbände muss man zusammenfassen unter ein zentrales Kommando und das ist der Republikanische Schutzbund. Um eine Vorstellung von der Größe zu geben, das österreichische Bundesheer ist limitiert auf maximal 30.000 Mann, die im Laufe der ganzen Ersten Republik nie erreicht werden. Es bewegt sich so zwischen 21 und 25 meistens. Die Heimwehren sind auf dem Papier riesig, weil sie neben ihrem militärischen Apparat auch einen großen Zivilapparat haben. Tatsächlich einsatzfähig, schätzt man selbst, dürften ungefähr 50.000 Leute sein, die also bereit wären, bei einem Staatsstreich zum Beispiel auf Wien zu marschieren. Der Republikanische Schutzbund hat zu Bestzeiten 80.000 Leute. 80.000 Leute, die schlecht bewaffnet sind, die logistisch natürlich nichts Vergleichbares mit dem Bundesheer aufbieten können, aber es ist schon eine beeindruckende Größenordnung natürlich. Was ist die Annahme hinter dem Republikanischen Schutzbund? Wie stellt man sich eine Auseinandersetzung im Fall des Falles vor? Der Republikanische Schutzbund, das Einsatzszenario des Republikanischen Schutzbund, wenn man so will, ist ein italienisches Szenario. Es ist kein Zufall, dass der Schutzbund im April 23 aufgestellt wird, ein halbes Jahr nach dem Marsch auf Rom. Was man in Österreich sehr sorgfältig schon in den frühen 20ern verfolgt hat, ist die Terrorkampagne, mit der der Faschismus Oberitalien und seine Arbeiterbewegung heimsucht. Ein Zermürbungskrieg, der dort geführt wird durch kleine mobile Trupps, die immer ausrücken, motorisiert sind, ausrücken, Gewerkschaftsheime, Parteihemme überfallen, Leute zusammenschlagen oder überhaupt umbringen und bevor die Gegenseite sich zusammenziehen und wirklich zur Wehr setzen kann, sind die schon wieder weg. Mit dieser Terrorkampagne gelingt es den Faschisten, die eigentlich eine numerisch relativ kleine Gruppe sind, die oberitalienische Arbeiterbewegung innerhalb von zwei Jahren in die Passivität zu treiben. Und die Schlussfolgerung des Republikanischen Schutzbundes ist, das darf uns nicht passieren. Das heißt, die Annahme ist, ein Staatsstreich kann nicht geführt werden durch die Staatskräfte, weil das Bundesheer, da sind wir zu stark drinnen. Die Polizei hat seit 1920 Personalvertretungen, diese Personalvertretungen gewinnen prompt Sozialdemokraten und man denkt sich, na gut, vielleicht haben wir Glück, vielleicht können es die Polizei doch nicht so gebrauchen, wie sie es gerne würden. Also hofft man es im Ernstfall nur mit den Heimwehren zu tun zu haben und man muss stark genug sein, einen Heimwehrputsch abzuwehren. Das ist die Spielaufstellung, wenn man so möchte. Und sind sich alle Seiten eigentlich ziemlich einig, dass wenn der Schutzbund es nur mit den Heimwehren zu tun hat, er ganz gute Karten hat. Weil auch die Heimwehren natürlich kein reguläres Militär sind und deshalb beispielsweise darauf angewiesen sind, Eisenbahnen offen zu halten für ihren Nachschub. Die Eisenbahner sind gut organisiert. Ein Generalstreik würde also der kämpfenden Heimwehr schwer zusetzen. Das ist die Annahme. Das Problem an diesem Szenario ist, dass es seit 1927 offensichtlich nicht mehr ein reales Einsatzszenario ist. Sie alle kennen die Fotos des sogenannten Justizpalastbrandes, wobei es viel aussagt, dass wenn die Polizei 85 Unbewaffnete erschießt, uns das als der Brand eines Gebäudes in Erinnerung geblieben ist und nicht als Massaker an einer spontanen Demonstration. Wie auch immer, dieser Justizpalastbrand ist deshalb so ein Wendepunkt, weil die Regierung gewissermaßen einen Testballon steigen lässt. Der erste Test ist, wird die Polizei tun, was man ihr sagt. Die Regierungsseite eskaliert den Juli 27 vorsätzlich. Man lässt Polizei in die Menge reiten und vom Pferd runter säbeln. Quasi die alte Weise mit Demonstrationen umzugehen. Das heizt natürlich die Stimmung auf und dann nach einigem Hin und Her wird Schießbefehl erteilt und dieser Schießbefehl wird befolgt. Das heißt, die Polizei funktioniert. Gleichzeitig wird in den Kasernen Ausgangssperre verhängt, aber es ist natürlich die Frage, kommt es da jetzt zu Aufständen, zu Unruhen in der Truppe? Stellt sich heraus, nein. In den Kasernen bleibt es ruhig. Und der dritte Test ist, was machen die Linken, wenn sie angegriffen werden? Und die Sozialdemokratie reagiert eher panisch mit einem befristeten Generalstreik und einem unbefristeten Verkehrsstreik, also einem Eisenbahnerstreik. Das Problem dabei ist, dass sie diesen Eisenbahnerstreik außerhalb Wiens nicht schützen kann. Außerhalb Wiens werden die Streikenden von einer Kombination aus Polizei und Heimwehren in die Mangel genommen. Und nach einigen Tagen bricht der Streik großflächig zusammen. Also es ist die erste ganz große Schlappe der Sozialdemokratie. Und ab dem Zeitpunkt gibt es eigentlich drei Möglichkeiten aus Sicht der Sozialdemokratie, drei Positionen, die innerhalb der Sozialdemokratie diskutiert werden. Die eine Position ist, zu sagen, gut, im Ernstfall keine Chance, dann ist eigentlich der Schutzbund eher eine Bedrohung als ein Schutzschirm. Warum? Weil er der Gegenseite Vorwand liefern könnte, loszuschlagen, oder weil die Schutzbündler sich verselbstständigen und wer weiß, was dann ist. oder weil die Schutzbündler sich verselbstständigen und wer weiß, was dann ist. Diese Position geht stark auf den rechten Parteiflügel rund um Karl Renner zurück. Eine zweite Position sagt, na gut, quasi in einer militaristischen Perspektive veränderte strategische und taktische Bedingungen müssen wir unsere Strategie und Taktik eben auch anpassen. Der Proponent, der ziemlich, das ist die zahlenmäßig kleinste Gruppe, der ziemlich auf sich gestellte Proponent dieser Position ist der spätere Bundespräsident Theodor Körner, der höchstrangige Militärfachmann, den die Sozialdemokratie hat und der sagt halt, na gut, eine Auseinandersetzung, wo sie uns in offener Formation vor die Flinte bekommen, können wir nicht mehr führen. Wir müssen uns überlegen, den Kampf in die Städte zu tragen. Man muss sich aber auch klar sein, von Beginn an, was es heißt. Den Kampf in die Städte zu tragen heißt, man braucht die Unterstützung der Bevölkerung. Und diese Unterstützung der Bevölkerung wird natürlich auch, davon redet niemand laut, aber wird auch maßgeblich dadurch hergestellt, dass die Gegenseite gezwungen ist, Druck aufzubauen. dadurch hergestellt, dass die Gegenseite gezwungen ist, Druck aufzubauen. Also man rechnet mit Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung und das würde die Zivilbevölkerung, so sie nicht sowieso im eigenen Lager steht, ins eigene Lager schieben. Wie man es dreht und wendet, ist klar, ein Krieg in den Städten würde mit einem ganz hohen Blutzoll verbunden sein. Und diese Aussicht schreckt sozusagen die dritte Position ab. Diese dritte Position ist die, die sich durchsetzt, die rund um Julius Deutsch und Otto Bauer gruppiert ist. Die sagt, wenn wir den Schutzbund einseitig abrüsten, dann wird es die Gegenseite als Einladung, uns zu überfallen, auffassen und unsere Leute werden banisch auseinanderrennen. Deshalb lasst uns den Schutzbund als Drohkulisse nach außen und als Element der Selbstversicherung nach innen beibehalten. Aber, und es gibt kein Papier, auf dem das steht, das unterstelle ich jetzt, aber es gibt den festen Willen, den festen Vorsatz, dieses Militär nicht einzusetzen im Ernstfall. Also auf jeden Fall eine militärische Auseinandersetzung zu verhindern, den Republikanischen Schutzbund als letztlich potemkinsches Dorf weiterzuführen. Als potemkinsches Dorf allerdings, das auch die Funktion hat, militarisierte Teile der eigenen Basis bei der Stange zu halten. Es muss schon ein ernstzunehmender Verein sein, damit er die Heimwehren davon abhält zu putschen, das Bundesheer und die Exekutive auch zumindest noch zögern lässt und gleichzeitig den eigenen Leuten Mut macht. Aber es folgt die Form, nicht der Funktion. Das ist wichtig. Das heißt, der Schutzbund versucht als ein reguläres Militär wahrgenommen zu werden. Und das ist wichtiger im Bedarfsfall, als was würde er im Einsatz wirklich machen. Warum ist das von Bedeutung? Der Theodor Körner, das ist also die Position, die sagt, wir müssen unter anderen Bedingungen kämpfen, müssen wir uns überlegen, wie würde das ausschauen. Der sagt, und das ist eigentlich für einen Militär eine sehr interessante Analyse, wie der überhaupt ein interessanter Mann war, wir haben überhaupt nur eine Chance zu gewinnen, wenn der Schutzbund nicht isoliert kämpft, sondern wenn es gelingt, die Arbeiterklasse als Ganzes zu mobilisieren. Und er bringt das auf den Punkt, wenn er schreibt, nur wenn Frauen kochendes Wasser aus den Fenstern auf die Truppe schütten und Kindertrampanschienen aufreißen, nur wenn alle in der Arbeiterschaft schlummernden Kräfte freigemacht werden und den reaktionären militärischen Kräften etwas ganz anderes, verblüffendes, nicht ganz verständliches gegenüber tritt, nur dann kann man auf den Sieg der Arbeiterklasse rechnen. Das heißt, in einem militärisch ernstgenommenen Szenario müssen Frauen auf jeden Fall mitgedacht werden. Wenn es aber darum gar nicht so stark geht, sondern mehr darum, wie erscheint dieses Militär Leuten, die von Militär nicht viel verstehen am Ende des Tages, dann spielen Frauen keine große Rolle. Um das an einem konkreten Beispiel festzumachen, im Rahmen eines Arbeiteraufmarsches marschiert auch der Republikanische Schutzbund 1929 auf. marschiert auch der Republikanische Schutzbund 1929 auf. Es gibt dann in der bürgerlichen Presse Berichte über diesen Aufmarsch und die bürgerliche Presse macht sich lustig darüber, was da für ein wildes Sammelsurium an Leuten zusammen gelaufen ist. Quasi Männer, Weiber, Kinder, das ist ja gar kein Militär. Und das ist etwas, was auch die republikanischen Militaristen ins Mark trifft als Vorwurf. Das heißt, man bemüht sich um einheitliche Uniformierung, man bemüht sich plötzlich um etwas, was in den Anfängen des Republikanischen Schutzbundes eigentlich noch verbönt ist, nämlich um Exerzierschritt, Paradeschritt, um Grüßen und so. Alles das, was ein echtes Militär halt auch tut. Und während Frauen zwischen 1923 und 1926 dem Republikanischen Schutzbund angehören konnten, in der Sanitätsstaffel auf jeden Fall gedient haben, im Nachrichtendienst aktiv waren, aber auch in den Schutzbundsektionen der Partei aktiv waren, werden sie ab 1926 systematisch aussortiert mit einer Unterscheidung und mit einer Ausnahme, nämlich im Nachrichtenwesen. Frauen als Kundschafterinnen und Meldegängerinnen spielen eine wichtige Rolle, weil sie sich sozusagen unbefangener der Gegenseite nähern können. Da werden sie akzeptiert, überall sonst nicht. Die Februarkämpfe sind jetzt sozusagen das Scheitern der eingeschlagenen Strategie, wenn man so möchte, also der Strategie von Bauer und Deutsch, eine Drohkulisse nach außen zu errichten und ein Element der Selbstversicherung nach innen. Kann man so sehen, sieht vor allem die kommunistische Historiografie so. eine Drohkulisse nach außen zu errichten und ein Element der Selbstversicherung nach innen. Kann man so sehen, sieht vor allem die kommunistische Historiografie so. Also die kommunistische Geschichtsschreibung sagt, na, könnt ihr mal schauen, hättet ihr euch rechtzeitig was überlegt. Am Ende des Tages fliegt alles eher unwürdig auseinander. Man kann aber auch eine andere Perspektive auf diesen Februar einnehmen, mal ganz abgesehen von den Leuten, die unzweifelhaft einen, glaube ich, wichtigen Beitrag, vor allem auch moralisch wichtigen Beitrag gesetzt haben. Man kann sich darüber wundern, dass von 1927 bis 1934 diese Politik der Drohkulisse eigentlich ziemlich gut funktioniert hat. Die Sozialdemokratie zerbricht erst unter den Schlägen von Dollfuß im Lauf des Jahres 1933. Bis dahin bleibt sie als Partei stabil. Obwohl auf der Straße ab 1928 die Heimwehren etwas führt, was Gerhard Potz den latenten Bürgerkrieg nennt. Diese ständige Aufmarschtätigkeit ist ja auch verbunden mit gewalttätigen Eskalationen. Das steht quasi an der Tagesordnung. Geht so weit, dass im August 1929 eine sozialdemokratische Veranstaltung unter MG-Feuer genommen wird und trotzdem der Schutzbund nicht durchdreht und spontan in einem größeren Rahmen Gegenwehr leisten würde. Also die Gegenseite versucht alles, die Sozialdemokratie zu provozieren, um sie dazu zu veranlassen, den ersten Schuss abzufeuern. provozieren, um sie dazu zu veranlassen, den ersten Schuss abzufeuern. Weil man sich seit 1927 sicher ist, wenn es kracht, werden wir das Heer und die Polizei auf unserer Seite haben und dann werden wir mit den Roten aufräumen. Und genau das gelingt nicht, gelingt rückblickend erstaunlich lange nicht. Im Februar 1934 verselbstständigen sich tatsächlich Teile der sozialdemokratischen Anhänger. Die illegale Sozialdemokratie beginnt bereits wenige Tage nach den Auseinandersetzungen. Die Auseinandersetzungen als einen sozialdemokratischen Parteiaufstand, als einen Aufstand der österreichischen Arbeiterklasse zu beschreiben. In Wirklichkeit haben zwischen drei und fünf Prozent der gesamten Parteimitglieder aktiv Anteil. Vor allem Junge, vor allem Leute, die sozialisiert worden sind in der sozialdemokratischen Kulturbewegung und dann natürlich vor allem Angehörige des republikanischen Schutzbundes, also Leute, die überhaupt die Möglichkeit haben, Gegenwehr zu leisten. Diese Rebellion erfolgt recht chaotisch. Die Leute warten auf Befehle, die nicht kommen, sind desorientiert, wissen auch nicht so genau und betreiben den Aufstand gewissermaßen als passiven Aufstand. Wenn die Regierungsseite sich nähert, wird sie beschossen, aber man selbst unternimmt eigentlich überhaupt keine Offensivschritte, von ein paar ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, wie beispielsweise in Bruck an der Mur. Die Regierung kann deshalb relativ leicht diese ganze Aufstandsbewegung niederwerfen, weil sie die einzelnen Aufstandsherde voneinander abschneidet und dann mit geballten Kräften niederkämpft. herbe voneinander abschneidet und dann mit geballten Kräften niederkämpft. So was wie den Einsatz von Artillerie hätte es eigentlich überhaupt nicht gebraucht. Da geht es eher darum, ein Exempel zu statuieren, also vor allem in den Städten Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung, von der man ja annimmt, dass sie feindselig ist, zu verbreiten. Hier ein paar Impressionen aus den Kämpfen. Linker Hand das Arbeiterheim Otterkring in der Kreitnergasse, zwei Gassen weiter von mir zu Hause. Das ist ein Foto, das gestellt worden ist einige Tage nach den Kämpfen, aber Sie sehen im Vordergrund sozusagen Leute, die sich ansehen, wie die Regierungstruppen das Heim stürmen. Dürfte, wie gesagt, einige Tage nachher entstanden sein. Das zweite Foto von rechts ist eine Postkarte, Teil einer Postkartenserie aus Steyr, die Beschießung der Enzleite vom K aus. Zu dieser Postkartenserie gehört auch noch das Foto rechts daneben, der Polizist, der in der Enzleite posiert für den Fotografen. Das ist übrigens eines der Fotos, von denen ich glaube. Ich habe keinen historischen Beleg gefunden, aber das ist ein ganz seltenes Foto und das deutet schon darauf hin, dass dieses Postkartenmotiv in irgendeiner Form relativ rasch aus dem Verkehr gezogen worden oder zumindest nicht weiter verbreitet worden ist. Und die Erklärung, die sich dafür anbietet, ist, dass das halt auch keine besonders ansprechende Heldenpose ist, die der Herr da einnimmt. Ein Foto weiter, das Abführen gefangener Schutzbündler in Bruck an der Mur und schließlich eine Barrikade, die Zivilisten in Floridsdorf errichtet haben. Das sind also nur einige Impressionen. Das, was es wichtig ist zu wissen von den Februarkämpfen, sie dauern großen und ganzen drei Tage. Danach gibt es noch vereinzelt Scharmützel, aber in Wirklichkeit ist es damit getan. Es sterben ungefähr 360 Menschen. Es werden deutlich über 1000 verletzt. Es lösen die Kämpfe auf der einen Seite eine Fluchtbewegung über die Grenze in die Tschechoslowakei vornehmlich, in kleineren Teilen nach Jugoslawien aus. Und es rollt eine Repressionswelle durchs Land. Allein in Wien werden 10.000 Personen festgenommen und vorübergehend angehalten. So, das ist das Ende vom Lied. Ein Gemeindebau in Wien kapituliert und dort, wo am 1. Mai die roten Fahnen stecken, stecken jetzt weiße. Mai die roten Fahnen stecken, stecken jetzt weiße. Jetzt zur Frage, was haben denn Frauen in diesen Februarkämpfen gemacht? Wir müssen beginnen damit uns vorzustellen, unter was für Bedingungen diese Februarkämpfe unmittelbar stattfinden. Die Leute verbarrikadieren sich in ihrer unmittelbaren Lebensumgebung. Das heißt, es werden Fabriken verbarrikadiert und Wohnhäuser in erster Linie. Und dann natürlich in roten Kommunen gemeindeeigene Einrichtungen. Die ist der Weg Schule als ein Beispiel. Der Werkhof ein anderes Beispiel. In Wien das Gaswerk, das E-Werk, Schulen, Feuerwachen. Also solche Gebäude werden vom Schutzbund besetzt und man versucht sich irgendwie auf diese Auseinandersetzung vorzubereiten. Zumindest dort, wo es sich um Wohnhäuser handelt, ist natürlich die Zivilbevölkerung anwesend. Und es gibt unterschiedliche Berichte darüber, wie diese Zivilbevölkerung reagiert. Auf der einen Seite gibt es natürlich große Angst vor dem, was da jetzt kommt. Frauen haben in dieser Situation eine ganz entscheidende Rolle, die sie einnehmen. Sie können nämlich die allgemeine Unruhe befeuern oder sie können dazu beitragen zu kalmieren. Auf diesen Punkt komme ich noch zu sprechen. Gleichzeitig versuchen die Schutzbündler nicht nur die Häuser behelfsmäßig vorzubereiten für eine militärische Auseinandersetzung. Es muss ja auch mal, um überhaupt in diese Auseinandersetzung eintreten zu können, die notwendige Logistik in die Wege geleitet werden. Es müssen Waffen verteilt werden, es muss Munition verteilt werden, es müssen die Leute was zum Essen kriegen. Und einen, obwohl es keine, weil Frauen ja nicht im Schutzbund sein konnten, keine offiziellen Vorbereitungen darauf gegeben hat, gibt es zum Beispiel in Bruck an der Mur unterschiedlichen Berichten folgend zwischen mehreren Dutzend und deutlich über 100 Frauen, die für die Proviantierung der Schutzbündler Sorge tragen. Im Kohlerevier, im Hausruck sind Frauen genauso wie in fast allen anderen Kampfschauplätzen damit beschäftigt, Stellungen zu befestigen, Löcher auszuheben, Stroh auszulegen, Waffen zu holen, so man Waffenverstecke kennt. Also in dieser Logistik der Auseinandersetzung spielen Frauen eine ganz wichtige Rolle und die Frauen in Bruck an der Mur werden von einer prominenten Sozialdemokratin koordiniert, nämlich von Paula Wallisch, deren Mann Koloman das prominenteste Opfer der Februarjustiz werden wird. Er ist der Schutzbundkommandeur im Großraum Bruck an der Mur. Auf diesen Fotos sehen wir einerseits Paula Wallisch nach ihrer Festnahme im Bezirksgericht in Bruck an der Mur. Das ist ein Foto, das deshalb interessant ist, es gibt auch ein Foto von ihm, die von der Regierungspresse verbreitet werden. Und es gibt mehrere Hinweise darauf, dass dieser Pelzkragen ein wichtiges Thema ist. Das ist natürlich kein schlechter Mantel, den sie da trägt und das wird zum Anlass genommen, ihr den Status einer abgehobenen Bonzin zuzuweisen. zuzuweisen. Aber das nur am Rande. Durch das Schicksal ihres Mannes, auf das sie unmittelbar mit einem Nervenzusammenbruch reagiert verständlicherweise, wird sie zu einer Ikone des sozialdemokratischen Untergrunds. Auf diesem Foto in der Mitte sehen wir sie beim Besuch eines Schutzbund-Auffanglagers in der JSR. Wahrscheinlich ist das Bild aufgenommen worden im Frühjahr 1935. Und rechterhand sozusagen ein Foto aus besseren Zeiten, eine Schutzbundveranstaltung 1932 gemeinsam mit Koloman. Also die erste und ganz zentrale Aufgabe oder Rolle von Frauen, die wir an fast allen Kampfschauplätzen auch nachweisen können in Quellen, ist die der Logistik. Frauen tragen dazu bei, dass dieser Kampf überhaupt erst möglich wird. Eine zweite Funktion ist die schon angesprochene psychologische Rolle von Frauen und das würde ich gerne festmachen an einem Beispiel hier aus Oberösterreich, aus Steyr. Sie sehen hier in drei unterschiedlichen Varianten eine Frau eines sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionärs, der Anfang der 20er Jahre verstorben ist. Das heißt, sie ist verwitwet und steht mit acht Kindern da, acht Söhnen, und bringt die mehr oder weniger mit dem durch, was sie in Handarbeit und Gelegenheitsjobs erwirtschaften kann und was hinter dem Haus wächst und was ihr Genossen zukommen lassen. Aber diese Mathilde Hübsch ist ganz stark eingebunden in das sozialdemokratische Milieu, in diese sozialdemokratische Gegenkultur. Interessant, warum die Sozialdemokraten die Gegenkultur... aber ein anderes Thema. Hier sehen wir sie in der Mitte bei einer Vorstellung des Arbeitertheaters in Steyr. Sie war eine begeisterte Laien-Schauspielerin. Und rechterhand sehen wir sie vor der Baracke, in der sie gelebt hat, im Wehrgraben. Dort, wo wer heute Steyr kennt, das Museum Arbeitswelt sich befindet. Zum Zeitpunkt der Kämpfe sind von ihren acht Söhnen nur noch zwei in Steyr, wobei nein, es sind zwei die noch bei ihr wohnen, ein dritter ist noch in Steyr. Die zwei jüngsten sind bei den Wehrturnern. Die Wehrturner sind sozusagen eine Zwischenstufe zwischen sozialistischer Arbeiterjugend und Republikanischem Schutzbund. die Wehrturner. Und auch die Wehrturner, so lautet die Befehlsausgabe, auch die Wehrturner müssen sich im Ernstfall an den Sammelpunkten des Schutzbundes einfinden. Als Meldegänger oder eventuell auch um bewaffnet zu werden. Die zwei stromern durch Steyr, sind am Vormittag in Steyr unterwegs, als gegen elf die Werksirene heult. Und es ist schon mal auffällig, dass sie, obwohl sie aus einer wolle gefärbten Familie stammen, ebenfalls aus der sozialistischen Jugend, durch die Falken und so weiter, ganz sicher stark politisiert sind, leisten sie dieser Anweisung zunächst keine Folge, sondern sie laufen nach Hause. Und zu Hause finden sie nicht die Mutter vor, wie sie später erfahren werden, ist die Mutter bei einer Parteiversammlung, bei einer Frauenversammlung, aber sie finden am Tisch zwei Proviantdosen vor. Und der eine Sohn, mit dem ich noch gesprochen habe, hat diese Szene, dieses Nachhauskommen und diese Proviantdosen am Tisch gesehen, mit, da haben wir gewusst, wir müssen gehen. Also die Mutter toleriert nicht, dass man sich jetzt wegduckt. Und das ist, finde ich, ein gutes Beispiel für die psychologische Rolle von Frauen in dieser Mobilisierungsphase. Also beteiligen sich Leute überhaupt an der Auseinandersetzung oder nicht? Hängt ganz stark davon ab, wie reagiert ihr unmittelbares Umfeld? Sagt es, bist du wahnsinnig, nur über meine Leiche verlässt du diese Wohnung? Oder sagt es, geh und schütze uns. Also Bestärkung oder eine Passivierung. Beides sehen wir in den Februarkämpfen. Sowohl Frauen, die beispielsweise ihre eigenen Söhne auch anzeigen aus Angst, dass die jetzt Dummheiten machen. Frauen, die Waffen verstecken, die eigentlich zu Hause aufbewahrt werden und die jetzt der Mann nicht haben soll, um von dannen zu ziehen. Aber auch Frauen, die wissen, wo im Gemeindebau Waffen eingemauert sind und von sich aus die Männer auf der Stiege abgehen und sagen, du willst ein Gewehr, ich besorge dir ein Gewehr. Während der Kämpfe setzt sich diese psychologische Bedeutung von Frauen natürlich fort. Bedeutung von Frauen natürlich fort, weil spätestens als das Bundesheer aufzieht, in den Bauten, also in den Gemeindebauten, sich ja natürlich Panik breit macht. Schon überhaupt, wenn die anfangen zu schießen. Und jetzt geht es darum zu verhindern, dass die Situation außer Kontrolle gerät und es sind vor allem Frauen, die beispielsweise die Enzleite räumen, also die vordere Front der Enzleite, die unter Beschuss steht, räumen und die Leute in die Keller bringen und versuchen Zuversicht zu verbreiten. Die psychologische Ebene, Rolle von Frauen. Und dann gibt es die Frauen wie die Zilli. Die Zilli ist eine Linzerin, die angezeigt wird, weil über ihrem Fenster, ihrem Mansardenfenster Rauch aufsteigt, die also offensichtlich aus dem Fenster geschossen hat. Das wird quittiert von zwei Vorüberkommenden, die diese übrigens schon knapp 60-jährige oder sogar über 60-jährige Frau kennen, wird quittiert von zwei Buben, die vorbeikommen und mit Schaut, die Tilli schießt! Und das schafft es in den Akt hinein. So bin ich auf diesen Titel gekommen. Also die letzte Ebene, die letzte Rolle von Frauen in diesen Februar-Auseinandersetzungen ist die, die man sich unmittelbar vorstellt, wenn man sich die Beteiligung am Kampf vorstellt. Und damit eigentlich eine ziemlich archaische Vorstellung davon hat, wie so ein Kampf aussieht, der natürlich auch ein arbeitsteiliger Prozess ist, wie gesagt. Frauen an der Waffe sind sowohl für die Steiermark als auch für Oberösterreich als auch für Wien belegbar. Das vielleicht prominenteste Beispiel durch einen Film von Karin Berger ist Anni Haider. Anni Haider ist eine Arbeiterin, die in Wien im Goethehof wohnt. Wer den Kaisermühlen-Blues nur ein bisschen in Erinnerung hat, da ist der Goethehof oft zu sehen. Das ist der größte Gemeindebau in Kaisermühlen, hier prominent ins Bild gerückt. Die Anni Haider wohnt dort mit ihrem Mann links zu sehen und ihrem Sohn zweiter von links zu sehen. Und die Anni Haider ist auch deshalb interessant, weil sie offensichtlich eine militärische Ausbildung genossen hat zwischen 1925 und 1934. Wann genau, hat sie nicht erzählt, aber sie hat erzählt, wo sie sie erfahren hat. Und dort hat es tatsächlich Kurse dieser Art, wie sie ihn besucht haben will, gegeben, nämlich in Brunnen am Gebirge, auf einem Übungsplatz des Republikanischen Schutzbundes. So und diese Anne Heider erzählt nach den Februarkämpfen, dass sie es war, die den Rückzug des republikanischen Schutzbundes aus dem Gemeindebau gedeckt habe, indem sie mit ihrem Sohn gemeinsam das MG bedient habe und das Bundesheer auf Distanz gehalten habe. Der Film ist wirklich sehenswert. Ich hoffe, er kommt irgendwann auch auf YouTube. Mehreres an dieser Erzählung passt nicht zusammen. Um es kurz zu machen, der Republikanische Schutzbund zieht sich in der Nacht und nicht, wie sich an die Haida erinnern wird, untertags zurück. Also er geht in der Nacht mehr oder weniger unbemerkt vom Bundesheer und das Bundesheer nimmt am nächsten Tag den Bau ohne Gegenwehr in Besitz. Was aber natürlich sein kann ist, das ist wie gesagt ein großer Bau und es gibt mehrere Vorstöße, dass sie im Rahmen dieser Vorstöße in irgendeiner Form einen Rückzug gedeckt hat. Wie gesagt, selbst wenn dieser spezifische Fall nicht stimmt, gibt es etliche andere Fälle wie die Zilli, wo es äußerst wahrscheinlich ist, dass Frauen auch gekämpft haben, also mit der Waffe in der Hand Widerstand geleistet haben. Trotzdem landet keine Frau, obwohl die Polizei mehrere empfiehlt an das Standgericht zu überführen, wird keine Frau vor ein Standgericht gestellt. Offensichtlich denkt sich auch das Regime Frauenaufhängern, steht Katholiken nicht gut an. Das ist also die militärische Rolle im engeren Sinn. Die letzte Rolle, ich kann es nicht gewichten, würde ich mutmaßen, würde ich annehmen, dass das trotzdem der kleinste Teil der Beteiligung an den Februar-Auseinandersetzungen ist, weil Frauen, anders als die Anni Heider, meistens eben keine militärische Ausbildung hatten und deshalb eher Dinge getan haben wie Barrikaden bauen, Fenster verrammeln oder sich um die Verpflegung oder das Herbeischaffen von Waffen oder das Überbringen von Nachrichten zu kümmern. Frauen spielen auch nach dem Ende der Kämpfe, und damit komme ich zum Schluss, eine wichtige Rolle und zwar jetzt ist die Rolle der Fluchthelferin und derjenigen, die versuchen, Übergriffe der Sieger möglichst zu vermeiden. Sie kennen vielleicht das Bild links, das ist ein ganz berühmtes Bild. 2004 oder 2014, ich weiß es nicht mehr genau, hat die Gemeinde Ebensee, wo das aufgenommen ist, ich weiß es nicht mehr genau, hat die Gemeinde Ebensee, wo das aufgenommen ist, das ist die Schule von Ebensee, hat dieses Foto großformatig an die Wand der Schule projiziert, die in rotes Licht getaucht war. Das war eine ziemlich eindrückliche Szene. Und es ist aber kein Zufall, dass es ausgerechnet diese Szene ist, die da bemüht worden ist. Was ist passiert? Der Fall von Ebensee ist ja ein besonderer, insofern als zunächst der Ort unter der Kontrolle des Republikanischen Schutzbundes ist, bis klar ist, draußen bricht alles zusammen und das Bundesheer nimmt den Ort kampflos ein und treibt dann gemeinsam mit der Heimwehr all diejenigen zusammen, die als Schutzbundangehörige bekannt sind und stellt sie an der Schule auf. Und dann macht im Ort die Runde, dass die Gefangenen erschossen werden. Und daraufhin bricht unter den Frauen Panik aus und gleichzeitig bestürmen die Frauen sozusagen alle Heimwehr, Gleichzeitig bestürmen die Frauen alle Heimwehr, alle die jetzt einen Einfluss geltend machen könnten, auf die handelnden Heimwehr- und Bundesheerangehörigen, bestürmen die das jetzt nicht zu machen. Es kommt auch zu keinen Erschießungen, Details sind nicht bekannt, ob die wirklich geplant waren oder ob das nur ein Gerücht war, das die Runde gemacht hat, wer da mit wem geredet hat, alles nicht mehr rekonstruierbar. Aber die traumatische Erinnerung an dieses Ereignis überdauert auf Ortsebene Jahrzehnte. Das ist schon auch ein Hinweis darauf, wie nachhaltig die Februarkämpfe psychologisch wirken. Heißt aber natürlich auch, was für einen Eindruck es hinterlässt, dass da Leute auch aufgestanden sind. Also wenn wir uns, wie das ja Historiker in den letzten Jahren mehrfach gemacht haben, hinstellen und sagen, naja, war ja von Anfang an chancenlos. Dann muss man sich schon klar... also war chancenlos, was haben sie denn gemacht, die Noren? Dann muss man sich schon vor Augen halten, dass man dasselbe ja natürlich mit Fug und Recht über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus auch sagen kann. Der war noch viel selbstmörderischer am Ende des Tages. War er deshalb sinnlos, ist die Frage. Oder hat er sein Beispiel gegeben? Das zweite Beispiel für die Rolle von Frauen nach dem Ende der Kämpfe ist der Schlingerhof. Dort spielt sich Ähnliches ab wie in Ebensee. Der Hof wird von Polizei und Heimwehren gestürmt und man holt die Männer aus den Wohnungen. Und auch dort macht die Runde, das macht schon wahrscheinlich, dass irgendjemand von den Beteiligten, Heimwehr oder Polizeiangehörigen etwas gesagt hat, auch dort macht jetzt unter den Bewohnerinnen die Runde, jössas, die erschießen unsere Männer. Und es weigern sich die Frauen, sich von den Männern trennen zu lassen. Eigentlich will man nur die Männer in den Innenhof treiben. Die Frauen lassen sich nicht trennen und werden daraufhin mit in den Innenhof eskortiert und von dort ins nahegelegene Polizeikommissariat eskortiert und am Weg dahin wird tatsächlich in die Menge geschossen. Auch wieder ein kleiner historischer Schwank. Ein Historiker hat 2019 versucht auf Basis von Polizeiquellen, die die Schuld für die Schützen bei den Schutzbündlern gesehen haben. Die Polizei behauptet, der Schutzbund hat in die Menge geschossen. Warum er das genau tun sollte, unklar. Wenn man der Polizei aber glaubt, was sie schreibt, dann übernimmt man diese Deutung natürlich. Unabhängig davon, wer geschossen hat, hier sehen Sie quasi die Ergebnisse. Die Frage, was passiert wäre, wenn sich in diesem Fall die Frauen nicht hätten trennen lassen, ob also dieses Ereignis in einem noch größeren Rahmen stattgefunden hätte oder nicht, muss dahingestellt bleiben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es mehr Schutz als Gefahr, dass die Männer in Begleitung ihrer Frauen aufs Kommissariat getrieben worden sind. Und damit bin ich am Ende und danke Ihnen sehr für Ihre Geduld. Vielen Dank.