Jetzt brauchen wir ein Gedicht, oder? Weil das nächste Buch heißt Märchenland für alle. Und da ist ein riesengroßer Kreis, wo ein Euro draufsteht. Das heißt jetzt nicht, dass ich das Buch für einen Euro irgendwo gekauft habe. Wäre super schön gewesen, wenn ich es so günstig gekriegt hätte, aber nein. Das ist von einer ungarischen Illustratorin. Und bei jedem Buchkauf geht ein Euro an LGBTQIA+, Organisationen in Ungarn, wo leider die politische Lage ziemlich düster ist. Und die werden so ein bisschen unterstützt. Und hier werden Märchen neu gedacht und in diverse und queere Kontexte neu hineingesetzt. Und das Gedicht, das ich da jetzt rausgesucht habe, da geht es um einen Prinzen, der heiratet. Hinter den drei Silberbergen, wo das Goldgebirge liegt, wo der kurzgeschwänzte Frischling sich durch alle Äcker pflügt, lebt ein Prinz an schönen Plätzchen mit der Mutter und dem Kätzchen. Mit der Mutter und dem Kätzchen stehtets in trauter Dreisamkeit. Wie ich sage, wie ich schreibe, stets in trauter Dreisamkeit. Doch die hochbetagte Mutter hatte das Regieren satt. Wäre ich doch erst in Rente, wiederholte sie nur matt. Den Falten zu Leibe rücken, Löcher in den Socken flicken, ach, das wäre ein Genuss. Wie ich sage, wie ich schreibe, ach, das wäre ein Genuss. Und sie fackelte nicht lange, fragte nicht erst lieb und nett, zehrte den verträumten Prinzen diesen Schlafratz aus dem Bett. Nichts nutzt Faulpelz, Drückeberger, jetzt muss endlich eine Braut her. Du musst, du übernimmst den Thron, wie ich sage, wie ich schreibe und er übernimmt den Thron. Dann gebot die edle Mutter, morgen soll es entschieden sein. Doch der Prinz mochte nichts essen, saß nur starr da wie ein Stein. Sie versprach, streng sie verlange, nichts als was er an seinem Range ganz natürlich schuldig sei, wie ich sage, wie ich schreibe, ganz natürlich schuldig sei. sage, wie ich schreibe, ganz natürlich schuldig sei. Alle Prinzen hierzulande haben sich schon längst vermählt. Drohnen herrschen, führen Kriege. Hättest du doch auch gewählt. Alle sind beweibt, selbst krumme, sommersprossige und dumme. Nur du bist so ungeschickt, wie ich sage, wie ich schreibe, nur er war so ungeschickt. Sie erboste sich und keifte, bis der Prinz ganz resigniert sprach, dann heirate ich eben, ist auch anderen schon passiert, bei Familien in Scharen, deren Töchter Single waren, klingelte die Mutter an, wie ich sage, wie ich schreibe, klingelte die Mutter an. Ganze Königstöchter-Schwärme schwirrten ihnen nun ins Haus. Österreich, Sophie Soprana, ihr Gesang ein Ohrenschmaus, wie sie Arien trillierte, höchste Töne dremolierte, wie ich sage, wie ich schreibe, höchste Töne dremolierte. Sie verzierte, kolorierte, wie ein leicht beleibter Schwan. Doch der Prinz verzog die Lippen, froh, dass sie zum Ende kam. Wollte, soll sie weiter hören, nie mehr ihre Oper hören. Wie ich sage, wie ich schreibe, nie mehr eine Oper hören. Dolly kam gesandt aus Texas. Ihr Jonglieren hatte Stil. Sieben Bälle ließ sie wirbeln. Keiner, der zu Boden fiel. All ihr Hampeln, Strecken, Dehnen, ließ den Königssohn nur gähnen. Wie ich sage, wie ich schreibe, ließ den Königssohn nur gähnen. Dann kam Grönlands Königstochter, war so grün wie ein Salat. Glaubte, dass sie mit dem Grün den Prinzen rasch erobert hat. Aber er trug kein Verlangen nach veganen Königsrangen, wie ich sage, wie ich schreibe, nach veganen Königsrangen. Bombay schickte ihm ein Model. Rank und schlank, ein Turm von Frau, alles Gucci oder Prada, maximal bunt wie ein Pfau. Doch die exquisiten Hüllen mehrten nicht den Heiratswillen. Wie ich sage, wie ich schreibe, Märten nicht den Heiratswillen. Aus der Pusta kam ein Mädchen, heißblütig mit Peitschenknall. Fohlen treiben, Gulasch kochen, mochte sie auf jeden Fall. Puck im 70-Pallard-Schinken, doch man sah ihn matt abwinken. Wie ich sage, wie ich schreibe, ihn sah man nur abwinken. Philologin, Urologin, Psychologin, Magierin, Promovierte, hübsch drapierte, traten schmachtend vor ihm hin. Doch der Prinz schwieg nur verbissen, wollte von Rendezvous nichts wissen. Wie ich sage, wie ich schreibe, wollt von rendezvous nichts wissen. Nadelspitzt fühlt der Prinz sich von der Mutter angestirrt, wie ein Schmetterling durchbohrt, für ihre Sammlung präpariert. Höflich trat der Hofmarschall vor. Schenk der Letzten noch ein Ohr. Wie ich sage, wie ich schreibe. Schenk der Letzten noch ein Ohr. Blond gelockt und lieblich schritt nun ein Prinzesschen in den Saal. In Begleitung ihres Bruders. Der Erfolg. Phänomenal. So ist es, vor Glück zu fliegen. Voll verknallt auf Wolke sieben. Wie ich sage, wie ich schreibe. Voll verknallt auf Wolke sieben, wie ich sage, wie ich schreibe, voll verknallt auf Wolke sieben. Ach, mir steht das Herz in Flammen, ich bin völlig aus dem Lot, nie empfand ich solche Liebe, rief der Prinz und wurde rot. Beide sahen sich in die Augen, wagten es noch kaum zu glauben, wie ich sage, wie ich schreibe, wagten es noch kaum zu glauben, wie ich sage, wie ich schreibe, wagten es noch kaum zu glauben. Niemals hätte ich vermutet, dass mir hier die Liebe lacht. Das ist ja, wie wenn ein Bettler plötzlich reich wird über Nacht. Die zwei Prinzen lachten herzlich, sie umarmten sich sehr zärtlich. Wie ich sage, wie ich schreibe, sie umarmten sich sehr zärtlich. Die Prinzessin musste kichern, denn ihr Bruder wurde der Star. Blies nicht trübsal, dass sie selber nicht die Auserwählte war. Und der Hofmarschall durfte hoffen, wie ich sage, wie ich schreibe. Und der Hofmarschall durfte hoffen, wie ich sage, wie ich schreibe. Und der Hofmarschall durfte hoffen. Eine rechte Märchenhochzeit feierte das Prinzenpaar. Preislieder auf Glück und Liebe sang der heiligste Altar. Selbst die kleine Kirchenmaus brach in Freudentränen aus. Wie ich sage, wie ich schreibe, brach in Freudentränen aus. Suchen wir uns noch ein märchen raus das sind nämlich so viele müssen wir erstmal ein passendes nehmen goldlaub klingt doch interessant jetzt im Herbst. Es waren einmal weit hinter den siebenten verzauberten Bergen ein König und eine Königin. Die wünschten sich schon lange vergeblich ein Kind. An einem goldenen Herbsttag saß die Königin in ihrem Turm und nähte. Als sie genug davon hatte, öffnete sie das Fenster und blickte von Kummer erfüllt hinaus. Unten schimmerten die rabenschwarzen Baumstämme im Abendlicht und die Sonnenstrahlen ließen das goldbraune Herbstlaub noch ein letztes Mal glänzend aufleuchten. Die Königin stieß einen tiefen Seufzer aus. Wenn ich doch ein Kind hätte! Es hätte goldbraune Haut wie das Herbstlaub und rabenschwarzes Haar wie die Baumstämme. Ob Junge oder Mädchen, das wäre mir gleich. Ich würde es lieben, ganz gleich wie es wäre. Kaum ein Jahr später brachte die Königin ein wunderschönes Mädchen auf die Welt. Seine Haut war goldbraun wie das Laub, das von der Herbstsonne in Licht gehüllt wird. Sein Haar glänzend schwarz, die Königin nannte es Goldlaub. Die Jahre vergingen und Goldlaub wuchs und gedieh. Er gründete das Schloss und den umliegenden Wald, spielte mit den anderen Kindern im Garten. Der Königin wurde warm ums Herz, wenn sie ihr einziges geliebtes Kind glücklich herumtollen sah. glücklich herumtollen sah. Doch konnte sie nicht lange ihrer Tochter erfreuen, denn kaum hatte Goldlaub ihr siebentes Jahr vollendet, wurde die Königin krank und starb bald darauf. Von da an kümmerte sich der König allein um die Erziehung seiner Tochter und die liebevolle Fürsorge der verstorbenen Königin wie ich der unablässigen Rüge des Königs. Er hatte nie gern gesehen, dass sich seine Tochter wie ein Junge kleidete, Tag und Nacht draußen umherstolchte und verschmutzt heimkehrte. Eine Prinzessin gehört ins Schloss, wo sie das Tanzen und Anstand lernt, dachte er verärgert. Nun hatte der König einen Zauberspiegel, der ihm nicht nur zum Rasieren diente, sondern der außerdem in allen Angelegenheiten sein Ratgeber war. Eines Tages, als Goldlaub wieder von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt heimgekehrt war, suchte der König also bei seinem Spiegel Rat und klagte darüber, dass Goldlaub nicht willens sei, schöne Kleider zu tragen. Sich lieber wie ein Junge kleidete und sich im Garten herumtreibe. Er sagte, Spieglein, Spieglein, hilf mir nun. Was soll ich mit dem Kinde tun? Es ärgerte mich zu Tode, sodass ich endlos tobe. Der Spiegel antwortete. Mein lieber König, hoher Herr, lasst Goldlaub in ihr Zimmer sperren. Lasst sie dort bewachen, kann sie es nicht verlassen. Der König befolgte den Rat des Spiegels und von diesem Tag an wurde Goldlaubs Leben wahrlich bitter. Sie durfte nicht hinausgehen, wurde gezwungen, Kleider zu tragen und musste Tanzstunden nehmen. Der König befolgte stets den Rat seines Spiegels und Goldlaub musste mit der Zeit immer mehr Gemeinheiten über sich ergehen lassen. Manchmal musste sie stundenlang ohne Unterbrechung tanzen. gehen lassen. Manchmal musste sie stundenlang ohne Unterbrechung tanzen. Oder es kam auch vor, dass der König meinte, sie sei allzu verschmutzt, sodass die Dienerschaft stundenlang die weinende Goldlaub schrubben mussten, bis sie blitzsauber war. Schließlich hatte der König die vergeblichen Versuche, aus Goldlaub eine ordentliche Prinzessin zu schnitzen, satt und zog wieder seinen Spiegel zurate, der ihm sagte, er solle Goldlaub mit dem Jäger in den Wald schicken. Dieser würde dann das Mädchen töten und als Beweis ihr Herz mitbringen. Ganz, ganz schlimm, dieser König. Schlimmer König. Der König zögerte keine Sekunde und schickte die beiden noch am selben Tag in den Wald. Als sie dort angekommen waren, weinte das Mädchen so bitterlich, dass es dem Jäger das Herz zusammenschnürte. Das arme Geschöpf wird ohnehin von wilden Tieren gefressen, dachte er, also dieser Goldlaub frei, und brachte dem König anstelle ihres Herzens das Herz eines Rehs. Goldlaub blieb also allein im Wald und wusste nicht, in welche Richtung sie loslaufen, wohin sie gehen sollte. Wer würde mich schon aufnehmen, dachte sie traurig. Allmählich wurde es dunkel und ihr wurde Angst und Bange. Sie lief eilig und ohne Ziel los und hoffte, dass die Wildtiere im Wald ihr nichts antun würden. Seit vielen Stunden schon irrte sie im Wald umher, durchfroren und hungrig, als sie in der Ferne ein Licht entdeckte. Sie beschleunigte ihre Schritte. Zwischen den Bäumen fand sie eine kleine Lichtung, in deren Mitte eine kleine Hütte stand. Das Licht, das sie erspäht hatte, kam durch das kleine Fenster dieses Häuschens. Sie klopfte am Eingang und als sie keine Antwort erhielt, öffnete sie vorsichtig die Tür. Es war niemand zu Hause, aber in der Mitte des Raumes stand ein Tisch. Üppig gedeckt für sieben Personen. Ringsumher an der Wand standen sieben sorgfältig gemachte Bettchen. Wer wohl hier wohnen mag? Ich bin auf dem Weg niemanden begegnet, überlegte Goldlaub. Da sie Hunger hatte und draußen bereits die Nacht hereingebrochen war, beschloss sie zu bleiben. Sie aß ein wenig von jedem Teller und legte sich nacheinander in die Betten, um in jedem ein wenig zu schlafen. Das siebte Bett fand sie so gemütlich, dass sie augenblicklich vom Schlaf überwältigt wurde, dass sie augenblicklich vom Schlaf überwältigt wurde, aus dem sie bis zum nächsten Morgen nicht erwachte. Es war bereits späte Nacht, als die Herrinnen des Hauses heimkehrten. Sieben Weberinnen, die den ganzen Tag lang auf dem Markt in der Stadt gewesen waren, um ihre Tuchwahn feilzubieten. Sie ließ sich gerade zum Abendbrot nieder, als die eine verwundert fragte, Wer hat von meinem Teller gegessen? Und wer hat meinen Löffel benutzt? fragte die zweite. Der hat in meinem Bett geschlafen, so die dritte. Daraufhin beäugten sie eine nach der anderen den eigenen Teller und Löffel, das eigene Bett. Schließlich fanden sie Goldlaub im siebten Bett in tiefem Schlaf versunken. Oh, was ist das Kind schön, rief eine der Weberin. Und die anderen mussten sie eilig ermahnen, leise zu sein, damit Goldlaub nicht aus dem Schlaf gerissen wurde. Sie schlichen sich auf Zehenspitzen zurück zum Esstisch, aßen still ihr Abendbrot und gingen leise zu Bett. Um das Mädchen nicht zu wecken, schlief die siebte Weberin reihum in den Betten ihrer Kameradinnen, bis der neue Tag angebrochen war. bis der neue Tag angebrochen war. Als Goldlaub am nächsten Morgen die sieben Weberinnen erblickte, erschrak sie aufs Äußerste, aber die Frauen beruhigten das Mädchen alsbald. Mit ihrem freundlichen Lächeln wären sie ihr Bett im Kreis umschlossen. Wer bist du? fragten sie. Ich bin Goldlaub, antwortete das Mädchen und erzählte, was mit ihm geschehen war. Bleib bei uns, sagten sie. Es gibt hier genügend Platz für dich. Wir sind ohnehin den ganzen Tag mit Weben beschäftigt. In der Zwischenzeit könntest du das Dach reparieren, Holz hacken oder auf die Jagd gehen, sodass uns nicht an Essen mangelt. Goldlaub blieb liebend gern bei den Weberinnen. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, wo sie hätte unterkommen können. Und hier würde sie all das tun können, was ihr lieb war. Unterdessen hatte der König vom Jäger das Rehherz entgegengenommen, was ihn beruhigte. Unbekümmert führte er sein Leben weiter, in der festen Überzeugung, dass Goldlaub nicht mehr am Leben sei. Doch eines Tages holte er erneut seinen Spiegel hervor und sprach. Er redete ausführlich und ohne Atempause über die Angelegenheiten des Königreichs und erzählte. Dann sagte er auf einmal etwas, was den König beinahe vom Thron fallen ließ. Tief im finstern Wald drinnen, im Haus der sieben Weberinnen, lebt Goldlaub, hackt und schnitzt und bohrt, ist glücklicher als je zuvor. Im König entflammte eine ungeheuerliche Wut. Wie war es möglich, dass Goldlaub noch am Leben war? Obendrein verbrachte sie ihre Tage mit solch schrecklichen Dingen, die eines Mädchens unwürdig waren. Der König brütete einen bösen Plan, um Goldlaub zu töten. Er verkleid sie wollte im Wald auf die Jagd gehen. Der König kam gerade an, als sie das Haus verlassen wollte. Wohin des Weges, schönes Mädchen? fragte er. Ich gehe auf die Jagd, sagte Goldlaub, die den König nicht erkannte. Welch ein Zufall, das hatte ich auch vor. Lass mich dich begleiten. Goldlaub freute sich über die Gesellschaft und sie machten sich auf den Weg. Sie gingen gemeinsam durch den Wald, bis sie in einer tiefen Schlucht ankamen. Wie kommen wir hinüber? überlegte Goldlaub und blickte in die Tiefe. Der König erkannte die günstige Gelegenheit, trat hinter Goldlaub und versetzte ihr einen Stoß, sodass sie in den Abgrund stürzte. Anschließend eilte er zu Friedenheim. Am Abend suchten die Weberinnen verzweifelt nach dem Mädchen. Auf einmal hörten sie einen Schrei aus dem Wald und folgten der Stimme, siehe da, es war Goldlaub, aus der Tiefe der Schlucht gerufen hatte. Die Weberinnen zogen sie aus dem Abgrund und sie kehrten gemeinsam heim. Zu Hause erzählte Goldlaub, was sich zugetragen hatte. Der Jäger war kein anderer als der böse König, sagten die Weberinnen und legten ihr ins Herz, von nun an immer im Haus zu bleiben, wenn sie nicht mit ihnen zum Markt gingen. Inzwischen war auch der König zu Hause angekommen. Ich lief geradewegs zu seinem Spiegel und sprach, Spieglein, Spieglein, sag mir unumwunden, hat Goldlaub jetzt den Tod gefunden? Goldlaub lebt und ist nicht tot. Sie wurde aus der Schlucht geholt. Der König bebte vor Wut. In seinem maßlosen Zorn klügelte er einen neuen Plan aus. Er nahm ein langes Seil, verkleidete sich als Holzfäller und machte sich erneut auf den Weg. An diesem Tag war Goldlaub wieder allein zu Hause. Die Weberinnen waren nämlich in die Stadt gegangen, um Garn zu besorgen. Bevor sie sich auf den Weg machten, hatten sie ihr noch ans Herz gelegt, ja niemanden die Tür zu öffnen. Goldlaub schnitzte gerade einen Holzteller, als es an der Tür klopfte. Ich brauche deine Hilfe, gute Seele, ich bitte dich, rief der König. Goldlaub spähte durch das Fenster und rief ihm zu. Geh nur weiter, such dir jemand anderen, der dir helfen kann. Aber der König, den Goldlaub wieder nicht erkannte, gab nicht nach. Ich habe kein Holz, um meiner Frau und meinen Kindern ein Haus zu bauen. Das erweckte ihr Mitleid. Er ist doch nur ein armer Holzfäller, dachte sie, trat vor die Tür und lächelte dem König zu. Ich begleite dich und weise uns den Weg in den Wald. So gingen sie also gemeinsam bis in die Mitte des Waldes angekommen waren. Dort stand eine mächtige Eiche. Hilf mir, den Baum abzumessen, damit ich sehe, ob er geeignet ist, sagte der König. Er drückte ihr das Seil in die Hand, als wollte er damit den Umfang des Baumstammes messen. Ein Kreis, zwei Kreise. Am Ende war das ganze Seil um die schreiende Goldlaub gewickelt und der König ließ sie ganz allein im Wald zurück, um sie den Wölfen als Beute zu überlassen. Glücklicherweise hatten sich die Weberinnen bereits Sorgen um Goldlaub gemacht, sodass sie frühzeitig den Heimweg eingeschlagen hatten. Als sie zu Hause angekommen waren, fehlte von Goldlaub wieder jede Spur. Und da ahnten sie schon, dass der hinterlistige König ihr abermals einen Besuch abgestattet hatte. Sie gingen in den Wald und fanden alsbald die gefesselte Goldlaub, um die schon die Wölfe hungrig kreisten. Die Weberinnen befreiten sie rasch und sie rannten gemeinsam heim. Zu Hause erzählte Goldlaub, was sich zugetragen hatte. Die Weberinnen warnten das Mädchen. Es war schon wieder der König. Warum bist du mit ihm mitgegangen? Hüte dich von nun an davor, das Haus zu verlassen und du wirst sehen, eines Tages werden wir dich nicht retten können. Goldlaub gab ihr Wort, den Rat zu befolgen und nachdem die Weberinnen wieder zum Markt aufgebrochen waren, verriegelte sie sorgfältig die Tür. Unterdessen war auch der König zu Hause angekommen, eilte geradewegs zu seinem Spiegel und sprach, Spieglein, Spieglein, ich will sehen, Goldlaub ist nicht mehr am Leben. Der Spiegel antwortete, Goldlaub lebt im Wald drinnen, im Haus der sieben Weberinnen. Nun raste der König erst recht vor Wut und ließ von seinem Koch einen Hasen braten, den er dann mit Hilfe eines Giftes befüllte. Danach verkleidete er sich wieder als Jäger und machte sich auf in den Wald zu Goldlaub. Als er am Häuschen der Weberinnen angekommen war, klopfte er an die Tür. Geh nur weiter, ich lasse niemanden herein, rief Goldlaub. Das ist mir gleich, ich wollte gar nicht eintreten. Ich habe einen Hasen erlegt und ihn gebraten. Ich würde ihn gern mit denen teilen, die in diesem Hause wohnen, sagte der verkleidete König. Argwöhnisch spähte Goldlaub durchs Fenster und sagte schließlich, nein, ich darf nicht annehmen. Er lachte. Befürchtest du etwa, er sei vergiftet? Hier, sieh, ich breche ihnen zwei. Ich esse den linken und du den rechten Schenkel. Nun hatte aber der Bösewicht das Gift in den rechten Schenkel gefüllt, sodass Goldlaub nach dem ersten Bissen augenblicklich tot umfiel. Na, jetzt sollen dich die Weberinnen retten, wenn sie denn können, rief der König und lachte zufrieden und eilte ihm. Sobald er zu Hause angekommen war, wandte er sich an seinen Spiegel. Spieglein, Spieglein, ich will sehen, wie die bitterlichen Tränen der im tiefen dunklen Wald wollen nicht versiegen bald. Bald wollen nicht versiegen bald. Und der Spiegel zeigte ihm kurzerhand, wie der Wagen der Weberinnen in ihrem Hof einrollte. Sie betraten die Hütte und fanden Goldlaub auf dem Boden liegen. Sie hoben sie hoch und legten sie aufs Bett, aber Goldlaub wachte nicht auf. Sie ist tot, tot. Die Weberinnen jammerten und weinten bitterlich, der Gram zerriss ihnen das Herz. Von nagendem Kummer erfüllt webten sie ihr ein wunderschönes Kleid. Nachdem sie es ihr angezogen hatten, versammelten sich alle sieben unastrote Mädchen und vergossen drei Tage und drei Nächte, lang großbe blanke Tränen, bis diese versiegt waren. Goldlaub soll nicht in der dunklen und kalten Erde ruhen, lasst sie uns in einen Glassarg legen, damit wir sie auch zukünftig immer sehen können. So geschah es auch, und als der Sarg fertig war, legten sie Goldlaub hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben ihren Namen darauf, und dass sie eine Königstochter gewesen war. Sie brachten den Sarg auf einen Berg und stellten ihn auf einer Lichtung ab. Von diesem Tag an wachte immer eine der Weberinnen über Goldlaub, und die Tiere aus dem Wald kamen herbei, um sie zu beweinen. Die Zeit verging, aber Goldlaub veränderte sich nicht. Ihre Haut blieb goldbraun, ihr abendschwarzes Haar glänzend. Es war, als schliefe sie nur. Einmal trug es sich zu, dass ein Prinz aus dem benachbarten Königbereich in den Wald auf die Jagd ging. Auf dem Berg erblickte er den Sarg und las die Aufschrift. »Oh, was ist sie doch wunderschön!« Er konnte den Blick nicht mehr von Goldlaub abwenden. Schließlich trat er an die Weberinnen heran und sagte, »Gebt mir diesen Sarg. Ich will euch dafür geben, was immer ihr euch dafür wünscht. Aber die Weberinnen wollten Goldlaub für nichts in der Welt fortgeben. Der Prinz spürte aber, dass er keinen einzigen Tag mehr ohne den Anblick Goldlaubs würde leben wollen. schenkt sie mir, flehte er die Weberinnen an. Das erweckte ihr Mitleid. Und sie schenkten dem Prinzen den Sarg, in dem Goldlaub lag. Der Prinz wies seine Diener an, sie zu tragen, und sie machten sich auf den Weg. Sie gingen durch den Wald weiter, immer weiter, als einer der Diener stolperte. Der Sarg landete auf dem Boden, das vergiftete Stück Fleisch fiel aus Goldlaubs Mund. Und, wie seltsam kann es doch in der Welt zugehen, sie erwachte auf der Stelle. Wo bin ich? Du bist bei mir, antwortete der Prinz. Und er berichtete Goldlaub, was geschehen war. Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, sah er sie lange an und sagte schließlich, komm mit mir und werde meine Frau. Das werde ich, sagte Goldlaub freudig. Ich bin dein, du bist mein. Der Prinz setzte Goldlaub vor sich aufs Pferd. Sie ritten gemeinsam heim und verkündeten vor aller Welt ihre Hochzeit. Die Gäste strömten aus fernen Ländern herbei. Sie passten kaum ins königliche Schloss, so zahlreich waren sie. Auch der böse König hatte eine Einladung erhalten. Er legte sein Festgewand an, doch bevor er sich auf den Weg machte, wandte er sich noch einmal an seinen Spiegel. »Spieglein, Spieglein, lass mich sehen, mit wem will sich der Prinz vermählen? Der Spiegel zeigte sogleich Goldlaub, wie sie im selben Moment ihr Haar hochsteckte. Voller Entsetzen rief der König, Spieglein, Spieglein, sei kein Narr, Goldlaub ist nicht mehr, sie war. Das kann sie gar nicht sein, sie fiel dem Tod anheim. Der Spiegel antwortete, Goldlaub ist sehr wohl am Leben und sie ist, du sahst sie eben, gerade dabei, sich zu vermählen. Als der König all das hörte, erblasste er verschrecken. Dann wurde er grün und gelb vor Ärger. Schließlich brach er zusammen. Dort liegt er wohl bis heute. Goldlaub heiratete den Prinzen und wurde zur hochgeschätzten Königin ihres Landes. Sie lebte noch lange glücklich und vergnügt bis ans Lebensende. Applaus Applaudissements