Das Nordicco Stadtmuseum Linz hat heuer die tolle Gelegenheit genutzt, zum 50-jährigen Jubiläum die Dauerausstellung neu zu konzipieren. Wir haben das in zwei Etappen angegangen. Die erste Etappe haben wir bereits im Juli gemeistert, indem wir mit Linz Kompakt eine sehr übersichtliche und schnelle Geschichte der Stadt Linz erzählen. Wir haben einerseits geschaut, wie verhält sich die gebaute Stadt, wie die gelebte Stadt, also wie lebt man hier, was macht man hier, was ist los in Linz und ganz wichtig ist auch, was ist einzigartig an Linz, was macht Linz aus und was macht die Stadt unverwechselbar mit jeder anderen Stadt Österreichs. Wir beginnen natürlich sozusagen mit der Gründung der Stadt Linz, haben archäologische Objekte dazu ausgewählt und zeigen hier auch die Martinskirche in einem modell und auch in einem animierten film es geht sozusagen auch um die erste donaubrücke die in linz entstanden ist es geht um die pferdeeisenbahn die 1832 von linz nach budweis gemacht wurde also auch immer der frage nachzugehen warum linz was war sozusagen so attraktiv? Es waren die Verkehrswege, es war die Donau, es war die gute klimatische Lage, die eben zu einer Ansiedlung hier geführt hat und die auch heute sozusagen noch essentiell ist. Weil, wenn wir auch wieder in die Gegenwart springen, wenn wir wissen, es wohnen im Moment circa 210.000 Menschen in der Stadt, so haben wir am Tag noch einmal ungefähr 108.000 Pendlerinnen in der Stadt, die eben diese vielen Verkehrswege suchen und weil es eben ein attraktiver Ort ist, hier in dieser Stadt zu arbeiten. Mit heute eröffnen wir die Sammlungspräsentation Linzblick. Diese widmet sich voll und ganz der Stadt Linz in allen ihren Facetten und Formen. Ganz neu in der Dauerausstellung ist, dass es als Rundgang angelegt ist. Man befindet sich im zweiten Stock, man taucht ein und sieht zuerst einmal die Sammlung des Nordicostadtmuseum. Die Stadt Linz hat eine sehr spezialisierte Sammlung. Dann geht man weiter, man schreitet durch das gebaute Linz, geht dann in Typisch Linz. Was ist Typisch Linz? Man kann jetzt ganz neu den Festsaal durchschreiten, sieht die historischen Begebenheiten des Hauses. Wir haben dann einen Fokusraum auf die nationalsozialistische Geschichte, speziell in Oberösterreich und Linz gelegt. Es ist ein Raum der Kontextualisierung und der Reflexion und schlussendlich kommt der größte Raum, das größte Themengebiet, das gelebte Linz. Das Stadtmuseum grundsätzlich als Gebäude ist ja wie ein Monolith sozusagen in der Stadt. Wir haben ja keinen White Cube, den wir hier bespielen, sondern das ist ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Das heißt, architektonische Gegebenheiten sind die eines alten Palais und die Räumlichkeiten sind eben nicht so großzügig, wie wir sie gerne hätten und deswegen haben wir auch hier im zweiten Geschoss eine maximale Erweiterung vorgenommen. Wir haben einen Türdurchbruch vorgenommen, der früher schon mal existierte. Wir haben den gesamten Boden homogen in Grau gestrichen und wir haben auch eine Tür, eine Tapetentür verschwinden lassen, sodass wir eine Wand mehr zum Hängen haben und haben auch den Raum, wo wir jetzt stehen, nämlich den Festsaal des Nordico Stadtmuseum, als erweiterten Ausstellungsraum genützt. Im gebauten Linz zeigen wir eine Mischung aus Modellen, aus historischen Modellen, aber auch zeitgenössischen Modellen. Die Holzmodelle zeigen einerseits in einem wirklich großen, schönen Maßstab, in einer wunderbaren Detailgenauigkeit Gebäude, die nicht mehr existieren. Entweder sind sie nun überbaut durch jetzige wichtige Gebäude wie die Tabakfabrik oder auch die Bruckner Universität oder aber sie repräsentieren Bauten, die ohnehin nur auf Zeit konzipiert wurden, wie zum Beispiel Triumphbögen. Die Sammlung des Nordico Stadtmuseum ist ja enorm groß. Wir sind ein kleines Universalmuseum mit 120.000 Exponaten aus Fotografie, Kunst, Volkskunst, Alltagsgeschichte. Und wir versuchen anhand dieser Sammlungsbestände die Stadtgeschichte auch hier näher zu bringen. Wir haben gleich beim Eingang eine Art Setzkasten gebaut, wo man sich einen Überblick machen kann. Also vom Eisernen Wehrmann bis zum Marktfreiungszeichen, das sind beide Exponate von wichtiger stadtgeschichtlicher Erzählung, bis hin zu einem Oskar Kokoschka mit seinem Gaukler, der aus einer heikleren Sammlung stammt, aber ein kostbares Blatt ist. Franz Sedlacek, das teuerste Exponat wahrscheinlich aus unserem Sammlungsbestand, versus einer Zunftruhe, einem Seidelglas von der Restauration, ehemaligen den Krebsen, der in Linz sozusagen sehr bekannt ist, bis hin zu einer Figurine von Gmundner Keramik oder eben einer barocken Gartenfigur aus der Sammlung der Bierbrauers- und Unternehmersfamilie Poschacher. Also hier kann man schon einmal unzeitgenössische Kunst nicht vergessen. Wir haben auch zwei Exponate dabei. Das sieht unsere Bandbreite, erzählt nicht nur Stadtgeschichte, Kunstgeschichte, Alltagsgeschichte sozusagen in der Stadt. Beim gelebten Linz waren uns besonders wichtig die Menschen, die Linzer und die Linzerinnen, aber auch alle jene, die nach Linz pendeln, hier zur Schule gehen oder studieren, genauso wie die TouristInnen. Also hier hat uns ganz besonders interessiert, was ist die Lebensqualität in Linz, wo sind unsere Lieblingsorte, wo halten wir uns auf, was tut sich hier in der Stadt. Und wir wollen auch hier ganz dezidiert wissen von den BesucherInnen, was sind eure Lieblingsorte, denn das Nordico bleibt immer neugierig. Gelebtes Linz hat fünf Rubriken. Ich mag zum Beispiel besonders gerne von August Kürmeier einen kleinen Hocker, den er für einen Kindergarten entwickelt hat in den 1970er Jahren. Ich mag auch gerne unsere Tafel, wo es um Straßennamen von Frauen innerhalb des Stadtgebietes geht. Das finde ich ganz wichtig. Es sind zehn Prozent der Linzer Straßennamen auf Frauenbeinand und die meistens in der Peripherie. Was mag ich noch gerne? Ich mag auch gerne vom Anton Kehrer eine große Fotografie, die den Linzer Donaustrand in den 1990er Jahren zeigt. Also das war ein ganz ein großer Meilenstein, im Zentrum der Stadt einen konsumfreien Raum für alle zu schaffen. So etwas ist ganz wichtig in der Positionierung. Ich mag auch gerne die orange Lampe, die im Bereich der Linzer Industrie leuchtet. Es ist eine Lampe aus venezianischem Glas, die ich mit dem Ausstellungsarchitekten Christoph Weidinger am Hauptbahnhof in Linz im Restaurant sozusagen abmontiert habe, in der Bahnhofskantine, in der Postkantine. Also das sind so ganz spezielle Erzählungen. Es gab fünf Postkantinen in der Stadt, die Arbeiterinnen, Angestellte, Beamtinnen zusammengebracht haben und auch sehr demokratisch miteinander im Umgang sein konnten. Gibt es nicht mehr. Also es ist eine sehr schöne Geschichte. Und dann noch ganz wunderbar, also diese einzelnen Rubriken und Umsetzungen der Filme von gelebtes Linz hat sich Tobias Hagleitner, er war unser Gastkurator in diesem Raum, in den Bergen. Da sind sehr schöne GoPro-Videos gemacht worden und das finde ich einen sehr schönen Zugang, wie man auch über Zeitgeschichte sprechen kann. Typisch Linz erzählt in erster Linie vermeintliche Klischees der Stadt. Was macht Linz aus? Es ist natürlich die Linzer Torte, es ist die Grottenbahn, es ist das Linzer Bier, es ist der Uferanermarkt. Alle diese Dinge und Gegebenheiten, die einem sofort mit Linz einfallen. Auch die sogenannten Hitlerbauten sind hier Thema und aber auch die Menschen von Linz. Persönlichkeiten, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, aber auch die Menschen, die hier künstlerisch tätig waren und auch noch immer sind und die Stadt prägen. Auch die Ars Electronica lässt sich bei Typisch Linz finden, weil es ist einzigartig international, das Format des Festivals. Wir haben auch hier, und auf das sind wir besonders stolz, eine echte goldene Nika aus der Prix Ars Electronica von niemand Geringerem als dem Gründer Hannes Leopold Seder in der Ausstellung zu sehen. Wenn die Frage nach einem der Lieblingsobjekte in dieser Sammlung vielleicht auch lautet, so muss ich für mich als echte Linzerin sagen, ich mag den Zwerg von der Friederike Stolz aus der Linzer Grottenbahn besonders gerne. Es gibt ein paar Dinge in der Stadt, den Urferanermarkt und die Grottenbahn, die über alle Generationen weitergegeben werden. Es gibt auch vieles zu hinterfragen, auch zur NS-Vergangenheit von Friederike Stolz. Aber dennoch ist es so eine Stadtgeschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, dass ich ganz stolz war, wie wir diesen im Dorotheum erwerben konnten. Ein eigener Raum ist dem Nationalsozialismus in Linz gewidmet. Hier liegt der Fokus auf der Reflexion des Nationalsozialismus und vor allem auch den Kontinuitäten und dem heutigen Umgang mit dieser Thematik. Wir wollen einerseits auch zeigen, und das ist uns extrem wichtig, dass es nicht vom Himmel gefallen ist, also dass was vor dem Nationalsozialismus schon sich angebahnt hat bzw. gefestigt hat und auf der anderen Seite, dass es Kontinuitäten gab und immer noch gibt. Augmented Lens ist unser neuer Rundgang mit Augmented Reality. Das heißt, wir bieten im Museum und draußen in der Stadt rund 20 animierte Stationen, und draußen in der Stadt rund 20 animierte Stationen, Kunstwerke, Plätze an, die mit dem Smartphone animiert erlebt werden können. Und überall im Museum, wo der Sticker zu sehen ist, der Hinweis auf unsere Animation, gibt es Augmented Reality zu erleben. Man öffnet die App und hält den Ausschnitt dann auf das Kunstwerk. Die App erkennt das Kunstwerk und spielt dann die Animation ab. Manchmal mit Ton und manchmal eine rein grafische Animation, manchmal historischer Kontext, der dann abläuft und das Kunstwerk inhaltlich erweitert. das Kunstwerk inhaltlich erweitert. Für die neue Gestaltung der Dauerausstellung haben wir uns die Architekten Anytime aus Linz eingeladen und eine grafische Abteilung, nämlich die Abteilung 1 aus Wien und die haben uns das Farbkonzept und die Abwicklung sozusagen der Exponate vorgenommen. Das war eine sehr gute und fruchtbare Zusammenarbeit. Edith Heim Architekten haben eigentlich eine sehr schöne Grundstruktur vorgeschlagen, nämlich ein Material, nämlich diese Röhren zu verwenden, die sonst für das Abwasser eingesetzt werden, die ein Produkt aus Linz sind, das in die ganze Welt transportiert wird, sehr zart und geschmeidig aussieht, jederzeit umgebaut werden kann oder erweitert werden kann und ich finde, nachdem wir ein klimaneutrales Museum sind, auch nach der Ablaufzeit wieder an die Firma zurückgegeben werden kann. Also ein wirklich schöner Kreislauf. Also eine Feier ist ganz dringend notwendig. Es ist nicht selbstverständlich, dass man ein Stadtmuseum in einer Stadt hat und es ist von enormer Wichtigkeit für die eigene Stadtgeschichte, für die Bevölkerung, für die Menschen, sich hier auch auszutauschen. In den 50 Jahren hat dieses Haus, auch inhaltlich gesehen, auch den Vorplatz betrachtet, eine sehr große Transformation erlebt. Die Genese von diesem Haus, vom Willen der Stadt, eine Sammlung zu begründen, stammt aus dem Jahr 1927. Man hat einen Grundstock eines Linzer Sammlers erworben von Herrn Pachinger. Man hat 1936 sich entschlossen, das Stadtmuseum hier zu eröffnen, hat deswegen 1911 das Nordeko gekauft, das vorher ein Mietshaus und Geschäftshaus war, davor das Kremsmünsterer Vorstadtpalais. Es kam dann sozusagen zu keiner Gründung, weil das Landesmuseum eine Volkskundeabteilung gegründet hat und hat dann anschließend während der Zeit des Nationalsozialismus eine sehr umfangreiche Tauschaktion gemacht. Das heißt, das Novalikustadtmuseum hat aus dem Landesmuseum eine ganze Reihe von Objekten der sogenannten Lizenzia erhalten. Das sind Objekte, die thematisch eben mit der Stadt zu tun haben. Dann sozusagen kam der Krieg, dann hat man die Kunstschule und die Neugalerie gegründet. Also erst 1963 hat man mit dem Umbau von diesem Objekt begonnen und das war ein sehr großer und notwendiger Umbau, der zehn Jahre in Anspruch genommen hat. Der Generalverkehrsplan der Stadt Linz von 1957 sah die Verbreiterung der Darmeltstraße vor und vor dem Nordiku war die sogenannte Bethlehemkirche vorgebaut. Das heißt, man hat diese Kirche abgerissen, man hat die seitlichen Trakte abgerissen und die Bethlehemstraße, da konnten keine Autos durchfahren, jetzt hat man eine ganze Seitenachse des Nordico Stadtmuseum einfach abgeschnitten. Das waren sehr große Eingriffe und erst 1973 konnte man dieses Haus zuallererst mit einer Sonderausstellung Linzer Stuckateure eröffnen, weil ja die Decken dieses Hauses langwierig restauriert wurden und die schönsten der Stadt eigentlich sind. Und erst 1974 hat man mit einer stadtgeschichtlichen Schausammlung das Haus dann ein zweites Mal eröffnet. Seitdem ist viel passiert. Es gab zwei Leiter, der Gründungsdirektor des Hauses war Georg Wacher. Er hat von 1973 bis 1990 dieses Haus geleitet, das damals eine Ausrichtung hatte auf Naturkunde, Archäologie und Kulturgeschichte. Es waren hier Ausstellungen, davon erzählen sich ganz viele Linzerinnen noch heute, mit sehr vielen lebendigen Tieren. Man konnte hier Haifische sehen, Schlangen, Haustiere, also das war eigentlich ein Oder-Hans-Hass. Das waren wirklich gut gehende Ausstellungen. Wacher hat hunderte Ausstellungen gezeigt, manche nur für den Zeitraum von einer Woche, er war also sehr viel tätig. Dann 1990 hat eben Willibald Katzing als Historiker das Haus übernommen bis 2010. Er hat die Stadtgeschichte in das Rathaus verlagert und das Haus wurde dann als Museum der Stadt Linz geführt. Und es wurden dann im Jahr 2003 nach der Öffnung des Lentus Kunstmuseum, das die Nachfolge der Neuen Galerie darstellt, eine Fusionierung der beiden Unternehmungen vorgenommen und seit einigen Jahren bilden eben drei Häuser, das heißt das Lentus Kunstmuseum, Nordecco Stadtmuseum und Wally Export Center die Unternehmung Museen der Stadt Linz GmbH. Und wir haben uns, jetzt bin ich 13 Jahre hier in diesem Haus, wir versuchen gesellschaftsrelevante Themen einfach aufzuarbeiten und kritisch auch darzustellen. Zudem publizieren wir hier in diesem Haus? Also ich verantworte in meiner Laufbahn hier schon 37 Publikationen, die sich sozusagen interessierte Leserinnen erfreuen. © transcript Emily Beynon