Stopp! Wir schalten mal auf Record. Wir fangen an. Und lächeln. Wir fangen an. Du bist ja von Berufs Schauspieler. Das ist richtig. Im Film und auf der Bühne hast du von 1999 bis 2003 drei Festivals der Regionen künstlerisch geleitet. Wie ordnest du diesen Seitensprung in de ja nicht wirklich, weil ich vorher, also ich bin vom Theater Phoenix praktisch groß geworden, bin ein Mitgegründer des Theater Phoenix gewesen und hab dort die Findung des Phoenix, eines Theaters in Linz, gemeinsam mit Stefan Klorowski betrieben, organisatorisch und war also daher und dann im Theater Phoenix war ich zehn Jahre lang unter anderem Geschäftsführer, Marketingleiter und was weiß ich was. Da haben wir ja im Leitungsteam doch einige Funktionen gehabt. Und daher bin ich jetzt nicht rein von der Bühne heruntergesprungen in eine künstlerische Leitungsfunktion. Wobei, ich bin mir ja nicht ganz sicher, ob die künstlerische Leitung zumindest zur damaligen Zeit des Festivals der Regionen nicht mehr eine organisatorische oder administrative Tätigkeit war als eine künstlerische, weil doch ein relativ starker Vorstand tätig war. Vorstand tätig war, ein künstlerischer Beirat tätig war, der bei der Auswahl der Projekte eine ziemlich starke Rolle gespielt hat und das Festivale Team, die Geschäftsführung und der Leiter, ich habe mich auch nie künstlerischer Leiter genannt, sondern Leiter, Festivalleiter, eben eigentlich absichtlich aus diesen erwähnten Gründen. Die haben dann geschaut, dass sie quasi aus den Vorschlägen, die der künstlerische Beirat und der Vorstand zusammengestellt haben, dass sie dann so etwas wie ein Festival formen und das Ganze organisieren. Also ich habe es eher als Leitungsfunktion, als künstlerische Leitung empfunden. Das hat sich vielleicht nach mir dann sogar ziemlich geändert, weil ich kann mich noch erinnern, dass ich bei der Übergabe an den Martin Fritz meiner Meinung nach, ja war das damals mein Nachfolger, dem habe ich das auch so geschildert, dass wenn er also, der ist wieder viel stärker aus der künstlerischen Richtung gekommen. Wenn er mehr Einfluss haben will auf die Programmierung, dann muss er das auch von Anfang an ein bisschen deutlicher machen und formulieren. Und ich glaube, das hat er dann auch gemacht. Und die Folgenden dann auch sowieso. Niemand in der Praxis, das stimmt jetzt auch wieder nicht ganz, weil zum Beispiel beim ersten Festival, die Randzonen 1999, die haben wir diametral quasi oder diagonal durch Oberösterreich durchgelegt, vom Strudengau bis nach Braunau am Inn, also die möglichst weit entferntesten Punkte waren die Festivalschwerpunkte und in Linz dazwischen unter der Wochenprojekte. Und da haben wir uns zum Beispiel von Anfang an entschieden, dass es Regionalleiter gibt, die die Projekte vor Ort betreuen, konkret betreuen, weil klar war, dass wir zwei, also das Festivalteam und die PR-Jungs, das waren auch zwei Leute, dass die nicht dauernd ständig hin und her fahren können auf diese Distanz. Und bei allen 30 Projekten, glaube ich, waren das damals, auf diese Distanz vor Ort sein können. In der konkreten Umsetzungsphase dann, also in der Realisierungsphase, in der konzeptionellen Entwicklung bis zum Vertrag quasi, waren wir natürlich bei jedem Projekt und haben das mit jedem Projekt verhandelt. Aber soweit ich mich erinnere, haben wir massiv künstlerisch eingegriffen in Projektvorschläge. Haben wir nicht viel, wenn ich mich richtig erinnere. Wir haben vielleicht zum Teil noch Anregungen gegeben, was man vielleicht noch machen könnte. Oder Zweifel angemeldet, ob das wirklich so gemeint ist, wie es beschrieben war. Aber ich habe mich nie so gefühlt, dass ich künstlerisch da jetzt direkt eingegriffen hätte. Ich bin selber ein reproduzierender Künstler. Das heißt, ich stelle mich auf die Bühne und trage mehr oder weniger dazu bei, dass fertige Texte lebendig werden. Und in der Administration des Theaters, wo ich eben angefangen habe, ermögliche ich solche Vorgänge und als das habe ich mich verstanden als Festivalleiter. Der Ermöglicher von gemeinschaftlich gefundenen Themen, gemeinschaftlich ausgeschriebenen Themen und eingereichten Projekten. Also wenn ich mir die Programmseiten im Archiv des Festivals der Regionen anschaue, dann kann ich im Nachhinein schon feststellen, dass vor allem die ersten zwei Festivals 1999 und 2001, Randzonen eben und das Ende der Gemütlichkeit stark geprägt wurden von performative Projekte, wo du Veranstaltungen gehabt hast, wo du Eintritt gezahlt hast, die hinsetzen hast können und quasi eine Vorführung oder Aufführung eines Stoffes oder Performances oder ein klassisches Theaterstückchen oder Musiktheater oder Konzerte oder so gesehen hast. Es waren schon von der künstlerischen, von der bildenden Kunst auch immer wieder Projekte oder von Konzeptkunst immer wieder Projekte. Aber ich glaube, so verstärkt wie zu meiner Zeit waren die theatralen Projekte, wenn ich so den richtigen Überblick habe, über die 30 Jahre waren es dann nicht mehr. Vielleicht ist aber auch die Zeit quasi damals Zeit so, dass man auch noch das Geld oder die Möglichkeit gehabt hat, größere Projekte zu machen. Das hängt ja automatisch damit zusammen, wenn ich nur an Stromlinien 1999 denke. 1991 denke, eine Schiffsreise, eine theatrale Schiffsreise in Krain mit über 300 Beteiligten. Also dass sowas überhaupt möglich war, war nicht nur wirklich außergewöhnlichen Organisatoren und Künstlern zu verdanken, sondern auch, dass wir noch relativ viel Geld gehabt haben. Ich erinnere mich dunkel, dass wir eigentlich in all den Jahren zu den drei Festivals auch von der EU Geld gekriegt haben. Und ich weiß nicht Bescheid, wie die jetzigen Mittel sind, aber dass sie nicht mehr geworden sind, sondern eher weniger, das habe ich schon so am Rande mitgekriegt. Eine der wichtigeren Überlegungen war, glaube ich, schon nach wie vor diese Grundgedanken, dass man also Kunst außerhalb der Zentren in der Region entstehen lässt und damit quasi den Zugang zu zeitgenössischer Kunst erleichtert überhaupt erst ermöglicht und dass in der Region, also im Land Projekte entstehen, die sonst niemals möglich wären, wenn es das Festival der Regionen nicht gäbe. Das hat mir persönlich auch immer so gefallen am Festival der Regionen, weil ich auch vom Land komme. Und in den 80er Jahren, als diese ganzen Kulturinitiativen entstanden sind, die Vorläuferpartien von Phoenix und so, also das war alles Kupf, das war alles so meine Generation quasi, Stadtwerkstatt. Und das Festival der Regionen war quasi dann die Weiterführung in die 90er Jahre, was über die in die 80er Jahre gegründeten Kulturinitiativen hinaus noch möglich wäre. Und das hat mir sehr gut gefallen, dass man versucht, das Verständnis nicht für Raoul alleine, sondern für moderne Formen der Kunst und Kultur aufs Land zu bringen. Was bleibt über? Recht viel diskutiert. Darüber haben wir glaube ich nicht wirklich. dass durch die Festivals in diesen Regionen dann was bleiben wird an Verständnis oder an Toleranz. Man war manchmal auch dann in der Realität relativ hart an die Wirklichkeit gestoßen, dass man dann relativ schnell auch als, ja das sind halt die Künstler oder die Spinner oder was weiß ich, was abgetan wird. Ein paar Projekte hat es schon gegeben, die vielleicht gewirkt haben. Jetzt fällt mir zum Beispiel eines meiner Lieblingsbeispiele dafür und Lieblingsprojekte ein. Es hat, ich weiß gar nicht mehr bei welchem, das Ende der Gemütlichkeit glaube ich war das, ein Dorf tut nichts gegeben. Ein Dorf tut nichts gegeben. Ein Projekt von Seidl und Schimana, genau. Die haben in Oberösterreich ein Dorf gesucht, das bereit ist, zehn zehn Tage lang, nichts zu tun. Und ihre Arbeit, die hauptsächlich in bäuerlicher Arbeit besteht, aber auch in Alltagsarbeit, ist übernommen worden von Künstlern beziehungsweise von Leuten, die die Künstler organisiert haben. Und da erinnert mich ziemlich genau, dass das wahnsinnig schwierig war, so ein Dorf zu finden, die überhaupt bereit waren dafür. Und das ist dann gefunden worden, da im Mühlviertel, wo in, weiß ich gar nicht mehr genau, wie der Ort geheißen hat. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall hat das für den Ort wirklich etwas verändert. Die machen seitdem also fast jährlich so ein Treffen oder einen Ausflug gemeinsam, wo sie einen Tag lang gemeinsam fortgehen. Und das hat das Bewusstsein, was ist Arbeit, was ist ländliche Arbeit, was ist Freizeit, was ist nichts tun, schon komplett verändert hat. Das merkt man heute noch. Und das ist die Hoffnung, die wir bei so manchen Projekten oder bei vielen Projekten gehabt haben und immer noch hat wahrscheinlich, dass es bewusstseinserweiternd oder eben verändernd für die Menschen dort ist. Naja, auch da erinnere ich mich an das eine oder andere Projekt, wo ich relativ stark zweifelt habe, ob das ernst gemeint ist, wo ich mit der Auswahl also wirklich überrascht war. Und wenn ich künstlerisch mehr eingriffen hätte, solche Projekte zum Beispiel überhaupt nicht stattfinden hätten können, was schade gewesen wäre im Nachhinein betrachtet. Und die haben zu dritt ein Projekt eingereicht Kino für Kühe Kuhlisse und da ist irgendwie der Bauernbuhr in mir durchgegangen und ich hab mir gedacht, die verarschen uns. Das kann nicht anders sein, die machen sich da jetzt einen Spaß auf unsere Kosten und stellen Kühe auf die Weide und bauen eine Kinoleinwand hin und sagen, das ist ein Projekt. Das habe ich irgendwie nicht geglaubt. Nach dem Prinzip, wie wir funktioniert haben oder wie die Auswahl funktioniert hat, ist das trotzdem zustande gekommen. Da bin ich heilfroh im Nachhinein, weil das ein wunderschönes Projekt war. Es war ästhetisch ein tolles Projekt, von der Umsetzung her ein tolles Projekt und von dem, mit was sie sich dann wirklich beschäftigt haben, auch ein tolles Projekt und von dem, mit was sie sich dann wirklich beschäftigt haben, also auch ein tolles Projekt. Das habe ich nicht gecheckt gehabt. Und das ist halt mein Hauptimpedus immer gewesen, sowohl im Theatergeschäft als auch beim Festival, also überall außerhalb meiner Schauspielertätigkeit, habe ich mich immer als das verstanden. Es ist wichtig, dass man Dinge ermöglicht, die sonst, wenn man nicht etwas dazu beiträgt, halt nicht zustande kommen. Was FROH jetzt angeht, erinnert mich auf jeden Fall daran, aber für uns war es quasi eine Notwendigkeit, dass daraus eben etwas entsteht. Also dass daraus ein funktionierender Sender entsteht und dass er jetzt mal dabei sein muss und dass er auch quasi unser Sprachrohr sein kann über die öffentlich-rechtlichen oder über die normalen Medien hinaus, also dass man quasi ein eigenes Sprachrohr hat. Das hat sich dann ja beim letzten Festival, beim 2003er Festival, die Kunst der Feindschaft, ziemlich radikal bewahrheitet, weil da die öffentlich-rechtlichen bzw. großen Privatmedien mehr oder weniger ausgestiegen sind und über das Festival gar nicht mehr weiterberichtet haben. Weil es da ein paar Skandale rund um die Volkstheater-Karawane gegeben hat, die quasi politisch nicht gern gesehen worden sind und der ORF und andere Medien da durchaus mitgezogen haben und halt nicht mehr berichtet haben vom Festival. Und das war zum Beispiel ein Projekt, wo ich auch nicht entscheidend bei den Befürwortern dabei war, sondern das war ein Projekt, das durchgeführt werden musste, weil es ausgewählt worden ist, ohne meine große Begeisterung. Ich habe nicht ganz verstanden, was diese Volksärter- Karawane damals politisch wollte jetzt und habe dann aber in der Folge quasi von der Eröffnung weg jeden Tag damit zu tun gehabt mit dem Verfassungsschutz und dem Abt für Terrorismusbekämpfung. Das war meine Hauptaufgabe, dass ich jeden Tag um sechs in der Früh einen Anruf bekomme vom Chef dort. Und der hat mich wieder gefragt, was ist denn da los mit den Außenministerinnen im Krieg erklärt. Das ist ein völliger Blödsinn. Aber das war eine Tatsache, dass mich das so derartig beschäftigt hat, dass ich für alles andere überhaupt keine Zeit mehr gehabt habe. Und die auch die Aufmerksamkeit von allen anderen Projekten so angezogen haben, dass sie die wieder vernachlässigt gefühlt haben und auch nicht mehr medial verfolgt worden sind. Und das hat mich innerhalb von einer Woche an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Beziehungsweise bin ich dann auch tatsächlich ausgefahren. Und ich habe dann auch nicht mehr mitbekommen, bis heute nicht, was aus denen geworden ist und ob das jetzt zu Recht damals ein Projekt im Rahmen des Festivals der Regionen war oder halt eigentlich ein Missbrauch des Festivals war. Das weiß ich bis heute nicht. Also das ist aus heutiger Sicht nicht geklärt, wäre da deutlich was... Für mich nicht. Für dich ist das bis jetzt nicht geklärt? Nein. Ich habe mich aber auch nicht mehr groß damit beschäftigt. Weil das Debakel rund um dieses letzte Festival oder rund um die Karawane hat mich dann letztlich auch dazu gebracht, dass ich sage, hey, ich habe ja andere Berufe auch noch, nämlich Bühnenschauspieler und Filmschauspieler oder Fernsehschauspieler damals. Und diese Dreifachbelastung ist sowieso über die Jahre eigentlich zu viel gewesen. Und dann solche Extremsituationen wie bei dem Festival ist dann einfach gesundheitlich nicht mehr tragbar. Beim Ende der Gemütlichkeitsfestival bin ich in eine Fernsehserie reingekommen, die dann im Endeffekt 20 Jahre lang gelaufen ist und mich beruflich ziemlich ausgefühlt hat. Und das waren quasi Übergangsjahre 1, 2 und 3, wo ich das parallel gemacht habe und was schon enorm anstrengend war und letztlich eben auch dazu geführt hat, dass ich es nicht mehr geblasen habe körperlich. Es war ja nicht ganz klar für mich in der Lebensplanung, dass ich nur Schauspieler bin. Das war ich nie bis zu der Zeit und habe es auch nicht wirklich vorgehabt oder verfolgt. Ich war immer sowohl Schauspieler als auch eben ein Kulturarnet, dass ich mich vielleicht doch entscheiden sollte, dass beides miteinander nicht so einfach ist und es sehr unterschiedliche Felder sind. Es gibt in Ottensee ein paar sehr initiative Leute, die auch zu diesen 80er-Jahren Kulturinitiativen Oder Hanni Kornfeld, Felna Bärbüll. Ich bin auch hierher gezogen, weil ich so lange im 95er-Jahr von Leon den Umar, weil es halt einfach ein verlockender, lebendiger Ort ist und war, immer schon war. Und das ist sicher mit ein Verdienst von diesen paar Initiativen Leute, die es in unserer Generation gibt und geben hat und ganz offensichtlich bis zum heutigen Tag sich das weiter forttragt, auch bei den jungen Leuten. Dass da initiative Leute unterwegs sind. Das ist ein Klima, das es nicht in jeder Ort gibt. Und das vielleicht auch gut wäre für ein Festival der Regionen, dass das nicht in der Landeshauptstadt sitzt, sondern eben in einem Dorf, das zwar in der Nähe von der Landeshauptstadt ist, aber ein sehr funktionierender, eigenständiger Ort ist. Momentan ist das Festival in der Tabakfabrik. Ja, vielleicht gehört es jetzt dort hin, ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Vielleicht ist es in der heutigen Zeit, in der Globalisierungszeit, der richtigere Ort, dass man nicht mehr in der Region ist, sondern in einer Kreativfabrik, in einem Zentrum. Keine Ahnung, ich hätte es gar nicht gewusst, dass es dort jetzt sein wird. Ich hätte es gar nicht gewusst, dass du dort jetzt bist. Aber auch meine ehemalige Filmfirma, die Sokolins, sitzt jetzt da in der Tabakfabrik. Während wir noch in die Berge gesessen sind. Ja, Ottensheim hat aber auch, muss man ehrlich sagen, jetzt zum Festival der Regionen, ein paar nicht unwesentliche Projekte beigetragen. Also wenn ich mich erinnere zu meiner Zeit an die Paubaren, das war schon eines von den wirklich großen Projekten, auch wieder ein performatives Theaterprojekt, bei dem ich zumindest in der Entstehung schon einiges beigetragen habe, sowohl was den Autor betrifft als auch die künstlerische Gesamtleitung und so. Oder wenn ich an das Projekt denke, bei einem 95er Festival, also vor meinen Festivals, in der damaligen Ziegelfabrik, das der Kurt Palm organisiert hat und ein totaler Aufreger war, also auch selbst in Ottenseim. Ja, das waren halt einfach die Kulturninitiative, die Granitler, die solche Projekte gemacht haben. Und nicht umsonst gibt es die Granit jetzt seit 40 Jahren, glaube ich. Und sie sind immer noch lebendig und immer noch kreativ. Als abschließendes Wort Gratulation einmal dem Festival der Regionen als Verein, der es ja nach wie vor ist, dass es dieses Festival immer noch gibt und immer noch weiter gibt. Und der jetzigen Mannschaft und Frauenschaft alles Gute für das heurige Festival.