Frau Vasiček, was bedeutet es Ihnen heute an der Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? So wie die letzten Jahre bedeutet es einfach ein Zeichen zu setzen. Es ist sozusagen ein antifaschistisches Zeichen hier zu setzen und dabei zu sein. Wir werden heuer als Kunstuni, als Delegation dabei sein, weil ich es ganz wichtig finde, dass Institutionen sozusagen auch wirklich Position als Institution zeigen und darum werden wir heuer als Kunstuni-Delegation teilnehmen. Inwieweit können denn Institutionen wie die Kunstuniversität tatsächlich diese Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus in der Vermittlung berücksichtigen? Naja, in allen Bildungsinstitutionen finde ich es relativ einfach, weil man schaut ja nicht nur nach Vorbildenbildungen, sondern auch zurück. Und es gibt ja immer so ein Hin und Her zwischen. Es gibt unheimlich viele künstlerische Positionen, die zum Besprechen und zum Bearbeiten sind und zum Aufarbeiten sind. Also da gibt es ja noch ganz vieles, was brachlich ist. Im Kunstkontext schaut zum Beispiel ein lautes Bildarchiv und solche Sachen ganz anders aus wie in anderen Bibliotheken und da ist mein Traum. Das heurige Jahr in Mauthausen steht unter dem Thema oder unter dem Motto Zivilcourage. Was fällt Ihnen zum Thema Zivilcourage ein? Haben wir hier in Österreich, in unserer Gesellschaft ein Problem, allenfalls zu wenig couragiert, zu wenig mutig auch für Grundwerte wie Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten? Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten? Nein, ich glaube an dieses Mehrheitsverhältnis, wie es oft in diesen Gratiszeitungen und und und propagiert wird, überhaupt nicht. Man wird das auch heute sagen, dass es ein ganz anderes Mehrheitsverhältnis gibt. Was ich interessant finde, jetzt so in diesem Jahr oder in den letzten Jahren schon ein bisschen, aber immer mehr, ist, dass es sozusagen ein bisschen so einen dramaturgischen Wechsel gibt, auch weil es natürlich keine Überlebenden mehr gibt. Und Institutionen werden sich viel mehr positionieren, werden sich noch viel mehr zeigen. Es wird sozusagen ein bisschen einen Wechsel geben, der genau dorthin geht. Was ist Zivilcourage? Jetzt noch in die Zukunft geblickt, da herrscht natürlich auch großes Rätselraten, wie denn die Erinnerung in weiterer Zukunft weitergetragen werden kann, gerade im Hinblick darauf, dass ja viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ja versterben oder schon verstorben sind. Wie kann das in Zukunft gelingen, gerade auch etwa im Hinblick auf neue Möglichkeiten der Digitalisierung und es geht ja auch darum, vor allem auch junge Menschen anzusprechen. Es gibt ja ganz viele Sachen, die wirklich sehr qualifiziert, also mit hoher Qualität digitalisiert worden sind, auch in 3D-Formaten und und und. Ich bin mir ja gar nicht so sicher, ob es immer dann nur so um dieses Bild geht. Eigentlich geht es darum, diese Geschichten zu behalten. Also ob jetzt die Person unmittelbar jetzt noch spricht, ist eine Sache, aber eigentlich ist für mich ja wirklich wichtiger, die Geschichten zu erhalten und die in den unterschiedlichen Medien, die es ja alle gibt, ob das ein Podcast ist, ob das Radio ist, ob das Bücher sind und und und, immer wieder bereit zu haben und weiter zu arbeiten. Ich meine, ganz großartig in den letzten Jahren gab es doch ganz viel Grafiknovell zu diesem Thema. Das hat es vor Jahren nie gegeben. Zivilcourage und Widerstand haben vielen Menschen während des Zweiten Weltkriegs das Leben gerettet. Jene, die sich dafür einsetzten, bezahlten aus mit ihrem Leben. In vielen europäischen Ländern bildeten sich Widerstandsgruppen, die gegen das Naziregime kämpften und sich für die Befreiung ihres Landes und der Opfer einsetzten. Was bedeutet es Ihnen heute hier an der internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? Also mir persönlich bedeutet es sehr viel. Ich war auch letztes Jahr hier und es ist ganz toll, dass wir die jüdische Jugend, dass wir ein Zeichen setzen können und aktiv erinnern können und zeigen, dass aktives Erinnern nicht nur leere Worte sind und dass wir wirklich was machen und nie vergessen. Was kann denn die jüdische Jugend tun, damit dieses Erinnern weitergetragen wird? Das einzige, was wir machen können, ist die Geschichten lernen und weitergeben an die Kleineren und so immer das Erinnern weitergeben, weil eben die Überlebenden, die Zeitzeugen leider bald versterben alle und deshalb das einzige was wir machen können ist, uns informieren und weiterleiten, weitergeben. Macht ihr irgendwie spezielle Projekte? Wie arbeitet ihr? Ja, wir haben mehrere Jugendorganisationen, wo wir uns alle treffen. Jeder hat so seine eigene, wo man mit Freunden hingeht. Und was wir dort machen, ist, die Älteren informieren die Kleinen und belehren die über Geschichten auch über das Judentum und über Israel. Und so geben wir unser Wissen weiter. Und das machen wir einmal in der Woche, manchmal auch zwei. Und da wachsen die meisten so ziemlich auf, wie ich zum Beispiel in der Benerki war. Und ja, das machen wir. wie ich zum Beispiel in der Banerjaki war. Und ja, das machen wir. Wie erleben Sie den Antisemitismus, der in unserer Zeit ja noch nicht verschwunden ist, noch immer ein großes gesellschaftliches Problem darstellt? Ich gehe auf eine nicht-jüdische Schule, wo man manchmal schon bemerkt, dass ich vielleicht Blicke kriege und ein bisschen anders behandelt werde. Und ich kriege oft komische Fragen, die mir persönlich manchmal sehr unangenehm sind. Und im Alltag, in einer nicht-jüdischen Schule, in der U-Bahn zum Beispiel, habe ich schon einmal ein paar Beleidigungen bekommen wegen der Kippa. Da sind wir auch gleich beim Thema der heurigen Veranstaltung Zivilcourage. Haben Sie den Eindruck, dass auch hier in Österreich wir alle couragiert genug sind, etwa im Falle von antisemitischen Vorkommnissen auch tatsächlich mutig und entschlossen genug einzuschreiten? Naja, ich würde sagen Österreich ist ziemlich okay, aber man muss noch mehr machen, finde ich, weil viele Menschen sich einfach nicht trauen, sich einzusetzen für andere, um sich dabei selber in Gefahr zu setzen für jemand anderen, den sie nicht kennen, vielleicht auch nicht mögen, eben wegen der Religion, dass sie schon ein Bild oder sowas haben, was nicht stimmt natürlich. Also, ja. Bild oder sowas haben, was nicht stimmt natürlich. Also ja. Welchen Stellenwert hat das Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen im Jahr 2023? Das Gedenken ist für uns extrem wichtig, weil wir nicht nur an einem Tag wie heute, wo wir die Tradition der Befreiungsfeier hier bei uns haben, begehen, sondern wir gedenken jeden Tag hier. Das ist uns ganz, ganz wichtig, dass den Ort öffnen, also einen Begegnungsort, weil Gedenken heißt, ja, ins Gespräch kommen, Gedenken heißt Bildungsarbeit und das ist uns ganz wichtig, dass wir diesen Ort für junge Menschen öffnen. Welche Erfahrungen machen Sie mit Ihrer Gedenkstätte im Alltag? Es ist ja nicht nur der Befreiungstag, der hier feierlich begangen wird, sondern Sie haben ja 365 Tage im Jahr die Aufgabe, die Erinnerung wach zu halten, zu mahnen. Welche Erfahrungen sammeln Sie da? Ich muss sagen, sehr, sehr positive Erfahrungen. Wir sehen das jetzt auch nach den zwei Jahren, die Covid bedingt natürlich eher ruhig hier waren an diesem Ort, dass das Interesse ungebrochen groß ist, dass wir unglaublich viele Anfragen von Schulklassen aus ganz Österreich international weit haben und wir sehen es auch in unseren inhaltlichen Bereichen im Archiv, dass wir immer mehr Nachfragen bekommen, weil die dritte und mittlerweile auch vierte Generation wissen möchte, was ist mit der Großeltern, Urgroßeltern-Generation passiert, was ist da vorgefallen. Es fällt auf, dass sehr, sehr viele Jugendliche heute an dieser Gedenk- und Befreiungsfeier teilnehmen. Wie ist das zu erklären? Die, die heute da sind, sind vor allem sehr viele italienische Jugendliche. Die Italiener haben im Laufe der letzten Jahrzehnte eine sehr besondere, eine sehr wertvolle Gedenkkultur entwickelt, weil das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Und die sind heute hier mit ihren Kommunen, mit ihren Familien und die tragen das weiter. Und das ist für mich wahrscheinlich einer der schönsten, lebendigsten Gedenkmomente hier an diesem Ort. Man weiß, dass vor allem mit der zunehmenden Digitalisierung, auch der Vermittlung, sich die Methoden auch der Erinnerungsarbeit, der Gedenkkultur verschieben. Wir stehen hier vor einem eindrucksvollen Gebäude, das sehr sehr viel bittere Erinnerung in sich trägt. Welchen Stellenwert wird das haben in 20 Jahren? Das ist natürlich schwer zu sagen und vorauszusehen. Das was wir immer ganz klar sagen und das ist auch unser Selbstverständnis, dass natürlich nichts den historischen Ort ersetzen kann. Das wissen wir auch, die Menschen, die zu uns kommen, die wollen an diesen Ort kommen und die wollen gerade die Geschichte und die Thematik an diesem Ort auch verhandeln. Wir wissen aber auch, dass wir junge Menschen vielleicht auch darüber hinaus erreichen können und auch erreichen müssen mit Hilfe der digitalen Medien. Wir haben seit knapp über einem Jahr einen TikTok-Account und waren etwas skeptisch, ob das zu uns passt, wie das ankommen wird und wir haben uns ein halbes Jahr darauf vorbereitet mit anderen Gedenkstätten aus Israel, aus Deutschland, um unsere eigene Sprache und unser eigenes Wording und Mission darin zu finden. Und das Feedback ist extrem positiv. Wir erreichen teilweise mit einzelnen Videos mehr Menschen, als im ganzen Jahr zu uns kommen. Auch wenn es viele hier in diesem Lande nicht wahrhaben wollen, Österreich ist ein Einwanderungsland, Österreich ist ein Zuwanderungsland. Wir finden hier mittlerweile eine postmigrantische Gesellschaft vor. Das ist ja auch absolut gut zu heißen. Dennoch stellt das meines Erachtens schon eine große Herausforderung auch für Sie dar, wie Sie eigentlich diese Menschen mit migrantischem Hintergrund mit Ihrer Vermittlungsarbeit erreichen können. Unser pädagogisches Konzept hat als Titel eine Frage. Und ich glaube, die passt da auch sehr gut als Antwort. Was hat das mit mir zu tun? Wenn Menschen zu uns an diesem Ort heute kommen, kommen sie mit ihrer Lebensrealität zu uns. Und die Schulgruppen, die kommen, die Menschen kommen aus so vielen unterschiedlichen Richtungen, Nationen, Herkünften und sie bringen ihr heute mit. Und ich glaube, das ist doch die Chance, dass wir genau diese Brücke bilden zwischen dem Historischen, zwischen dem Ort, zwischen dem, was passiert ist und unseren heutigen Realitäten. Und ich glaube, da können wir alle voneinander extrem viel lernen. Frau Bauer, was bedeutet es Ihnen heute hier an der Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? Ja, sehr viel. Also ich finde, es ist immer ein ganz besonderer Moment, eine ganz besondere Feier, eine ganz, ganz wichtige Feier. Ein ganz besonderer Moment, eine ganz besondere Feier, eine ganz, ganz wichtige Feier. Vielleicht kann ich es auch so sagen, ich glaube, wir leben in einer Zeit, wo es nicht nur reicht, dass man kein autoritärer Politiker ist, dass man kein Faschistin ist, sondern es ist eigentlich notwendig, dass man aufrechter Antifaschistin ist. Und genau deswegen bin ich heute hier und deswegen feiern wir heute die Befreiungsfeier. Wie schwierig ist es eigentlich in Österreich für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten? Schwierig dafür einzutreten ist es nicht. Aber da gibt es natürlich schon viel zu tun. Also wir haben politische Vertreterinnen und Parteien, die sich offen antidemokratisch äußern. Wir haben eine Partei, die sich offen gegen die Menschenrechte ausspricht oder dafür, dass man sie abschaffen sollte. Also ich glaube, es gibt viel zu tun und da sind alle gefragt. Es sind hier heute erstaunlich viele Jugendliche, vor allem aus anderen Nationen, Stichwort Italien. Polen ist immer sehr stark vertreten. Inwieweit stimmt Sie das zuversichtlich, dass das auch eine international vernetzte Zukunft haben kann? Ja, das stimmt mir eigentlich sehr positiv. Ich finde es immer toll. Es sind immer ganz, ganz viele junge Menschen da. Es ist zum Beispiel immer die Volksschule aus Mauthausen da und ganz viel. Die Jugendfraktion der Italienerinnen und Italiener zum Beispiel ist riesig und hat natürlich einen ganz, ganz hohen Wert, weil ich denke mir, die Zeitzeugen werden natürlich auch immer weniger und wir haben als Jugend natürlich die Aufgabe, dass wir diese Geschichten weiter tragen. Also ich sage ja immer zu allen, fragt euch die Großeltern, fragt die Oma, fragt den Opa, wie es war, merkt euch diese Geschichten, schreibt sie es vielleicht auch auf, weil wir ja alle diese Aufgabe haben, das weiter zu tragen und diese Welt besser zu machen und sicher zu gehen, dass Dinge nicht mehr passieren, die passiert sind. Sie sind eine der jüngsten Abgeordneten im Oberösterreichischen Landtag. Inwieweit können Sie das Wissen, Ihr persönliches Wissen um die Verbrechen des Nationalsozialismus und dem Schrecken in Ihre politische Arbeit übertragen? Also ich glaube, es gibt zwei Dinge. Das eine ist ganz klar, antidiskriminierende Politik zu machen, antirassistische Politik zu machen, aber natürlich auch die Gedenkstätten politisch und dann auch natürlich finanziell zu unterstützen. Also so wie das Nordhausen-Komitee zum Beispiel. Wenn wir jetzt ein bisschen in die Zukunft denken, zwangsläufig spekulativ, wir alle freuen uns über das Zeitalter der Digitalisierung, die Vermittlungsformen verändern sich auch, die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die das alles hier noch erlebt haben, sterben zunehmend von uns. Welche Zukunft sehen Sie denn persönlich? Wohin kann die Reise gehen? Wie können wir auch in weiterer Zukunft und auch schon bald weiterhin Menschen erreichen mit dieser Information, mit dieser Wissensvermittlung? Also Sie haben ja Social Media angesprochen, das ist ja ein bisschen was Demokratiepolitik betrifft so ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es ein super Tool ganz ganz viele Menschen zu erreichen und ich glaube dafür muss man es auch nutzen. Es hat natürlich auch die negative Komponente, dass dort ganz viele undemokratische Inhalte und ganz viele negative Dinge auch natürlich laufen. Aber man muss es natürlich nutzen und ich habe es vorher schon gesagt, dass wir diese Geschichten erzählen, nämlich auch die persönlichen Geschichten. Ich sage es nur einmal, die Oma fragen, den Opa fragen und diese Geschichten einfach erteilen, ob es jetzt irgendwie im Wirtshaus ist oder auf Social Media, das ist dann eh das Erweiterliche.... wird nur das Leben kosten, viel Bock ist uns heute gut. Wir sind die Moorsoldaten. Herr Schmider, was bedeutet es Ihnen heute an dieser internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? Es bedeutet viel, weil ich bin ja nicht das erste Mal da und es ist immer wieder sehr beeindruckend, was da passiert an diesem Tag. Und das hat natürlich diese geschichtliche Seite, was da passiert ist, der Nationalsozialismus und die Verbrechen des Nationalsozialismus da an dem Ort, aber insgesamt in Europa. Aber es gibt natürlich auch immer eine aktuelle Dimension, die das hat. Wir erleben ja in Europa, oder eigentlich weltweit, wieder einen aufkommenden Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, wo wieder mit Rassismus, mit Fremdenfeindlichkeit gearbeitet wird. Und da ist das eine Meinung. Und ja, also da bin ich da und wir begehen das, wir gedenken und wir feiern vor allem auch die Befreiung da jetzt, dieses Konzentrationslagers. Kommunistinnen und Kommunisten haben ja im Widerstand gegen den Nationalsozialismus ganz wesentlichen Beitrag geleistet. Welche Rolle spielt denn die Erinnerung an den kommunistischen Widerstand in der Partei heute? Es spielt natürlich eine Rolle, weil eh, wie Sie sagen, die KPÖ hat ja in dieser Zeit im Widerstand gegen den Nationalsozialismus viel vollbracht, viel geleistet, hat viele Opfer zu beklagen. Aber es ist natürlich nur ein Teil unserer Geschichte. Es war eben der Teil, wo in ganz Europa Faschismen an die Macht gekommen sind und wo eben die Linke und vor allem die kommunistische Linke sich gewehrt hat und da auch mit Leben das bezahlen hat müssen und insofern spielt das natürlich in unserer Parteigeschichte und in dem, was halt Partei ist, eine Rolle, aber es ist natürlich nur ein Teil. Aber es gibt natürlich dann nach dem Zusammen-, also nach dem Nationalsozialismus und nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ist es ja weitergegangen und da waren vielleicht auch die Positionen der KPÖ nicht immer so klug und so in dieser Größe und so ehrenvoll wie während des Nationalsozialismus. Mit der Ausrufung der Zweiten Republik, mit der Unabhängigkeit am 26. April 1945 hat ja dieses Österreich hochheilig versprochen, den Anfängen fortan zu wehren. Der Slogan Niemals Wieder war ja etwas, was wir heute auch als eine antifaschistische Grundlage unserer Republik verstehen. Inwieweit sehen Sie denn diesen antifaschistischen Anspruch in der Gegenwart überhaupt noch von Bedeutung oder spielt er noch eine Rolle? Hat er noch Relevanz? Er muss natürlich Relevanz haben, wie Sie richtig sagen. Es gibt so etwas wie einen antifaschistischen Grundkonsens, der sehr in Gesetze ausdrückt. Dass es bei uns ein Verbotsgesetz gibt, dass Nationalsozialismus und Wiederbetätigung des Nationalsozialismus unter Strafe steht. Nationalsozialismus und Wiederbetätigung des Nationalsozialismus unter Strafe steht, das sind alles diese Errungenschaften, die im Eindruck der Verbrechen des Nationalsozialismus dann in Österreich geschaffen worden sind und die Kern verteidigt und die müssen halt weiter bestehen. Und man kann natürlich auch zu Recht sagen, einiges davon ist also nur mehr Folklore, aber es hat keine Relevanz mehr in den täglichen Handlungen in der Politik. Und natürlich wäre sozusagen mein Appell jetzt an die Politik jetzt allgemein und nämlich nicht nur an sozusagen die Parteien, wo man eh weiß, dass die sozusagen da Probleme haben mit der Geschichte, mit diesem Teil der Geschichte, mit Rassismus, sondern auch die Parteien in der Mitte, die in vielen Fragen vielleicht das haben, was es heißt, nicht immer populistischen Strömungen, Meinungen und Emotionen nachzugehen, sondern bei bestimmten Fragen, die es um Menschenrechte geht, um Humanität geht, eine klare Kante zu zeigen und nicht den Rechten die Argumente zu liefern. Das wäre für mich eine Lehre und eine Erinnerung aus dieser Geschichte. Ich glaube, da müsste in der österreichischen Politik, in der herrschenden Politik vielleicht öfters über das nachgedacht werden. Und da bei einigen Fragen, ich sage mal Asyl zum Beispiel, müsste man da klarer agieren. Und das betrifft nicht nur die FPÖ, sondern auch andere Parteien. 89 ans. Mon père est décédé le 23 avril 1945. Je suis venu de nombreuses fois. Je témoigne à chaque fois que je le peux. une famille, tout le monde est venu, mes enfants, mes petits-enfants, tout ça, aujourd'hui j'ai des nièces, des petites-nièces, on essaie de continuer ce devoir de mémoire. Voilà, c'est... Aujourd'hui c'est très... Je crois que c'est le jour qui a été le plus émouvant pour moi. Je retrace tout le vécu qu'on a pu avoir dans nos chaires déportées. Il faut passer aux familles et tout ça. Il y a beaucoup de jeunes aujourd'hui. C'est la jeunesse. J'espère qu'ils vont continuer ce devoir de mémoire et le prolonger le plus longtemps possible. Et on est déjà 78 ans après la libération. Qu'est ce qu'on peut continuer exactement en tant que société, les médias, la politique? Disons qu'il faudrait que le climat politique s'améliore. Quand on voit ce qui se passe dans le monde, ça pose question. Je pense que la situation est très grave. Il va falloir que les gens, les les pays les chefs de deux parties de pays et où se retrouvent parce que ça c'est on va vers une catastrophe sinon la situation vous inquiète oui très très moi personnellement oui j'avoue que ça m'atteigne je passe tous les jours quand je vois ce qui se passe en Ukraine maintenant, et ailleurs, il n'y a pas que l'Ukraine. Mais l'Ukraine, c'est très proche. Mais l'Europe, l'Union européenne, se considère soi-même comme une grande famille. On essaie, oui, mais bien sûr, il y a toujours des divergences aussi. En fait, disons qu'actuellement, ça a l'air de fonctionner un petit peu assez bien. Si vous rentrez maintenant en France, c'est quoi exactement vos mémoires d'aujourd'hui? Écoutez, je vais reprendre toutes les photos que j'ai pu prendre. Je vais faire à nouveau une collection pour 1923, puisque je suis venu de nombreuses et nombreuses fois. Et puis, à l'âge que j'ai, je suis 89 ans, alors je ne sais pas si je reviendrai. Mais en fait, je suis bien content d'être venu aujourd'hui et je suis très ému. Ich bin 89 Jahre alt, ich weiß nicht, ob ich wiederkommen werde. Aber ich bin sehr glücklich, heute hier zu sein und ich bin sehr begeistert. Wie sollte denn Ihrer Meinung nach eine Gesellschaft wie die österreichische auch weiterhin mit diesem Gedenken, mit der Aufarbeitung auch unserer Erinnerung an die NS-Verbrechen umgehen? Wir sind an einem neuralgischen Punkt, nämlich an dem Punkt, wo wir viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verlieren, wo die gar nicht mehr die Kapazitäten, die Möglichkeiten haben, auch vor Schülerinnen und Schülern zu sprechen, so wie ich das damals auch als Staatssekretärin im Innenministerium sehr gefördert habe. Und deshalb müssen wir uns überlegen, wie können wir Gedenken neu gestalten. Und da braucht es lebendige Gedenkorte und da ist Mauthausen natürlich ein ganz wesentlicher Ort, auch hier mitten in Österreich. Und darüber hinaus setzen wir uns natürlich auch im Zuge der nationalen Strategie gegen Antisemitismus immer wieder damit auseinander, wie können wir das vermitteln und gleichzeitig die Schwere davon nehmen. Denn die jetzige Generation hat nicht Schuld daran, aber die jetzige Generation ist verpflichtet, auch die Lehren daraus zu ziehen und die Zukunft zu gestalten. Vor 78 Jahren mit Befreiung dieses Konzentrationslagers hier in Mauthausen hat sich ja auch die Selbstverpflichtung der Republik, der neu gegründeten Republik, verknüpft im Sinne von Wehret den Anfängen, wirklich alles zu tun, wachsam zu sein, die demokratischen Grundlagen unserer Gesellschaft im Auge zu halten. Wie steht es denn Ihrer Meinung nach um diese demokratische Entwicklung in Österreich? Nun das gilt natürlich bis heute, Wehret den Anfängen und nie wieder aufrecht zu erhalten und das nicht als Floskel verkommen zu lassen, sondern auch im politischen Alltag zu leben. Und ich denke, da muss sich jeder, und da spreche ich für wirklich jeden aus allen Parteien auch, immer wieder an der Nase nehmen, dass man hier diese Dinge nicht leichtfertig auf die Schulter nimmt. Demokratie ist etwas, was man jeden Tag pflegen muss, was jeden Tag im Diskurs auch und der entsprechenden Wertschätzung füreinander zum Ausdruck kommen soll. Und ja, wir erleben immer wieder auch sozusagen Eskalationen der Worte und da tut es auch gut, zumindest einmal im Jahr hier zu sein. In meiner Arbeit spielt es eigentlich täglich eine Rolle und deshalb bin ich froh, dass heute auch so viele da waren und dass auch der Vizekanzler Werner Kogler da war und der Innenminister, der ja für die Gedenkstätte hier auch zuständig ist. Also das ist schon ein wichtiges Zeichen. Das Eindrucksvolle an dieser Gedenk- und Befreiungsfeier ist ja, dass ungeachtet vieler Couleurs und politischer Hintergründe es doch eine Gemeinsamkeit gibt, auch diese Mahnung aufrecht zu erhalten. Jetzt wird in Österreich bald wieder gewählt, dann treten ja wieder die Gegensätze in den Vordergrund. Sie haben auch schon gesprochen, Eskalation der Worte. Wie kann es denn uns gelingen, auch hier in Österreich, ungeachtet dieser politischen Differenzen und der medialen Auseinandersetzungen, diesen Dialog, dieses Gemeinsame auch wirklich zu behalten? Naja, bald ist relativ. Also wir haben jetzt bis zur Wahl im Herbst 2024 fast eineinhalb Jahre Zeit. Und diese Zeit müssen wir nützen, dass wir miteinander auch das kommunizieren, was geschafft worden ist. Es waren drei sehr, sehr schwierige Jahre. Und man hat immer so ein bisschen das Gefühl, auch medial wird nur das dargestellt, was noch nicht gelungen ist oder wo es vielleicht auch noch Dinge zu tun gibt. Und der ergibt es viel, weil viele Krisen sind jetzt auch auf europäischer Ebene noch nicht gelöst. Aber dennoch sollte man das einmal in den Vordergrund stellen, auch was gelungen ist und das Gemeinsame noch vorstellen und da habe ich schon die Hoffnung, dass das gelingt, auch mit Unterstützung der Medien gelingt und ich rede nicht davon, dass man hier unreflektiert ist, sondern ganz im Gegenteil, kritisches Hinterfragen brauchen wir und kritisch müssen auch die Regierenden hinterfragt werden, aber man sollte auch die kritisch hinterfragen, die vorgeblich sagen, es gibt einfache Lösungen. Die gibt es leider nicht so sehr, wie wir uns das wünschen würden. Herr Babler, was bedeutet es Ihnen persönlich, hier in Mauthausen an der internationalen Gedenk- und Befreiungsfeier teilzunehmen? Es ist eine Lebenseinstellung und ich habe das Privileg gehabt, in meinen Jugendorganisationen, in den Tagen schon sehr zeitig, auch mit diesem sehr berührenden Tag hier mit der offiziellen Gedenkveranstaltung in Berührung zu kommen. Das war vor knapp 30 Jahren, seitdem war ich wahrscheinlich 25 mal persönlich anwesend, habe ganz große Begegnungen auch hier erlebt mit Menschen, die als Überlebende zurückkommen und vor allem natürlich hat diese Wichtigkeit des Erinnerns, des Gedenkens an die Jugend weiterzugeben. Das ist eine ganz wichtige Geschichte. Die österreichische Sozialdemokratie befindet sich aktuell in einem sehr intensiven Selbstfindungsprozess, egal wie das jetzt in der Frage der Parteiführung ausgeht. Welche Rolle wird denn das erinnern an die Opfer und die Widerstandsleistenden im Kontext des Nationalsozialismus weiterhin spielen? Ich kann es nur beantworten, was in meinem Leben und in meinem politischen Verständnis hat. Die Sozialdemokratie spielt eine der zentralsten Rollen. Ich meine, ich bin Antifaschist und das nicht aus irgendeiner Laune heraus oder weil das einfach so ist, sondern aus einer Lebensgrundhaltung und versuche das auch weiterzugeben. So ganz persönlich in meinem Umfeld, in meiner Familie, aber genauso natürlich politisch darum zu kämpfen, dass der Antifaschismus auch eine politische Kraft wird. den Antifaschismus auch als diesen Begriff. Der antifaschistische Grundkonsens ist ja eigentlich auch das Fundament der Zweiten Republik, zu dem wir uns alle letztlich verpflichtet haben. In wie weit sehen Sie diesen antifaschistischen Grundkonsens denn tatsächlich im politischen Alltag eingelöst? Viel zu wenig. Viel zu wenig, das ist die einzige Antwort. Deswegen kämpfen wir ja mit aller Kraft darum. Deswegen sehen wir alles, was an antidemokratischen Bewegungen ist, bis zu Rassismus, Hetze, Ausländerinnen, Ausländerspeichel, Feindlichkeit. Also da haben wir in Österreich noch viel zu tun in diesem Bereich, dass das endlich wieder eine Chance hat, Grundkonsens zu werden. Heißt einfach über Erinnerung, über Gedenken, aber auch über ganz konkrete Lebenseinstellungen nicht wegzusehen, egal wem das betrifft, wenn jemand in Not ist, die Hand zu reichen und sie nicht wegzuziehen. Gerade junge Menschen schauen ja oft etwas skeptisch in Richtung Politik, weil sie dort eigentlich zu wenige Menschen an den politischen Spitzen mit Vorbildfunktion finden, gerade auch in einer demokratischen oder demokratiepolitischen Rolle, also Role Model. Wie würden Sie denn das anlegen, tatsächlich da auch öfter noch Demokratiefragen anzusprechen und da auch Menschen mitzureißen, mitzunehmen? Also wir sehen jetzt in unserer Bewegung seit der Kandidatur, dass wir ein Gegenmodell dazu sind, dass man sich mit klaren Linien, mit klaren Grenzen, die man aufzeigt, aber vor allem mit einer klaren Positionierung in vielen Bereichen, das geht von Wirtschaftspolitik aber natürlich auch in den Gesellschaftsbereich und vor allem mit einer konsequenten Haltung, wenn es um Menschlichkeit geht, dass man sehr viele Menschen damit begeistern kann. Und wir sind eine starke Bewegung, die sehr selbstsicher weiß, dass diese Werke nicht nur zu verteidigen, sondern sie auch zu leben sind. Sie sind mir persönlich schon sehr früh aufgefallen als eigentlich einziger Politiker in Österreich, der betont auch vor großem Publikum, kein Mensch ist illegal. Wie groß ist denn Ihrer Meinung nach die Zustimmung zu diesem Selbstverständnis, das Sie hier deutlich aussprechen? Das hat sich so eine Feststellung. Es gibt keinen Menschen, der das Recht hat, einen anderen Menschen das illegal zu erklären. Man muss sich ein bisschen fragen, wie die Deutungen zu solchen Sätzen einfach schon in Frage gestellt werden. Das hat nicht einmal etwas mit links, sozialistisch, sozialdemokratisch zu tun. Das hat etwas mit einer humanistischen Grundacht, mit Respekt vor anderen Menschen zu tun. Und der ist unteilbar. Das ist so wie in vielen Bereichen, wie auch für Kinderrechte kämpfen, die unteilbar sind. Also das ist eigentlich überhaupt kein Diskussionspunkt. Die anderen Fragen, die sich aus der politischen Diskussion heraus ergeben, sind natürlich großen Fragen. Wie geht man mit Arbeitsmigration um? Wie solidarisch kann man sein bei Fluchtbewegungen, wenn Menschen von Krieg und von Krisen davon rennen müssen und flüchten? Jetzt in der Erderhitzung, wie gehen wir mit den großen Fluchtbewegungen, die auf uns zukommen, um? Also das sind andere Fragen, aber kein Mensch ist illegal. Da muss man mal denken, was das im umgekehrten Schluss heißt, wenn das jemand anzweifeln sollte, was er eigentlich für eine Geistershaltung in sich trägt. Herr Trübsasser, was bedeutet es Ihnen persönlich, an dieser Gedenk- und Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? Befreiungsfeier in Mauthausen teilzunehmen? Für mich hat der Besuch in Mauthausen jedes Jahr zu den Befreiungsfeiern zwei Gründe. Das eine ist sozusagen zu überprüfen wie steht denn Österreich zu seiner Vergangenheit? Wie sehr sind es Lippenbekenntnisse oder ist die Politik, die ja höchstrangig hier vertreten ist, auch wirklich bereit, die Konsequenzen zu ziehen und nicht nur darüber zu reden, was wir bedenken müssen, sondern Handlungen zu setzen. Und einiges in dem Land in den letzten Jahren und vor allem in den letzten beiden Jahren macht mich durchaus pessimistisch, weil wir die Distanz immer größer wird zu den Ereignissen in der Nazi-Zeit, einerseits und andererseits immer wieder Töne zu hören sind, die zu äußerster Achtsamkeit aufrufen. Und ich bin leider Gottes, muss ich sagen, auch nicht mehr optimistischer geworden, sondern ganz im Gegenteil, ich mache mir große Sorgen. Einerseits. Und andererseits, wenn wir heute gesehen haben, wie viele junge Menschen teilgenommen haben, viel Engagement und auch Überlegungen und Hoffnungen gekommen sind, so denke ich mir, es kann wirklich nur die neue Generation das Heft in die Hand nehmen. Die alte Generation, die alte Generation der Politik hat meines Erachtens versagt. Wir haben nicht mitnehmen können die Lehren, die zu ziehen waren. Und wir haben leider Gottes auch viele Schwüre, die geschworen wurden, verabsäumt, regelmäßig zu erneuern und wirklich umzusetzen und nicht nur auf den Lippen zu belassen. Wenn Staat, Institutionen und auch die Politik hier große Versäumnisse hervorbringen, dann richten wir natürlich schnell mal auch das Auge auf das, was wir gemeinhin als Zivilgesellschaft verstehen. Wie kann denn die Zivilgesellschaft konkret beitragen, um dieses wichtige Erinnern auch weiterhin hochzuhalten und diese Mahnung weiterzutragen? Ja, da fällt mir nur eines ein. Das Wichtigste ist die Weitergabe der Verantwortung. Und die passiert durch die Eltern und wenn nicht dort, dann passiert sie in der Schule. Und alles, was nicht in den ersten, sage ich einmal, 15, 20 Jahren bei den Menschen passiert, kommt meistens zu spät. Es gibt wenige, die erst später erkennen und danach handeln, dass die Verantwortung, das Zivilcourage, das Widerstand im entscheidenden Moment wirklich Grundvoraussetzungen für eine demokratische Gesellschaft sind. Und da happert es, da wird sehr viel Wissen vermittelt, Fachwissen in der Schule, aber meines Erachtens viel zu wenig Bewusstsein für die wichtigen Dinge, die unsere Demokratie ausmachen.