Was ist die Zukunft der Stifterhaus? erwartet. Und ich muss sagen, ich freue mich eigentlich sehr, dass wir diese bekannten Pfade einmal verlassen vom Format her und uns zu neuen Ufern aufmachen. Wobei so neu sind die Ufer vielleicht gar nicht, bedenkt man, dass der Text des Stücks Elena und Anna, das wir heute hören, vom Ingris Kirchen geborenen oberösterreichischen Autor Dominik Barter stand. Der hat diesen Text gemeinsam mit Schülerinnen der 5M-Klasse des BRG Hammerling erarbeitet und es freut mich auch, dass er hier ist. Es freut und ehrt uns gleichermaßen im Stifterhaus, war ja doch vor wenigen Monaten zu Gast, als er seinen jüngsten Roman Tür an Tür hier vorgestellt hat, eine klare Empfehlung für diesen Roman. Nur so nebenbei. Wie gesagt, es freut mich, dich wieder willkommen zu heißen, lieber Dominik. Herzlich willkommen im Stiftung. Dominik Barter ist nicht alleine für diesen Abend verantwortlich. Ganz wichtig zu erwähnen ist, dass die Schülerinnen der 5M-Klasse bei der Ideenentwicklung mitgearbeitet haben. Und ich muss sagen, ich darf euch heute Abend schon gratulieren, dass ihr den Mut aufbringt, für so viele Leute hier zu lesen. Das ist ganz großartig in diesem Alter. Also bitte begrüßen Sie mit einem kräftigen Applaus auf die Schülerinnen. Mich verbindet auch eine persönliche Komponente mit dem Bergehammerling, denn nach dem Studium war ich für einige Jahre dort Lehrer und hatte das Glück, im Kollegium auf ganz nette Kollegen, von denen viele heute Abend hier sind, zu treffen. Unter ihnen waren auch Stefanie Spanlang und Silvia Lambert, die zusammen mit einer Kollegin, die ich leider noch nicht kannte, Doris Schmidlechner, ganz wesentlich dazu beigetragen haben, dass wir diesen Abend heute hier erleben dürfen. Auch euch dreien ein herzliches Willkommen im Stifterhaus. Das BAG Hammerlingstraße ist seit Jahren dafür bekannt, den musisch-kreativen Geist von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Ich denke, das verdient auch ganz viel Lob und Anerkennung, nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, sondern auch für die Lehrerinnen und Lehrer, denn es steckt eine gewaltige Portion Idealismus und Energie dahinter, um solche Unterfangen wie heute Abend umzusetzen. Ich danke dafür als Gast. Mir bleibt nur noch, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie nach der Veranstaltung im Literaturcafé gerne ein Glas Wein oder Bier konsumieren können oder auch antialkoholische Getränke. Wir haben sicher einen anregenden und interessanten Abend und hören jetzt von Dominik Bartha ein paar kurze Worte zur Entstehungsgeschichte von Elena und Anna. Vielen Dank. Herzlichen Dank für die Worte. Danke Stefan. Danke an Stephanie Spahnlang, die mir die Möglichkeit gegeben hat, hier bei diesem Projekt mitzumachen. Herzlichen Dank an die 5M, die mich eingeladen hat, mit ihr gemeinsam dieses Stück zu erarbeiten. Es war eine große Ehre für mich. Schulen sind die Keimzellen der Demokratie. Ich liebe Schulen und ich schätze das wirklich, wie Stefan es schon gesagt hat, was hier gemacht wird. Und ganz besonderer Dank an die Schülerinnen, die diese Sache eigentlich in ihre Hände genommen haben. Mir bleibt nichts anderes übrig, als Danke zu sagen. Ich freue mich schon sehr jetzt, ich weiß selbst noch nicht, was ich jetzt zu sehen bekomme, ich freue mich schon sehr auf die Aufführung und noch einmal wirklich toi toi toi und alles Gute und herzlichen Dank. Heute am Feiertag ist es der gute Geist von 1933, zu dem wir uns bekennen. Unsere Hymne spiegelt ihn am klarsten wider. Hormatland, die Horni so gern. Wir Kinderl sein Mutter, wir Hinderl sein Herrn. Mit Mutterliebe und hündischem Gehorsam schreiten wir in die neue Zukunft. Das Ebengewesene vergessen wir und das Neue im Geist des Vorvergangenen begrüßen wir. Die Schmach zehnjähriger Besatzung konnte uns nicht beugen. Tausend Jahre Hochkultur werden von Kaugummi und Negerklängen nicht tangiert. Wir feiern 25 Jahre Mädchengymnasium Grünbachtal. Wir feiern unseren Bundeskanzler Dr. Dr. Dr. Julius Rath und mit Ehrerbietung und Betroffenheit erinnern wir uns an das Kriegsende vor 40 Jahren. Ein Gedenk dessen erwarten wir nun die neue, rot-weiß-rote Zukunft unseres viel gerühmten, viel geprüften, viel geliebten Österreichs. Und meine Zukunft? Die liegt bei meinem Franzl. Er ist mir versprochen und ich bin ihm versprochen. Und mir geht das Herz auf, wenn ich daran denke. Nach der Matura heiraten wir. Er übernimmt die Kanzlei von seinem Vater. Wir kriegen vier Kinder, eine elektrische Kühltruhe und ich backe ihm jeden Tag einen Gugelhupf. Und meine Zukunft? Die liegt bei meinem lieben Sepp. Nach der Matura werde ich seine Sekretärin und wenn das Kind da ist, stellen wir eine an. Sie muss natürlich hässlich sein und dick, damit es da ja nichts gibt. Die Männer sind nämlich von Natur aus so. Das wär mir aber nicht recht, denn wir kriegen fünf Kinder. Die Namen sind schon ausgemacht. Adelheid und Arnold, Gertrud und Gunther und zuletzt einen kleinen Adol. Ich meine natürlich Adalbert. Und meine Zukunft? Die, die liegt im Krankenhaus. Ich möchte Ärztin werden, sorgen, heilen und pflegen. Das liegt uns Frauen einfach im Blut. Wir sind von Natur aus her so gemacht, anderen Menschen immer fortzuhelfen. Das hat mit dem Mutterinstinkt zu tun, von dem die Direktorin immer spricht. Wenn ich das Medizinstudium nicht schaffe, weil es meinem weiblichen Gehirn nicht entspricht, dann werde ich Krankenschwester. Ganz einfach. Und meine Zukunft? Ich weiß noch nicht. Ich bewundere die Direktorin, wie sie eben wieder gesprochen hat. So viel Feuer, so viel Elan. Sie ist streng, das stimmt. Aber sie liebt das Vaterland. Und das ist zu guter Letzt das Wichtigste. Ich möchte Lehrerin werden, genau wie unsere Direktorin, nach germanischer Gangart. Der junge Mensch muss erzogen werden. Sonst muss er weg. Ich spüre es an mir selbst. Ich brauche jemanden, der mir sagt, wo ich nicht gehen soll. Sonst gehe ich schnurstracks in die Irre. Und meine Zukunft? Die liegt in der Landwirtschaft. Wenn ich singe, Land der Äcker, Land der Dome, schießen mir Tränen ins Auge. Automatisch. Dann muss ich an unsere Felder hinten hinaus denken, Richtung Rohrbach und an die Kirchturmspitze vom Schloss Götzendorf. An die Erde im Herbst und ihren Geruch beim Ackern. Das ist mein Leben. Ich hoffe also, ich finde einen schönen, knackigen Bauern. Aber geschickt muss er sein, Sie wissen schon, was ich meine, und reich natürlich. Und meine Zukunft, darf ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was sie von all dem halten sollten. Mein Vater ist tot, meine Brüder sind tot und meine Mutter ist, sozusagen, nicht ganz gesund. Was ist eigentlich das Leben? Was sollen diese Hühner? Ich höre sie nicht gern. Mir wird schlecht davon. Ich fürchte die Schläge natürlich. In erster Linie will ich nicht mehr geschlagen werden. Weder von der Direktorin noch von den anderen. Wenn sie mich noch einmal schlägt, garantiere ich für nichts. Ihr Herz ist ein Krieg, von dem sie nie spricht, stecken zu gehen. Sie sollte keiner Schule vorstellen, sondern ins ihren Haus. sondern ins Irrenhaus. Aber ich werde schweigen. Ich werde einfach nicht mehr daran denken und die Schule irgendwie fertig machen. Was soll ich denn sonst tun? Durchhalten, das ist meine Zukunft. Und meine Zukunft? Ich komme aus keiner guten Familie, wissen Sie. Die Kaminitterin hat mich hierher geschickt, weil ich angeblich so intelligent bin. Ich muss den ganzen Tag auf die Wut machen. So mache ich den ganzen Tag auch dankbar. So hält man sich die Meute am besten vom Leib. Eigentlich hasse ich dieses Internat. Bis auf Elena und Anna. Es ist etwas Geheimnisvolles um sie. Sie sind stärker als alle anderen. Warum? Ich glaube, es hat mit dem Geld zu tun. Ihre Familien sind wohlhabend. Da ist es leichter aufzubegehren. Aber sie akzeptieren mich nicht. Warum auch? Ich hab nichts. Meine Zukunft? Wer will das wissen? Ich rede nicht mit Ihnen. Und meine Zukunft? Das kann ich Ihnen gerne sagen. Ich will so leben, wie ich es für richtig halte. Tomatlon, Tomatlon, die Honny so gern, wie ein Kind als ein Mutter, ein Kind als ein Herr. Du bist alt, bin ich laufend, auf dem Hügel bin ich gelebt. Und der Sohn hat mich getrinkert, weil mich genetzt hat dein Ring. Und der Sohn hat mich getrinkert, weil mich genetzt hat dein Ring. Womit ich dich nicht gesehen habe. Der Regen soll aufhören. Wieso regnet es so stark? Ausgerechnet heute. Es überschwemmt die Gleise. Es kommen Mooren vom Berg und verlegen die Ausfahrt. Es soll auf der Stelle aufhören. Er wird sich erkälten. Hoffentlich nimmt er einen Schirm. Aber mit Schirm ist schlecht rennen. Aber er muss rennen. In einer Stunde geht der Zug. Hier sind das E und das A. So schön geschnitzt. Unsere Augen sind über die Schienen geflogen, in der Hitze ist alles verschwommen. Der Stahl wird heiß und die Luft zittert darüber. Er hat mich geküsst, auf die Wange, in den Nacken und auf den Mund. Dabei hat er das Messer nicht aus der Hand gelegt. Kommt der Zug, dann hebt es dich. Kurz schwebt man über dem Boden, zumindest ein bisschen. Und das Pfeifen geht durch alle Knochen. Nur darauf haben wir gewartet, wie auf die Glocke vor der großen Pause. Die Pausenglocke ist schrill und grauslich. Der Zug aber ruft wie ein schwarzes, riesiges Nilpferd. So tönt es in Napoli, wenn die Schiffe ins Blaue stechen. So pfeifen die Dampfer vor der Freiheitsstatue. Auf die Schiffe, auf die Meere, die Welt ist groß! Was kann der Mensch so lange brauchen? Ist doch egal, wenn alles nass wird. Ich trockne dich. Ich nehme dich, so fest ich kann. Nachher schmiegen wir uns aneinander. Ich küsse deine kalte Nase. Mit den Händen reiben wir uns fest über die nassen Knie. Und mein Ohr leg ich dir genau übers Herz, dass dir warm wird. Also wo bleibst du? Im Internat, zwei Stunden früher, im Waschraum. Red endlich! Was soll ich reden? Ich weiß von nichts. Das glaube ich dir nicht. Wenn ich es dir sage. Ihr habt doch ununterbrochen die Köpfe zusammengesteckt. Früher, seitdem er da war, nicht mehr. Gestern seid ihr eine Stunde beim Bankerl gesessen. Ich habe es genau gesehen. Von den Sachen mit ihm hat sie mir nix erzählt. Oder nur die Hälfte. Für wie dumm hältst du mich? Glaubst du, ich weiß das nicht. Wenn einem das Herz zerspringt, wenn man so nervös ist, dass man jedes Glas zwischen den Fingern zerdrücken möchte, da will man reden, da ist man geschwätziger denn je. Alle haben es gewusst. Wie sie geschaut hat, wie sie durch die Gänge gehüpft ist, wie sie immerzu gelacht hat. Ihre Lippen sind von Tag zu Tag roter geworden. Keine Ahnung, was sie sich draufgeschmiert hat. Alle wissen, dass sie sich in den Nollendorfer verknallt hat. Ausgerechnet du weißt nichts. Natürlich weiß ich, dass sie sich in den Nellendorfer verknallt hat. Aber sie hat mir keine Details erzählt. Ich schwöre, sie wollte, dass wir so tun, als wäre nichts. Fünf Jahre lang, 365 Tage, beste, beste, allerbeste Freundin und dann nichts? Du hast dich ausnutzen lassen, weil du an ihr einen Narren gefressen hast. Oder war da mehr? Aber jetzt sitzt du in der Scheiße, das sag ich dir. Wegen der lassen wir uns nicht wegsperren. Wenn du lügst und sie deckst und wir hält deshalb büßen, dann... In der kleinen Hütte über dem Bahnhof. Elena spricht mit sich. Die Tropfen werden dicker. Verdammt! Wenn er den Reisepass vergisst, sitzen wir in der Falle. Ich habe ihm hundertmal gesagt, dass er den Reisepass nicht vergessen darf. Er ist so gescheit, gleichzeitig so ein Schussel. Oft habe ich gedacht, das ist kein Mann, das ist ein junger Bernardiner. Wie oft ist ihm der Schlüssel aus der Hose gefallen. Hätte ich nicht aufgepasst, hätte er ihn längst verloren. Sicher ist er noch einmal zurück, weil er den Pass vergessen hat. Dieser Trottel. Ich halte die Warterei nicht mehr aus. Jetzt komm! Wenn wir angekommen sind, sofort schreibe ich dir. Ich fühle mich nicht gut dabei. Du musst mir das glauben. Es ist wie Schuld. Aber es trägt mich fort. Ich werde geleitet, ich schwöre. Es ist stärker als ich. Stärker als alles, was ich je gekannt habe. Anna, ich schwöre, ich schreibe dir in der ersten freien Minute. Ich lasse dich nicht allein. Ich hole dich und nehme dich zu uns. Sicher kannst du dann bei uns wohnen, aber logisch. Wir suchen uns eine Anstellung, wie besprochen. Und am Wochenende nehmen wir das Ersparte und essen frische Meeresfrüchte direkt am Strand. Anna ist allgegenwärtig. Er ist überall und überall gewesen. Mein Gott, das hat mich fortgerissen. Ich kann das nicht erklären. Anna! Ich wollte nicht, dass du in Schwierigkeiten kommst. Ich weiß doch, was die anderen denken. Aber es ist mir egal. Verstehst du? Ich bin nicht wie die anderen. Wir sind nicht wie die anderen. Diese verhärmten Weiber. Ich verachte sie. Ich muss hier weg. Im Internat. Man sagt mir, beim Frühstück hätten sie einen vergnügten Eindruck gemacht. Wir tragen die Verantwortung. Also werden wir euch auf den Zahn fühlen. Das ist doch klar. Ihr bleibt am Stock, solange bis wir etwas wissen. Abendessen ist gestrichen. So verlogen, so ungerecht zu euch selbst, mitgehangen, mitgefangen. Die Unschuldigen sollen sich bei denen bedanken, die vor lauter Romantik ihren Mund nicht aufkriegen. Wenn ihr glaubt, ihr müsst die Mädchenblütenträume einer Unbeherrschten decken, wird euch das auf den Kopf fallen. Ihr tragt nicht nur für euch Selbstverantwortung, ihr tragt Verantwortung füreinander. Fürs Internat, fürs Tal und fürs Vaterland. Ihr repräsentiert Ehrbarkeit. Was ihr an euch verbrecht, verbrecht ihr in unserer aller Reputation. So ist die Moral nun gebaut. Affen wollen dem erstbesten Vergnügen, das ihnen einschießt. Ihr aber könnt vor euren Affekten abstrahieren. Ihr könnt euch bremsen und bedenken, was eure Familien dazu sagen würden. Eure Väter und eure Mütter haben sich solch eine Schande verdient. Wo ist das Fräulein Bollasch? Eine Stunde, weil sich bis dahin nicht mehr hole ich die Polizei. Dein Schatten, dein Vater, dein Mutter, dein Schatten, dein Schatten, dein Schatten, dann gehört sich das nicht,, gehört sich das nicht? Schatza, Schatza, Schatza, gehört sich das nicht? Anna auf der Toilette, ganz allein. Sie spricht mit sich. Wie kann sie mir das antun? Wie oft habe ich sie darum gebeten? Das war mein Traum und mein Plan und unser Versprechen und unser Abenteuer. Du dumme Nuss! Natürlich weiß ich, wo du bist. Hach! Jetzt rattert der Zug ins Tal. Ich fass es nicht. Elena, was sind deine Schwüre wert? Verlogenes Biest, falsche Hure. So ist es mir eben durch den Kopf gegangen. Kannst du dir das vorstellen? Dabei wollten wir nicht so werden. Nie. Ich hätte dir davon nicht erzählen sollen. Jetzt nimmst du diesen Idioten, fährst mit ihm weg und ich bleibe in diesem Scheiß-Tal sitzen. Elena, weißt du, wie ich mich fühle? Benutzt! Ist dir das egal? Habt ihr es gehört? Dieses verdammte Rufen! Ich hab die Hütte neben den Schienen entdeckt. Ich hab sie Elena gezeigt. Ich hab ihr alles ausgemalt. Leono Rosso neben der Scuola di San Rocco. So heißt es, wo meine Tante arbeitet. Sommers wie Winters werden Küchenhilfen, Kellnerinnen und Zimmermädchen gesucht. Am Lido kann man Eis verkaufen und reiche Amerikaner stecken ihr tausend Lire in den Busen. Beim Wort Busen hat sie immer wie verrückt gelacht. Elendige Verräterin. Elena, hörst du mich sprechen? Jetzt ist die Bosheit plötzlich auch in mir. Dabei war es die Bosheit, die wir mehr als alles andere hassten. Dank dir konnte ich plötzlich vom Flüchten träumen. Wir beide wollten das Schlechte hinter uns lassen. Ins Sonnige, ins Helle, ins gute Licht. Und jetzt lässt du mich hier sitzen? Elena! Komm zurück! Bitte! Ich brauch dich doch! In der kleinen Hütte über dem Bahnhof. Elena spricht mit sich. Wieso lässt du mich hier so lange warten? Das kapier ich nicht Eigentlich musst du hier der Erste sein Du musst hier die Stellung halten Du bist der Mann und ich nur ein verliebtes Mädchen Ich muss in deine Arme laufen Ich muss dich an dir festhalten Du musst die Dinge beginnen, ausführen und zu Ende bringen. So ist es doch. So habt ihr es uns immer dargestellt. Oder etwa nicht. Aber bei uns ist alles umgekehrt. Erinnerst du dich, wie der riesige Happichtskauz über unsere Köpfe gesegelt ist? Wie ein kleiner Bub bist du zusammengezuckt. Mir hat es nichts ausgemacht. Ich bin aus dem Klofenster gesprungen. Durch den Keller, allein über die Lichtung, bis hierher zur Hütte. Und alles bei Nacht. Nur der Mond war mein Licht und rund um mich waren hungrige Wölfe. Nicht ein einziges Mal habe ich mich gefürchtet. Gefreut habe ich mich, dich zu sehen. Was bist du für ein Mensch? Anna wäre längst hier. Sie kennt keine Angst. Wieso lässt du mich im Regen warten? warten. Du Idiot! Wie oft haben wir den Plan besprochen? Wieso kommst du nicht? Was soll das? Für mich gibt es kein Zurück. Im Intern nicht gelöst. Im Internat, im Zimmer der Schülerinnen. Dann kommt die Direktorin. Anna behauptet, dass sie nichts weiß. Das glauben wir nicht. Das kannst du wem anderen erzählen. Denkst du, wir sind wo angerannt? Dafür lasse ich mich nicht einsperren, dass deine Freundin sich nicht im Griff hat. Dass du den Mund nicht aufkriegst. Sie will ihre beste Freundin nicht verpetzen. Ach, wie süß. Wir sind eine Gruppe. Wir halten zusammen. Du bist für uns oder gegen uns. Wir sind sieben und du, du bist nichts. Wir sind die Mehrheit und die Mehrheiten bestimmen heutzutage alles. Mit einer, die gleich die Beine breit macht, ist man nicht befreundet. Der Adi hätte genau gewusst, wie man mit so einer umgeht. Ihr mögt uns nicht, ihr wollt uns nicht, ihr glaubt, ihr seid was Besseres. Anna, sag dich los von ihr. Ihr Ruf ist ruiniert. Sie kommt nicht mehr zurück. Das lässt das Internat nicht zu. Wo ist denn dein Ehrgefühl? Ha! Auf wessen Seite stehst du, Anna? Auf unserer oder auf ihrer? Wer zu Verräterinnen hilft, macht sich selbst zu Verräterin. Das ist doch klar. Genau. Auf wessen Seite stehst du also? Schaut, die Sonne kommt heraus. Der Regen hat aufgehört. Spielen wir noch eine Runde Federball? Uns allen hätte der Neulendorfer sehr gefallen. Ist doch klar. Dieser Schenkel und dieser Popsch Aber wir wissen eben, was sich gehört Der Adi hat kurz einen Prozess mit so einer Person gemacht Ihr habt immer geglaubt, es ist etwas Besseres, gell? Aber ihr seid nichts Besseres, weil alle Menschen gleich sind Geh, was redest du denn für einen bolschewistischen Blödsinn? Jetzt reiß endlich dein Maul auf Anna Wegen eurer Schamlosigkeit gehe ich sicher nicht in Stubenarrest. Das ist doch der Gipfel, da geht mir das Geimpfte auf. Gegen uns hast du keine Chance. Wir machen dich fertig. Wir sind das Volk. Aber geh, bitteschön. Wie wär's, wenn wir noch ein bisschen nach draußen gehen? Jetzt, wo die Sonne rauskommt. dass wir hier noch ein bisschen nach draußen gehen. Jetzt, wo die Sonne rauskommt. Diese süßen Augen und der fesche Popsch. Was hätte ich gerne draufgegriffen? Aber das Schlampige, das liegt mir halt nicht. Der Adi hätte sie hochkant nach Hartheim geschickt. Das wäre das einzig Richtige gewesen. Wie nett, wenn die Feinmädchen ihre Kapizen haben. Hauptsache, die armen Mädchen müssen verbüßen. Es ist immer das Gleiche. Wirst du reden? Himmelarsch und Zwirn. Red endlich! Himmelarsch und Zwirn. Brauchst du ein paar Dätschen? Himmelarsch und Zwirn. Äh, ich muss aufs Klo. Ich möchte ja auch, dass mich einer nimmt. Aber ich halte an mich, weil sich das so gehört. Wo kämen wir da hin, wenn beim ersten Frühlingslüfterl alle die Schenkel spreizen? Das wäre eben der Untergang unserer Rasse. In Reinheit müssen wir zeugen, so hat es der Adi immer gesagt. Wo der Samen im Schmutze keimt, wächst unwertes Leben. Und das Germanische wird für Generationen verschandelt. Am Ende trischt man auf die, die nichts haben, weil die Reichen haben sich längst gerichtet. Anna, du bist nichts Besonderes. Du bist wie alle anderen. Was ist hier los? Was steckt ihr die Köpfe zusammen? Die Konspirationen sind zu Ende. Eine nach der anderen zu mir. Ihr werdet mich kennenlernen. In Reihe und Lied vor's Büro. Ab jetzt schweigen. Weiß ich bis acht nicht mehr. Verhört euch der Inspektor. Eine nach der anderen. Vorleib Bollasch Eltern sind informiert. Husch, wir gehen alphabetisch vor. Vorleib Anna Ahrenberg. Sie sind die Erste. Im Zimmer der Direktorin. Ich weiß, dass Sie, Fräulein Elena Bollers, beste Freundin sind. Ich war eine Freundin, wie alle anderen auch. Lügen Sie mich nicht an. Ich lüge Sie nicht an. Wie ist denn Freundschaft definiert? Ich habe mit ihr Federball gespielt, wir haben gemeinsam gefrühstückt und am Sonntag sind wir zusammen spazieren gegangen. Das heißt nicht, dass sie mir ununterbrochen ihr Herz ausgeschüttet hat. Ich leite dieses Institut seit 20 Jahren. Ich weiß doch, wie Mädchen ihres Alpes kicken. Sie wissen alles, ihre beste Freundin. Weil das sich alles erzählen, ist ihr stärkster Trost. Ohne Freundin hört man das Internat nicht aus. Man braucht ein treues Ohr, um die Stränge zu ertragen. ein treues Ohr, um die Strenge zu ertragen. Ich war selbst acht Jahre hier interniert. Das waren andere Zeiten damals, nach dem großen Krieg. Elena und ich haben uns viel erzählt. Das stimmt. Aber die Sache, die Sie wissen möchten, die hat sie mir nicht erzählt. Ich kann doch nichts dafür. Soll ich sie anlügen und etwas erfinden? Vielleicht verstehen Sie mich nicht. Ich mache mir Sorgen. Ich trage die Verantwortung. Ich will nicht, dass Fräulein Bollasch etwas passiert. Auch ich mache mir Sorgen. Leider weiß ich aber wirklich nicht, wo Elena ist. Ich hoffe, dass sie zur Bettruhe wieder da ist. Was ist mit dem Magister Anton Nollendorfer? Können Sie mir darüber etwas sagen? Magister Nollendorfer ist unser Mathematiklehrer. Was soll mit ihm sein? Ist er in dieser Abwesenheit irgendwie verwickelt? Könnte das sein? Was denken Sie? Ich weiß nichts darüber. Besteht ein Zusammenhang zwischen Elenas Verschwinden und Herrn Magister Anton Neuendorfer? Wieso fragen Sie das mich? Fragen Sie Magister Neuendorfer. Er ist Ihr Kollege. Ich bin nur eine Schülerin. Das habe ich bereits. Kopf geschüttelt und gelächelt. Was weiß ich, was dem Görn durch den Kopf geht, hat er gesagt. Bei der Gelegenheit hat er auch gesagt, dass er kündigen müsse, auf der Stelle seine Mutter legend sterben. Er müsse sofort nach Linz. Er möchte seine Verlobte rechtzeitig ehelichen. Nach dem Mittagessen isst er seinen Wagen davon. Das ist doch seltsam, oder nicht? Was weiß denn ich? Ich traue ihm nicht über den Weg. Überhaupt nicht. Er ist ein bisschen zu schön für ein anständiges Mannswild. Finden Sie nicht? Ich werde jetzt rein um Ihre Kolleginnen befragen. Und dann die Polizei instruieren. Die Wachstuben sind besetzt. Feiertag hin oder her. Wenn Sie mir etwas verheimlichen, machen Sie sich mitschuldig. Ich rufe Ihre Eltern an und sie fliegen samt Anzeige vom Internat. Ist Ihnen das klar? Was wollen Sie? Wie wollen Sie wissen, was ich weiß? Sie können nicht in meinen Kopf schauen. Niemand kann in meinen Kopf schauen. Wieso glauben Sie mir nicht? Ich möchte doch selbst wissen, wo Elena ist. Sie war meine Freundin. Verdammt nochmal! Was fällt Ihnen ein? In diesem Ton hinaus! In der kleinen Hütte über dem Bahnhof. Elena! Elena! Ich weiß, dass du hier bist. Bist du noch hier? Elena, ich bin's. Anna, jetzt mach auf. Ich will nicht mehr. Was ich mich schäme. Elena, Elli, jetzt komm, mach die Tür auf. Fast wäre ich vor dem Zug gesprungen. Bist du narisch? Jetzt machen dich auf. Anna. Ellie, du dummes Huhn. Wieso bist du gekommen? Ich habe dich verraten. Bist du nicht böse? Ich war schon böse. Aber jetzt ist es verpufft. Wie ist das möglich? Ich weiß es nicht, weil ich dich verstehe. Außerdem habe ich mir Sorgen gemacht. Er hat dich verraten. Er ist nicht gekommen, dieser Feigling. Er hat sich aus dem Staub gemacht. Er nicht mehr da nicht mehr da was meinst du die direktorin wollte mich erpressen alle wollten sie mich erpressen das ganze abgefeimte pack sie machen auf gruppe und machen sich groß sie hat mir alles erzählt wo ist er hin? Angeblich nach Linz, zu seiner Mutter, die im Sterben liegt. So ein Blödsinn! Seine Mutter ist pumperig gesund. Am Wochenende hat sie am Traunsee eine Segelregatta eröffnet, Champagner getrunken, Lachsbrötchen gefressen und mild und leise, wie er lächelt, gesungen. Er will heiraten. Hast du das gewusst? Heiraten? Was? Wen denn? Wo ist der Ring? Er trägt doch keinen Ring. Elli, darauf ist kein Verlass. Die Direktorin hat es so erzählt. Sein Wagen steht nicht mehr da. Ich habe es kontrolliert. Wieso habt ihr nicht den Wagen genommen? Das wäre doch viel einfacher gewesen als mit dem Zug. Naja, weil man den Wagen so einfach finden und nachverfolgen kann. So hat er das erklärt. Dieser Trottel. Er hat dich von hinten bis vorne am Schmäh gehalten. Und du hast ihm geglaubt. Du hast recht. So eine Schande. Das ist alles, weil ich es mir so stark gewünscht habe. Ich dachte, mit ihm wird es mehr als nur ein Mädchentraum sein. Mit ihm wird es wirklich Wirklichkeit. Weil er erwachsen ist. Und ein Mann. Ein Magister. Anna, aber ich gehe nicht mehr zurück. Weiß außer ihm jemand von der Hütte? Nein. Hoffentlich hält er die Klappe. Spätestens um 8 will die Direktorin die Polizei informieren. Vielleicht ist der Inspektor aber gar nicht da, weil heute Feiertag ist. Vielleicht verhören sie aber auch den Neulendorfer. Die Direktorin traut ihm nicht. Sie ahnt etwas. Der Zug ist eben ab. Hast du alles dabei? Alles dabei. Was? Was hast du vor? Ich hatte keine Zeit. Ich bin wie eine Leopardin losgerannt. Wie am Hausarrest. Der ganze Stock. Aber ich bin aus dem Klofenster gesprungen. So wie du immer. Hast du den Pass? Den hab ich. Du hast ihn? Dann... Wenn wir rennen, erwischen wir ihn in St. Ursula. Anna, mein Gott! Das Tal soll vermurren, das Internat soll zusammenstürzen. Sie können mich einmal, alle zusammen. Ich will in die Sonne, ich will ins Licht. Aber ich will doch das Gleiche. Seit Jahren. Komm, das schaffen wir. Aber natürlich, komm ins Offene. Freundin, endlich! Einsteigen bitte, Zug fährt ab. Epilog Was denkst du? Du hast die Augen offen. Ach, nichts. Sag schon. Was ist los? Ich muss an meinen Bruder denken. Er wird mich vermissen. Wenn wir da sind, schickst du ihm eine Karte. Und wenn sie uns erwischen? Sie erwischen uns nicht. Aber mir schaudert es jedes Mal, wenn der Schaffner vorbeigeht. Mir auch. Aber das ist doch jetzt egal. In zwei Stunden sind wir längst umgestiegen. Heute ist Feiertag. Da malen die Amtsmühlen langsamer als sonst. Wichtig ist, dass wir es versuchen. Werden wir erwischt, dann in Gottes Namen ist es so. Gottes Namen ist es so. Aber dann haben wir es wenigstens versucht und sind nicht zu feig gewesen. Dann haben wir uns nichts fortzuwerfen. Wieso bist du so stark? Woher nimmst du die Kraft? Ich will nicht mehr nach Hause. Echt nicht. Zu Hause, das ist das, was mich kaputt macht. Meine Mutter ist kein guter Mensch. Mein Vater ist ein Monster. Ich weiß, was sie im Krieg getan haben. Ich weiß alles. Mein Mut ist es, dass ich niemals so werden will wie sie. Mein Mut ist, dass ich Träume habe. Noch. Elena, mein Mut bist du, dass es dir genauso geht wie mir. Das gibt mir Kraft. So weiß ich, dass ich nicht verrückt bin. Bei mir ist es doch genauso. Aber meinen Bruder werde ich schon vermissen. Elena, wir fallen nicht von der Erdkugel. Wir fahren nicht auf den Mond. Wir gehen nach Venedig, ins Hotel, wo meine Tante arbeitet. Weiter nichts. Du schreibst ihm, sobald wir angekommen sind. Aber wie schlagen wir uns durch? Was ist, wenn deine Tante nicht zu Hause ist? Wenn sie uns wegschickt oder verpetzt? Wo werden wir wohnen? Mein Geld reicht höchstens für eine Woche. Wir finden eine Lösung für alles. Wir leben von Montag auf Dienstag und von Dienstag auf Mittwoch und von Mittwoch auf Donnerstag und so weiter. Wir sind jung, gesund und klug. Weißt du was? Wer schon am Anfang alles geregelt haben will, der tut am Ende nichts. Weil sowieso am sichersten ist, zu Hause bleiben, Hände in den Schoß legen und Maul halten. Du hast recht. Vor lauter Hundegehorsam und Angst gewöhnt man sich an das Schlechte. So lang, bis man selber schlecht ist. In Fiddler steigen wir um. Bis dahin, lass uns noch ein wenig dösen. Komm. Hat Nollendorfer mich denn je geliebt? Geh bitte. Hast du ihn denn geliebt? Was weiß ich. Das Auto wäre aber weit komfortabler gewesen als der Zug. Du komfortables Biest. Leg deinen Kopf an meine Schulter. Wirst schon sehen, wie gemütlich das ist. Du hast recht. Hoch.おはようございます Thank you. Applaus Und zum Abschluss bedanken wir uns bei Dominik Barter für das Drehbuch von Elena und Anna und für die Ermöglichung dieses Hörspiels. Danke. Applaus und für die Ermöglichung dieses Hörspiels. Danke. Und natürlich auch beim Stifterhaus, insbesondere bei Stefan Kögelberger dafür, uns diesen Veranstaltungsort zur Verfügung zu stellen und eine Podcastaufnahme zu ermöglichen. Vielen Dank. Ja, ich bedanke mich ganz herzlich bei den Schülerinnen der 5M, beim Dominik Barter, bei den Professorinnen, die uns diesen wunderbaren Abend ermöglicht haben. Ich würde mich freuen, wenn wir Sie einmal zu einer Literaturveranstaltung hier willkommen heißen dürfen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, einen guten Nachhauseweg und vielleicht zieht man sich noch auf ein Gläschen. Schönen Abend, einen guten Nachhauseweg und vielleicht zieht man sich noch auf ein Gläschen. Schönen Abend, danke. Applaus