Willkommen bei Literatur im Dorf, Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich. Willkommen bei Literatur im Dorf, Silvana Steinbacher begrüßt Sie herzlich. Mein Gast ist heute Sabine Gruber. Sie hat im vergangenen Jahr ihre Journalgedichte Am besten lebe ich ausgedacht herausgebracht und vor kurzem hat sie einen weiteren ihrer Romane fertiggestellt. Über beides wollen wir sprechen. Und ich möchte Ihnen jetzt Sabine Gruber etwas näher vorstellen. Sabine Gruber ist in Meran geboren, in Lana aufgewachsen und nach vier Jahren in Venedig lebt sie jetzt schon viele Jahre in Wien. Sie hat viele bedeutende Preise erhalten, unter anderem den Österreichischen Kunstpreis für Literatur der Stadt Wien und den Anton-gans Preis. Und ich begrüße jetzt Sabine Gruber sehr herzlich. Freut mich, dass Sie da sind. Ich möchte mit dem Aktuellen auch beginnen, was ich sehr interessant finde. Sie führen ja teilweise die Figuren aus anderen Romanen fort. Also jetzt zum Beispiel in dem Roman, den Sie fertiggestellt haben, den Bruno Daldossi, der ja der Protagonist war in dem Roman Daldossi oder Das Leben im Augenblick. Hängen Sie an Ihren Figuren so sehr oder hat es einen anderen Hintergrund? Und irgendwann habe ich festgestellt, dass es nicht so leicht ist, Figuren zu erfinden. Und dann habe ich mir gedacht, die einzelnen Figuren könnte ich wiederverwenden. Das begann schon mit meinen Figuren sozusagen in anderen Büchern und stelle mir immer vor, dass ich an einem einzigen großen Buch schreibe, das kapitelweise sozusagen erscheint. Jedes Kapitel ist ein Buch. Es ist mühsam, haben Sie gesagt, diese Figuren zu kreieren und auszustatten. Ist das ein für Sie nur mühsamer Akt oder auch ein lustvoller Akt? Es ist natürlich auch ein lustvoller Akt, aber wenn ich schon eine Figur erfinde, und die werden ja dann auch so plastisch für mich, so greifbar, dass ich es immer bedauert habe, wenn ein Roman zu Ende gegangen ist, dass diese Figuren nicht am Leben sind oder nicht weiterleben. Und dann habe ich mir eben gedacht, warum sollen sie nicht weiterleben? Dann leben sie eben in anderen Büchern weiter. Nicht alle, es ist immer eine spezielle Figur und im neuen Roman ist Bruno Daldossi der beste Freund von Renata Spaziani, das ist eine Übersetzerin, die einen italienischen Vater hat und eine deutsche Mutter. Und die hat jetzt die Hauptrolle, aber Bruno ist der, der sie begleitet als Freund. Es sind ja in Ihren Romanen, so habe ich es auch gesehen, immer suchende, teilweise auch randständige Figuren, die sie kreieren. Ist das im neuen Roman auch der Fall? Also es sind Figuren, die sicherlich aus einer, sagen wir mal, transkulturellen Welt kommen, die also nicht eindeutig zuordnbar sind. Auch diese Renata ist jetzt wieder eine Figur, die mit einem Fuß in der italienischen Welt steht und mit dem anderen in der deutschsprachigen, die in Wien lebt. Also ich liebe schon so Figuren, die keiner klaren Nationalität zugeordnet sind. Mir ist Nationalität sowieso etwas, was mir nicht sehr angenehm ist. Und als Südtirolerin erst recht, weil was bin ich? Ich weiß es selbst nicht. Europäerin, aber darüber hinaus könnte ich erst recht, weil was bin ich? Ich weiß es selbst nicht, Europäerin, aber darüber hinaus könnte ich nicht sagen, was ich bin. Und insofern sind die Figuren natürlich nicht klar zuordnenbar. Das stimmt schon. Und vielleicht sind sie oft auch dadurch, dass sie keine klare Nationalität haben oder nicht klar definiert sind, auch Wandernde. Das stimmt auch bis zu einem gewissen Punkt. Ihre Romane setzen ja immer eine große Recherchearbeit voraus. Das Südtirol-Problem zum Beispiel in Stillbach oder die Sehnsucht oder auch bei Daldossi oder das Leben im Augenblick. Da spürt man direkt Ihre große Kenntnis. Daldossi ist ein Kriegsfotograf, natürlich in Krisengebieten. Und da spürt man schon, dass Sie das sehr, sehr viel wissen. Ist diese Recherchearbeit für Sie auch wichtig für Ihre Bücher? Ja, also ich möchte beim Schreiben auch selbst etwas dazulernen. Es interessiert mich nicht, mein eigenes Befinden oder meine Befindlichkeiten zu beschreiben. Es gibt da auch Abgründe und Interessantes vielleicht, aber insgesamt ist meine Biografie, glaube ich, zu langweilig, um daraus Literatur zu machen. Und es gibt aber immer Punkte, also biografische Punkte, von denen aus ich die Recherchen starte. Also es ist zum Beispiel, bei Daldossi war das so, ich war in den 90er Jahren, 80er, Anfang 90er Jahren, mit einem Mann zusammen, der dann beim Stern Kriegsreporter wurde. Und wir waren dann nicht mehr zusammen, aber engstens befreundet, als er am 13. Juni 99 im Kosovo erschossen wurde. Und ich hatte immer schon, als er noch lebte, Angst um ihn. Er war für den Stern auf dem Balkan unterwegs, also während des ganzen Krieges. Und ich hatte immer diese Panik, eines Tages würde ein Anruf kommen und es ist ihm was passiert. Und deswegen habe ich schon in Aushäusige sozusagen eine Art Angstbannungsstrategie entwickelt, indem ich diesen Denzel mir ausgedacht habe, der erschossen wird. Und habe bei Gabriel Grüner, so hieß der damalige Freund und der Journalist, der umgekommen ist, recherchiert. Also er hat mir damals geholfen. Wir haben hin und her gefaxt, Hamburg, Venedig, Hamburg, Wien dann. Und er hat mir erzählt von der Realität eines Kriegsreporters und dass er eigentlich von sich selbst und seinem Schicksal erzählen würde. Das konnte ich natürlich nicht voraushandeln. Aber es war ein Stück weit so, ich dachte mir vielleicht, wenn ich das hinschreibe, dann ist das erledigt. Aber es war nicht erledigt. Es ist dann tatsächlich eingetroffen. Also man schreibt manchmal auch etwas, man schreibt auch Dinge herbei manchmal. Also nicht jetzt absichtlich, aber man hat sie schon im Kopf und formuliert sie und dann geschieht es tatsächlich. Das ist mir ja auch mit Daldossi passiert, da habe ich angefangen sehr früh, schon Anfang der 90er Jahre mich mit Lampedusa zu beschäftigen, weil ich in der Republika in Rom immer wieder gelesen habe von Flüchtlingen, die ankommen und mir gedacht habe, das wird irgendwann ein großes Problem werden oder das Problem ist, es wird jedenfalls zu einer größeren Einwanderung kommen und das war dann tatsächlich so und ich brauche immer sehr lange für meine Bücher. Das heißt, mich hat die Geschichte dann auch eingeholt, immer sehr lange für meine Bücher. Das heißt, mich hat die Geschichte dann auch eingeholt, weil 1995 hatten wir diese große Einwanderung von Flüchtlingen, aber ich hatte mich schon vorher angefangen zu beschäftigen. Aber bei Daldossi, weil wir das erwähnt haben, das sind ja schon auch, also Sie sprechen von dem Denzel, den Sie sozusagen erfunden haben, aber es sind ja sehr, sehr viele Fotografinnen oder Fotografen, die Sie erwähnen und Erfundenen. Also ich mische das ja immer. Aber ich habe mich sehr lange mit Biografien von Kriegsfotografinnen und Fotografen befasst. Auch weil mich diese Figur interessiert hat. Also Daldosi ist eine erfundene Figur. Sie trägt den Namen eines Meraner Fotografen, der mich als Kind fotografiert hat und der Name gefiel mir, also habe ich ihn wiederverwendet. Aber es ist eine erfundene Figur und sie trägt natürlich diese Traumatisierungen in sich, die ich bei vielen Fotografen und Fotografinnen gefunden habe. Und eigentlich wollte ich eine Kriegsfotografin als Protagonistin anfangs, aber ich habe zu wenig Material gefunden und habe mich dann auf eine männliche Figur konzentriert. Was auch Spaß macht, aus der Perspektive eines Mannes zu schreiben, weil das passiert nicht so häufig. Ja, also dieser Taldossi, der überlebt zwar, aber interessant ist ja, dass er eigentlich so mit diesem Leben im Frieden eigentlich nicht mehr zurechtkommt. Und was ich sehr, sehr plastisch gefunden habe, dass ihm auch diese Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, die waren teilweise für ihn unerträglich oder die erschienen ihm als Luxus direkt. Ja, das ist klar. Ich habe das bei amerikanischen Fotografen in Interviews gefunden, dass die geschrieben haben, also gesagt haben, sie sind zurückgekehrt aus dem Irakkrieg und standen in einem Supermarkt vor 20 oder 10 Sorten Cornflakes. Das sind einfach so unterschiedliche Welten. Da der Hunger und die Not und das Elend und die Gewalt und auf der anderen Seite dieses Übermaß, dieses Unerträgliche eigentlich. Es ist genauso unerträglich. Also mich erinnert es ein wenig, also jetzt nicht in der Dimension, aber das hat mir meine Tochter erzählt, dass sie gesprochen haben mit einer Frau, die auch diesen Balkankrieg auch erlebt hat. Und da war so die Rede vom Blackout und sie hat gesagt, also wovon sprecht ihr überhaupt bei uns? War oft wochenlang oder sehr viel Stromausfall, das kann mich überhaupt nicht erschüttern. Also so in dieser Dimension ein wenig. Aber vielleicht werden wir doch noch auch das, was Sie natürlich jetzt schon sagen können über Ihr Buch, das ja erscheinen wird im Sommer. Führen Sie da diese Thematik ein wenig fort oder gar nicht? Nein, das ist eben, wie gesagt, die Hauptfigur ist eine Übersetzerin und zu Beginn des Romans verliert sie ihren langjährigen Lebensgefährten. Und es ist eigentlich ein Buch, wo ich mich damit beschäftigt habe, wie lässt sich der Schmerz, die Trauer, also dieser enorme Verlust, lässt sich da überhaupt in Sprache fassen. Und sie selbst stellt einmal die Frage, ich glaube an den Bruno Daldossi am Telefon, wie geht Leben? einem der Boden weg, also wenn das völlig unvorhergesehen geschieht. Damit habe ich mich beschäftigt. Ich habe sehr viele Bücher gelesen von Autorinnen und Autoren, die selbst Partner verloren haben, Julian Barnes oder Didion oder Palman, also die holländische Autorin. Und habe selbst nach einer Möglichkeit gesucht und es ist auch immer schwierig für mich, also beim Schreiben am Anfang, die Form zu finden. Weil ich finde, dass die Form etwas mittragen muss, was der Inhalt nicht einlösen kann oder umgekehrt. Und ich habe mich gefragt, was bewirkt Trauer? Und das ist auf jeden Fall eine Diskontinuität. Also Linearität ist nicht möglich. Man leidet unter Dekonzentration, man ist nicht in der Lage, konzist zu denken, man verliert den Faden, man hat Wortfindungsstörungen auch. Dann habe ich mir gedacht, ich muss eine Form finden, die diese Brüche auch mitträgt, die zeigt, dass es nicht linear abläuft. Und deswegen ist der Roman auch so ein Roman, der so in Sprüngen funktioniert. Also der ist ungefähr 220, 230 Seiten dick. Und ist eigentlich vom Beginn, wo diese traumatische Nachricht kommt, bis zum Schluss, wo sie dann doch herausfindet aus diesem Zustand und auch wieder einen Partner sucht und sich auf die Spuren ihres Mannes begibt, ihres Lebensgefährten, der Architekt war und sich, und ich bin ja auch Historikerin, in der pontinischen Ebene aufhält, also südlich von Rom, wo in den 30er Jahren Städte sozusagen auf dem Reißbrett entworfen wurden. Und das sind Städte, die, also Pometzia, Aprilia, Latina, Sabaudia ist die bekannteste, die eben im Stil der 30er Jahre gebaut wurden. Und das war so eine Mischung aus faschistischer Architektur und Moderne. Und diese Faszination von meiner Seite aus, weil ich suche ja dann immer Themen, die mich selbst faszinieren. Diese Faszination ist eben, wo ist diese Schnittstelle? Wo kann man sagen, ist das Gebäude jetzt faschistisch? Oder ist es schon modern? Oder ist das die Moderne? Und wie lebt es sich in einer Stadt, wo auf den Gullis noch die Embleme des Faschismus zu sehen sind? Oder auf der Kirche in Sabaudia sieht man im Mosaik Mussolini, der bei der Getreideernte hilft. Also die Italiener haben da keine Berührungsängste. Mit diesen vielen Relikten aus der Faschistenzeit. Und das finde ich ein ganz spannendes Thema, das auch reinspielt in den Romanen. Sie haben die Form ja angesprochen, die Ihnen natürlich sehr wichtig ist, aber suchen Sie da zu Beginn dieses Schreibprozesses nach der Form mit verschiedenen Erzählmethoden und haben Sie dann irgendwann einmal das Gefühl, genau so möchte ich es jetzt haben? Ja, das ist eigentlich der schwierigste Prozess bei allen Romanen. Also diese Entscheidung, aus welcher Perspektive schreibe ich, schreibe ich aus der Ich-Erzählerin-Perspektive oder nehme ich eine personelle Erzählerin oder einen personalen Erzähler oder wechsle ich ab, erzähle ich aus dem Blickwinkel einer Frau, eines Mannes oder aus verschiedenen Figuren, das ist für mich immer die schwierigste Entscheidung. Auch die Wahl der Zeit, ob ich jetzt in Präsens schreibe oder, also ich habe jetzt in dem neuen Roman Präsens gewählt. Das ist eine, finde ich, eine sehr schwierige Art zu schreiben, weil es so was Klebriges hat, diese Gegenwart, die man nicht muss. Aber es ist sehr nahe. Es ist sehr nahe und gerade deswegen auch, natürlich gibt es dann Retrospektiven, weil sie sich erinnert und dann immer mehr aus dieser Erstaunung, die ich anfangs versucht habe auch darzustellen, löst sie sich allmählich. Und in den anderen Romanen, also gerade in Stillbach oder Die Sehnsucht, habe ich eben versucht, die verschiedenen Perspektiven auf verschiedene Figuren aufzuteilen, auch um verschiedene Blickwinkel, historische Blickwinkel sozusagen zu bekommen, aus verschiedenen Zeitebenen und von verschiedenen Figuren mit verschiedenem Wissensstand. Die Gefahr ist ja, dass man dann vielleicht eventuell auch verwirren kann oder dass das Ganze zu zerfledert, sage ich jetzt einmal. Aber das war bei Stillbach einfach überhaupt nicht der Fall. Sind Sie sich dessen dann auch bewusst und versuchen das dann immer wieder neu zu überprüfen? Oder kann man das gar nicht als Autorin? Ja, also bei Stillbach war es für mich nicht so schwer, weil ich habe ja diese Rahmenhandlung geschrieben. Die habe ich sehr leicht geschrieben, weil ich selbst Historikerin bin und mich in diese Perspektive von Paul Vogel, der Historiker ist und Touristen in Rom durch das faschistische oder nationalsozialistische Rom führt. Es gibt ja auch Nazistätten in Rom. In diese Figur konnte ich mich sehr schnell reinfühlen und das ist ja ein Zeitgenosse von mir. Viel schwieriger war es dann, dieses Manuskript, das aufgefunden wird und das 1978 spielt, zu schreiben. Erstens, weil es mehr Recherchen bedurft hat und weil da diese Emma Manente sozusagen zu Wort kam, eine Südtirolerin, die schon älter war, die schon 1978 in den 60ern war, die also den Krieg erlebt hat und ich mich gefragt habe, wie ist das, wenn eine Südtirolerin aus einem Bergbauern-Dorf, aus einem ärmlichen Umfeld in eine Großstadt kommt, den Faschismus erlebt, den Modernen dort, also was passiert da? Und die ist ja keine Intellektuelle, keine Akademikerin, die hat nicht die Sprache, da musste ich dann sehr stark auf eine Ebene gehen, also die hat Erinnerungen natürlich an die 40er Jahre und die 30er Jahre, wo es um Erinnerungen geht, wo man eben wenig Material findet. wo es um Erinnerungen geht, wo man eben wenig Material findet. Also wie war das in den 30er oder 40er Jahren als Dienstangestellte oder Dienstmarkt in einem venezianischen Haushalt, wo sie anfangs gearbeitet hat oder eben in einem Hotel in Rom. Und ich hatte so die Illusion, ich könne mehr Zeitungen durchsehen aus dieser Zeit. Da waren das aber faschistische Zeitungen. Und da findet man nichts über das Befinden oder die Befindlichkeiten der Bevölkerung, sondern da steht dann viel über Aufmärsche und was das Heer alles macht und welche Offiziere sich wo befinden. Aber man erfährt sehr wenig über den Preis von einem Kilo Brot oder ob die Bevölkerung Hunger gelitten hat oder nicht. Das war nicht so wichtig anscheinend. Sie sagen einmal, es ist ein sehr schönes Bild, finde ich, schreiben Sie eine Form des Atmens für mich oder so ähnlich. Also das heißt, das ist doch eine gewisse Dringlichkeit. War das von Anfang an für Sie klar auch? Ja, ich habe schon als Kind geschrieben und ich muss aber dazu sagen, weil das wird mir dann oft nicht unterstellt. Aber manche glauben, ich hätte angefangen zu schreiben, weil ich gesundheitliche Probleme hatte. Aber ich habe schon viel früher geschrieben, als ich noch gesund war sozusagen. Und ich glaube, Schreiben war für mich auch eine Strategie als Kind oder Jugendliche gegen die Langeweile. Ich habe mich oft schrecklich gelangweilt und Bücher haben mir eine Welt beschert, die war immer spannend. Und diese Spannung, die wollte ich auch für mich selbst erfinden. Wenn ich sie nicht gefunden habe, wollte ich sie erfinden. Oder für mich Texte finden und erfinden, die mir diese Langeweile sozusagen vertrieben haben. Ja, da kann man sehr, sehr gut auch, ich kann mich erinnern, auch als Kind so in eine Welt hineinkommen und sich in dieser Welt dann auch irgendwie teilweise auch geborgen fühlen. Sie sind ja zweisprachig aufgewachsen. War diese Zweisprachigkeit, würden Sie meinen, jetzt, was die Literatur betrifft, eher bereichernd oder stand sie Ihnen manchmal auch im Weg? Also ich bin ja in einer deutschsprachigen Familie aufgewachsen, am Land sozusagen. Also Lana ist eine Marktgemeinde, mittlerweile hat sie über 10.000 Einwohner, damals noch nicht. Aber ich hatte das Glück, dass meine Mutter eine italienische Freundin hatte und die hatte wiederum einen Sohn in meinem Alter, sodass ich also als Kind schon mit einem italienischen Buben gespielt habe, mit Maurizio. Und es kam dann dazu, obwohl ich in den Jahren der Südtiroler, ich nenne es immer Apartheid, aufgewachsen bin, weil man hat ja sehr stark getrennt, das Deutsche und das Italienische. Das Ladinische war nochmal ein anderes Kapitel. Konnte ich den italienischen Kindergarten besuchen. Angeblich, meine Mutter wollte mich beim Deutschsprachigen anmelden. Mein Vater, meine Tante Zia hat ihren Maurizio im Italienischen angemeldet und ich muss da angeblich unbedingt, ich wollte unbedingt mit diesem Maurizio zusammen sein. Und so bin ich dann in den italienischen Kindergarten gegangen. Es war unüblich für diese Zeit. Damit habe ich sehr früh relativ gut Italienisch gelernt. Ich habe es jetzt wieder verlernt, weil ich die letzten Jahre einfach kaum gesprochen habe. Ich lese zwar, aber man verliert dann so dieses schnelle Sprechen. Ja, eine Sprache muss sehr gepflegt werden. Es ist meine zweite Sprache, aber zweisprachig bin ich nicht. Aber damals die Zeit, wie Sie in Venedig waren, glaube ich, da haben Sie einmal gesagt, ich habe bemerkt, dass ich dann auf einmal schon zu italienisch denken begonnen habe. Aber es war dann doch, glaube ich, für Sie, obwohl Sie an der Uni unterrichtet haben, als junge Frau die Stadt nicht wirklich reizvoll. Ja, also ich habe sehr genossen. Ich muss sagen, ich möchte kein Jahr missen von diesen vier Jahren. Aber es ist im Grunde eine Kleinstadt, die vom Tourismus lebt. Es fehlte mir das Kulturprogramm, es fehlte mir das Wiener Caféhaus, das deutschsprachige Umfeld, die Lesungen, die Auseinandersetzung mit anderen Autorinnen und Autoren. Einfach der Input fehlte. Auch die Sprache ging mir langsam aus. Es ist wirklich so, wenn man dann sehr lange im italienischsprachigen Raum lebt, dann verliert man das Deutschsprachige. Es ist einfach so. Ich hatte dort dann mehr italienischsprachige oder fremdsprachige Freunde, also die anderen Lektoren, die Arabisch oder Französisch unterrichtet haben oder Spanisch. Mit denen war ich unterwegs, aber wir hatten die gemeinsame Sprache Italienisch und mir fehlte der Umgang mit der deutschsprachigen Community sozusagen. Aber so, dass Sie nicht mehr, auch literarisch nicht mehr wussten, wie schreibe ich jetzt oder so, das gab es nicht. Also Italienisch zu schreiben oder? der Uni unterrichtet habe, dass ich zu wenig Zeit zum Schreiben habe, weil die Uni doch ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen hat. Und ich kann mich erinnern, dass mein früherer Germanistik-Professor Sigurd Balscheichl, bei dem ich auch die Diplomarbeit geschrieben habe, dass der irgendwann zu mir gesagt hat, du solltest dich langsam entscheiden, ob du literaturwissenschaftlich arbeiten willst oder schriftstellerisch. Und dann ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich nicht für diese hierarchischen Unistrukturen gemacht bin, dass das nicht meine Welt ist. Ich habe es immer gelebt, eigenständig zu arbeiten und nicht in Abhängigkeit von irgendwelchen Professorinnen oder Professoren. Ich habe mich dann für die andere Laufbahn entschieden. Sie waren ja mit Anita Pichler, glaube ich, auch befreundet, mit der Sie ja, also jetzt abgesehen von sonstigen Privaten, auch einiges gemeinsam haben, nämlich dass Sie beide Stüterullerinnen sind und beide geschrieben haben und Sie verwalten, wenn man das so sagen kann, mit Renate Mummelta gemeinsam den Nachlass. Wie sieht denn das aus? Also wie geht das vor sich, sagen wir mal so? Ja, also ich habe Anita Bichler schon 1983 kennengelernt, weil Renate Mummelta für die Zeitschrift Sturzflüge, das war damals die wichtigste Literaturzeitschrift in Südtirol. Die hat dann Schreibende Frauen gesucht und versammelt. In diesem Rahmen haben wir uns kennengelernt und haben uns angefreundet. Es war dann interessant, dass wir uns sehr oft verpasst haben. Als ich in Venedig war, war sie in Biel und in Wien. Wir haben uns zwar punktuell immer wieder gesehen, aber eigentlich erst so in den letzten Jahren öfter und dann während ihrer Krankheit häufig. Sie ist an Krebs erkrankt und wurde die letzten Monate von 15 Freundinnen engmaschig betreut. Ich gehörte auch dazu. Da hat sie mich gefragt und eben auch Renate Mummelter, ob wir ihr Nachlass verwalten würden. Und hat sich auch gewünscht, dass ihre Wohnung in Venedig Autorinnen zugänglich gemacht wird. Ich bin damals auf die Idee gekommen, weil ich die Literarmechanik schon kannte, dass die vielleicht die finanziellen Mittel hat, eine Wohnung in Venedig auch zu erhalten. Weil ursprünglich war die Idee von Anita Bichler, der Südtiroler Autorenvereinigung, die Wohnung zu vermachen. Aber da ist kein Kapital da gewesen, um diese Wohnung zu erhalten. Aber es funktioniert jetzt sehr gut. Jetzt funktioniert es sehr gut. Und es auch in Ihrem Testament so definiert, dass es nur Belletristik-Autorinnen und Autoren sein sollen, die ihre Wohnung in Anspruch nehmen sollen. Und wir haben jetzt diese vielen Jahre dafür gesorgt, dass Ihre Bücher alle lieferbar sind. Also sind alle Bücher in deutschsprachiger und mittlerweile auch in italienischsprachiger Übersetzung lieferbar, was nicht so schwer war, weil es gibt nicht so viele Bücher. Sie ist ja sehr früh gestorben, noch vor ihrem 50. Geburtstag. Und Renate Mummel, die lange Zeit in der Presseabteilung der Stadt Bozen gearbeitet hat, die hat sich auch sehr dafür eingesetzt, dass es einen Platz gibt mittlerweile in Bozen, der nach Anita Bichler benannt ist. Und wir haben diese ganze Verwaltung des Nachlasses unentgeltlich gemacht, das muss ich auch dazu sagen. Aber das ist halt auch nur möglich, weil das Werk nicht aus 20 Bänden besteht, sondern aus vier Bänden und das ist sehr überschaubar. Was ich mir vorstellen kann, was auch gar nicht so einfach ist, also Ihr Werk ist ja doch so viele Ihrer Werke sind thematisch gekennzeichnet, auch durch Trauer, durch eine schwere Krankheit, durch Tod. Aber man findet auch immer wieder Ironie. Also ich habe so den Eindruck, man findet auch immer wieder Ironie. Das scheint Ihnen auch wichtig zu sein, oder? Ja, ja, sehr. Also ich liebe ja Ihr letztes Buch, Beider Augenblick. Das ist lyrische Prosa, könnte man sagen. Das sind so Miniaturen, da geht sie von künstlerischen Werken aus, zum Beispiel vom Schwarzen Quadrat von Malevich und entwickelt aus diesen, ich habe eigentlich Ihr Werk gemeint. Ach so, Sie sind jetzt schon bei mir. Ja, Entschuldigung. Ich war jetzt noch bei Anita Bichler, aber das wollte ich noch dazu sagen. Aber fühlen Sie sich da auch angesprochen? Ich finde, trotz dieser wirklich schweren Themen, findet man ja auch bei Ihnen doch auch Ironie. Ja, Humor und Ironie haben eine realitätsabweisende Wirkung und das geht gar nicht ohne. Also auch in dem neuen Roman Ist aber eine Gratwanderung. Es ist immer eine Gratwanderung, gerade bei diesen schwierigen Themen. Natürlich, aber ich denke mir, wenn man sehr genau ist im Schreiben, dann funktioniert das auch. Ich muss ja sagen, ich finde, Sie sind ja wirklich eine der wenigen Schreibenden, die sowohl Lyrik als auch Prosa beides gleichermaßen gut können. Und ich habe es erwähnt, im vergangenen Jahr ist am besten Lebe ich ausgedacht erschienen. Also auch jetzt von der Form her, muss ich Ihnen noch einmal dieselbe Frage stellen, wie entscheiden Sie denn, wie Sie an ein einzelnes Gedicht herangehen? Also in dem Fall haben Sie es Journalgedichte genannt. Ja, also bei diesem Band war es ein bisschen so, dass ich mich selbst überlistet habe. Ich hatte eine ziemliche Schreibkrise. Also das hing zusammen mit persönlichen Ereignissen. Mein Vater ist gestorben und Jahre vorher mein Lebensgefährte. Und dann kam ja noch die Pandemie danach. Also ich hatte das Gefühl, ich komme aus diesen verschiedenen schwierigen Situationen gar nicht mehr raus. Und ich habe sehr viel gelesen. Ich habeikvorlesungen geschrieben, Reden geschrieben, aber ich war nicht mehr in der Lage, einen Roman zu schreiben, weil da braucht man den langen Atem und die Ruhe und die Konzentration, die hatte ich nicht mehr. Und dann habe ich wieder mit der Lyrik angefangen und hatte mir vorgenommen, ich mache jetzt jeden Monat zumindest ein Gedicht. 20 Zeilen, das muss jetzt einfach sein. Und so hat das begonnen mit diesem März-Gedicht, 20 Zeilen. Und dann April, Mai, Juni. Ich bin ein Jahr durchgegangen, habe nebenher andere Dinge gemacht, klarerweise. Und dann dachte ich mir, dann kam ich in diese Form so rein mit diesen 20 Zeilern. Und dann habe ich angefangen, einzelne Tage zu beschreiben und dachte mir, ich führe das jetzt einfach so mal fort, solange das irgendwie für mich eine brauchbare Option ist. Und so sind diese 20 Zeiler entstanden und die letzten zwei sind keine 20 Zeiler mehr. Das war auch bewusst, weil diese Form, diese festestringente Form, auch die Zeilenlänge ist in etwa ungefähr immer gleich, die hat mir auch Halt gegeben. Also einfach so muss es jetzt sein und Eine Struktur. Genau. Als ich dann merkte, so jetzt komme ich wieder in den Schreibfluss, dann habe ich auch aufgemacht. Und dann habe ich auch wieder mit der Prosa angefangen und habe dann auch bewusst die letzten Gedichte nicht mehr so ganz streng auf diese 20 Zeilen reduziert. Es ist ja, also der Titel ist meistens eben die Zeit, also im März zum Beispiel, manchmal fassen sie es auch präziser, Mitte März oder 31. Dezember, aber man hat auch immer so das Gefühl, es ist wirklich auch in der Jahreszeit. Also so fast das Fassen eines Moments, so ist es mir erschienen. Ja, also ich hatte mir gedacht, ich werde jetzt mal Gedichte schreiben, wo ich auch manchmal recherchiere. Also wo einerseits die Zeit, die gerade virulent ist, einfließt. Also die Jahreszeit. Und dann wollte ich meine Lektüren, die ich wieder gemacht habe in der Pandemie, so Ravenna war noch vor der Pandemie, manche Reisen waren ja vorher, aber manche habe ich auch während der Pandemie gemacht in einsame Gegenden, wo ich relativ sicher war. Und das habe ich dann eben einfließen lassen. Also Sie verwenden es als Binnenreime, Enjambements und was mir sehr gut gefallen hat, ist mir direkt aufgefallen, sie verknüpfen dann auch in einem Gedicht, ein Gedicht von Walter von der Vogelweide mit unserer digitalen Welt und dann verschmilzt eigentlich dieses Tandaradei aus unter den Linden zu Tinderadei, also unserer Form des Werbens ja eigentlich im Digitalen. Also so diese Brücken scheinen Ihnen auch wichtig zu sein. Ja, ja, ja, klar. Das war aufgelegt, das Tandaradai und das Tindaradai. Sie haben ja gemeint in unserem Vorgespräch, was mir gut gefallen hat, Sie wollen nichts interpretieren. Finden Sie generell, dass eigentlich in der Literatur so viel interpretiert wird? Manchmal ja. Entschuldigen Sie, dass das Bedürfnis auch besteht seitens des Publikums? Ja, also ich denke mir, ich versuche immer die Interpretation aus und vor zu lassen. Ich finde es interessanter, das war schon in der Schule so, ich fand es interessanter, wenn ich etwas über den Kontext erfahren habe. Also ob das jetzt ein Roman ist, wo ich dann erzähle, auch in den Lesungen, wie es dazu gekommen ist und welche Recherchen ich unternommen habe. So mache ich das eben auch bei den Gedichten, dass ich dann eben erzähle, es ist ein 20-Zeiler und das hat mir geholfen. Diese Form hat mir einfach einen gewissen Halt gegeben. Und ich wurde auch schon gefragt, also wieso reimst du? Ich meine, wie kann man heutzutage reimen? Und ich denke mir, die Lyrik kommt vom Gesang, von einem gewissen Rhythmus. Und ich finde, diese Binnenreime, die haben was Heiteres manchmal. Und das habe ich einfach gebraucht bei schweren Themen, mich einfach auch mit der Melodie ein bisschen rauszuziehen aus diesem Dunkeln. Als Motto ist ja ein, weiß ich jetzt nicht mehr ganz genau, aber ein Ungaretti. Also man spürt das ja auch sehr stark. Ich müsste jetzt nur eigentlich finden. Aber Sie wissen es wahrscheinlich, das Motto. Ich weiß es nicht mehr auswendig, aber es ist die durch die Lebenden geht die Straße der Toten. Das ist jetzt nicht wortwörtlich zitiert. Aber Ungarett ist wahrscheinlich dann auch einer der Poeten, der Sie sehr anspricht, nehme ich an. Ich bin ja jemand, der sehr viel Lyrik liest. Ich schreibe zwar nicht, also wenn ich Roman schreibe, schreibe ich kaum Lyrik, aber ich lese Lyrik, weil ich das ganz wichtig finde, dass man diese reduzierte Form, die bändigt einen auch beim Romanschreiben. Also die holt einen zurück auf das Essentielle. Und Ungaretti gehört auch dazu. Im neuen Roman habe ich ein Zitat von Patrizia Cavalli, eine italienische Lyrikerin. Also ich nehme oft Bezug auf italienische Dichter und Dichterinnen. Jetzt habe ich es gefunden. Durch die Lebenden führt die Straße der Toten. Sie waren Poet in Residence, allerdings nicht wirklich, sondern eben während der Pandemie, sondern in digitaler Form. Wie hat das funktionieren können? Ich habe zwei Poetikvorlesungen geschrieben und es war die Zeit, wo man nicht raus konnte. Dann habe ich zu Hause die gesamte Vorlesung aufgenommen, auf meinem iPhone. Eine Nachbarin, die sich digital gut auskennt, die hat mir dann geholfen, das Ganze zu verschicken. Also Sie waren dann auch nicht digital in Kontakt mit den Studierenden? Nein, nicht bei der Vorlesung selbst. Die zwei Vorlesungen wurden online gestellt an der Uni Duisburg-Essen. Aber ich hatte dann noch Workshops. Da hatten wir Kontakt über das Internet. Ich muss sagen, ich befürchte manchmal, dass das so die neue Art und Weise der Kommunikation wird. Nämlich gerade für die Literatur finde ich es ganz schlimm. Ich auch. Ich finde es schrecklich. Und das war damals wirklich nicht möglich. Ja, es war eine Notlösung, natürlich. Es war eine völlige Notlösung, natürlich. Es ist immer eine Distanz da. Also es ist, wenn man mit Studentinnen und Studenten arbeitet, dann ist es einfachüchtern. Ich habe mich nicht so getraut, öffentlich Fragen zu stellen. Und ich war auch eine von denen, die lieber danach im kleineren Rahmen etwas wissen wollte. Und das fällt natürlich weg. Ja, völlig. Sie arbeiten schon wieder an etwas Neuem? Ja, ich habe diesmal gleich wieder angefangen, weil ich oft dazu tendiere, dann länger Pause zu machen und dann komme ich aus diesem Schreibduktus raus. der 1943 im April einrücken musste. Also der war im italienischen Ehe, hat 1939 für das Deutsche Reich optiert, war dann also von 1939 bis 1943, wie er das nennt im Tagebuch, waren das seine schönsten Jahre. 1943 wurde er eingezogen zu seinem Leidwesen. Er hat geglaubt, er würde da vielleicht irgendwie entkommen, weil er war kein Nazi, er war einer, der dem Kaiser nachgetrauert hat, ein Monarchist. Und er hat von April 1943 bis Silvester 1944 minutiös Tagebuch geführt und ist am 10. Jänner 1944 in Weißrussland, also bei Vitebsk, gefallen. Jänner 1944 in Weißrussland, also bei Vitebsk, gefallen. Und ich wollte eigentlich diese Reise auch nachfahren, die er gemacht hat, aber das ist im Moment nicht möglich, auch wegen des Krieges in der Ukraine. Aber ich werde wahrscheinlich nach Kaunas fahren, weil er ein paar Tage in Kaunas war, in Litauen. Ich weiß noch nicht genau, was ich daraus mache, aber es ist ein hochspannendes Thema. Also ich habe jetzt so ein bisschen reingelesen. Die Familie meines Vaters waren Buchbinder, Buchdrucker, Schriftsetzer und er war ein Dorfbildungsbürger, also ohne jetzt akademischen Titel oder so, aber er hat sehr viel gelesen und schreibt ein sehr schönes Deutsch und da ist einiges an Material, das man verarbeiten kann. Das heißt, könnte man zur Schlussfolgerung, dass die Arbeit auch an diesen Gedichten in einer Zeit, wo sie, wie Sie sagen, auch nicht die Konzentration gehabt haben für etwas Längeres, dann doch auch wieder das geöffnet hat für die Prosa? Ja, eigentlich komme ich ja von der Lyrik. Ich muss es Ihnen sagen, ich habe mit der Lyrik begonnen und ich habe immer wieder Phasen, wo ich mehr Lyrik schreibe, aber in dem Fall war schon die Lyrik so das Sprungbrett wieder zum Schreiben. Diese kleine Form, ich habe auch ein paar kleinere Erzählungen geschrieben, da könnte man auch irgendwann ein Buch machen, aber die kleineren Formen haben es wieder ermöglicht, mich mit etwas Größerem zu beschäftigen. Ja, Sie schreiben ja auch Theaterstücke und Essays. Also sehr vielseitig. Theaterstücke schon länger nicht mehr, aber Essays schon hier und da. Und Ihre Erfahrungen mit dem Theaterstück, waren die angenehmer Natur? Ich habe schon festgestellt, dass das eine völlig andere Welt ist. Ich habe damals ein Stück geschrieben, das dann auch als Hörspiel produziert wurde und es ist nicht so ganz kompatibel, das eine mit dem anderen. Es gibt ja Autoren oder Autorinnen, die hauptsächlich fürs Theater arbeiten und ich habe gemerkt, beides ist eigentlich nicht möglich. Das ist doch eine andere Art zu denken und sehr viel dialogischer. Ja, es ist nicht so ganz meins. Auch diese Welt. Ich empfinde auch die Theaterwelt noch immer als sehr männlich. Das habe ich in der Literatur in der Lyrik und in der Prosa nicht so, dieses Empfinden, weil ich da ja selbstständig mich zurückziehe und arbeite. Aber im Theater ist man ja sofort mit Regisseuren, Regisseurinnen, Dramaturgen, Dramaturgen. Man ist ja in einer ganz anderen... Ich denke, es ist überhaupt eine sehr hierarchische Welt. Also den Eindruck habe ich schon. Dann bedanke ich mich ganz, ganz herzlich fürs Kommen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Danke. Danke für die Einladung. Also zu Gast war heute Sabine Gruber. Wir haben uns über Ihre lyrischen Werke, aber auch über die Prosa, über Ihre Romane unterhalten, auch über die Themen, die ihr wichtig sind. Silvana Steinbacher wünscht Ihnen noch einen angenehmen Nachmittag. Machen Sie es gut.