.............. Wir freuen uns sehr, dass wir Anna Jamulaeva hier so groß im Schlossmuseum Linz zeigen können. Ich habe einen engen Bezug zu Oberösterreich, als sie seit 2019 an der Linzer Kunstuniversität unterrichtet, hier die Professur für experimentelle Gestaltung innehat. Genau, es ist eine Auswahl an Arbeiten, auch früheren Arbeiten, die mir jetzt besonders wichtig sind. Es ist ihre bisher größte Werkschau und sie umfasst einerseits Werke aus ihrem bis dato 25-jährigen Schaffen, also in einem Art Archiv. Sie hat aber auch zwei ganz neue Arbeiten für die Ausstellung gemacht. Das sind zwei sehr wichtige Arbeiten, die auch sehr aktuell Bezug nehmen auf die Situation, die sich in Europa jetzt gerade auch durch den Krieg in der Ukraine stellt. Die letzte Arbeit ist Singin' Revolution, die richtig ein paar Tage vor der Eröffnung wirklich dann fertig geworden ist, die ich im Sommer gedreht habe in baltischen Ländern. Also Singing Revolution, das bezieht sich auf die, so nannte man die, also diese Aufstandsbewegung zwischen 88 und 91 in baltischen Ländern, als sie sich von der Sowjetunion trennen wollten. Und nachdem diese drei Länder eine Tradition haben, gemeinsam zu singen, Chöre etc., dann tatsächlich hat sich dann so durchs Singen eigentlich haben sie sich dann erkämpft, die Unabhängigkeit, weil es waren dann spontane Zusammenkünfte von tausenden Menschen, die verbotene Lieder gesungen haben. Und so nennt man diese ganze Bewegung jetzt in diesen drei Ländern. Singing Revolutions. diese Lieder von damals jeweils in diesen Ländern dann nochmal aufführen lassen, von hören. Also so eine Art Reineck mitgemacht. Nobis quod est ines tuum, amus iulam est eum. Ova ratnus malas adatta, savarem connamu orjax, Ja, Doppelgänge habe ich eigentlich, da habe ich über zwei Jahre vier Protagonisten verfolgt. Also ich war dann alle, immer wenn ich in Moskau war, habe ich sie getroffen über längere Zeit. Und das sind Doppelgänge von Politikern, also Stalin, Lenin, Gorbatschow und Putin. Es ist nämlich sehr populär in Russland, wenn man auf den Roten Platz geht, begegnet man diesen Doppelgängern und man kann sich mit ihnen fotografieren lassen, beziehungsweise man kann sie buchen über ihre Agenturen. Jetzt ist es natürlich nicht so populär, manche von denen. Zum Beispiel Gorbatschow hat gar keine Nachfrage, aber dafür gibt es in Moskau sechs Stalins und die sind ausgebucht. Also jeder Gebußigfest braucht einen Stalin. Ja, und genau, also auf jeden Fall, ich habe die vier verfolgt über Jahre und habe dann auch sie versucht herauszuzeichnen, sie als Privatperson, wo sie dann irgendwie diese Figuren spielen, wie sie dazu stehen, wie die Leute zu denen stehen, wenn wir dann draußen sind und ich glaube, das ist ein ziemliches Bild, wie eigentlich zu dem gekommen ist, was wir jetzt haben in Russland. Also ich glaube, das sind wirklich ziemliche Erkenntnisse. Zum Beispiel, wenn Gorbatschow dann sagt, er arbeitet dann am Roten Platz, seine Frau zeichnet ihm dieses Fleck und dann arbeitet er. Und dann, bevor er dann in die U-Bahn steigt wieder, versteckt er seinen Pflicht und zieht sich um, damit er ihn ja nicht als Gorbatschow wiedererkennt auf der Straße, weil er hat Angst zusammengeschlagen zu werden. Weil Gorbatschow hat wirklich einen sehr schlechten Status in Russland. Dagegen, wenn ich mit Stalin unterwegs war in der Stadt und dann waren wir schon am Schluss des Drehs in einem Café und zu ihm laufen dann Jugendliche und sagen, du bist mein größter Vorbild und ich hätte das so genau gesagt. Und das alles ist in diese Arbeit eingeschlossen und ich glaube, man kriegt dann eine ziemlich gute Übersicht über politische Meinungen in Russland. Es geht bei Anna Jamolaeva nie so sehr um die Wahl des Mediums an sich, sondern da ist es auch das ganze Ambiente, das sie schafft mit Möbeln aus der jeweiligen Zeit, Möbeln, die wirklich aus der Sowjetunion beziehungsweise aus Russland stammen, die sie eben besorgt hat für dieses Setting, so dass man sich so ein wenig das Gefühl bekommt, sich in diese Zeit einzutauchen. Naja, wenn ich arbeite, versuche ich neutral zu sein. Also das ist eigentlich vielleicht mein Geheimnis, dass ich ziemlich viel aus Leuten rauskitzeln kann, glaube ichungen zum Wort kommen zu lassen, ohne Wertung, wenn ich als Interviewerin agiere. Aber natürlich ist es schockierend und mir gehen sich gehen sich auch manchmal, wenn ich filme. Zwei sehr spannende Arbeiten in der Ausstellung, von denen eine eben für die Ausstellung titelgebend war, nämlich Number Two, das ist eine Arbeit, in der sie sich mit einem soziologischen Experiment beschäftigt. Das ging es eben darum, dass Probanden, Probandinnen verschiedene Linien präsentiert wurden und sie mussten erkennen, welche der drei Linien einer bestimmten Linie entspricht, die sie vorher gesehen haben. Und das war an sich sehr einfach zu erkennen, um welche Linie es sich handelt, aber es wurden eben Schauspielerinnen eingeschleust in dieses Experiment, die alle behauptet haben, die Nummer zwei wäre die richtige Linie, während es in Wahrheit aber die Nummer eins war. Also wir stehen hier in diesem Bereich, wo eigentlich die zwei sehr wichtigen Arbeiten sich befinden, und zwar eben Number Two und By the Vice. Und zwar, also eben die beiden beziehen sich auf Gruppen, konformes Verhalten von Individuen. Und zwar auf konformierte Experimente. Zum einen bezieht sich Non Batu auf ein Experiment von Solomon Asch in den 50ern in Kalifornien. Und bei The Vice auf Experimente in Kiew von Valeria Muchina, einer sowjetischen Psychologin, die dann auch irgendwie 20 Jahre später quasi in der Sowjetunion mit den gleichen Methoden gearbeitet hat. Und eben beide haben aufgezeigt, wie ein Individuum dazu geneigt ist, sich Gruppen anzuschließen, selbst wenn es offensichtlich eine falsche Antwort ist. Und das ist jetzt eben 20 Jahre später in sowjetischen Bedingungen, wo die Besuchspersonen gefragt worden sind, welche Farbe die Pyramide haben. Und dann auch unter dem Einfluss von der Gruppe haben dann die Viren gesagt, beide weiß. Inhaltlich bewegt Anna Jarmolajwa in ihrem Werk vor allem die sogenannte Conditio Humana, wenn man so will, also das Menschsein, die Bedingungen des Menschseins, vor allem die gesellschaftlichen Bedingungen, denen wir ausgesetzt sind, die verschiedenen Erlebnisse, die Dinge, die Menschen prägen, gesellschaftlich prägen, politisch prägen, das sind die Themen der Ausstellung, wenn man es mal so allgemein fassen will. Im Detail geht das dann von sehr persönlichen Erfahrungen von Anna Järmolaeva bis hin eben zu gesellschaftlichen, zu politischen Themen, die die Länder bewegen, in denen sie gelebt hat bzw. lebt. Dazu ist natürlich ihre Biografie sehr interessant. Sie ist in St. Petersburg geboren, damals Leningrad 1970, musste dann 1989 aus der Sowjetunion, in den letzten Monaten sozusagen der Sowjetunion, von dort fliehen, weil sie eben eine Oppositionspartei gegründet hatte und bekam in Österreich politisches Asyl und lebt seither in Wien, ist aber in ihrer Kunst auch eine Reisende. Also viele der Themen, die in dieser Ausstellung vorkommen, resultieren aus ihren Reisen, aber eben auch aus dem Kulturkreis, aus dem sie kommt. Also insofern ist das sehr aktuell, weil man Bezüge zur russischen Geschichte hat, zur Kultur dieser Länder, der ehemals Sowjetländer, in dem Fall auch zur Ukraine beispielsweise. Ihr erster Mann war Ukrainer, sie hat eine Tochter mit ihm. Also es gibt da ganz viele Bezüge, die ihr Werk jetzt aktuell auch so brisant und bedeutend machen noch mal. Durch ihre eigene Fluchterfahrung hat Anaja Molaiva natürlich auch, beschäftigen sie auch immer wieder die Themen Migration, Flucht und so weiter sehr stark. Und sie hat zum Beispiel Jahre nach ihrer eigenen Flucht, innerhalb der sie am Westbahnhof gelandet ist in Wien und dort auch mehrere Nächte verbringen musste, Nächte verbringen musste, hat sie sich dann 17 Jahre später wieder an diesen Ort begeben und hat versucht, auf einer dieser Bänke am Westbahnhof Schlaf zu finden. Research for Sleeping Positions, das heißt, sagt schon aus, dass sie keinen Schlaf finden konnte und das hat natürlich auch mit der Stadtmöblierung zu tun. Auch die ist sehr feindlich gestaltet, was eben ein echtes Ausruhen betrifft. Und andererseits nimmt das Ganze aber eben auch Bezug auf ihre eigene Fluchterfahrung. Video ist schon, glaube ich, mein Lieblingsmedium. Also beziehungsweise andersrum, ich wurde sehr lange auch Videokünstlerin genannt und ich mag nicht, weil ich auch eben, wie gesagt, das das Medium nur ein Tool für mich ist. Aber tatsächlich, vielleicht ist das Video mein Lieblingstool. Aber irgendwie habe ich das entdeckt, als ich in der Akademie in Wien angefangen habe zu studieren und war ziemlich begeistert von dieser ökonomischen Handhabung und Direktheit. und Direktheit. Weil ich manipuliere auch nie das Bild, sehr selten. Ganz wenig, ganz reduziert. Also es gibt ein paar wenige Ausnahmen, wo ich das Bild manipuliere. Ich manipuliere eigentlich weder Ton noch Bild. Ich schätze sehr, dass es fast nicht kostet, dass es sehr schnell ist. Oft ist mir die Qualität nicht gut. Ich bin kein Fetischist von Perfektion. Meine Videos sind wahrscheinlich ziemlich dreschig. Das hat jemand schon sogar als mein Stil beschrieben, weil ich oft, ich review ich selbst und gleichzeitig filme und wenn ich dann nicke, dann ist die Kamera, also ich bin mitten im Gespräch, die Kamera ist auch mitten im Gespräch. Es ist einfach, es ist, passiert halt einfach. Diese Katzenbilder, da vermeint man natürlich eine Ausstellung, vermeint man die nicht zu finden. Das ist was, das findet man, wie du sagst, im Internet, das findet man auf Instagram, jeder postet sein Kätzchen in den verschiedenen Positionen. Es sind sehr beliebte Motive. Anna hat ähnliche Katzenporträts gemacht, aber in der Eremitage, also in einem der berühmtesten Kunstmuseen der Welt, die Eremitage in St. Petersburg, weil dort eben tatsächlich Katzen eingesetzt werden gegen die Mäuse- und Nagetierplage dort. Und das seit 250 Jahren. Also die Zarin Elisabeth II. hat damit begonnen und das wird bis heute fortgeführt. Und der historische Aspekt daran ist aber eigentlich die Unterbrechung dieser Nagetierjagd sozusagen, dieses Einsatzes der Katzen, der wurde nämlich nur zweimal unterbrochen und einmal sehr tragisch im Zweiten Weltkrieg bei der Belagerung von St. Petersburg, die so lange gedauert hat, dass eben alle gehungert haben in der Stadt und als man einfach dann alle Katzen verspeist hat, wurde eben diese, wurde das unterbrochen, eben weil es plötzlich keine Katzen mehr in der Stadt gab. Die letzten hat man eben verspeist. Und dann hat man nochmal versucht, von dem wegzukommen in den 60er Jahren, aber man hat schnell gesehen, die Nageltiere nehmen überhand und man muss sie wieder einsetzen. Und deswegen sind sie präsentiert, eben einerseits als diese Porträts, die auch ein wenig denken lassen an diese Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen des Monats, Bilder, die man so kennt in Firmen. Und Anna ist eben 2015 in St. Petersburg gewesen, hat diese Katzen fotografiert und es sind also 40 Katzenporträts, das war die damalige, so in etwa war die damalige Mitarbeiterschaft an Katzen. Ja, ich möchte, dass sie sich auf meine Geschichten einlassen. Am liebsten wäre mir zum Beispiel auch, dass man auch partizipativ ist. Zum Beispiel die eine Arbeit, also das geht nur für Singles jetzt, wenn man Single ist, darf man tatsächlich dann mit einer Orangen tanzen. Weil es gibt eine Arbeit, die mir eigentlich auch sehr wichtig ist, wo ich 2006 glaube ich oder 2003 eine Party für Singles initiiert habe, wo Leute diesen Orangentanz getanzt haben. Und das Video ist auch, glaube ich, ziemlich mitreißend, aber ich betone, dass das Video an sich reine Dokumentation ist. Weil eigentlich die Arbeit waren die Paare, die tatsächlich zusammengekommen sind an diesem Abend. Und das sind total zwei lege Beziehungen zusammengekommen und unzählige Affären. Das ist eine meiner wichtigsten Arbeiten, weil da habe ich tatsächlich was erreicht. Ich glaube, dass die Funke übersprungen ist. Gut, Fugue-Moi ist ganz wichtig in meiner Arbeit, glaube ich. Selbst wenn ich ernsthafte Themen ansprechen will. Genau, also ich glaube, das besuche ich, also erstmal die Haltung so mit Zeigefinger oder so steht mir nicht irgendwie. Also ich glaube, man kann es mit so kleinen Gästen Sachen aufzeigen. Also Anna Ehrnolaiwa bearbeitet sehr oft Themen, die sie einerseits privat beschäftigen aus ihrer eigenen Erfahrung, andererseits aber auch eine Bedeutung haben gesamtgesellschaftlich. Eine wahrscheinlich der privatesten Arbeiten in der Ausstellung ist die Arbeit Shopping with Family, wo sie dokumentiert, als sie selbst vor einer Chemotherapie stand und mit den Mitgliedern, mit mehreren Mitgliedern ihrer Familie sozusagen eine Perücke kaufen ging. Also es ist dieser Prozess dokumentiert, wie das ablief und das ist eine sehr berührende Arbeit, die eben auch sehr, sehr persönlich ist. Aber Anna Jamolajwa testet auch Themen, gesellschaftliche Themen an ihrem eigenen Körper aus. Wenn man zum Beispiel die Arbeit nimmt, die in London entstanden ist, Hostile Architecture, das ist ganz wichtig. Da hat sie sich selbst diesen Stadtmöbeln ausgesetzt, die so präpariert werden, dass man sie nicht mehr gerne benutzt. Also Flächen in der Stadt, die mit Nägeln, mit Elementen sozusagen bestückt werden, damit man sich nicht mehr gern hinsetzt und geschweige denn hinlegt. Also sie soll im Wesentlichen Obdachlose davon abhalten, sich niederzulassen. Sie wird aber natürlich, die städtische Umgebung wird dadurch natürlich für alle Menschen feindlich gestaltet und sie hat die Spuren dieser Elemente im urbanen Raum an ihrem eigenen Körper dokumentiert. Und man sieht dann ihren nackten Körper mit den Spuren eben dieser sogenannten Hostile Architecture. Hostile Architecture. Das sind Abdrücke am Körper, genau auf der Haut, die man dann eben in dieser Slideshow sieht. Ich bin Realistin, es ist keine Inszenierung, ich habe es so vorgefunden. Bis jetzt weiß ich nicht das Geheimnis davon. Wir sind auf der Autobahn gefahren und plötzlich sehe ich das in einem Feld. Und da schreibe ich Stopp, Stopp und dann beim nächsten Ausfahrt und dann durch den Feld mit allen Kameras da zurück in dem Feld und so ist das Foto entstanden. Und es ist eine Serie, die sich so nennt auch Found Objects. Also wo, also das andere ist mit diesen kleinen, man weiß nicht was das ist, auf einem Strand in Kambodscha. Auch ein undefinierbares Gegenstand. Das ist die Arbeit Kies. Das ist eigentlich Arbeit, wo es um Beziehungen geht. In drei Minuten habe ich alles eingepackt, was ich über Beziehungen weiß. Was weißt du über Beziehungen? Schau dir das Video an!おやすみなさい Females Females Females Females Females Females Females Females Females Females Females Females Females Females