19. Dezember Vielleicht. Er verfluchte diesen Abend. Er verfluchte diesen Abend nicht das erste Mal. Er verfluchte diesen Abend wie jedes Jahr. Er verfluchte diesen Abend jedes Jahr mehr. Diesmal hatte er erstmals wirklich Grund, ihn zu verfluchen. Dabei hatte dieser Tag so gut begonnen. Er war um zehn Uhr aufgewacht, ohne Kopfweh, ohne Brechreiz, ohne Durst. Es war also ein angenehmes Erwachen gewesen. Wesentlich angenehmer auf alle Fälle, als er es schon erlebt hatte. Er war aufgestanden, hatte sich wie immer, wenn es ihm gut ging am Morgen, unter die Dusche gestellt, hatte sich geduscht, bis der warme Regen ihn reingewaschen hatte, bis er seine Haut dünn und durchsichtig gespürt hatte, war dann, nachdem er sich gründlich und ausdauernd abgetrocknet hatte, zum Vorbereiten des Frühstücks in die Küche gegangen und hatte sich die erste Zigarette angezündet. An solchen Tagen, an Tagen also, an denen er keine Folgen des Vorabends spürte, schob er die erste Zigarette so weit als möglich hinaus. Das war dann eben erst nach dem Duschen. hinaus. Das war dann eben erst nach dem Duschen. Da saß er nun beim Küchentisch, schob vorsichtig so, dass er nichts von dem, was am Küchentisch herumlag, hinunterwarf, die aufgestapelten Zeitungen und Flugblätter und Reste seiner Arbeit vom Vorabend zur Seite, um Platz zu machen für einen neuen Tag. Er lehrte schnell den Aschenbecher aus und lehnte sich dann genüsslich zurück und rauchte seine Gute-Morgen-Ziarette. Er hörte das Wasser für den Kaffee langsam warm und heiß werden und zündete sich noch eine Ziarette an. Als er das kochende Wasser in den Filter seiner Kaffeekanne goss, bahnte er den Tag. Er wunderte sich, dass er so gut gelaunt war, dass er diesen verhassten Tag in so guter Form begonnen hatte. Hätte er allerdings gewusst, wie dieser Tag enden würde, hätte er sich nicht gefreut. Wer weiß, vielleicht hätte er dann sogar verzichtet auf seine Pläne und hätte sich gleich eine Kapsel genehmigt. So aber, freute er sich auf diesen Tag, wollte er ihn einmal erstmals vielleicht bewusst begehen. Unbewusst schob er die Probleme, die sicherlich auftauchen würden, beiseite, sah nur die zu erwartenden Höhepunkte. Zuerst wollte er kurz am Taubenmarkt einige Flugis verteilen, den Kollegen von der Hausbesetzer-Szene seine Solidarität beweisen. Dann musste er ohnehin schon hinauf zur Kapu, weil er dort ein paar Freunde treffen wollte. Mit ihnen hatte er sich ausgemacht, dass sie sich einen schönen Nachmittag machen würden, vielleicht ein bisschen Musik machen bei einem von ihnen. Am späteren Nachmittag wollte er dann zu Sonja fahren. Vielleicht wollte sich dort irgendetwas ergeben.