18. Dezember. Wie im Flug. Wieder war das Jahr im Flug vergangen und er hatte es gar nicht richtig bemerkt. Kaum war der Heilige Abend vorüber gewesen, hat er auch schon mit den Abrechnungen begonnen. hatte er auch schon mit den Abrechnungen begonnen. Mitte Jänner hatte er alle Finanzangelegenheiten abgeschlossen und war, dem äußerst positiven Ergebnis entsprechend, direkt nachdem er seinen Computer ausgeschaltet hatte, in ein Reisebüro spaziert und hatte sich einen halben Nachmittag lang von einer sehr hübschen Angestellten Angebot um Angebot zeigen lassen. Das junge Fräulein hatte zuerst geglaubt, er würde sich für Skiurlauber interessieren und hatte ihm Schladming und Kanazai vorgeschlagen. Erst auf seine erklärenden Einwände hin, dass er genug hätte vom Winter und vom Schnee, dass er sozusagen beruflich mit Schnee zu tun hätte, war sie bereit, die Kataloge mit den Fremddestinationen hervorzuholen. Endlich konnte er die Strände und Hotel anjagen, von denen er die ganze Vorweihnachtszeit über geträumt hatte, im Chaos der Vorbereitungen auf das Weihnachtsgeschäft, in den Hochglanzbroschüren der verschiedenen Reiseveranstalter betrachten. Sofort entspannten sich seine Gesichtsmuskeln, merklich fielen seine Schultern nach vorn. Kein Zweifel, die Zeit der Erholung hatte begonnen. Das Fräulein hatte bemerkt, wofür er Interesse hatte und legte ihm Australien- und Ceylon-Hefte vor. Als er sich für einen Club Mediterranee in Ceylon entschieden hatte, war der Großteil der Arbeit für ihn getan. Jetzt lag es an ihr, das Hotelzimmer zu organisieren. Ein Telefonat und alles war geregelt. Sechs Wochen sollten es fürs Erste genügen. Er bezahlte sofort den ganzen Preis und erfuhr, dass er in vier Tagen das Ticket zubekommen würde. Er ging äußerst locker in das Kaffeehaus, las ein wenig und fuhr dann nach Hause. Als er das Ticket aus dem Postkasten nahm, fing er unverzüglich anzupacken, konnte es kaum noch erwarten, ins Flugzeug zu steigen und abzubrausen Richtung Süden. Aber das war jetzt alles so weit weg, so lange zurück. Die sechs Wochen waren wunderschön gewesen. Kaum zurück aus Ceylon hatte er sich für eine Kreuzfahrt durch Polynesien angemeldet. So war das Jahr vergangen. Er war von einer Urlaubsreise sozusagen in die nächste hineingestürzt. Besonders gefallen hatte ihm der Neuguinea-Trip im September. Dann aber hatte er schon die ersten Krämpfe verspürt, hatte wieder dieses Unlustgefühl, sich breit machen erlebt. In ihm hatte er sich wie jedes Jahr gefragt, ob das noch sein Job wäre, ob er nicht endlich aussteigen sollte, ob er überhaupt noch einmal die Motivation aufbringen würde können, die notwendig war, um diese Schreckenszeit zu überstehen. Hatte er gespürt, dass bald wieder nur mehr Stress sein würde in seinem Leben. Jetzt, Mitte Dezember, war er schon wieder das Nervenbündel, dass er alle Jahre wieder um diese Zeit war. Unzählige Termine hatte er gehabt, hunderte Dinge hatte er erledigt und nun war es soweit, er musste tun, was er nun schon seit Jahren so sehr hasste. Es war Heiligabend geworden und er ging in den ersten Stock hinauf und öffnete seinen Schrank. Unwillig nahm er den dicken roten Mantel heraus, kontrollierte, ob ihn seine Haushälterin auch richtig gepflegt hatte, legte ihn auf den Stuhl und rief seinem Chauffeur zu, sagte ihm, dass er den Schlitten aus der Garage holen sollte und die Rentiere einspannen. Als er die Stiefel angezogen und die lange Zipfelmütze aufgesetzt hatte, schlüpfte er in den Mantel und merkte, dass er schon wieder zugenommen hatte. Er konnte den Mantel nicht ganz zuknöpfen. Über den Bauch spannte er zu sehr. Er musste das rote Ungetüm also auch noch offen lassen. Er quälte sich auf den Kutschbock, ließ sich vom Chauffeur die Peitsche reichen, sah zurück, überprüfte überschlagsmäßig, ob auch alle Geschenke aufgeladen waren und gab den Rentieren mit einem Knallen der Peitsche zu verstehen, dass sie losrennen sollten. Und mit einem lauten Fluch zischte er ab in den vorweihnachtlichen Himmel.