Was ist die Frage, die Sie in Ihrem Buch über die politische Situation in Linz stellen? Enttäuscht in unseren Träumen und Hoffnungen polnische NS-Überlebende nach der Befreiung in Linz. Das Thema ist mit vielen Bezugspunkten, die wir dabei haben, weniger historisch, als wir uns das wahrscheinlich wünschen würden. Die Themen von Krieg und Flucht sind aktueller denn je. Die Situation von Menschen, die ihre Heimat verloren haben, die zum Teil ihr Leben verloren haben, darum wird es auch gehen heute im Vortrag von Frau Grantke. Verfolgung durch die Nationalsozialisten zwangsweise ihre Heimat verlassen mussten, an anderen Orten gelandet sind und dann zum Teil auch nach Kriegsende nicht die Möglichkeit hatten, in ihre quasi alten Heimaten, die es weder geografisch, topografisch noch sozial noch gab, auch wieder zurückkehren zu können. Dies führte zu der Situation, dass in Europa eine riesige Menge von Menschen, wirklich Millionen Menschen, als Entwurzelte an Orten gestrandet waren oder zwischendurch gestrandet waren. Wir sprechen von etwa elf Millionen Menschen, die hier zu Kriegsende als sogenannte displaced persons, also versetzte, entwurzelte vielleicht auch, Menschen betrachtet werden können. Das waren, woher kommen diese Menschen und das meine ich jetzt nicht nur geografisch, sondern wo haben sie sich während des Krieges befunden. Bei diesen displaced persons handelt es sich eben um Menschen, die zuvor entweder in Konzentrationslagern inhaftiert waren und das überlebt haben, also Überlebende von Haft. Es waren auch dabei Kriegsgefangene und es waren in sehr großer Zahl dabei befreite zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Das ist auch der Grund, warum wir hier in Linz eben so eine große Zahl auch von Displaced Persons zu verzeichnen hatten in den Nachkriegsjahren und ist auch der Grund, warum sich das Zeitgeschichtemuseum der Föst mit diesem Thema beschäftigt, weil eben die Föst bzw. ihre Vorgängerinstitution, die Hermann Göring Werke, eine sehr, sehr große Zahl von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern beschäftigt haben. Das kann man ja wunderbar im Zeitgeschichtsmuseum zur Föst sich auch die Zusammenhänge näher anschauen. Und von diesen vielen zigtausenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern sind natürlich auch in den Monaten, zum Teil Jahren nach dem Krieg, auch einige davon hier länger in Linz verblieben, da sie aus den unterschiedlichsten Gründen vielleicht nicht weg konnten. Sei das jetzt aus gesundheitlichen Gründen, die es nicht möglich machten, weiterzureisen oder zurückzureisen. Und dann war natürlich das Problem, dass es eigentlich keinen Weg zurück gab. Es waren zum Teil zerstörte Regionen, es waren Regionen, in denen auch die Stalin-Diktatur verankert war. Es waren Regionen, die nach wie vor auch nach der Befreiung durch die Nationalsozialisten mit Antisemitismus verhaftet waren. Es gab auch in Polen, wenn wir wahrscheinlich dann nachher noch hören, auch nach dem Krieg antisemitische Pogrome. Also es gab eine Vielzahl von Gründen, warum man nicht zurückkehren konnte und die Schwierigkeit natürlich auch weiterzureisen. So wie heute ist Flucht nicht einfach, braucht Ressourcen, braucht Unterstützung, braucht Geld. Einfach, braucht Ressourcen, braucht Unterstützung, braucht Geld und somit hat es oft länger gedauert, dass die Leute hier auch weiter reisen konnten. Im Wesentlichen ist hier zu unterscheiden von nach Personen, die als jüdisch definiert waren in der NS-Zeit, ob sie sich jetzt selber als Juden oder Jüdinnen verstanden, ist wieder eine andere Sache, aber die als Juden und Jüdinnen verfolgt worden sind und für die es organisierte Organisationen dann gegeben hat, die quasi Fluchthilfe betrieben haben, um nach Palästina weiter auswandern zu können. Der Staat Israel ist ja erst 1948 dann gegründet worden. Bis dahin war es sehr schwer, weil auch der britische Mandat in Palästina nicht unbedingt den Zuzug wollte und insofern diese Organisationen, die hier quasi wirklich Fluchthilfe betrieben haben, zum Teil auch illegal auch noch in Europagrenzen zu passieren hatten. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch sehr viele nicht-jüdische displaced persons hier. Das sind zum einen wahrscheinlich die bekanntere Gruppe, die das sogenannten Volksdeutschen vertriebenen, die ebenfalls in Flüchtlingslagern hier in der Stadt gelebt haben in den Nachkriegsjahren. Aber es gab durchaus auch nicht jüdische displaced persons, die auch aus dem Feld der Zwangsarbeit gekommen sind. Also in dem Fall jetzt bei Frau Grantkes Vortrag wird es eben um Polen und Polinnen, nicht jüdische Polen und Polinnen, die auch als Zwangsarbeiterinnen in Linz waren oder aus DPs eben dann in Linz waren, gehen. vorzutragen für Frau Grantke, ein Forschungserfolg, wenn man so will, oder etwas, was einen immer freut, wenn man im Archiv etwas findet, was wirklich von ganz herausragenden Quellen wert ist. Und Frau Grantke konnte eben hier im Archiv der Hermann Göring-Werke, Archiv der Föst, ein Tagebuch eines polnischen KZ-Überlebenden finden, der dann als displaced person auch in Linz gewesen ist und dieses Tagebuch steht im Mittelpunkt dann auch des Vortrags, den wir hören werden. promoviert zurzeit am Institut für Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Regensburg. Es geht in ihrer Dissertation eben um Displaced Persons, und zwar um solche, die in Flossenbürg dann auch gelandet sind. Also der Titel der Doktorarbeit heißt Zwischenstation Polish Camp Sikorski in Flossenbürg 1946-47, Lebenswege und Handlungsspielräume von Displaced Persons in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Frau Grantke ist nicht nur Doktorandin, sondern auch Kuratorin am derzeit entstehenden Dokumentationszentrum Hannoverischer Bahnhof der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Sie arbeitete zuvor auch in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und war Kuratorin am NS-Dokumentationszentrum München, wo sie in einem Ausstellungsprojekt tätig war, in dem es um die Verfolgung von Sinti und Roma in München und Bayern in der NS-Zeit ging. Vielleicht noch zu ergänzen, als Osteuropahistorikerin war sie auch mit mehreren Studienaufenthalten in Polen und in der Ukraine. Ich glaube, ich darf dann an die Vortragende übergeben, Frau Krandtke ihren Vortrag. Wir werden das jetzt so ablaufen lassen. Frau Krandtke wird circa plus minus 45 Minuten hier ihren Vortrag halten und dann gibt es die Möglichkeit noch zu einer Diskussion und auch, dass Sie Fragen an die Vortragende stellen. Bitteschön. Ja, ganz herzlichen Dank. Ganz herzlichen Dank für die ganz freundliche Einladung und Einführung. Ich freue mich wirklich sehr, hier sein zu können und es ist immer sehr schön, wenn man, das habe ich im Vorfeld schon gesagt, nicht nur an den Unis in Kolloquien und Seminaren redet, sondern eben auch zum interessierten Publikum auch außerhalb der Uni sprechen kann und das ist mir ganz besonders wichtig bei diesem Thema der Displaced Persons. Es ist ein Thema, was ich feststelle, was häufig im deutschsprachigen Raum nicht so besonders bekannt ist, gerade wenn es um christliche oder nicht jüdische Displaced Persons und DPs ging. Ich werde versuchen, Ihnen heute ein paar mehr Informationen zu geben mit dem Fokus auf Linz und ich hoffe, dass ich das so mache, dass ich Ihnen tatsächlich auch etwas Neues vielleicht auch über Ihre Stadt, über die Region, in der Sie leben, sagen können und bin sehr gespannt auf die Diskussionen danach. Ganz kurz vorweg, dieses Thema zu Linz und auch zu Oberösterreich ist, wie gesagt, nicht das Hauptthema meiner Doktorarbeit. Ich beschäftige mich vor allen Dingen mit Flossenbürg und ganz kurz zu Flossenbürg. Das war ein großes Konzentrationslager, so etwa 100 Kilometer nördlich von Regensburg. Etwa 100.000 Häftlinge waren dort inhaftiert Großes Konzentrationslager, so etwa 100 Kilometer nördlich von Regensburg. Etwa 100.000 Häftlinge waren dort inhaftiert und etwa 30.000 sind davon in Flossenbürg oder in den verschiedenen Außenlagern umgekommen, ums Leben gebracht worden, ermordet worden. Und auch das Zitat enttäuscht in unseren Träumen und Hoffnungen, das ist von Anthonyock. Antoni Jock war tatsächlich ein Überlebender des Konzentrationslagers Linz 3 und war aber später auch DP hier in Linz wie dann auch in Flossenbürg. Und das ist auch der Weg, wie ich eigentlich auf diese Person aufmerksam geworden bin. Und eine ganz kurze Sache noch vorweg. Dieses Tagebuch ist bisher noch nicht veröffentlicht. Es ist in Privatbesitz tatsächlich der Familie in Polen. Und es war bei einer Reise hier durch Österreich, wo wir uns auch einerseits kennengelernt haben. Aber vor allen Dingen auch die Kollegin von Mauthausen Memorial haben mir sehr geholfen, um dieses Tagebuch zu finden. Aber alles gut, das nur vorweg. Genau, und dann beginnen wir vielleicht einmal vorweg mit dem ganzen Zitat. Und das heißt wie folgt. außerhalb der Grenzen des eigenen Vaterlandes verurteilt, müssen wir uns unter Fremden und uns nicht wohlgesonnenen Menschen aufhalten. Wahrhaft traurig und beklagenswert ist die Tatsache, dass wir zwölf Monate nach Beendigung der Kriegshandlungen in Europa von Lager zu Lager verschoben werden. Wo wir weiterhin mit Abscheu auf den uns umschließenden Stacheldraht schauen müssen, auf die löchrigen und übel riechenden Baracken der früheren Lager, Dies schrieb Antoni Jok am 5. Mai 1946 in sein Tagebuch. US-Truppen hatten den gelernten Vermessungstechniker aus dem KZ-Außenlager Linz III befreit. dem KZ-Außenlager Linz III befreit. Der damals 35-jährige Antoni Jok aus Torun aus Polen wurde so mit Ende der Kampfhandlung zu einem von etwa 11 Millionen Menschen, die als Displaced Persons, DP's, galten. Displaced Persons oder die Abkürzung DP war eine Verwaltungskategorie der Alliierten. Diese Bezeichnung sollten Millionen von Menschen zumindest begrifflich zusammenfassen, die zum Ende des Krieges außerhalb ihres Herkunftslandes sich befanden. Und hier ist ganz wichtig auch nochmal zu bemerken, alle deutschsprachigen, alle deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen sollte explizit nicht unter diese DP-Kategorie fallen. Das heißt, diese Deutschen sind eine eigene Kategorie, dafür sollten die Deutschen bzw. andere Behörden zuständig sein. Für diese Displaced Persons waren die Alliierten zuständig, zumindest am Anfang. Nach dem Willen der Alliierten sollten DPs schnellstmöglichst in ihre Herkunftsländer zurückgeführt, repatriiert werden. Es gab zunächst kaum Zweifel, dass auch die DPs selbst dies für sich wünschten. Doch es kam anders. Zum ersten Jahrestag der Befreiung befand sich Antoni Jok bereits im dritten DP-Camp und auch nicht mehr in Linz. Im Mai 1946 war er untergebracht in Flossenbürg in der bayerischen Oberpfalz in den Baracken eines vormaligen Konzentrationslagers. Bei den Verhandlungen zur Repatriierung von Displaced Persons hatte die Sowjetunion durchgesetzt, dass, egal ob gewünscht oder nicht, sowjetische Bürgerinnen prioritär rückgeführt werden sollten. Polinnen mussten deshalb warten. Die Transporte zogen sich hin. Und ich werde sie heute nicht mit ganz so vielen Zahlen, ich sag mal, beladen, denn die Zahlen zu Displaced Persons sind unglaublich schwierig. Aber eine Zahl finde ich ganz besonders eindrücklich, denn zur Zahlen zu Displaced Persons sind unglaublich schwierig. Aber eine Zahl finde ich ganz besonders eindrücklich, denn zur Jahreswende 1945-46 gab es noch in den DP-Camps etwa 735.000 DPs und davon etwa 59,5 Prozent galten als polnische Staatsbürgerinnen. Und hier würde ich noch mal in Erinnerung rufen, dass darunter nicht nur katholische Polen und Polinnen fehlen, sondern eben auch jüdische Menschen, Ukrainerinnen, Belarusen, Menschen aus Litauen, eben alle die Personen, die sich im ehemaligen Polen befanden und das war ein multiethnischer Staat. Oberösterreich und gerade Linz wurde zu einer Zitat-Verteilstation für die Versorgung von DPs, zu einem Zentrum von Displaced Persons oder auch zu einer Drehscheibe. Ganz Oberösterreich war ein Flüchtlingsland und Vertriebene unterwegs und bedurften Unterstützung, aber wie vorhin schon gesagt, dafür sollten eben die Alliierten nicht zuständig sein. Der Linzer Bürgermeister Ernst Koreff beschrieb seine Stadt auch nicht mehr als reine Barock, sondern als Barackenstadt. Neben jüdischen Displaced Persons befanden sich viele weitere ethnische, religiöse und nationale Gruppen hier vor Ort in Linz. Laut dem Historiker Michael John war die stärkste nicht-jüdische DP-Einzelgruppe die polnischen Displaced Persons und diese wiederum seien mehrheitlich ehemalige Zwangsarbeiterinnen oder KZ-Häftlinge gewesen. Er macht aber auch noch fest, dass es Reste von polnischen Einheiten hier in Linz gab, die auf deutscher Seite wiederum gekämpft hatten und deswegen nicht zurückgekehrt seien. Ich werde im Folgenden aber noch eine, wie ich sagen würde, viel bedeutendere Gruppe besprechen, nämlich von polnischen Soldaten, die an der Seite der Westalliierten gekämpft haben. Dazu aber mehr später. Ich möchte mich heute auf polnische NS-Überlebende stützen, die ich während der Recherchen meiner Doktorarbeit nachgehen konnte. Die Hauptquelle, die ich dazu heute präsentieren möchte, ist eben das Tagebuch von Antoni Jock, der fast ein Jahr als DP in Linz, genauer gesagt, vor allem im DP-Camp Linz-Klein-München lebte. Dies ermöglicht einen tieferen Blick in die Lebenswirklichkeit, Einstellung und Erfahrung eines polnischen NS-Überlebenden, der als DP in Linz Zeit verbrachte. Das Tagebuch von Antoni Jock ist bisher nicht veröffentlicht und befindet sich in Privatbesitz und ist auf Polnisch verfasst. Ganz kurz einmal als Zusammenfassung, das ist sicherlich nicht abschließend, aber vielleicht als Eindruck, Zusammenfassung. Das ist sicherlich nicht abschließend, aber vielleicht als Eindruck. Denn die Frage ist natürlich, warum kehrten diese Displaced Persons denn eigentlich nicht zurück, so wie es eigentlich die Alliierten denn wollten. Einige blieben zunächst aus gesundheitlichen Gründen. Zudem hatte ein erheblicher Teil oft ohnehin spätestens mit Kriegsende aufgrund von Grenzverschiebungen den eigenen Besitz gänzlich verloren. Viele hatten zusätzlich keinerlei Kontakt zu Angehörigen oder Freundinnen, sofern diese denn überhaupt noch lebten. Und selbst wenn eine Rückkehr möglich war, stellte sich für nicht wenige die Frage, wohin sie denn eigentlich zurückkehren sollten. Neben Kriegszerstörungen und fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven verunsicherten die politischen Entwicklungen. Viele DPs waren entschieden gegen einen Polen in neuen Grenzen, man bedenke die Westverschiebung Polens, und unter politischer Einflussnahme der Sowjetunion. Der Ton zwischen Warschau, also der immer stärker kommunistisch werdenden Regierung in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg, und der polnischen Exilregierung in London wurde zunehmend schärfer, was das Abwarten und Zögern bei den zurückgebliebenen DPs noch verstärkte. Für Jüdinnen und Juden spielte natürlich auch der Antisemitismus in Polen, der immer stärker wurde und auch pogromartig wurde, eine große Rolle. Wie gesagt, die jüdischen DPs muss ich jetzt hier in dem Vortrag ein bisschen außen vor lassen, aber wir können später in der Diskussion darauf weiter eingehen. Der von den Alliierten zunächst als kurze Übergangszeit verstandene Aufenthalt in DP-Camps wurde so zu einem Zustand, der sich verfestigte und andauerte. Antony Jock kam in den Wochen nach Kriegsende zunächst ins DP-Camp Linz-Klein-München, das vornehmlich polnischen Staatsbürgerinnen galt. Nicht einmal ein Jahr später, im April 1946, lösten die US-Truppen dieses Lager auf und es wurde nahezu gänzlich nach Flossenbürg verschoben, in Anführungszeichen. Ein erster Blick schon mal in das Tagebuch und ich zeige Ihnen hier nochmal einfach zur Visualisierung. Das sind unten die Lager, die ich ausmachen konnte, die DP-Camps von polnischen Staatsbürgerinnen, die in Oberösterreich aufgelöst wurden und die dann nahezu gänzlich nach Flossenbürg, etwa 300 Kilometer entfernt, verschoben wurden. werden sollten, weil vor allen Dingen immer mehr jüdische sogenannte Infiltries, also neue jüdische DPs aus dem östlichen Europa kamen und diese Lager dann genutzt wurden nicht mehr für polnische DPs, sondern eben für jüdische DPs, die auf dem Weg waren, vor allen Dingen Richtung Palästina eigentlich. Und vielleicht noch das vorweg, das unten ist eben aus einer polnischsprachigen Zeitung, wo es auch Fotos gab. Das heißt also der Transport von Polen aus Österreich nach Bayern, das ist genau der Transport eben nach Flossenbürg. Und es waren insgesamt etwa 2100 Personen, die aus Oberösterreich umgesiedelt wurden. Auf dem Gelände des vormaligen Konzentrationslagers in der Oberpfalz errichtete so die amerikanische Militärverwaltung ein neues DP-Camp. In Oberösterreich sollte Platz geschaffen werden und die DPs zogen es vor, umzuziehen nach Bayern, aber nicht wissend in ein ehemaliges Konzentrationslager. Sie zogen dies aber vor, anstatt zurückzugehen nach Polen. Dass es sich bei ihrer neuen Zwischenstation um das ehemalige Konzentrationslager handelte, wussten die Displaced Persons nicht. Ganz im Gegenteil, sie hatten mehrfach nachgefragt und ihnen wurde immer wieder zugesichert, dass es sich dabei um ein neues DP-Camp handelte, was de facto natürlich nicht stimmte, aber es war ein neues Camp, denn es gab gar kein DP-Camp vorher. De facto natürlich nicht stimmte, aber es war ein neues Camp, denn es gab gar kein DP-Camp vorher. Nichtsdestotrotz war das natürlich ein riesiger Schock für alle Ankommenden in Flossenbürg, auch für Antoni Jock, der eben darunter war. Das Umherirren von Lager zu Lager, wie auch die ungewisse Zukunft belasteten. Verbittert verbrachte Antoni Jock als einer dieser DPs den ersten Jahrestag der Befreiung immer noch in Baracken, nun jedoch nicht mehr im österreichischen Linz, sondern in der bayerischen Oberpfalz in Flossenbürg. Dort hielt er sich auch noch zum zweiten Jahrestag der Befreiung auf, immer noch in den vormaligen KZ-Baracken. Ich dachte, ich hätte Ihnen noch ein Foto, aber dann kommt es später. Genau, also auch den zweiten Jahrestag der Befreiung verbrachte er noch dort in Flossenbürg. Ende Mai 1947 entschied er sich dann aber doch zur Rückkehr nach Polen. Warum erst zwei Jahre nach Kriegsende und wie gestalteten sich die etwa zwei Jahre in den verschiedenen DP-Aufenthaltsorten? Dabei möchte ich heute vor allem auf die Zeit in Linz eingehen. Weder über seine Erfahrung im KZ noch über seine Gedanken in der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte Antony Jock gesprochen, so die Familienerinnerung. Zitat, er zog es vor zu schreiben und die Familie fragte ihn nichts dazu, berichtete Dominika, das ist eine Nachkommen und sie bat mich ihren Nachnamen nicht zu verwenden. Daher werde ich im Folgenden immer nur von Dominika sprechen. Dominika hat erst nach dem Tod des Onkels sich auf Spurensuche begeben. Denn Ausgangspunkt war, dass sie Jocks Tagebuch als junges Mädchen in der Garage der Großeltern gefunden hatte. Den gleichen Weg wie Antoni Jock, KZ-Außenlager Linz, DP-Camp Kleinmünchen und weiter nach Flossenbürg, hatte auch ein weiterer DP, nämlich Czesław Grzeszczak. Der Aktenlage nach verschleppte die SS ihn als sogenannten polnischen Berufsverbrecher ins KZ. Zitat, ich fand heraus, dass Czesław Gefangene in Auschwitz und in Mauthausen war. Das hat mich völlig umgehauen, denn ich habe noch nie gehört, dass jemand in meiner Familie so etwas gesagt hatte, berichtete mir Lila Sahejcuk, sie ist Urenkelin von Gzeszczak, die seit 2014 Familienrecherche betreibt. Laut ihren Worten herrschte in ihrer Familie Stillschweigen über ihren Uropa. Gzeszczaks Verbleib nach dem DP-Kampf Flossenbürg ist unbekannt. Zur Familie kehrte er wohl nie zurück. Anthony Jock, der Tagebuchschreiber, war einer der wenigen, der sich noch 1947, also relativ spät, dazu entschied, nach Polen zurückzukehren. Der Großteil der Menschen, die zu diesem Zeitpunkt noch als DPs galten, also vor allen Dingen 1947, 1948, wanderte aus. In die USA, nach Australien, Kanada, nach Großbritannien, Belgien, Venezuela oder sie verblieben in Deutschland. Jüdische DPs hatten auch Palästina bzw. ab 1948 eben auch Israel zum Ziel. Die Geschichte der Displaced Persons ist verworren und sehr komplex. Zudem existiert im deutschsprachigen Raum über Displaced Persons, die zum Teil über Jahre hier ausharren mussten, wenig bis gar kein Wissen. In der Mehrheitsbevölkerung vor allen Dingen. Einerseits herrschte eine gesellschaftliche Ignoranz vor, bereits während dieser DP-Zeit, aber auch Sprachbarrieren und enorme Vorurteile. Und dies, würde ich sagen, zieht sich dann eigentlich auch in der Forschung fort und ist erst in den letzten Jahren, dass es da Veränderungen gab. In der deutschen wie auch österreichischen Nachkriegsgesellschaft galten die Ausländer, die Displaced Persons, als Fremde, als Personen, denen vor allen Dingen Kriminalität nachgesagt wurde. Einige DPs setzten sich dagegen aber auch zur Wehr. Ich habe zum Beispiel aus Ebensee sehr schöne polnischsprachige Zeitungen gefunden, die zum Teil auch auf Englisch und auf Deutsch publizierten, in denen die DPs sich immer wieder versuchten zu wehren und zu zeigen, sie seien nicht nur Kriminelle, sondern sie würden auch etwas beitragen zu den jeweiligen Gesellschaften. Zwar existierte die verwaltungstechnische Kategorie Displaced Persons, doch war diese Gruppe nur eine bürokratische Scheinkategorie. Selbst die anscheinend homogenen nationalen DP-Gruppen von polnischen, sowjetischen, litauischen etc. Displaced Persons waren in sich alles andere als einheitlich. Unter Displaced Persons befanden sich ehemalige Zwangsarbeitende, KZ-Häftlinge, Kriegsgefangene, aber auch Geflüchtete sowie auch NS-Kollaborateure und lokale Mittäterinnen am Holocaust. Zudem befanden sich Polen unter den DPs, zudem befanden sich Personen unter den DPs, die auf und an der Seite der Westalliierten gekämpft hatten. Die Kategorie selbst passten die Alliierten im Laufe der Zeit aus pragmatischen Gründen immer wieder an. Und ein sehr eindrückliches Beispiel möchte ich Ihnen nun präsentieren, nämlich das von Michau Michael Micha Tichon. Das ist auch eine Person, die zeitweise in Flossenbürg war, aber auch in Linz. Laut eigenen Angaben war er in der Region Pinsk im heutigen südwestlichen Belarus geboren. Er war 40, 41 in der sowjetischen Armee, dann Kriegsgefangener und als Zwangsarbeiter auf einer Farm im Reisgau Niederdonau eingesetzt. Nach Kriegsende war er als DP in Linz registriert. Zunächst ist seine Claimed Nationality, also seine angegebene Nationalität, als W.Russian angegeben. Sie sehen das vielleicht auf der rechten Seite so ein bisschen blau gekringelt. Anzunehmen ist, dass das White Russian, also Weißrussisch, bedeuten soll. Dies wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt durchgestrichen. Es finden sich neben der abermals durchgestrichenen Abkürzung B.R. wahrscheinlich für Belarusisch, eine weitere in Klammern stehende Angabe, nämlich Ukraine, um dann erneut durchgestrichen und durch Polish ersetzt zu werden. Auch er gelangte so später von Linz nach Flossenbürg. 1948 wanderte er nach Australien aus. In den dortigen Einwanderungsunterlagen wurde er als orthodoxer polnischer Weißroutine geführt. Laut Todesanzeige engagierte er sich in Sydney bis zu seinem Tod in der Belarus Community. Die häufigen Wechsel von Angaben, die bei den DPs selbst womöglich nicht immer ein Widerspruch gewesen sein mögen, man bedenke, dass viele aus einer Region kamen, wo sehr viel auch ethnische Vielfältigkeit gab und wahrscheinlich auch vielleicht die Eltern unterschiedlicher ethnischer Herkunft waren. Deswegen muss es nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Aber zu bedenken ist natürlich auch, dass das möglicherweise eine Möglichkeit war, um den sowjetischen Zwangsrepatriierung zu entgehen. Denn in dem nämlich ständig andere Kategorien angegeben wurden, war es für die Sowjetunion natürlich nicht so besonders einfach, diese Menschen einfach wieder in die Sowjetunion zurückzuholen. Ich denke gerade bei Michael Tichon, dass das der Fall gewesen ist, weil er eben erst eher in Richtung Wien weiter war und sich dann weiter nach Westen bewegt hat. Aber Sie können sich vorstellen, dass gerade für die Alliierten und für die UNRWA, das war die UN-Hilfsorganisation für die PiS, das alles andere als einfach war. Denn sie haderten stark mit den ständigen Änderungen von Daten und Angaben. Gerade aus westlicher Sicht erschien die ethnische, nennen wir es Mehrdeutigkeit, als besonders herausfordernd. Es passte wenig ins System der eindeutigen Zuschreibung, die für die Einteilung in vor allem national organisierten Camps und bürokratischen Klassifizierungen als notwendig erschienen. Wenn man sich wieder bedenkt, das eigentliche Ziel war ja, die Leute national in Camps zu packen, um schnellstmöglichst in diese Herkunftsländer zurückzuführen. Wenn jetzt ständig DPs dazwischen waren, die ständig sagen, nee, ich bin doch nicht diese Kategorie, sondern eine andere, führt das natürlich zu einem enormen Chaos. Die Erfahrungen der späteren DPs während des Krieges waren zudem auch äußerst heterogen. Sie unterschieden sich in Bezug auf Verfolgungshintergrund und Kriegsschicksal, das haben wir schon ein paar Mal angesprochen. Mit dem neu geschaffenen Wort Displaced Persons aus der englischen Verwaltungssprache versuchten die Alliierten, eine zutiefst heterogene Gruppe von Menschen zum Zeitpunkt des Kriegsendes zusammenzufassen. Es ging lediglich um deren Aufenthalt außerhalb des Herkunftslandes, der mal länger, mal kürzer andauernden Entwurzung, sowie deren gewünschten Repatriierung von Seiten der Alliierten. Den DPs sollte alliierte Hilfe zukommen, um das Ziel der schnellen Rückführung zu erreichen. Einer der bekanntesten polnischen Displaced Persons in der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland war der Schriftsteller Tadeusz Borowski. Und er beschrieb die Zeit in DP-Camps auch als Quarantäne, weder KZ noch Freiheit. Und er liest in einem seiner Texte einen Protagonisten äußern, dass gerade die DPs, und hier meinte er vor allen Dingen die KZ-Überlebenden, eine große und vor allem moralische Kraft sein. Für den Schriftsteller Tadeusz Nowakowski hingegen war die Zeit im Grabgewölbe aus Barackenholz besonders von einer tiefen Niedergeschlagenheit, Ohnmacht und Hilflosigkeit wie auch Fremdbestimmung geprägt. Besonders, da der zunächst als kurze Zwischenzeit verstandene Aufenthalt sich immer weiter hinzog. Manche harten über Jahre aus, die sich nicht in ihre Herkunftsregionen zurückkehren konnten oder wollten. Andere warteten auf eine Möglichkeit zur Immigration, wieder andere waren aufgrund ihrer Unentschiedenheit fast schon handlungsunfähig geworden. Und Nowakowski hat ein sehr schönes Zitat, was ich Ihnen noch einmal vorlesen möchte, über das Dipida-Sein. Er schreibt, sich der Mensch heutzutage in seinem Edelmut auszudenken vermag. Anfangs stieß er noch mit dem Kopf gegen das Glas, aber er merkte rasch, dass es dicke Glasscheiben waren. Nun liegt er da, betäubt, in Schlamm, am Boden. Mit allem bewachsen wartet er, ohne zu wissen, worauf denn eigentlich. Angeblich frei, denn er ist befreit, aber in Wirklichkeit ist er immer noch ein Gefangener. Und als letztes Zitat aus der gerade literarischen Welt. Sie kennen vielleicht Natascha Wordin. Sie hat das Buch Sie kam aus Mariupol geschrieben. Und ihre Eltern galten als ukrainische DPs. Sie ist unter anderem in Nürnberg aufgewachsen. Und sie fasst ihre Erfahrung ähnlich zusammen. Ich wusste nur, dass ich zu einer Art Menschenunrat gehörte, zu irgendeinem Kehricht, der vom Krieg übrig geblieben war. Was bleibt nun von der Geschichte von Menschen, die über Jahre hinweg unterwegs sein mussten? Was bleibt von Displaced Persons? Wie schreibt man über eine Vergangenheit, die bisher zumeist nur als ein Danach, nach dem KZ, nach der Verfolgung, nach dem Krieg betrachtet wurde. Manchmal aber auch, scheinbar, ein Unwesentliches dazwischen, im Sinne Borowskis eine Art Quarantäne, am Leben geblieben, aber doch noch nicht wieder im wirklichen Leben zurück. Wie lässt sich Geschichte schreiben, zu der kaum gesammelte oder zusammenhängende Archivbestände überliefert sind? Also es geht nicht nur darum, diese Geschichte zu schreiben, dass jemand in einem DP-Camp war, sondern Sie können sich an Anthony Jock zum Beispiel sehen, dass Menschen in verschiedenen Lagern unterwegs waren und sich auch immer wieder neu anpassen mussten und das ist natürlich auch eine enorme Stresssituation gewesen, gerade für diese Displaced Persons. Jetzt habe ich schon sehr viel zu diesen historischen Rahmenbedingungen geschrieben, ich habe dazu aber nochmal ein sehr schönes Zitat auch von Antoni Jock aus seinem Tagebuch. Und genau, er schreibt, in den Herzen aller Polen herrscht unermessliche Freude. Nur die Sache mit Polen ist noch nicht ganz klar. Ich habe schon viel über die Herkünfte gesprochen, über diese nationalen Unterschiede. Das würde ich jetzt ein bisschen außen vor lassen. Nur vielleicht so viel, dass Migration in alle Richtungen, Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Verlust, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen, allgegenwärtig war und eines der zentralen Phänomene nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Erfahrungen prägten nicht nur einzelne Menschen, Gruppen und Ländern, sondern ganz Europa. Und aufgrund der Auswanderung von diesen Displaced Persons eigentlich in alle Welt, kann man auch sagen, ist das tatsächlich ein globalgeschichtliches Thema, was eben nicht nur auf eine kleine Region, sondern sich eben weltweit umspannt. Eine Sache, die ich noch mit anbringen möchte, die gerade auf die polnische Perspektive wichtig ist. Wir hatten vorhin, ich hatte Ihnen diese Grafik gezeigt, zu den verschiedenen Gründen, warum Menschen nicht zurückkehrten. Eine Sache, die mir immer wieder auffällt, wenn ich gerade auch das Tagebuch von Antoni Jock, aber auch von anderen katholischen Polen lese, dann kommt sehr stark raus, dass für diese Menschen klar war, das kann es nicht gewesen sein. Man hat eigentlich ständig das Gefühl, dass die Menschen davon ausgehen, es wird einen neuen Krieg geben. Und auch das ein Grund ist, warum man noch nicht zurückkehrt, weil es könnte ja sein, dass man aus dem Westen mit den westalliierten Polen nochmal neu befreit. Also dieser Antikommunismus und dieser Gedanke von einem neuen Krieg ist tatsächlich sehr zentral und ich glaube, den sollten wir zumindest mit einbeziehen, weil das tatsächlich auch etwas ist, was besonders bei der polnischen Gruppe, aber ich würde auch sagen bei der ukrainischen Gruppe und bei anderen eine große Rolle spielt. Nun aber endlich konkreter nochmal zu Antoni Jock. Der Abschrift seines Tagebuchs zufolge begann Jock seine Aufzeichnung bereits zwei Tage vor der Befreiung, am 3. Mai 1945, mit den Worten, amerikanische Truppen nähern sich Linz. Für uns Polen in Österreich ist dies ein wahrer Festtag, ein Nationalfeiertag und ein Tag, mit dem sich die Befreiung von den Ketten der Gefangenschaft nähert. Am Tag der Befreiung selbst schrieb er, Die Bedeutung des Wortes frei und sein Wert für uns in diesem Moment wird nur von denen verstanden, die durch Gefängnis und Konzentrationslager gegangen sind. Auf jeden Fall ist dieses Zauberwort Freiheit Realität geworden. Und in diesem Moment genießen wir es in vollen Zügen. Der Stacheldraht, die das Lager umgaben, war nicht mehr mit Strom geladen. Die Tore waren geöffnet. Ich finde dieses Zitat gerade ganz spannend. Ich bin eingestiegen mit diesem ersten Zitat am ersten Jahrestag, wo man nochmal zusätzlich vielleicht merkt von dieser Verbittertheit und von dieser Enttäuschtheit, die einfach daraus spricht. Sein Tagebuch ist in fast schon poetischer polnischer Sprache verpasst. Wir verlassen mit einem Gefühl wahrer Zufriedenheit, Freude und Erleichterung diesen Sumpf der Unterdrückung und Qual, diese Fäulnis der Lagerbedingung und das Feld des fauligen Flutklimas, resümiert er am Tag 2 der Befreiung. Das Gelände des einstigen KZ-Außenlagers Linz befand sich auf sehr morastigem Untergrund und dort waren sehr schwierige Bedingungen, wie man sich vorstellen kann. Also jedenfalls den Tagebuchaufzeichnungen nach rekurriert Antony Jock immer wieder darauf, dass sie tatsächlich bis in den Knöcheln im Wasser standen, dass dort sehr schlechte Bedingungen waren, dass es Insekten gab, dass sich Krankheiten dadurch natürlich extrem ausbreiteten. Und von dort allein schon örtlich wegzukommen, war für ihn eine Erlösung. Antoni Jok berichtet mit großer Freude von Festen und Siegesfeiern der befreiten Polen in Linz und von DP-Camps mit gehissten polnischen Flaggen. Gleichzeitig bewegte ihn, dass die Frage Polens auch nach Kriegsende in Europa nicht geklärt war. Er empfand es als große Ungerechtigkeit, dass die Polen, aus seiner Wahrnehmung, obwohl die ersten, die in Unfreiheit gekommen waren, nun die letzten waren, die nach Hause zurückkehren konnten. Das große Heimweh und die Sehnsucht nach seiner Familie und Mutter versuchte Jock schreibend aufzufangen. Er zog mit anderen, offenbar polnischen KZ-Überlebenden unmittelbar nach der Befreiung in ein neues DP-Camp und musste nicht mehr auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers untergebracht sein, wo die Bedingungen eben nicht auszuhalten waren. Das neue Lager, das womöglich bereits Linz-Klein-München war, fühlte sich für ihn an, wie er schrieb, wie Italien. Und er verglich es mit den wesentlich besseren Verhältnissen oder auch wie in einem Kurort, wie er sagte. Ein neuer Luxus, wie er schrieb, von Unterbringung und Verpflegung, darunter auch Schokolade und Zigaretten. Den Umzug beschreibt er wie folgt, und den finde ich sehr schön, deswegen habe ich da noch mal ein längeres Zitat. Mit einem Gefühl echter Zufriedenheit, Freude und Erleichterung verlassen wir diesen Sumpf der Unterdrückung und Quälerei, diese miesen Lagerbedingungen. Unterwegs treffen wir immer wieder auf motorisierte amerikanische Truppen, die vorbeifahren. Wir begrüßen uns mit einem großen Applaus. Auch die österreichische Bevölkerung verabschiedet uns überall und winkt mit Taschentüchern aus den Fenstern. Das Joch des Hitlerismus existiert nicht mehr. Am südlichen Stadtrand von Linz, auf einer Anhöhe mit einem malerischen Blick über die Stadt und ihre Umgebung, wurde ein spezielles Lager für Polen eingerichtet. Wir erreichen dieses Camp nach etwa einer Stunde Fußmarsch. Schon von Weitem sehen wir die polnische Flagge auf einem hohen Masten wehen. Noch einmal nach so vielen Jahren polnische Farben, polnische Sprache. Man kann einfach nicht glauben, dass dies Realität ist. Der bewegendste Moment nach diesen fünf Kriegsjahren war das gemeinsame Singen der Nationalhymne und der Rota, bei dem uns vor Rührung und Freude die Tränen in die Augen stießen. Also Rota ist auch ein nationalpolnisches Lied. Im neuen Camp genoss und beschrieb er ausführlich ausgelassene Tanz- und Revueabende. Mittanzen konnte er jedoch nicht, denn er hatte eine schwere Fußverletzung. Auf der einen Seite war Jocks Freude riesig, überlebt zu haben, die Hoffnung groß, zeitnah nach Hause zu kommen. Doch auf der anderen Seite war die Unklarheit über die politischen Verhältnisse im Nachkriegspolen für ihn zermürbend. So schrieb er am 20. Mai, Das ist unser schweres Schicksal, das Schicksal der Polen. Wir waren unter den Ersten, die ihre Freiheit und Unabhängigkeit verloren haben, und wir werden die Letzten sein, die sie wieder erlangen. Ich denke oft an zu Hause, an meine Mutter. Ich denke oft darüber nach, ob nach dem Durchzug der deutschen und russischen Armeen durch ganz Polen, nach den heftigen Kämpfen an eigenen Frontabschütten, alle unsere Gehöfte eigentlich noch übrig geblieben sind und unser Familienhaus. Aber ab dem ersten Tagebucheintrag kommt sein Hass gegenüber den Nationalsozialisten und den Deutschen deutlich zum Ausdruck. Und wir Polen, die aus diesem Kriegsturm unbeschadet hervorgegangen sind, die durch die schlimmsten Bedingungen des Daseins gegangen sind, angefangen vom Untergrundkampf über Gefängnis, Lager bis zur Unfreiheit. Wir Polen, wir rächen das Blut unserer Brüder und Schwestern, unserer Mitgefangenen und Mitangeklagten, die von den Schergen des blutigen Regimes getötet und ermordet oder zu Tode gematert wurden. Wir rächen diese unschuldigen Opfer, die auf dem Altar des Kampfes für die Freiheit unseres geliebten Vaterlandes geopfert wurden. Und wir müssen sie auch rechten. Anders als andere polnische und ukrainische DPs, deren Aufzeichnungen ich einsehen konnte, beschrieb Antoni Jok die Österreicherin als sehr gastfreundschaftlich und freundlich. Die ihm liebgewonnene Landschaft hier in der Umgebung beschrieb er sehr genau und malerisch. Ein wichtiges Ereignis für Antoni Jok war sein erster Besuch einer katholischen Messe nach der Befreiung. Dies war am 13. Mai, etwa eine Woche nach der Befreiung. Dazu noch ein längeres, letztes Zitat von ihm. Um 9 Uhr machten wir uns in einer Gruppe auf den Weg in die Stadt zu einem Dankesgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. auf den Weg in die Stadt zu einem Dankesgottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. Dies ist das erste Mal seit meiner Verhaftung im August 1943, dass ich in der Kirche bin. Für mich ist das ein großer und erhabener Moment. Nachdem ich dem Gottesdienst zugehört hatte, bedankte sich der Priester in deutscher Sprache für meinen Gottesdienstbesuch und dafür, dass ich mich trotz so viel Verfolgung und Unterdrückung nicht von der Kirche losgesagt hatte. dafür, dass ich mich trotz so viel Verfolgung und Unterdrückung nicht von der Kirche losgesagt hatte. Ich kniete vor dem kleinen Altar im Seitenschiff nieder und versenkte mich in einem inbrünstigen Dankesgebet. Hier in der Linzer Kirche dankte ich Gott und meiner Beschützerin, der Mutter Gottes, für meine Gesundheit, für meine Rettung und für das glückliche Überstehen meiner Zeit im Gefängnis und im Lager, wo ich jeden Tag und jeden Augenblick der Vernichtung und dem Tod ausgesetzt war. Die Bestien in Menschengestalt, diese Hyänen des germanischen Stammes haben mein Blut nicht getrunken, denn ich sollte leben. Stattdessen starb der Nazimoloch. Am 27. Juni 1945 ging der erste Transport aus Jocks DP Camp in Linz-Klein-München nach Polen zurück, was große Freude und auch Aufregung hervorrief. Er selbst konnte aber aufgrund seiner Fußverletzung zu diesem Zeitpunkt noch nicht mitreisen. Nach der Abfahrt des gestrigen Tages, schrieb er, wurde unser Lager menschenleer. Das Leben verschwand, man spürte das Fehlen von etwas. Einsamkeit. Und eine Art unsagbare Sehnsucht überkam mich wie nie zuvor seit dem Verlassen der Heimat. Vorher war überall Bewegung und Geschäftigkeit. Kochen den ganzen Tag bis spätabends in der Kaserne und draußen. Gesang und Musik jetzt einzige Leere. Drei von uns von neun 19, blieben in meinem Zimmer. Der Rest von uns ging weg. Und deshalb muss ich heute, wenn ich etwas vermisse, wenn ich diese Leere sehe und fühle, sagen, dass ich sie vermisse, diese Menschen. Wir sind uns in diesen weniger als zwei Monaten sehr nahe gekommen. Selbst in der polnischsprachigen Ebenseerzeitung Nasza Gazetka wurden mindestens zwei Artikel im Juni 1945 über die Verhältnisse in den Linzer DP-Camps berichtet. Die Lage in der Stadt sei äußerst angespannt und aufgrund der hohen Zahl an befreiten Zwangsarbeitenden, KZ-Häftlingen und anderen wurde von dem extrem angesparten Ernährungslage berichtet. Selbst nach Abzug der Russen, Franzosen und Tschechen seien immer noch laut Kurznachrichten etwa 15.000 ehemalige KZ-Gefangene vor Ort. In Linz gab es Anfang Juni 1945 insgesamt fünf DP-Cams, wahrscheinlich aber noch wesentlich mehr. Die kommenden Wochen und Monate sind in Anthony Jocks Aufzeichnung geprägt von Heimweh, Einsamkeit und Sehnsucht nach dem Geliebten in Polen Zurückgebliebenen oder Zurückgekehrten. Zudem trübte ihn die Ungewissheit, was aus den Angehörigen geworden sein mag und wie es in Polen aussehe. Offenbar hatte er keinerlei Kontakt zu seinen Angehörigen. Er schrieb auch, schwer ist das Schicksal des Flüchtlings, das Schicksal des Immigranten, schrieb er im Januar 1946. Den ersten Sommer nach Kriegsende beschrieb er wie eine Sommerfrische. Die Tage bestanden aus Nichtstun, wie er schrieb, Spazierengehen, Schwimmen, Abwarten und die Gegend erkunden. Anthony Jock übernahm im DP-Camp Kleinmünchen die Aufgabe als Verwalter des Lagers. Das war etwas sehr Besonderes für ihn, denn in dieser Hinsicht hatte er eine Aufgabe. Und auch die UNRWA, diese UN-Hilfsorganisation, betont immer wieder, wie wichtig es ist, dass gerade die DPs eine Aufgabe hatten, in denen sie etwas tun konnten. Denn eigentlich war mehr oder weniger Abwarten angesagt. Und immer wieder, wie wichtig es ist, dass gerade die DPs eine Aufgabe hatten, in denen sie etwas tun konnten. Denn eigentlich war mehr oder weniger Abwarten angesagt. Und gerade die Verteilung von Aufgaben war in dieser Hinsicht natürlich sehr wichtig und wurde auch jedenfalls aus dieser Sicht der Hilfsorganisation als etwas wahrgenommen, was sehr wichtig ist für die DPs. Ich möchte auch auf eine Sache eingehen, nämlich auf ein weiteres Beispiel, was mir nochmal als ganz wichtig erscheint, nämlich das von Wojciech Truszczynski. Und das würde ich vielleicht ein bisschen abkürzen. Auch er war unter anderem hier in Linz. Befreit wurde er jedoch in Ebensee. Er war in verschiedenen DP-Camps und er kam nach Linz als Mitglied des sogenannten Zweiten Polnischen Korps. Und das ist eine wichtige Einheit, wo ich das Gefühl habe, dass das in Österreich und auch in der Forschung zu DPs noch nicht wirklich wahrgenommen wurde. Dieses Zweite Polnische Korps hat eine ganz komplexe Verfolgungsgeschichte. Das sind im Groben polnische Menschen oder polnische Staatsbürger gewesen aus Ostpolen. Ab 1939 war es die Sowjetunion und von dort sind h turn, also einmal als sich sozusagen die politischen Verhältnisse gedreht haben, nämlich NS-Deutschland die Sowjetunion angegriffen hatte, durften diese deportierten Polen die Sowjetunion verlassen und sie gründeten die sogenannte Anders-Armee unter General Anders und haben über Persien und Palästina auf sehr komplizierten Wege die Sowjetunion verlassen. Jetzt ging es aber noch weiter, dass über verschiedene Transporte an der Seite der Westalliierten dieses zweite polnische Korps, also wir sprechen hier von etwa 70.000 bis 100.000 Menschen, die dort mit dabei waren, in Italien gekämpft haben. Die wohl bekannteste Schlacht war Monte Cassino, die Ihnen vielleicht was sagt, etwas südlich von Rom. Und dort hat dieses polnische Korps an der Seite der Westalliierten gekämpft. Und sie war 1945, 1946 in Norditalien stationiert und vor allen Dingen für die Versorgung der polnischen Displaced Persons in vor allen Dingen auch Österreich zuständig. Das heißt, der Einfluss dieses zweiten polnischen Korps auf die Polinnen und Polen, die hier gerade in Österreich waren, waren extrem stark. Wenn Sie jetzt nochmal sich überlegen, dass das Menschen waren, die natürlich diese Verfolgungsgeschichte in der Sowjetunion hatten, war die politische Ausrichtung natürlich völlig klar, denn aus der Sicht dieser Menschen hatten sie nicht nur gegen NS-Deutschland gekämpft, sondern eben auch gegen die Sowjetunion. Und der Einfluss, der dadurch auf die DPs, die hier in Oberösterreich waren, sehr groß war, können Sie sich vielleicht vorstellen. Jedenfalls, Wojciech Truszinski war Überlebender von Mauthausen und in Ebensee befreit. Er hat auch ein Zeitzeugeninterview, wenn ich mich recht erinnere, 2014 gegeben. Und darin beschreibt er, wie ich den Eindruck habe, erstmals, dass er in der Nachkriegszeit hier in Österreich im Zweiten Polnischen Korps sich angeschlossen hat und ihnen geholfen hat. Und da sieht man eben auch, dass er hätte zurückkehren können nach Polen, hat sich aber entschieden, hier zu bleiben, eben ganz klar aus politischen Gründen und schloss sich eben auch diesem Zweiten Polnischen Korps an, was sehr eng mit der polnischen Exilregierung in London zusammenhing. Das heißt sozusagen, es war für ihn zu diesem Zeitpunkt völlig klar, er möchte eigentlich für ein freies und demokratisches oder zumindest anderes Polen einstehen und sich dafür einsetzen. Auch Wojciech Trudzinski ist mit diesen ganzen Transporten nach Flossenbürg gekommen, entschied sich dann aber doch Ende 1946 nach Polen zurückzugehen. Und in dem Interview, was ich eben kenne, ist es ganz interessant, weil man merkt, wie einerseits sehr stolz er darauf ist, dass er Mitglied in diesem Zweiten Polnischen Korps war, zumindest in der Nachkriegszeit und dort arbeiten konnte. Und auf der anderen Seite habe ich jedenfalls auch den Eindruck, man merkt, dass er darüber noch nicht viel gesprochen hat. Denn Sie können sich vorstellen, im kommunistischen Polen war das natürlich etwas, was man besser sehr unerwähnt gelassen hätte, weil all diese Polen, die 1946, 1947 quasi zu spät nach Hause kommen, immer dieses Stigma hatten, von wegen irgendwas kann mit denen nicht ganz richtig sein, weil hätten sie sozusagen aus diesem kommunistischen Denken heraus, eigentlich hätten sie schnellstmöglichst wieder zurückkehren müssen, was sie aber nicht haben. Und manche ehemalige DPs, die dann doch nach Polen zurückkamen, sich manchmal in eine Ecke gedrängt gefühlt haben, noch mal stärker zu belegen, dass sie nichts mit der Exilregierung zu tun hatten oder eben doch loyal zum kommunistischen System seien. Das ist eine ganz schwierige Geschichte, wo ich auch das Gefühl habe, dass das auch erst etwas ist, was jetzt in den letzten Jahren nochmal genauer angeschaut wird und gleichzeitig gibt es auch ein gewisses Quellenproblem, denn gerade diese Interviews sind häufig erst sehr spät geführt worden, die konnten sowieso erst ab den 90er, 2000 geführt worden. Und einerseits, wer lebte zu diesem Zeitpunkt? Und man merkt gerade bei dem Truschinski-Interview, das ist wirklich spannend, es gibt so eine kurze Pause, wo Wojciech Truschinski mehr über die DP-Zeit spricht und die Interviewerin dann aber fragt, aber wie war das denn jetzt nochmal bei der Befreiung in Ebensee? Also wo man merkt sozusagen, es war ein Interviewprojekt für Mauthausen, es ging um die KZ-Zeit und es ging nicht so sehr um die Zeit, die danach war. Und das meinte ich auch mit dem, was ich am Anfang hatte, mit diesen, es ist immer diese Zeit danach, deswegen ist es quellentechnisch manchmal nicht so besonders einfach. Genau. Vielleicht um noch ganz kurz damit abzuschließen. Das DP-Camp 56 in Kleinmünchen, in dem auch der Tagebuchschreiger Antoni Jock war, hatte eine Kapazität von 400 Personen. Spätestens am 30. April 1946 galt es laut handschriftlichem Vermerk als Shutdown. Bis dahin waren im Lager vor allem Polinnen und Polen aber auch neun Staaten lose. Nach dem Verladen am Gleisanschluss in Wegscheid, wie Anthony Jock schreibt, fahren wir um 13 Uhr vom Linzer Hauptbahnhof ab. Wir verabschieden uns zum letzten Mal von unserem UNRWA-Begleiter, also von dieser UN-Hilfsorganisation. Wir beenden eine Periode unseres wandernden Lebens und gingen in eine andere Unbekannte. Hier merkt man auch noch, was für eine Hoffnung er hat, dass wenn sie bei einem Neuen ankommen, dass es dann vielleicht anders wird mit dem und nicht ein ständiges Umziehen geben würde. Wir fahren über Ried, Braunau, Salzburg nach München. Wir passieren die malerische Landschaft Oberösterreichs. Nach einem leichten Morgenregen bricht die Sonne durch die Wolken. Der Frühling in seiner vollen Pracht erfreut unsere Augen mit frischem Grün. Bäume, die mit reichen weißen Blüten übersät sind, versprühen ihren morgendlichen Duft. Die riesigen und frischen Gipfel der Alpen glitzern im Sonnenlicht. Wir kommen am 24. April mittags in München an, nach einem kurzen Stopp. Geht es weiter Richtung Flossenbürg. Am 25. April in den Morgenstunden sind wir da. Der erste Eindruck nach dem Aussteigen aus den Waggons ist nicht besonders. Die Umgebung ist sandig, hügelig und felsig. Unser Ziel ist das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg, wo wir vorübergehend untergebracht werden sollen. Das Lager selbst liegt auf einer Anhöhe, umgeben von Wald- und Steinbrüchen und natürlich einem dichten Rahmen aus Stacheldraht. Es ist eine traurige Tatsache für diejenigen, die vor einem Jahr hier durch die Hölle ihres Lebens gegangen sind, wo fast jeder Ort, jeder Zentimeter der Erde mit den Ergüssen ihres Märtyrerlebens besprenkelt ist. Dass das fatale Schicksal sie in die Höhle der Hinrichtung und der menschlichen Erniedrigung geworfen hat. Ach, das Schicksal ist hart und unerbitterlich. Er erkundete die Umgebung und hielt am 26. April fest, ich schlenderte ein wenig durch das Lager, denn als KZler interessierte ich mich für einige seiner Eigenheiten. Ich besuchte das Krematorium, etwas primitiv gebaut, klein mit einem Ofen. Die Aussichtstürme, groß und erhaben aus Naturstein, dominieren das ganze Lager. Doch die Zeit in Flossenbürg ist eine andere Geschichte und führt heute zu weit. Antoni Jock, genauso wie Wojciech Tuszynski und Michael Tichon, wie viele lebten nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Linz, wenn auch nur vorübergehend. Ich habe den Eindruck, dass diese Geschichten noch nicht ausreichend gehört und in die Geschichte der Stadt eingebracht wurden. Zu jüdischen DPs ist bereits einiges erarbeitet worden, doch auch dort ist noch vieles offen. Es lassen sich noch viele weitere Geschichten finden und ich denke gerade, dass die Untersuchung des Verhältnisses zwischen den unterschiedlichen DP-Gruppen hier vor Ort noch tiefgehender aussteht. Dabei gilt es, genauer zu schauen, welche Konflikte, aber auch welche Zusammenarbeit es möglicherweise gab. Welche Bedeutung hatte aber auch Linz im Leben der weiteren Displaced Persons? Und hier sehe ich noch viel Potenzial zur weiteren Beschäftigung, denn Linz war für viele NS-Überlebende auch aus Polen eine wichtige Zwischenstation in ein halbwegs geregeltes Zivilleben. Vielen Dank. So, das war jetzt viel. Ich hoffe, ich habe nicht zu lang geredet. Es geht halbwegs. Ja, das ist schon an, oder? Ja, ich höre mich. Ja, liebe Frau Kranzke, vielen herzlichen Dank für diesen wirklich unglaublich, nicht nur informativen, auch sehr beeindruckenden Vortrag. Es wird dann die Möglichkeit geben für alle hier auch Fragen zu stellen oder Anregungen für die Diskussion. zurück zu dieser wirklich faszinierenden Quelle, mit der Sie arbeiten, dieses Tagebuch, das ich vorher fälschlich nach Linz lokalisiert habe. Sie haben es nicht hier gefunden, sondern Sie präsentieren es jetzt hier. Ich war insofern sehr beeindruckt, weil die Geschichte der DPs ja oft erzählt wird mit Quellen über die DPs. Und das sind ja eigentlich durchwegs Negativquellen. Also wenn wir Zeitungsberichte oder Zeitzeugenberichte von Bevölkerung vor Ort, dann geht es ja sozusagen immer um die Abwehr gegen diese Menschen, die quasi als Eindringlinge, als Gefahr, als wie auch immer empfunden worden sind. Und dieses Bild, glaube ich, ist sehr stark geprägt. Jetzt haben Sie hier insofern eine ganz faszinierende Quelle, weil es eben nicht eine Quelle über eine solche Person ist, sondern von einer solchen Person und das führt mich jetzt zu der Frage, mein Eindruck ist, dass das etwas sehr einzigartiges ist, also dass es nicht allzu viel solche, wie man in der Forschung sagen, Ego-Dokumente, also Aufzeichnungen von den Menschen selbst, seien das jetzt Tagebücher oder Br woran liegt das? Liegt das einerseits daran, dass wenig solche Quellen verfasst worden Das heißt, wir haben eigentlich kaum eine Situation, dass ich jetzt ins Archiv gehen kann und dort finde ich jetzt kisten- und schachtelweise Briefe oder Tagebücher, sondern das ist zum Teil noch in den Familien sicherlich auch viel zerstört. Aber ich nehme mal an, dass auch nicht so viel geschrieben wurde, weil ja die Bedingungen auch schwierig waren. Allein Papier in diesen Tagen, in dieser Zeit zu haben oder Schreibmaterial ist ja nicht so einfach. Und das wäre jetzt gleich noch meine nächste Frage. Wann beginnt denn dieses Tagebuch? Also bis wann reicht das zurück? Wann beginnt Anthony Schock mit den Aufzeichnungen? Also ab wann hat er überhaupt die Möglichkeit, Tagebuch zu schreiben und welchen Zeitraum deckt es ab, also wie weit geht es? Ja, vielen Dank. Also als erstes würde ich zu den Ego-Dokumenten, zu diesen Quellen sagen, jein, ich glaube es gibt tatsächlich recht viele, nur wir haben sie noch nicht gefunden, Dank. Also als erstes würde ich zu den Ego-Dokumenten, zu diesen Quellen sagen, jein, ich glaube, es gibt tatsächlich recht viele, nur wir haben sie noch nicht gefunden, weil sehr häufig noch nicht mal geschaut wurde. Also wir kennen natürlich... Dann ist es damit besser. Genau, also ich würde sagen, dass noch nicht genug geschaut wurde, weil natürlich auch bei der Forschung es ist, also es gab sehr lange dieses da gibt es ja nicht so viel oder es findet man ja nicht so viel. Man braucht natürlich, man braucht die Sprachkenntnisse, man muss wissen, wo man überhaupt erstmal schaut. Und ein Großteil der Dokumente zu Displaced Persons liegt nicht in Europa. Das ist nicht unbedingt in Polen, das ist nicht unbedingt hier in Österreich oder in Deutschland, sondern die Menschen haben das mitgenommen, dahin, wo sie hingegangen sind, nach Australien, in die USA und da gibt jüdischen DPs, aber es gibt zum Beispiel auch das Pozucki-Institut in New York, ein wahnsinnig großes Archiv zur polnischen Diaspora, wo sich unglaublich viel zur DP-Geschichte findet, nur da waren entweder nur Menschen aus Polen oder halt nicht so besonders viele Menschen mehr und dann kommt natürlich mit dazu, dass diese Archive zwar häufig nach dem Zweiten Weltkrieg, also diese Diaspora-Archive nach dem Zweiten Weltkrieg, nochmal größer geworden sind und zum Teil auch sehr professionell aufgebaut wurden, dass es aber dann manchmal so einen generationellen Wechsel gab und diese Dokumente zwar noch da sind, aber sich heute gar nicht mehr so richtig jemand auskennt, was da überhaupt mit dabei ist. Aber ich kann genauso gut auch sagen, ich war in ukrainischen Diaspora-Archiven, in litauischen Diaspora-Archiven. Es ist unglaublich, was es da alles gibt. Ich war jedes Mal total begeistert, auch von Briefen, von DP-Zeitungen. Das ist natürlich auch eine super Quelle, die es sehr, sehr viel tatsächlich gibt, die nur weltweit verstreut liegen. Und ich habe manchmal den Eindruck, wie im deutschsprachigen Raum, da würde ich jetzt Österreich mit hinzuzählen, diese nicht so wirklich wahrnehmen, weil wenn man sich von der Forschungslandschaft anguckt, zu jüdischen DPs, gibt es mehr Forschung. Da weiß man auch, in welchen Archiven das liegt, aber zu den anderen Gruppen fehlt auch einfach das Wissen, wo gibt es überhaupt diese Archive, wie komme ich daran, plus natürlich die Sprachkenntnisse überhaupt. Also daher Jein. Ich habe eher die Vermutung, da ist noch sehr viel zu finden, wenn man erstmal sucht, aber es ist eine Detektivarbeit und bei mir ist es tatsächlich jetzt zum Beispiel bei Anthony Jock so gewesen. bei Anthony Jock so gewesen. Ich bin am Anfang, das hat auch mit Covid zu tun gehabt, ich habe für Flossenbürg eine Liste gefunden mit etwa 800 Personen, die dort im DP-Camp waren und ich habe einfach am Anfang mehr oder weniger stumpf angefangen, nach diesen 800 Personen zu suchen. Es gibt ein großes Archiv, das heißt Aralsen Archives, wo man nach Namen suchen kann. Es gab zwei Lockdowns. So. Dann habe ich diese Menschen gesucht und mittlerweile kann ich sagen, von 2100 habe ich 80% rekonstruiert, jetzt ist auch genug. Aber das natürlich hat dann dazu geführt, um erstmal herauszufinden, ah okay, das sind gar nicht nur Leute, die irgendwie in Flossenbürg sind, sondern die sind halt hier in Oberösterreich. Und in welchen KZs waren die? Aber genauso auch, wo sind die denn eigentlich hingegangen? Und um vielleicht so ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, zum Beispiel als ich letztes Jahr dann in den USA war, die Archive in New York hatten dann doch aufgrund von Covid relativ schnell zugemacht und ich hatte halt noch einen Monat und dann dachte ich mir so, okay, ich weiß aber aufgrund meiner Datenbasis, dass ein Großteil der Leute, die in die USA gegangen sind, so in Richtung Great Lakes gegangen sind. Also als es so Cleveland, Chicago, Detroit sind, dann wusste ich, dass es da natürlich D Leute, die in die USA gegangen sind, so in Richtung Great Lakes gegangen sind, also also so Cleveland, Chicago, Detroit sind, dann wusste ich, dass es da natürlich Diaspora-Archive gibt von Polen und dann dachte ich mir, ja, das ist ein Versuch wert, weil wenn die Leute da hingegangen sind, irgendwas werden die schon hinterlassen haben und natürlich ist ein bisschen die Nadel im Heuhaufen, aber man findet dadurch auch so etwas. Genau, jetzt habe ich da ein bisschen ausgeholt, aber trotzdem, genau, und es gab noch, achso, genau, wann begann denn eigentlich das Tagebuch? Das ist total spannend, weil tatsächlich Anthony Jock zwei Tage vor der Befreiung schon anfing. Also er muss irgendwie Papier gehabt haben und was zu schreiben und überhaupt den Kraft und den Willen, das zu tun. Und wann das endet, ist ein bisschen schwer zu sagen, weil es gibt so mehrere von diesen Heften. Und auf jeden Fall geht es bis 1947, wenn er quasi in Flossenbürg in den Zug einsteigt nach Polen. Dann ist längere Zeit nichts und dann kommen aber immer mal wieder verschiedene Einträge bis, ich glaube sogar bis in die 70er Jahre. Und ganz spannend ist, er hat tatsächlich nicht nur Tagebuch geschrieben, sondern er hat auch eine Gedichte, würde ich es nennen, oder sowas geschrieben. Das ist auch sehr spannend. Da habe ich jetzt aber nichts vorgetragen, weil sozusagen er hat eine sehr schöne Sprache und ich muss tatsächlich sagen, ich habe mich noch nicht getraut, seine Gedichte zu übersetzen, weil ich so dachte, ich bin keine Übersetzerin, sondern ich habe diese Sprachkenntnisse erworben, um zu verstehen, was da drin steht. Aber vielleicht es gibt ein, zwei Gedichte, wo ich das Gefühl habe, das wäre es schon wert. Vielleicht wird das Tagebuch irgendwann mal veröffentlicht, dann freue ich mich sehr, wenn das jemand macht, der Übersetzer, Übersetzerin ist. Es hat in jedem Fall das Potenzial, veröffentlicht zu werden, weil es war schon sehr auffällig, dass es ja nicht nur historisch ein spannendes Dokument ist, sondern ja auch wirklich sprachlich sehr beeindruckt und fast schon literarisch auch formuliert ist. Das führt mich zu einer weiteren Frage. Tagebücher gelten ja als quasi private Dokumente. Man hat so die Vorstellung, Tagebücher schreiben die Menschen für sich, das machen sie ganz mit sich aus, da schreibt man quasi seine geheimsten Gedanken hinein und von daher sind Tagebücher oft sehr begehrte Quellen, auch für Historikerinnen, weil man glaubt, da kommt man sozusagen ins Intimste und ins Geheimste. Das ist aber mitnichten eigentlich immer so der Fall. Also es gibt auch, glaube ich, unterschiedliche Motive fürs Tagebuchschreiben und täuscht Es gibt auch, glaube ich, unterschiedliche Motive fürs Tagebuchschreiben. Und täuscht es mich hier oder würden Sie das bestätigen, dass hier ein ganz klares Motiv für das Tagebuchschreiben auch der Wille zum Dokumentieren ist? Also dass er sich sehr bewusst sozusagen schon als Art Zeitzeuge versteht oder hier eine Verpflichtung vielleicht sogar fasst oder einen tiefen Wunsch vielleicht verspürt, das jetzt niederzuschreiben, festzuhalten, um es eben auch für eine spätere Zukunft zu dokumentieren. Also ein Tagebuch, das er nicht nur für sich selbst schreibt, sondern durchaus vielleicht auch schon mit einer Möglichkeit, dass das auch mal nach außen geht. dass das auch mal nach außen geht. Also das würde dann natürlich in so einer Veröffentlichung tatsächlich dann auch eine Umsetzung finden. persönlichen Quellen von Anthony Jock und aus der Familienerzählung weiß ich jedenfalls, dass er nie darüber gesprochen hat. Im Gegenteil, wenn es einfach etwas sehr Wichtiges gewesen wäre, dann hätte es ja vielleicht nicht einfach nur in der Garage irgendwo bei jemandem rumgelegen. Dann hätte er es vielleicht jemandem gegeben als etwas sehr Wertvolles oder es wurde nicht als solches erkannt, das weiß ich nicht. Also ich habe den Eindruck, also er schreibt schon für sich in erster Linie erstmal. Gerade auch die Gedichte, die er hat. Es kann aber natürlich auch sein, aber da muss ich auch sagen, das wird man vielleicht auch nie belegen können, vielleicht haben diese Gedichte ja auch zirkuliert. Es kann natürlich auch sein, vielleicht hat er sie für sich aufgeschrieben und dann haben sie trotzdem im Lager zirkuliert. Also deswegen bin ich da, wie gesagt, ich glaube, wir haben häufig gerade als Historikerin manchmal den Impuls zu sagen, ja, aber eigentlich wissen wir es vielleicht nicht, wenn nicht irgendeine Quelle mit dazu ist, die ich mache, ist es wirklich eine super Quelle, weil man eben auch genau herauslesen kann, gerade in Gedichtform zum Beispiel schreibt er über Flossenbürg. Also es muss sehr viel, auch sozusagen sehr viel Trinkgelage, sehr viel Tanz, er schreibt auch sehr viel über Sex und sehr viel über Frauen und so weiter. Das finde ich ganz interessant, dass er das in Gedichtform packt, aber nicht in sein eigentliches Tagebuch. Also da habe ich eher den Eindruck, wenn er ein Gedicht schreibt, dann ist das vielleicht nicht so zu 100% seins, sondern dann ist das so ein bisschen distanziert, dann kann er darüber schreiben, aber nicht in seinen eigentlichen Abfolgen der Tage her. Und um es nochmal jetzt auf Linz wieder zu fokussieren, er war ja einerseits als DP in Linz, also in Kleinmünchen, aber er war ja auch vorher schon, wie Sie gesagt haben, als Häftling des Lagers Linz 3, also sprich den Mauthausen-Außenlager für Zwangsarbeit in den Göring-Werken. Schreibt er darüber rückblickend auch etwas? Also ist es auch sozusagen dafür eine interessante Quelle? Das finde ich tatsächlich ganz interessant. Er hat tatsächlich einige Sachen rückblickend geschrieben zu der Zeit im Gefängnis, also noch in Polen. Zu der eigentlichen KZ-Zeit habe ich den Eindruck, kommt immer wieder eher daraus, dass es eine monströs schreckliche Zeit für ihn war und dass er einen enormen Hass gegenüber SS, Gestapo, deutschen Nationalsozialisten verspürt. Aber er beschreibt, jedenfalls dass ich es jetzt nicht erinnere, irgendwie detaillierter die Verhältnisse in dem KZ-Lager. Da geht es dann eher tatsächlich um die Zeit im Gefängnis oder wenn er halt in den DP-Camps ist. Er beginnt aber natürlich dann auch dieses Tagebuch eigentlich erst zwei Tage vor der Befreiung. Vielleicht ist es auch etwas, es geht um den Zustand in diesem Moment. Er hat offensichtlich keinen Kontakt zur Familie. Vielleicht ist das auch etwas für ihn, seinen Zustand in diesem Moment irgendwie festzuhalten und nicht so sehr über das, was war, zu erinnern, weil er es vielleicht auch gar nicht kann, sondern den Zustand zu diesem Zeitpunkt und über die Sehnsüchte zu sprechen, die er eigentlich hat. Ja, vielen Dank. Ich möchte gerne schauen in die Runde, ob es auch bei Ihnen Fragen gibt an die Vortragende. Kommentare. Wo war dieses Lager in Kleinmünchen genau? Das ist eine gute Sache. Dafür bin ich nicht local genug, dass ich hier das genau sagen kann. Ich weiß auf jeden Fall, dass es in Kleinmünchen mehrere Lager gab. Also es gab nicht nur ein Ich weiß auf jeden Fall, dass es in Kleinmönchen mehrere Lager gab. Also es gab nicht nur ein Lager für Polen, sondern es gab tatsächlich mehrere und häufig, so wie ich das jedenfalls auch aus seinem Tagebuch verstehe, offiziell gilt dann ein Teil als polnisches Lager, aber es kann sein, dass direkt daneben oder in einigen Nachbarbaracken schon ein offiziell anderes Lager für andere Gruppen bestand. Genau, also so viel vielleicht vorher. Ah, Sie, ja. Ich könnte da was dazu sagen. Ja, zu der Lage von den Lagern, die nach dem Krieg auch noch genutzt wurden. Da gibt es eine Publikation von Helmut Lackner, die heißt von der Gartenstadt zur Barackenstadt, ist im Internet verfügbar und dort werden genau die Standorte und die weiteren Verwendungen auch aufgezeigt. Können Sie dort nachlesen. Obwohl ich vielleicht auch noch mit hinzu, also vielleicht gibt es irgendjemanden, der dazu mehr weiß. Ich hatte jedenfalls in denen, also sozusagen, ich bin ja nicht unbedingt hier vor Ort und schaue sozusagen hier an, auch wenn ich sozusagen in den Archiven hier war, aber ein Großteil dieser Archive zu den DP-Cams liegt auch in den USA im UN-Archiv oder eben bei der US-Militärregierung und da habe ich eigentlich auch den Eindruck, dass diese Nummern der einzelnen DP-Cams auch sehr häufig immer mal wieder wechseln, dann wird etwas wiederverwendet, neu verwendet und dann merkt man mit einmal, okay, jetzt ist das Lager erst da und dann ist es irgendwann am anderen Ende der Stadt. Ja, und es gab ja auch die offiziellen Namen oder dann die Bezeichnungen, die Namen nach Camp Internment, Nummer sowieso, gleichzeitig wurde es wieder genannt, Camp Ebelsberg oder Camp Davidstädt, also es gab unterschiedliche Bezeichnungen und eben auch viele kleinere Barackenstädte. Es war in jedem Fall nicht so, also wir haben, das ist natürlich schon erschütternd, dieses Bild, das Sie zuerst gebracht haben von Flossenbürg, wo die DPs wirklich an den Ort der Konzentrationslager zurückkehren, Häftlinge, die dort inhaftieren waren, also alles, was man natürlich heutzutage über Retraumatisierung weiß, ist es unfassbar auch, also auch eigentlich unfassbar, dass man das irgendwie nicht anders hier gelöst hat. Das ist in dem Sinn mir jetzt von österreichischen Lagern nicht bekannt, also dass sie in so großem Stil sozusagen jetzt auch in ehemaligen Konzentrationslagern so untergebracht worden sind. Also zum Teil schon, glaube ich, in den Nebencamps und Baracken wieder genutzt worden sind, aber in dem Fall, wie hier das wirklich das zentrale Lager von Flossenbürg ist, ist natürlich schon ein sehr spezieller Fall. Ja, und trotzdem zum Beispiel, also Ebensee wurde auch zumindest in Teilen nochmal auch weiterverwendet, wenn es dann auch als Ebensee-Camp zwar bezeichnet wird, aber sich dann verteilt über verschiedene Orte. Oder Dachau oder Allach war ein großes Außenlager und so. Also dass erstmal sozusagen direkt nach der Befreiung diese KZs weitergenutzt wurden, das war erstmal relativ pragmatisch. Die Menschen waren dort, das wurde weitergenutzt. Die, die dort noch waren, dort auch verblieben sind, länger als heute. Genau. Und ich weiß, da muss ich jetzt sehr, war das nicht sogar in Linz, wo sich jüdische DPs dagegen gewehrt haben, in ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager umzuziehen? Genau, also sozusagen das war hier auch schon sozusagen bekannt und ich weiß jetzt aus diesem Flossenbürgerfall und das waren ja die Leute, die dann hier aus Oberösterreich dorthin kamen, die hatten, also sie waren vor Ort geschockt und wollten protestieren dagegen und die örtliche UNRWA Bedienstete hatte dann zumindest noch in ihren eigenen Aufzeichnungen geschrieben, ja, ich bin froh, dass ich die ein bisschen sozusagen abgekühlt habe, weil das würde deren Situation nur noch schlechter machen. Und in der Nähe von Flossenbürg gibt es auch ein weiteres Lager, wo eben auch ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager umgenutzt wurde. Es ist halt kein KZ, aber trotzdem die Bedingungen waren natürlich von diesen Baracken und was das hervorruft in den Menschen ist natürlich sehr ähnlich. Genau, das mit dem hervorrufen wollte ich jetzt aufgreifen, weil das eine ist natürlich rein pragmatisch, also eine Raumfrage, wo natürlich in der Nachkriegssituation nutze ich sozusagen die unter Anführungszeichen Ressourcen, die da sind und viele Menschen hier unterzubringen, war das natürlich eine der wenigen Möglichkeiten. Das andere ist aber, ist nicht auch ein Kalkül dahinter, dass ich in diesen ehemaligen Gefangenenlagern, sei es jetzt Gefangenenlager oder Konzentrationslager, immer noch auch die Möglichkeit habe, sozusagen auch hier wiederum die Leute weiterhin in gewissem Sinne auch immer noch in irgendeiner Weise gefangen zu halten oder abzuhalten, abzugrenzen sozusagen von der restlichen Bevölkerung, aufnehmend auch diese Ängste, die es ja hier auch gab. Es war ja natürlich die Angst vor ehemaligen Konzentrationslagerhäftlingen, Angst vor den ehemaligen und diese Ängste vor den DPs. Also boten sozusagen hierfür die Behörden, seien das jetzt die deutschen, österreichischen oder auch die Alliierten, war das auch eine Möglichkeit sozusagen die DPs hier weiter unter Kontrolle auch zu behalten? Also die P's durften sich ja de facto erstmal frei bewegen. Also sie konnten ja rein und raus, obwohl die umliegende deutschsprachige Bevölkerung wie auch die Polizei nicht in diese Lager rein durften. Also die DP-Camps galten als so exterritoriale Orte erstmal. Ich hätte noch einen weiteren Punkt, warum auch gerade diese Umzüge und gerade in immer schlechtere Bedingungen mit reinkommt. Denn, also das gibt es ein bisschen mehr Wissen zur britischen Besatzungszone. Bei den Amerikanern war es mir noch nicht so bekannt, aber ich habe die Vermutung, dass das bei Flossenbürg auf jeden Fall ein Fall ist. Die Leute, diese Polen, die hier in Oberösterreich waren, wie gesagt, die hätten so viele Möglichkeiten gehabt, zurückzukehren. Spätestens ab 1946, 1947, die wollten nicht. Die hatten diese starke Verbindung zu diesem zweiten polnischen Chor und deswegen würde ich vermuten, dieser Umzug in möglichst schlechte Bedingungen, man konnte sie jetzt nicht einfach zwangsweise zurück nach Polen bringen, aber immer wieder Umzüge in möglichst schlechtere Bedingungen, um den Repatriierungsdruck sozusagen dadurch in gewisser Weise zu erhöhen. zu erhöhen. Wir wissen, dass tatsächlich in der britischen Besatzungszone, jedenfalls britische Besatzungszone in Deutschland, zu Österreich weiß ich es nicht genau, dass da sozusagen Umzüge auch so genutzt wurden, um eben diesen Druck zu erhöhen. Ja, nicht zu komfortabel in den Camps es zu halten, ja, nicht die Bedingungen zu schön zu haben, weil eigentlich war ja immer noch der Gedanke, die sollten ja wieder zurück. haben, weil eigentlich war ja immer noch der Gedanke, die sollten ja wieder zurück. Das ist auch leider wieder erschreckend aktuell, wenn man an Situationen von Flüchtlingslagern denkt. Wie geht es weiter mit Herrn Jock? Wie geht es weiter mit Herrn Jock? Was ist mit ihm passiert? Hat er Familie gefragt? Also, er ist nach Polen zurückgekehrt. Die Familienerinnerung sagt, oder die Familienerzählung ist, dass er sehr zurückgezogen gelebt hat und wohl keine direkten Nachkommen hatte und sehr einsam war. Also dieses, was die Dominika mir gesagt hat, er zog es vor zu schreiben. Also das zählt ja auch nochmal. Er hat auch noch danach sehr viel geschrieben. sehr viel geschrieben. Das sind die Tagebücher, die ich kenne, ob es da noch mehr gab oder könnte natürlich auch sein, vielleicht gibt es noch einen Teil, der auch in der Familie ist, den ich aber vielleicht nicht kenne, das mag auch sein. Aber er war dann wieder zurück in Turun. Turun. Genau. Und das Tagebuch ist auch dort in der Nähe. Genau. Gibt es weitere Fragen? Gibt es Vergleiche zwischen anderen Tagebüchern? ein direktes Tagebuch. Da kenne ich dann eher diese Zeitzeugeninterviews. Jetzt muss ich kurz überlegen, welches weitere Tagebuch direkt aus, ich sag mal so, katholisch-polnischer Perspektive. Gibt sicherlich sehr, sehr viele, die ich aber nicht so studiert habe, sag ich jetzt mal, oder so mir angeschaut habe, wie das von Antoni Jock, weil das jetzt einfach für mich am relevantesten ist. angeschaut habe, wie das von Antoni Jok, weil das jetzt einfach für mich am relevantesten ist. Es ist kein Tagebuch, aber ich glaube wirklich die Aufzeichnungen von Tadeusz Borowski, die sind auf jeden Fall sehr gut. Er hat ja zur KZ-Zeit geschrieben, aber eben auch zu dieser Nachkriegszeit. Das ist eher eine literarische Variante, aber das würde ich auf jeden Fall noch heranziehen. Ja. Ich muss auch gerade denken, natürlich, also es gibt sicherlich aber vielleicht für mich ist eher die Frage dann nochmal für meine weitere Recherche wo in der amerikanischen Besatzungszone in Bayern gibt es denn vielleicht auch ein veröffentlichtes Tagebuch weil so würde ich ja erstmal da rankommen und es irgendwie finden und da würde ich jetzt eher denken dann ist es wahrscheinlich nicht übersetzt sondern eher in Polen und dann müsste ich da nochmal weiter gucken. Sehr guter Punkt. Ich hätte gesagt, dass man zurück nach London gehen würde, zur polnischen Regierung. Ich kenne sehr viele Polen, ich habe damals in England gelebt. Das war nicht der Fall, dass man zurück gehen würde, dass man nach London gehen würde. Doch, das gab es auf jeden Fall auch viele. Was macht nach London gehen? Doch, das gab es auf jeden Fall auch viele. Also ein Großteil dieses zweiten polnischen Korps, was in Italien war, das ist vor allen Dingen nach Großbritannien tatsächlich gegangen. Also da sind sehr, sehr viele dorthin gegangen. Dann gibt es aber natürlich auch, also ich sage mal jetzt zu diesen flossen Bürgern, zu denen ich genauer anschaue, der Großteil die USA, Australien, Kanada und dann Großbritannien. Das ist so die Abstufung, von wohin die Menschen gegangen sind. Das hang aber auch immer davon ab, wer hat welches Visa bekommen, welche Länder haben gerade die Grenzen geöffnet, wo wollten die Menschen vielleicht auch hin, wollten sie vielleicht auch gemeinsam zusammenbleiben. Das war natürlich nicht so besonders einfach. Also ich kann jetzt gerade zu diesen 2100 polnischen Menschen, vor allen Dingen, die ich angeschaut habe, ist sehr auffallend, dass eben viele auch nach Australien gegangen sind. Und das könnte daran liegen, dass es einerseits ein Kontingent vor Ort gab, das gesagt wurde, so und so viele DPs dürfen nach Australien auswandern. Aber ich konnte auch feststellen, dass bei der UN-Hilfsorganisation, später hieß die IRO, die International Refugee Organization, die für die Auswanderung zuständig war, da war vor Ort auch jemand zuständig, der in Australien geboren ist. Also es kann auch sowas einfach sein, dass es nicht nur ein Visum gibt, sondern es gibt jemanden, der irgendwie sagt, geht in dieses Land, das ist schon ganz okay. Also weil es hat ja auch viel mit Wissen zu tun oder wo kannte man jemanden. Zum Beispiel bei den USA fällt sehr häufig aus, dass wenn Menschen dorthin gegangen sind, dass sie irgendwelche Vorfahren da schon mal kannten oder irgendwelche Leute aus der gleichen Stadt oder ähnliches, sodass es irgendeinen Bezugspunkt gab, warum man genau nach Chicago oder sonst wo hingehen wollte. Okay, danke. Also zunächst einmal das Kapitel Displaced Persons ist, wie Sie gesagt haben, auch unterbelichtet. Daher war es interessant, da Ihre Ausführungen zu hören. Ich habe da vielleicht vorweg nur Verständnisfragen im Zusammenhang mit diesen 11 Millionen Displaced Persons. Bezieht sich das auf 11 Millionen auf deutschem Staatsgebiet oder auf welchen Bereich? Das wäre für mich nur wichtig. Und das Zweite auch, welche Behörden waren sozusagen für die Volksdeutschen, für diese Gruppe von Displaced Persons zuständig. Das waren ja nicht die Alliierten. Das einmal vorweg. Also vielleicht zu dem zweiten vorweg, das ist tatsächlich, da bin ich gar keine Expertin drin, weil ich sozusagen die deutschsprachigen Flüchtlinge, Vertriebene sozusagen so ein bisschen außen vor lassen muss, weil das nochmal andere Quellen wären, die ich da dann auch nochmal anschauen müsste. Zu diesen 11 Millionen, die Zahlen zu die PiS sind immer, naja, muss man gucken, aber ich nutze eigentlich schon diese 11 Millionen und diese beziehen sich vor allen Dingen auf Deutschland, Österreich und Italien, aber die PiS gab es weltweit, also auch die jüdischen Menschen, die in Shanghai waren zum Beispiel. Oder es gab katholische Polen, die in Afrika in die Pi-Camps waren. Ich kann mich an eine polnische Gruppe erinnern von Kindern, die in Neuseeland waren und so, in Indien. Aber diese 11 Millionen vor allen Dingen Deutschland, deutschsprachiger Raum und Italien. Dann hätte ich noch weitere Fragen. Vielleicht nur kurz zu den deutschsprachiger Raum und Italien. Dann hätte ich noch weitere Fragen. Vielleicht nur kurz zu den deutschsprachig Vertriebenen. Da war einfach direkt die Zuständigkeit der hiesigen Behörden, Landesregierung, also eben nicht Allierte. Da hätte ich eigentlich geglaubt, dass die noch weniger in der Lage sind, mit dem fertig zu werden. Und um auf das zurückzukommen, was Sie auch anfangs gesagt haben, was gibt es Neues vielleicht, und für mich war wirklich das Neue, dass man sozusagen von alliierter Seite Displays Börsens nach relativ kurzer Zeit in ein ehemaliges KZ gegeben hat. Erklären kann man es vielleicht nur als Ergänzung damit, dass das sehr viel zerstört gewesen ist und dass paradoxerweise die KZs eben nicht bombardiert gewesen sind. Und dass da also eine größere, bessere Infrastruktur vorgeherrscht haben könnte. Trotzdem ist es überraschend für mich. Also das war neu. Aber was ich vielleicht noch anmerken möchte, und zwar zur Situation der Polen in Linz. Also in dem Tagebuch ist die Linzer Bevölkerung sehr gut weggekommen. Und das ist natürlich schön zu hören. Ich glaube aber, dass man erwähnen muss, dass die Polen eigentlich zu jener Volksgruppe gehört haben, die sozusagen die geringste Beliebtheit gehabt hat in der Bevölkerung. Und zwar deshalb, weil natürlich ein Großteil der österreichischen Bevölkerung der Propaganda der Nazis noch geglaubt hat, dass die Polen den Krieg begonnen haben. Und da wäre es natürlich jetzt für mich interessant vielleicht zu erwähnen, wie zum Beispiel in der Zwangsarbeiter- Hierarchie die Polen eingeordnet worden sind. Weil es war glaube ich ganz unten in der Zwangsarbeiter-Hierarchie die Polen eingeordnet worden sind. Weil es war, glaube ich, ganz unten in der Skala waren die Juden und gleich danach sind also die Polen gekommen. Also das ist ein bisschen ein Widerspruch zwischen den Ausführungen dieses Herrn hier und dem, was man eigentlich so im Allgemeinen über diese Zeit von anderen Zeugenaussagen kennt. Und dann hätte ich also noch gerne gewusst, ich glaube der Herr Antoni Csok ist ja, glaube ich, vorher im Gefängnis gewesen. Man muss aber dazu sagen, dass die Displaced Persons, also Persons nach dem Krieg, also die Flüchtlinge, eigentlich ja Leute waren, die ja nicht von ihrem Land geflohen sind, sondern die zwangsrekrutiert geworden sind. Also der Großteil der Polen und auch der anderen Zwangsarbeiter sind ja sozusagen nicht freiwillig weggegangen, nicht geflüchtet, sondern sind also durch Zwangsmaßnahmen sehr brutal, man kann das alles nachlesen, hierher gekommen. Und das macht natürlich auch einen großen Unterschied. Das hätte mich noch interessiert, ich glaube, er war im Gefängnis, aus welchen Gründen, und können Sie sagen, wie hier das Verhältnis ist von Leuten, die auch wirklich zwangsrekrutiert worden sind. Und letzte Frage noch, wenn ich das noch anmerken darf, Repatriierung in der Sowjetunion, das hätte mich auch interessiert. Wie ist es denn eigentlich, habt ihr irgendwelche Zwangsmaßnahmen setzen können, dass ehemalige oder vermeintliche Staatsbürger dann sozusagen in diese Länder zurück kommen mussten? Weil dort ist es ihnen ja, wie man weiß, auch nicht gut gegangen. Die meisten sind ja sozusagen als Landesverräter eigentlich dann auch nach dem Krieg dort sehr großen Torturen ausgesetzt gewesen. Danke. Ja. Womit fange ich an? Genau, die 11 Millionen und die Behörden, das haben wir schon gehabt. Fangen wir vielleicht an mit Antoni Jock und seinem Verhältnis zu den Österreichern. Jedenfalls das, was er im Tagebuch schreibt. Finde ich auch erstaunlich, sagen wir es mal so, weil aus anderen Quellen und auch aus Interviews kenne ich das auch sehr anders. Interessant ist aber, was ich darauf sagen könnte, ich kenne die, also es gab zwei Zeitungen, eigentlich sogar drei polnischsprachige DP-Zeitungen aus Ebensee, mit denen ich mich viel befasse und die DPs in Ebensee haben, das war glaube ich so Anfang, vielleicht so März, März, April 1946, mehrere Artikel auch auf Deutsch und Englisch und Polnisch in ihren Zeitungen verfasst, in denen sie nicht nur sich dagegen wehren wollen, dass sie als Kriminelle abgestempelt werden, sondern indem sie ganz klar an ein österreichisches Publikum schreiben, dass man doch eine gemeinsame Geschichte hat und die Habsburger und Lemberg und Lviv und so weiter. Und das fand ich total spannend, dass offensichtlich diese polnischen DPs, die da an Ebensee sind, offensichtlich diese polnischen DPs, die da an Ebensee sind, da irgendwie das Versuch haben, über so eine gemeinsame Geschichte zu zeigen, wir haben doch etwas gemeinsam. Und irgendwie in so einem Duktus, ihr als Österreicher, ihr wisst doch, dass wir als Polen nicht so schlecht sind oder dass wir auch etwas leisten können und zum Habsburger Reich etwas beigetragen haben. Das fand ich da auf jeden Fall ganz spannend. Aber ich überlege jetzt gerade, klar, also wenn man sich die österreichischen oder deutschsprachigen Zeitungen anschaut zu dem Zeitpunkt, sind Polen, Jugoslawen eigentlich egal, welche Menschen aus dem östlichen Europa, das sind kriminelle Menschen, das sind Fremde, die sollen eigentlich weg und sie sind definitiv hier nicht willkommen. Zu Anthony Jock, genau, also er ist im KZ, also er ist im Gefängnis dann im KZ als politischer Pole, ihm ist Widerständigkeit vorgeworfen worden, das macht er aber in seinen eigenen Nachkriegsaufzeichnungen nicht so explizit. Das macht er dann eigentlich erst später. Ich glaube, er hat nochmal so in den 50er, 60er Jahren geschrieben, wo er dann nochmal stärker sozusagen auf seine eigene politische Involviertheit sozusagen gegen das NS-Regime das darstellt. Dann war noch was zur Repatriierung und Sowjetunion. Das habe ich jetzt aber gerade vergessen, was die Frage war. Ob hier zwangsweise auch rekrutiert werden konnte, oder? Ob hier zwangsweise repatriiert wurde, auch gegen den Willen der Betroffenen? Ganz klar, auf jeden Fall. Und das war sozusagen ein Versuch von Menschen hier vor Ort, sich entweder in die Westalliierten-Zonen zu be oder noch viel stärker ständig sozusagen diese ethnische Zugehörigkeit zu wechseln. Also in einem anderen Zusammenhang zum Beispiel habe ich mich mit ukrainischen DPs beschäftigt und da ist es ganz klar, dass sie nach der Befreiung, also sie sind selbst im KZ als, sagen wir mal politische Polen, aber auf jeden Fall als polnische Staatsbürger festgehalten, denn es gab keine Ukrainer in diesem Sinne im KZ-System. Dann bei der Befreiung, dass sie sich längere Zeit erst als Polen ausgegeben haben oder ja tatsächlich polnische Staatsbürger waren. Und erst als sozusagen klar ist, dass die Westalliierten keine Zwangsrepatriierung mehr durchführen in die Sowjetunion und die Sowjetunion damit unterstützen, erst dann, ab 7, so Pi mal Daumen, ich sage mal 46, 47, 48, erst dann wird explizit gemacht, dass sie Ukrainer, Ukrainerinnen sind. Deswegen sind gerade die Zahlen sozusagen zu, ich sage mal, ukrainischen DPs, also total schwer zu sagen, weil sich das ständig auch so ein bisschen ändert. Aber das heißt natürlich, dass bis 1948, 48, 48 Zwangsrepatrierungen durch die Alliierten durchgeführt worden sind. Also diese wirklichen Zwangsrepatrierungen hängt auch ein bisschen von den jeweiligen Besatzungszonen ab, aber man kann schon sagen, also 46 fanden die in dem Maße nicht mehr statt wie noch 1945. Also unmittelbar nach dem Krieg. Ja, gibt es noch weitere Fragen? Ich hätte noch die Frage, welche Möglichkeiten die polnische Exilregierung hatte. Weil du ja gesagt hast, dass die in London waren und gab es da Möglichkeiten, sich an die zu wenden oder hatten die irgendeine Einflussmöglichkeit im britischen Sektor vielleicht? Gab es da irgendwas? Also je stärker sich abzeichnete, in welche politische Richtung es geht, desto mehr aus polnischer Perspektive würde man sagen, haben die Westalliierten die Polen, die Exilregierung fallen gelassen. Das merkt man dann auch, dass im Mitte 1946 eben dieses Zweite Polnische Korps eben demobilisiert wird und dann eben nach Großbritannien kommt. Und die polnische Exilregierung, die bestand bis 1989 und so weiter, die hatte nicht mehr so einen Einfluss, wie es noch vorher war. Man muss aber mal bedenken, so gerade unmittelbar nach dem Krieg, in diesen ersten Monaten, da war noch überhaupt nicht klar, in welche politische Richtung es gehen würde in Polen. die Exilregierung eben doch zurückkehren würde. Und das wurde erst im Laufe der Zeit deutlich. Und deswegen der Einfluss der Exilregierung sollte von westalliierter Seite immer weiter abnehmen. Das hat auch damit zu tun, es gab solche Repatriierungs- oder Verbindungsoffiziere. Am Anfang waren die sowohl von Londoner Seite als auch von Warschauer Seite. Und irgendwann haben die Westalliierten festgestellt, das ist irgendwie ein bisschen blöd, wenn sozusagen von zwei sehr unterschiedlichen Richtungen, jetzt wegen meinem in dem gleichen DP-Camp, die Leute unterwegs sind und die einen sagt, bleibt hier und die nächsten sagen, kommt zurück nach Hause. Dass das natürlich nicht unbedingt in eine gleiche Richtung geht. Und die Westalliierten haben schon versucht, dann sozusagen den Einfluss der Westalliierten zurückzudrängen. Das war aber auch nicht so einfach. Also man konnte, also Schule ist zum Beispiel auch ein gutes Beispiel. Es gab natürlich in allen DP-Camps Schulen, aber mit welchem Schulmaterial wird denn unterrichtet? Wird dann unterrichtet mit dem aus der Vorkriegszeit, was eher von der Exilregierung in London kommt, oder wird mit dem unterrichtet, was eigentlich aus dem Warschauer kommunistischen Polen kommt. Und je nachdem ist ja die Ausrichtung dann in einem Lager. Vielleicht noch so als Anekdote, also dieses Camp in Flossenbürg, diese Selbstbezeichnung ist ja Camp Władysław Sikorski und Sikorski war der polnische Ministerpräsident, der bis 1943 dann verstorben ist oder umgekommen ist bei einem Flugzeugabsturz. Aber die Ausrichtung dieses Camps in Flossenbürg, allein vom Namen her, ist ja irgendwie klar, dass wenn die sich nach dem polnischen Ministerpräsidenten im Exil benennen und nicht nach irgendeinem kommunistischen Führer, wenn sie auch einen kommunistischen Führer hätten, dann wären sie ja nicht da. Dann wären sie ja wieder zurück und nicht eben irgendwo in einem weiteren Camp in Deutschland. Gab es eigentlich in der russischen Besatzungszone auch Camps für Displaced Persons? Oder wollten alle, die dort waren, so schnell wie es irgendwie geht, in die amerikanische Zone und von dort halt dann weg? Also aus sowjetischer Sicht sollte es natürlich keine DPs geben, weil das hätte ja dem widersprochen, dass das irgendwie ein kommunistisches oder kommunistische Länder sind, in denen das Volk herrscht und so weiter und so fort. Also offiziell gab es in der sowjetischen Besatzungszone keine Displaced Person Camps oder ähnliches. Das heißt nicht, dass es da nicht auch ausländische Menschen gab oder Menschen, die nicht da waren, aber die wurden dann nicht so gelabelt. Am Anfang hatte aber die Sowjetunion diese Begrifflichkeit DP mitgetragen, denn die ist schon so 1943 entstanden und das war auf jeden Fall eine Kategorie, die von allen Alliierten genutzt wurde, aber sie spielte dann einfach in der sowjetischen Besatzungszone keine Rolle mehr. Also de facto gab es hier keine in Linz Müllviertel oder so, es ist kein DP-Camp in der russischen Zone. Und zwar, weil Sie von der Beschäftigung von Displaced Persons gesprochen haben. Es hat offensichtlich so wie heute auch genau dieses Problem gegeben, was sollen die machen, wenn die also nichts zu tun haben, dann ist das doch nicht richtig. Aber welche Art von Tätigkeiten, wenn sie arbeiten durften, konnten sie und durften sie verrichten? konnten sie und durften sie verrichten. Ja, also das war vor allen Dingen im Camp selbst, also diese innere Selbstverwaltung. Also Anthony Jock hat zum Beispiel in einem Lager sozusagen, ich glaube für Nahrungsmittel oder so, gearbeitet. Dann gab es natürlich auch die Tätigkeiten bei Zeitungen, bei Zeitschriften, als Übersetzer, Übersetzerinnen zu arbeiten. Es gab auch immer mal wieder den Versuch von alliierter Seite, dass die DPs auch außerhalb der Camps arbeiten sollten sogar. Jetzt komme ich wieder auf Flossenbürg zu sprechen. Flossenbürg als KZ ist gebaut worden, weil es dort eben auch einen großen Steinbruch gab und die Alliierten hatten auch die ganz clevere Idee, dass die DPs ja im Steinbruch gab und die Alliierten hatten auch die ganz clevere Idee, dass die PCM Steinbruch arbeiten könnten. Also auch wieder sozusagen mehr als krass, wenn man sich vorstellt, das sind zum Teil Mauthausen-Überlebende, Ebensee-Überlebende und so weiter und so fort und jetzt kommen sie da an und jetzt wird ihnen gesagt, super, Infrastruktur ist da, da drüben sehr nah, ist ein Ort, an dem ihr arbeiten könnt. Oder auch sowas wie Waldarbeiten zu tätigen. Der Wille von, würde ich jetzt mal so in der Tendenz sagen, der Wille von Displaced Persons bei Deutschen zu arbeiten, war eher gering. Das heißt aber nicht, dass das nicht stattfand. Es gab genauso gut auch hier in Österreich, aber auch in Deutschland, es gab auch Ehen zwischen DPs und einheimischen Frauen oder Männern das gab es natürlich genauso, aber der Kontakt war sicherlich sehr schwierig, gerade in der unmittelbaren Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Ja, gibt es noch eine Frage sonst, glaube ich, oder würde ich den Kreis mit einer vielleicht letzten Frage noch, um wieder auf Linz zurückzukommen. Wenn man sich jetzt die Gemeinde auch, also ich weiß das jetzt nur im Bereich der jüdischen DPs, sind kaum, also eine verschwindend geringe Zahl von Menschen hier geblieben. Jetzt in Ihrer Forschung, inwieweit spielt das eine Rolle? Sie haben also bei den jüdischen DPs war natürlich hauptsächlich Palästina, Israel als Auswanderungsland irgendwie das Ziel. Bei den nicht jüdischen DPs war das viel verstreuter. Wie gab es auch sozusagen, hätte es Bestrebungen gegeben sozusagen in Deutschland, in Österreich, an diesen Orten zu verbleiben, wo man jetzt im Camp war? Oder war das absolut nicht der Wille? Und inwieweit spielt da auch eine Rolle, was Sie vorher genannt haben, mit dieser eventuellen Angst vor einer weiteren kriegerischen Auseinandersetzung? Also ging es sozusagen auch darum, generell Europa verlassen zu wollen. Da muss ich jetzt tatsächlich vor allen Dingen über Deutschland sprechen. Da weiß ich dann zu wenig über diejenigen, weil sozusagen die DPs, die ich mir anschaue, die sind dann aus Österreich weg, deswegen schaue ich mir dann die an, die dann eher in Deutschland sind. In Deutschland gab es ab 1951 das Gesetz, also in Westdeutschland, das Gesetz der heimatlosen Ausländer, das heißt offiziell gab es diese Bezeichnung als Displaced Persons dann nicht mehr und als diese heimatlosen Ausländer wurden all diese Menschen in Westdeutschland bezeichnet, die nicht auswandern konnten oder vor allen Dingen auch wollten, aber vor allen Dingen auch nicht konnten, denn wer konnte auswandern? Junge Menschen, Menschen, die gesund sind, Menschen, die wenig Kinder haben und wer da irgendwie rausfiel, weil auch nur ein Kind ist krank oder die Frau ist schwanger oder ähnliches, dann verfiel teilweise das Visum und die Menschen mussten eben zurückbleiben. Und in Westdeutschland haben diese heimatlosen Ausländer doch eher ein sehr, auch sehr trauriges Leben gefristet, muss man sagen, weil sie weiterhin wirklich am Rande der Gesellschaft waren und auch keine vollen Staatsbürger waren, also auch zum Beispiel nicht wählen konnten. Deren Kinder hatten es auch total schwierig, um überhaupt diese, ja klar, konnten sie in die Schule gehen und so weiter, aber eben keine Staatsbürgerschaft zu haben, ist natürlich extrem schwierig. Und dann gibt es aber natürlich auch Menschen, die sich einfach entschieden haben zu bleiben, weil sie zum Beispiel einen deutschsprachigen Partner oder Partnerin hatten. andere Gründe gab, vielleicht auch einfach dieses nicht nochmal umziehen müssen, denn dieses immer wieder unterwegs sein müssen, ist natürlich auch extrem mit Stress behaftet gewesen und irgendwann war vielleicht auch dann genug. aus Europa weg. Das wird häufig bei jüdischen DPs ja gesagt, zu denen, die nach Australien oder die nach Neuseeland gegangen sind, so möglichst weit weg ans andere Ende der Welt und so weiter. Inwieweit das bei katholischen Polen eine Rolle gespielt hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht oder kenne ich die Quellen dann nicht, die das so festmachen würden. Ich habe eher das Gefühl, es spielt eine viel größere Rolle, wer kriegt wann zu welchem Zeitpunkt ein Visum und dann ist egal, ob das Kanada, Australien oder Großbritannien ist, wo man zuerst das Visum hat, diese Möglichkeit wird einfach genutzt. Gut. Ich danke sehr, wirklich für die sehr differenzierten Ausführungen. Ich danke für Ihre Fragen und für Ihre Diskussionsbeteiligung. Danke der Organisation und wünsche noch einen schönen Abend. you