Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Sie sehr herzlich zur heutigen Veranstaltung des Oberösterreichischen Pen-Clubs hier bei uns im Stifterhaus begrüßen. Der Abend steht unter dem Thema Zuversicht, eine Spurensuche, ein wichtiges Thema angesichts der vielen Krisen, mit denen wir seit Jahren konfrontiert sind. Zum Thema Lesen werden Thomas Duschlbauer, Präsident des Oberösterreichischen Painklubs, Herbert Pauli und Christine Schmidhofer. Ich begrüße Sie sehr herzlich. Herzlich willkommen. Moderieren wird den Abend die Vizepräsidentin des Oberösterreichischen PEN-Club mit Zuversicht eine Spurensuche nun bereits das dritte Jahr in Folge einen Abend einem gesellschaftlich sehr aktuellen und wichtigen Thema. Wir werden nun mehr darüber hören. Ich wünsche uns einen anregenden Abend und übergebe das Wort an Frau Dr. Thaler. So groß bin ich, gar nicht gedacht. Einen schönen guten Abend. Ich darf Sie begrüßen zu einer Lesung des PEN Oberösterreich und möchte mich bei der Frau Dr. Pinter bedanken, dass wir zweimal im Jahr hier bei Ihnen eine Lesung abhalten können. Es sind ganz wichtige Termine für uns, für wichtige Themen. abhalten können, sind ganz wichtige Termine für uns, für wichtige Themen. Also heute Abend Zuversicht, eine Spurensuche. Man könnte sagen, ein kühnes Thema in Zeiten wie diesen. Man könnte aber auch sagen, wie Sie, Frau Dr. Pinter, ein wichtiges Thema. Zuversicht ist ja etwas, was in die Zukunft weist. Es ist eine Art festes Vertrauen auf etwas zu Erwartendes, Gutes, ist etwas stärker als Hoffnung, die Zuversicht. Ich möchte Ihnen eine kleine persönliche Erfahrung mitteilen. Immer wenn ich jemandem erzählt habe, was das Thema von unserer Lesung ist, von Penn, Zuversicht, habe ich damit ein Lächeln auf das Gesicht des anderen geworfen oder ist ein Lächeln erschienen auf dem Gesicht des anderen. Das ist also ganz, ganz schön. Einfach das Wort Zuversicht bewirkt schon etwas. Sie werden alle verschieden zuversichtlich auf etwas in der Zukunft sein. Ich denke mal, diese Zuversichten werden ganz individuell und ganz verschieden sein. Wahrscheinlich so verschieden wie bei den heutigen Lesenden. Ich darf die drei nochmal vorstellen. Die Christine Schmidhofer wird Lyrik und Prosa lesen. Thomas Duschlbauer wird einen Essay halten zum Thema und Herbert Pauli wird einen Text, zwei Texte, einen, den er neu geschrieben hat und einen anderen Text lesen. Bitte begrüßen Sie nochmal die drei Lesenden des heutigen Abends. Wir möchten gerne beginnen mit der Christine Schmiedhofer. Sie ist Schriftstellerin, na klar, und PEN-Mitglied, auch klar. Aber sie ist auch Frauenforscherin und sie ist vor allem sehr wichtig für einige auch hier Anwesende. Sie ist Verlegerin. Heute ist sie in ihrer Rolle als Lyrikerin vor allem da, aber sie hat mir verraten, sie wird auch Prosa-Texte lesen. Sie wird das ineinander verweben, ihre Lyrik und ihre Prosa. Und ich bin sicher, dass wir bei ihren Texten und ihren Gedichten einiges finden an Zuversicht, vielleicht sogar mehr als ein paar Spuren. Bitte, Christine. Ich bedanke mich sehr herzlich für die Einladung, die Möglichkeit heute zu lesen. Es gibt Situationen im Leben, da passiert einfach etwas, man ist nicht in der Lage, diese Situation zu ändern. Und was man dann braucht, ist Zuversicht. Davor und danach. Es war schon da, bevor wir es wussten. Du hast es nicht gespürt und ich habe es nicht gesehen. Es war da und schlummerte in dir. Es wuchs in dir, während wir Champagner tranken, tanzten. Es war da, während Weihnachten kam und Ostern, während unsere Kinder und Freunde mit uns aßen, während wir in die Natur gingen. Nach Wien fuhren, Lesungen und Ausstellungen besuchten, Filme im Kino anschauten und es war auch da, während wir uns liebten. Es war da, aber wir wussten nicht, dass es da war. Deshalb war es gleichzeitig auch nicht da, denn in unserer beider kleinen Welt existierte es nicht. So war es und so hätte es weitergehen können, bis es wahrscheinlich zu spät gewesen wäre zu handeln. Die Gewissheit eröffnete sich vor dem Point of No Return und manifestierte sich auf einem Röntgenbild von deinem Bauch. Es war groß, beängstigend, fremd. Da ist es nun und wir sind starr vor Schock und Angst. Es hat die Macht, alles was ist in alles was war zu verwandeln. Dann wäre unser Leben ein Wahr ohne Zukunft. Es bliebe stehen am Punkt Gewissheit. Hat sich durch dieses Wissen alles verändert? Ist dadurch die Vergangenheit, das Erlebte und Gelebte dahin unwiederbringlich? Nein, diese Macht werde ich dem Ding nicht geben. Ich lasse nicht zu, dass es alles zerstört. Es war, wie es war und jetzt ist es mit dem Wissen, dass etwas dagegen getan werden kann. Es ist immer jetzt und keiner, auch jene, die eine solche Gewissheit nicht haben, werden immer da sein. Jetzt ist einfach noch nicht die Zeit des Abschieds. Wir beide, du und ich, wir haben uns doch gerade erst getroffen. Der Tag ist noch jung, die Sonne scheint und dann und wann lacht dich und mich das Leben an. Dann weitet sich das Herz, weil die Knospen wieder austreiben und die Tierkinder auf den Wiesen spielen. Es ist die Welt, deren Teil wir sind und bleiben. Es ist noch immer und was sein wird, wissen wir nicht. Deshalb lass uns doch einfach noch ein wenig, nein, ganz viel leben und einander noch mehr lieben und vielleicht, vielleicht ist es eines Tages ganz einfach nicht mehr da. nicht mehr da. Alles überall. Weil es alles überall schon gibt, meinst du, alles zu kennen. Weil es alles überall gibt, heißt das nicht, dass du alles von überall kennst und schon gar nicht, dass du es verstehst. Es heißt nur, dass deine und meine und überhaupt unsere Erfahrungen durch uns selbst beschränkt sind, obwohl es alles überall schon gibt. Daher gibt es überall noch etwas, was du nicht kennst, obwohl es alles überall schon gibt. Die Gedichte sind alle in einem Zeitraum entstanden, also ich lese sie chronologisch, weil hier auch eine Entwicklung passiert ist von einem Wissen in eine Zuversicht. von einem Wissen in eine Zuversicht. Du hast Angst vor dem Ende, vor dem, was du nicht kennst. Hältst fest, was durch deine Finger rinnt. Klammerst dich an Vergangenes, während die Katze ins Jetzt geschmückt auf der Ofenbank träumt. Sandburgen sind nicht für die Ewigkeit und vermeintliche Wahrheiten schon gar nicht und glaub mir, wo nichts endet, kann nichts beginnen. In dieser Sommernacht, wo der Regen auf die Straße fällt, wird mein Herz schwer von all dieser Zeit, die so rasch verfliegt wie ein Wimpernschlag. Und ich denke, dass all jene Geschichten, die ich nicht erzählt haben werde, für immer mit mir verschwunden sein werden. Ich habe dich gesehen. Ich habe dich in deiner schwärzesten dich gesehen. Ich habe dich in deiner schwärzesten Stunde gesehen. Nackt warst du und ausgeliefert. Fremde Hände halfen dir, so nackt warst du. Wehrlos wie ein neugeborenes Kind. Alles hast du in diesen Minuten fallen gelassen. Deinen Willen, deinen Wunsch zu dominieren, das Bild, das du anderen zeigst, deine Kontenanz und deine Scham. Du warst in diesem Moment nicht bei mir und nicht in dir. Meine Hand hast du zurückgestoßen und begriff sie als Bevormundung und Einschränkung deiner Freiheit. Ich weiß nicht, ob dir klar war, dass es meine Hand war, die dich beruhigen wollte. Ich sah dich ganz und fragte mich, ob ich dich auch lieben würde, wenn du zerfallen und nicht mehr zu mir kommen könntest. Was wäre, wenn mein Geist es nicht mehr zuließe, mich zu erkennen? Was würde ich fühlen, wenn deine Honigaugen mich nicht mehr sehen würden, wenn ich nicht mehr in Geliebtes, Bekanntes, Vertrautes fallen könnte? Wenn nun ein Fremder, einmal Vertrauter, unsere Geschichte vergessen hätte? Gäbe es sie dann nicht mehr? Hätte es sie nie gegeben? Muss ich dir dann unsere Geschichte erzählen? Unsere Geschichte kann ich aber nur als meine erzählen, weil ich sie anders als du erlebt habe. Dann wäre sie unvollständig, weil nur ein Teil des Ganzen erinnert werden würde, was zu wenig ist. Soll ich Erinnerung Ahnung von dem bekommen, was kommen kann. Diese Bilder begleiten mich und übermalen die alten Bilder von dir als gesunder, starker Mann. Du wirst die Krankheit besiegen. Seit heute weiß ich, dass es so sein wird. Dann werden neue Bilder von einem gesunden Mann, der eine schlimme Krankheit hatte, die vorbei ist, jene vom kranken und schwachen Mann überdecken. Bilder sind Bilder, sie bilden die Wirklichkeit ab. Oder täusche ich mich? Sind nicht die Bilder selbst auch ein Teil der Realität? Was zwischen Wahrnehmung und Welt passiert, ist Veränderung, Fluidum. Du bist mehr als eine Krankheit und mehr als dein Körper, unsagbar viel mehr. Auch wenn du mich vielleicht eines Tages vergessen hast und mich nicht mehr erkennst, so weiß ich, wer du wirklich bist. Ich habe dich gesehen, ich habe dich ganz gesehen. Ich weiß, dass ich dich liebe. dass ich dich liebe. Wenn etwas nicht passiert, passiert etwas anderes. Drum ist es gleich, ob dies oder das passiert. Es spielt auch keine Rolle, ob du handelst oder nicht. Es passiert sowieso etwas, ob du willst oder nicht. Es passiert. Werden wir? Werden wir wieder mit Leuchtkäfern fangen spielen? Werden wir wieder durch die Welt gehen und weinen, weil sie so unfassbar schön ist? Werden wir nach Italien reisen, mit Freunden Wein trinken, vielleicht ein wenig zu viel, sodass alles leicht wird? Und werden wir tanzen, als gäbe es kein Morgen? Und wirst du mich küssen und bei mir Haut an Haut liegen, sodass ich deinen Herzschlag spüre und all das Warme und Zarte? Wirst du mir deine Bilder zeigen und ich dir meine Worte? Wirst du mit mir über Gott und die Welt reden und auch über das, was du fühlst? Und werde ich im Braun deiner Augen versinken und alles Leid vergessen, weil ich dann weiß, wo mein Zuhause ist? All diese Fragen suchen eine Antwort. Und ich bete und hoffe, dass der Himmel Einsinn hat und uns beiden noch eine Weile schenkt. Kleines Großes Heute im aufgehenden Licht hast du mir ein kleines Glück geschenkt. Nein, ein ganz großes mit deiner Frage. Ich hielt es in der Hand, das kleine große Glück, und trug es mit mir in den Tag. Alles war heller heute und nichts schien unmöglich. So glaube ich weiter und hoffe, dass dieser Horizont nicht enden möge. Wunder sind möglich, nach Klebmeier. Wunder sind möglich, aber wir können nicht mit ihnen rechnen. Trotzdem glaube ich weiter daran, dass uns ein Wunder geschieht und wir uns im Nachhinein wundern werden, wie das alles so kommen konnte, dass, wie durch ein Wunder, alles gut wurde. Hoffnung. Immer wieder eine kleine Hoffnung, ein Funken Zuversicht, ein Moment des Glücks, ein Wimpernschlag, zu wissen, nicht zu wissen, wie lange es bleibt. Bebendes Herz in der Hand. Kein Glück bleibt ewig, das wissen wir mit dem Kopf, aber nicht mit dem Herzen. Zuversicht ist stärker als der Verstand. Katze in jetzt geschmickt. Der Abgrund ist das Wissen, dass alles sein nur ein Durchgangsstadium zwischen noch nicht und nicht mehr ist. Es geht nicht darum, wer du bist oder was du kannst und noch weniger, ob du es verdient hast. Das Zauberwort heißt trotzdem. Trotzdem weitermachen. Trotzdem da sein. Trotzdem glücklich sein. Trotzdem da sein, trotzdem glücklich sein, trotzdem lieben und trotzdem an die Erfüllung von Sternschnuppen wünschen, glauben. Du bist und das genügt. Dann tanzen wir die ganze Nacht unter diesem Himmel, auf dieser Erde, mitten unter all den anderen Wesen hier und dort. Das alles geschieht, während Fledermäuse herumflattern, Blüten sich öffnen und schließen, Regen fällt oder nicht fällt und Leuchtkäfer ihr Liebesspiel spielen. Und jeden Tag geht die Sonne wieder auf und immer ist es da, das Wunder. Ja, liebe Christine, ich danke dir sehr für das, was du uns gebracht hast. Es waren sehr, sehr viele zuversichtliche Gedanken in deine Texten, in deinen Gedichten, ganz verschiedene. Ich freue mich, dass du bei diesem Thema heute dabei bist oder warst oder noch bist. Dankeschön. Jetzt gibt es ein Kontrastprogramm, würde ich sagen. Jetzt spricht dann unser Präsident, der Thomas Dusselbauer, unser Paradeintellektueller, wie ich gerne sage. Er ist Hochschullehrer an mehreren Hochschulen, unter anderem in Hagenberg, das wird uns allen etwas sagen, St. Pölten natürlich auch. Er hat übrigens auch mit Lyrik begonnen, hat sich aber, glaube ich, entfernt, ich weiß nicht, ob das noch so passen würde, zu Prosa und zu Essays, vor allem in den Bereichen Politik, Ökonomie und digitale Öffentlichkeit. Also ich denke, das wird jetzt wirklich ein Kontrastprogramm und ich hoffe nur, dass er mit seinem Programm auch noch die Kurve zum Thema des Abends packt, zum Thema Zuversicht. Und er hat auch eine Überraschung mitgebracht. Diese wird er uns auch gleich noch darbieten, zusätzlich zu seinem Essay. Noch einen kurzen Film. Bitte, Thomas, du bist dran. Ja, das mit der Zuversicht, das war wirklich sehr schwer, muss ich jetzt sagen. Das ist vielleicht wirklich so, dass ich an dieser Aufgabe gescheitert bin. Aber ich habe mich wirklich bemüht, etwas daraus zu machen. Und inspiriert zu diesem Essay bin ich worden durch einen Fund auf YouTube von Peter Handke. Wir werden das eh dann gleich sehen. Weil für mich sich die Frage stellt, jetzt angesichts der jetzigen Situation, ob es wirklich ausreicht, sie auf diese Werte zu besinnen, die momentan beschworen werden, um daraus sozusagen Zukunft zu besinnen, die momentan beschworen werden, um daraus sozusagen Zukunft zu gewinnen oder Zukunft in irgendeiner Art und Weise zu lukrieren. Und da gibt es einen ganz interessanten Beitrag, der schon etwas älter ist, von Peter Handke, den würden wir uns vorher anschauen, weil der hat mich irgendwie zu diesem Text inspiriert. Ja, bitte. Es ist ganz viel in diesen Tagen, Wochen, Monaten. Es ist sehr viel die Rede von europäischen Werten. Davon, dass diese europäischen Werte verteidigt gehören. Können Sie dieser Debatte etwas abgewinnen? Ich bin nicht auf dem Laufenden. Ich bin mehr auf dem Gehenden statt auf dem Laufenden. Ich bin mehr auf dem Gehenden, statt auf dem Laufenden. Europäischen Werte, das ist ein Schmäh. Alle tiefen, feinen, zarten Werte der Menschheit sind überall. Es gibt auch einen Krieg und Frieden, weil ich das gerade wieder lese von Tolstoi. Wie Napoleon zitiert, der mit seinem Feldzug gegen alle europäischen Völker dann auf St. Helena sagt, ich wollte ja nur Europa zum Bewusstsein bringen, was für ein herrliches Gebiet Europa ist und dass alle Völker in Frieden leben. Und hat damit Millionen Menschen umgebracht. Was für ein Wert. Für mich war Europa einmal etwas. Die Werte sind in den Formen der großen Werke. Die Werte sind im Schluchzen eines Kindes oder im Hüpfschritt eines Kindes. Das ist für mich Musik. Das ist ein Wert. Ob das Europa ist, ich glaube auch die Zulu-Kafran, entschuldigen Sie das Wort, da machen die Kinder ein herrliches Geräusch, wenn die Hüpfschritte machen, sogar auf dem Asphalt, vielleicht sogar besser auf Asphalt, oder was auch immer, was auch immer. Die Augen der Menschen sind ein Wert, die Blicke, die Augen. Und nicht die europäischen Werte. Sie würden nicht weinen, wenn die europäische Union zerbricht? Wenn die das anführen, dann als Erpressung und als Rechthaberei europäische Werte. Jeder kann damit leben, was auch immer europäisch ist. Soll damit leben und soll sein Leben damit bestreiten oder damit bespielen oder damit besingen oder damit bemalen. Aber er soll aufhören, daraus aus den europäischen Werten eine Axt gegen andere zu machen. Leute, die so reden, sind das neue Gesindel. Sich der Gefühle der anderen zu bemächtigen und damit Politik zu betreiben, das ist eines der übelsten Übel der Menschheit. Vor fünf Jahren hatte ich zehn Mitarbeiter und habe etwa zwei Millionen Euro umgebracht. Gut. Es vergeht kaum ein Tag, an dem angesichts der russischen Invasion in der Ukraine nicht die europäischen Werte beschworen werden. Wie eine Monstranz werden sie von den Politikern gegenwärtig vor sich her getragen. Aber was genau hat es mit diesem liturgischen Schaugerät auf sich? Beziehen sich diese Werte allein auf die Europäische Union als sogenannte Wertegemeinschaft? Schwer zu glauben, wenn etwa die rassistischen Reden eines Viktor Orbán ohne Konsequenzen hingenommen werden. Dabei muss man gar nicht nach Ungarn, Polen oder an die Strände von Lesbos und Lampedusa blicken, sondern lediglich nach Spielberg oder zum Walserberg, wo es der Europäischen Union nach Jahren immer noch nicht gelungen ist, eine der Grundfreiheiten ihrer eigenen Bürger zu verteidigen. Unfreiheiten ihrer eigenen Bürger zu verteidigen. Sind die europäischen Werte gar etwas, was sowohl geografisch als auch historisch noch doch weiter gefasst werden sollte als das, was die Europäische Union heute repräsentiert oder gerne repräsentieren würde? Auch das ist beim besten Willen kaum vorstellbar, beziehungsweise sollte genau genommen auch nicht der Fall sein. Gott behüte. Denn nur die Europäer vollbrachten es, gleichzeitig auf mehreren Kontinenten Genozide zu verüben und zudem 10 bis 12 Millionen Schwarzafrikaner von einem Kontinent zum anderen für die Sklavenarbeit zu verschleppen. einem Kontinent zum anderen für die Sklavenarbeit zu verschleppen. Europa war die Wiege zweier Weltkriege, die annähernd 90 Millionen Menschen das Leben kosteten. Und die Vernichtung von Leben in industriellem Maßstab wurde auf unserem Kontinent erfunden, für Menschen, die man mit Ungeziffer gleichsetzte. Was sind also die europäischen Werte? gleichsetzte. Was sind also die europäischen Werte? Ist damit vielleicht das gemeint, was gemeinhin unter humanistischen Werten verstanden wird? Auch das wäre zu verneinen, denn der Humanismus räumt der Würde des Menschen, dem Leben und der Gewaltfreiheit Priorität ein. Einem Humanisten würde es jedes Mal die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn er verkünden würde, dass andere seine Werte nun für ihn auf einem Schlachtfeld verteidigen. Einem Humanisten würde der mittelalterlich anmutende Ablasshandel einer kalten Dusche, einem ungebügelten Hemd oder einer Nassrasur im Tausch für ein ausgehauchtes Leben außerhalb seines Horizonts zutiefst verwerflich und abstoßend vorkommen. Ein Humanist ist nicht nur ein Pazifist, er nötigt anderen im Sinne der Gewissensfreiheit auch nicht auf, sich von etwas distanzieren zu müssen, nur um als guter Mensch gelten zu dürfen. zu müssen, nur um als guter Mensch gelten zu dürfen. Aber selbst wenn sich die europäischen Werte mit jenen des Humanismus da und dort zufällig überschneiden würden, dann dürften die Europäer darauf eigentlich keinen alleinigen Anspruch geltend machen. Denn im Sinne eines humanistischen Weltbildes ist auch anzunehmen, dass diese Werte überall zu finden sind, wo es eben Menschen gibt. Insofern wäre ein solcher exklusiver Anspruch der ultimative Ausdruck einer ganz besonderen Ausprägung dessen, was heute als kulturelle Aneignung bezeichnet werden könnte. Während wir in der Vorahnung eines möglicherweise kalten Winters jetzt zumindest einmal unsere Gemüter damit erhitzen, indem wir darüber streiten, ob Draglogs oder gewisse Kinderbücher ein Unwohlsein herbeiführen können, leben wir ganz gut damit, dass wir mit dem sogenannten europäischen Werten im Grunde genommen Universelles für uns vereinnahmen. So, als ob die Sonne nur deshalb untergehen würde, damit es das Abendland gibt. Nein, die europäischen Werte sind offenbar nichts, womit es, wie es häufig unterstellt wird, die Welt in postkolonialer Weise zwangsbeglückt werden soll. Sie dienen viel mehr als der ideologische Zement für die Festung Europas. Denn würden wir allen das zugestehen, was wir uns als das Konstrukt europäischer Werte zurechtgezimmert haben, dann wären auch heute keine Abgrenzungen mehr möglich. Und dann könnten diese Werte, so wie es Peter Handke bereits in einem Interview 2016 formulierte, nicht als eine Axt gegen andere geschwungen werden. Natürlich hat Europa auch ein positives Vermächtnis hinsichtlich rechtsstaatlicher Institutionen, freier Wahlen, freier Meinungsäußerung etc. Die wahre Krux dürfte vielleicht aber darin bestehen, dass es auch nach 1789 nicht möglich war, den Anspruch an Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gleichzeitig gerecht zu werden. Die Revolutionen von 1789 und 1848 haben dazu geführt, dass sich liberale Tendenzen und rechtsstaatliche Strukturen in der Folge sukzessive durchsetzen konnten und sich eine bürgerliche Schicht etablierte, wobei sich Freiheit, wie es etwa der Philosoph Fritschof Bergmann kritisch bemerkte, bis in die Gegenwart eher auf die Entscheidungsfreiheit zwischen Alternativen und weniger auf die Freiheit des Handelns bezieht. Dies gilt insbesondere für den heutigen Neoliberalismus, wo die Freiheit des Handelns zunehmend einer Überwachung und subtilen Kontrolle unterzogen wird. Dies geschieht mit der Rechtfertigung, so ein sicheres und geschmeidiges Umfeld für den Konsum als Entscheidungsfreiheit zwischen zumindest vorgeblichen Alternativen gewährleisten zu können. Während beispielsweise das Bargeld verschwindet und wir beim Reisen Flugschaben zu erdulden haben, sind wir hingegen extrem frei für sämtliche Akte kostenpflichtiger Selbstoptimierung, wie sie uns etwa von den Influencern empfohlen werden. Der Anspruch der Gleichheit hingegen stand 1917 mit der Oktoberrevolution im Vordergrund. Dies geschah zwar erheblich auf Kosten der Freiheit, aber immerhin konnte so auch der Idee der Solidarität Platz eingeräumt werden. Spätestens im Jahr 1989 scheiterte dieser Schwerpunkt der Betonung der Gleichheit der Menschen angesichts einer verheißungsvollen westlichen Parallelwelt, in der Märkte nur durch den Appell an die Individualität der Konsumenten funktionieren. Modell an seine Grenzen stößt und gegenwärtig ein staatliches Rettungspaket nach dem anderen geschnürt werden muss, um das System am Laufen zu erhalten, entdeckt Europa offenbar so etwas wie die Brüderlichkeit. Diese kann genau genommen nicht durch eine breite gesellschaftliche Bewegung in einer weiteren Welle von Revolutionen erwirkt werden. Wir können theoretisch zwar verfügen oder beispielsweise in einer Verfassung festlegen, dass alle Menschen frei und gleich sind, aber wir können freie Menschen nicht zur Solidarität und Akten der Nächstenliebe verpflichten. So können wir auch niemanden sanktionieren, der die gegenwärtigen Sanktionen und deren Folge als unerträglich empfindet beziehungsweise im Winter nur ungern gegen Putin frieren möchte. Wir können das erst recht nicht, nachdem in unserer neoliberalen Gesellschaft das Leid privatisiert und mit positiver Psychologie den Menschen suggeriert wurde, dass jeder seines Glückes Schmied ist und man bloß durch Willenskraft und Disziplin so gut wie alles erreichen könne. Denn wieso soll sich Mitgefühl dann über das Niveau einer Geste hinaus bewegen? Weshalb soll es Akte der Solidarität geben, die nicht in ein unterhaltsames Event eingebettet und für die anderen vielleicht nicht einmal auf Instagram sichtbar sind. So lässt sich trotz der propagierten Sharing-Kultur auch die dritte Verheißung der französischen Revolution nicht so ohne weiteres im Gleichklang mit den anderen beiden Ansprüchen erfüllen. im Gleichklang mit den anderen beiden Ansprüchen erfüllen. Sofern dies überhaupt möglich ist, muss Solidarität heute ohnehin global beziehungsweise weit über die Grenzen unseres kleinen Kontinents hinausgedacht werden. Dann gäbe es schon mehr Zuversicht als Hoffnung. Denn auch die Zuversicht als Sicht zu jemandem versehen kann nicht aus einer kontinentalen, isolierten Betrachtung entstehen. Sie ist eine Form des Vertrauens, das den anderen mit einbezieht und nicht selbst genügsam ist. Zum reinen Versehen ist das Zu hinzugekommen, denn selbst das Selbst dem Fremden einen Platz einräumen kann. Und die Zuversicht, als das Althochdeutsche zu Ohr versitt, beziehungsweise das Ehrfurchtsvolle Aufschauen, ist somit auch ein Ausdruck von Demut. Danke. Danke, Thomas. Ich wage zu behaupten, oder ich nehme es mir heraus, zu sagen, dass du nicht gescheitert bist. Ich meine, du bist das Thema auf eine ganz, ganz andere Art, auf deine Art angegangen und dein Beitrag ist gerade so eine Bereicherung wie jeder andere und ich meine, gerade die Vielfalt des Schreibens, der Schreibenden zeichnet ja unseren literarischen Verein aus. Danke, Thomas. Ja, wir kommen zum nächsten und damit auch letzten Beitrag. Wir kommen zu Herbert Pauli. Ich sage gern zum Grenzgänger zwischen Niederösterreich und Oberösterreich. Er ist nämlich irgendwie ein Doppelter. Er hat die PEN-Mitgliedschaft von Niederösterreich und von Oberösterreich. Wie er das einmal angelegt hat, das entzieht sich meiner Kenntnis, aber er liest in Niederösterreich und liest auch ab und zu eben bei uns. Herbert Pauli schreibt Gedichte, er schreibt aber auch Krimis, er schreibt Kurzprosa mit Bildern, zum Beispiel vom Lesen der Bilder. erst mal den Titel auf der Zunge zu gehen, vom Lesen der Bilder. Es sind sehr, ich möchte sagen, sehr schöne, fließende Texte, die sehr ansprechend sind und gut zum Lesen und so besonnene, ruhige, gelassene Texte, würde ich sagen. Und ich bin sehr, sehr neugierig auf deine Texte. Du hast einen Text, den du schon hattest und hast noch einen Prätext oder einen Prolog dazu geschrieben, speziell zum Thema. Ich bin schon gespannt auf deine Texte. Bitte, Herbert. Guten Abend. Vielen Dank für die nette Einleitung. Das mit dem Krimi, das war ein Unfall, das war nicht geplant. Wie du schon sagtest, ich habe eine Geschichte in einem meiner ersten Bücher veröffentlicht, die meiner Meinung nach die Zuversicht zum Thema hat. Und zu dieser Geschichte habe ich mir jetzt sozusagen eine Einleitung einfallen lassen. So glücklich wie ich, rief er aus, gibt es keinen Menschen unter der Sonne. Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war. So glücklich wie ich, hören wir also Hans im Glück sprechen, nachdem er von aller materiell wertvollen Bürde befreit, vertrauensvoll in die Zukunft blickt. Manchmal hätte ich gern die Lebensleichtigkeit des einen oder anderen Protagonisten in so manchem Märchen. Nicht denken zu müssen, was der nächste Tag bringt und sich dem zu überlassen, was einem das Schicksal bietet. Und schon bin ich am Anfang des Dilemmas, wenn ich das überspitzt so formulieren darf. Ich frage mich nämlich, woher ich die Zuversicht nehme, zu diesem Thema einen Text schreiben zu können. Ein Blick in das etymologische Wörterbuch hilft mir auch nicht weiter, wenn ich mir erwartet habe, ist das auch Zuversicht, hier den eindeutigen Anstoß zur Bewältigung meiner Ratlosigkeit zu erhalten. Es heißt dann nämlich, nachdem die Ursprünge aus dem Mittelhochdeutschen Zurufersicht, dem Mittelniederdeutschen Toversicht und dem Mittelniederländischen Teufersicht festgestellt werden, dass dieses Wort ein Abstraktum zu sich zu jemanden versehen, auf jemanden vertrauen darstellt. Das bringt mich in meinen Überlegungen auch nicht bedeutend weiter, wenngleich ich sagen könnte, sich zu jemandem versehen, wäre auch unreflektiert mit auf jemanden ein Auge haben zu deuten. Wenn ich das tue, dann setze ich in die oder denjenigen, für die oder den ich mich interessiere, ja eine gewisse Hoffnung, dass ich Gutes von dieser Person erwarten darf. ja eine gewisse Hoffnung, dass sich Gutes von dieser Person erwarten darf. Es schwingt also auch der Glaube daran mit, dass sich alles zum Guten wendet. Und wenn wir schon beim Glauben sind, dann sollten wir auch gleich die Bibel bemühen. Da heißt es doch bei Matthäus, seht die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen. Was ist das anderes als Zuversicht? Und dann habe ich gelesen, dass der Franziskanerpater Ibrahim al-Sabak, der seit 2014 in der nordsyrischen Metropole Aleppo tätig ist, sagt. Er meint nämlich, wir müssen in unsere Herzen schauen und dort die Hoffnung finden. Wir Franziskaner versuchen, uns zuerst mit Mut und Hoffnung zu nähern und dies dann an die Menschen weiterzugeben. Beim Lesen dieser Gedanken habe ich mich gefragt, ob Hoffnung und Zuversicht miteinander verwandt sind. Hoffnung, ein Vorausschauen mit dem Wunsch, etwas möge sich zum Guten wenden. Hoffnung, das Gerüst, an dem wir uns anhalten, wenn rundherum alles zusammenbricht. Hoffnung kann sozusagen als Nährboden für die Zuversicht bezeichnet werden. Sie, die Hoffnung, ist der Humus, auf dem die Zuversicht wachsen kann. Die Begriffe Hoffnung, Zuversicht wachsen kann. Die Begriffe Hoffnung, Vertrauen, Zuneigung scheinen Äste aus einem gemeinsamen Stamm zu sein, auf deren Zweigen in vielfältiger Schönheit die Zuversicht erblüht. So gesehen möchte ich Zuversicht in der folgenden Geschichte zum Ausdruck bringen. Ich habe etwas für Sie. Der alte Mann saß auf der Terrasse und winkte Hugo zu sich, der auf dem Gehsteig am Haus des Alten vorbeiging. Sie kannten einander, hatten ab und zu über den Zaun hinweg miteinander geplaudert, aber nicht so viel, dass ihre Bekanntschaft einen solchen Satz erwarten hätte lassen. Hugo blieb stehen und schaute unschlüssig über das blumenbewachsene Gartenstück zwischen Gehsteig und Haus. Ich habe etwas für Sie. Der Kreis hatte den Satz wiederholt, nicht lauter als vorher, aber mit einer Bestimmtheit, die Hugo nicht weitergehen ließ. Er schaute sich nach dem Eingang um. Die Gartentür stand offen. Hugo ging zögernd über den Weg, der einst mit hellem Kies bestreut gewesen sein musste, nun aber von Gras und Kräutern vom Rand her überwuchert war. Nur in der Mitte ließ ein schmaler Pfad erkennen, wo der Alte aus- und einzugehen pflegte. Der alte Mann deutete auf einem verwitterten Sessel neben sich, an einem Holztisch, der von Regen, Frost und Schnee grau geworden war. In den Sprüngen hatte sich der Staub der Jahre gesammelt. Grüß Gott! Hugos Gruß klang eher wie eine Frage, wie, was wollen Sie von mir? Es war etwas anderes, über den Zaun ein paar Worte zu wechseln, als zum Dableiben eingeladen zu werden. Nachdem Hugo nicht weit von hier eine Wohnung gemietet hatte, war ihm bald das Haus aufgefallen, an dem alles grau war. Der Verputz, die Dachrinne, das Dach, die Fenster. Dieses Grau hob die Farbenpracht des Gartens nur noch deutlicher hervor, eines Gartens, der auf den ersten Blick verwildert aussah. Je öfter Hugo jedoch daran vorbei kam, desto deutlicher wurde für ihn, mit welcher Sorgfalt die einzelnen Pflanzen ausgewählt worden sein mussten. Im Wechselspiel der Blütezeiten, im Zusammenklang der Farben gleichzeitig blühender Blumen und Sträucher, in der Anordnung von niedrigen, mittleren und hohen Gewächsen, ließ sich die liebevolle Hand eines Gärtners oder einer Gärtnerin erahnen, obwohl der Garten schon länger sich selbst überlassen schien. Der Alte erwiderte den Gruß, Hugos Gruß mit einem mehrmaligen Kopfnicken. Eine Puppe mit Federhals, dachte Hugo, während er sich den Sessel zurechtrückte. Die Sitzgelegenheit quietschte selbst unter Hugos geringem Gewicht. Die Hand des alten Mannes zitterte ein wenig, als er Hugo eine Schachtel über den Tisch entgegenschub. Eine Bonbonniere, da Hugo überlegte, woher der Mann wissen konnte, dass er, Hugo, gern naschte. Aber da erkannte er auch schon, dass er sich getäuscht hatte. Die Schachtel war nicht mit einem Deckel verschlossen, den man über den Unterteil stülpte, sondern die Abdeckung wurde auf die Öffnung geklappt, wie bei einem Buch. Machen Sie auf! Hugo schaute dem Alten ins Gesicht und wieder zur Schachtel. Er öffnete sie, sah den Inhalt und blickte wieder zum Kreis. sah den Inhalt und blickte wieder zum Kreis. Der zog die Augenbrauen hoch und schien zu lächeln. Überrascht? Hugo zuckte mit den Schultern. Ein Nagel? Nehmen Sie ihn heraus! Der Alte deutete mit der Hand auf die Schachtel mit dem Nagel. Hugo nahm den Nagel. Er war verrostet, leicht verbogen, kantig. Der Kopf nicht rund, sondern rechteckig, eine Schmalseite nach unten gebogen. gilt der Nagel in der Rechten. Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der Linken umfingen das Eisenstück und glitten mehrmals darüber. Der Eisendorn hatte ungefähr die Länge eines Hunderternagels. Einen runden, glatten Stahlnagel hätte Hugo längst wieder aus der Hand gelegt. Das schlanke Eisenstück zwischen seinen Fingern hatte es ihm jedoch angetan. Die unregelmäßige Oberfläche, die leichte Krümmung, der Rost. Unwillkürlich roch Hugo an dem Nagel. Der alte Mann hatte sich zurückgelehnt und beobachtete Hugo. Gefällt mir. Hugo hatte das nickend gesagt. Er betrachtete den auf der flachen Hand liegenden Nagel, bewegte die Hand mehrmals auf und ab, gleichsam das Gewicht Der ist alt, oder? Der Kreis lächelte. Schätzen Sie. Hugo blickte vom Alten zum Nagel, wieder zum Alten und nochmals zum Nagel, immer noch die Hand auf und ab bewegend. Hundert? Wieder lächelte der alte Mann Lächelte wie einer lächelt, der weiß und die anderen wissen nicht Es dauerte eine Weile, bis der Kreis wieder zu sprechen begann 600? Aus dem 14. Jahrhundert? Hugo blies die Luft hörbar zwischen den gespitzten Lippen aus 600 Jahre ist er alt, handgeschmiedet. Er stammt aus dem Dachstuhl eines Klosters. Jahrhundertelang hat er seine Aufgabe erfüllt, hat zwei Teile zusammengehalten, eine Verbindung hergestellt und jetzt soll er es wieder tun. Er hat eine Erfindung hergestellt und jetzt soll er es wieder tun. Abermals schwiegen beide. Alles, was Hugo sagen wollte, kam ihm in dieser Situation banal vor und so blieb er stumm. gegenüber ein Gefühl, das er am ehesten mit Ehrfurcht alten Menschen gegenüber beschreiben würde. Nur wäre es ihm lächerlich vorgekommen, vor einem Nagel Ehrfurcht zu haben. Vielleicht war es Bewunderung. Bewunderung nicht für den Gegenstand selber, vielmehr für die Menschen von damals, welche diesen Nagel und wer weiß, wie viele andere noch hergestellt hatten. Hugo hörte die Schläge des Schmiedehammers, Eisen auf Eisen im Herzschlagrhythmus. Der Blasebalg fauchte Luft in die Glut, Widerschein des Feuers im schweißglänzenden Gesicht des Schmiedes. Das Zischen von glühendem Eisen in kaltem Wasser. Ein Nagel und noch einer und Schmieden und Ruhen und Müde auf dem Strohsack. Hugo nahm den Nagel und er war wieder auf der Burg, stand auf demselben Stein wie Jahrhunderte vor ihm schon Menschen. Er spürte ihre Sohlen ausgeruht oder müde, wund vom weiten Marsch, Sparfuß oder in Schuhen, in Fetzen oder in Seide. Glück genießend, Unglück erleidend, fest im Glauben oder zweifelnd, untertänig oder rebellisch. Ihre Gesichter verschmolzen mit denen von heute. Hugo legte den Nagel auf den Tisch. Wollen Sie ihn? Hugo musste sich erst wieder zurechtfinden. Ich? Ja, wieso? Warum kommen Sie ausgerechnet auf mich? Sie sind jung. Ja, und? Der Alte machte wieder eine kurze Pause. Ich möchte, dass die wichtigen Dinge nicht verkommen. Hugo verstand den Kreis nicht. Die wichtigen Dinge und was ist mit ihrem Haus, mit dem Garten? Der Alte hob die Hand ein wenig und ließ sie sofort wieder fallen. Das Haus wird bewohnt werden, auch nach mir. Der Garten lebt weiter, vielleicht müsste man ab und zu, aber mir gefällt er. Meine Bücher werden weitergelesen werden, meine Bilder betrachtet, meine Schallplatten gehört werden. Es geht weiter, auch ohne mein Dazutun. Aber der Nagel. Der Kreis lächelte nicht mehr. Hugo sah keine Tränen, aber er wusste, der Alte weinte. Und Sie glauben, dass ich, der alte Mann fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, beugte sich vor und sagte schnell, ich weiß es, ich weiß es. Ich weiß es. Als wäre er aus Glas nahm Hugo den Nagel und legte ihn zurück in die Schachtel. Beide schwiegen. Hugo wusste nicht, ob er gehen sollte. Der alte Mann hatte sich zurückgelehnt und schaute an Hugo vorbei ins Leere. Hugo wollte aufstehen, wollte sich bedanken, grüßen und gehen, doch suchte er vergebens nach passenden Worten. Lange saßen sie einander schweigend gegenüber, bis Hugo die Schachtel nahm und ging, die Vergangenheit des Alten und die eigene Zukunft in der Hand. Ja, Herbert Pauli, vielen Dank für deine schöne, besinnliche Geschichte. Für mich passt sie ganz wunderbar zu dir, zu dir als Schreibender. Du bist ein ganz feiner Beobachter, auch von feinen, kleinen Dingen. Dankeschön. auch von feinen, kleinen Dingen. Dankeschön. Ja, ich möchte allen drei Kollegen, den beiden Kollegen und einer Kollegin danken für diese Vielfalt an Texten, die Sie ausgebreitet haben vor uns. Ich glaube, es waren etwas mehr als Spuren sogar von Zuversicht zu finden. Ich hoffe, Sie nehmen Spuren oder auch mehr mit nach Hause. War für mich ein sehr schöner Ausklang. Dennoch möchte ich ganz kurz Thomas Duschelbauer noch bitten, weil wir haben wirklich ein großes Ereignis nächstes Jahr, 100 Jahre PEN. Und Thomas, ein paar Worte zu diesem Fest nächstes Jahr, bitte. Ja, der PEN wird nächstes Jahr 100 Jahre alt. Der aus Oberösterreich, der wird übernächstes Jahr 50 Jahre und das ist sicherlich ein Grund jetzt zu feiern, darüber nachzudenken, zurückzublicken und wir werden hier im Stifterhaus im Frühjahr dann auch eine Ausstellung haben. gerade mitten in den Vorbereitungen und man sieht, da bin ich wirklich zuversichtlich, was das anbelangt. Wir haben schon begonnen damit. Es wird unter anderem einen Film geben mit unseren ältesten Mitgliedern hier in Oberösterreich. Das ist so ein Oral History Projekt, wo wir sozusagen das einmal sichern, dieses ganze Wissen, diese ganzen Erfahrungen des Vereins und es gibt aber auch jenseits sozusagen des Blicks zurück in die Vergangenheit auch einen Blick in die Zukunft, wo wir jetzt gerade auch mit Studierenden an der Fachhochschule in Hagenberg uns beispielsweise überlegt haben, wie in Zukunft Autoren, Autorinnen, welche Biografien die haben könnten, also welche Protagonisten da in Zukunft eine Rolle spielen könnten. Beispielsweise gibt es so diese Vorstellung, was ist, wenn die nächste Generation einer künstlichen Intelligenz beispielsweise kommt und die schreibt großartige Gedichte oder Prosa, nehmen wir diesen Algorithmus dann auf als Mitglied des PENS beispielsweise. Also mit solchen Themen, mit solchen Fragestellungen werden wir uns beschäftigen, auch in dem Sinn, als wir den PEN jetzt nicht nur sozusagen als Verein jetzt hier quasi abfeiern wollen, sondern immer wirklich auch für andere Autoren, Autorinnen aus anderen Vereinen oder einfach Menschen, die Interesse an der Entwicklung der Literatur und der Verlagsszene haben, uns sozusagen thematisch auch öffnen wollen. Also es wird nächstes Jahr hier in dem Haus doch einiges zu sehen und zu hören und vielleicht auch zu bewundern geben, worüber wir wirklich zuversichtlich sein können. Danke. Es gibt, wenn man rausgeht, auch noch Bücher der Autoren, Autorinnen, die heute gelesen haben. Danke noch. Schönen Abend.