Lovisa Frau Herrmann, als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde hier in Linz haben Sie sehr, sehr viel Geduld und Hartnäckigkeit bewiesen, dass wir heute diesen Tag gemeinsam auch begehen können, nämlich mit dieser feierlichen Eröffnung der öffentlichen Erinnerungszeichen an die jüdischen Schoah-Opfer hier in Linz. Was bedeutet Ihnen dieser Tag heute? Also es ist ein ganz spezieller Tag, weil, wie Sie gesagt haben, man hat viel Geduld gebraucht, aber auch Hartnächtigkeit. Habe ich Gott sei Dank alles aufgebracht und auch in der Gemeinde die Unterstützung gefunden, in der Kultusgemeinde bei uns. Und es ist einfach unfassbar, was da hier jetzt vor Ort ist, wie viele Leute da gekommen sind, wie viele Angehörige gekommen sind aus der ganzen Welt, über 70 Personen. Also das zeigt auch wirklich, wie bedeutungsvoll das Ganze ist. Seit dem Jahr 2018, dem Anstoß auch für diese Initiative, öffentliche Erinnerungszeichen hier in Linz einzurichten, sind vier Jahre ins Land gezogen, wahrscheinlich Jahre der Verhandlungen, der vielen Gespräche. Welche Erfahrungen haben Sie denn gemacht mit der Stadt Linz und hier insbesondere auch mit der Kulturdirektion? Welche Erfahrungen haben Sie denn gemacht mit der Stadt Linz und hier insbesondere auch mit der Kulturdirektion? Also zuerst mussten wir uns einmal einigen, dass jetzt gewisse Zeichen nicht errichtet werden und dass etwas ganz anderes gemacht wird. Und das war uns dann schnell klar und dann haben wir gesagt, okay, das geht. Aber dann war es halt wichtig, dass einmal überhaupt eine Ausschreibung für etwas anderes ist. Das hat etwas länger gedauert, als wir es wollten. Aber wie das dann geschehen ist, dann war die Kooperation also perfekt. Also da kann man wirklich nichts sagen. Es hat sich dann jeder bemüht. Es ist vom Tempo her natürlich pandemiebedingt etwas langsamer gegangen dann, aber es ist dann wirklich alles so gelaufen, wie man sich vorstellt. Herr Botschafter, Sie sind heute nach Linz gekommen, um an der Eröffnung dieses öffentlichen Erinnerungszeichens an die jüdischen Schoah-Opfer zu erinnern. Was bedeutet Ihnen dieser Tag? Es ist ein sehr wichtiger Tag. Diese Initiative von Bürgermeister Luger, diese Stellen aufzustellen, diese Stellen aufzustellen, gibt sozusagen den jüdischen Mitbürgern aus Linz, die damals vertrieben und ermordet wurden, eine Präsenz heute in der Gegenwart in der Stadt Linz und ein starkes Zeichen für die Zukunft. Musik Generell ist es wichtig, dass die Stadt Linz schaut, dass die Vermittlung der Geschichte auf verschiedensten Ebenen durchgeführt wird. Ob es jetzt in Schulen, irgendwelchen Organisationen, in der Stadt sichtlich irgendetwas angebracht wird, Installationen, wo man einfach an die Geschichte erinnert wird und es geht nicht nur um den Antisemitismus, da geht es ja überhaupt um Ausgrenzung von Leuten, dass das ein bisschen ins Bewusstsein kommt. Die ersten zwei Jahre dieser sehr, sehr schwierigen Corona-Pandemie auch für uns haben in Österreich deutlich gemacht, wie allgegenwärtig Antisemitismus noch immer anzutreffen ist, auch im öffentlichen Raum. Wie groß ist Ihre Sorge, dass das weiter um sich greift? Wie sehr müssen Sie beispielsweise auch fürchten, selber Opfer von Übergriffen zu werden, auch die israelitische Kultusgemeinde? Wie gehen Sie damit um? Also es ist definitiv erschreckend, was in dieser Zeit passiert ist, diese Demonstrationen. Was man da für Rufe gehört hat oder Plakate gesehen hat, das macht schon so eigentlich Gefühle der Angst, die hat man einfach. Und dadurch schauen wir, dass wir auch doch besser abgesichert sind, Security in der Synagoge rundherum. Aber auch Aufklärung ist halt ganz wichtig, damit die Leute sich vielleicht ein bisschen wieder zurücknehmen und wieder ein bisschen in die Realwelt zurückkommen und nicht sich irgendeiner Verschwörungstheorie anschließen. Wie beurteilen Sie die Situation in Österreich? Wird in Österreich der jüdischen Schoah-Opfer im öffentlichen Raum ausreichend gedacht? Ich glaube, wenn man die Dimension der Schrecken der Schoah kennt, dann kann es nie ausreichend genug sein, 6 Millionen Juden ermordet wurden, Familien, Dörfer, Städte. Diese Vernichtung kann nie ausreichend genug betont sein. Und jedes zusätzliche Zeichen ist ein wichtiges, sei es Stolpersteine in Städten wie Wien oder diese Stähne hier, die wie gesagt einen sehr starken Platz im öffentlichen Raum nehmen. Und auch, dass die junge Generation an diesem Werk teilgenommen hat, ist auch eine sehr wichtige Sache. Wenn man nie wieder sagt, ist die Umsetzung das Konkrete. Und die Umsetzung hier, auch mit der Verbindung zwischen der Vergangenheit und den gegenwärtigen jungen Lehrlingen, die sich dafür gewidmet haben, ist auch ein sehr starkes Zeichen. Und natürlich muss immer wieder daran gearbeitet werden, weil Antisemitismus schon jahrhundertelang. Und wir müssen zusammen weiter daran gearbeitet werden, mit Freunden, mit denen wir gemeinsame Werte teilen, mit der Gesellschaft und natürlich auch auf politischer Ebene. Thank you for watching.