you Einen schönen guten Tag und herzlich willkommen aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, unter weißer Flagge ist der Titel eines neuen Schwerpunkts im Programm von DorfTV, der bis Jahresende in einer Reihe von Gesprächen, Interviews mit Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Medien, Pädagogik und auch Konfliktforschung wichtige Fragen im Zusammenhang mit Medien und Haltung in Zeiten des Krieges beleuchten will. Ich freue mich, dass heute am 5. August der Auftakt ist und ich einen ganz besonderen Gast begrüßen darf und willkommen heißen darf hier im Studio Petra Ramsauer. Autorin und Journalistin, vielen ohnehin bekannt und sie hat zum Thema sehr, sehr viel zu sagen. Wir werden darüber in den kommenden 45 Minuten noch viel mehr erfahren. Freut mich, dass Sie heute hier sind. Danke für die Einladung. Frau Ramsauer, ich möchte ganz gerne sehr persönlich fragen, gleich zu Beginn. Wie sind Sie eigentlich in diese Rolle einer Berichterstatterin aus Kriegs-, Krisen- und Konfliktregionen geraten? Naja, das war mein Plan. Das ist eine sehr kurze Antwort. Also ich habe mir das eigentlich gewünscht, das einmal beruflich machen zu können, weil ich glaube, dass es für uns sehr wichtig ist, ein Gespür dafür zu bekommen, zu behalten, was es bedeutet, in dieser Ausnahmesituation zu leben, weil es ja einen Großteil der Menschen, die jetzt simultan mit uns auf der Erde leben, betrifft. Welche Kriege, welche Ausnahmesituationen, Konflikte, Krisen haben Sie näher unmittelbar kennengelernt, beziehungsweise gibt es da Gemeinsamkeiten, gibt es da Unterschiede? Das wird lang. Ja, ich habe viele Erdbeben erlebt, also natürlich dann nur mehr die Nachbeben, weil beim Erdbeben ist man ja selten schon da. Den Tsunami, damals in Sri Lanka, Hungerkatastrophen in Afrika. Und um einmal von Naturkatastrophen abzudecken, auch in Kolumbien zum Beispiel, ein großes Erdbeben. Und dann habe ich berichtet von Konflikten jetzt in Kosovo, das war 1999, der Angriff, da hat es begonnen. In weiterer Folge ungefähr 23 Mal aus Israel und Palästina, von den Gaza-Kriegen, aus dem Iran. Also das ist jetzt weniger ein Konflikt, sondern es ist ein politischer Konflikt, sehr intensiv aus dem Irak. Also ab 2003 während des Krieges, als der Einmarsch der USA begann und dann in den Jahren darauf, bin ich jetzt zurückgekehrt in den vergangenen Jahrzehnten in den Irak, habe über den IS berichtet, über die Jesidinnen, dann später sehr intensiv über den syrischen Konflikt, über den Lebanon und auch ganz intensiv aus Afghanistan, so ein paar Sperrpunkte. Mit dieser Senderei versuche ich im Programm von DorfTV kritische Perspektiven zu entwickeln auf den Krieg und vor allem auch dessen Rezeption in Medien. Medien haben sich ja im Laufe der vergangenen Jahrzehnte sehr verändert. Stichwort digitale Entwicklung. Was dennoch für mich schon seit geraumer Zeit völlig offen ist, ist eine Frage, die ich bis heute noch nicht wirklich beantwortet bekommen habe. Ich versuche es jetzt mal mit Ihnen. Was ist denn Ihrer Meinung nach an Kriegen überhaupt berichtenswert? Naja, was ist nicht berichtenswert an Kriegen, würde ich dagegen halten. Also ein Krieg ist sozusagen die Zuspitzung eines Konfliktes, der uns in vielen Fällen alle betrifft. Also wir sehen es jetzt ja gerade in der Ukraine. betrifft. Also wir sehen es jetzt ja gerade in der Ukraine. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat bedeutet, dass nicht nur unsere Energieversorgung infrage gestellt wird, sondern einen Schritt tiefer muss man gehen, dass die Art und Weise, wie wir unsere Energie decken und auch wie wir sie verbrauchen, jetzt plötzlich infrage steht. Also dieser Angriffskrieg in dieser Form, also dieses Selbstbewusstsein, ich muss es einmal vorsichtig zu formulieren, Russlands, ist ja nur denkbar, weil wir eine überproportional hohe Abhängigkeit von dem fossilen Rohstoffgas haben. Also dieser Ukraine-Angriffskrieg legt in einer Schonungslosigkeit unsere Abhängigkeit dar, wie es eigentlich jede andere Analyse gar nicht könnte. Und natürlich darüber hinaus, es kommen Flüchtlinge aus der Ukraine zu uns, auch hier müssen wir die Fragen beantworten, warum sind denn die da? Und es betrifft uns als Teil der Weltgemeinschaft, weil in Kriegen gilt es ganz besonders, den Schutz der Zivilisten, Zivilistinnen auch hier besonders zu beachten. Da passiert sehr viel und da braucht es die Augen der Weltöffentlichkeit. Ganz präzise drauf gerichtet. Denn die Verlockung unter Anführungszeichen in einem Krieg, massive Menschenrechtsverbrechen zu verüben, das ist ja dieses sehr große Stichwort zuletzt jetzt in Butschau und in anderen Städten um Kiew, aber auch in anderen Teilen der Ukraine. Das ist jetzt einfach die Ukraine noch mal als Beispiel von mir genommen. Diese Menschen sind wehrlos, wenn wir nicht zusehen. Wir können das Gegenbeispiel jetzt die Tigre-Region in Äthiopien nehmen, wo sehr wenige Menschen, sehr wenige Medien hinblicken, wo uns die internationalen Organisationen von dramatischen Gerichtsverbrechen berichten. Also es ist unsere Aufgabe als Weltbürger, Teil der internationalen Gemeinschaft, sich dafür zu interessieren. Die Aufgabe von uns Medien ist es, aufzubereiten, was passiert. Jetzt ist das Verhältnis von Journalismus, Kriegsberichterstattung ja auch etwas, was sich im Laufe der Jahrzehnte sehr verändert hat. Mir fällt so gleich mal der Vietnamkrieg ein, der war ja so auch in den 60er, 70er Jahren so zum ersten Mal ein großes globales Medienereignis, wo Journalisten, meistens Männer, quasi bei verschiedensten militärischen Operationen einfach mitgeflogen sind, mitgefahren sind und einfach fotografiert haben und sehr unverblümt einfach das auch gezeigt haben, wie sie es wahrgenommen haben. Später schon, spätestens beim ersten Irakkrieg 1991 hat man dann auch bei den US-Militärs sehr viel daraus gelernt, hat dann sozusagen versucht, Journalistinnen, die bewusst auch ausgewählt wurden, sozusagen einzubeziehen. Die konnten nicht mehr so frei berichten, vor allem auch, weil man natürlich unter Kontrolle haben wollte, wie diese Bilder, diese Berichte dann im eigenen Heimatland wirken. Das kann ja auch zu politischen Unruhen führen. Wenn Sie einen Konfliktort, eine Region aufgesucht haben, Sie werden sich eine jede Menge Gedanken vorab gemacht haben. Welche Gedanken hatten Sie in Ihrem Kopf, was Sie gerne einfangen wollen, was Sie gerne berichten wollen und wo Sie sagen, nein, das tue ich lieber nicht? Zurück zu diesen, ich sage es jetzt mal, mutmaßlichen großen Veränderungen, die sehe ich gar nicht. Auch war der Vietnamkrieg sicher aus meiner Sicht nicht der erste große Krieg, über den berichtet wurde, das war wahrscheinlich der Zweite Weltkrieg. Aber was ist passiert beim Vietnamkrieg sicher aus meiner Sicht nicht der erste große Krieg, über den berichtet wurde. Das war wahrscheinlich der Zweite Weltkrieg. Aber was ist passiert beim Vietnamkrieg? Es ist sozusagen in die Wohnzimmer gebracht worden. Die Übertragungsform Fernsehen war sozusagen da und hatte eine politische Dimension, die man vielleicht ein bisschen unterschätzt hat, vorsichtig formuliert. Es gibt viele Medienteorien, die behaupten, der Vietnamkrieg sei dann auf der Medienfront entschieden worden, mit bestimmten Bildern. Das natürlich, da braucht es das Medium Fernsehen. Was jetzt passiert ist, wir haben das Medium Social Media, das wieder auch den politischen Blick auf den Krieg verändert, weil wir jetzt sehr viele Augenzeugen direkt haben. Die Filterfunktion der Medien fällt weg. Also diese Versuche mit Embedding heißt der technische Begriff dafür, dass ich jetzt mit verschiedenen Armeen da mitfahren kann und dann von der Front direkt etwas sehe und dadurch aber mich auch der militärischen Zensur unterwerfen muss, weil es nicht nur um das Storytelling geht, um den Blick auf die Geschichte, weil es natürlich nicht passieren darf, dass ich gewisse Dinge verrate, die die Truppe gefährden können. Da gibt es ja wohl auch eine neutrale, technische Dimension, die wir jetzt gleich demokratiepolitisch bedenklich sehen müssen. Aber natürlich auch. Also das Social Media, was bedeutet das? Es bedeutet, wir haben jetzt plötzlich viele Augenzeugen, mutmaßliche Augenzeugen. Wir können sie ja oft schwer überprüfen. Sind die da wirklich vor Ort? Und wir haben auch natürlich das Problem, dass sogenannte Trolls erscheinen. Also Einheiten, jetzt ganz stark natürlich von Russland kennen wir das, die ganz gezielt versuchen jetzt über Social Media das Bild zu verzerren. Da ist es jetzt ganz wichtig als Reporterin zur Frage, welche Gedanken mache ich mir jetzt auch beim Schreiben, möglichst authentisch zu sein. schreiben, möglichst authentisch zu sein. Jetzt ist es zum ersten Mal, wenn ich jetzt zum Beispiel, ich gebe ein Beispiel von meiner Berichterstattung aus Aleppo in Syrien zum Zeitpunkt, dass die Stadt, die Hälfte der Stadt unter der Kontrolle von syrischen Rebellen war. Bei einem späteren Besuch hatte einer meiner Kunden, ich bin ja freie Journalistin, ich bediene viele, den Wunsch, dass ich etwas über die Kurden schreibe, die da in einem Stadtteil halten. Die Sicherheitslage war sehr, sehr, sehr schwierig wegen der Entführungsgefahr durch den Islamischen Staat und in Absprache, also wir haben da viel darüber diskutiert mit anderen internationalen Medien, haben wir uns dazu entschlossen, viele Medien, dass wir mit der Freien Syrischen Armee noch einmal reingehen nach Aleppo, mit der arabischen Opposition. Weil nur mit dieser Miliz haben wir uns sicher gefühlt, nicht entführt zu werden. Jetzt sagen wir dir aber, nein, nein, nein, zu den Kurden fahren wir sicher nicht. Wir sehen ja jetzt in Nordsyrien einen ganz starken Konflikt zwischen den noch bestehenden Elementen der arabischen Freien Syrischen Armee und den kurdischen Milizen. Das hat sich schon früh abgezeichnet. Aha, ein Beding-Gefahr. Also es ist sehr häufig im Konflikt, wenn ich berichte, eine Form der Beschränkung meiner Blickfreiheit da, weil ich aus Sicherheitsgründen nicht zwischen allen Fronten spazieren gehen kann, weil ich sage, ich bin jetzt auf dieser Seite. Ich bin jetzt mit der US-Armee, war ich 2003 in Bagdad unterwegs, ich bin jetzt mit der US-Army in Afghanistan unterwegs vor zwei Jahren. Wenn ich das kommuniziere, kann ich aus diesem Blickwinkel noch sehr wohl wertvolle Reportagen schreiben. Darum muss es noch viel stärker gehen. Das habe ich auch immer versucht. Ich bin jetzt nicht als Petra Ramsauer freie Reporterin, sondern gemeinsam mit der Freien Syrischen Armee in Ostalepo und blicke aus deren Sicht auf den Konflikt. Ich glaube, das braucht es ganz stark, dass wir da noch viel transparenter werden, um uns eben von diesem Neues der Social Media abzuheben. Sie haben nicht zuletzt auch mit Ihrem sehr reichen Erfahrungshintergrund als Kriegsberichterstattung ein Buch geschrieben. Sie haben ja viele Bücher gemacht, aber eines halte ich jetzt hier in Händen. Ich zeige das mal so in die Kamera. Angst, erschienen in der Edition übermorgen im Verlag Kremäer und Scherriau. Das ist eine ganze Reihe. Das ist sehr interessant zu lesen, weil Sie auch immer wieder verweisen und auch hervorheben Ihre Erfahrungen und auch Eindrücke in Ihrer Tätigkeit als Kriegsberichterstatterin. Und da habe ich ein Zitat gefunden auf Seite 30, das möchte ich ganz gerne hier auch vortragen. Da schreiben sie, nichts hat mich so mitgenommen wie das Gefühl, Jahr für Jahr von einem fürchterlichen Konflikt zu berichten, von dem viel zu wenig in seiner Brutalität Notiz nehmen wollen. Das ist jetzt insofern interessant, weil Sie hier auch quasi das Publikum, das Sie adressieren, ja auch quasi ansprechen mit der klaren Überzeugung, dass hier offensichtlich sowas wie auch eine kognitive Grenze eingezogen ist, dass Menschen die Bilder und diese Eindrücke, diese Brutalität, von der sie hier schreiben, so auch gar nicht wahrnehmen können. Das ist insofern interessant, als gerade auch hier Medien, und Sie haben schon gesagt, Social Media, und da sind wir auch in dieser Verantwortungsfrage, ja oft unglaubliche Verkaufserfolge erzielen, wenn sie noch so grausame Bilder quasi auch abbilden und bewusst auch in Auftrag geben. Ich kenne auch ein paar Kriegsfotografen, die haben immer wieder davon erzählt, auch aus Sarajevo oder auch aus dem Irak, dass mitunter durchaus Leute nochmal darauf angesprochen werden, können Sie diese Szene nochmal nachstellen, weil wir brauchen entsprechende Bilder, wo geschossen wird und Granaten fliegen. Wie wird das denn tatsächlich auch rezipiert aus Ihren Augen? Welche Rolle spielt das Publikum? Ist das Publikum selbst hier auch in einer Verantwortungsrolle anzusprechen? Ui, das weiß ich nicht. Was ich anekdotisch wahrnehme, ist, dass Menschen ein ganz großes Interesse, das Publikum hat großes Interesse, viel von den Konflikten zu erfahren. Das Publikum hat großes Interesse, viel von den Konflikten zu erfahren. Das Publikum möchte Geschichten hören. Das Publikum möchte nicht schockiert werden. Das Publikum möchte verstehen und nachvollziehen können. Die möchten die Geschichte erzählt bekommen. Jetzt fällt mir gerade spontan ein, was ich glaube, viele Menschen interessieren wird. Jetzt haben wir gerade erfahren, dass diese Getreidesilos in Beirut in sich zusammengebrochen sind. Ich glaube, Beirut ist ein gutes Beispiel heute, der zweite Jahrestag dieser verheerenden Explosion im Hafen, wo einfach ein Land, das so toll ist, so großartig, so viele Möglichkeiten hat, einfach von einer Wahnsinnskrise in die nächste schlittert. in die nächste schlittert. Ich bin überzeugt davon, dass Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, Menschen in ganz Europa, irrsinnig gerne eine Reportage lesen, sehen würden von einer Familie. Wie schafft man es, wenn ein Burger im Kaufkraft umgerechnet 100 Dollar kostet? Wenn der Energiepreis bei 1000 Dollar liegt pro Monat, wenn man 200 Dollar verdient. Wie kann man sich immer wieder aufrappeln, Stichwort Resilienz, ein Thema, das so oft bei uns jetzt gerade, auch in den vielen Krisen, die wir sehen. Also eine lange Geschichte. Man darf dem Publikum viel zutrauen, wie in Gebhard Bachmann auch gesagt, den Menschen ist die Wahrheit zumutbar. Wo ich immer wieder ein bisschen gegen eine gläserne Decke stoße, sind die verantwortlichen Redakteure und Redakteurinnen. Die sagen, das haben wir schon genug gehört. Manchmal denke ich mir, traut euch doch, traut euch doch mehr Außenpolitik zu machen. Traut euch doch auch Regionalzeitungen, ich will es jetzt nicht namentlich nennen, traut's euch doch wieder zwei Reporter anzustellen, die auch einmal nach Beirut fahren und Gottes Willen. Wenn ich mir anschaue, was wir manchmal in die Sportberichterstattung investieren, Entschuldigung, ich bin auch sportbegeistert, aber trotzdem, wenn wir uns einmal die, Stichwort Formel 1 vielleicht, ORF, nur mal so als Idee, muss jetzt nicht der ORF, musswort Formel 1 vielleicht, ORF, nur mal so als Idee muss jetzt nicht, der ORF muss eine Formel 1 sein. Ich glaube, die Menschen würden das sehr wohl wollen. Da müssen wir einfach auch, und Stichwort Presseförderung war immer ein großes Thema, es ist ein ganz großes Anliegen von mir, dass es so etwas wie einen Stipendien- oder Recherchfonds geben wird. Dass man als Journalistin, ob angestellt oder frei, sagen kann, nein, ich fahre jetzt einen Monat nach Beirut, um bei dem Beispiel zu bleiben. Ich fahre jetzt zwei Wochen nach Tigray. Wenn man zum Beispiel jetzt die Preise anschaut, Somalia, da sind katastrophale Hungersnoten auf uns zugekommen. Das ist nahezu unbezahlbar. Das brauchen wir in unserer Demokratie, dass dieses Interesse der Menschen, das da ist, auch wieder sich in Geschichten spiegelt und wir nicht nur in unserem eigenen Sud vor uns hin marinieren mit unseren internen Geschichten. Der Blick nach draußen tut uns gut. Kommen wir konkret nochmal zurück zu diesem großen, sehr spannenden Thema Angst. Wir wissen es gerade auch in den letzten Jahren, auch hier in Österreich, mit Angst lässt sich sehr, sehr trefflich und erfolgreich populistische Politik machen. Politik operiert aber auch gerne mit Angst, um Kriege herbeizuführen, dass auch den Menschen den Krieg legitimieren soll. Wir müssen ja hier einen Feind abwehren, eine Gefahr abwehren. Das Narrativ Putins bei dem Angriffskrieg gegen Ukraine ist ja voll dieser Angstmuster, die hier auch dem russischen Volk vorgelegt werden. Mich interessiert nochmal Ihr Blick auf Angst. Welche Rolle spielt Angst eigentlich? Auch wie wir Krieg wahrnehmen in unseren Wohlfühlzonen? Wie viel Angst entsteht in uns auch durch Berichte über den Krieg? Wie sollen wir damit umgehen, beziehungsweise auch jetzt nochmal zurückzukommen als Kriegsberichterstatterin an der Front, da muss ja das Angstaufkommen erdrückend sein. Das Buch, das da zwischen uns liegt, ist ja auch so etwas wie eine Brücke in meiner Erwerbsbiografie, wenn ich so sagen darf. Ich habe ja beschlossen, vor circa zwei Jahren nicht mehr in Kriegsgebiete zu fahren, weil ich einen Kunden habe, ich habe das 25 Jahre gemacht und gut überlebt. Jetzt ist vielleicht Zeit für etwas Neues und ich bin gerade in Ausbildung als Psychotherapeutin, wo ich mich ganz stark mit Menschen in Krisensituationen befassen möchte und auch ich bin zwar Journalistin noch tätig, aber sozusagen aus einem sicheren Abstand zu den Kanonen. Und ja, da ist natürlich diese Frage, also ich als Zwischenwesen zwischen den Kriegsgebieten und dem sicheren Österreich, habe mich da jetzt sozusagen neu positioniert und bin dabei. Was ich erlebe ist, und das schreibe ich auch in dem Buch schon, weil es damals so spürbar war rund um die Pandemie, ich würde mal sagen, unsere Angstmuskulatur ist nicht gut ausgeprägt, unsere Furchtmuskulatur. Wir sind in einer pauschal all-inclusive Gesellschaft, wo jedes Risiko schon über Generationen abgesichert wird, beziehungsweise wir glauben, wir machen uns das vor. Jeder, jede wird wissen, da gibt es doch einmal diese kleine, große Katastrophe im Leben, man merkt, diese Sicherheit, auf die man sich verlassen hat, ist eigentlich nur ganz ein dünnes, brüchiges Boden, der eigentlich gar nicht hält. Und ich denke mir, gerade mit der Pandemie hat es begonnen, unsere Widerstandsfähigkeit, unseren Mut auch zu sagen, okay, das macht mir jetzt Angst, das fühlt sich gefährlich an und ich lasse mich davon nicht einschüchtern. sagen, okay, das macht mir jetzt Angst. Das fühlt sich gefährlich an. Und ich lasse mich davon nicht einschüchtern. Ich glaube, das ist eine Haltung, die wir ganz dringend brauchen. Weil nur dann gibt es so etwas wie eine Widerstandskraft dagegen, dass uns jemand mit Angst manipuliert. Also wo es momentan ganz stark darum geht, ist eine Enttraumatisierung der Angst. Es ist ja so, dass die Angst ja etwas total Wertvolles ist. Die schützt uns ja im Extremfall und gleichzeitig kann sie uns total lähmen. Das ist ein Paradoxon. Und Sigmund Freud hat schon gesagt, das ist der Knotenpunkt der Seele. Wie wir mit Angst umgehen, ist eigentlich entscheidend, wie unser Leben gelingt. Also ob wir uns vor lauter Furcht, dass da irgendwas schief gehen könnte, uns gar nicht mehr raustrauen, uns keine Risiken mehr eingehen oder viel zu nachlässig sind. Freilich wird uns Kriegsreporterinnen immer wieder auch unterstellt, wir seien Adrenalin-Junkies jetzt zum Thema Umgang mit der Angst in dem Beruf. Wir würden da diese Gefahr suchen, weil wir das irgendwie brauchen. Und tatsächlich stimmt es. Also die Neurobiologie, die sich mit der Gehirnchemie auseinandersetzt und einmal schaut, was uns denn so treibt und hemmt und beflügelt, merkt, hat sehr wohl festgestellt, dass wir da alle unseren persönlichen Fingerabdruck haben. Es ist wie bei der Badetemperatur. Das kennt, glaube ich, jeder aus dem echten Leben. Man duscht sich gerade und hat es herrlich gefunden und der Partner, die Partnerin kommt und sagt, bist du wahnsinnig, ich erfriere oder ich verbrühe hier. Und so wie wir unterschiedliche Badetemperaturen unterschiedlich angenehm finden, so stehen wir mit einer unterschiedlichen Reiztoleranz, nenne ich es einmal, im Leben. Also es gibt Menschen, die funktionieren gut in bedrohlichen situationen gott sei dank da bin ich schon bei den feuerwehrleuten da bin ich bei der polizei wir könnten unsere gesellschaft ohne menschen die gut funktionieren gar nicht wirklich gut koordinieren und natürlich zähle ich zu denen, die das ganz gut können. Also ich funktioniere gut, wenn es eng ist. Aber gleichzeitig, bei mir ist es natürlich, das wird wahrscheinlich jeder, der ein bisschen risikofreudig ist, wissen, der tägliche Alltag kann ein bisschen anstrengend werden und man ist ein bisschen, boah, was ist jetzt eigentlich? Und ich habe für mich als große Herausforderung gefunden, jetzt für meine persönliche Entwicklung zu sagen, nein, ich möchte es jetzt langsam haben in diesem Leben. Und das hat auch mir Angst gemacht, muss ich ganz ehrlich sagen. Was ist eigentlich, was bleibt von mir, meiner Identität über, wenn dieses doch sehr spannende Erlebbniskrieg wegfällt. Also so sehen wir, Angst kann oft ganz unterschiedlich sein. Worauf es im Endeffekt, glaube ich, ankommt, ist, dass wir etwas akzeptieren müssen, was uns unnötig schwerfällt. Dass wir zerbrechliche Sterbliche sind. Dass wir sterben können. Und das ist einfach etwas, was wir gerne ein bisschen wegrücken von uns. Und manchmal hört man ja, wenn man das und das tut, seit 10.000 Schritten geht es, das und das ist, dann wird man nicht sterben. Dieser Selbstoptimierungsdruck in unserer Gesellschaft, der in seiner höchsten Konsequenz in eine Fantasie der Unsterblichkeit nahezuführt, ist etwas, was uns natürlich im Endeffekt am allermeisten Angst macht. Weil wenn ich um jeden Preis verhindern muss, dass ich sterbe, dann bin ich eigentlich sehr schlecht aufgehoben in dem Leben. Zurück nochmal zum doch wichtigen Anspruch qualitativer Journalismus. Sie haben es jetzt selber schon mehrfach angesprochen, sei es auch in Regionalzeitungen, hier mal wieder jemanden auch mit einer außenpolitischen Mission oder Interesse irgendwo hinzusenden. Ich selber beobachte Kriege halt in meinem kurzen Leben auch immer wieder aus dieser medialen Perspektive, wie diese Kriege auch abgebildet werden. Und aktuell beim Ukraine-Krieg ist mir eines wirklich aufgefallen, wo ich eine Unterscheidung zu vorangegangenen Kriegen zu erkennen glaube. Das ist, dass mittlerweile fast jeder, so ist der Eindruck, der kämpfenden Soldaten irgendwie im Kampfeinsatz ein Smartphone mitlaufen lässt und dann irgendwie ganz flott geschnittene Videoclips mit Sound hinterlegt, fast so in heroischer Aufladung auf TikTok landen. Das ist das eine. Das kann man sagen, das ist jetzt noch nicht so neu. Das hat es auch schon in Irakkriegen gegeben, im Krieg gegen den IS. Was aber tatsächlich neu ist, ist, dass tatsächlich mittlerweile TV-Stationen, ich denke da jetzt nicht an die großen öffentlich-rechtlichen, aber es gibt ja mittlerweile viele kommerzielle kleinere wie OE24 und noch stärker habe ich den Eindruck gewonnen bei Bild TV, dem deutschen Bild TV, die einfach diesen Content übernehmen und das sozusagen als Journalismus verkaufen. sozusagen als Journalismus verkaufen, dann aber auch noch Offiziere, meistens ausgediente, abgewrackte Generäle der Bundeswehr oder auch hier in Österreich Offiziere der Verteidigungsakademie oft stundenlang diesen Krieg erklären lassen. Das ist ja eine Entwicklung, die muss ja höchst beunruhigend betrachtet werden, wenn hier quasi eine journalistische Verantwortung, die kritische Fragen entwickeln soll und kritische Blicke darauf richten soll, eigentlich nur noch diese Entwicklung überlässt. Wie sehen Sie das? Ich habe mir den Luxus immer erlaubt, außer es geht um ganz, ganz schlimme Vorwürfe, dass ich nach der Maxime lebe und arbeite, ich mache meinen Job so gut, wie ich kann und die anderen sollen ihren Job so machen, wie sie glauben, dass es für sie richtig ist. Ich schreie schon auf, aber das ist für mich einfach Geschmackssache, wenn man es so machen möchte. Kann man machen, finde ich nicht unanständig. Wo es bei mir ein bisschen unangenehm wird, ist plötzlich, wenn es beginnt. Und das sehen wir jetzt noch stärker als im Ukraine-Konflikt natürlich bei der Pandemie schon, aber auch in anderen Bereichen, diese sogenannte Balance Bias. Ich denke, auf die müssen wir unglaublich Acht geben. Was meine ich mit der Balance Bias? Ich bringe entweder durch eine Talkshow, durch einen Bericht, eine Zeitung, tue ich so, als wäre irgendeine Random-Meinung genauso wertvoll wie, darum sage ich Balance-Bias, wie jemand, der sich damit wissenschaftlich wie auch immer befasst hat. Klassisches Beispiel. Jemand liest sich an, dass Impfungen schlecht sind. Der ist vom Beruf Heizungsinstallateur, name it, und hat drei Bücher gelesen und findet, die Impfung ist schlecht. Und da kommt dann eine Impfexpertin, die das jetzt vielleicht studiert hat, und die sagt, aus dem und dem Grund ist die Impfung gut. Wenn ich dann das so darstelle, es wären diese beiden Meinungen gleichwertig, dann wird es problematisch, weil ich dann die Verantwortung an meine Leser und Leserinnen, meine Seherinnen abgebe, entscheidet sie ihr. Das ist meine Aufgabe als Journalistin, nicht nur Stimmen oder TikTok-Bilder von Soldaten zu zeigen und nicht irgendwelche Stimmen einzuholen, sondern diese Stimmen, diese Bilder immer in Perspektive zu setzen. Das passiert jetzt in diesem Konflikt, das zeigt uns das und das. Das ist passiert jetzt in diesem Konflikt, das zeigt uns das und das. Und ich glaube, wir sind immer dazu verpflichtet, die besten Experten und Expertinnen zu dem jeweiligen Thema zu finden. Und das nehme ich für mich wirklich in Anspruch. Es unterrichtet auch Journalismus. Und da sind dann alle immer ganz, ja wie kenne ich den, finde ich den jetzt, einen Experten? Nein, wir müssen uns Publikationslisten anschauen. Wir sind da aber auch in den Medien ganz stark natürlich auf die Kooperation mit der Wissenschaft angewiesen. Bitte stellt uns eure besten Fachleute vor. Kommt nach vorn, macht Pressearbeit auch für eure Universitäten, eure Fachhochschulen. Oft ist es ja auch nicht bösartig oder willentlich, wenn ich dann jetzt diese Balance bei es natürlich so weit ziehe, dass ich jemanden habe, der mir erklärt, warum Russland Recht gehabt hat mit diesem Krieg und warum Ukraine Recht hat. Dann wird es gefährlich, weil ein Angriffskrieg ist ein Völkerrechtliches, ein Bruch des Völkerrechts. Das kann ich nicht auf eine Balance stellen. Und das ist, glaube ich, ein bildesproblematisches Erbe der Pandemieberichterstattung, dass wir immer so ein He said, she said, he said, she said. Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe ist zu sagen, der sagt das, weil, die sagt das, weil. Und das sind die Hintergründe. Achtung, dann im Kommentar kann ich dann schon meine Meinung erläutern. Im Idealfall soll ich aber meine Leser und Leserinnen in die Lage versetzen, sich selbst eine erwachsene, ausgeschlafene Meinung zu bilden. Ist das vielleicht auch ein Grund, warum Sie in Ihrem Buch schon auch ein Unbehagen zum Ausdruck gebracht haben, selbst als Kriegsreporterin bezeichnet zu werden? Ich mag diesen Begriff nicht, weil dieser Begriff natürlich auch dieses Klischee, dieses Adrenalin-Junkies, viel Alkohol, viel Drogen mit sich birgt, teilweise auch durch die Romane, Filme ein bisschen übersteuert. Wer den modernen Generationen Krisenberichterstatterinnen wird, keinen Tropfen Alkohol anrühren in den Kriegsgebieten. Das wäre absolut verheerend. Und es ist auch ein sehr langweiliger Beruf. Also tut mir sehr leid, liebe jungen Kollegen und Kolleginnen. Zu 95 Prozent besteht dieser Beruf darin, dass ich irgendwo in einem Büro sitze und auf irgendeine Bewilligung warte, dass ich irgendwie weiter kann. Viele Eindrücke, die wir als Publikum von Kriegen gewinnen, sind natürlich audiovisuell geprägt. Es gibt tolle geschriebene Beiträge, die sehr, sehr reflektiert an das Thema herangehen. Aber die meisten sind halt audiovisuell, werden auch immer schneller, werden immer aufgeregter. Das ist ja auch sehr gereizt alles. Was mich dabei interessiert, auch bezüglich Ihrer Meinung ist, ich habe das auch immer wieder gesehen bei einer kritischen Auseinandersetzung mit Kriegsfilmen. Es gibt ja eine Unmenge Kriegsfilme nach 1945, spätestens so ab den 60er Jahren haben fast alle Regisseure, Regisseurinnen den Anspruch erhoben, mein Kriegsfilm ist eigentlich ein Antikriegsfilm. Spruch erhoben, mein Kriegsfilm ist eigentlich ein Antikriegsfilm. Das ist insofern interessant, als dann wiederum kritische Stimmen meinen, das kann gar nicht stimmen, weil jeder Kriegsfilm arbeitet mit der Ästhetik des Krieges und findet auch so die Faszination. Jetzt ist die Frage, wie kann man denn tatsächlich distanziert, reflektiert ein Bild entwerfen eines Krieges von Elend, Zerstörung, Morden, ohne diese Ästhetik auch so stark zu übertragen? Boah, das ist schwierig, weil wenn ich den Krieg so darstelle, wie er ist, in seiner Langatmigkeit, in seiner unspektakulären Zähigkeit, der jetzt teilweise auch viel über Drohnen gesteuerte Angriffe stattfindet, dann werde ich kein Publikum haben, das ich das gerne anschauen möchte. Ich denke gerade, da gab es einen Film, Ich denke gerade, da gab es ich sehr großzügig. Ich denke, wir wissen, dass in Kriegen sehr viel Schlimmes passiert. Und ich glaube, wir haben auch Material zur Verfügung, Dokumentationen zur Verfügung. Was mich interessieren würde, wäre, oder was mich auch jetzt sehr interessiert, und da wird natürlich diese Ästhetik des Krieges, die durchaus zu kritisieren ist, sofort unterminiert oder morsch, wenn man sich Menschen aus dem Krieg ein, zwei Jahre nach dem Krieg anschaut. Wenn man nachfragt, was ist eigentlich aus den Soldaten, Soldatinnen geworden? Wie geht man damit um, wenn der Krieg vorbei ist? Wir wissen, gerade in den USA zum Beispiel, wo wir die Population der Veteranen und Veteraninnen ja gut studiert haben, das wissen wir deshalb sehr viel von den USA, extrem hohe Zahlen posttraumatischen Belastungsstörungen, auch viele Fälle von sozialer, ja, sozialem Ausstieg, nenne ich es jetzt einmal, funktionieren können. Flashbacks, eben PTBS, aber auch natürlich eine hohe Selbstmordrate. Also der Krieg ist nicht ästhetisch. Der Krieg ist etwas, was sich ganz, ganz, ganz grauenhaft anfühlt für die Menschen und das Gefühl, einem Luftkrieg ausgesetzt zu sein, nicht zu wissen, wann man, ob man getroffen wird, das ist so etwas, eine fundamentale Grenzerfahrung des Schlimmen, das eigentlich, ich glaube gar nicht, dass das irgendjemand dann ästhetisch aufgeladen sehen kann. Ich meine nicht, dass Ram irgendjemand dann ästhetisch aufgeladen sehen kann. Ich meine nicht als Rambo und solche Filme. Nein, nein, ich habe auch an Sivik Private Ryan gedacht, weil der natürlich sehr realistisch ist. Das war auch bewusst das Ziel von Steven Spielberg. Aber es ändert nichts daran, der Film ist unglaublich heroisch und patriotisch aufgeladen. Und das hat er dann erst recht wieder sehr konsequent bemüht. Eine andere Frage. Ich selber bin noch aus einer Zeit, ich hatte Großeltern, die sehr viel aus dem Krieg erzählt haben. Meine beiden Großväter hatten das Glück, nicht als Soldaten an der Front kämpfen zu müssen, aber sie haben sozusagen den Heimatkrieg erlebt, den Bombenkrieg, haben mir sehr, sehr viel davon erzählt. Ich bin mit diesen Bildern auch aufgewachsen, habe das auch versucht, dann publizistisch aufzuarbeiten. Aber dennoch, wir leben jetzt mittlerweile schon in der dritten, vierten Generation der Nachkriegszeit. Wir kennen Frieden schon seit Langem. Und spielt das Ihrer Meinung nach eine Rolle, dass man, ich meine, Sie haben zuvor auch von Wohlfühlzonen gesprochen und dieser Sicherheit. Ich glaube nicht, dass Sie Vollkasko-Mentalität gesagt haben, aber irgendwie so All-Inclusive-Risiko-Versicherung, dass wir einfach in so sehr Sicherheit wiegen, dass wir uns auch, dass eigentlich uns die Kenntnisse und die Kompetenzen in der Auseinandersetzung mit Krieg aufgrund des Wegfallens von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eigentlich sozusagen allmählich aus der Hand gerät. Ja, Gott sei Dank. Ich würde mir auch nicht wünschen, dass wir uns wieder an die Realität von Krieg gewöhnen würden müssen. Vor allem, weil der Krieg, wie er jetzt stattfindet, eben mit gezielten Luftschlägen etc., eine Form der Brutalität ist, die ich uns wirklich nicht wünsche. Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie gehen wir mit Krise um? Wenn wir die Krise so definieren, dass unser Level an Wohlstand, unser Level zum Teil auch an Sicherheit nicht mehr in der Form aufrechterhalten kann, wie es in den vergangenen Generationen der Fall ist. Wenn wir uns sozusagen damit abfinden müssen, dass wir ein, zwei Schritte zurückgehen, dass es nicht mehr so bequem ist. Da sind wir jetzt ganz weit vom Krieg entfernt. Aber wir haben trotzdem in diesem doch unglaublichen Wohlstand, in dem wir leben, in dieser unglaublichen Sicherheit teilweise auch verlernt, das alles zu schätzen. Also ich werde oft gefragt, was ist das Beste an meinem Beruf? Und das Beste an meinem Beruf? Und das Beste an meinem Beruf ist, zurück nach Österreich zu kommen. Und das habe ich immer als riesiges Geschenk empfunden, dass ich zum Beispiel für die gesundheitliche Versorgung in Österreich extrem schätze. Die Straßen, das Gefühl der subjektiven Sicherheit, das ist alles sehr unglaublich, wie wir gelebt haben. Ich verwende jetzt die Vergangenheit. Wir blicken auf einen Herbst, wo solche Unkenrufe wie der schlimmste Herbst seit 1945 und das wird alles ganz fürchterlich. Das ist wieder diese Angst, die manipuliert fürchte ich. Das ist diese Angst, die dann vielleicht tatsächlich demokratiefeindlichen Kräften verschreckte Menschen in die Hand treibt, die ihnen das Gefühl gibt, verschreckte Menschen in die Hand treibt, die ihnen das Gefühl gibt, mit uns brauchst du keine Angst haben, weil wir kämpfen für das, was wir gerade verlieren. Wir brauchen eigentlich eine Haltung, die sagt, d'accord, wir haben uns gut ausgeruht, wir sind stark, wir gehen jetzt in eine Krise, die wir bewältigen, weil wir einfach auch sehr viel im Rückhalt haben, weil wir sehr gesund sind. Ich habe heute erlebt, meine Eltern haben heute ihre neue Pellets-Heizung bekommen. Ein Ölkessel ist raus, wie es sich gehört. Und da haben wir dann geredet, wie das jetzt mit den Preisen für den Pellets ist. Und da habe ich erfahren, dass wir sehr hohe Preise gerade haben dafür. Freilich nicht wie Öl, aber auch hoch. Und das liegt vor allem daran, dass alle wie verrückt Pellets bunkern. Also momentan macht die Angst, dass der Pellets teuer wird, den Pellets teuer. Ich glaube, ein schöneres Bild für das, was Angst und wieder dieses Einbunken. Ich brauche ganz viele Pellets. Aber kann man das jetzt auch übertragen in das Bild oder die Metapher, von der Sie auch im Buch schreiben, Angst als Waffe in Kriegskonflikten? Ja, genau. Es ist dieses, wenn ich die Angst, wenn ich das möchte, ein Volk zu manipulieren, wenn ich die Angst gezielt einsetze, wir haben es gehört, die Weimarer Republik war eine Republik der Angst, unsere Zwischenkriegszeit war eine Republik der Angst. Wenn ich mit Angst gezielt steuere und sage, ich nehme dir diese Angst, weil mit uns bist du stark, dann kann ich jeden Krieg auch legitimieren und die Menschen dafür mobilisieren. Wenn ich den Menschen allerdings das Gefühl gebe und sage, d'accord, das wird jetzt ein bisschen holprig die nächsten zwei, drei Monate. Aber wenn wir ruhig bleiben, wenn wir uns gefasst dem fügen, dass es ein bisschen unbequem wird, dann kann uns diese Angst nicht manipulieren. Ich denke, das ist dieses Fundament der Demokratie, das wir gerade brauchen. By the way, das zeigen uns gerade die Ukrainer und Ukrainerinnen ganz deutlich vor, wie das geht. uns gerade die Ukrainer und Ukrainerinnen ganz deutlich vor, wie das geht. Im Buch schreiben Sie auch, dass Sie sich viel auch theoretisch auseinandergesetzt haben mit dem, was Sie als Kriegsberichterstatterin tun und Sie haben da so verschiedene Anregungen auch für sich selber gefunden und aufgegriffen. Eines ist, dass Sie von einem Vertreter der United Nations, der Vereinten Nationen, mal den Satz gehört haben, den Sie zu Ihrem Leitsatz gemacht haben, geh raus, bevor du die Geschichte hast. Ja, das ist BBC-Training in Griechenland. Okay, genau. Und können Sie mal kurz erklären, das ist etwas, was sehr hellhörig macht und gleichzeitig auch ein bisschen sozusagen Fragezeichen aufwirft, was genau damit Sie meinen? Das ist, wann sterben Kollegen im Krieg? Wann es einfach am falschen Ort zur falschen Zeit sind. Man kann es nicht verhindern. Aber was uns oft auffällt, ist, dass wir manchmal Journalismus für andere Journalisten machen. Das heißt, ich kenne das Gefühl, ah, jetzt bin ich in Aleppo und das war so mühsam, jetzt könnte ich da noch hinfahren, jetzt könnte ich, das müsste man noch anschauen. Und das, in Wahrheit habe ich da schon viel mehr, als ich jemals erzählen werde können. Und für 99 Prozent der Menschen finden das schon wahnsinnig interessant. Oft passiert es, dass dann etwas passiert, wenn man zu lange wo bleibt, in einer Gefahrenzone zu lange bleibt. Ich finde und wir haben, also ich nenne das lame talk, also wenn ich zu lange wo bleibe, erhöht es die Gefahr, dass ich entführt werde, weil es sich herumspricht, ah da sind jetzt gerade Ausländerinnen unterwegs, es erhöht die Gefahr, dass mir etwas passiert. Ich muss das Krisenbericht der Stadt Dringend besonders nicht, also wenn es keine akute Entführungs- und bewaffnete Gefahr gibt, bitte bleiben so lange wie möglich. Aber wenn es wirklich um Leib und Leben geht, gilt es abzuwägen, wie viel ist mein Leben wert, wie viel ist die Geschichte wert? Ist es wirklich noch notwendig, dass ich einen halben Tag bleibe? Wird es nicht eigentlich auch reichen? Also diese Frage, und das ist brutal. Man hat sich irrsinnig viel überlegt, man ist weit gefahren, man hat viel auch, in meinem Fall eigenes Budget investiert, um da zu sein. Und dann zu sagen, ich gehe da, diese 100 Meter fahre ich nicht mehr, weil ich höre, da gibt es jetzt Scharfschützen und das könnte brisant sein, aber da hinten ist eine große Story für mich. Nein, dieses Nein ist ganz schwierig und deshalb finde ich es so wichtig, dass man das auch jungen Kollegen und Kolleginnen mitgibt. Ganz, ganz oft ist das, was ich habe, eh schon so viel. Und darum ist es als erstes wichtig, mir ganz klar zu machen, was möchte ich denn für eine Geschichte erzählen. Wir haben jetzt nur noch ganz wenig Zeit auf unserer Uhr, im Wahrheit zweieinhalb Minuten. Abschließend noch, Sie haben lange Zeit in Krisenregionen, Kriegsgebieten, Konfliktgebieten verbracht, haben Ihre Eindrücke zu Papier gebracht und haben es veröffentlicht. Sie haben sich ein großes Publikum gewarnt. Und was ist denn davon Ihr Vermächtnis? Was ist, ich weiß, das ist jetzt ganz schwer in zwei Minuten zusammenzufassen, aber was ist so eine zentrale Botschaft, die Sie auch, jetzt haben Sie die Tätigkeit beendet, tatsächlich auch öffentlich zurücklassen wollen? Ich glaube, die zentrale Botschaft ist, dass man sich von dem Gedanken lösen soll, dass man die Welt verändern kann durch Journalismus. Ich glaube, den Menschen eine Stimme zu geben, die sonst keine Stimme zu haben, ist einfach wahnsinnig viel wert und das soll uns die Mühe wert sein, zu diesen Menschen auch zu fahren. Kommen die Menschen, die Betroffenen, zu Wort heute in Kriegen der Gegenwart? Nun, das kommt auf den Konflikt an, aber ich denke, ja, zumindest bemühen wir uns da drum. Nun, das kommt auf den Konflikt an, aber ich denke, ja, zumindest bemühen wir uns da drum. Wir müssen uns aber noch viel, viel mehr bemühen, vor allem die vielfältigen Stimmen zu Wort kommen zu lassen und auch nicht nur jene, die uns gerade in die Storyline, die wir uns vorher überlegt haben, oder in das Narrativ, das wir uns gerade gegenseitig erzählen, passen. Welche Zukunft hat der Frieden im Journalismus? Welche Zukunft hat der Frieden im Journalismus? Wir werden es sehen. Es gab ja in den 70ern den Plan, dass wir alle Friedensjournalisten genannt werden. Ich finde das immer noch ganz reizvoll. Ich glaube, mehr als nur Good News zu erzählen, mehr als nur konstruktiven Journalismus ist etwas, worum wir uns sehr stark bemühen sollten und den auch so aufzubereiten, dass es spannend zu lesen ist und zu hören und zu sehen. Das nehme ich doch mal als Schlusswort. Vielen herzlichen Dank, Petra Ramsauer, Autorin, Journalistin, hat viel zu erzählen aus ihrer Zeit als Kriegsberichterstatterin und jetzt auf dem Weg zur Psychotherapeutin. Über die Brücke haben wir ja jetzt schon in den vergangenen 45 Minuten gesprochen. Ja, vielen herzlichen Dank den Zuseherinnen und Zusehern, die wieder mit Interesse dabei waren, zum Auftakt dieser neuen Senderei unter weißer Flagge Medien und Haltung in Zeiten des Krieges. Wir werden da aktiv weitermachen. Es ist schon im August eine zweite Sendung geplant, am 24. August mit Luis Paulitsch, einem Vertreter des österreichischen Presserats. Hier geht es eben um die Wirkmacht der Kriegsbilder, beziehungsweise wie können Medien hier auch kontrollierend selbst tätig werden. Das ist sicherlich auch absolut sehenswert. In diesem Sinne darf ich Sie einladen, dann wieder dabei zu sein und wünsche jetzt noch einen schönen Abend und darf wie immer schließen mit dem Ersuchen. Bleiben Sie DorfTV, dem Sende Ihres Vertrauens auch weiterhin gewogen. Auf Wiedersehen und bis bald. you