Was ist das Adalbert Stifte-Institut? Literatur dringt sozusagen in alle Bereiche in diesem Haus. Unser Literaturhaus mit seinen Ausstellungen und seinem Ausstellungsbetrieb, in dem wir uns hier jetzt befinden, aber auch in unser Literaturmuseum, das in der ehemaligen Wohnung von Adalbert Stifter untergebracht ist. Aber auch in unseren Archiven, wie zum Beispiel dem Literaturarchiv, dem Sprach-, dem Bild- und dem biografischen Archiv. Alles ist von Literatur durchdrungen. Ein besonders schöner Bereich, in dem ich gemeinsam mit meinem Kollegen Georg Hofer arbeite, ist unsere wunderbare, mehr als 22.000 Bände umfassende Fachbibliothek. Diese Bibliothek durchzieht praktisch das ganze Haus von oben bis unten und verbindet die verschiedenen Bereiche hier im Haus und ist, wenn Sie so möchten, der Mörtel, der alles zusammenhält. Diese Bibliothek übernimmt aber auch eine Dokumentationsaufgabe für das Literaturhaus. Alle Publikationen, die hier im Literaturhaus vorgestellt werden, finden Eingang in unsere Bibliothek. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, dass wir nach dieser Veranstaltung vier Neuzugänge in unserer Bibliothek haben werden. Sie sind übrigens auch sehr herzlich eingeladen, unsere Bibliothek während der Öffnungszeiten zu besuchen. Vielleicht fragen Sie sich, warum ich da jetzt so aushole. Ich wollte Ihnen ein bisschen darstellen, wie wir im Stifterhaus arbeiten. Es geht uns nämlich darum, ihnen einen ganzheitlichen Zugang zu Literatur zu ermöglichen, für sie ein buntes und abwechslungsreiches Programm zu gestalten. Und apropos Bund und abwechslungsreich, der Verlag Bibliothek der Provinz stellt heute Abend gleich vier Bücher aus seinem Verlagsprogramm vor. Der Verlag Bibliothek der Provinz wurde vor 33 Jahren von Richard Pils gegründet und seit 1989 sind, so habe ich es einem Zeitungsartikel aus dem letzten Jahr entnommen, bislang um die Sage und Schreibe 2000 Buchtitel entstanden. Richard Pils, ich begrüße Sie sehr herzlich hier im Stifterhaus. Sie werden ja heute nicht nur als Verleger, sondern auch als Moderator auftreten. Sehr herzlich willkommen. Sehr herzlich willkommen. Aber der Herr Pils ist ja gleich mit seinem Team angereist. Ich begrüße auch sehr herzlich die Cheflektorin, Frau Erika Sieder und Herrn Paul Engel vom Verlag Bibliothek der Provinz. Herzlich willkommen. Besonders begrüßen möchte ich aber vor allem die Autorinnen der Bücher, die heute vorgestellt werden. Herzlich willkommen Anita Lehner, Dine Petrich, Katharina Rübrecht und Annemarie Emeda. Herzlich willkommen. Ja, dieser Abend zeigt, finde ich, sehr gut die Bandbreite des Verlags Bibliothek der Provinz. Wir freuen uns nämlich auf eine Erzählung, Amsel im Kopf, von Anita Lena. Wir freuen uns aber auch auf Fremdes Vaterland, Erinnerungen eines Kriegskindes von Katharina Rübrecht. Wir freuen uns auf Ich bin wie ein kaltes Reptil von Dine Petrik. In ihrem Werk setzt sie sich literarisch mit der Autorin Hertha Kräftner auseinander und last but not least freuen wir uns auf den von Annemarie Emeder aus dem Französischen ins Deutsche übersetzte Essay Wo sind sie, die deine Seele liebt? am Grab von Thomas Bernhardt von der vor zwei Jahren verstorbenen Autorin Gemma Salem. Herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden und ich übergebe jetzt das Wort an Richard Pils. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Autoren und Autorinnen, muss ich sagen, weil es sind ausschließlich heute Autorinnen umgeben von der Ilse Eichinger. Und zunächst wiederum Dankeschön, dass wir in diesem noblen Haus sein dürfen. Für mich ist es, wenn wir da einmal oder vielleicht sogar zweimal im Jahr herinnen sein dürfen, eine besondere Ehre. Denn das hat mit meiner Kindheit und meiner Jugend sehr viel zu tun. Es gab hier zwei spannendste Örtlichkeiten in Linz, eben das Stifterhaus, wie wir früher gesagt haben, und die war noch kleiner und intimer, nicht so formal oder formell. Und am Schillerparkplatz, die Studienbibliothek, da konnte man durchgehen bis hinunter in den Keller. in den Keller. Also nicht nur die Kartei durchschauen, sondern auch runtergehen und dort stöbern und dann hinaufgehen, kann ich mir das Buch lesen oder kann ich mir das ausborgen. Und das war ein riesiger Fundus, der da zur Verfügung gestanden ist. Und man muss sich vorstellen, das war noch so eine Zeit, wo bei uns zu Hause noch gar kein Radio war. Die meisten Leute hatten natürlich schon ein Radio, aber bei uns im Haus hat es noch keinen gegeben. Das hat mit meinem Vater zu tun gehabt. Und dann habe ich geheim mit einem Detektor, habe ich immer sozusagen Radio gekhorcht, also als ein kleiner Lautsprecher und so weiter, den ich mir selber gebastelt habe. Und da bin ich Literatur natürlich begegnet. Wenn ich dann zu Hause gelesen habe, dann habe ich sehr aufpassen müssen, dass man meinen Vater nicht erwischt, denn man durfte nicht lesen in der Nacht. Also wenn ich mit der Taschenlaute gelesen habe, die Abenteuer von Andreas Reischek, wie er nach Neuseeland gefahren ist zum Beispiel, das wäre ein Buch, das Keratidum aufklickt, diese Abenteuergeschichte. Mit der Ilse Eichinger verbindet mich wieder etwas, was mich sehr berührt hat und noch immer berührt. Ich bin dann in den späten Jahren von ihr immer wieder vom Tiroler Hof, das Café Tiroler Hof, hinübergegangen ins Filmmuseum, denn sie ist jeden Tag ins Kino gegangen, ins Filmmuseum. Und hinten, der Tiroler Hof besteht aus zwei Räumlichkeiten, also eine kleinere Räumlichkeit, und da ist sie immer gesessen und hat ihre Notizen auf die Servietten draufgeschrieben, die dann ja auch publiziert worden sind. Und das ist eine interessante Geschichte, denn es gab einige Autoren, die ich gekannt habe, die hatten die Gewohnheit, wenn sie im Café gesessen sind, wenn sie etwas aufgeschnappt haben oder was ihnen eing weiter, wo er auf die Papier, Tischtuch gezeichnet hat und gezeichnet hat und so weiter. Aber leider war das dann weg. Also es gibt diese Anekdote. Heute machen wir eine Reise von der Geburt eines Kindes, von der Anita Lehner, Amsel im Kopf, eine Erzählung, die ist sehr interessant und spannend und lustig und vergnüglich und ist auch wieder bezeichnet über die Anita Lehner, das Thema, die Sprache in ihrer Schlichtheit. in ihrer Schlichtheit. Und zwar bei uns hat man gesagt, der hat einen Vogel. Und dezent und charmanter, aber nicht so aggressiv. Der hat eine Amsel im Kopf oder so. Und das ist eine wunderschöne Geschichte. Alleine schon die Geburtsszene ist einfach, man riecht den Raum. Dann geht es weiter mit der Katharina Ruhbrecht. Da wird es schon ein bisschen härter. Es handelt davon, wie der Vater aus dem Krieg zurückkommt ins Haus. Der Onkel-Sau-Preis, so ungefähr. Und dann diese Kindheit in diesen Rahmenbedingungen. Und dann wird man noch älter. Und hier Dine Petrick zu ihrem Hauptthema, eben die Hertha-Kräftner-Geschichte. Hier, wie soll man sagen, das Leiden und die Freuden einer doch sehr namhaften Schriftstellerin. Und das ist ungeheuer spannend. namhaften Schriftstellerin und das ist ungeheuer spannend, die Bachmann, die Marlene Haushofer und eben die Hertha Gräfner und so weiter. Diese Verzweiflung, die in der Sprache zu finden ist und das Ringen mit der Sprache, von der man umgeben ist und wo man versucht, sich zu artikulieren. Und die letzte Geschichte des heutigen Tages, dieser Monolog oder diese Trauer oder diese Sehnsucht von der Gemma Salem in Bezug zu Thomas Bernhard. Der Gemma Salem bin ich mehrmals begegnet und immer wieder wollte sie, dass sie ihr Buch publiziert, das wir jetzt publiziert haben. Aber ich kann nicht alle Bücher machen, alle Manuskripte, die da herkommen. Das ist nicht schaffbar. nicht alle Bücher machen, alle Manuskripte, die da herkommen. Das ist nicht schaffbar. Und daher bin ich jetzt sehr froh, dass ich diese Schuld abarbeiten will können, dass ich so irgendwie ungerecht ihr gegenüber war. Und es ist auch wieder spannend, wer Thomas Bernhard gekannt hat oder die Ehre oder das Vergnügen usw. hatte. Das war der Besondere, er war mit niemandem per Du. Auch die intimsten Freunde wie die Gerda Maleta oder die Hede Slavjanićek per Sie. Und daher in dieser Geschichte von der Jemma Salem auch immer dieses Du oder Sie, diese abstandhaltende Geschichte. Also es ist einfach, die Jemma Salem hat eben zwei Götter gehabt, das war der Schubert und das andere Bernhard. Und das ist ja eigentlich kein General, das ist ja unglaublich. Schubert, dieser und beide, der Bernhard ist ein bisschen älter geworden als der Schubert, wesentlich älter. Aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Ich muss leider bedauern, der Musiker, den ich eingeladen hatte oder ursprünglich einladen wollte, hat neulich schon bei mir gespielt und hat zu mir gesagt, nein, nicht schon wieder. Also, liebe Anita, du bist herausgefordert. Bitte sehr. Ich muss gestehen, ich habe noch nie mit einem Wolf im Rücken gelesen. Und ich hoffe, das ist nicht nur, wenn Frauen da lesen, was da hinten der Wolf steht. Weil da ist auch das Hexenhaus und ja, eine seltsame Stimmung. Ich beginne mit dem Text, der als Motto über dem Buch steht. Das ist von einem tschechischen Schriftsteller, den ich sehr liebe. Ich weiß nicht genau, wie ich ihn richtig ausspreche. Das ist der Jan Skacel. Skacel, danke schön. Wir sitzen immer auf den Schultern von Riesen und manchmal dauert es sehr lange, bis ein Text sozusagen in der Gegenwart ankommt, dort wo man selber ist. Kleine Bahnhöfe. Gegenden gibt's, da winken die Kinder den Zügen noch. Immer ist in uns ein Hauch von Traurigkeit auf kleinen Bahnhöfen, wo niemand wartet. Plötzlich ist in uns die weiße Seele des Holunderbaums. Plötzlich ist in uns zu viel von Menschen. ist in uns zu viel vom Menschen. Und jetzt lese ich aus diesem Buch. Amsel im Kopf Als Ott geboren wurde, stand die Sonne direkt über dem Rauchfang des Hauses. Der Holzofen in der Küche qualmte, dass man die eigene Hand vor dem Gesicht nicht sehen konnte. Durch die kleinen Fenster fiel das Licht und spielte mit den Rauchschwaden, die wie eine Wand im Raum standen. Die Frau hatte einen großen Topf mit Kutteln in die Mitte des Herdes gerückt und bemühte sich, das Feuer in Gang zu bringen. Sie hustete und strich sich mit dem Handrücken die Haare aus der Stirn. Da fuhr ein Schmerz durch ihren Leib, der sie niederhocken ließ. Und als der Schmerz ein zweites Mal kam, spürte sie eine warme Flüssigkeit ihre Beine hinunterlaufen. warme Flüssigkeit ihre Beine hinunterlaufen. Sie glaubte, in der Mitte auseinandergerissen zu werden und da kam dieser kleine Kopf zwischen ihren Schengeschwärzten Händen ein rußgeschwärztes, plärendes Bündel Mensch, das sie rasch abnabelte und in ein paar Tücher wickelte, die über dem Herd auf einer Metallstange hingen. einer Metallstange hingen. Sie legte das Bündel auf die Ofenbank, machte neben der Ofenbank im Kamin ein kleines Feuer, der Rauch zog ab, das Wasser im Topf mit den Kutteln am Herd begann zu singen. Sie wischte ihre Hände am Kittel ab, nahm den schreienden kleinen Menschen und legte ihnen ihre Brust, wo er sofort kräftig zu saugen und schmatzen begann, die offenen Augen fest auf das Gesicht der Mutter geheftet. Die Mutter begann zu gurren wie eine Taube, streichelte den Bündel immer wieder über den Kopf und murmelte Kuttelkind, du schöner, schwarzer, kleiner Ott. Und dann hielt sie ihr Kuttelkind über die Schulter. Es rülpste zufrieden und schlief augenblicklich ein. Im Haus gab es einen Wäschekorb für die Flickwäsche. Der war groß genug für das Kind. Die Mutter stopfte Stroh in einen Sack, legte ein paar Flanelltücher darüber und bald war das Bett für den kleinen Ott fertig. Die Flanelltücher waren neu, ein fahrender Händler hatte sie hier gelassen für ein paar goldene Ohrringe mit kleinen blauen Steinen. Diese Stoffbahnen waren das Weichste, was es in diesem Haus gab. Und so schlief der kleine Ott seinen ersten Schlaf auf dieser Welt in einem Wäschekorb und roch wunderbar nach der Käseschmiere, die ihm noch niemand abgewaschen hatte, und die Kutteln im Topf kochten. Der Wäschekorb wurde zur Nussschale des kleinen Ott, die ihn in die Welt trug, zur Schaukel für seine Träume, zum vertrauten Geräusch, wenn er seine Beinchen gegen die Weiden stemmte. Der Korb war durchlässig für das Seufzen der Mutter, für ihr Gurren, für ihre Flüche, für die Gerüche, die vom Ofen kamen und für die Geschichten der Bäume, die in der Wind zuraunte. Mit Ott wurde wenig gesprochen, aber viel sprach zu ihm. Das Kind war nach seinem ersten Schlaf nicht mehr sauber zu kriegen gewesen. Der Ruß haftete an ihm wie eine zweite Haut. Obwohl die Mutter, als die Kutteln gar waren, topf mit heißem wasser zubereitet hatte ihre ascheseife hervorgekramt und das kind damit kräftig geschrubbt hatte aber die frau war zufrieden damit und das war genug für den kleinen Ott. Die Brust war weiß, mit der er gefüttert wurde, und die Milch reichlich. Und genug Seufzer, Gurren und Flüche gab es auch. Selbst wenn man nie genau wusste, wem dieses Seufzen und Gurren und Fluchen eigentlich galt. Es war schon da gewesen, als von Ott noch niemand etwas wusste und es würde noch da sein, wenn er längst seine eigenen Wege gehen würde. Wege gehen würde. Als Ott größer wurde, bekam er die Milch der Ziege, die Wand an Wand mit ihm im Haus lebte. Und ab und zu ein weiches Ei von den Hühnern, die vor dem Haus im Staub badeten. Wenn die Mutter die Tiere versorgte, hatte sie in der ersten Zeit ihren kleinen Jungen mit einem Strick am Tischbein festgebunden, damit er nicht weglaufen konnte. Aber er bekam immer eine Brotrinde währenddessen, weil das dem Kiefer mit den durchbrechenden Zähnen gut tat. Trotzdem verbrannte sich Ott einmal die Finger auf der Herdplatte, trotzdem fiel er einmal die Kellerstiege hinunter und trotzdem hätte ihm der Hahn einmal beinahe die Augen ausgehackt, wenn die Mutter nicht mit dem Rechen dazwischen gegangen wäre. Ott liebte den Herbst. Er hatte die Arme bis zum Ellbogen in dem Trog, in dem die Äpfel für den Most gewaschen wurden. Er spürte, wie seine Mutter sich freute, wenn er mithalf und war nass bis aufs Unterhemd. Aber das kümmerte niemanden. Die Sorge um die Ernte, die einzubringen war, war wichtiger. Das Kraut musste gehobelt, die Kartoffeln mussten geklaubt werden, Ott durfte barfuß im Krautfass mitstampfen und die Kartoffeln auf einer Rutsche in den Keller kollern lassen. Er liebte den Lehmkeller mit seinem Geruch nach Rüben und gährendem Most und wenn er müde wurde, rollte er sich in einem der leeren Fässer, die hinter dem Haus zum Trocknen lagen, ein wie eine Katze und schlief einen traumlosen Schlaf. Längst hatte er gelernt, im Stehen zu pinkeln und neben der Ziege im Stall sein großes Geschäft zu erledigen. Es gab eine Grenze für den kleinen Ott. Wenn er vom Ziegenstall die Wiese hinunter lief, kam er zu einem Zaun und dahinter lag der Hof des Nachbarn. Vier festgemauerte Gebäude umschlossen den gepflasterten Innenhof wie eine Burg. Durch ein großes Tor konnte man von der Straße aus in diesen Hof gelangen. Im Zaun zum Nachbarn gab es kein Gatter. Wer den Weg über die Wiese nahm, musste über einen Holzsteig mit mehreren Sprossen klettern, die auf der einen Seite hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunterführten. Oft stand Ott bei diesem Steig und blickte unter den Sprossen hinüber zum Hof. ein Abschlusskapitel lesen, der von dem einen Erzählstrang handelt, wo er das Mädchen von diesem Hof kennenlernt. Sitz! Schnuff wedelte mit dem Schwanz. Sitz, sag ich! Marie drückte ihm das Hinterteil auf den Boden. Schnuff sitzt und die große rosa Zunge hängt ihm seitlich aus dem Maul. Braver Hund, sagt Marie und steckt ihm etwas zwischen die Zähne. Sofort springt der Hund wieder auf und schnüffelt an ihrer Schürze. Sitz, sagt Marie. Schnuff läuft um sie herum und wedelt mit dem Schwanz. Sitz, hab ich gesagt. Wieder drückt sie ihm das Hinterteil auf den Boden. Guter Hund. Wieder holt sie etwas aus der Schürzentasche. Jetzt sieht Marie Ott, wie er hinter den Riebiseln hockt. Kommst du mit? Sie hakt einen Lederriemen am Halsband fest. Ott schaut zum Haus und dann wieder zu Marie. Wem Gott will rechte Gunst erweisen, fällt ihm ein. Er nickt. Na dann. Marie geht los. Marie geht los. Zwischen dem Haus des Nachbarn und Otts Garten führt ein schmaler Weg. Aha, denkt Ott, hier sieht uns niemand. Auf dieser Seite des Nachbarhauses sind die Stallungen und jetzt sind alle auf dem Feld. Ott klettert über den Steig und läuft hinter Marie und dem Hund her. Der Weg wendet sich an der Mauer des Misthaufens nach links. Sie müssen um das Hauseck. Die Kuhstalltür steht offen. Die Kühe hängen in Reihe und Glied an den Ketten. Ab und zu schlägt eine mit dem Schwanz nach den Fliegen. Mit hängenden Köpfen kauen sie vor sich hin. Eine hebt gerade ihren Schweif und ein dicker grüner Klecks fällt ins Stroh. Marie lässt Ott keine Zeit, den Kühen beim Kauen und Scheißen zuzusehen. Sie biegen nach rechts und gehen am Mistplatz vorbei zur Straße, die zum Kirchenwirt führt. Jetzt ist Ott neben Marie. Schnuff geht zwischen ihnen. Was gibst du ihm, damit er folgen lernt? Fragt Ott. Kudeln, sagt Marie, gekochte Kudelstücke. Kudeln? Ott glaubt, sich verhört zu haben. Saure Kutteln gibt's bei uns nicht nur in der Fastenzeit. Lacht Marie. Kutteln? Das ist der Magen der Rinder, das ist Hundefutter. Wie kann man sowas essen? Ott gräbt seine Hände in das Fell des Hundes. Er kommt sich plötzlich sehr schwarz vor. Nie werden seine Hände richtig sauber. Im Hundefell sind sie fast nicht zu sehen. Mir schmecken Kudeln. Es gibt Erdäpfelschmarrn dazu und sie werden in ganz kleine Streifen geschnitten. Wenn man sie nicht schon vorher salzt, dann werden sie ganz schön weich. Brrr, sagt Marie, ich hasse Innereien. Mir wird ganz übel davon. Was isst du denn gern? Schnitzel und Mohnnudeln mit Apfelmus. Mohnnudeln mag ich auch, sagt Ott, und Butterbrot mit Radieschen. Marie trägt ein Kleid, das aussieht wie frisch gewaschene Radieschen. An den Nahtkanten am Sattel gibt es weiße Stoffstreifen, die hervorblitzen. Deshalb ist ihm das jetzt eingefallen. Seine Hose hat die Farbe der sauren Kutteln. Sie ist ihm zu groß, damit er noch reinwachsen kann, sagt die Mutter. Und da sieht man den Schmutz nicht so drauf. Mit Hosenträgern hält die Hose ganz gut. Die Mutter achtet darauf, dass sie keine Löcher hat und immer gepflegt ist. Dafür sitzt sie oft bis spät in der Nacht beim Herdfeuer. Ott hat auch eine Feiertagshose, aber jetzt darf er sie nicht anziehen. Nun sind sie am Rand des Dorfes angelangt. Dort ist der Wiesenstreifen, auf dem der Mesner das Futter für seine Tiere mäht. Dort hat der Mesner ihn auch vom Leiterwagen des Landstreichers heruntergeholt. Ott geht nicht gerne hierher. Aber heute ist er mit Marie unterwegs und mit Schnuff. Mit den beiden geht Ott überall hin. Das spürt er ganz fest. Danke schön. Applaus Nun, liebe Katharina Rupprecht, zu deiner Geschichte. Es ist für mich immer auch spannend, wie jemand schreibt und an was er sich abarbeitet. Und die Frau Ulbrecht ist eine Juristin. Also, und das spürt man auch, wenn man das liest, dieser Ort von Protokoll und Bericht und so weiter. Und da ist wieder sehr viel, was wahrscheinlich die jetzige Generation und junge Leute überhaupt nicht kennen oder sich vorstellen können. Wenn man sich vorstellt, am Auberg, wenn man hinauffährt, die Aubergstraße, da steht links die Villa Erika. Jetzt ist das ganz neu ausgebaut worden. Und das hat einer oberösterreichischen, aus dem Mühviertel stammende Künstlerin gehört. Und die haben das jetzt verkauft. Und in diesem Haus wohnte eine Opernsängerin und die hatte eben nach dem Krieg eine Beziehung oder ein Verhältnis zu einem amerikanischen Offizier. Aber 1955, 1956 mussten oder durften die nach Hause fahren, so ungefähr. Und das hat bei ihr bewirkt, dass sie jeden Tag auf den Balkon gegangen ist und hat gesungen über Urfer drüber. Und das war für uns Kinder ungeheuer spannend. Und da Affe und so weiter. Oder die Männer, die zurückgekommen sind mit einem Bein und mit diesem Krücken gegangen, der Herr Schmerzker und so weiter. Oder die Männer, die man beobachten hat können, die einen Kopfschuss bekommen, wo dann so eine Grube hinein war in den Kopf. Oder die Männer, die einen Lungenschuss bekommen haben. Und die dann immer, wenn sie Karten gespielt haben, oder wenn wir dann zu denen gekommen sind, und das war für uns Kinder, die Mädchen haben gekudert, wie man so sagt, und für uns, wenn die immer ausgespuckt haben. Die haben immer so weggespuckt. Und dann die andere Geschichte, andere Männer und auch Frauen haben einen Stock gehabt mit einer Spitze und haben die gespießt und dann wieder losgelöst und haben sie daraus wieder Zigaretten gemacht. Jetzt könnten die alle ein Vermögen verdienen, wenn ein Fußballspiel ist und so weiter. Wie viele Chickstummeln da herumliegen und sie würden diesen Tabak verwerten. Und in diese Situation kommt man jetzt, fremdes Vaterland von der Katharina Rupprecht. Schau, da kommt dein Vater, sagte meine Omi, während sie auf ihrem Balkon sitzend auf die Seepromenade schaute. Da sah ich ihn zum ersten Mal. Er ging auf Krücken. Dabei setzte er nur einen Fuß auf den Boden, den anderen hielt er in der Luft. Den Blick hatte er nach unten gerichtet und von Zeit zu Zeit blieb er stehen, nahm beide Krücken in eine Hand und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, er war zu weit weg. Woran ihn meine Omi erkannte, weiß ich nicht. Vielleicht war sie doch nicht ganz sicher, dass er es war, denn sie nahm den Feldstecher, der auf dem Tisch lag, und schaute durch. Das ist er, der Saupreis, sagte sie dann leise und legte den Feldstecher auf den Tisch. Ich nahm an, dass der Mann Saupreis heißt und fragte nicht weiter nach. Ich weiß nicht mehr, wie es weiterging. Meine Erinnerung an diesen Tag endet dort. Ich weiß nicht, ob meine Oma mit mir hinunterging. Ich weiß nicht mehr, wie es weiterging. Meine Erinnerung an diesen Tag endet dort. Ich weiß nicht, ob meine Oma mit mir hinunterging, um den Mann zu begrüßen, oder ob meine Mutter mich holte. Und ich weiß auch nicht, ob meine Schwester mit mir zusammen auf dem Balkon war. Ich weiß nicht, warum ich so heiser bin. Ich weiß noch, dass meine Mutter dann irgendwann sagte, dass wir zu dem Mann Papa sagen sollen. Dazu war aber ohnehin nicht viel Gelegenheit. Er hatte sein Zimmer im ersten Stock und war die meiste Zeit oben. In der Nacht schrie er oft laut, in den Schützengraben oder Feuer oder in Deckung und solche Sachen. Am Anfang erschraken wir sehr, weil er so laut schrie und wir nicht wussten, was los ist. Wir liefen dann hinaus auf den Gang, um zu schauen, was passiert ist und die anderen, die im Haus wohnten, auch. Aber meine Mutter beruhigte uns und sagte, dass er nur schlechte Träume hat. Entschuldigung, ich glaube, ich habe zu viel geredet vorher. War zu geschwätzig vorher. Am nächsten Tag kam dann immer ein Mann mit einem ernsten Gesicht und einer schwarzen Tasche. Er hat ihm Morphium gegeben, sagte meine Mutter dann, jetzt schläft er. Irgendwann geht es ihm dann besser und er kommt herunter, um mit uns zu essen. Er geht auf Krücken und er ist nicht im Pyjama oder im Bademantel, sondern er ist richtig angezogen. Er trägt eine graue Hose und ein weißes Hemd und hat die Haare ordentlich gescheitelt. Er lehnt die Krücken an die Eckbank und setzt sich an den Tisch, so als wäre das sein üblicher Platz und als säße er immer dort. Er scheint uns schon zu kennen, denn er redet uns mit dem Namen an. Er scheint uns schon zu kennen, denn er redet uns mit dem Namen an. Na, Eleonore und Margarete, dann essen wir mal. Das Schnitzel auf seinem Teller ist so groß, dass es auf zwei Seiten über den Teller hängt und er steckt riesige Fleischstücke ganz schnell hintereinander in den Mund, so als würde er sie hinunterschlucken, ohne sie zu kauen dann nimmt er noch salat auf den teller und verschlingt ihn auch ganz schnell macht dabei aber ein gesicht als würde er ihm gar nicht schmecken und als würde er sich dazu zwingen ihn zu essen also mit dem essen fertig ist stöhnt er und sagt gute verpflegung habt ihr hier dann nimmt er seine krücken steht steht langsam auf, sagt Gute Nacht und geht. Ich mache jetzt einen größeren Sprung zum Kapitel 11. Vom Balkon aus hatte man einen Überblick über die Seepromenade, den Seegarten und das Bootshaus. Es war schön, da oben zu sitzen und zu schauen, was sich unten tut. Um auf den Balkon zu kommen, musste man durch das Vorzimmer an der Tür zum Wohnzimmer vorbeigehen. Eines Tages, als ich auf den Balkon gehen wollte, hörte ich die Stimmen von Onkel Gerhard und Onkel Dieter. Sie sprachen ziemlich laut. Anscheinend stritten sie sich über irgendetwas. Ich hörte Worte, die ich nicht verstand. SS und KZ und Mauthausen. Dann war plötzlich die Stimme von Omi zu hören. Sie sagte nur Saupreis, da wusste ich, dass Sie von meinem Vater reden. Ich ging leise auf den Balkon, ließ jedoch die Tür zum Vorzimmer offen und lauschte. Da war die Stimme von Onkel Gerhard. Er sagte, das war im Rasse- und Siedlungshauptamt. Dann sprach Onkel Dieter. Aber er war doch nur für Siedlungsbau zuständig. Onkel Gerhard lachte kurz. Ja, und von den Vertreibungen und Ermordungen hat er gar nichts gewusst. Dann waren Schritte zu hören. Ich nahm schnell den Feldstecher und kam zu mir auf den Balkon. Ich tat so, als wäre ich ganz mit dem Beobachten der Boote beschäftigt und sagte, ich glaube, der Wind hat gedreht und es kommt Westwind auf. Onkel Gerhard schöpfte anscheinend keinen Verdacht, dass ich gelauscht hatte. Er zündete sich eine Zigarette an und schaute auf den See. hatte. Er zündete sich eine Zigarette an und schaute auf den See. Nach einer Weile hörte ich, wie meine Omi sagte, vielleicht weiß er nicht, dass es ein Jude war, der dieses Haus bauen ließ und das Bootshaus auch. Mein Großvater. Dann war die Stimme von Tante Inge zu hören. Wenn er es nicht weiß, sollte man es ihm vielleicht sagen. Und dann lachten sie beide. Jetzt mache ich wieder einen großen Sprung, das ist dann schon das letzte Kapitel, also der letzte Beitrag, den ich lese. Endlich ist das Baumhaus fertig. Weil es schon so kalt ist, holt Johann eine Decke. Johann war der Hausmeisterbub, das wird vorher ein paar Mal schon erklärt. Also der kommt schon einige Male vorher vor, der Johann. Johann holt eine Decke. Wir setzen uns hin, breiten die Decke über unsere Beine aus und es ist richtig gemütlich. Ich frage Johann, ob er mit seinen Eltern in einem Auto gekommen ist. Er sagt, nein, in einem Pferdewagen. Meine Mutter, mein Onkel und ich. Ich bin hinten gesessen, habe meine Beine hinunterhängen lassen und habe gesungen. Er fängt an, ein Lied zu singen in seiner schönen Siebenbürgersprache. Und dein Vater war nicht dabei, frage ich. Nein, sagt Johann, mein Vater war nicht dabei. Der war bei den Amerikanern in Gefangenschaft. Den habe ich gar nicht gekannt. Dem ging es gut bei den Amerikanern, hat mir meine Mutter erzählt, weil mein Vater Tischler ist und sie konnten dort einen Tischler brauchen. War dein Vater in Amerika, frage ich. Nein, sagt Johann, er war in Deutschland bei den Amerikanern. Er erzählt dann noch, dass die Reise viele Wochen gedauert habe und dass sie nicht alleine gewesen seien. Es waren ganz viele Leute mit dem Pferdewagen unterwegs, sagt Johann. Fast alle Leute aus dem Dorf. Und wo habt ihr geschlafen, frage ich ihn. Auf den Wagen, sagt Johann. Wir hatten Decken dabei. Ich erzähle Johann dann, dass ich oft lausche, was die Großen reden und dass sie da immer wieder von SS und KZ reden. Weißt du, was das heißt? Ja, sagt Johann, SS, das sind Blitze, zwei Blitze nebeneinander, so. Er zeichnet mit dem Zeigefinger zwei Zacken. So, er zeichnet mit dem Zeigefinger zwei Zacken. Mein Vater hatte so etwas auf seiner Jacke. Und das Wort KZ habe ich auch schon gehört. Ich glaube, das ist ein Heim für Juden. Was sind Juden, frage ich ihn. Das weiß ich auch nicht, sagt Johann, das sind irgendwelche Menschen, fügt er hinzu und warum reden sie immer von den zwei Blitzen und dem Heim für die Juden das weiß ich auch nicht, sagt Johann wieder wir können ja vielleicht einmal meinen Vater fragen während wir im Baumhaus sitzen ist es schon kühl geworden und ich gehe mit Johann zum Fußballspielen Während wir im Baumhaus sitzen, ist es schon kühl geworden. Und ich gehe mit Johann zum Fußballspielen. Danke für die Aufmerksamkeit. Applaus Liebe Dina Petric, die Elfriede Jelinek hat einmal zu Thomas Bernhard gesagt, als Schriftsteller oder Zeitgenosse von Thomas Bernhard hat man zu ringen, dass man nicht zum Epigonen von Thomas Bernhard wird. Und es ist dann immer sehr spannend, wenn sich ein Autor über die Literatur und den Autor, in diesem Fall Autorin zu einer Autorin, dazu wagt, nicht so wie der Peter Hänisch in seinem Roman, als Karl May dem Franz Kafka begegnet ist, sondern wirklich ringt mit dieser Sprache, die die Hertha Greftner in den Raum gestellt hat. Und es war für mich spannend, an und für sich mache ich ja kein Lektorat und dergleichen, aber es hat sich dann so ergeben, dass wir miteinander den Text durchgeackert haben im Café der Provinz in Wien und dann eben über den Postweg, E-Mail und so weiter. Und dann habe ich mir gedacht, jetzt wird immer die Hertha Gräfner so als Nachkriegsliteratin auch in den Raum gestellt, alles so schwarz-grau und so weiter. Und wenn man dann liest bei anderen Autoren oder Künstlern dieser Zeit, sie gehört zu dem Kreis, wo die Gerstl dabei war und so weiter und zu der Künstler wie eben Kurt Absalon, dann ist bei mir gegangen, klick, Kurt Absalon, Kurt Absalon, wir haben gerade eine Monografie gemacht, da ist doch, kommt vor, die Hertha-Kräftner. Sie ist modellgesessen. Jetzt habe ich etwas anderes auf das Cover gegeben, dass man auch Freude sieht, dass man Lust sieht, dass man Körper sieht. Aber ich habe halt dieses Bild hergenommen, damit ein anderes Hertha-Kräftner-Bild eventuell entstehen konnte. Bitte. Guten Abend, ich freue mich, dass ich im Stifterhaus lesen darf. Es geht in dem Buch, gibt auch ein Vorwort von der Literaturkritikerin, Lektorin, Universität, auch beim Sie wohl alle kennen, Hermann Hackl wahrscheinlich weniger. Es geht um eine Nachkriegsgeschichte, um das Ringen, um das Aufkommen für die jungen Menschen. Weigl hat sie ja um sich geschart im Café Raimund. Das ist ja auch sehr bekannt. Weigl, Theaterkritiker, sehr bekannter Mann. Auch Hagel, beides jüdisch. Es geht auch um die Hilfestellung. Weigl hat ihr, der Herr Atakräftner, als einziger wirklich geholfen, dass sie veröffentlicht werden konnte, Texte hat er veröffentlicht, er hat Lesungen mit ihr gemacht und schließlich hat er auch bewerkstelligt, dass das Pariser Tagebuch, das sehr bekannt ist von der Hertha Kräften, ein wunderbares Werk, veröffentlicht werden konnte nach einer Leserabstimmung. Ich lese aus dem ersten Kapitel. Der innere Reichtum, 1945-46. Der Weg aus der Welt zu uns selbst ist lang und kompliziert, heißt es in einem Roman von Chandor Marai. Ob es für Hertha Kräftner diesen Weg hätte geben können, aus ihrer beschädigten Welt heraus, auf einen zunehmend stabilen und literarisch produktiven Weg? Fragen, die sich bei einem mit 23 Jahren beendeten Weg ins Leben stellen. Den Weg aus der traumatisierenden Kriegs- und Nachkriegswelt, den langen und komplizierten, hätte es geben können, gern stellt man sich vor, er hätte sich finden lassen müssen, um ein Erlebnis, das mich tief und heftig anrührte und mich schließlich ganz aus dem Gleichgewicht brachte, vergessen zu können. Und vielleicht auch mit Hilfe der so heftig angestrebten großen Liebe. Ein wirkmächtiges tragendes Wir und das Gewesene lege ad acta. Die Jugendliche hätte ihr Gleichgewicht wiederfinden können, wenn auch nicht ohne professionelle Hilfe. In einer therapeutischen Begleitung den langen Weg in die Kindheit zurück und in einer fortgesetzten. Ordnung schaffen im Netz der verstörenden Bilder aus Gewalt und Demütigung, ja. Aber es im Alleingang schaffen. Ein neues Leben in Wien, ihrer Geburtsstadt. Dazu beitragen wird die Wiener Familie, dazu beitragen wird das Studium. Sie inskribiert an der Universität Germanistik und Anglistik. Sie ist intelligent und ambitioniert das leben liegt vor dir schau nicht zurück wird ihr unentwegt und fürsorglich durch die familie suggeriert und wie wohl tief und heftig angerührt ist da auch dieses grundvertrauen der eigene innere reichtum und zugleich ein beharrendes Bild, dem sie sich stellen wird. Schriftstellerin. Ich möchte immerfort Gedichte schreiben, aber zu viele Gedanken stürzen auf mich los. Und dieses Immerfort lenkt sie auch phasenweise vom Gewesenen weg. Sie schreibt sich in die Hoffnung, dass es besiegt. Dazu kommt bald auch die Aussicht auf einen ersten Erfolg, ein zwei abgedruckte Gedichte in der Literaturzeitschrift Lyncheus. Fast immer gelingt ihr die Maske, die gern zu lachen hat, eine von Kind an geübte Überlegenheitsmaske. Kind angeübte Überlegenheitsmaske. Ich trage eine Maske, gesteht sie und trägt diese immer fort und allem voran daheim in Mattersburg. Hier ist sie seit Kindheitstagen verwurzelt mit den Wurzeln des Vaters, also stammt sie von hier. Hier ist Vaters Grab und die Verwandtschaft. Hier lebt die Mutter und nicht zuletzt der geliebte, zwölf Jahre jüngere Bruder Günther, der seine Hertie nicht minder liebt. Hier lernt sie leben und sterben. Bildern kehrt sie immer fort zurück, denn ich bin schon eine Tote, hält hier die 17-Jährige fest. Schon länger führt sie ein Tagebuch. Vielleicht sind unsere Träume das Beste im Leben, lautet eines dieser frühen Notate. Und mit der in Mattersburg schon bald erstellten Selbstanalyse, die Skala meiner Depressionen, erreicht hier immer ihren tiefsten Punkt, wird sie zeitlebens einhergehen. Der roten Armee, ein Tiefpunkt, er haftet ihr an. Und wiewohl sie beäugt und bemessen wird und aus dem Blick geworfen, wird sie sich nicht entziehen. Hier weiß man Bescheid über sie, hier hat sie sich zu beweisen. Ich schaffe es, heißt die Devise, hieß es bereits in der Kindheit. Ihr gilt nicht nur umgelegt auf Kräften als Jahrgangänge vergessen, das Kriegstrauma vergessen, kaschieren, soziale Netze, Beruf, Absicherung, wenn möglich studieren. Sowohl in den Städten wie auch Landgemeinden sind intensive Aufholjagden zu verzeichnen, der Sog ins Vergnügen zum alten, normalen Leben, zum neuen, jetzt erst beginnenden Leben, wobei Doppelbödigkeit und Spießbürgerei dieses Jagen gehörig bestimmen, mit dabei immer auch Nazis, was Kräftner wohl mit Ebenen braun-braun festgehalten hat. Obwohl bereits Prozesse der Entnazifizierung zu laufen beginnen, sind diese Ebenen weiterhin da. Der Hafen Ehe als neuer Lebensabschnitt wird heftig, allgemein heftig angesteuert. Ein Heim, ein Zuhause, Kinder für den Durchschnittsbürger der Nachkriegszeit ist das viel. Ihm bietet sich auch nicht viel mehr. Der Eintritt in diese Lebensphase wird als Hilfestellung und Haltepunkt bei der Bewältigung der Kriegserlebnisse gesehen. Hertha Kräftner sollte hier keine Ausnahme sein, im Gegenteil, wenngleich sie nie zugegeben hätte, eben diesen Hafen anzusteuern, an sie doch den Beweis schuldig bleiben zu müssen. Umso heftiger die Frage, wo ist die Hand, die mich schützt? Ein Handlungsbündnis, die große Liebe. Schreiben eine Identität als Lyrikerin, ich schaffe es, lacht die Maske. Sie hat es den Matersburger Schulfreundinnen, den sogenannten zu beweisen, wie auch den Wiener Freunden, den sie beäugenden Literatinnen und Literaten. Sie hat es der Familie zu beweisen, von der sie lebt, bei Oma und Tante in Wien, Alxingergasse. Der zehnte Bezirk ist, wie das burgenländische Daheim, Russenzone. Sie ist heftig bemüht, es ihren Wiener Freund Anatole, rechte Otto Hirsch, knapp vor ihrem Tod noch Verlobter zu beweisen, mit dem sie seit ihrer Übersiedlung in enger Beziehung steht, der ihre in dieser knapp fünf Jahre währenden Beziehung ihre bereite Hand nie ernsthaft zu ergreifen gewillt ist, gewagt hat, wenngleich er die Verbindung nie unterbrechen wird. gewagt hat, wenngleich er die Verbindung nie unterbrechen wird. Sie hat es jeder sich zurückziehenden Männerhand mit der nächsten, die sie zu halten sucht, zu beweisen. Nicht zuletzt hat sie es zwischen schweren Belastungsstörungen, zwischen manisch-depressiven Phasen, sich selbst zu beweisen. Ich bin krank, vertraut sie schon bald dem Tagebuch an. Die Anfälle kommen immer häufiger, meistens nach einem Streit mit ihm. Das Leben mit Anatol ist eine fortwährende Anstrengung. Entdecker und Förderer. Kräftner Startversuche ins neue Leben, die Jahre 1946, 47 dürften zwischen Schreiben und Studieren und diversen Alltagsproblemen, wenn auch keine existenziellen, recht positiv und zukunftsorientiert verlaufen sein und an das tägliche Queren der Russenzone wohl mehr verstörend als erfreuend hat man sich zu gewöhnen. Wir Mädchen gehen an allen Dingen nur vorbei, unser Blut lässt uns nicht stille halten, schreibt sie Anatole, der nach absolvierter Externistenmatura und einem Job in einer Bücherei nun auch angehender Student ist. Inspiriert von dieser Liebe gelingen ihr etliche, auch etwas gequälte Liebesgedichte. An Anatol ein Abend in allem, ein Symbol Melancholie und so weiter. Und dazwischen ergehen auch aus Mattersburg etliche Briefe an ihn, fragende, klagende. Ich frage nicht mehr, ob du mich liebst und kennst du den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein? Die Vielleserin übermittelt dem Bibliothekar auch etliche Buchtipps. Wald, Barree, Strindberg, da fällt mir noch etwas für dich ein. Hüßmanns, Kathedrale und wieder den Strich, diese beiden muss ich unbedingt lesen. In den Literaturen ein junger Mann, der sich unglücklich aus der sozialen Welt zurückzieht. Im Winter dann der moralinsaure Brief, oh lieber, mir ist als läge sich der Schnee zwischen uns beide, gehst du denn fort von mir und lass mich jetzt noch nicht los. Diese von Beginn an formulierten Verlustängste zeigen die Untergeordnete in der Beziehung. Untergeordnete in der Beziehung. 1948. Die Studentin startet in ihr drittes Jahr. Im Februar ergeht die Klage an den Hirs. Manchmal erwache ich in den Nächten, dann erdrückt mich die Einsamkeit. Mehr als ein Dutzend Gedichte entstehen bis Sommer darunter, das Sonnett an deine Hände, ein sich wiederholendes Bild, seine Hände, welche? Eine Hand, die Halt verspricht? Dein Traum, ich legte meine Seele in deine Hand und in die Zeit hinein zwängt sich ein einschneidendes Problem, gefolgt von der nächsten schweren Depression. Ein Problem, das erwähner, Lektor, Jugendförderer, Herausgeber von Sammelbänden sowie der Literaturzeitschrift Lyncheus, erwähnt zunächst in seinen Tagebuchaufzeichnungen, die sich später erweitert in Werke wie Dürre Äste, Welkes Gras, Der raunsende Rebe und andere einfinden werden. Betont lyrisch hält der Förderer der jungen Nachwuchsliteratin fest, ein wesen gewordenes einzelnes Herbstblatt vom Zufall in mein Zimmer geweht, froh, sich hier niederlassen zu können. Hackles Tagebuchnotizen vom Mutieren zu aufsetzen, die sich in meist abfälliger Art über viele, alle Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ihn konsultieren, hermachen. Bei Kräftner tut er es mit dem Einleitungstitel »Das grausame Erwachen« der Hertha Kräftner und er wird neben etlichen netten Details auch eine Auskratzung erwähnen, was ich von einem Mediziner, der mein Hausarzt geworden war, erfahren habe. geworden war, erfahren habe. Ausgestreut und kursierend eine unter der Hand herumgereichte Bewertung, eine Abwertung, die an Kräftner kleben bleiben wird. Und Hackl, ein großer Wissender, weiß noch mehr, geht doch über seinen Schreibtisch als Pen-Aktionär zur Förderung junger Autoren, wie er das selber festhält, jede und jeder, und zu Kräftner, dass sie diesen und j in ihrem Tagebuch festhalten. Und dann dieser jähe Sprung, das Ungeborene, der Wunsch zu sterben, ich stand am Tod. Ein hässlicher Streit, Müdigkeit, die aus seelischen Qualen und aus Medikamenten herkamen, das Gefühl der Vergeblichkeit. Meine Seele war mehr krank als mein Körper. Mag die Fristenlösung der Frau den Makel schuld abgenommen haben, mit ihrem Gewissen hat sie auch heute ins Reine zu kommen. Eine Frau mit unehelich geborenem Kind ging damals mit einem Makel einher. Selbst das Kind bekam einen Teil ab, vor allem in ländlichen Gebieten. Die Abtreibung war Makel schlechthin, selbst dann, wenn ihn nach einer Vergewaltigung durch die Russen abgetrieben wurde. Die Vergewaltigte war und blieb mit dem Makel behaftet, sie strebte den Ehehafen an, erst recht mit einem Kind. Und da wäre in meiner Kindheit, der in meiner Kindheit zu hörende Satz, was willst du mit einem Russenbankert? Nicht wenige Frauen sahen den einzigen Ausweg im Suizid. Kreisläufe zwischen schlechtem Gewissen und Schuld, zwischen Wut und Enttäuschung sollten Kräftner nach dem ersten Überschwang Wien und ein neues Leben begleiten. zwischen Anbiederung und Abfuhr und auch das Buhlen, um Beachtung bei jenem, die ihre Verachtung verdient hätten, jene Teufel, wie sie das später formulieren sollte, will erst einmal gelärmt sein. Wie er überhaupt das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen und Grausamkeiten für Jugendliche erst einmal gelärmt sein muss. Kräftner ist motiviert und ambitioniert, ist verzagt und demotiviert und in Lyncheus abgedruckt, sollte sie immer wieder andere von Hackel geschätzte Literatinnen und Literaten finden. Hackel wird später aber doch ein nettes Kräftner-Gedicht in seiner Literaturzeitschrift veröffentlichen. Dein Lied ist nicht so süß, alter Mann. Der Mentor der Nachkriegsliteratinnen und Literaten, Hermann Hackel, steht einem Kreis vor, zu dem Namen wie Franz Theodor Jocker, Walter Thomann, Gerhard Fritsch, Reinhard Federmann, Dordt Jocker, Walter Thomann, Gerhard Fritsch, Reinhard Federmann, Christine Puster, Marlen Haushofer, Ingeborg Bachmann und andere längst bekannte Namen gehören. Er hat wohl an Kräfteners Gedichten Gefallen gefunden und schlägt ihr die Mitarbeit an seiner Zeitschrift vor. Ganz allgemein der jungen Dichterin erinnernd, räumt er ein, es ist deutlich gewesen, dass sie immer von einem direkten Zusammenstoß, einem direkten Erlebnis, der gewaltsame Schnitt durch die mühsam gelungene Aussicht Neubeginn Wien, hat sie zu verantworten. Über Kontakte der Tante, die beruflich im 1. Bezirk tätig ist, hat der Einschnitt realisiert zu werden und finanziert ebenfalls. ebenfalls. Die traumatisierte Hertha reagiert psychosomatisch und mit Schmerzanfällen. Ich bin krank, vermerkt sie im Tagebuch von Kopfschmerzen, Panik, Zittern, seelischen Qualen, schreibt sie. Sie büßt Selbstwert ein, Selbstsicherheit, nicht zuletzt Energie. Eine Seite noch. Kräftner's Suche nach dem Beziehungssprich-Ehehafen gelingt also alles andere als einfach. Dazu die eigene Wahrnehmung im Tagebuch. Da war das gemeinsame Studieren und die Sicherheit, die mir das Gefühl gab, ihn täglich zu sehen. Kein Sonntag ohne ihn, kein Plan, kein Entschluss, ohne dass er dabei war und doch viele hässliche Worte und Qual nachher, dies zum bereits eineinhalb Jahre bestehenden Verhältnis mit Hirs. Und von außen her viele andere fremde Einflüsse, fremde Menschen, das Interesse an meinen Gedichten, die neue Freundschaft mit Ernest und viele Stunden in einem heißen Zimmer, während ein fremder Mann mich malte, feste und mein trauriges Lachen darin und ein Mann, der mich begehrte. Wer hinter dem Begehrenden steht, bleibe dahingestellt. Wolfgang Kudonowski, der letzte Freund Kräftners, meint auf meine Frage, der Hackel hatte etliche von der Puster auf ab und nicht nur die Härter. Dem Maler zugeordnet werden kann der Name Kurt Absolon. 1925 bis 1958 österreichischer Maler und Grafiker und im Licht der Zuordnungen von Kräftner. Dass sie diesen und jenem Maler als Modell gedient hat, Hackel saugt derlei Gerüchte geradezu auf. Er will und muss wissen, um Tratschen und Tagebuch füttern zu können und später dann ein paar Bücher von einem Mediziner, der mein Hausarzt geworden war und also umgehender Informant über die Auskratzungen, im Tagebuch sogar plural. Das war wahrscheinlich als Warnung gemeint, setzt er freimütig nach. gibt es hier eine solche nicht, beziehungsweise entbindet Hermann Hackl selbst seinen Hausarzt von dieser, um seine Geschichten notieren zu können. Hackls Tagebuchnotizen zufolge dreht es sich bei dem Arzt und Dr. Günther Trobes, Wien 1, Kärntner Ring. Zum Abschluss ein Gedicht von Hackel, Hertha Kräftner. Dort, eine blasse Brünette, ein schönes, verträumtes Gesicht in der Passantenkette, das ist, nein, sie ist es doch nicht. hätte, das ist... Nein, sie ist es doch nicht. Sie, die ich wochenlang liebte, die junge Dichterin, jetzt ging sie, die Selbstmord verübte, durch meinen Atemzug hin. Wie hieß sie? Ich habe es vergessen. Mein Hirn gibt den Namen nicht her. Ich suche ihn und höre unterdessen den lärmenden Straßenverkehr. Ein Mädchen verdorben im Bette, der Ansatz zu einem Gedicht. Ach, eine blasse Brünette mit schönem, verträumtem Gesicht. Danke. Lektorate dieser Art würde ich mir verbieten. dieser Art würde ich mir verbieten. So. Für den Letzten ist das immer am schwierigsten. Also am kommenden Sonntag habe ich die deutschen Buchhändler in Wien und da bin ich der Letzte. Und das ist ja am schwierigsten und anstrengendsten. Liebe Anne-Marie Emeder, noch einmal herzlichen Dank, dass du diese Übersetzung gemacht hast und Geduld gehabt hast mit der Frau Dr. Sieder und sie Geduld mit dir. Und es ist ein ganz besonderes Buch, das mir sehr am Herzen liegt. liegt. Zuerst einmal möchte ich dir, Richard, sehr herzlich danken, dass du das Buch verlegt hast. Die Gemma würde sich so freuen. Es ist ja nicht mein Buch, das ich geschrieben habe, es ist das Buch von der Gemma Salem und deswegen möchte ich ein bisschen was über die Gemma Salem und deswegen möchte ich ein bisschen was über die Gemma erzählen. Man muss da ein bisschen ihre Persönlichkeit und ihre Lebensgeschichte kennen. Und zwar, morgen wird der zweite. Und ich habe die Gemma, ich habe über 33 Jahre im Französischen Kulturinstitut gearbeitet und habe die Gemma Anfang der 1990er Jahre kennengelernt, wie sie einen Thomas Bernhard Abend im Französischen Kulturinstitut organisiert hat, mit ihrem damaligen Lebensgefährten René Boutlang, das ist ein Jazzpianist. eine sehr interessante Persönlichkeit, aber auch so wie der Thomas Bernhardt und deswegen hat er ihr wahrscheinlich so gut gefallen, sehr konfliktbeladen. Das heißt, sie hat sich mindestens mit allen ihren sehr guten Freunden mindestens einmal zerstritten, aber wirklich zerstritten. Sie konnte sehr beleidigend auch sein, aber sie war eine sehr interessante Persönlichkeit. Sie wurde 1943 in Antiochia geboren, kam dann mit ihren Eltern nach Teheran. Sie hatte zwei Brüder, die die Mutter immer bevorzugt hatte und sie als ältere Tochter, die Mutter hat die Tochter abgelehnt, das hat Gemma erzählt. Und an dem hat sie, sie wurde sehr viel geschlagen in ihrer Kindheit von der Mutter und irgendwie, in ihrer Kindheit von der Mutter und irgendwie sind auch ihre Verletzungen aus der Kindheit, die in all ihren Werken, und sie hat so an die 20 Werke geschrieben und vier davon auf Französisch über Thomas Bernhardt, also diese Verletzungen kommen in fast allen ihren Werken zum Ausdruck. Und mit einem Fanatismus hat sie Thomas Bernhardt schon, also zu Lebzeiten, da lebte Thomas Bernhardt noch, vom Pariser Außenministerium ein Stipendium und ist ihm dann nach Gmunden nachgereist. Sie lernte ihn dort so von der Weite kennen, also Thomas Bernhard kannte Gemma nicht. Sie kannte ihren Halbbruder, das möchte ich jetzt vorlesen, Peter Fabian, der ja Arzt ist und ich lese ganz kurz aus dieser Begegnung von Cem Asalem mit Thomas Bernhard Peter Fabian, dem Halbbruder und der Frau Hufnagel das war auch so eine fanatische Anhängerin von Thomas Bernhardt. Ebenfalls im Oktober 1987 begleitete der Halbbruder dieses eigenartige Paar. Er ging einen Meter hinter ihnen, hinter Frau Hufnagel, und das Trio überquerte den Hauptplatz von Gmunden im Gänsemarsch. Er vorne, nicht mit geschwellter Brust, im Gegenteil, ziemlich gekrümmt, auch er oft mit großen Anfangsbuchstaben, damit ist Thomas Bernhard gemeint und wenn sie sie mit großen Anfangsbuchstaben schreibt, stellt sie sich auf eine Ebene schriftstellerische mit Thomas Bernhard. Das hatte sie in ihr Notizheft geschrieben, ohne damals zu wissen, wer Frau Hufnagel war. Selber im Restaurant Schwan Richtung Hauptplatz sitzend, sah sie durch die Fenster des Restaurants alles, was sich dort abspielte. Sie sahen aus dem Fenster des Restaurants alles, was sich dort abspielte. Sie kamen herein, gingen an ihrem Tisch vorbei in den nächsten seeseitig gelegenenung bei ihr aufgetreten war und sie die Wirtin der Gastwirtschaft, wo sie wohnte, in der Früh mit dem Taxi zum Arzt geschickt hatte. Sie dachte nicht im geringsten daran, dass sie zu seinem Halbbruder kommen würde. Sie wusste nicht einmal, dass dieser halbbruder in der gegend lebte ja und dann also ist dann nach dem tod von thomas bernhard 1989 der sie komplett aus der fassung gebracht hat erschüttert hat sie hat damals in paris gelebt mit eben ren, mit ihren Lebensgefährten und mit ihren zwei Söhnen. Sie hat zwei Söhne, Karim und Richard, und sie hat in der Schweiz, in Lausanne, ein Buch auf Französisch von Thomas Bernhardt entdeckt, zufällig gelesen und seitdem war sie also komplett von ihm begeistert. Und ich möchte die erste, also am Anfang lesen. Also am Anfang lesen. Sie ist dann immer, also der Tod von Thomas Bernhard hat sie total erschüttert und sie ist dann, 1990 hat sie ihren Lebensgefährten und ihre zwei Söhne, die so im Teenager-Alter waren, in Paris verlassen und ist wegen Thomas Bernhard nach Wien übersiedelt und dort hat sie bis zu ihrem Tod 30 Jahre gelebt. Und nach dem Tod von Thomas Bernhard ist sie eben, nachdem sie ihm nicht mehr nachfahren konnte nach Munden, weil er nicht mehr gelebt hat, ist sie auf den Straße, die zum Friedhof führt. Ein steiler Anstieg von ungefähr 400 Metern, gekrönt vom Eingangstor. Es heißt hier an den Langen Lüssen. Ein Flurname. diese Gedanken seit nun bald 30 Jahren, die sie hierher kommt. Ihre alten Lungen protestieren und dennoch schreitet sie zügig voran. Links eine Reihe von kleinen, unscheinbaren Gebäuden, rechts die Villen mit ihren geöffneten Garagen und dem Blick auf große Autos, üppig blühende Gärten und hundertjährige Bäume. Sie blickt nicht mehr um sich, sie kommt zu Besuch herauf. Ein kurzer Besuch, um da zu sein. Ein persönlicher und einsamer, pünktlich erneuerter Pakt. Warum? Wofür? Sie stellt sich sehr oft diese Frage, sucht aber keine Antwort. Heute früh beim Aufstehen dachte sie, dass es wieder Zeit wäre zu kommen. Gut einen Monat war es her. Das ist der neue Rhythmus, ein Monat. Zu Beginn kam sie einmal in der Woche mit übersteigerten Phasen, in denen sie an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen kam. Dann hat es sich auf zwei Wochen eingependelt und jetzt alle Monate. Sie muss es einfach tun, selbst bei großer Hitze oder wenn der Schnee die Wege unbegehbar macht. Daher die Frage, warum eigentlich? Und dann will es der Zufall, dass die Gemma, die vor zwei Jahren ziemlich plötzlich mit 76 Jahren verstorben ist, an einer Herzschwäche, Herzversagen. Ihre Söhne, Richard, der eine ist Komponist, der lebt in Paris, der Karim in der Nähe von Lausanne, in der französischsprachigen Schweiz. Und es haben Freundinnen dann gesucht, weil eben die Söhne nicht noch, dazu war Corona, vor zwei Jahren nicht kommen konnten, sind Freundinnen von Cemma auf den Grinzinger Friedhof gegangen, wegen Thomas Bernhardt und haben geschaut, ob nicht ein Grab frei ist. Und es war tatsächlich eines frei, genau gegenüber von Thomas Bernhardt. Es ist Schemmer, immer wenn ich dorthin gehe, gehe ich zuerst Schemmer, Thomas Bernhardt und dann Peter Alexander, das ist mein Favorit. Der ist auch dort mit seiner Familie begraben am Grin auf diesem Friedhof haben. Zwangsläufig. Sein Grab ist das bestbesuchte, das mit den meisten Blumen. Es ist das Grab auf dem Grinzinger Friedhof geworden, trotz der dort drohenden berühmten Mausoleen von Gustav Mahler und Größen wie ihn. Kommt man in diesen Teil des Friedhofs, sieht man es schon von Weitem zu allen Jahreszeiten. Es strahlt in allen Farben und unumstrittener Verehrung, es gleicht einer Aufbahrung. Es ist selten jemand dort, aber Blumen, Botschaften, Kerzen im Überfluss, unzählige Steine und Kleinigkeiten türmen sich am Sockel des Kreuzes. Und immer wieder Danke, Danke, Danke. wieder Danke, Danke, Danke. Welche Gebete Herr Wohle erhört haben mag, fragte sich ein französischer Journalist, der für eine Reportage zu seinem zehnten Todestag gekommen war. Und jetzt noch ganz kurz, weil sie schreibt von dem Wunsch auf dem Grinzinger Friedhof begraben zu werden, in diesem Buch, das wusste sie noch nicht, dass das dann tatsächlich der Fall war diesem Buch, das wusste sie noch nicht, dass das dann tatsächlich der Fall war. Moment, das ist Seite 76, das ist jetzt das Letzte, was sie liest. Das ist für mich, das war ihr erster Gedanke, als sie eines Morgens feststellte, dass das benachbarte Grab plötzlich leer geworden war. Sie hielt die Anlage für unzerstörbar und war über ihren soeben gedachten Gedanken ein wenig erschrocken. Trotz allem, das war im Jahr 91 oder 1992. Vom Grabmal des Professor Dingsbums blieb nur ein Loch, das auf die Schnelle zugeschüttet und mit der Zeit planiert wurde. Es ist noch immer aufgelassen. Niemand will diesen Platz auf einem Friedhof, auf dem die Warteliste dennoch beachtlich ist. Die Zeit verging und bestärkte ihren ersten Gedanken. Was tun? Ein Grab kaufen? Natürlich. Die Gelegenheit muss ergriffen werden, sie bietet sich sonst nicht mehr. Sie sah bereits ihren Namen und den Seinen Seite an Seite. Er und sie, ah, welchen Wunder. Aber sie war 48 oder 49 Jahre alt, hatte noch fast all ihre Zähne und unbestreitbare Vitalität. unbestreitbare Vitalität, sich in eine solche Prozedur stürzen, eine solche Ausgabe, etwas sagte ihr, das zu gegebener Zeit um drei Punkte. Dankeschön. Ja, so ein Friedhof hat es in sich. Eine ähnliche Geschichte, der Herr Helmut Scharsching, der in Niederösterreich für den Straßenbau zuständig war, Landesstraßenbauamt oder wie auch immer das heißt, hat für sich einen Grabstein gesucht. Hat verschiedene Friedhöfe, ist Tatsache. Gesucht und hat einen Grabstein gefunden. Und dann hat er gefragt, dort, wie kann man sich den kaufen? Und dann haben die zu ihm gesagt, na ja, das Drum da wegbringen, es ist gescheit, sie kaufen sich das Grab. Und dann hat er gesagt, na ja, zu einer jeden, den lege ich mich nicht ein. Ich muss wissen, wer da drinnen ist. Und daraus folgten dann drei Bücher über diese Konstellation, über den Architekten Kaiser und den Friedrich Schmitt, wo sind Friedrich Schmittplatz und die sind nämlich mit dem Kaiser Maximilian nach Mexiko gefahren und dort ist ja auch dieser Palast gebaut worden und so weiter und die Frau, die da drinnen begraben war, mehr oder weniger, wo der Schasching das Grab gekauft hat, hauptsächlich wegen dem Stein, hat von dem einen ein Kind bekommen und konnte nicht mitfahren. Und nachdem diese Tochter schon ein bisschen größer war, ist sie nachgefahren und ist aber mit dem anderen Architekten nach Wien zurückgekommen. Und daraus sind drei Bücher geworden. Und bei Bernhard ist das ja auch ganz lustig, die ganze Geschichte. Die Hede Stavianitschek, also ihr Mann, dann die Hede und dann damals Bernhard. Und zu Lebzeiten ist der Bernhard immer hingegangen, da war ja schon dieses schmiedeeiserne Grab, und da drin steht mein Name und so weiter. Es ist alles so skurril, wie einfach das Leben sein kann. Also Sie haben jetzt in Kürze die Geburt, das Kind und Kindheit erlebt, beginnend eben mit der Anita Lehner, Amsel im Kopf, dann die weiter eben mit der Katharina Ulbricht, Fremdes Vaterland, das ist ungeheuer bezeichnet, und was unglaublich ist, sind die Illustrationen. Und das hat mir auch wieder gefallen, weil ich das ja heute erzählt habe, weil die Fragestellung war, hat der Illustrator die Geschichte gelesen oder du hast ihm erzählt, worum es geht. Und dann eben die Fragestellung, für mich dauert das Lesen länger als das Erzählen oder das Erzählen ist länger. Dann weiter eben die konkrete Geschichte des Lebens bis zum Tod bei der Hertha-Kräftner. Und dann kommen wir eben nach dem Tod. eben nach dem Tod. Und dazu nach dem Tod eben zur österreichischen Literatur. Heuer im Herbst kommt bei mir ein Buch heraus von Ezra Pound. Und zwar die Geschichte dieser Nobelpreisträger und große Schriftsteller ist nach Tirol gefahren und dann nach Wien. Und das ist für mich ungeheuer spannend, weil dort ist er Karl Kraus begegnet. Eben wegen Karl Kraus ist er nach Wien gefahren und so weiter. Wie dann in der großen Weltliteratur Wien, das kleine, aber ungeheuer bedeutende Schriftstelle hervorgebracht, wie sich das bewegt. Und angeben muss ich jetzt zum Schluss noch, wir haben ein Buch da hinten auch liegen, weil wir wieder demnächst die Auszeichnung Schönste Bücher Österreichs bekommen. Und das muss man natürlich herzog. Nein, nicht wegen mir. Und der Verlag ist unverdientermaßen, der darf das auch. Hauptsache sind ja die Autoren. Und daher ein herzliches Dankeschön an alle Viere, dass sie sich die Mühe machen, nämlich des Schreibens. Diese Zeit, die man aufwendet, dieses Ringen und Kämpfen und so weiter. Und jeder für sich, beim Schreiben ist man sich selbst am meisten ausgeliefert in den Bedingtheiten. Und natürlich muss ich mich bedanken bei der Sandra Mahles, dass sie uns die Tür aufgesperrt hat. Und danke für Ihr Kommen. Hinten noch erweiterte Bücher zu oberösterreichischen Literatur. Und wer ein bisschen Geduld hat, kann sich stärken draußen. Es gibt drüben Wein, Mineralwasser und dergleichen. Und ich habe wieder, wie geübt, Mondzelten mitgenommen. Dankeschön für die Geduld. Liebe Autorinnen, lieber Richard Pilz, auch von unserer Seite herzliches Dankeschön für diesen wunderbaren und anregenden Abend. Der Herr Pils hat es schon erwähnt, unser Literaturcafé ist offen. Herzlichen Dank an meine liebe Kollegin Eva Maria. Also wenn Sie sich stärken möchten, sie ist im Literaturcafé. Und vielen herzlichen Dank meinen Kollegen Björn und Randolf für den Aufbau. Vielen Dank und einen schönen Abend noch. Applaus Grazie.