Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte zahlreich erschienene Familie Fusenegger, entschuldigen Sie, wenn ich Sie so als eins begrüße. Wir begrüßen Sie alle ganz herzlich zu einem Abend für Gertrud Fusenegger, zu einer Lesung aus einem der zentralen Werke im literarischen Schaffen der 1912 geborenen, 2009 verstorbenen Schriftstellerin, zu einer Lesung aus dem Haus der dunklen Krüge, Teil der Böhmen-Trilogie. Das Haus der dunklen Krüge stellt eine Verbindung her zu Gerdrott Fusseneckers Jugend, zu Böhmen, zu einem Kulturraum, zu dem wir nicht nur durch die unmittelbare Nachbarschaft, die geografische Nachbarschaft, sondern besonders durch Adalbert Stifter in engstem Bezug stehen, der auf unterschiedliche Weise sich in unseren Projekten, Veranstaltungen, Themen suchen ausdrückt. unseren Projekten, Veranstaltungen, Themensuchen ausdrückt. In der Ankündigung der Veranstaltung findet sich der Hinweis aus dem Archiv. Damit möchten wir die besondere Beziehung, die es zwischen Gertrud Fussenegger und dem Land Oberösterreich, dem Adalbert Stifter-Institut, gibt, ansprechen. Gertrud Fussenegger ist nach ihrer Übersiedlung nach Leonding im Jahr 1961 rasch zu einer wichtigen Akteurin im kulturellen Leben des Landes geworden. ersten Jury der 1975 gegründeten Literaturzeitschrift des Landes, der Rampe, Hefte für Literatur tätig, hat in unterschiedlichen Zusammenhängen und in verschiedener Form zahlreiche Autorinnen und Autoren gefördert, darunter sehr prominente, wie auch in der erhaltenen Korrespondenz in ihrem Nachlass sichtbar wird. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ich nenne an dieser Stelle nur den Adalbert-Stifter-Preis, das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst der Republik Österreich, den Heinrich-Gleisner-Preis, den Weilheimer Literaturpreis, den Jean-Paul-Preis und die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. Mit Wirkung vom 23. Jänner 1983 wurde Gertrud Fussenegger zum Mitglied des Adalbert-Stifter-Instituts ernannt. Ihren umfangreichen literarischen Vorlass hat Fussenegger dem Land Oberösterreich für seine Sammlungen für das Oberösterreichische Literaturarchiv angeboten. Der Erwerb konnte 2004 noch von Johann Lachinger verhandelt und dann unterzeichnet von mir abgeschlossen werden. Die Materialien sind ab 2005 in mehreren Lieferungen ins Haus gekommen, darunter auch ein Großteil der Bibliothek der Dichterin, die sie selbst für das Institut bestimmt hat, in einer genauen Zuteilung, was die Stadtgemeinde Leonding erhalten sollte und was dem Institut gewidmet war. Zu diesem ursprünglichen Bestand aus dem Besitz Gertrud Fusseneckers konnten im Autografenhandel etliche Ergänzungsankäufe getätigt werden, dazu kamen auch Schenkungen. werden, dazu kamen auch Schenkungen. Dokumente aus diesem Nachlass mittlerweile konnten in etlichen Themenausstellungen gezeigt werden, etwa in der Reihe Archiv im Stifterhaus, auch ein Indiz dafür, in wie vielen Zusammenhängen Fusseneckers Arbeit steht, etwas, das auch in der hier gewidmeten Vitrine im Oberösterreichischen Literaturmuseum sichtbar wird. Eine ganz besondere Freude ist es, dass aus diesen vielfältigen Beziehungen, die Gertrud Fussehneger persönlich und in Korrespondenzen gepflegt hat, heute Abend eine sichtbar wird. Universitätsprofessor Dr. Hartmut Laufhütte hat sich mit dem Werk Gertrud Fussehnegers auseinandergesetzt, ist mit ihr in Kontakt getreten und hat dem Haus die in seinem Besitz befindlichen Briefe von Gertrud Fusenegger als Geschenk übergeben. Professor Laufhütte ist Hauptherausgeber der historisch-kritischen Ausgabe der Werke und Briefe Adalbert Stifters, renommierter Editor auch in anderen Zusammenhängen, Emeritus der Universität Passau, er ist Mitglied des Adalbert Stifter-Instituts und uns, wenn ich das so sagen darf, freundschaftlich verbunden. Wir begrüßen Professor Laufütte ganz herzlich in Linz und danken für sein Kommen. Heute Abend soll nicht in erster Linie über Gertrud Fussenegger oder ihren Nachlass gesprochen werden, sondern ihre eigene literarische Stimme zu uns sprechen. Wir freuen uns sehr, dass Chris Pichler unsere Einladung angenommen hat und heute Abend lesen wird, ihre Stimme dem Werk Gertrud Fussenegger leihen wird. Wie schön, Sie wieder einmal hier im Haus begrüßen zu können. Ganz herzlich willkommen. Applaus wie schön, Sie wieder einmal hier im Haus begrüßen zu können. Ganz herzlich willkommen. Und nun Ihnen allen einen schönen Abend im Haus der dunklen Krüge. Ich muss eben ausprobieren, welche Brille besser ist. Eindeutig diese. Meine Damen und Herren, das Buch, dem der heutige Abend gelten soll, ist der erste nach dem Weltkrieg erschienene große Roman Gertrud Fuseneggers. Das war 1951 1958, 1974, 1980 und 2004 heraus. 2001 gab es eine Fortsetzung, Bodanins Kinder. Vielleicht gelingt es uns, mir und der Leserin, zu zeigen, warum man das Buch Das Haus der der dunklen Krüge« neu lesen sollte. Man hat das Buch mit verschiedenen Etiketten versehen. Eine lautet »Historischer Roman«. Die Bezeichnung passt natürlich, denn das erzählte Geschehen spielt mit bis ins 18. Jahrhundert zurückreichender Vorgeschichte in der zweiten Hälfte des 19., also vor langer Zeit. Aber die Bezeichnung teilt nichts für diesen Roman wirklich Spezifisches mit, denn fast alle Großerzählungen dieser Autorin handeln von historischen Geschehnissen. andere zuschreibung lautet gesellschafts oder familienroman ein österreichisches äquivalent zu den buddenbrooks will man gar entdeckt haben auch das ist nicht falsch es wird ja wirklich eine weit verzweigte und sich lang erstreckende in ein facettenreiches Bild der Gesellschaft des alten Österreich eingebettete Familiengeschichte geboten. Aber auch diese Zuordnung wird dem Besonderen der Erzählung nicht ganz gerecht. Was wird da erzählt? Die deutsch-österreichische Familie Burdanin lebt in einer böhmischen Stadt, deren Name nicht genannt wird, die aber aufgrund vieler topografischer Wirtschaftler und historischer Merkmale als Pilsen, die Geburtsstadt der Autorin, kenntlich wird. hat dazu geführt, dass zwei Zweige der Familie, die Balthasarische und die Johannitische, zunächst gemeinsam, dann räumlich getrennt, doch in enger Verbindung miteinander dort leben. Benannt sind sie nach zwei Brüdern, dem aktiven, tüchtigen, politisch-liberalen Balthasar, der schon Anfang der 50er Jahre sterben muss, und dem kränklichen Johann, der keiner Tätigkeit nachgeht und von den Erträgnissen seiner ererbten Anteile an einer Gemeinschaftsbrauerei lebt. Er, Johann, wohnt nach der räumlichen Trennung der beiden Zweige in dem Haus, dessen Name dem Roman seinen Titel verdankt. Der zweite Balthasar, der Sohn des früh verstorbenen Bruders, hat als Rittmeister seinen Abschied genommen. Er hat vier ältere Schwestern, Emma, Rosine, Franziska und Sibylle. Emma hat den Geschäftsmann und Spekulanten Karl Wanka geheiratet. Beide haben nur Luxus und Wohlleben im Sinn. Rosine wird die Gattin des Ärztes Eduard Rübsamen. Sibylle ist verheiratet mit dem Neuadligen Kyrill von Schimkowitz. Franziska, lange unverheiratet, wird nach dem frühen Tod der Schwester Emma auf deren Wunsch hin die zweite Frau Wankers. Der zweite Balthasar nötigt durch einen nicht sonderlich feinen Handstreich den Onkel Johann dazu, ihm seine Tochter Marie zur Frau zu geben. Der dominierende Charakter des jüngeren Balthasar ist seine Starköpfigkeit und sein daraus resultierendes Insistieren auf Korrektheit und Ehre. Dieser Zug bestimmt das gesamte erzählte Geschehen und sorgt für beträchtliche Probleme für alle Beteiligten. Eine erste Probe ist seine Weigerung nach der erzwungenen Eheschließung vom Vater der Frau, die übliche Mitgift anzunehmen, weil die Ehe ja gegen dessen Willen zustande gekommen sei. Die ängstliche Marie, Ganztochter ihres Vaters Johann, von ihrem Ehemann auch bei sehr fortgeschrittener Schwangerschaft zur Erfüllung angeblicher hausfraulicher Pflichten genötigt, stirbt kurz nach der Geburt von Zwillingen, des dritten Balthasar und der Tochter Margret. Unten in demselben großen Haus wie Balthasar Burdanin mit seiner Familie lebt von diesem kaum wahrgenommen der verwitwete böhmische Schulprofessor Halik mit seinen beiden Töchtern Ernestine und Marie. Auf die jüngere, die 16-jährige Marie, wird Burdanin aufmerksam, als sie sich liebevoll der Zwillinge annimmt, die infolge einer Unachtsamkeit ihrer Aufseherin mit ihrem Wagen gestürzt waren. Nicht aus Liebe, sondern der Kinder wegen und achtlos gegenüber den Empfindungen der älteren Schwester, beschließt Bodanin Marie zu heiraten und überwindet die Bedenken des Vaters Halig. Aus der zwei Jahre nach dem Tod der ersten Marie geschlossene Ehe mit der zweiten gehen vier weitere Kinder hervor, Kläre, Roderich, Luise und Friedrich. Nur zu dem Sohn aus der ersten Ehe entwickelt der Vater ein gewisses von Enttäuschungen getrübtes emotionales Verhältnis. Allen anderen Kindern gegenüber ein strenges auf Gehorsam und Disziplin beruhendes Regiment. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie sind bescheiden. Nach dem Börsenkrach 1873 sind vorhandene Vermögenswerte verschwunden. Die Offizierspension ist gering. Einen Dienst anzunehmen, verbietet die vermeintliche Ehre. Danke. Auch der jüngeren Frau gegenüber spielt Burdanin den Herrn, von dessen Willen alles abhängt, der alleinbestimmt über alles verfügt und nie einen Einwand oder Selbstständigkeit zulässt. Seine Tyrannei beschränkt sich aber nicht auf die engere Familie, auch in denen der Schwestern und Schwäger. Selbst für die des alten Onkels Johann und dessen Sohn Hans tritt er als derjenige auf, der bestimmt, was zulässig, weil mit der Familienehre vereinbar ist und er leidet und bewirkt Katastrophen und Enttäuschungen. Wozu wird das alles erzählt? Dies wahrzunehmen hilft die kurze Vorrede. Ich zitiere, das Haus der dunklen Krüge ist das Haus der Vergangenheit. Es hat viele Kammern, viele Keller, viele Treppen, die in die Tiefe führen zu verschütteten Brunnen. Auf dem Grund dieser Brunnen schlummern die dunklen Krüge. Es ist nicht jedermanns Sache, die Krüge heraufzuholen aus ihrem Versteck. Wer sie ans Licht bringen will, darf Begegnungen nicht scheuen. Begegnungen auch mit sich selbst. Wir wissen nichts von dem, was war, wenn wir uns weigern mehr von uns zu wissen als uns zu jeder stunde lieb sein kann und wir wissen sehr wenig von uns wenn wir nicht wissen was war darum die krüger aus dem tiefen brunnen die dunklen krüge zitat ende das erinnert natürlich an den berühmten tiefen brunnen der vergangenheit zu Beginn des ersten Josef-Romans von Thomas Mann und ist auch ähnlich gemeint. lesen, des Wissens davon, dass alles Gegenwartsverständnis der Kenntnis des Vergangenen bedarf, jede Sicht auf Vergangenes aber vom jeweiligen Heute aus erfolgt. Man kann sie als Reflex der stark, wenn auch indirekt autobiografisch geprägten Art dieses Erzählens ansehen. dieses erzählens ansehen vor allem aber muss man sie als appell wahrnehmen als ein tour agitur ein noske t y dem mehrere des den leser ein beziehende wir reflexionen an hervorgehobenen stellen der erzählung entsprechen wie solche erkenntnis und verständnisbereitschaft versäumt wird zeigt eine erzählte begebenheit gleich im zweiten kapitel des ersten der sechs hauptstücke da wird erklärt warum das zunächst von allen dann nur noch von johann burdanin und in seinen bewohnte Haus seinen für das Buch titelgebenden Namen trägt. Doch die Passage weist auf Tieferes. Erzählt wird, dass die Erstellung eines neuen Zugangs zum Keller des ursprünglich gemeinsam bewohnten Hauses, in dem nach der räumlichen Trennung der beiden Zweige der Familie Johann Bodanen mit den Seinen allein lebte, Johann Burdanin mit den Seinen allein lebte, unter diesem Keller mehrere noch tiefer liegende Räume entdeckt wurden und im tiefsten derselben ein Brunnen, aus dessen Grundmorast vor Jahrhunderten versunkene, dunkel verfärbte Gefäße geborgen wurden. Von der Tatsache dieser Untertiefung des Hauses ist johann boden in der art erschreckt und wie von etwas unheimlichem entsetzt dass er weitere nachfolgen folgen verhindert den zugang in diese tiefen vermauern lässt und die meisten der funde dem stadtmuseum schenkt einige aber nimmt der neffe balthasar zu sich nicht etwa aus kunst ich zitiere etwa aus Kunstverständnis und aus Freude über die schönen, schlichten, vom Alter geheiligten Formen, sondern eher, weil die Krüge so lange unter einem bodaninschen Hause begraben gelegen hatten. Beider Familienhäupter Verhalten in dieser Sache hat sinnbildlichen Charakter. auf seine Lage und keiner Veränderung oder Entwicklung fähig. Und sein Sohn Hans, Bruder der ersten Marie, muss seltsame Wege gehen, um von dieser Ausgangslage aus wenigstens kleine und unglückselige Schritte in die Zukunft zu tun. Ebenso unangemessen erscheint hier und im Lichte der Vorrede das Verhalten des Rittmeisters. Seine Inbesitznahme der Krüge nur deswegen, weil sie unter einem bodaninschen Haus gefunden worden waren, also zu diesem Haus gehörten, entspricht seinem starrsinnigen Insistieren und seiner Vorstellung von Ehre, speziell der Familienehre, seinem Behaupten des Status quo um jeden Preis, das ihn ebenfalls entwicklungsunfähig, hart und erbarmungslos macht, sich selbst, seinen Kindern und Verwandten, vor allem seiner Frau gegenüber. Doch auch ein gegenteiliges, an der Zeit angemessenes Verhalten wird kurz vorgeführt, am Beispiel des geschichtskundigen Barons im Salzburger Land, zu dem der Rittmeister mit dem ihm zugespielten gefälschten Dokument reist, das den alten Adel der Familie zu erweisen scheint und vorübergehend rückwärtsgewandte Zukunftshoffnungen in ihm weckt. und vorübergehend rückwärtsgewandte Zukunftshoffnungen in ihm weckt. Der Baron dagegen sieht hellsichtig eine Zukunft heraufziehen, die seine eigene Lebensform und ihre Voraussetzungen infrage stellt. Mit Hinblick auf Bodanins Kinder aber vermag er dem seiner rückwärtsgewandten Illusionen Beraubtem zu versichern, die Zukunft ist mehr als die Vergangenheit. Das ist gewiss ein Teil der Botschaft, welche das Buch vermittelt. Ein anderer Teil derselben, mindestens ebenso wichtig, bisher aber kaum thematisiert, tritt deutlich in Erscheinung in der Darstellung der zweiten Marie zutage. Als 16-Jährige ist sie verheiratet worden und durchleidet das Martyrium einer Ehe, in der sie als denkende und empfindende Person missachtet wird, um es vorsichtig auszudrücken. Vers 4 erwidert, während die Kinder dem Vater nur mit Furcht begegnen. Der Kinderwegin mag Marias auch, sich Vorschriften ihres Mannes zu widersetzen. Nicht nur der engeren Familie kommt ihre Art zugute. Dank ihrer Initiative kann der Bankrotteur Wanka am Selbstmord gehindert und nach Amerika spediert werden. Sie sorgt dafür, dass die in der Ehe mit Schimkowitz psychisch ruinierte Schwägerin Sibylle nicht ins Irrenhaus entsorgt wird, sondern sich bei ihr erholen kann. Die Liste ihrer selbstlosen Besänftigungs- und Rettungstagen ließe sich verlängern. Zuletzt rettet Marie kaum aus einem völligen eigenen Zusammenbruch ins Leben zurückgekehrt die eigene Ehe, ohne dass viel Hoffnung auf eine Verhaltensänderung des Rittmeisters bestünde. Die zweite Marie, und darauf kommt es mir nun an, ist die eigentliche und einzige Heldin dieser Erzählung. Ihr Leben fürsorgender und liebender Selbstlosigkeit, trotz der auch für damalige Maßstäbe empörenden Umstände, ist der eigentliche Erzählgegenstand. In allen Konfliktsituationen sind ihre Ein- und Ansichten stets als die richtigen kenntlich gemacht. Durchsetzen kann sie sie zwar selten, dennoch werden sie wirksam. In der Gestaltung dieses Frauenlebens sehe ich die größte von dieser Erzählung erbrachte Leistung. überhaupt in der sensiblen Art, in welcher weibliches Empfinden und Verhalten dargestellt und in die engeren personellen und die weiteren gesellschaftlichen Gegebenheiten und Konventionen jener Zeit eingebettet wird. Große Kunst ist da am Werk, mit der Vergleichbares in neuerer Zeit kaum in älterer allenfalls bei fontane zu finden ist diese kunst zeigt sich auch in der behandlung des traurigen schicksals der ernestine harleck und in der teilweise bis zur burlesque getriebenen zeichnung der boden in schwestern emma und rosine. Von vielem müsste noch geredet werden, zum Beispiel von den verschiedenen in diesem Roman wirksamen Erzählstrategien, von raffinierten Szenenkompositionen, von der vielschichtigen Sinnbildlichkeit, vom Humor, der bis zum Sarkasmus gehen kann und das Lesen trotz alles dargestellten Elends zu einem ästhetischen Vergnügen von hohen Graden macht. Davon wird uns gewiss die von viel zu lange verzögerte Lesung überzeugen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Applaus Das Haus der dunklen Krüge ist das Haus der Vergangenheit. Es hat viele Kammern, viele Keller, verlassene Gewölbe, verschüttete Brunnen, auf deren Grund die dunklen Krüge schlummern. Die dunklen Krüge sind das Sinnbild dieses Buches. Die dunklen Krüge sind das Sinnbild dieses Buches. Was das Leben einst hervorgebracht, es gleicht den Geheimnissen solcher Tiefen. Selten werden sie entdeckt, meist bleiben sie verschollen oder werden, wenn ein Zufall sie ans Licht fördert, in Angst und Schrecken abgetan. Furchtsam schützt sich der Tag gegen die lauernde Nacht. sie ans Licht fördert, in Angst und Schrecken abgetan. Furchtsam schützt sich der Tag gegen die lauernde Nacht. Furchtsam flieht der Mensch aus dem Bereich der alten Unausweichlichkeiten in die jüngeren Bezirke scheinhafter Freiheit. Aber was gewährt ihm die Flucht? Er wird eingeholt. Selten geschieht es, dass einer freiwillig zurückkehrt, selbst die Schächte öffnet und erkennen will, denn in der tiefsten Tiefe muss das Unverletzliche liegen. Die Hochzeitsnacht. Es war im Jahre 1870, im Hause Burdanin wurde Hochzeit gefeiert. Ehe die Sonne des langen, glühend heißen Augusttages unterging, führte der Bräutigam, der kaiserliche und königliche Rittmeister Baltasar Burdanin, seine jungen angetraute Frau aus der Gesellschaft der Festgäste, in die für ihn eingerichteten Gemächer seines Vaterhauses. Die Stuben waren still und leer, die Fenster standen offen. Durch die weißen Schleierbahnen der Vorhänge drang in schräge Strahlen gebrochen das schwere, gelbrote Abendlicht. Der Rittmeister warf Hut und Handschuhe ab und schwang seinen Hochzeitsrock über die Sessellehne. Und nun, sprach er, nun, sage mir auch, Marie, wie glücklich du bist. Zwischen den Fenstern hing ein Spiegel. Der Mann konnte es sich nicht versagen, sein Bild mit einem Blick zu messen. Blick zu messen. Balthasar Bourdanin war ein schöner Mann, fest und gedrungen, gebaut, breitschultrig, rundköpfig, von kräftiger Hautfarbe und dunklem Haar. Die Nase stand zwar ein wenig schief in dem Angesicht und zielte mit ihrer Spitze abwärts gegen den buschigen Schnurrbart, doch stand sie nicht übel zu dem festen Munde, zu der starken Braue, zu dem dunkelrollenden hefaistischen Blick. Der Rittmeister musste sich selbst gestehen, er war ein in seiner Art prächtiger Mann. Darum hielt er die Frau, die ihn bekommen, für ein vollendet glückliches Geschöpf. Die Frau saß hinter ihm auf dem geblümten Ruhebett. Die gute Marie. Der Mann lachte ein wenig in sich hinein. Hatte das seiner Mühe bedurft, bis er sie bekam? Seine Base und Kindheitsgespielen, obwohl ihr doch so viel er wusste, vorher die Freier nicht gerade das Haus eingelaufen hatten. Auch diese Ehe hatte wie jede ihre eigentümliche Vorgeschichte. Als Kinder schon waren Balthasar und Marie im Spiel darauf verfallen, einander Treue zu geloben. Viele Jahre später hatte er sich des kindischen Verspruchs wieder erinnert. Es war damals, als er durch dienstliche Ungelegenheiten verärgert und des rastlosen Lebens in den Garnisonen müde geworden, beschlossen hatte, den Abschied zu nehmen und in der Heimat einen Hausstand zu gründen. Er schrieb an Marie, sie willigte ein. Aber als sie ihre Verlobung bekannt gaben, erhob sich die ganze Verwandtschaft dagegen. Mariens Eltern, seine eigene Mutter, seine vier Schwestern, alle fielen über sie beide her. Marie sei kränklich, sie passe nicht zu ihm, er nicht zu ihr und überhaupt tauge es nicht, wenn Vetter und Base einander ehelichten. Der Rittmeister verlachte alle diese Gründe. Aber Marie schien beeindruckt und hätte sich nach Frauenzimmerart leicht abspenstig machen lassen. Da erriss ihm die Geduld und er beschloss zu handeln. In einem offenen Zweispänner war er eines schönen Sonntagsmorgens vor ihrem Hause vorgefahren. Unter einem Vorwand gelang es ihm, das Mädchen aus der Wohnung und über die Treppe herabzulocken. Marie war, weil sie am Morgen nie fertig werden konnte, noch in Schlafrock und Häubchen. Hinter dem Tor ergriff er sie und trug sie auf den Armen aus dem Haus. Der Wagen wartete, ehe sie sich entwinden konnte, hatte er die Braut hineingesetzt, den Schlag zugeworfen und dem Kutscher zugerufen, frisch draflos und dreimal um den Ringplatz zu fahren. Es war noch früh am Tage, aber die Mariensonne schien schon recht dreist hernieder, die Leute waren auf dem Weg zur Kirche. Sie machten Augen wie gläserne Teller, als sie die sitzame Marie Bourdanin ungekämmt im Hausrock, das Rüschenhäubchen im Genick an der Seite des Vaters vorbeikutschieren sahen. Das Mädchen jammerte, schrie, machte einen Versuch, den Schlag zu öffnen und hinaus zu springen. Der Mann ließ sie lachend gewähren, denn er wusste, Marie würde nicht springen. Sie sprang auch nicht. Sondern gab sich darein, kauerte kläglich in ihrer Ecke ein Häufchen Elend und wagte nicht aufzuschauen. Dafür blickte er stolz umher und weidete sich daran, wie die Leute gafften. Nach der dritten Runde ließ er den Kutscher halten und entließ die Schluchzende in die Dunkelheit des heimischen Torflures. Eine Stunde später erschien ihr einen riesigen Rosenstrauß in der Hand bei Mariens Eltern. einen riesigen Rosenstrauß in der Hand bei Mariens Eltern. Jetzt gab er ihnen zu verstehen, könnten sie ihm die Hand der Tochter nicht mehr verweigern. So begann Balthasar Bourdanins Brautzeit. Von nun an erschien er täglich, eine Blume im Knopfloch, bei den Verwandten. Er blieb zum Kaffee, er spielte mit Mariens Bruder Schach und führte ahnungsvolle Gespräche mit ihrem Vater, seinem Onkel. So gewalttätig er aufgetreten war, um seinen Willen durchzusetzen. So sehr bemühte er sich jetzt, den gekränkten Eltern durch artig ritterliches Wesen genug zu tun. Sie schienen sich auch bald beruhigt und abgefunden zu haben. Nicht so die Braut. Sie hielt sich meist abseits, wenn der Bräutigam zu Besuch kam. Sie hatte nie viel mit ihm zu reden gewusst. Jetzt ließ sie sich manchmal entschuldigen. Sie habe Kopfschmerzen oder Herzklopfen und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Ihre Mutter, Frau Margarethe, blickte den Neffen kummervoll an und seufzte. Ja, es sei nur zu wahr, Mariechen sei ein doch gar zu schwächliches Kind. zu schwächliches Kind. Der Rittmeister lachte. Ein Kind war Marie wahrlich nicht mehr zu nennen mit ihren bald 30 Jahren und für schwächlich konnte man sie ebenso wenig halten, war sie doch eher rundlich geraten und zu früher Behäbigkeit neigend. Sie sollte nur froh sein, dass sie noch unter die Haube kam, dazu in der eigenen Familie. Die längst vorbereitete Ausstattung wurde aus ihren Truhen und Verstecken gehoben, Leinen und Damaste stapelten sich zu wahren Gebirgen. Von Zeit zu Zeit wurde ein Teil in Buckelkörbe verpackt und Mariens Mutter zog mit drei keuchenden Lastenträgerinnen in die zukünftige Wohnung der Tochter. Dort füllte sie die Schränke, in die zukünftige Wohnung der Tochter. Dort füllte sie die Schränke, steckte Vorhänge auf, tierte die Wände mit frommen Bildern. Diese Arbeit des Nestbaues stimmte die gute Frau wie jede ehrliche Mutter, die ihrer Tochter das Ehehaus bereitet, wehmütig, aber zufrieden. Nur das eine war merkwürdig, dass Marie selbst niemals den Wunsch zeigte, sich an diesen Unternehmungen zu beteiligen. Balthasar Bourdanin wohnte in der Neustadt in einem Haus, welches sein Vater gekauft hatte. Es hieß das Kamerale, weil in einem seiner Flügel eine Behörde, eben das Kameralamt, mit seinem verstaubten Registern und Katastern einquartiert war. Die bodeninschen Wohngemächer nahmen den anderen, besseren Trakt des Baues ein. Er war ein großer, gelb gestrichener Kasten im nüchternen Stil der josefinischen Fiskalbauten. Der Weg dahin war nicht weit. Aber Marie, die sonst eine eifrige Spaziergängerin war, schien in jener Zeit den Gang vor die alte Stadt zu scheuen. Wenn die Mutter sie aufforderte, mitzukommen und sich doch auch einmal in ihrem neuen Heim umzutun, senkte die Tochter das ein wenig schwere, ein wenig gelbliche Gesicht und erwiderte mit sanfter Stimme, ach Mamachen, das wirst du allein alles viel besser machen. Aber am Abend des Hochzeitstages gab es keine Ausflüchte mehr. Da halfen nicht Kopfschmerzen oder Herzbeschwerden. Das Weib musste dem Manne folgen, wie das Gesetz es befahl. werden. Das Weib musste dem Manne folgen, wie das Gesetz es befahl. So stieg sie in den Wagen, nahm Abschied, sie streckte die Hände noch nach den ihren aus, als die Pferde schon anzogen. Eine späte pomeranzenfarbene Sonne stand über dem Horizont und schien der Braut in das hochglühende Gesicht. Sie tastete nach dem Miederrand. Dort stak das Muttergottesbild, das ihr die alte Küchenmarkt heute Morgen ins Schnupftuch geschmuggelt. Es sei dreimal stark geweiht, hatte ihr die Alte zugeraunt, dreimal mit besonderem Segen. Daran dachte die Braut, während sie an der Seite des Mannes saß, und es war ihr in diesem Augenblick der einzige Trost. Balthasars Mutter und seine Schwestern waren dem jungen Paar schon vorausgefahren. Marie kam nicht als Herrin in ein eigenes Heim. Burdanin kam nicht als Herrin in ein eigenes Heim. Die alte Witwe Burdanin herrschte noch immer da hier und ihr Sohn, der Rittmeister, fand es nur natürlich, dass seine Frau unter der Regentschaft seiner Mutter, ihrer Tante, hausen sollte. In einer Küche sollten sie wirtschaften, von demselben Gesinde bedient werden. Von den vier Burdanin-Töchtern, seinen Schwestern, waren drei verheiratet, aber auch diese tauchten fast alle Tage im Kameralamt auf. Das lag den Burdaninschen so im Blute, dass sie sich eng beisammen hielten oder, wenn sie schon einmal getrennt waren, unfehlbar zurückstrebten zu der alten Einheit. Der Torbogen des Hauses war begrenzt. Als die Neuvermehlten ankamen, standen die Mutter und die Schwester des Ehemannes schon davor. Sie traten auf die Braut zu und hießen sie willkommen, wie es sich gehörte. Sie hatten alle ein wenig Furcht vor Balthasar. Auch hätte es gegen die Spielregeln ihres Standes und ihrer Bildung verstoßen, heute am Tag der Vermählung in starrsinniger Ablehnung zu verharren. Sie waren Bürgersfrauen und Österreicherinnen und also erfahren, wie man Feldzüge mit Anstand verliert und wie man halsstarke Absolutismen durch milde Patente ersetzt. Später am Abend weilte Frau Josefin Burdanin in der Küche und überwachte die Arbeit der Mägde, die das durch die vorausgegangenen Feierlichkeiten in Unordnung gebrachte Silberzeug putzten und polierten. Unablässig liefen die Augen der Frau zählend und prüfend über die Reihen der Bestecke, aber ihre Gedanken irrten ab und suchten das junge Paar, das allein zu lassen jetzt Sitte und Anstand geboten. In der Mutter des Mannes walten allerlei Ahnungen. Ihr war bänglich zumute, und doch empfand sie eine Art Genugtuung, als nun das Stubenmädchen zu ihr trat und mit einem schlecht verhehlten Lächeln raunte, die Knedige möchte so gut sein, zur jungen Knedigen zu kommen, die junge Knedige liege auf dem Sofa und weine. möchte so gut sein, zur jungen Gnädigen zu kommen. Die junge Gnädige liege auf dem Sofa und weine. Die Hausmutter warf dem Mädchen einen eisigen Blick zu, band sich die weiße Schürze vom schwarzen Taftkleid ab und begab sich in die Wohnung der Neuvermählten. Balthasar war nicht zugegen. Die Schwiegertochter lag abgewandt auf dem Ruhebett. Sie hatte den Arm über das Gesicht gelegt und atmete hörbar. Marie, sagte Frau Josefin und berührte sie an der Schulter. Marie ließ den Arm sinken. Sie hatte nicht geweint, aber ihre Augen blickten starr vom Ausdruck dumpfer Ängstlichkeit. Ausdruck dumpfer Ängstlichkeit. Tante rief sie und richtete sich auf. Ich glaube, ich muss nach Hause. Zu Hause wird mir besser. Ist dir denn schlecht, Marichen? fragte Frau Josefin. Ja, oh ja, ich spüre mein Herz. Ich kann nicht atmen. Nach Hause kannst du jetzt nicht, sagte Frau Josefin. Du musst dich auch hier beruhigen. Daheim habe ich den Baldrian, sagte die Jüngere. Baldrian habe ich auch, antwortete die Schwiegermutter. Sie ging, die Flasche zu holen. Der Widerstrebenden flößte sie einen Löffel ein. Danach lag jene still mit geschlossenen Augen. Frau Josefin betrachtete ihr Gesicht. Es war noch nicht alt, aber auch nicht mehr jung. Es war nicht schön, nicht hässlich. Es war stark geprägt, die Stirn rund. Auf der Oberlippe zeigte sich ein dunkler Anflug und am Kinn der Ansatz zu einer Doppelfalte. Die Schwiegermutter reckte sich empor, dass ihr schwarzseitendes Kleid in den Nähten krachte. Sie selbst war nie schön gewesen. Riesig von Gestalt und knochenschwer, mit einer überhängenden Nase in einem zu kupferner Färbung neigenden Gesicht. Aber ein tüchtiges Weib war sie doch gewesen, voll verlässlicher Vernünftigkeit, ohne Faxen und eingebildeten Herzbeschwerden. Nun, Marichen, sagte sie, wird es besser? Diese lag unbeweglich. Nein, flüsterte sie nach einer Weile. Es ist der rechte Baldrian nicht, der rechte schmeckt anders. Er ist von Rübsamen, erwiderte die Schwiegermutter mit Bedeutung. Rübsamen war einer ihrer Schwiegersöhne. Doktor der gesamten Heilkunde. Und die Familie war übereingekommen, ihn für ein medizinisches Genie hoher Grade zu halten. ein medizinisches Genie hoher Grade zu halten. Marie bewegte ihre bläulichen Lippen, als betete sie. Tante, sagte sie nach einer Weile, Tante, glaubst du, dass ich gleich ein Kind bekommen werde? Frau Josefin verbiss ein Lachen. Warum solltest du denn gleich ein Kind bekommen?«, fragte sie zurück. »Das ist doch so,« murmelte Marie. »Bei dir war es bei dir nicht auch so?« »Ja, die Sibylle habe ich bald bekommen,« antwortete Frau Josefin in unwillkürlichem Stolz. Und im anderen Jahr kam die Emma und bis zum Balthasar hat es dann auch nicht mehr lange gedauert, aber bei dir, fügte sie hinzu, braucht das doch alles nicht so zutreffen. Ach Gott, stöhnte die junge Frau und wälzte den Kopf im Kissen hin und her. Du bekommst vielleicht gar keine Kinder, Marie, wo du doch kränklich bist. Du bekommst vielleicht gar keine Kinder, Marie, wo du doch kränklich bist. Marie rührte sich nicht. Soll ich dir ein Glas Wermut holen? fragte Frau Josefin. Als Marie abwehrte, sagte sie, du hast recht, du hast ohnehin zu viel getrunken. Auf einmal setzte sich Marie auf und griff lehentlich nach Josefines Hand. Bleib heute bei mir, Tante. Ich bitte dich, nur dieses einzige Mal. Der liebe Gott wird es dir vergelten. Jetzt weinte sie wirklich. Frau Josefines Schwarzseidenes krachte wieder in seinen Nähten. Sie saß eine Weile starr und blickte geringschätzig auf dieses Häufchen Elends nieder. Wenn du es durchaus willst, sagte sie, aber zuvor muss ich mit Balthasar reden. Meinst du nicht auch? Nach einer Weile kam sie zurück und sagte, gut, ich bleibe, die Baruschka wird mir das Bettzeug bringen. Indessen stand der vielleicht zu Recht erzürnte Gatte in seinem Zimmer nebenan und goss sich ein Glas Tokaja Wein nach dem anderen ein. Das erste Glas hat er noch zum Fenster hinausgeworfen, in die Tiefe des Hofes geschleudert, dem zweiten Glas hat er nur mehr den Stängel abgebrochen, beim dritten fühlte er Beruhigung und Gelassenheit in seinem Inneren einziehen. Weibergetue und Geflänne, was konnten sie ihm eigentlich anhaben? Die Nacht fiel rasch unter dem dunstigen Himmel herein. Die Baumkronen regten sich nicht, schwarz standen die Massen der Wipfel stumm geduckt Blatt an Blatt. Die Luft war schwer, sie roch nach Stall und Erde. Ein rotes Lichtauge glomm im Hof, es brannte im Stall bei den Rittmeisters Pferden, dem Rappenhengst Aladin und der Kütcherstute Berenike. Der Rittmeister sog den Geruch von Pferdeschweiß und Leder ein. Immer wenn er entspürte, zog ein unnennbares Gefühl durch seine Brust. Reitersehnsucht und Entzücken, gemischt mit einem tiefen Gleichmut gegen alle anderen Belange des Lebens. Dieser Gleichmut machte ihm das Wesen männlicher Freiheit aus. Sein Lebtag lang hatte er sich um das verworrene Getriebe der Weiber nicht sonderlich geschert. Nie hatte er die Erfahrung dessen gemacht, was man in seiner Zeit eine Passion nannte. Da er aber doch heiraten wollte, hatte er sich die Base gewählt, die er so gut zu kennen glaubte wie eine seiner Schwestern. Als Knabe von zehn, als Mädchen von fünf Jahren, hatten sie miteinander Hochzeit gespielt. Als Mädchen von fünf Jahren hatten sie miteinander Hochzeit gespielt. Er, Balthasar, war im Zylinder seines Vaters zur Zeremonie erschienen, Marie mit einem weißen, frisch gestärkten Vorhang als Schleier über dem Haar. Weil niemand zugegen war, der sie hätte trauen können, besorgte der Bräutigam selbst die Kopulierung. Er band Mariens Hand mit einer hänfernen Schnur an die Seine. Danach brachen sie in der Mutterspeisekammer ein und kosteten den Hetsche-Petsch-Wein. Er schmeckte ihnen vorzüglich. Sie kosteten noch einmal. Endlich stiegen sie auf den Dachboden, legten sich jedes in eine Kiste und schliefen ein. Der Knabe erwachte dadurch, dass sein Vater ihn am Kragen gepackt hielt und aus der Wolle hervorzog. Es zeigte sich, dass Balter sah auf des Vaters neuem Zylinder gelegen und dass Mariens Brautschleier über und über mit Staub und Spinnenbeben bedeckt war. da er über und über mit Staub und Spinnenbeben bedeckt war. Der Vater achtete die Würde des jungen Ehemannes so wenig, dass er ihn im Angesicht der rabenschwarzen Braut über sein Knie legte und ihn verdrosch. Es waren die letzten Schläge, die Balthasar erhielt. Danach rührte ihn der Vater nie wieder an. Trotzdem vergab ihm der Sohn diese letzte Züchtigung niemals. Vielleicht war es der Trotz gegen den nun schon lange Verstorbenen gewesen, der den Rittmeister veranlasst hatte, so beharrlich und zuletzt auf so ungewöhnliche Weise, um die Base zu freien. Jetzt war Marie die Seine geworden. Er hatte das Kinderspiel mit ihr im Ernst besiegelt. Als Balthasar das dachte, erschrak etwas in ihm. Der Wein hatte seine Wirkung getan. Seine Sinne waren auf merkwürdige Weise geschärft und umnebelt zugleich. Er goss sich zum vierten Male das Glas voll, doch trank er nicht mehr davon. Im Hintergrund der Stube ließ er sich auf einem Ruhebett nieder, lehnte sich zurück. So saß er lange. Im Hause wurde es still. So saß er lange. Im Hause wurde es still. Nach einer Zeit geisterte über die Decke des Zimmers der Widerschein einer kleinen Laterne, die drunten im Hof vorbeigetragen wurde. Die Mutter trug sie, das wusste Balthasar. Frau Josefin, die heute wie alle Tage, ehe sie schlafen ging, mit einem Licht durch Haus und Hof wanderte und nach dem Rechten sah. Sie schloss die Fenster, sie versperrte Türen, hob da einen verkollerten Apfel auf, fand dort einen vergessenen Besen stehen. Das war ihre Sparsamkeit. Mit diesem Verfahren glaubte sie, das Heil des Hauses gerettet. Die gute Mutter, sie war kleiner Leute Kind, er, der Sohn, hatte in der großen Welt gelebt. An diese Zeit gemahnte ihn der Geruch von Pferden, Sätteln, Feldern und Fernen. Es war die Zeit, die er, der Bürgersohn, in einem feudalen Reiterregiment in Ungarn gedient hatte, da er mit einer Gräfin eine gläserne Wand durchtanzt, da er die Spielschulden seiner fürstlichen Kollegen und Kameraden bezahlt und räuberischen Zigeunern seine Monatsgage geschickt hatte, als ritterliche Anerkennung dafür, dass er sie mit seiner Schwadron zwei Tage und Nächte vergeblich in den Wäldern der Tatra gejagt hatte. Herrlich dünkten ihn diese Zeiten. Der Erinnerung bunte Bilder tanzten um ihn. Als er nachts erwachte, schrak er empor. Ein paar Sekunden lang glaubte er, er habe den gestrigen Tag seiner Hochzeit nur geträumt. vor ihm Mariens abgelegter Schleier samt dem welkenden Kranz aus Rosmarin. Der Mann blickte darauf nieder und er warf einmal, als habe hier jemand ein Spiel zu weit getrieben. Die Mitgift. getrieben. Die Mitgift. Marie war die einzige Tochter Johann Burdanins, eines sanften und duldsamen Mannes. Während die Balthasarischen Burdanins, die ältere Linie, vor etwa 30 Jahren in das josefinische Kameralamt gezogen waren, wohnte Jena mit den Seinen im alten Stammhaus an der Ecke des großen Ringplatzes und der schmalen Dominikanergasse. Es war ein sehr altes Haus mit Kreuzgewölben im Unterstock, an dessen Mauerrippen noch uraltes, fratzenhaftes Bildwerk zu sehen war. Wir nennen es das Haus der dunklen Krüge. Einmal nämlich, als der Hausherr Johann Burdanin einen neuen Eingang in den Kohlenkeller brechen lassen wollte, war man ganz unvermutet auf einen verborgenen Schacht gestoßen. In dem Schacht führte eine Treppe abwärts, auf bröckelnden Stufen gelangte man in ein neues Kellergelass. Von diesem ging abermals eine Treppe nieder, man stieß auf ein drittes Stockwerk unter der Erde, weit in den gewachsenen Felsen eingehauen. In diesem Keller war ein Brunnen. Aus seinem tiefen Grunde glänzte es schwarz von unversiegtem Wasser. Ein beherzter Mann ließ sich an einem Seile hinunter. In den Morast des Grundes eingesunken, fand er eine Menge Scherben und Gefäße, gehänkelter und ungehänkelter Krüge, Tiege und Schüsseln. Mit diesen waren wohl vor vielen hundert Jahren die wasserschöpfenden Frauen herabgestiegen in die Quellkammer, und dieser oder jener mochte das Gefäß entglitten und durch das Wasser langsam hinabgetrudelt sein bis zum Grunde, wo es als dann liegen blieb und verloren war. Nun brachte man Stück für Stück herauf. Die Gefäße hatten sich alle mit der Farbe der Finsternis und des Moders, mit einer dunkelgrünen, ja schwarzen Patina, überzogen. Der Fund erregte Aufsehen. Man begehrte, die neu erschlossenen Verliese untersuchen und nach weiteren, vielleicht noch verborgenen Hölungen abklopfen zu dürfen. Da aber schien der Hausherr, der sich bisher ferngehalten hatte. Auf der ersten Kellerstiege stand er und schrie, er dulde nicht, dass man noch weitere Kellergelasse freilege oder auch nur die schon geöffneten durchsuche. Kellergelasse freilege oder auch nur die schon geöffneten durchsuche. Die Mauern gebot er, den Schacht zu schließen. Er achtete nicht auf Einwände und Vorstellungen. Sein Gesicht war bleich. Er zitterte. Sein feines blondes Haar sträubte sich vor Entsetzen. Mauer zu, Mauer zu, rief er und floh dann wie von Geistern gejagt die letzte Treppe zur Oberwelt hinauf. So gehorchten die Arbeiter, rasch wurde der Schacht geschlossen. Die geborgenen Gefäße aber ließ der Ängstliche aus dem Hause schaffen. Die meisten schenkte er dem Stadtmuseum, einige nahm sein Neffe Balthasar, der Rittmeister, an sich. Er nahm sie weniger aus Kunstverständnis und aus Freude über die schönen, schlichten, von Alter geheiligten Formen, sondern eher, weil die Krüge so lange unter einem bodaninschen Hause begraben gelegen hatten. Mariens Vater hatte sich am Tage nach der Hochzeit schon um sieben Uhr des Morgens erhoben. hatte sich am tage nach der hochzeit schon um sieben uhr des morgens erhoben er hatte keine ruhe gefunden in der nacht ein plan den er gefasst und den zur ausführung zu bringen er eben diesen tag erwählt hatte machte seine nerven zittern dazu schmerz in der kopf und in seinem magen revoltierten die säfte er nahm seinen täglichen druck trug von k Karlsbader Salz, als dann schlürfte er einen Tee aus Minzenkraut. Schließlich, als es acht Uhr schlug, tauchte er sein Gesicht in lauliches Wasser. Im Nebengemach lag seine Garderobe bereit. Er hätte den vorbereiteten Start anlegen und im Augenblick fertig sein können. Aber die ängstliche Unentschlossenheit seiner Natur hinderte ihn daran. Er verwarf das gewählte Beinkleid und suchte ein neues. Er suchte ein anderes Hemd, durchwühlte die Schränke, warf alles durcheinander. Mithilfe eines Barbiers sanierte er Haar und Bart. Aber am späten Vormittag geschah das Malheur. Er schüttete sich eine flüssige Pomade auf den Rock. Bebend und am ganzen Leibe schwitzend, musste er also noch einmal wechseln. Die Gattin schallt, der Babier grinste, die Küchentierin kicherte hinter der Tür. Schlag halb zwei verließ Onkel Johann nüchtern und verstört das Haus. Seit einer Stunde wartete der Wagen. und verstört das Haus. Seit einer Stunde wartete der Wagen. Der Kutscher empfing den Gast mit unverhohlenem Ärger und ungeduldigen Peitschenknallen. Erschrocken suchte Onkel Johann nach seiner Börse und reichte dem erzürnten Wagenführer im Voraus einen fürstlichen Lohn. Der Wagen fuhr zum Kameralamt. Balthasar hatte mit seiner Mutter und seiner Frau zum Mittag gespeist. Jetzt saß er allein in seiner Stube bei einer Schachpartie. Er war ein großer Liebhaber dieses Spiels und pflegte, wenn er keinen Partner hatte, allein gegen sich selbst zu spielen. Ja, so grübelte er auch heute über einer Konstellation. Die Damen hat er gleich zu Anfang abgetauscht, es behagte ihm heute besser, nur mit den Behändenläufern, den kühnen Springern, den barbeißigen Türmen zu verfahren, als mit den majestätischen Königinnen, die ja doch nur immer bewacht, gedeckt und hofiert sein wollen. Dazu rauchte er eine riesige Pfeife. Er stopfte sie aus einer dickbauchigen Dose mit groben und höchst unlieben duftenden Kraut. Dieses war das Geschenk seines ungarischen Burschen Korman Bendnitzel, das alljährlich in ansehlichen Ballen eintraf und welches aufzuschmauchen der Rittmeister aus Anhänglichkeit an den alten Haudegen um keinen Preis unterlassen hätte. All diese Erinnerungen und Treulichkeiten pflegte der Rittmeister mit Sorgfalt, ja, mit Leidenschaft. Er ließ sich in ihnen durch keine Vorurteile stören. Die kroatischen Bauernsöhne, welche er bei Solferino ins Feuer geführt hatte, kehrten in seinen Erzählungen ebenso oft wieder wie die kommandierenden Generale. Was verstand Onkel Johann? Der Lavendel duftende von den bittersüßen Opfergerüchen, welche Balthasar Burdanin der alten Kameradschaft aus seiner Meerschaumpfeife darbrachte. Verzweifelt stand er auf der Schwelle und blickte in den wogenden Qualm. Ah, du bist es, lieber Onkel, oder Schwiegerpapa, erscholl des Rittmeisters Stimme in jovialem Ton. Nur hereinspaziert, wenn ich bitten darf, meinen gehorsamsten Diener, wie hast du geruht? Ja, dank dir, dank dir, stammelte Onkel Johann und sank auf ein Stühlchen nieder. Du entschuldigst, dass ich dich so formlos überfalle zu dieser Zeit. Ach, und in diesem Aufzug, sieh mich nicht an, ich bitte dich. Ei, warum denn gar, fragte Balthasar und trug die Pfeife in den abgeschlossenen Alkofen. Er wusste, dass der Onkel den Knaster nicht vertrug. Du bist doch immer wie aus dem Ei geschält. Ich dagegen, ich rauer Krieger. Onkel Johann tat, als wolle er sich erheben. Keine Umstände, flehte er. Du willst doch dein Pfeifchen nicht verbannen. Ich müsste sonst gleich wieder gehen. Der Neffe legte seine Hand auf des Onkels Schulter. Da bleibst du sitzen und Ruhe. Marie, rief er aus dem Türspalt, dein Vater ist hier, lass einen Mocker bringen. sich heute nicht ganz wohl fühlt. Leider. Hat dir angedeutet? murmelte Balthasar und runzelte die Stirn. Verfluchtes Weibervolk muss immer schwarzen. Er schob das Schachbrett zur Seite. Onkel Johann war kein Partner. Eine der Damen fiel zu Boden. Der Rittmeister schubste sie rasch mit der Stiefelspitze unter den kasten jetzt heftete er den blick auf des schwiegervaters gesicht wie siehst du aus unkel bist du krank dieser hat es ein schnupftuch hervorgezogen und tupfte sich den schweiß von der stirne seine züge waren zart und eigentlich schön auf den schäfen trat die feine Zeichnung der Adern hervor. Die Wangen waren schmal, eingefallen, die Nase länglich, die Augen hell und blickten immer, als wollten Tränen unter ihre blaue Iris dringen. Übrigens hatte er, anders als der Neffe, der schon zur Kahlheit neigte, dichtes Haupthaar und sein Bart lockte sich. Er war hochgewachsen und hielt sich in Gesellschaft aus Artigkeit gerade wie eine Tanne. Allein geblieben ließ er sich leicht gehen, wölbte die Schultern und ließ den Kopf gegen die hohle Brust sinken. Lieber Schwiegersohn, begann er jetzt. Seine Stimme klang belegt. Lieber Schwiegersohn, du wirst meinen Besuch erwartet haben, denn ich bin dir, wie du weißt, eine Erklärung schuldig, eine höchst wichtige Erklärung, welche ich dir, woran du nicht zweifeln kannst, längst gegeben hätte, wenn du mir erlaubt hättest zu sprechen. Allein bis heute warst du nie so gütig. Ah, deshalb, fiel ihm bald das Einswort. Wegen der Mietgift. Lass es gut sein, mein Bester. Da habe ich so meine eigenen Ansichten. Nein, oh nein. Onkel Johann knöpfte seinen Frack auf und zog aus der geschwollenen Westenjacke ein ledernes Portföl hervor. Aus der Tasche seines linken Frackschoßes förderte er ein Brillenfutteral zutage, aus der Tiefe seines rechten Frackschoßes holte er ein Läppchen aus Hirschleder. Da er bald das Schachpartie nicht zu zerstören wagte, schichtete er das Ganze auf seine zusammengeklemmten Knie, verlor es jedoch aus seiner Gewalt, es stürzte, lag auf dem Boden zerstreut. Der Neffe bückte sich, danach Onkel Johann im gleichen Bemühen rammte seinen Kopf an ihn. Nach tausend Entschuldigungen wurde endlich Raum zur Ausbreitung der johannitischen Umständlichkeit geschaffen und endlich konnte der Zitternde in seinen unterbrochenen erklärungen fortfahren hier ist ein überblick über das gesamte oder nische vermögen vom jahre 1710 an in dem wie du weißt mein seliger an dein ur ur ur großvater, in unsere Stadt eingewandert ist. Hier ist ein Überblick über das, wenn ich so sagen darf, auf mich gekommene Erbe und dessen Entwicklung bis zum letzten Jahre 1869. Hier ist eine Abschrift der letztwilligen Verfügungen, welche wir, meine Frau Margarethe und ich, getroffen haben. Hier endlich die Erklärung über Mariechens Mitgift. Johann Burdanin hatte die Seidenbänder gelöst, welche die einzelnen Blätter zu bündeln vereinigt hatten und entfaltete nun einen Bogen um den anderen. Jeden einzelnen schob er dem Neffen zu. Mariechens Mitgift hob er noch einmal an. Balthasar Baudernin warf einen flüchtigen Blick auf die Papiere. Sie waren mit den allersorgfältigsten Schriftzeichen auf das Wunderbarste bemalt. Nächte hat der Onkel Johann geopfert, um in verzweiflungsvollen Mühen von Bergen, um in verzweiflungsvollen Mühen von Bergen, verschriebener, zerknüllter, weggeworfener Blätter umhäuft, diese kalligrafischen Wunderwerke herzustellen. Aber dem Neffen gewannen sie keine Aufmerksamkeit ab. Lass mich in Ruhe mit Mariens Mitgift. Ich will nichts sehen und hören davon. In Onkel Johans Augen schossen Tränen. Wie ein Kind, welches mit unendlicher Mühsal seine Lektion zu Wege gebracht hat und sie jetzt um jeden Preis an den Mann bringen will, hob er flehend die Hände. Habe die Güte, mein bester Bitte, habe die Güte, ich habe sonst keine ruhige Stunde mehr. Du und Mariechen, ihr seid jetzt Mann und Frau. Mit Gottes Hilfe. Es ist jetzt die Stunde, die allerletzte, um die Mariens Mitgift zu unterbreiten. Die letzte, sagte der Schwiegersohn ingrimmig lachend. Und ich hoffe auch, das allerletzte Mal davon gehört zu haben. Onkel Johans Hände irrten zitternd über die Blätter. Und während er nach einem suchte, welches vielleicht doch noch Gnade finden würde, fühlte er sich sanft zur Seite geschoben und sah die Früchte seines Mühens, oh Schreck, unter dem Mockertablett begraben, welches die Küchendirn indessen unbemerkt hereingebracht hatte. Graben, welches die Küchendirn indessen unbemerkt hereingebracht hatte. Alles zu seiner Zeit, sagte die Jüngere gemütlich, aber nach dem Essen gehört sich nun einmal der Mokka. Warum, du verdammtes Weibsstück, bringst du den Zucker so grob zerstoßen? Onkel Johann wagte nicht zu sagen, dass er noch nicht gegessen habe, deshalb auch keines Mockers bedürfe. Aber schon stürzte der Rittmeister den heißen Strahl in die Tassen. Kapuziner oder Gold? fragte er. Ja, ihr soliden Leute, zieht das Helle vor, der Teufel hol's, mir kann der Satan nicht schwarz genug sein. Höre mich an, sagte er dann, nachdem er getrunken und den Zuckerschleim aus der Tasse gelöffelt hatte. Höre mich an. Ich habe die Marie gegen deinen Willen geheiratet. Keine Widerrede, lieber Schwiegervater. Es war ja jene Sonntagmorgen-Spazierfahrt notwendig, um dich davon zu überzeugen, wie unabänderlich mein Entschluss feststand. Marie wäre, wie jedermann weiß, eine gute Partie gewesen. Sie wäre es auch für mich gewesen, wenn ich sie unter anderen Umständen bekommen hätte. So ist es deine Schuld, Teuerster, nur deine Schuld. Teuerster, nur deine Schuld. Ich kann es mit keinem Standpunkt vereinbaren, die Ehe mit einer begüterten Frau erzwungen zu haben. Die Ehe, erräusperte sich, ist vollzogen. übrig, ich verzichte auf die Mitgift. Ja, aber wieso denn, stammelte Onkel Johann entsetzt. Habe ich eben erklärt. Hiermit stelle ich in aller Form fest, dass ich von dir und der verehrten Tante keinen roten Heller annehme. Und wenn ihr mir die Marien, Gold und Perlen einpacken wolltet, und damit basta. Onkel Johann saß mit offenem Munde. Oh Gott meine arbeit meine mühe dachte er alles vergeblich ich bitte dich begann er noch einmal lieber neffe lieber schwiegersohn nur einen blick nicht nötig werte bald dass er ab jetzt lasse ich einen cherry kommen und wir trinken auf unseren Entschluss. Einen Sherry nach dem Mokka? Das auch noch? dachte Onkel Johann und sein Herz versank in Verzweiflung. Nach dem Abendessen tat Balthasar Boudanin seiner Frau und seiner Mutter kund, was er heute Mittag Mariens Vater eröffnet hatte. Er tat es im gleichgültigsten Ton, als wäre die Sache kaum der Rede wert. Während er sprach, trommelte er mit den Fingern einen Marsch auf der Tischplatte. Man hatte schon abgedeckt, nur der Brotkorb stand noch da. Ihn drehte der Rittenmeister nun gegen Marie und sagte, Du bist also eine arme Braut, mein Kind, merke dir das. Aber du hast ein täglich Brot bei mir. Die junge Frau saß mit gesenktem Blick. Sie war dunkelrot geworden. Jetzt schlug sie die Augen gegen den Mann auf, geraten, glühenden Blickes. So hatte Marie Balthasar noch niemals angeschaut. Nein, stieß sie hervor. Ich will dein tägliches Brot nicht, Balthasar. Ich will keine arme Braut sein. Ich will nicht von dir dazu gemacht werden. Ich will es nicht. Erlaube mal. Nein! Schrie Marie. Denn wer nichts hat, der ist verkauft und verraten. Und ich will nicht verkauft sein. Was geht mich das an, was du willst? Es ist mein Geld, worauf du verzichtest und was du herschenkst. Du kannst mein Geld nicht verschenken. Es gehört mir und niemandem sonst. So, sagte Balthasar. Doch sein Gesicht lief dunkelrot an. Dir ist es also gleichgültig, wenn die Leute mit Fingern auf deinen Gatten weisen? Niemand weist mit Fingern auf dich, ergriff Frau Josefin das Wort. Das ist wieder so eine tolle Kavalleristen-Idee. Seit wann ist es denn eine Schande, ein reiches Mädchen zu heiraten? Das wäre mir ja noch schöner. Das verstehst du nicht, Mutter, brauste der Sohn auf. Was ich meinem Standpunkt schuldig bin, das weiß nur ich allein. Aber was du mir schuldig bist, das weißt du nicht, sagte Marie. Sie bebte am ganzen Leib. Das weißt du nicht, sagte Marie. Sie bebte am ganzen Leib. Du machst mich zur Bettlerin, ehe ich noch einen Tag in deinem Hause gelebt habe. Zur Bettlerin, rief Bourdain ihn aufspringend. Morgen verschreibe ich dir 5000 Gulden, das ist ein Drittel meines Vermögens, aber ich hätte 7000 bekommen, schluchzte Marie. So werde ich dir 7000 verschreiben, schrieb Burdanin. Morgen oder wenn du willst, noch heute. Balthasar, Balthasar, rief Frau Josefin warnend dazwischen. Ja, heute noch. Er riss eine Schublade aus seinem Schreibtisch hervor, einen Bogen sie, was wird dann mit dem Geld? Sterben, sagte der Gatte, du wirst 80 Jahre alt oder 100 und wirst mich zehnmal begraben. Die Frau schaute auf und etwas änderte sich in ihrer Miene, als dämmerte ein ängstliches, tierstumpfes Hoffen in ihr auf. Ihre Stirn kletterte sich, ihr Auge verlor den stend Blick der Erbitterung. Meinst du, murmelte sie, meinst du, dass ich so alt werde? Ach, wenn ich nur 50 würde, wenn ich nur 50 Jahre zu leben hätte. Wir werden weitersehen. Applaus Schwer jetzt etwas zu sagen, aber ich möchte dennoch ganz, ganz herzlich danken für die schöne Einführung, Hinführung zum Text und für diese wunderbare Lesung. Wir möchten Sie hinweisen auf den Büchertisch, da finden Sie Werke von Gertrud Fusseinecker, vermutlich haben Sie sie schon, aber vielleicht möchten Sie sie gnieren lassen. Sie finden auch einen Band, herausgegeben vom Adalbert-Stifter-Institut, zu einem Symposium, Stifterinstitut zu einem Symposium, das anlässlich des 100. Geburtstages von Gertrud Fusenegger zu zentralen Motivkomplexen ihres Werkes im Kontext auch des literarischen Nachlasses stattgefunden hat. Das Literaturcafé hat geöffnet. Wir freuen uns, wenn Sie hierbleiben noch ein bisschen oder bald wiederkommen. Einen recht schönen Abend noch.