Herzlich willkommen an diesem sommerlich heißen Donnerstagabend bei einer weiteren Ausgabe der Senderei der Stachel im Fleisch hier aus dem Studio von DorfTV in der Kunstuniversität Linz. Ja, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt Medien vor die Herausforderung, wie denn über diesen blutigen Konflikt an der Ostgrenze der Europäischen Union zu berichten ist. Die Pressefreiheit ist dafür wohl die wichtigste Voraussetzung, um eine unabhängige und kritische Sichtweise zu ermöglichen. Und tatsächlich, jetzt der Blick auf Österreich gerichtet, ist unser Land im internationalen Ranking der Organisation Reporter ohne Grenzen mittlerweile auf den 31. Rang abgerutscht. Hat auch für ein sprechend kritisches Aufsehen gesorgt hierzulande und damit rückt natürlich auch die journalistische Praxis in Österreich, was eben den Krieg in der Ukraine betrifft, in den Mittelpunkt. Und genau das ist es auch, was ich heute näher beleuchten will in meiner Politik-Sprechsreihe mit Vorwärtstrang, wo ich zwei sehr spannende Gäste bei mir im Studio begrüßen darf. Gleich neben mir aus Wien gekommen die Journalistin und Autorin Meinhard Kurbanova und rechts neben ihr ebenfalls aus Wien gekommen, die Journalistin und Autorin Meinhard Kurbanova und rechts neben ihr ebenfalls aus Wien gekommen, Fritz Hausiel, Professor am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien und neuerdings auch Präsident der Reporter ohne Grenzen in Österreich. Er war ehemals mein Professor, freue mich heute sehr. Vor 30 Jahren habe ich ein Seminar beim Herrn Hausiel besucht. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns heute hier begegnen im Studio von DorfTV. Ja, Frau Kubanova, ich möchte trotzdem mit Ihnen beginnen, denn Sie haben eine unglaublich spannende Biografie, die mich auch veranlasst hat, sie heute einzuladen, denn sie sind ursprünglich aus Tschetschenien. Haben dort die Kriege Tschetscheniens Ende der 90er Jahre, Anfang der 2000er Jahre aus der Perspektive einer Journalistin erlebt? Können Sie uns eingangs schildern, was Sie da wahrgenommen haben beziehungsweise wie Sie den Krieg erlebt haben und welche Folgen das für Sie hatte und wie Ihr Weg schließlich auch nach Österreich geführt hat? Ja, das waren gleich drei Fragen. Ich versuche ein bisschen zu erzählen, wie ich überhaupt zur Kriegsberichterstattung gekommen bin. Als der Krieg, der erste Krieg angefangen hat, 1994, war ich relativ jung. Ich habe bei einer Jugendzeitung gearbeitet, habe über Musik, Jugendkultur geschrieben und dann kam der Krieg. und dann kam der Krieg. Mit 20 stoppt ein blutiger Krieg in deiner Heimat und das Einzige, was du machen kannst, ist schreiben. So habe ich angefangen, über den Krieg zu schreiben. Zuerst einmal für russische Medien und dann auch international. Die zweite Frage war, was ich da wahrgenommen habe als Journalistin. Zuerst einmal, wenn du als Einheimische, als eine Tschetschenin in Tschetschenien, als Kriegsberichterstatterin arbeitest, man muss sich das so vorstellen, wenn westliche Journalisten, und die waren damals, das waren noch, sagen wir mal so, auch in Russland, vegane Zeiten, es war nicht total zensuriert alles und die Journalistinnen und Journalisten durften einreisen und einige von denen haben auch bei mir gewohnt. mehr oder weniger geschützt. Hinter denen standen große, mächtige Redaktionen, Versicherungen als mögliche. Und die hatten ja auch Equipment und Westen und so weiter. Ich hingegen oder meine Kolleginnen und Kollegen, es gab viele tschetschenische Journalisten, einige von ihnen sind ja auch ums Leben gekommen, sind bei der Arbeit ermordet worden oder verschleppt worden, spurlos verschwunden und so weiter. Wir waren ausgeliefert, wenn was ist. Wir hatten einen bestimmten Vorteil bei der Arbeit, dass wir als Einheimische überall hin konnten, wo die anderen nicht durften oder könnten, weil eben sie erkannt wären. Wir konnten uns als Einheimische tarnen und irgendwo, wo Säuberungen stattgefunden haben, auch durchkommen und uns unter Einheimischen einmischen. Das war der Vorteil. Alles andere waren Nachteile, natürlich. Man hat diesen job gemacht wohl wissen dass wenn was ist keine holt ich keine rettet dich du bist ausgeliefert und und von der infrastruktur her wenn ein land absolut zerstört ist alle kommunikationsmöglichkeiten zerstört sind es gab auch auch kein Handynetz oder Internet. Es waren andere Zeiten, es ist heute kaum vorstellbar. Die einzige Möglichkeit war, wenn du von deiner Detektion irgendwann mal als Anerkennung einen Satellitentelefon bekommst. Sie kennen das sicher, so ein sperriges, großes Gerät. Und ich habe auch tatsächlich eins irgendwann mal bekommen. Das Problem mit diesem Gerät ist aber, der funktioniert nur unter freiem Himmel, weil der muss ja irgendwann dort oben im Himmel seine Satelliten finden. Und wie schafft man das? Indem man entweder aus dem Fenster sich heraushängen muss und lange warten, bis das Satellit gefunden wird, das Gerät funktioniert, oder man geht auf das Dach. Aber auf den Dächern sitzen russische Scharfschützer. Das sind die Bedingungen gewesen, unter denen ich oder auch viele meiner Kolleginnen und Kollegen gearbeitet haben. Was wir, worüber wir berichtet hatten, wenn man heute in der Ukraine die Städte wie Mariupol sieht, wie Irpen oder Butcher, eins zu eins darf man das auch in Tschetschenien so vorstellen. Die Bedingungen, die Situation oder auch die Themen, über die wir berichtet hatten, Massengräber, Säuberungen, bei denen hunderte Menschen verschleppt und dann infolgedessen spurlos verschwunden sind, deren Leichen dann halt nach einigen Tagen dann an den Ortsranden gefunden werden, gefoltert und so weiter. dann an den Ortsranden gefunden werden, gefoltert und so weiter. Und ja, das waren die Themen. Und das, was wir jetzt aus der Ukraine als Bilder sehen, das war damals in Tschetschenien der Alltag. Und ich wage es zu behaupten, das wurde damals in Tschetschenien alles ausprobiert, um zu schauen, wie weit man gehen kann, ob es funktioniert, ob man damit durchkommt. Und ja, jetzt wird es in der Ukraine wiederholt. Wesentlich erscheint mir noch, dass Sie ja gewechselt haben von einer Zeitschrift dann zum Rundfunk. Ja, habe ich tatsächlich, weil ich bin eigentlich sprachschreibende Journalistin gewesen von Anfang an, aber in den Kriegszeiten unter diesen extremen Bedingungen hat auch die Schnelligkeit der Überlieferung der Informationen gezählt. und ich habe für Radio Liberty Freerob gearbeitet, der schon da in den sowjetischen Zeiten eine ganz, ganz wichtige Rolle gespielt hat. Es ist ein Sender, den mein Vater zum Beispiel heimlich, als ich noch Kind war, gehört hat. Es wurde zwar gesendet, aber diese Kurzwellen wurden immer wieder von den russischen Geheimdiensten oder sowjetischen damals Geheimdiensten, aber diese Kurzwellen wurden immer wieder von den russischen Geheimdiensten, oder sowjetischen damals Geheimdiensten, diese Sendungen wurden unterdeckt und es wurde gestört und man musste dann sehr, sehr mühsam diese Wellen empfangen. Und so hat es sich ja auch ergeben, dass ich, sobald ich die Möglichkeit hatte, da für diesen Radiosender zu arbeiten, dort angefangen habe zu berichten. Vielleicht noch ganz kurz, um das eingangs abzurunden, Sie sind dann 2004 weg. Sie haben Grosny verlassen. Können Sie ganz kurz noch darauf eingehen? Ja, ich habe es tatsächlich geschafft bis Ende 2004. Ich bin ganz am Ende des Jahres dann doch aus Tschetschenien raus. Ich musste das. Man könnte sagen, es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion, wo man halt einfach da raus musste, wenn man es schafft. Wenn man Glück hat. Ich wurde mit Hilfe von Reportern ohne Grenzen, von den Deutschen, rausgeholt. Und zwar es war eine gemeinsame Aktion von Reportern ohne Grenzen, von den Deutschen, rausgeholt. Und zwar eine gemeinsame Aktion von Reportern ohne Grenzen und dem deutschen PEN-Zentrum. PEN ist ja diese internationale Organisation für Journalisten, Autoren. Und ja, es gab dann halt Versuche, mich irgendwo in einem europäischen Land unterzubringen. Als eine Option war Finnland in Frage gekommen. Es ging darum, wer am schnellsten reagiert. Es hat sich tatsächlich so ergeben, dass der Deutsche Pen ein Stipendium zu Verfügung gestellt hat. einen Stipendiumplatz zur Verfügung gestellt hat und ich, ohne zu wissen, wo ich lande, für wie lange und überhaupt nichts wissend sozusagen in München gelandet bin irgendwann. Umso besser, dass das so ausgegangen ist. Herr Hausiel, ich versuche heute in der Diskussion ja ein bisschen sozusagen diesen Zusammenhang zu schaffen, bisschen sozusagen diesen Zusammenhang zu schaffen, einerseits zwischen der Berichterstattung und der medialen Erörterung und Auseinandersetzung mit Krieg, aber natürlich auch ein Augenmerk zu richten auf Pressefreiheit, das ja natürlich sehr eng und ursächlich ineinander wirkt. Als Sie angetreten sind als Nachfolger von Rubina Möhring, die ja sehr überraschend einer schweren Krankheit verstorben ist, haben Sie die Report ohne Grenzen hier in Österreich übernommen. Da kommt dann gleich mal das Ranking Ihrer internationalen Organisation, dass Österreich doch massiv abgestuft hat vom Platz 17 auf 31. massiv abgestuft hat vom Platz 17 auf 31 und dann fast zeitgleich dieser Krieg in der Ukraine gegen die Ukraine, was ja dann letztendlich gerade, wie ich es auch eingangs erwähnt habe, eine enorme Herausforderung darstellt. Sowohl Medien hier in Österreich, aber natürlich auch darüber hinaus, vor allem natürlich auch dann in Anspruchnahme von Pressefreiheit, die ja eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, um tatsächlich kritisch, unabhängig und differenziert zu berichten. Was ist Ihnen eigentlich in dieser Zeit durch den Kopf gegangen? Naja, sehr vieles ist mir in dieser Zeit durch den Kopf gegangen und geht mir nach wie vor durch den Kopf. Denn ich habe ganz viele inhaltliche Berührungspunkte zu der Thematik eigentlich im Verlauf meines gesamten Berufslebens gehabt. Ich habe selber mal kurz als Kriegsberichter gearbeitet im Jahr 1980, im damaligen Krieg, im Jahr 1980 im damaligen Krieg, Irak, Iran und war zuerst in Bagdad und dann unten im Basra am Schattel Arab, völlig unausgebildet, völlig ungeschützt und eigentlich gröbst fahrlässig. Aber man lernt auch aus solchen Dingen, wenn man es überlebt. Das ist die Voraussetzung, das weiß man vorher nicht. Ich habe daraus gelernt, nämlich das, was ich vorher in der Theorie wusste, dass jeder Krieg letztlich mehr zivile Opfer hervorbringt als militärische, dass das oft die engere Kriegsberichterstattung übersieht. Dort wollten uns damals die Behörden schon draußen haben, es war der Krieg zum Stillstand gekommen im Oktober und haben für die Journalisten gar keine Inszenierungen mehr organisiert. Kriegsberichterstattung ist oft auch Inszenierung, wissen wir, ist aber oft auch sehr real und sehr gefährlich. Und allein in diesem Krieg gibt es schon viel zu viele Tote und Schwerstverletzte, auch in dieser Berufsgruppe. und schwerst Verletzte auch in dieser Berufsgruppe. Und ich bin damals trotzdem mit zwei Kolleginnen aus Indonesien auf eigene Faust und die Sicherheitsleute ausgetrickst, soweit es ging an die Front, um eindrucksvolle Bilder und Informationen zu bekommen. Es war dann auch eindrucksvoll, weil wenn dann plötzlich rundherum alles kracht, weiß man, dass das keine gute Idee war. Ich sag mal, die hätten uns dort verscharrt, wenn wirklich was Gröberes passiert wäre. Ich habe dann daraus den Schluss gezogen, eigentlich interessiert mich das alles nicht, diese typischen Kriegsbilder. Und Basra war ja eine wunderschöne Stadt vor dem Krieg und galt ein bisschen so, die Tuskana des Orients. Und ich habe mich dann auf den Weg gemacht und wollte die Auswirkungen des Krieges auf diese Stadt einfangen, hatte eine gute Kamera mit, war aber nur ein Amateur. Was ich nicht gedacht habe, war natürlich das, dass du dort genügend Menschen hast, die durch die Propaganda aufgehetzt sind und in vielen anderen gleich mal einen potenziellen Spion sehen. Ich habe ungefähr 20 Minuten gebraucht, bis ich diese Erfahrung gemacht habe und bin durch, sage ich mal, sehr viel, Schmähführen war das nicht mehr, sondern eine Rolle spielen, die die andere Seite so beeindruckt hat, wo man dann wusste, so tickt diese Gesellschaft. Und wenn du dann, ich muss dazu sagen, dass ich mit meinen 21 eher wie 35 ausgeschaut habe, kräftigeren Bartwuchs, dunkle Haare und alles. Aber die zweite Station, die ich damit verbinde, ist das, was ihre Lebensgeschichte ist, nämlich man befindet sich als Journalistin dann schnell im Exil. Viele österreichische Journalisten in den 30er und frühen 40er Jahren waren in einer ähnlichen Situation. Und die Frage, die dann eng damit zusammenhängt, ist immer, kann ich diesen Beruf noch ausüben? Den Beruf, den man liebt, den man gelernt hat und der in einer Krisenzeit ja noch ein Stück spannender wird und wo einem klar wird, es braucht mich als Journalistin, als Journalist. Aber wir kennen auch aus der Forschung, und ich habe mich schließlich in dem Bereich Exiljournalismus habilitiert. Wir wissen aus der Geschichte, dass das überwiegend ein Scheitern ist und die meisten im Exil andere Berufe oder Haupt- oder Brotberufe dann ausüben, um ein Stück dann noch als Journalist im Exilmedium, besonders wenn man dann, wenn man nicht mehr so jung ist, mit der Sprache, mit der neuen Sprache des Asyllandes einfach nicht so gut zurechtkommt, dass man in dieser Sprache sich sehr präzise, bis spielerisch ausdrücken kann. Sie waren zum Glück noch ziemlich jung in der Situation, das hat es ein Stück leichter gemacht. Naja und jetzt diese Situation, dass ich habe die letzten paar Jahre schon mit Rubina Möhring einiges zusammen gemacht bei Reporter ohne Grenzen und und für mich war nicht überraschend, dass jetzt mit dieser Regierungskonstellation wir da eine Herausforderung haben werden im eigenen Land. Das ist so konsequent und so rasch zu dieser sehr schwierigen Situation geführt hat, da sind natürlich mehrere Faktoren zusammengekommen, das wird jetzt zu weit führen. Aber diese Regierung hat auf der einen Seite einiges getan, um das in diese Situation hinzubringen und hat vor allem ganz vieles verabsäumt, was sie hätte tun müssen, um einer liberalen Demokratie einen kraftvollen, unabhängigen Journalismus einigermaßen die Rahmenbedingungen zu schaffen. Und der schlimmste Satz, den ich eigentlich damals gelesen habe, wie wir den Index am 3. Mai präsentiert haben, war von einer Chefredakteurin, die meinte, das seien Luxusprobleme, um die wir uns hier kümmern in Österreich. Ich habe mir erlaubt, darauf zu antworten, wir werden uns weiter um diese Luxusprobleme kümmern, damit sie nicht zu dem sich entwickeln, was wir in vielen Ländern beobachten, wo das auch als Luxusprobleme unter Anführungszeichen begonnen hat. Die Pressefreiheit ist etwas mühsam in der Geschichte der Demokratie Erkämpftes, das wissen wir. Und wir sollten auch wissen, dass sie immer wieder verteidigt werden muss, dass sie immer wieder verteidigt werden muss durch die Praxis des Journalismus, aber auch durch so Organisationen, NGOs. Wir sind zum Glück in Österreich nicht die Einzige, die das macht. Wir haben inzwischen auch mit dem Presseclub Concordia eine sehr aktive Organisation, mit der wir auch viel zusammenarbeiten und auch andere Organisationen. Nur wir machen nicht die Politik. Wir versuchen, bestimmend zu sein in dem Bereich, die darauf aufmerksam macht, in welchen Bereichen hier die Probleme bereits da sind. Und ja, 14 Plätze, wir sind inzwischen sozusagen 30 Plätze von dort weg, wo wir uns orientieren sollten. Und das macht schon einen großen Unterschied aus. Und man kann nur hoffen, dass wir bald eine Politik haben werden, die das versteht und darauf reagiert. Ich zweifle daran, dass das die aktuelle Regierung noch hinkriegt. Frau Kurbanova, ich habe die Fragestellung auch zur heutigen Diskussion bewusst gewählt, nämlich wie verhält sich Journalismus in Krieg und Krise. Damit will ich auch zum Ausdruck bringen, dass Journalismus hier keinesfalls schicksals ergeben ist und einfach nur immer über Ereignisse berichten muss, so wie über einen Autounfall, sondern sehr wohl auch in einer gewissen Weise engagiert, sich zeitnehmend Phänomene, Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven, Blickwinkeln auch zu reflektieren. Jetzt ist das natürlich, das klingt alles so idealtypisch, aber trotzdem, das ist ein Anspruch. Wenn Sie heute in die Medienwelt hinein sehen, sei es in österreichischen Medien, aber sie sind ja vielsprachig, sie können auch russische Medien lesen. Was nehmen Sie denn da wahr? Wie wird denn Ihrer Meinung nach dieser Anspruch tatsächlich hier etwas differenzierter, den Krieg anzusehen? Wie wird das eigentlich realisiert oder ist das etwas, was man heute schon gar nicht mehr findet? das eigentlich realisiert? Oder ist das etwas, was man heute schon gar nicht mehr findet? Ich erlebe das als so ein Wettbewerb zwischen den Medien, zwischen einzelnen Journalisten, Journalisten oder Berichterstattern, wer grausamste, wer härteste Geschichten bringt. Und in diesen Wettbewerb kommt die absolut militaristische Rhetorik, die Berichte der Journalistinnen und Journalisten ähneln, der Sprache der Armeemenschen, Militär. Und was da ganz, ganz kurz kommt, sind Menschen. Eigentlich ist die Hauptaufgabe meiner Meinung nach der Kriegsberichterstattung, darüber zu berichten, wie es Menschen in den Kriegszeiten oder in Kriegsgebieten geht. Wie leben Menschen im Krieg? Nicht nur, wie sie sterben, sondern auch, wie leben und wie überleben sie? Und wenn wir erleben, wie Medien miteinander wetteifern, wer da schlimmste Bilder als Erster sendet, aber nicht über Menschen erzählt, dann werden diese Menschen zu Massen gemacht, zu Statistiken gemacht. Da bewegt es niemanden mehr, ob in der Berichterstattung erzählt wird, dass zwei Personen ums Leben gekommen sind oder 200. Das bewegt niemanden mehr, das geht auch niemandem irgendwie nah. Das wird irgendwann zu einer Norm, zu einer Normalität. Man gewöhnt sich daran, dann ist das nur Statistik. Ich vermisse sowohl in der aktuellen Geschichte, in der aktuellen Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine als auch in den anderen Kriegen die Geschichten der Menschen. Ein ganz, ganz aktueller Beispiel. Gestern, vorgestern ist eine Rakete, eine Bombardierung von einem Einkaufszentrum in Kramatorsk. Haben Sie über Menschen, die da ums Leben gekommen sind oder verwundet sind, über einzelne Personen irgendwas erfahren? Sie haben wahrscheinlich nur die Zahlen gehört. Über Präzisionswaffen der Russen. Genau, ja. Aber was ist mit den Menschen? Diese Menschen, jeder Einzelne von denen ist ein Universum mit anderen Menschen um die herum, die ihn vermissen, geliebt, getragen haben. Das kommt wie immer zu kurz. Sowohl hier jetzt aktuell aus der Ukraine in den Berichten, als auch in den anderen Kriegen. Obwohl das, ich bin davon überzeugt, im Vordergrund stehen sollte. Was ist das Ziel von Berichterstattung? Menschenleben zu retten. Das Ziel ist, dass der Krieg schnell vorbei ist. Dass der irgendwie darauf Auswirkungen nimmt, dass der Krieg schnell vorbei ist, dass irgendwie darauf Auswirkungen zu nehmen, dass der Krieg, dass die Menschen davon erfahren, wie schlimm das ist, wie es den anderen Menschen in diesen Kriegsgebieten geht und so durchaus einen gewissen Druck zu erzeugen, dass das schnell vorbei ist. Aber wie soll es passieren, wenn wir nichts über Menschen erfahren, sondern nur über Zahlen oder über Waffen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Ich weiß, das klingt jetzt fast ein bisschen ketzerisch, wenn ich sage, wir sind uns eigentlich sehr einig im Journalismus, dass wir zum Beispiel dem Terror nicht zu viele journalistische Bilder widmen von dem, was Terror anrichtet. Aber wenn ich den Schritt dorthin mache, dass ich sage, Krieg ist eigentlich eine Form des legitimierten Terrors, dann habe ich im Grunde dieselbe Problematik. Das heißt, zu viele sehr schreckliche Gewaltbilder und nämlich nicht die Bilder dahinter. Das, was Sie gerade vorhin ausgeführt haben, was bedeutet das für die Menschen, für die Angehörigen? Welche langfristigen oder mittelfristigen Auswirkungen hat das? Welche psychischen Schäden ruft das auf lange Zeit hervor bei Menschen? Wenn ich das nicht stark als Journalismus leiste, dann kriege ich auf der einen Seite ein viel zu simples Bild vom Krieg und ich leiste zum Teil auch den Job für die, die den Krieg betreiben. Weil es geht dann schon auch darum, dass zum Beispiel ein Druck entsteht, auch in der angegriffenen Gesellschaft. Jetzt tretet in Friedensverhandlungen. Warum soll der in Friedensverhandlungen treten, der angegriffen worden ist? Obwohl Friedensverhandlungen. Warum soll der in Friedensverhandlungen treten, der angegriffen worden ist? Obwohl Friedensverhandlungen fast immer sinnvoll sind, aber wenn sie zur Unterwerfung führen, selbstverständlich nicht. Und die Folgen zu berichten, zum Beispiel jetzt auch bei den geflüchteten Menschen, nicht nur diese Massen, sondern genau hinschauen, einzelne Beispiele herausgreifen. Das ist etwas, was auch geeignet ist, dass dann Menschen in den verschiedenen Aufnahmeländern der geflüchteten Menschen auch tatsächlich helfen und etwas tun. Die Gewalt selber, diese furchtbaren Bilder, es braucht sie in Einzelne, gar keine Frage. Sonst würden wir Journalismus betreiben mit Bilderverboten oder so. Aber es braucht nur sehr wenige und sie wirken ganz sicher stärker, wenn sie wenige bleiben und andere Dinge mit der Kraft der Worte beschreiben. Und so beschreiben, dass sie gleichzeitig auch nicht lähmend werden. schreiben, dass sie gleichzeitig auch nicht lähmend werden. Dass wir nicht die Angst noch größer machen, als sie sowieso schon ist. Das ist der Punkt, dass der Journalismus bewusst oder unbewusst auch Angst erbreitet. Auch dieser Druck, von dem ich gesprochen habe und Sie das auch so treffend erwähnt haben, der Druck auf den Widerstand, auch die Angst, die da gemacht wird, wie die Wille der Bevölkerung, der Menschen, der Zivilbevölkerung, aber auch der Widerstandskampf, dass diese Wille auch gebrochen wird durch die Angst, durch die Angst, die da verbreitet wird. Und um Gottes Willen, natürlich brauchen wir Bilder und natürlich brauchen wir auch Videos und natürlich brauchen wir auch Beweise usw. Aber ich sehe das nicht nur jetzt. Gehen wir ein bisschen zurück, als der IS seinen Vormarsch in Syrien und Irak gemacht hat. Wir haben diese Bilder gesehen, die Qualitätsmedien, die sogenannten, ich schweige jetzt von der Moldau-Presse, selbst die Qualitätsmedien haben unreflektiert diese martialischen Bilder von dem IS auf diesen coolen Autos in der Wüste, wie sie mit diesen Fahnen in den Millionenstädten reinmarschieren, übernommen und diese Bilder abgebildet. Also wohl oder übel haben sie die IS-Propaganda übernommen. So geht es auch mit der Kriegsberichterstattung aus der Ukraine, aus Tschetschenien und so weiter, wenn die Journalisten und Journalisten unüberlegt, unreflektiert die Bilder und die Propaganda übernehmen und Angst schüren. Aber Herr Hausiel, ist es nicht eigentlich etwas problematisch, wenn wir jetzt hier sitzen und beispielsweise auf Medien schimpfen würden, dass die da ihre Verantwortung nicht ausreichend wahrnehmen, weil natürlich schon zu hinterfragen ist, ob die Medienwelt sich nicht unglaublich radikal verändert hat. Also Medien, Zeitschriften, auch TV-Stationen, Rundfunkstationen, die ja über Jahrzehnte auch sowas hatten wie eine Gatekeeper-Funktion, die Deutungshoheit über das Weltgeschehen, das hat sich ja massiv verändert. Wir erleben ja heute hunderte, weil die natürlich interessiert sind an so reißerischen Bildern. Dazu kommt, dass natürlich auch viele, eines der für mich stark frequentierten Medien, ist auch die Bild-Zeitung, die einen TV-Kanal hat, die lebt ja fast von diesem Krieg. Das wird weiter befeuert, heizt das richtig an, da werden mittlerweile Kommentatoren aus dem Militär rekrutiert, das gibt es ja auch in Österreich, die Landesverteidigungsakademie stellt auch Kommentatoren auf YouTube zur Berichterstattung und Kommentierung des Ukraine-Kriegs. Ist das nicht etwas, was uns eigentlich, wenn wir jetzt darüber diskutieren, Medienverantwortung, wieder zurückfinden zur Verantwortung, was uns nicht eigentlich schon längst völlig aus der Hand geglitten ist? Krieg war immer Mediengeschäft, könnte man jetzt nicht zynisch auch drauf sagen, einfach analytisch bilanziert. Wir haben immer beobachten können, dass solche extremen Krisen, wie es ein Krieg ist, Auflagen in die Höhe, Klickzahlen jetzt in die Höhe getrieben hat. Weil diese Angst, die ist natürlich, dieser Krieg ist in Europa. Und wir haben das bei anderen, zum Teil noch näheren Kriegen, Ex-Jugoslawien, auch gesehen. Und spätestens, wenn dann flüchtende Menschen herankommen, weiß man, man hat mit diesem Krieg was zu tun. Oder wenn der Ölpreis dann dort ist, oder der Gaspreis, wo er jetzt ist. Das andere ist die Frage, wie kann diese Branche, Sie haben es genannt, Verantwortung, Ethik praktizieren, jetzt aus ganz unterschiedlichen Gründen, mit Blick auf das Publikum, was ist für das Publikum wichtig? Womit schädige ich es möglicherweise? Aber was ist auch zum Beispiel über die Angehörigen, über die ich berichte? Also ich möchte nicht ein Vater sein, der sein Kind das erste Mal in einer Kriegsberichterstattung sieht, dass es da vermutlich tot liegt, weil da reicht ihm übrigens die Hand und ich erkenne, dass das mein Kind ist. Deswegen glaube ich, wir haben zwar fast nach jedem Krieg die gröberen Fehler, die der Journalismus gemacht hat, diskutiert, aber der Langzeiteffekt ist nicht sehr groß. Wir machen dann oft das eine oder andere nicht mehr. Aber wir haben natürlich auf der anderen Seite auch, worüber wir jetzt noch gar nicht gesprochen haben, jedes kriegsführende Land hat eine Armada von Propaganda-Leuten. Und die haben jetzt natürlich großartige Rahmenbedingungen. Ich habe sogenannte Social-Media-Kanäle, die weder besonders social noch eigentlich Media sind, wo alles daherkommt. Und diese wilde Mischung ist ja das Unangenehme für viele Mediennutzerinnen. Ich habe dort den besten Journalismus-Clip. Ich habe dort pure PR, pure Propaganda, die nicht immer zwingend Fake News sein müssen, sondern doch das gezielte Weglassen, der kleine Teil stimmt, aber anderes, andere wird nicht erzählt. Und ich habe auch viele Fake News, die aus ganz anderen Gründen reingestellt werden, um Clickbaits irgendwo zu generieren. Clickbaits irgendwo zu generieren. Und ich habe einen sehr großen Teil des Publikums, das das nicht wirklich unterscheiden kann. Ich hoffe, dass der Journalismus, der sich daraus bedient, wie Sie auch richtig bemerkt haben, dass der das immerhin rechend unterscheidet. Ich verlange ja, Verlangen ist übertrieben, ich rege seit längerer Zeit an, dass der Journalismus diese Geschichten, die uns über die Social Media so ganz schnell und stark viral gehend um die Ohren fliegen, wir die entgegen unserer früheren Herangehensweise im Journalismus, wir haben alle in die Redaktionen Informationen bekommen, dann haben wir recherchiert und es hat sich aufgelöst, weil nichts dahinter war. Jemand wollte wenn anderen schädigen oder Verschwörungsüberzeugte hat es immer schon gegeben. Das ist nicht erst seit Corona oder seit der großen Zahl der flüchtenmüssenden Menschen der Fall. Aber wir haben ein neues Problem, nämlich dass Geschichten bei den Menschen ankommen, die früher maximal auf einem Stammtisch jemand erzählt hat, aber nicht wirklich dann weitergegangen ist. Heute gehen die ganz schnell weiter. Und da denke ich, muss Journalismus, ein bisschen was wird ja gemacht in dem Bereich, es ist schon ein bisschen besser geworden, aber man müsste das viel breiter machen, nämlich tatsächlich alle diese Geschichten zu überprüfen und daraus eine Geschichte zu machen. Nämlich, dass sie inhaltlich keine Geschichte ist, sondern dass sie offensichtlich Teil entweder eines Propagandakonzepts ist. Jetzt sind ja die Leute, die diese News in Umlauf bringen, wenn sie es professionell machen, meistens so geschickt, dass man die Verursacher nicht wirklich leicht ausfindig macht. Die Dummen, da wischt's. Während des Jahres 2015, kann man sich erinnern, hat das Medienmagazin des Norddeutschen Rundfunks ZAPP eine Reihe dieser Storys über Geflüchtete aus Syrien, aus Afghanistan, aus Irak sozusagen mit bösen Geschichten. Sie würden den Bilder und andere Geschäfte ausrauben, Vergewaltigungen, obwohl es dann danach tatsächlich auch, klar, warum sollen da lauter Engel sein in dieser Gruppe? Es geht ja nicht darum, die alle sozusagen jetzt irgendwie als die ganz besonders und ausschließlich Guten darzustellen. Aber man muss sie auch nicht zu den für alles Verantwortlichen dann stempeln und Sündenböcke aus ihnen kreieren. Und die haben etliche dieser Geschichten sehr systematisch bis idealerweise zum Ursprungswort zurückverfolgt. Mit guten Faktencheck. Genau, super Check und haben es auch erzählt, wie sie es geprüft haben, damit auch ein bisschen das interessierte Publikum das zum Teil selber machen kann. Aber wir dürfen uns da jetzt nicht zu große hoffnungen machen dass ein großteil des publikum das dann auch tut weil dazu braucht es zeit das wissen wir alle im journalismus recherche ist sozusagen der höchste zeitaufwand letztlich und und in diesem Fall damals war das ein Endfünfziger aus Bayern, der seit über 30 Jahren im organisierten Rechtsextremismus aktiv war. Das verwundert uns jetzt auch nicht besonders. Also die Motivlage für viele dieser Geschichten sind ja auch klar. In Kriegen sind die Motivlagen auch klar. Außer, das muss man schon sagen, Propaganda ist oft hochdifizil und ist nicht so, also das, was einfach erkennbar ist, das vermögen wir dann als Element der Propaganda und sagen, das ist sicher Propaganda. Aber gut gemachte Propaganda und sagen, das ist sicher Propaganda. Aber gut gemachte Propaganda ist natürlich auch so gemacht, dass sie uns zunächst einmal einlädt und sagt, doch, denk darüber nach, das könnte schon richtig sein. Frau Kurbanova, Sie haben Anfang März in der Tageszeitung die Presse einen Kommentar veröffentlicht, auf dessen Inhalt ich gar nicht so sehr jetzt eingehen möchte. Er heißt, Putins Ende wird die Ukraine sein. Was mich vielmehr interessiert ist, Sie schreiben, Sie wollen sich nicht mundtot machen lassen, Sie wollen sich ausdrücken. Die Frage stellt sich, was wollen Sie bewirken, wenn Sie schreiben? Sie sind ja auch als Autorin tätig, Sie schreiben ja auch größere, zusammenhängende literarische Texte. Was ist Ihre Intention? Was wollen Sie bewirken? Wen wollen Sie ansprechen? Und worin liegt Ihr persönliches Sendungsbewusstsein, um es mal so im Fernsehen zu bezeichnen? Da bin ich ein bisschen überfordert mit dieser Frage, aber ich könnte darauf antworten, ein bisschen altmodisch. Es gibt auch etwas wie mein Gewissen und das ist vielleicht das, was mich treibt. Ich bin mir sehr, sehr wohl bewusst, dass meine eine Kolumne oder ein Artikel oder ein paar Artikel da ganz wenig bewirken können. Aber in Zeiten wie diesen zu schweigen, egal aus welchem Grund, auch immer aus Angst oder keine zusätzlichen Probleme wollen oder was auch immer, oder Bequemlichkeit, das muss man auch mit eigenem Gewissen vereinbaren. Vielleicht hört man in den letzten Jahren dieses Wort, das klingt ein bisschen pathetisch, aber es gibt es doch trotzdem. nicht große Ziele setzen, aber ich muss für mich persönlich schon wissen, dass ich das kann und mache und ich lasse mich nicht da zum Schweigen bringen, selbst wenn es große Sachen sind. Aber das Gewissen ist ja etwas, damit man am Ende des Tages dann bleibt. Also ich bin jetzt froh, weil das war genau der Grund, warum ich diese Frage gestellt habe. Ich gebe das gleich weiter an den Fritz Hausiel, denn ich kenne viele Journalistinnen und Journalisten, Sie wahrscheinlich noch viel, viel mehr. Und bei allen geht so immer diese Angst um, ja, wir wollen vielleicht alles Mögliche sein. Medien werden ja zunehmend als marktwirtschaftliche Unternehmen gesehen. Aber was wir uns nicht nachsagen lassen wollen, das ist, dass wir aktivistisch sein. Das ist irgendwie eine große Angst bei vielen Journalistinnen und Journalisten. Und das führt mich aber jetzt darauf zurück, sozusagen diese Gewissenhaftigkeit, das Gewissen auch als Intention, als Movens auch des Schreibens, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, hier auch in Deutungsdiskurse, mit Kommentaren, was auch immer, Einschätzungen einzutreten. Herr Hausiel, ist das verloren gegangen? Ich meine, Sie selber lehren an der Universität, in den 30er Jahren der sogenannten Zwischenkriegszeit hat es noch ein sehr stark intellektuelles Feuilleton gegeben, natürlich dann durch die Schreckensherrschaft der Nazis, durch den Terror viele vertrieben, natürlich auch verfolgt, ermordet. Haben wir da etwas verloren? Ganz gewiss. Also die Vertreibung vieler Intellektueller durch den Nationalsozialismus, aber auch davor schon durch den eigenen Austrofaschismus, denn im Journalismus sind aus Österreich ungefähr 40 Prozent der Leute, die in den 30er, 40er Jahren weg sind, vor 38 schon weg. Die ganze linke Publizistik ist radikal zerstört worden, 1933, 1934, wo hätten die alle arbeiten sollen? Und die Zufluchtsländer, also ein bisschen ging es in der Tschechoslowakei, wo auch eine deutschsprachige Presse war, aber die haben halt auch alle nicht beim Prager Tagblatt Unterschlupf gefunden oder so. Also hat man dann meistens eigene Exilzeitschriften gemacht. Für die Communities, die dort ja dann auf Zeit, man weiß ja dann nie, wenn man auf der Flucht ist, wie lang bin ich, wo und komme ich überhaupt zurück? Natürlich, alle hoffen am Anfang, dass man zurückkommt. Der Journalismus und die Qualität des Journalismus lebt ganz wesentlich von den einzelnen Akteurinnen und Akteuren. Deswegen, auch wenn man das System theoretisch analysiert, du kannst nicht so von heute auf morgen etwas austauschen, ersetzen. Das Erfahrungswissen ist das eine, das andere ist die Überzeugung, zu wissen, wofür setze ich mich ein und wogegen setze ich mich auch ein. Und ich denke, dieser Vorwurf aktivistischer Journalismus heute, den lasse ich überall dort gar nicht gelten, wo es um den Einsatz von Menschenrechten geht und um demokratische Grundrechte. Also wenn wir das nicht journalistisch verteidigen, dann geben wir auch die Grundlage unseres Berufs auf. dann geben wir auch die Grundlage unseres Berufs auf. Und deswegen muss ich noch lange nicht irgendwo parteiaktivistisch sein, obwohl auch das grundsätzlich legitim ist, wenn es transparent gemacht worden ist. Aber ich muss mich nicht verteidigen dafür, dass ich das Asylrecht für gescheit finde und dass Mängel in dem Bereich, die eine Regierung praktiziert, natürlich auch entsprechend zu kritisieren ist. Und andere kritisieren das nicht, weil sie das nicht für so wichtig halten. Eine kann man akzeptieren, aber deswegen darf man der einen Gruppe das nicht zum Vorwurf machen. Ich weiß, es gibt auch in Österreich jetzt Einzelne, die auf den verschiedenen Demonstrationen attackiert werden als Aktivisten und eigentlich nicht Journalisten. Dabei dokumentieren die dort minutiös, wie zum Beispiel die Polizei eine Aufgabe nicht ausreichend wahrnimmt. Eine Aufgabe heißt zum Beispiel, Demonstrationen zu begleiten, dass nicht beteiligte Personen erstens nicht zu Schaden kommen und dass zwei Demonstrationen friedlich ablaufen und dass die Berichterstattung darüber durch Journalisten und Journalistinnen gewährleistet ist. Und wir haben das bei den Covid-Demonstrationen zahlreich leider gesehen. Das ist ein Phänomen übrigens in ganz vielen Ländern gewesen. Aber nicht in allen Ländern haben dann die Sicherheitskräfte ähnlich stark versagt, hätte ich gesagt. Also ich würde jetzt nicht den Totalversagen diagnostizieren. Aber diese Diskussion müssen wir führen, darüber, wie gesichert wird, dass Journalismus agieren kann. Und zurück nochmal zum Aktivismus. Wenn man sich sicher sein will, wie demokratischer Journalismus zerstört werden kann oder gesichert werden kann, lohnt immer ein Blick in die Geschichte. Und dann sehen wir, das geht meistens Schritt um Schritt. Und ja, da ist man dann wahrscheinlich auch manchmal ein bisschen krasandrer. Das ist notwendig. Also man muss immer ein bisschen auch aufpassen, wie stark ist diese Dosis. Weil wenn man zu stark ist, irgendwann hören die Leute dann auch nicht mehr hin. Und es gehört natürlich auch eins dazu, das fehlt uns im Journalismus manchmal sogar noch schwerer, wenn dann einmal etwas in die richtige, gute Richtung geht, das dann auch zu thematisieren. Also das, was wir heute meistens unter dem Constructive Journalism, also da, wo Lösungsmöglichkeiten dann auch gleichzeitig thematisiert werden. Das ist bei Weitem kein unkritischer Journalismus, wird dem manchmal vorgeworfen, aber deswegen noch lange nicht. Das heißt, wenn ich zum Beispiel, um auf den Krieg zurückzukommen, dann dort Kräfte sehe, die sich engagieren in der Vermittlung oder dort, wo es möglicherweise tatsächlich trotz Krieges Humanität gibt zwischen der Bevölkerung der beiden kriegführenden Länder. Das gibt es ja meistens, weil Opfer sind sie beide. Und es ist ja nicht so, dass in Russland alles Putinisten sind. Das wäre ja idiotisch. Und wir wissen, dass in der Ukraine davor vieles nicht sehr demokratisch abgelaufen ist. Nichtsdestotrotz ist es klar, wer der Aggressor ist und wer die Angegriffenen und die Geschädigten sind. Aber wenn dann auf der Ebene der Bevölkerung dann die beweisen, dass sie sich in diese Hassspirale nicht hineinbegeben, das ist dann schon wert, auch im Kriegsberichterstattungsjournalismus zum Thema zu machen. Da muss man nur darauf schauen, dass man sich nicht rausdringen lässt. Das haben wir ganz am Anfang als Diskussion gehabt, wo als Reaktion relativ viele Korrespondentinnen rausgegangen sind aus Moskau. Ich habe diese Entscheidung damals nicht für gut befunden und hätte mir gewünscht, der ORF ist relativ schnell wieder zurück, hat dann eine Aufgabenteilung entwickelt, um diesen Gefährdungen, wenn du manches benennst, als das, was es ist, zu entgehen, dass das dann immer die Heimatredaktion macht. Dann kannst du dort nicht verantwortlich gemacht werden. Ich würde mir allerdings auch wünschen, dass das ausgemacht zwischen den verschiedenen Korrespondentinnen ab Tag sowieso alle machen und dann möchte ich sehen, ob sich dann tatsächlich Putin und seine Mitstreiter trauen, alle rauszuwerfen. Also Formen des Widerstands gegen die Rahmenbedingungen, unter denen Journalismus eingeschränkt stattfindet, sich zur Wehr setzen und das andere vielleicht noch ein bisschen stärker ich glaube es ist einigermaßen rübergekommen aber ich bin mir nicht so ganz sicher wir professionelle beobachter schauen natürlich auf das viel selektiver hin und registrieren es aber ich glaube man sollte den medien nutzerinnen klarer noch sagen, unter welchen Bedingungen hier Journalismus gemacht werden muss und weshalb dann manches nicht in der Qualität zu haben ist. Wir haben das beim zweiten Krieg der USA gegen den Irak gehabt. Da haben ein paar österreichische Zeitungen auf die Seiten, wo sie die Berichterstattung gemacht haben über diesen Krieg dazu gesagt, in Zeiten des Krieges ist das Erste, was verloren geht, die Wahrheit und deswegen können wir nicht garantieren, dass alles, was wir da berichten, ausreichend überprüft ist. Auch die russischen Medien haben am Anfang des Krieges versucht, da auch verschiedene Strategien zu entwickeln. Zum Beispiel die Novaya Gazeta. Kostychenko ist eine wunderbare Journalistin, eine Junge, die den ersten Monat, wo der Krieg angefangen hat, in der Ukraine verbracht hat und von dort wahnsinnig starke Reportagen geschickt hat. Da war aber mittlerweile unmöglich, Krieg als Krieg zu benennen. Oder auch, da waren eine Reihe Begriffe, die man nicht benutzen durfte. Und dann hat die Redaktion alles, was mit dem Krieg, mit dem Wort Krieg zu tun hat, irgendwie in Klammern, mit vielen Punkten irgendwie untermauert, sodass der Leser und Leserin verstanden hat, dass da geht es um den Krieg oder Kriegsopfer und so weiter, aber eben das Wort nicht benutzt wurde. Allerdings hat auch das auf längere Perspektive nicht geholfen, sodass die Zeitung sich dann letzten Endes schließen musste, aber das war eine der Strategien. Aber ich würde sagen, solche Strategien, wie geht man auch mit der Beschneidung der Pressefreiheit, der Freiheit des Wortes, wie wehrt sich dagegen? Braucht man nicht nur in der Kriegsberichterstattung oder in den Zeiten des Krieges, sondern auch im ganz normalen Alltag. Auch hier in Österreich zum Beispiel. oder in den Zeiten des Krieges, sondern auch im ganz normalen Alltag. Auch hier in Österreich zum Beispiel. Darum komme ich zurück zu dieser Aussage von einer der Chefredakteurinnen. Da haben sie gesagt, dass wir hier mit einem Luxusproblem zu tun haben, wenn Österreich auf 31. Platz in den Ranking steht. Ich habe Zeiten erlebt, meine Kindheit war in der Sowjetunion. Also da kannten wir die freie Presse nicht. Es gab eine Zeitung, die Zeitung hieß die Wahrheit, die ist natürlich ja keine Wahrheit dann in der Zeitung stand. Aber die Praude, die berühmte sowjetische Zeitung. Dann kam Perestroika und ich habe diese blüte Zeit der Pressefreiheit in Russland erlebt, bis dann der Putin kam und es dann wieder zurückgedreht wurde. Und glauben Sie oder glaubt man, das ging von heute auf morgen? Nein, natürlich nicht. Das geschieht, hat das angefangen vor 20 Jahren. Hat das damit angefangen, dass die Regierung zum Beispiel Feuer, also bestimmte Redaktionen, wenn da ein bestimmter Artikel erscheint oder erscheinen sollte, Feuerkommando geschickt hat oder Feuerlöschkommando, wie heißt das auf Deutsch, Feuerwehr geschickt hat, weil eben da gegen irgendwelche Feuersicherheitsbestimmungen Verstoße gab. Und so war es möglich. Und dann war es nächstes Mal waren das dann halt die, es gab Steuerhinterziehungsgeschichten etc. Schritt für Schritt passiert das. Und dann irgendwann wacht man in einem Land, wo es überhaupt keine Presse, wo es zwar der Chefredakteur von der Neue Gazette, mein ehemaliger Chefredakteur, Nobelpreisträger ist, aber die Zeitung nicht existiert. Wo es ganz, ganz viele mutige Journalisten und Journalisten gibt, wo auch ganz viele mutige Journalisten und Journalisten ihr Leben bezahlt haben, um die Möglichkeit, frei zu berichten, aber doch keine Berichterstattung gibt, wo nur Propaganda vorherrscht. Und das gilt auch jetzt nicht nur für die Kriegszeiten, sondern auch für die friedlichen Zeiten und Länder und Gesellschaften. Wenn man da nicht wachsam ist und diese Probleme als Luxusprobleme betrachtet, da wächst man irgendwann in einem Land, wo es keine Pressefreiheit gibt. Man muss natürlich an dieser Stelle auch daran erinnern, dass es auch Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt, die massiv Pressefreiheit beschneiden. Das meistens unter einem Narrativ, wo man auch der Bevölkerung sehr viel Zustimmung abbringen kann, als sei die Nation gefährdet und gäbe es eine Bedrohung von außen. Unsere Zeit ist jetzt schon sehr, sehr weit fortgeschritten. Wir müssen in die Schlussrunde kommen und ich beginne da mit Ihnen, Herr Hausiel. Das große Schlagwort Friedensjournalismus ist auch in meinem Leben, gerade auch angesichts dieses Krieges, wieder stärker in Erscheinung getreten. Ich beschäftige mich damit. Es hat eine gewisse Faszination für mich, weil das auch irgendwie in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark verloren gegangen ist, so wie Friedensbewegung an sich verloren gegangen ist. Wo sind denn die Massen der Hunderttausenden, die noch etwa in den 80er Jahren auf den Straßen anzutreffen waren? Die gibt es so heute nicht mehr. Friedensjournalismus ist etwas, was einen sehr großen Anspruch in sich birgt, auch tatsächlich zu einem großen Friedensprojekt beizutragen, zu appellieren an Gewaltminderung und so weiter. Das ist natürlich ein Bohren von sehr dicken und harten Brettern, um Max Weber zu zitieren. Vielleicht ein paar Gedanken, auch in der Ausbildung. Was kann man tun, um hier quasi wieder stärker einen Fuß in diese Türe zu bekommen? Sie haben ein paar Minuten dafür. Zwei Minuten haben Sie. Zwei Minuten. Also es gibt ganz viele Elemente, die man unter Friedensjournalismus subsumieren kann. Das eine ist mal, wir sind im klassischen Journalismus, hat einen hohen Nachrichtenwert, die Konfrontation. Dem muss man entgegenstellen, gleichzeitig also nicht die Konfrontation verniedlichen, aber auch über die Kräfte zu berichten, die durch Dialog versuchen, ein Problem zu lösen und erst gar nicht sozusagen dann in die härichterstattung immer einbeziehen, die einen anderen Weg suchen zur Lösung von Konflikten. Das ist ein ganz wesentliches Element. Die Frage der Friedensbewegungen, die ist insofern, ich fürchte ja, dass wir uns die Frage auch stellen müssen auf dem Hintergrund, dass jene, die an Krieg interessiert sind, der ganze militärische Komplex, es offensichtlich geschafft hat, die Friedensbewegung letztlich auch zu denunzieren, zu sagen, da sind alle gegen die Atomwaffen auf die Straße gegangen. Und? Was ist passiert? Nichts ist passiert. Und zwar, weil ja die Staatenlenker eh so vernünftig angeblich gewesen sind, dass das wahrscheinlich aber der Druck in ganz vielen Ländern von der Straße war, durch die verschiedenen Aktivitäten der friedensbewegten, breit friedensbewegten Menschen, ich glaube schon, dass das eine Rolle spielt. Und das Zweite, was aber gleichzeitig wieder,useinandersetzung ihrer Generation, meiner Generation, mit den eigenen Eltern, die wir geführt haben, welche Rolle haben die während des NS-Regimes, als Soldaten im Krieg und so weiter, geführt. Und in den meisten Familien hat es auch noch Folgen gegeben, dieses schrecklichen Zweiten Weltkrieges. Und das ist jetzt zu wenig da. Die Geflüchteten aus Ex-Jugoslawien haben wir letztlich zu wenig integriert in unsere Gesellschaft. Die haben zwar eine Chance bekommen, aber Integration, Inklusion ist dann schon noch ein Stück mehr. Dass es wirksam wird, als hilfreiche Strategie nicht selber irgendwann mal ein Teil einer ähnlichen Entwicklung zu werden. Frau Kurbunawa, Sie haben jetzt genau eine Minute. Ich weiß, schwierig, aber so eine abschließende Message, eine Botschaft. Der Krieg ist für uns zwar nahe, medial nahe, aber trotz auch bei der Erfahrungskette, die Kriege, die wir erlebt haben, sind jetzt schon länger zurück. Was würden Sie den Menschen hier sagen, auch in Richtung Medien, aber auch Medienkonsum, wie Sie das Thema Krieg kritischer im Auge haben können? Ganz, ganz kurz. Ich würde sowohl den Kolleginnen und Kollegen als auch den Zuschauern wünschen, dass sie sich Sachen zutrauen. Ernsthaftere Analysen, Hintergrundinformationen. Wir alle wissen, wie das mehr oder weniger, wie das jetzt ausschaut, wie der Krieg jetzt in der Ukraine oder in anderen Gebieten, aber was dazu geführt hat, wie wir rauskommen können, welche Möglichkeiten es gibt. Also zutrauen, sich etwas trauen und irgendwie auf den Grund schauen, ein bisschen weg von dieser Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit der Nachrichten, sondern ein bisschen in der Analyse hineingehen und ein bisschen versuchen, mehr zu erfahren. Habe ich das geschafft in einer Minute? Das haben Sie präzise hingekriegt. Vielen herzlichen Dank. Spannende Diskussion. Natürlich eine Stunde wie immer bei den Diskussionen. Viel zu wenig, viel zu knapp. Dennoch auch ein wichtiger Auftakt. Ich kann verraten, dass wir hier bei DorfTV im kommenden Halbjahr, im zweiten Halbjahr einen kleinen Schwerpunkt zu diesem Thema machen werden. Krieg und mediale Verantwortung mit insgesamt zehn Sendungen in einer Reihe. Ich darf mich aber für heute schon mal sehr herzlich bei Ihnen beiden bedanken, dass Sie aus Wien zu mir ins Studio von DorfTV gekommen sind. Ein großes Dankeschön natürlich wie immer auch an die Zuseherinnen und Zuseher von DorfTV, die mit Interesse dabei waren. Ich darf ganz kurz darauf verweisen, dass heute in einer Woche schon die nächste Ausgabe am Programm steht, mit einem wichtigen Thema. Da geht es um die Frage, was eigentlich die massive Teuerung im Alltag für Menschen in Armut bedeutet. Dazu sind zu Gast Jasmin Schanz-Rieh, die Geschäftsführerin der Volkshilfe Oberösterreich, sowie Heinz Zauner, Chefredakteur der Straßenzeitung Kupfermucken und von der AG für Obdachlose, kommen Donnerstag, 7. Juli wieder um 19 Uhr. Ich würde mich freuen, wenn Sie wieder dabei sind. Und damit darf ich auch schon wie immer mit dem Ersuchen schließen. Bleiben Sie dem Sende Ihres Vertrauens, nämlich DorfTV, auch weiterhin gewogen. In diesem Sinne noch einen schönen Abend und auf Wiedersehen.