Herzlich willkommen wieder bei den Hörstadtgesprächen hier im Studio von DörfTV an der Kunstuniversität Linz. Heute sprechen wir über Musik sammeln, speziell sprechen wir über Sammeln von Popmusik. Und dazu haben wir eingeladen Herrn Dr. Christian Elster. Herr Dr. Elster, herzlich willkommen. Vielen Dank für die Einladung. Schön, dass Sie da sind. Und natürlich, wie immer, ist Peter Androsch von der Hörstadt an meiner Seite. Es freut mich immer besonders, Peter, dass du so verlässlich bist und mich da nicht alleine sitzen lässt, sondern immer dabei bist. Danke, dass du mich so lange schon aushältst. Ja, mit Freuden kann ich nur sagen. Gut, Sie sind Universitätsassistent am Institut für Europäische Ethnologie an der Universität Wien und beschäftigen sich, habe ich auf Ihrer Webpage natürlich gefunden, auf der Uni-Webpage, auf ihrer Webpage natürlich gefunden, auf der Uni-Webpage, neben Pop- und kulturwissenschaftlicher Technikforschung auch mit, das habe ich sehr überraschend gefunden, den kulturellen Dimensionen des Wetters und ethnografischen Schreiben. Also das stelle ich Ihnen dann gerne noch eine Frage zu dem, Ihrem Forschungsbereich. Und natürlich haben Sie das Thema, das wir heute besprechen, Popmusik sammeln. Dazu haben Sie ja Ihre Doktorarbeit geschrieben an der Uni Zürich. Und dazu ist das Buch erschienen, das ohnehin so heißt, Popmusik sammeln. Und diesen Tipp zu diesem Buch habe ich in der Presse gefunden. So bin ich auf sie gestoßen. Und dann stand noch ganz kurz, ich liebe immer die Kürze bei den Bios, weil man kann immer nachfragen, dass sie eigentlich ein Grundstudium gemacht haben zu Volkskunde und europäischer Ethnologie in Freiburg und in München und anschließend noch einen Graduierten-Colleague über Kunst und Technik an der TU Hamburg. Und vorher haben Sie mir schon verraten, das sage ich vielleicht auch noch kurz dazu, dass Sie eigentlich viele Jahre in München und in Hamburg verbracht haben und von Hamburg aus eben die Stelle in Wien gefunden haben. Genau, richtig. Ja, möchten Sie noch etwas ergänzen zu Ihrer Bio? Nein, ich glaube, das ist so erst mal... Reicht so erst mal. Dann sage ich, bevor ich jetzt eine Frage zu Popmusik stelle, also ich glaube, dass das viele nämlich nicht wissen, was machen Sie unter dem Titel Europäische Ethnologie und speziell, was machen Sie außer diesem Musiksammelthema zum Beispiel über kulturelle Dimension des Wetters? Also auf die Idee wäre ich ja gar nicht gekommen, wenn das eine Frage der Ethnologie ist. Ja, also das kann man ein bisschen Werbung machen für dieses schöne kleine Fach Europäische Ethnologie, das eine turbulente Geschichte hinter sich hat. Es war früher mal die Volkskunde, das hat in manchen Instituten inzwischen verschwindet, es war langsam noch in der Fachbezeichnung drin. Das heißt, die Volkskunde im Gegensatz zur Völkerkunde, die sich quasi mit außereuropäischen Gesellschaften befasst und befasst hat, ist es die europäische Ethnologie, die sich eher um die eigene Kultur, um die eigene Gesellschaft dreht. Und man kann sich vorstellen, dass auch zur Zeit des Dritten Reichs die Volkskunde ungut verwickelt war in die Geschichte. Und so kam es, dass es in den späten 60er, Anfang der 70er Jahre eine große Selbstreflexion und Aufarbeitung dieser ganzen Geschehnisse gab und es somit auch zur Umbenennung des Fachs kam. Und die europäische Ethnologie ist eine Bezeichnung, die sehr gängig ist, beispielsweise in Wien, auch an vielen deutschen Instituten, an anderen Fächern heißt es Kulturanthropologie oder auch empirische Kulturwissenschaft. Das sind also quasi verschiedene Begriffe für eigentlich ein und dasselbe Fach, das natürlich an verschiedenen Standorten auch verschiedene Sch Kulturwissenschaft. Das sind verschiedene Begriffe für ein und dasselbe Fach, das natürlich an verschiedenen Standorten auch verschiedene Schwerpunkte hat. Und das Interessante an diesem Fach, weshalb auch diese verschiedenen Themen möglich sind, ist, dass es eine Alltagskulturwissenschaft ist, die eigentlich thematisch kaum Grenzen kennt, sondern sich durch einen spezifischen Zugang zu Themen auszeichnet und eigentlich immer fragt, wie leben wir gemeinsam, wie lassen sich bestimmte gegenwärtige Phänomene deuten, wie lassen sich Konflikte herleiten. Und da gibt es eben sehr unterschiedliche Themen, also von Migration über Popkultur bis hin zum Wetter, das in Zeiten des Klimawandels natürlich jetzt auch an Aktualität und Brisanz gewinnt und von etwas sehr banalem zu etwas sehr politischem geworden ist. Und das ist mein aktuelles Forschungsprojekt, über das wir vielleicht mal eine eigene Sendung machen können. Das irgendwie machen wir in ganz einem... Ja, bitte. Dieses Thema, also Volkskunde unter Anführungsstrich, wird es in jedem europäischen Land geben. Wie heißt denn dann das Studium dort? Unterschiedlich. Also es gibt die Folklore Studies in den USA beispielsweise auch. Es gibt in England und USA gibt es dann die Social and Cultural Anthropology. Also da gibt es schon sehr unterschiedliche regionale und lokale Fachgeschichten, die im deutschsprachigen Raum eben eine besondere ist. Okay, das kenne ich mich ein bisschen aus. Aber okay, das mit dem Wetter ist mir jetzt klar. Da geht es sozusagen darum, dass wir es ja heute unter Klimawandel und allem verstehen, dass das Wetter so eine Bedeutung bekommen hat. Weil vor zehn Jahren oder vor 20 Jahren hätte kein Mensch über das so lange diskutiert. Okay, tja. Und warum sind Sie auf das Thema Popmusik sammeln gekommen? Das ist etwas, was auch relativ häufig vorkommt in solchen ethnografischen Forschungen, zunächst mal durch eine eigene Erfahrung. Also ich habe früh angefangen, selbst mich für Musik zu interessieren und auch Musik zu sammeln als Teenager. Habe dann auch irgendwann angefangen, Schallplatten zu sammeln, habe irgendwie viel Punkmusik gehört und Soulmusik gehört und so, wo die Schallplatte nie richtig weg war und habe dann neben meinem Studium, damals schon der Volkskunde-Europäische Ethnologie in Freiburg, angefangen bei einem Musiklabel und Mailorder zu arbeiten. und da so gegen Ende meines Grundstudiums 2007, 2006, 2007 kam so vermehrt in den Medien auf die Rede von diesem Menü-Revival, das ja bis heute irgendwie andauert. Und mich hat das total irritiert, weil ich dachte, die Musik, die mich interessiert, gibt es auf Schallplatte und habe eigentlich das als Irritation empfunden, als persönliche und als Auftakt für ein erstes Forschungsprojekt, woraus dann auch meine Magisterarbeit entstanden ist, wo es um so subkulturelle Bedeutungen der Schallplatte ging. Und während des Forschens haben sich so mehr Fragen gegeben, als ich beantworten konnte. Und so kam dann eins zum anderen. Und ich habe dann eine Dissertation begonnen und dieses Thema eben noch deutlich erweitert und allgemein nach der Frage des Musiksammelns gefragt und mich damit beschäftigt. Die Popmusik ist ja auch so etwas Ungreifbares, nicht? Also nur dazu mit dem deutschsprachigen Hintergrund auch sehr in Bewegung finde ich. Also gerade, dass deutsche Sprache wieder verwendet werden kann, hat ja wahnsinnig lange gedauert. dass deutsche Sprache wieder verwendet werden kann, hat ja wahnsinnig lange gedauert. Also dass das als normales Ausdrucksmittel akzeptiert wird, gibt es erst seit den 80ern, schätze ich. Also in Österreich vielleicht noch durch Austropop besondere Linie. Aber kann man das überhaupt fassen, Popmusik? Das ist schwierig. Wie oft bei solchen Feldern. Man kann versuchen, sie zu umreißen aus verschiedenen Perspektiven. Und aus Sicht der europäischen Ethnologie geht es häufig darum, Akteursperspektiven einzunehmen. Also wie deuten denn Leute ihre Welt? Da geht es für mich nicht darum, normativ festzulegen, das ist diese Art von Musik, wie das vielleicht ein Musikwissenschaftler tun würde, sondern es geht viel eher darum, wie binden das Leute in ihr Leben ein? Wie deuten sie das? Warum gehen sie damit um? Wie gehen sie damit um? Und es gibt aber schon in den Kulturwissenschaften einen Diskurs über Pop und da meint Pop ist nicht gleichzusetzen mit dem Genre Pop, wie wir jetzt vielleicht als typischen Popstar Madonna oder Michael Jackson vielleicht in den 80er Jahren oder so sehen würden, sondern das meint auch gegen kulturelle Strömungen, wie weiß ich nicht, Punk, Reggae, keine Ahnung. Das sind alles Dinge, die unter Pop firmieren. Und im deutschsprachigen Raum war das vor allem Diederich Diederichsen zum Beispiel, der auch jetzt in Wien tätig ist an der Kunstuni, der sich sehr stark für so eine Theoretisierung von Pop stark gemacht hat. Und in England waren es vor allem die Cultural Studies, also so bestimmte Forschungsströmungen, die eigentlich aus dem Feld kommen und angefangen haben, eigentlich ihre eigene Lebenswelt zu beforschen. Das ist so mit der Ethnologie oder der europäischen Ethnologie sehr nahe und sehr fruchtbar. Und da geht es auch eher um eine kulturelle Sphäre als um ein Genre, das da beschrieben wird, wenn ich von Pop spreche. Ist nicht dann sozusagen das Sammeln von etwas Lebendigem, Populärem, das Begräbnis erster Klasse? Ja, absolut. Das ist zumindest ein wahnsinnig interessanter Konflikt, dass Pop ja eigentlich ein Gegenwartsversprechen ist und Sammeln das Gegenteil will, bewahren und musealisieren. Das sind schon auch Dinge, die stark diskutiert werden in dem Feld. Es gibt vor allem halt Differenzierungen zwischen dem persönlichen Sammeln, also dem Anlegen einer Plattensammlung zum Beispiel und versuchen institutionalisiert Pop zu sammeln, was in den letzten Jahrzehnten vermehrt versucht wird. Ich will das gar nicht werten, aber es gibt natürlich Rockmuseen und es gibt verschiedene Archive und es gibt, ich weiß nicht, in England ist so ein Beispiel, das Archiv von John Peel, von dem berühmten Radiomoderator, das öffentlich zugänglich gemacht werden sollte, was glaube ich auch an Finanzierungen gescheitert ist und nicht so funktioniert hat, wie es gedacht war. Und da gibt es dann durchaus aus dem Feld heraus Kritik von Menschen, die halt sagen, nee, Moment, das ist ja eine Retromania, ist so ein Stichwort von einem berühmten englischen Kulturtheoretiker Simon Reynolds, der eben sagt, wenn man anfängt, das alles ins Museum zu stellen, dann verliert es quasi sein Wesen. Und da ist schon eine Widersprüchlichkeit drin, gar keine Frage. Trotzdem ist es cool, ne? Kommt drauf an. Mein Musik sammeln ist cool. Ja, in vielen Kontexten schon. Aber ich glaube, es gibt so Kipppunkte. Zumindest ist das was, ich rede jetzt nicht normativ als Beschreibung, sondern das, was Menschen mir erzählt haben, wie sie es erleben. Gerade wenn man in einem bestimmten Alter ist und quasi sich nicht trennen kann von seiner Musik und das immer weiter an Wichtigkeit oder große Wichtigkeit einnimmt in einem Leben, kann man schon auch als Berufsjugendlicher dastehen und quasi so der Letzte seiner Art sein. Das sind durchaus konflikte die dies dann auch gibt den freundeskreisen wenn man familie kriegt und so weiter und es kostet ja auch geld musik zu sammeln zumindest über einen schallplatten sammelt und da verliert es vielleicht so ein bisschen die uneingeschränkte coolness dies vielleicht in früheren lebensdekaden haben naja ich bin ja schon recht alt und bei mir sicher sicher dieser Versuch, also ich bin kein großer Sammler, aber ein bisschen sammle ichlung und geht jede Woche Schallplatten kaufen und hat sich eine Regel auferlegt, dass er immer nur eine alte oder wieder aufgelegte Platte kaufen darf und dafür zwei neue kaufen muss. Also das ist quasi so ein Versuch, am Puls der Zeit zu bleiben und nicht nur sein Dillenarchiv zu vervollständigen oder was auch immer. Also sondern so am Puls der aktuellen Popkultur irgendwie zu bleiben. Darf ich noch was anschließen? Ich bin ja der Sohn eines Schallpartnerhändlers. Und also bin umgeben von Schallpartnern aufgewachsen. Und mein Vater hat immer was ganz Tolles für uns gemacht. Drei Buben. Am Abend hat er die neuesten Schallplatten mitgenommen. Wir haben die aufgelegt, auf Tonband aufgenommen und in der Früh sind die wieder im Geschäft gestanden. Ist schon lange her, also kein Vergehen mehr, nicht mehr verfolgen ist möglich. Und das war fantastisch. Du bist also ununterbrochen mit diesem Vinylzeug in Verbindung gewesen. Das hat sich eigentlich bis jetzt nicht gelöst. Also das ist schon, diese wunderbaren Kindeserinnerungen sind da drinnen. Genau, also das ist halt immer auch etwas historisch Spezifisches natürlich. Und wahrscheinlich war das ja auch mit kulturellem Kapital verbunden. Wahrscheinlich war man ja auch der Held, oder man das ganze Zeug auf Tape hat, bevor es alle anderen haben und sich nicht leisten können. Und da gibt es natürlich Bedeutungsverschiebungen, die in unterschiedlichen sozialen Milieus, Szenen sich jeweils sehr unterschiedlich darstellen. Und diese Vielfalt und Komplexität darzustellen, war eben auch Ziel meiner Forschung. Ja, das würde mich interessieren, weil Sie sozusagen, welche Identitäten tummeln sich denn da als Sammler? Und dann spezifisch auch von Popmusik. Mein Bruder zum Beispiel ist ein Sammler, aber der ist umgestiegen. Der sammelt heute nur noch klassische Musik. Wie jung war er, hat er Popmusik gesammelt, sammelt er klassische Musik, aber er sammelt. Also deswegen, wer sindmelt. Deswegen, wer sind denn hier diese Sammler? Ich fange mal so an, Jochen Bonz, ein sehr geschätzter Kollege, der früh auch schon für unsere Fachzusammenhang über Pop geschrieben hat, meinte mal, dass heute sich in dieser Welt des Pop eigentlich jeder irgendwie ein Stück weit zu Hause fühlt. Wir haben Radio an, es ist Fernseher an, man kommt nicht vorbei an Popmusik. Und diese Musik verknüpft sich ja mit dem eigenen Leben. Also das ist quasi gar nicht vermeidbar. Und natürlich gibt es da verschiedene Formen der Identifikation. Und für manchen ist Pop eine Welt oder die Welt. Und andere betreten diese Welt vielleicht am Wochenende im Club oder so und gehen dann da wieder raus und identifizieren sich vielleicht auch stark über andere Dinge in ihrem Alltag. Und insofern würde ich nicht sagen, dass es den typischen Popsammler gibt, wobei man dazu natürlich sagen muss, dass ich versucht habe, einen sehr weiten Begriff des Sammelns zu entwickeln. Also viele Sammelbegriffe, die philosophisch entwickelt worden sind. Walter Benjamin ist ein großer Autor über das Sammeln oder Jean Baudrillard, der französische Philosoph. Dann geht es ganz stark beim Sammeln um die Vorstellung, dass es einerseits mit Dingen zu tun hat, im Fall von Walter Benjamin mit Büchern vor allem, also mit materiellen Gegenständen, die auch selbst altern, die irgendwie Gerüche annehmen, was Schallplatten auch tun. Dass es zweitens um ein Eigentum geht, also etwas, das wirklich in den eigenen Besitz übergeht. Das ist irgendwie, ich glaube, zumindest implizit stark betont. Und es geht auch darum, dass es um connoisseurhafte Formen des Sammelns geht. Also, dass man weiß, nach was man sucht. Dass man weiß, dass man vielleicht bestimmte Serien hat, die man vervollständigen kann. Bei Musik kann es alle Alben eines Künstlers sein, alle Veröffentlichungen eines Labels. Es gibt ja tausend Ideen, die man da haben kann. Und ich habe aber Sammeln stärker, also diese Formen habe ich auch beobachtet, die kamen natürlich vor, aber ich habe Sammeln stärker als eine Alltagspraxis verstanden. Und das ist häufig ein Sammeln wieder Wissen oder vielleicht auch wieder Willen. Also viele Menschen, die gar nicht gesagt haben, ich sammle doch nicht. Und dann spricht man näher mit denen und dann merkt man, ah, die haben aber trotzdem ein iPod für die Zugfahrt und die haben trotzdem zu Hause 20 CDs stehen und haben trotzdem einen Spotify-Account. Und das waren diese Formen. Wie ordnen denn da Menschen Musik an? Wie stoßen sie auf die Musik? Wie sortieren sie die vielleicht auch wieder aus? Alles so Aspekte und Teilpraktiken, die mit dem Sammeln zu tun haben. Und insofern würde ich sagen, den Typ gibt es nicht. Also ich würde fast sagen, wer sammelt nicht? Also wenn man das so weit versteht. Das ist eine Volkskrankheit. Vielleicht ist es, ja. Aber ist es jetzt eine, eine, wie sagt man, eine Tugend? Oder, so wie du gesagt hast, ist es eine Krankheit? Naja, es gibt viele Diskurse, die das so pathologisieren. Ich kann auch weiter im Detail nochmal drüber sprechen. Das ist gar keine Frage. Ich würde das irgendwie gar nicht so wertend sehen. Ich glaube, es ist unwiederbringlich, ordnen wir Dinge um uns herum an. Und ich habe das eben am Beispiel der Musik nachverfolgt. Und eine These ist eben, oder ich habe Musik sammeln als eine Selbsttechnik begriffen, als eine Art und Weise, wie wir uns unserer selbst bewusst und gewahr werden. Und das tun wir ja nicht aus uns heraus. Natürlich gibt es so Tendenzen zu Minimalismus oder so, wo man sagt, man braucht nichts und ruht in sich. Aber dennoch gehen wir ja mit materiellen Dingen um, oder zumindest die meisten von uns, und Musik gehört dazu. Und natürlich verändert sich im Zuge der Digitalisierung diese Materialität und trotzdem würde ich sagen, auch im Digitalen geht es darum und wenn ich eine Playlist anlege, dass ich Ordnung schaffe, dass ich irgendwie in dieses Chaos der Popmusik, dieses unendlichen Angebots mir Wegmarken setze, um mich darin zu orientieren. Und Musik im Speziellen hat eben diese Eigenschaft, eine wunderbare Schnittstelle zu sein, weil wir alle verbinden persönliche Erfahrungen, Erlebnisse mit Musik. Und gleichzeitig ist es eben populäre Musik, zumindest ein Stück weit. Das heißt, es gibt eine kollektive Schnittstelle, andere können mit diesen Sounds, mit diesen Plattencovern mit dieser Ästhetik auch was anfangen Musik ist oft mit Werten verbunden und so weiter, das heißt, es taugt wahnsinnig gut, so eine Musiksammlung um sich als Individuum vielleicht zu sammeln ein Stück weit, aber auch um sich zu positionieren gesellschaftlich Da können wir ja eigentlich in so eine Grundfrage der Musiktheorie kommen oder Musikwissenschaft kommen. Besonders in der neuen Musik ist ja dann oft die Überzeugung gewesen, dass die Musik anhand der Partitur beurteilt werden kann. Und die anderen haben gesagt, diese Musik kann man nur haben, wenn sie klingt. Also eigentlich sind dann die Sammler, die LPs und Ähnliches sammeln, die sammeln ja nur die Idee einer Musik. Die Musik selbst ist ja gar nicht sammelbar, würde ich sagen, sondern es sind nur immer irgendwelche Fetische von der Musik, oder wie immer man das dann nennen möchte, sammelbar sind. Wie ist da der Zusammenhang? Ich würde da widersprechen. Also ich glaube schon, dass die Platte, machen Sie mal analog, was da vielleicht ein bisschen plastischer ist, natürlich kann die ein Fetisch werden. Und es gibt genug Leute, die kaufen es, um es zu haben, und hören es nicht. Aber dennoch ist doch die Schallplatte die erste Möglichkeit, auch historisch gewesen, Musik eben festzuhalten und sie sehr wohl zum Klingen zu bringen zu Hause. Also insofern würde ich schon sagen, dass man durch Musik sammeln, wenn ich die zu Hause habe und auch ein Abspielgerät habe, natürlich diese Musik zum Klingen bringen kann und somit durchaus auch die Musik sammeln. Wie dann damit umgegangen wird, das ist sicherlich sehr individuell. Also ob Leute viel hören, was sie haben oder ob sie es vor allem haben wollen, das ist unterschiedlich. Da gibt es einen sehr schönen Text von Rainer Maria Rilke, der da drüben in die Schule gegangen ist. Kennen Sie den Text? Er hat in der Schule eine Vorführung des Phonografen bekommen und hat dann die Idee entwickelt, die Kopfnaht abzuspielen. Also was dann da rauskommt, ist ein wunderschöner Text. Ein Klangkünstler-Kollege hat in Bonn, glaube ich, sogar eine ganze Ausstellung darüber gemacht. Ich weiß leider die Daten da nicht parat, aber diese Idee ist ja, Du hast leider die Daten da nicht parat, aber diese Idee ist ja, trotzdem glaube ich, die Musik ist ja, es ist nicht metaphysisch, ist mir schon klar, weil die Luft schwingt, aber mit der LP hat man wahrscheinlich noch mehr direkten Bezug zur Musik wie zum Beispiel mit einer CD. Es ist ein total gängiger Diskurs, dass das so sei. Da gibt es ja unterschiedliche, also erstmal nochmal vielleicht zum vorherigen, gar keine Frage, die Tonaufzeichnung bestimmt natürlich ein Stück weit, wie die Musik überhaupt produziert wird und klingt. Das Medium hat bestimmte Affordordanzen, würde man sagen, oder bestimmte Grenzen, was sie aufnehmen kann und was nicht. Bei Vinyl ist es ja ganz extrem, dass man da bestimmte Frequenzen auch einfach nicht schneiden kann. Und somit beeinflusst natürlich allein schon, Walter Benjamin hat das ja schon ganz früh mit seinem Essay gezeigt, zur Fotografie, zur Kunst im Zeitalter, ihrer technischen Reproduzierbarkeit. Es wird die Kunst quasi gemacht, um reproduziert zu werden. Insofern ist so die Frage, gibt es so eine, wenn man jetzt sehr philosophisch werden will, aber was ist eine ursprüngliche Idee von Musik? Und das würde ich sagen, Pop ist nicht zu denken ohne Tonträger. Es gibt keinen authentischeren Pop, der irgendwie einfach, wie man vielleicht sagen würde, wie so ein Ethnologe vielleicht irgendwie so viel Soundscapes aufnimmt. Das ist ja nicht so, dass diese Musik einfach da gewesen wäre und nur konserviert, sondern die ist ja sehr schnell fürs Medium gemacht worden. Insofern würde ich sagen, ist Pop ohne dieses Medium und auch ohne kapitalistische Strukturen, die dazu gehören, um die zu vertreiben und so weiter, eigentlich nicht denkbar. Zu dem anderen Diskurs, wo es ja eigentlich auch dann um einerseits um Klangqualität häufig geht oder die wird zumindest angeführt, andererseits ganz stark um Haptik, wo wir auch beim Sammeln wieder sind, beim Besitzen. Also jetzt Schallplatte versus Pfeil auf dem iPod oder so. Da würde ich jetzt sagen, ich hätte die Tendenz, ihm zuzustimmen, aus meiner biografischen Erfahrung, dass ich auch finde, so eine Schallplatte, da ist diese Klangerzeugung nachvollziehbarer. Ich kann mir das auch als Nicht-Techniker vorstellen, was da passiert. Da ist eine Nadel und dieser Klang ist wirklich quasi analog da in diese Rille geschnitten. Das ist was, das auch irgendwie eine faszinierende Vorstellung ist. Andererseits habe ich mit vielen Leuten gesprochen, die begeisterte Nutzer von Streaming-Anbietern sind und die sagen, nein, die Musik ist viel mehr mit meinem Leben verbunden, wo ich sie immer dabei haben kann und empfinden das als wahnsinnig limitierend, nur zu Hause im Lehnstuhl, das ist ja diese stereotype Vorstellung der konzervhaften Rezeption. Darf ich da eine Zusatzfrage stellen? Weil, also mein, ich kann mir gut vorstellen, dass man Platten sammelt, dass man CDs sammelt oder alles, was haptisch ist und was man sich aneignen kann. Aber mir ist nicht klar, was sammeln die Leute bei Streaming. Also bei dieser ganzen Frage der Digitalisierung habe ich nicht mitgemacht. Und daher habe ich auch wenig Vorstellung dazu. Also ich würde schon sagen, dass sich Sammeln dadurch grundsätzlich verändert in seinem Charakter. Also die Jagd nach der raren Platte entfällt. Ich weiß nicht, wie groß das Angebot von Spotify inzwischen ist. 60, 70, 80 Millionen Songs oder so, bin mir nicht sicher. Ich glaube, jeden Tag kommen 60.000 neue dazu. Ich würde eher sagen, dass es da um eine Form des Kuratieren. Vielleicht kann man von einem Kuratieren sprechen, von einem Kuratieren einer fremden Sammlung, wenn man das an die Worte von Spotify als große Ansammlung an Musik verstehen will. Aber weshalb ich es dennoch als Sammeln bezeichnen würde, ist eben, obwohl es sich so unterscheidet, auch diese Files gehören mir nicht. Ich werbe da ein Nutzungsrecht, weil ich jeden Monat einen Zehner abdrücke oder weil ich Werbeanzeigen oder sowas akzeptiere, die zwischendrin eingespielt werden. Aber dennoch behält Sammeln diese Funktion der Selbsttechnik und der Orientierung in dieser großen Popwelt. Und ich glaube, das ist eine ganz wichtige Eigenschaft des Sammelns. Weshalb ich finde, man kann es durchaus erweitert als eine Form des digitalen Sammelns greifen. Und was macht man da? Also darf ich ganz banal? Ich stelle immer die banalen Fragen, weil wenn ich da kuratiere, was tue ich da? Was stelle ich mir da zusammen? Also viele legen da unterschiedliche Playlisten an, zum Beispiel. Es gibt dann die Möglichkeit, dass man eben Songs sich merkt, dass man so Lieblingslieder speichert, wie man vielleicht früher auch aus seinen eigenen Platten oder den Platten von Freunden sich ein Tape gemacht hat. Es gibt natürlich Dinge, die eigentlich total persistent sind. Die sind heute nicht viel anders, außer dass es viel weniger aufwendig ist. Aber diese Idee des Zusammenstellens eines persönlichen Soundtracks, der zieht sich durch. Und tauschen die das dann mit irgendjemand aus? Es gibt auch Möglichkeiten, dass man sich gegenseitig folgt zum Beispiel. Es hat auch so eine Social-Media-Funktion häufig. Oder dass man Listen für andere macht und sie teilt. Da gibt es dann auch Leute, deren Listen begehrt sind, die bekannt sind als gute DJs, wenn man so möchte. Das bringt mich zu der Frage generell. Gibt es so Communities, Sammler-Communities? Also sozusagen so wie bei Vinyl, da habe ich ja schon den Eindruck, das ist eine verschworene Gemeinschaft. Ja, wenn man näher hinschaut, das ist eigentlich eine ziemlich zersplitterte Gemeinschaft, würde ich sagen. Also da gibt es auch starke Distinktionen, wie jetzt umzugehen ist mit diesem Medium. Im Digitalen sicherlich. Also es gibt, vielleicht hat sich das mit den Streaming-Diensten auch so ein bisschen verändert wieder, aber gerade zu so einer Zeit wie Napster oder wo es auch viele so illegale Tauschbörsen gab, da gab es natürlich viele Foren, in denen Leute, die Musik gerippt haben, also illegal digitalisiert haben, ausgetauscht haben und da gab es natürlich quasi auch so Such- und Tausch- und Angebotsbörsen, wo man sich Musik runterladen kann und das gibt es auch bis heute. Das hört sich ja sehr lebhaft an. Das ist kein Museum, sondern das ist einfach Kommunikation. Das ist auch super. Meine Kinder schicken mir die Links zum, wir haben so ein Familien- Spotify-Abo und da kann man sich eben gegenseitig die Empfehlungen schicken. Aber was mich wahnsinnig macht, ist, wenn man zum Beispiel dann nach Mahler zweiter Sinfonie sucht, dann wird jeder Satz als Song bezeichnet. Das macht es natürlich, wenn man ein bisschen musikalisch auskennt, wahnsinnig. Und dann sagt mein Bub, es gibt keine zweite Sinfonie, es gibt ein Allegro und es gibt ein Adagio, also jeder einzelne Satz als Song. Der Begriff ist für die Musik so herabwürdigend, würde ich sagen. Aber ich habe noch keine vernünftige Lösung dafür gefunden. Also das ist wahnsinnig schwer, zum Beispiel in Spotify ein ganzes Album, das 70 oder 80 Minuten dauert, klassische, unter Anführungszeichen, Musik zu hören. Gar nicht so einfach. Also mit den Bezeichnungen, das verstehe ich. Da sieht man, das ist für eine andere Form von Musik. Das kommt aus der Popmusik, total. Das ist ein Produkt der Popmusik, auch ein streitbares natürlich. Also es ist ja auch keine Frage, dass es da große Debatten darum geht, gerade was Entlohnungen von Künstlern und so weiter angeht. Genau, und die Nutzungsweisen, und das wird sich auch wandeln, das ist ja ein wahnsinnig dynamisches Feld, wenn man überlegt, in welch kurzer Zeit sich das durchgesetzt hat. Ich weiß noch, dass zu Beginn meiner Forschung, noch vor zehn Jahren, wurden ja solche kultur flat rates diskutiert und es wird sich nie durchsetzen und plötzlich hat man ebenso ein paar große player die natürlich auch mit viel geld so was nach vorne drücken und diese angebote bereitstellen ich bin ja anhänger von devianta musik sowohl hinter avantgarde als auch popmus Popmusik, es ist eine Befreiung. Es ist alles da. Sicher nicht alles, weil es wird sicher so dunkle Felder geben. Das ist grandios. Also gerade osteuropäische klassische Musik, Avantgarde-Musik aus der Ukraine, aus Georgien, Moldawien, alles bei Spotify. Unglaublich. Da hätte man früher, noch vor zehn Jahren, zwei, drei Wochen recherchiert, bis man überhaupt drauf kommt, wo man das herkriegt. Absolut, ja. Also es ist schon für mich... Ich nutze Spotify nie, deswegen meine Frage, wenn es da Tausende und aber Tausende gibt, gibt es da ein gutes Orientierungssystem, also ein gutes Suchsystem? Oder wie komme ich überhaupt drauf, was es da alles gibt? Genau, also das ist auch eine wirklich interessante Sache. Also es gibt natürlich, kann man wie auf Google einfach ein Lied suchen und dann findet man es oder in seltenen Fällen nicht, je nachdem wie speziell der Musikgeschmack einer Person vielleicht ist. Dann gibt es sehr viele Listen, die da angelegt sind, teilweise auch von menschlichen Kuratoren. Und was aber natürlich viel wichtiger ist für diese Geschäftsmodelle dieser Programme, auch sind algorithmische Vorschläge. Da hattet ihr, glaube ich, ja auch schon mal jemanden zu Gast. Ja, da haben wir einen Professor von der JCO hier gehabt, der uns sowas forscht. Was hochkomplex ist und sich wirklich auch rasant entwickelt hat. Auf Spotify gibt es beispielsweise eine Liste, die heißt Mein Mix der Woche. Da kriegt man jeden Montag 30 Songs vorgeschlagen, natürlich auf Basis des eigenen Hörverhaltens. Wie kommt man dann aus der Schleife raus? Ja, das ist eben... Ich habe das jetzt länger nicht mehr persönlich ausprobiert, muss ich? Ja, das ist eben, also ich habe das jetzt länger nicht mehr persönlich ausprobiert, muss ich sagen, aber das ist schon ziemlich geschickt gemacht und man hängt dann nicht mehr so in der Schleife, wie man das früher so dachte. Also dieses quasi alte Amazon-System, dass man so deinem Freund gefällt das, der kauft das und du das, dann fällt euch das vielleicht so quer. Das ist ja nur eine Methode, sondern da wird ja Musik auf ganz verschiedene Weisen mit Metadaten versehen und das ganze Internet durch Recht nach bestimmten Beschreibungen zu bestimmten Künstlern und Künstlerinnen, wodurch dann diese Vorschläge immer raffinierter werden. Und natürlich kommt man da aber ganz schwer ran, weil das sind natürlich Geschäftsgeheimnisse, da wird einem kein Entwickler was drüber erzählen, wenn man da fragt oder nur sehr vage, wie das denn jetzt wirklich funktioniert. Und vielleicht könnte man in dem Zuge auch ein bisschen sagen, dass sich das Sammeln von den Musikfans hin zu diesen Unternehmen ein Stück weit auch verlagert. Das ist ein ganz starkes Sammeln über die Nutzungsweisen von so einem Programm wie Spotify. Die wissen ja wahnsinnig viel über ihre Nutzerinnen und ich bin mir auch nicht sicher, was mit diesen Daten noch passiert, außer noch bessere Musikvorschläge und ich glaube, dass man über den Musikgeschmack einer Person eine Person schon ganz gut kennenlernen kann, was für Marketingzwecke natürlich sehr profitabel sein kann und was natürlich sehr kritisch zu betrachten ist. Aber ich glaube, wir kennen alle dieses Moment, dass man eine Person zum ersten Mal besucht und schaut ins Bücherregal oder ins Plattenregal und hat dann das Gefühl, man könnte ihr ein Stück weit in die Seele schauen, wenn man eine Idee dafür kriegt, für was sie sich interessiert. eine Idee dafür kriegt, für was sie sich interessiert. Apropos Seele, oft ist ja verbunden mit so Pop-Liebhaberei auch diese Nebenfelder, Plakate sammeln, andere Memorabilia, die es halt da gibt, Konzertkarten etc. Ist das so ein bisschen mitgekommen bei Ihrer Arbeit? Ach, es gibt sicher Leute, die dann auch, ich habe ja vorhin gesagt, dass für manche dann Pop eine Welt wird und natürlich hängen da dann Konzertplakate neben den Schallplattenregalen oder Leute sammeln T-Shirts oder so. Keine Frage. Kennen Sie im deutschsprachigen Raum ein Popmuseum? Ja, es gibt schon, es gab in München 1 in diesem olympiaturm ich glaube das hat jetzt aber gerade geschlossen es gibt in freiburg zumindest ein archiv die beginnen auch mit wissenschaftlichem anspruch zu sammeln oder tun es auch schon länger es gibt weitere es gibt vor allem natürlich auch einzelne ausstellungen in In Berlin gab es die große Bowie-Ausstellung, die ja irgendwie sehr weite und große Wellen geschlagen hat. Also ich glaube, es gibt da schon vermehrt Versuche. Und es gibt noch weitere und mir fallen sie gerade oberhalb. Museumsquartier von Wolfgang Dörninger und Jonny Bichtler gegründet, der Verein arbeitet weit. Das ist in einem der Durchgänge sehr schöne Auslagen auch zum Anschauen mit Covers und so weiter. Ich habe schon immer die Sammler und Sammlerinnen. Es wäre auch noch eine Frage, wie viele Sammlerinnen gibt es und wie viele Sammler. Aber die Individuen im Blick, und Sie haben sich ja, glaube ich, auch mit den kulturellen und sozialen Prägungen dieser Individuen beschäftigt. Auf welche Ergebnisse sind Sie da gestoßen? da gestoßen naja also sammeln ist auf jeden fall eine eine soziale praxis und eine kulturelle praxis also es ist ja nichts das kein bedürfnis dass aus einem aus einer person einfach so raus kommt sondern das ist quasi gesellschaftlich verortet und natürlich auch so was wie musik geschmack ist was das wissen wir spätestens seit pierredieu, dem großen französischen Soziologen, der gezeigt hat, wie stark bestimmte Geschmäcker nicht nur für Geschmack mit sozialen Positionen in der Gesellschaft zu tun haben. Und das sieht man natürlich beim Musiksammeln enorm. Also es ist für kulturelles Kapital vonnöten. Man muss irgendwie eine bestimmte Idee haben, wenn man zum Beispiel Schallplatten sammelt von eben bestimmten Labels über Künstler, über Auflagehöhen. Wenn man digital sammelt, spielt das teilweise vielleicht nicht so eine Rolle. vielleicht gar nicht so stark an soziale Marker gebunden sind. Also es gibt ja diese Idee des Guilty Pleasures, also irgendwie eines Musikstücks oder einer Sache, die man mag, aber vielleicht eigentlich gar nicht mögen dürfte, die einem eigentlich ein bisschen peinlich ist, dass sie einem gefällt. Und das zeigt ja, dass es da keine so eindeutigen Zusammenhänge gibt, sondern dass viele Leute auch einfach sammeln, was ihnen gut tut, was sie anspricht, was ihnen gefällt, ohne dieses ganze Hintergrundwissen zu pflegen, das vielleicht manche konjunkturhafte Sammler haben, die jetzt sich eben wahnsinnig gut auskennen und versuchen, die großen Stadien der Popkulturentwicklung in ihrem heimischen Regal oder auf ihrer Festplatte zu haben. Und gleichzeitig würde ich auch sagen, dass sich diese eindeutigen sozialen Zuordnungen, wie sie eben noch zum Beispiel Bourdieu beschrieben hat, dass sich das sehr stark aufgeweicht hat. Und ich glaube, dass nicht zuletzt digitale Medien wie Spotify und andere, es gibt ja auch Apple und Deezer und so weiter, dass die da ein Stück weit dazu beitragen, weil man jetzt alle mögliche Musik auf einen Knopfdruck finden kann, und andere, es gibt ja auch Apple und Deezer und so weiter, dass die da ein Stück weit dazu beitragen, weil man jetzt alle mögliche Musik auf einen Knopfdruck finden kann, die früher vielleicht auch in bestimmten Räumen nur konsumiert oder erworben werden konnte, in die sich vielleicht auch nicht jeder traut. Also ich habe in meinem Buch auch ein Kapitel über den Plattenladen geschrieben. Das hat sich sicherlich verändert, auch in den letzten Jahren, aber es ist ja durchaus ein Ort, lange gewesen und zumindest auch Stereotyp, auch in den Medien und so weiter und in Filmen, Romanen so repräsentiert, in dem man sich ganz schön in die Nesseln setzen kann. quasi auch über seine besten Buddies. Ich glaube, High Fidelity war ja ein berühmter Film und ein Roman, vor allem von Nick Hornby, in dem es wunderbar porträtiert ist. Und ich glaube, dass eben solche digitalen Medienangebote die Schwellen sehr viel niedriger gemacht haben, sich neue Musik anzueignen oder sie einfach mal anzuhören. Und im Allgemeinen ist Pop, was das von einer in Anführungszeichen verruchten Sache in den 1960er Jahren ohnehin sowas geworden, zu einem gesellschaftlichen Lightcode, könnte man sagen, geworden ist. Ich erinnere an Angela Merkel, die sich Nina Hagen hat spielen lassen zum Zapfenstreich. Oder die Obamas, die für den Mic Drop berühmt waren, für diesen Hip-Hop-Move eigentlich, das Mikrofon fallen zu lassen. Das sind ja lauter so Popkulturanspielungen, die sich längst in hohe gesellschaftliche Kreise, wenn man in dieser soziologischen Idee bleiben will, eingenistet oder ausgebreitet haben. Und das zeugt ja eher von niedrigem kulturellem Kapital, wenn man sich da nicht auskennt. Das ist ja eher peinlich. Ja, aber das bringt mich ja genau dazu, dass ich mir denke, ist es nicht doch, also es heißt Populärmusik, wird ja auch von allen gehört, aber wenn ich jetzt auf das Sammeln gehe, ob es dann nicht doch wieder diese akademisch gebildete Schicht ist, die sich da in erster Linie tummelt und, was weiß ich, ein Arbeiter weniger sammelt. Oder stimmt das nicht? Nein, das würde ich nicht sagen. Ich würde sagen, es ist eine eigene Wissenschaft. Aber ich würde nicht sagen, dass es per se Akademiker sind, die das tun oder nicht tun oder Akademikerinnen. Da gibt es historisch ganz tolle Beispiele von den Mods beispielsweise der englischen Subkultur, die sich stark aus der Arbeiterkultur speist und in schicken Anzügen auf Vespas unterwegs gewesen ist und die sich für sogenannten Northern Soul interessiert haben, also für amerikanische Soul-Musik, die in ganz kleinen Auflagen häufig nur produziert worden ist, oft aus rassistischen Gründen dann vom Markt genommen worden ist und so weiter und haben sich über damals eben noch komplizierte Wege diese Schallplatten zu eigen gemacht. Und da gibt es Reste oder Retro-Phänomene dieser Szene gibt es bis heute, Da gibt es Reste oder Retro-Phänomene dieser Szene gibt es bis heute, wo dann eben populär, also Pop ist da vielleicht ein bisschen schärfer, also Popmusik heißt ja nicht unbedingt, dass es populär im Sinne einer Massenkultur ist, sondern es gibt ja auch viele Szenen, wo dann, weiß ich nicht, Punkbands in 500er Auflagen Schallplatten rausbringen und die sind dann natürlich begehrt in bestimmten Kreisen. Und natürlich gibt es darum auch eine Form von ich will nicht sagen, dass es unbedingt akademisches Wissen ist, aber es ist eine hohe Reflexion, die damit einhergeht, auch häufig eine Reflexion des eigenen Tuns. Und man kann schon sagen, dass so dieses Crate-Digging, also dieses Suchen nach Vinylschallplatten bis heute als eine Form von Wissenschaft zumindest zelebriert wird. Aber wer zelebriert das? Kann man sagen, das ist schichtunabhängig? Und ist es auch altersunabhängig? Also ganz schichtunabhängig wird es vermutlich nicht sein. Ich glaube schon, dass es das ist, was vielleicht wieder Baudieu so als neues Bürgertum oder so beschrieben hat. Also das, was man vielleicht auch als eine kreative Klasse bezeichnen könnte. Aber ich wäre da vorsichtig, das so scharf einzugrenzen. Ich glaube, dass es da sehr unterschiedliche Milieus gibt, in denen verschiedene Formen des Sammels präsent sind. Und was war Ihre zweite Frage? Die zweite war das Alter und das dritte schließe ich gleich an. Das sind immer noch die Geschlechter der Frauen und Männer. Genau. Das Alter. Natürlich gibt es Leute, die nach wie vor an Vinyl festhalten und die davon losgelassen haben. Die sind naturgemäß ein bisschen älter. Mit diesem Schallplatten-Revival haben sich aber auch viele junge Menschen, die häufig nicht mal einen Plattenspieler haben, kaufen sich Platten und hören sie auf Spotify oder nehmen ihnen manchmal auch einen Download-Code bei, wo man die sich dann runterladen kann. Da sind wir jetzt aber wieder bei diesen spezielleren Formen des Sammelns. Wenn wir jetzt Sammeln als Alltagspraxis ausgeben, würde ich sagen, das ist quasi alterslos. Das ist alterslos. Würde ich sagen. Aber ich weiß natürlich auch, was sie hinaus wollen. Also diese Sammeln als Alltagspraxis ausgehen, würde ich sagen, das ist quasi alterslos. Das ist alterslos. Würde ich sagen. Aber ich weiß natürlich auch, was Sie hinaus wollen. Also diese Sammler, wie man sie sich vorstellt und wie sie vielleicht auch medial repräsentiert werden. In der Regel die Männer, die vor einer großen Menülwand stehen und viel darüber berichten können. Das ist vielleicht eher so der Middle-Aged Man bis vielleicht in ein höheres Alter. Man braucht dazu ja auch ein bisschen Geld, also das ist ja auch keine Frage. Das ist nämlich, wenn man viel sammelt, braucht man viel Geld. Zumindest inzwischen. Es gab ja auch Phasen, gerade in den 90er-Jahren oder 80er-90er-Jahren, als die CD stark wurde, wo Vinyl zu Spottpreisen zu haben war, weil die ganzen Leute, die das Geld hatten, sich ihre Sammlung auf CD gekauft hatten, weil sie dachten, es wäre besser oder so und die Schallplatten auf die Straße gestellt haben. Und da konnte man sehr viel Musik für sehr wenig Geld kaufen und es hat sich ins totale Gegenteil verdreht. Es ist jetzt alles sehr teuer geworden. Und die Geschlechterfrage ist natürlich eine interessante, auf die ich immer keine so richtig gute Antwort habe. Ich glaube, dass auf dieser Form, wie gesagt, des alltäglichen Sammelns, würde ich auch sagen, macht das nicht so einen richtigen Unterschied. Aber die Sammler, die hervortreten mit ihrer Leidenschaft und darüber auch viel reden und das zeigen wollen, das sind sicherlich, und das ist auch empirisch so, viel mehr männer und es gibt sicher viele gründe auf die es zurückzuführen ist ich glaube einer ist dass musik durch mit der ton aufzeichnung zur ist musik der umgang mit musik zu etwas sehr technischen geworden und das wissen wir alle das stereotyp aus vielen gründen das dass Technische dann eher den Männern zugesprochen wurde oder Männer sich eher angesprochen gefühlt haben, mit dem Technischen umzugehen. Da könnte man jetzt natürlich viele Dimensionen aufmachen, weshalb das so ist. Es ist so, dass es in vielen Musikkulturen, also auch diesen klassischen Subkulturen der 60er, 70er Jahre, die ja in vielen Spuren bis heute auch fortleben, Männer sehr häufig dominant gewesen sind. Das fängt sich an, natürlich auch stark zu drehen. Gerade auch in der Indie-Szene gab es schon in den 90ern die Riot-Girl-Bewegung und so weiter. Und heute sehen wir das an vielen Diskussionen um Line-Ups auf Festivals, dass irgendwie endlich mal klar wird, warum da eigentlich 90 Prozent Männer auf diesen Festivals spielen. Und da wird jetzt auch glücklicherweise aktiv dagegen angegangen. Und ich glaube auch, dass man inzwischen deutlich mehr Frauen in Plattenläden antrifft, zumindest wenn nicht mal Interviewpartnern und Interviewpartnerinnen, das sind tatsächlich wenige, die einen Plattenladen betreiben, Glauben schenken kann. Das ist ja interessant, ich bewege mich musikalisch meistens in der sogenannten Ernstmusik und dass da diese Integration oder Berücksichtigung von Frauen, besonders in den Orchestern eigentlich, erledigt ist. Wenn wir die Wiener Philharmoniker ausnehmen, in fast allen europäischen Orchestern 50-60 meint man mehr Prozent Frauen. Und in der Popmusik? Da geht es los, aber bei den Musikerinnen schon. Aber sie haben diese leichtere Zugänglichkeit von Songs, Pop-Songs, im Internet thematisiert. Und im Gegensatz dazu erlebe ich bei meinen Kindern, dass diese Grenze, dieses Distinktionsmerkmal, wer was hört, genauso scharf ist wie in meiner Jugend. Da gibt es Playlists eben und wer den Song auf seiner Playlist hat, ist schon draußen aus dem Spiel. Also das gibt es noch immer genauso rigide. Das ist gut möglich. Trotzdem glaube ich, dass die Distinktionen auf anderen Linien verlaufen. Ich glaube, dass sie nicht mehr an Rändern von Genregrenzen verlaufen, sondern dass es da vielleicht bestimmte Haltungen sind, die bestimmte KünstlerInnen vertreufen. Ich glaube, dass sie nicht mehr an Rändern von Genregrenzen verlaufen, sondern dass es da vielleicht bestimmte Haltungen sind, die bestimmte Künstler künstlerInnen vertreten. Und die können dann Hip-Hop oder Rock oder was anderes machen. Das schließt sich nicht mehr so aus. Also ich glaube, diese Idee auch des jugendlichen Bandenkriegs zwischen Mods und Rockern oder weiß ich nicht, Punks und Hippies oder so. Das sind irgendwie historische Erzählungen, die in dieser Weise nicht mehr nachvollziehbar sind. Was eben nicht heißt, da haben Sie vollkommen recht, dass Musik ein distinktionsloses Feld geworden sei, ganz im Gegenteil. Das glaube ich, dass es nach wie vor der Fall ist. Also über Musikgeschmack, nicht? Grenzt sich da die Jugend genauso ab und sagt, das gefällt mir, das gefällt mir nicht. Und ja nicht nur die Jugend, das muss man ja auch sagen, dass die Idee, Popkultur ist gleich Jugendkultur, die geht ja auch lange nicht mehr auf. Viele Menschen werden alt mit Pop und es ist vielen noch genauso wichtig, wenn auch vielleicht auf eine andere Art. Und insofern spielt alt mit Pop und es ist vielen noch genauso wichtig, wenn auch vielleicht auf eine andere Art. Und insofern spielt auch in meiner Arbeit, gibt es ein Kapitel zum Aussortieren, wo mit dem Aussortieren einer Sammlung eigentlich das eigene Älterwerden auch ein Stück weit begleitet wird, wo wir dann ein bisschen nach der Frage der Identität sind und wie man sich sein, ja, wir sind ja alle eigentlich so Sinnbastler und versuchen unsere Biografien zusammenzubasteln und ich glaube, dass das Sammeln und in dem Fall auch das Loslassen von bestimmter Musik, die man nicht mehr hört, die einem nicht mehr so viel wert ist, eben auch eine Praxis ist, die das begleiten kann. Also wirklich solche biografischen Entwicklungen. Die Änderungen der eigenen Biografie, die man erlebt, schlägt sich sozusagen auch in dem nieder, was ich von der Sammlung wieder weggebe. Viele beschreiben ihre Sammlung als eine Art Tagebuch oder als einen Soundtrack des Lebens. Das ist vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ein Stück weit stimmt oder ist das vielleicht nachvollziehbar, dass man irgendwie bestimmte Lebensabschnitte, bestimmte Geschmacksöffnungen, dann wieder Spezialisierungen, Verengungen und so weiter nachvollziehen kann. Und das funktioniert im Plattenregal und eine Interviewpartnerin von mir hat auf Spotify beispielsweise so Monatslisten angelegt und hat jeden Monat die Songs, die ihr besonders wichtig waren, in eine Playlist und kann jetzt quasi die letzten Jahre rekapitulieren. Wie ein Tagebuch. Mit den Klängen kommen Erinnerungen an einen bestimmten Urlaub, an eine Begegnung, an einen Film, den sie gesehen hat, in dem bestimmte Musik vorkam. Das ist dann wie so ein Erinnerungsspeicher eigentlich. Und wenn wir beim Sammeln im engeren Sinne bleiben, ist wahrscheinlich am ehesten zum Popmusik-Sammeln das Büchersmeln vergleichbar oder da geht es auch um eine ware die also vielfach vorhanden ist und wo sie im gegensatz zum kunst sammeln wo er sehr oft einfach unikate gesammelt werden ja das ist sozusagen das andere ende der also es gibt es gibt definitiv parallelen würde ich sagen und ich glaube auch dass das sammeln also dieses konzerthafte Sammeln auch von Pop eine erstaunlich bürgerliche Praxis eigentlich ist. Also diese Idee der einerseits dieser Selbstfürsorge und das sich Auskennen mit und der wo sich durchaus Parallelen ergeben, die man ja vielleicht nicht so vermuten würde, wenn man zumindest historisch auf diese kulturelle Sphäre schaut, die sich ja gerade auch abgrenzen wollte und es teilweise auch sollte. Ich kann Ihnen in Linz ein schönes Gegenbeispiel sagen, da gibt es den, oder hat bis vor kurzem glaube ich, ich hoffe es, ich bin es nicht falsch, ich glaube, den Fetzi gegeben. Hast du dich an den Fetzi erinnert? Es war ein ganz großer Rock'n'Roll-Liebhaber, auch Performer. Und der hat in, ich glaube, in Linz Süd irgendwo sogar ein Rock'n'Roll-Museum gemacht. Mit unglaublichem Wissen, aber eindeutig aus dem proletarischen Hintergrund. Ich kenne einige, die überhaupt keinen bürgerlichen Hintergrund haben und irgendetwas in diese Richtung sammeln. Genau. Ich meine auch gar nicht, dass der soziale Hintergrund bürgerlich ist, sondern dass es diese Praxis ist, also diese Idee ist. Und das heißt nicht unbedingt, dass die Personen einen bürgerlichen Hintergrund haben müssen. Ja, das ist richtig. Ich wollte noch kurz etwas zu Ihrer ethnologischen Methodik fragen. Wie haben Sie denn diese Ergebnisse gefunden? Als ich bewusst geforscht habe, durch meine Arbeit bei Labels, bei einem Praktikum, bei einem Musikvertrieb, in vielen Nachtclubs, in denen Musik gespielt wird und so weiter, systematisiert habe ich das dann mit einer relativ klassischen Feldforschungsmethodik. Das heißt, da sind Interviews, spielen eine große Rolle, aber auch die sogenannte teilnehmende Beobachtung. Also es geht darum, dass man nicht nur mit Leuten über das Musikhören spricht, sondern dass man am besten mit denen nach Hause geht und sich das zeigen lässt. Also es ist einfach ein riesiger Unterschied an Material, das man generiert, weil sehr viele Dinge auch intuitiv passieren und Menschen, die gar nicht verbalisieren könnten im Interview. Deshalb ist es so wichtig, mitzumachen, dabei zu sein. Das heißt, ich war viel bei Leuten zu Hause, ich war viel im Plattenleben, auf Flohmärkten, auf allen möglichen Veranstaltungen, die mit Sammeln zu tun haben könnten. Dann habe ich auch so Artefaktanalysen gemacht. Also ich habe mir die Schallplatte angeschaut als Ding, auch in der historischen Gewordenheit. Ich habe mir den iPod angeschaut, den ich als so eine Art historischen digitalen Faustkeil eigentlich schon fast begriffen habe, der so von seiner Frühphase des digitalen Zeitalters zeugt. Dann habe ich mir Spotify angeschaut. Und irgendwann kriegt man eben so einen Forschungsmodus, dass man sehr aufmerksam durch die Welt geht und alles aufschnappt, was mit dem Thema irgendwie zu tun hat. Und das können Werbeanzeigen sein, das können Zeitungsartikel sein, das können Romane sein, Filme sein. Und all das verdichtet sich dann in so einen gut gekneteten Teig, den man dann irgendwie versuchen muss, auf Papier zu bringen. Ja, das stelle ich mir sehr schwierig vor. Das ist ja was Schönes. Was Schwieriges und was Schönes. Ja, aber er hatte dann unglaublich viel Material und unglaublich viele Unterschiede. Und er musste dann irgendwelche Untersuchungslinien finden. Man muss viel rausschmeißen. Also Fragen finden, um das zu strukturieren. Genau, also mein Zugang war dann, diese Arbeit in Tracks zu schreiben. Also diese Arbeit hat zehn Kapitel, die man als ethnografische Kurzgeschichten verstehen kann. Und die beleuchten eigentlich dieses Thema aus zehn Perspektiven. Also das war die Idee, mir ging es ja nicht darum, über bestimmte Typen zu schreiben oder nur über die Schallplatte zu schreiben, sondern mir ging es darum, diese Komplexität und Widersprüchlichkeit, die wir heute auch im Gespräch so ein bisschen angedeutet haben, auch irgendwie aufs Papier zu bringen. Und deshalb sind es eben zehn Geschichten geworden, die über das Stöbern berichten, eben aus Sicht einer Spice Girls CD zum Beispiel auch eine Objektbiografie, die erzählt, was dieses, so ein bisschen fiktional, was die für ein Leben durchwandert. Eben das Aussortieren, das Stöbern, das Ordnen. Und das sind eben so verschiedene Blickweisen auf das Thema. Und ja, ich habe mich für diese Darstellung entschieden, weil sie einerseits eine Nähe zu diesem Feld erzeugt. Da ist ja auch von Tracks die Rede. Gleichzeitig sind Tracks ja auch Spuren. Ethnografisches Forschen ist häufig eine Form der Spurensuche. Man weiß am Anfang immer nicht, wo man am Ende rauskommt, weil man natürlich sehr viele Abzweigungen nimmt und Entscheidungen trifft. Und da ist, finde ich, die Spurensuche eine ganz schöne Metapher dafür. Und die habe ich eben versucht, auch in das Buch dann zu überführen. Findet ihr Sammler glücklich? Unterschiedlich. Unterschiedlich. Ich wollte eigentlich fragen, macht Sammler glücklich? Das wollte ich eigentlich fragen. Das ist sehr unterschiedlich. Unterschiedlich. Ich wollte eigentlich sagen, man ist sammeln glücklich. Das wollte ich eigentlich sagen. Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe schon auch viele getroffen, die auch kämpfen, gerade auch Vinylsammler mit der materiellen Last, die da zu Hause steht, wenn man dann mal so 15.000 Platten oder so hat. Das ist ein enormes Gewicht. Gerade mit dem Älterwerden kommt häufig die Frage, was passiert mit dem ganzen Zeug irgendwann? Bei mir ist es weniger, sondern dass ich älter werde, dass ich Abschied nehme von meiner Jugend, ist ja mit jedem Angreifen von so einem Ding verbunden. Das Bewusstsein. Wahrscheinlich sowohl als auch. Also wahrscheinlich ist das Erwerben einer raren Schallplatte war dann oder ist vielleicht auch immer noch ein Glücksmoment. Oder auch das Finden eines bestimmten Songs im Internet oder so. Ja, kann ich denn zum Beispiel, wenn ich jetzt sage, ich überlege mir, wer übernimmt meine Sammlung, gibt es dann so wie bei den Büchern die Bibliothekinstitutionen, wo ich sage, oh, da kann ich meine Sammlung, da ist sie gut aufgehoben, da bleibt sie noch Jahrzehnte. Oder was macht man dann? Das ist eine gute Frage, die sich wahrscheinlich viele Sammler, die so eine Sammlung, von der sie meinen, das gehört ja auch dazu, dass irgendjemand interessiert. Das ist ja schon mal ein bestimmter Typsammler, der das Gefühl hat, der sammelt für die so eine Sammlung, von der sie meinen, das gehört ja auch dazu, dass irgendjemand interessiert. Das ist ja schon mal ein bestimmter Typsammler, der das Gefühl hat, der sammelt für die Nachwelt irgendwelche Dinge zusammen. Gibt es natürlich. Ach, unterschiedlich. Ich habe eher mit einem Plattenhändler gesprochen, der meint, er muss inzwischen einmal im Jahr, kommt es vor, dass er Sammlungen aufkauft von Menschen, die gehört haben, dass sie nicht mehr so lange zu leben haben, die schwer erkrankt sind. Und dann werden die eher so zerfleddert in Plattenläden. Und natürlich, das muss man sagen, die Digitalisierung hat natürlich nicht nur das Musikhören und Sammeln von digitaler Musik verändert, sondern natürlich auch von analoger Musik. Und es gibt Zeiten wie Discogs zum Beispiel, das ist wie so ein spezielles Ebay, wenn man so will, das spezialisiert ist auf Platten und auch eine sehr riesengroße Datenbank hat, die eben quasi schwarmintelligent entstanden ist und da kann man natürlich auch dann Musik verkaufen, aber auch das macht dann wieder Arbeit. Ja eben, das müssen die Erben tun. Wenn sie darin überhaupt einen Wert sehen. Das ist groß. Ja, ich glaube schon. Für andere Sammler ist es vielleicht wieder ein Glücksfall, wenn sie den nicht sehen und die Sachen einfach irgendwo auf den Wertstoffhof stellen und dann kommt einer vorbei und macht den Fund seines Lebens. Ist unglaublich glücklich. Genau. Ja, ich glaube, das war's. Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, da mit uns zu sprechen. Ich habe es sehr interessant gefunden. Und ich wünsche Ihnen natürlich, jetzt muss ich da nachschauen, unglaublich viel Spannung bei den kulturellen Dimensionen des Weltes. Ja, danke. Das werde ich haben. Wissen wir schon, was das nächste Mal ist? Was wir das nächste Mal machen? den kulturellen Dimensionen des Weltes. Ja, danke. Das werde ich haben. Vielen Dank. Wissen wir schon, was das nächste Mal ist? Was wir das nächste Mal machen? Ja, das nächste Mal sprechen wir über die etymologische Entwicklung des Begriffs Hören. Ich glaube, das versteht jetzt kein Mensch, aber mich hat die Frage getrieben, wie kommt es dazu, dass man aus einem Wort hören einen komplett anderen Bedeutungsgehalt macht wie gehören? Oder aus dem Wort horchen auch so etwas wird wie gehorchen. Wie entwickelt sich das? Gibt es da irgendjemanden, der da etwas dazu sagen kann? Und da habe ich Gott sei Dank zwei Personen gefunden. Und das Dank, zwei Personen gefunden. Das machen wir das nächste Mal. Das machen wir das nächste Mal. Sehr gut. Vielen Dank dir auch, Peter, für deine Beiträge wieder. Danke euch beiden. you