Guten Abend meine Damen und Herren, herzlich willkommen im Makat Kulturverein, im Makat Kulturverein für Kunst, Kultur und Politik. Politik haben wir noch, Makat Kulturverein für Kunst, Kultur und Politik im Kandelheim am Andreas-Hofer-Park in Linz. Wir haben heute eine Erich-Fried-Lesung mit Verena Koch, begleitet musikalisch von Evgeny Koberkov am Akkordeon. Und wir haben diese Veranstaltung, wir streamen die live, deswegen ist es ganz gut, wenn die Versprecher gleich am Anfang da waren. Wir streamen die live, deswegen ist es ganz gut, wenn die Versprecher gleich am Anfang da waren. Wir machen die Veranstaltung zusammen in Kooperation mit dem Kulturverein Willi. Herzlichen Dank für den Kulturverein, der diese Lesung heute Abend streamt und aufnimmt für uns, sodass man uns das sehen kann. Ich darf auch noch mal die Claudia bitten vom Kulturverein Willi. Vielleicht zum Kulturverein was sagen? Zum Kulturverein was sagen, okay. Ja, also danke einmal, dass wir diese coole Veranstaltung heute in Kooperation machen können. Das freut uns ganz besonders. Wir streamen dieses Mal das erste Mal auch auf DorfTV. Das heißt auf unserer Facebook-Seite, auf unserem YouTube-Kanal und auf DorfTV. Ja, den Kulturverein Willi gibt es schon ganz lang. Wir machen jährlich das Festival des politischen Liedes am Attersee. Und ein Fest in Linz machen wir auch. Das heißt Hallo Welt statt Hallo Wien. Und jetzt die Corona-Pandemie hat uns dazu gezwungen oder halt auch inspiriert, vielleicht ein bisschen Online-Veranstaltungen zu machen. Das haben wir im Herbst 2020 angefangen und haben dann jetzt in diesem Herbst, in diesem Winter gesagt, wir machen das nochmal. Ja, genau. Und jetzt stehen wir da und haben sich zwei Vereine gefunden und wir haben schon festgestellt, es ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Sehr schön. Das war jetzt einmal genug zum KV Willi. Wir sind heute hier im Kandelheim. Warum habt ihr euch einen Verein gegründet? Was waren die Motivationen und von wann? Wir haben den Kulturverein tatsächlich auch in der Pandemie gegründet und wollen eigentlich damit in diesem Stadtteil hier am Bulgariplatzviertel oder im Makatviertel das kulturelle und politische Stadtteilleben bereichern und fördern und machen hier Veranstaltungen, politische Veranstaltungen zu Themen, die die Stadtteilkultur betreffen, die Stadtteilpolitik betreffen, aber auch Musikveranstaltungen, auch Lesungen. Das ist so unser Programm. Und warum wir das gemacht haben, das ist... Stimmt das nicht? Ja, wir reparieren auch Fahrräder und wir machen Tango-Kurse und wir machen ein Bürgertheater und wir machen all das, was unsere Vereinsmitglieder uns sonst noch so anbieten. Das wird sehr bunt, hoffe ich. Ja, und da kann ich jetzt gar nichts mehr dazu sagen. Das stimmt alles. Das ist alles richtig. Mehr brauche ich, glaube ich, jetzt auch gar nicht sagen. Heute Abend, Erich Fried hatte letztes Jahr seinen 100. Geburtstag. Am 19. Dezember hat man das eigentlich geplant zu machen, aber jetzt holen wir es live nach und machen das. Verena Koch, Evgeni Kobyakov. Dankeschön. Vom Franz, der beruflich Dramaturg ist, habe ich gelernt, dass schöne Einführungen schön sind. Und darum habe ich noch ein paar Worte, warum Erich Fried und warum diese verspätete Reminiszenz. Weil mir das gefällt, was ich in seinem Werk finde, nämlich trotziges Verstehen und ziemlich gütiges Verzeihen angesichts seiner Biografie. Geboren vor 100 Jahren, im Mai 21 in Wien gestorben, 88 in Baden-Baden, musste Fried als 17-jähriger Wiener Jude nach London fliehen, nachdem die Gestapo bereits seinen Vater in einem Verhör zu Tode gefoltert hatte. Das war in Wien. Die meisten Verwandten sind dann auch in Auschwitz umgekommen und ihm ist es gelungen, mithilfe des Freien Deutschen Kulturbundes Young Austria und dem Kommunistischen Jugendverband seine Mutter und einige andere Menschen nachzuholen, was ja auch immer ein finanzielles Problem war. Fried hat dann in London die Gruppe 47 gegründet, die Londoner Gruppe 47 mit Elias Canetti und die Wiener Gruppe in Wien war Gott sei Dank gescheit genug, ihn zum Ehrenmitglied zu ernennen. Ich will hier an einen, der so viel Zivilcourage und demokratisches Bewusstsein und eigenes unabhängiges Denken trotz aller Angriffe und Schmähungen hatte. Man hat ihn auch gerne den Störenfried genannt. Aber all diese Angriffe und all diese unglaublichen, mutigen Haltungen hat er mit seiner Kunst verwoben. Aufgefallen ist mir Erich Fried im Zug meiner Diplomarbeit vor gefühlt 335 Jahren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt. Da habe ich über Shakespeare geschrieben. Ich möchte keine Fragen darüber hören. Ich habe explizit mir das so ausgedacht, dass ich nur noch weiß, wann er geboren ist. Es war 400 Jahre vor mir und dass es ihm vielleicht trotzdem gar nicht gegeben haben soll im Zusammenhang mit den vorliegenden Werken, das habe ich immer ein bisschen kleinlich gefunden. Ich habe also Shakespeare lesen müssen, spielen macht mehr Spaß und irgendwann fiel mir auf, dass ich ihn ja gar nicht auf Englisch las und trotzdem so toll fand, was ich da las und dann habe ich nachgeschaut und da stand Übersetzung Erich Fried. Ich habe dann ein paar Seiten Englisch-Deutsch verglichen und mein Erstaunen darüber, dass das Gleiche meinte, aber im Deutschen eine persönliche Note hatte, das wuchs zunehmend. war so ganz anders und natürlich bin ich mit Kriegsgeschichten aufgewachsen und auch mit den Geschichten über den Holocaust. In der Oberstufe in einem hessischen Gymnasium gehörte die Auseinandersetzung damit zum Lehrstoff, finde ich sehr empfehlenswert, auch heute noch. Dann, irgendwann habe ich mich natürlich verliebt und da wühlt man dann mangelndes eigener Poesie in fremder Poesie und da sind mir natürlich die Liebesgeschichte von Erich Fried begegnet. der Poesie und da sind mir natürlich die Liebesgeschichte von Erich Fried begegnet. Da war ich also vorinformiert, als vor 20 Jahren dann die Anfrage vom Bruckner-Haus kam, ob ich einen Erich Fried-Abend konzipieren könnte. Und dann bekam ich zu Recherchezwecken eine Telefonnummer und zwar von Volker Kaukoreit, der bis vor kurzem der Leiter des Literaturarchivs der österreichischen Nationalbibliothek in Wien war. Den habe ich auch angerufen und habe gesagt, wissen Sie, ich mag die Liebesgedichte eigentlich nicht so. Da war dann ziemlich Stille in der Leitung. Und dann hat er mich gefragt, haben Sie denn das gesamte Werk gelesen? Und dann habe ich gesagt, nein. Dann hat er gesagt, das könnte man in einigen Monaten schaffen, das sei relativ überschaubar. Und dann könnte ich mich nochmal melden. Und dann habe ich mir die Gesamtausgabe beschafft, waren ja auch gerade Sommerferien, habe den Sommer damit verbracht und habe im Herbst nochmal angerufen. Und zur Belohnung, und das war wirklich toll, bekam ich dann weitere Textquellen, auch unedierte, und die Telefonnummer seiner Witwe Catherine, die damals noch lebte, und zwar in London wunderschönes Bild vermittelt vom trotzigen Fried, vom Käseliebhaber, vom Liebhaber, vom Beatlesliebhaber, mit viel Heimweh nach Österreich und Lip Tower und einem leidenschaftlichen Familienmenschen. Und dann hat sie auch erzählt von den ständigen Besuchen bei ihnen zu Hause und den vielen Gästen und dass diese Gäste oft monatelang bleiben durften. Manche davon haben zum Dunstkreis der RAF gehört und das hat ihm Klagen eingebracht. Und er hat aber auch genauso versucht, auf der anderen Seite mit einem Neonazi zu kommunizieren. Das hat ihm dann Spott eingebracht. Und da sind wir im Heute. Und da sind wir bei dem, was ich so schätzenswert finde, diese Unerschrockenheit, Gräben zu überwinden, die wünsche ich mir zutiefst und mehr und dafür will ich was tun. Und ich gender den Text auch nicht und ich traue mich einmal, das N-Wort, so wie es da geschrieben steht, zu benutzen. Ich bitte schon vorher um Verzeihung. Und dann möchte ich mich noch bedanken bei allen, also Evgeni, Franz, Birgit, Jürgen, Fossi, mit Team vom Verein Willi, die mir heute hier helfen. Vielen, vielen Dank. Fertig. Musik Vor unserem Haus ging ein alter Jude mit Schläfenlocken und langem Bart. Vom Fenster aus sahen wir ihn über die Straße gehen. Ein Junge in Uniform schlug ihn nieder. Mit einer Stange, wie man die zum Ziehen von Rollläden verwendet. Von hinten. Das war spätabends. Heimat, ob dem, der keine Heimat hat, ein Lie dann stießest du mich aus, denn als du 38 schriebst in Schande und in Wut, dass du mich aus den Grenzen triebst, mein Wien ist gut. Ich bin im August 1938 als jüdischer Emigrant nach London gekommen, wo ich immer noch wohne und habe deutschen Boden erst wieder Anfang 1953 betreten. Man hat mir Beine gemacht. Man hat alle zu Staub gemacht. Die, die sich nicht aus dem Staub machen konnten, sind weggeblasen. Meine Großmutter stand am Fenster und sagte, sie springt hinunter. Tante Tine sagte, das darf man nicht tun, das ist Sünde. Als man sie wegblasen kam, sprang Tante Tine. Großmutter nicht. Tante Tine war nicht gleich tot. Großmutter hat man bald darauf weggeblasen. Der Staub hat nicht Staub aufgewirbelt. Ich war nicht mehr da. 🎵 ¶¶ Ich musste mich mit diversen Gelegenheitsarbeiten durchschlagen, wie zum Beispiel dem Transport von Thomas Wells Sausages von der Produktion zum Kühlraum. Ich habe also schwere Wägelchen in den Eiskeller geschoben und dann die le der Temperaturwechsel von der heißen Fabrik in den Eisraum und vom Eisraum zurück in die stickige Fabrik einen immer fast umgeschmissen hat. Ich wollte ja ursprünglich Erfinder werden und ich hatte auch schon zwei Erfindungen gemacht und ein Patent angemeldet. Ich hatte zuerst eine Idee, wie man Glühlampen regenerieren kann. Das habe ich auch mit meinem Taschengeld gemacht. Da habe ich mir einen Transformator gekauft, der über Strom erzeugte und bei ausgebrannten Glühlampen die Enden der Glühträte zusammengesintert hat. Die habe ich dann in einem Elektroladen verkauft neben unserem Haus. Mein Vater hatte immer gesagt, meine ganze Erfinderei sei ein Quatsch und meine Freundin Eva hat Schluss gemacht mit mir. Ich kam dann aufs Land in die Berge, weil ich Lungenspitzen-Katar gekriegt hatte und dort lernte ich ein Kind kennen, wie ich glaubte, ein Mädchen, das aber 24 Jahre alt war und trotzdem auf eine Karte für unter 14-Jährige schwimmen gehen konnte. Zita fiel mir durch ihre große Intelligenz und durch ihr Wissen auf und ich sprach viel mit ihr und verliebte mich schließlich in sie. Sie brachte mich dazu, dass ich Schriftsteller werden musste und auch Marxist, hat aber leider meine Liebe trotzdem nicht erwidert. Anlässlich der Beschaffung eines weniger aufreibenden Arbeitsplatzes habe ich mich dann in London um einen inserierten Milchchemiker-Posten beworben. Ich hatte ja eine gute naturwissenschaftliche Schulausbildung und als ich gesehen habe, dass die Stelle frei war, habe ich mich einfach einen halben Tag lang in die Bibliothek gesetzt und Fachbücher gelesen und da die ohnehin keinen Chemiker gekriegt haben um die Zeit, waren die dann ganz froh, jemanden zu finden. Exil. Auch dies. Es hat mich ja als Kind vertrieben. Es hat mich ja als Kind vertrieben. Sechs Jahre Fremde bleichen jedes Wort. Und was die Tinte schreibt, bleibt hingeschrieben. Sind daheim geblieben, der Stallgeruch, der an den Hang gebaute Ort, der Wildbach und das Mundartwort. Die Stadt und auf dem Friedhof schon die Lieben, die warten alle. Ich nur, ich bin fort. Du kleiner Kasten, den ich flüchtend trug, dass meine Lampen mir auch nicht zerbrechen. Besorgt vom Haus zum Schiff, vom Schiff zum Zug, dass meine Feinde weiter zu mir sprechen. An meinem Lager und zu meiner Pein, der letzte Nacht, der ersten in der Früh. Von ihren Siegen und von meiner Mühe versprich mir, nicht auf einmal stumm zu sein. Und dann wurde London von den V1-Raketen beschossen. Das hatte gerade begonnen, bevor mein erster Sohn geboren wurde. Joodlebacks nannte man die. Die haben gebrummt und wenn sie aufgehört haben zu brummen, dann wusste man, jetzt muss man irgendwo Deckung suchen, denn dann kamen die runter. Man konnte nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht bewusst Angst davor haben, also hatte man keine Angst. Als aber die Nachricht kam, dass die letzte Abschussrampe erobert worden war und keine mehr kommen würden, da hat alles tief aufgeatmet. Da sah man dann, wie viel Angst man unbewusst doch gehabt hat. Genauso, denke ich, wenn man heute hören würde, es bestehe keine Gefahr des Atomkrieges mehr, alle Menschen haben sich geeinigt, dann würde ein ebenso tiefes Aufatmen durch unsere ganze Zivilisation gehen und die Menschen würden anders reagieren. Seit der Schnee fiel, tragen jede Nacht alle Häuser weiße Pyramiden. Eins ist von den anderen nur verschieden. Dieses eine hat man umgebracht. Vor dem Schneefall merkte man das kaum. Aber jetzt, da alle Dächer schimmern, greifen über ausgebrannten Zimmern hier nur dunkle Sparren in den Raum. Schnee umhüllt sonst alles. Schnee versteckt tote Vögel, Blätter, müde Erde. Dieses Opfer hat er aufgedeckt. Dass er nicht des Mordes Hehler werde, floh er die Ruine. Wie erschreckt! Schwarze Balken drohn der Häuserherde. Ich bin der Sieg, mein Vater war der Krieg. Der Friede ist mein lieber Sohn, der gleicht meinem Vater schon. Ich bin... Trauriges Märchen bin. Trauriges Märchen. Als aber der große Krieg schon viele Jahre vorbei war, da versammelten sich die, die ihn überlebt hatten und die, die seither geboren worden waren und berieten sich, denn sie sagten, wir wollen nicht, dass mit uns wieder Krieg gemacht wird. Ja, wenn wir das nicht wollen, sagte einer mit Namen Optimist, dann wird es auch keinen Krieg mehr mit uns geben, dann wird es einfach nicht mehr mit uns gemacht werden. Und alle freuten sich. Halt, sagte da ein alter Mann. Das ist nicht so einfach. Als ich noch ein Kind war, viele Jahre vor dem Krieg, hat es nämlich auch schon einen großen Krieg gegeben und damals hieß es nachher auch, wir wollen, dass mit uns nie wieder Krieg gemacht wird. Und trotzdem wurde wieder Krieg gemacht. Und er war dann sogar noch größer und noch ärger. Da fragten sie den Alten, wie machen wir das dann also, wenn wir nicht wollen, dass mit uns wieder Krieg gemacht wird? Das ist ganz einfach, sagte der alte Mann. Aber das ist nicht ganz leicht. Ganz einfach, aber nicht ganz leicht. Was soll denn das wieder heißen? Er boßte sich nun einer, aber die anderen sagten, seid doch mal still, lasst ihn reden. Da war der still, rief ihn reden, aber er hörte nicht zu, sondern schlich sich heimlich weg. Ganz einfach ist es, sagte der Alte, wenn ihr nicht wollt, dass man mit euch Krieg macht, dann müsst ihr euch so miteinander verabreden, dass man mit euch überhaupt nichts machen kann, was ihr nicht wollt. Denn wenn ihr sonst immer alles andere mit euch machen lasst, dann lasst ihr zuletzt todsicher auch wieder mit euch Krieg machen. Ja, aber, fragten die anderen, aber wie sollen wir uns denn so miteinander verabreden? Ja, und wie sollen wir überhaupt rechtzeitig herausfinden, was man mit uns alles machen will? Das ist eben nicht ganz leicht, sagte der alte Mann. Das müsst ihr durch Übung selbst herausfinden und da müsst ihr eben die Augen und Ohren offen halten. Und überhaupt, wisst ihr, damals, als ich ein Kind war, nach dem Krieg, da haben eben in Wirklichkeit auch nicht alle gesagt, nie wieder Krieg. Manche haben etwas ganz anderes gesagt. Und auf die haben wir nicht rechtzeitig aufgepasst und uns nicht vor ihnen geschützt. Ihr müsst misstrauischer sein. In diesem Augenblick kam der, der sich heimlich fortgeschlichen hatte, mit einigen uniformierten Bewaffneten zurück. Er hatte die letzten Worte noch gehört. Wer da ist es, rief er und zeigte auf den alten Mann. Der hetzt uns zum Misstrauen und Unfrieden gegeneinander auf. Und die uniformierten Bewaffneten führten den Alten ab. Die anderen aber, die ihn gefragt hatten, blieben noch lange beisammen und diskutierten zum Teil darüber, wie sie verhindern könnten, dass man wieder Krieg mit ihnen macht, zum Teil aber auch darüber, ob für den alten Mann vielleicht doch Recht geschehen sei oder nicht. Weil die Bewaffneten ihn ja abgeführt hatten. Die einen meinten, der hat ja nur seine Meinung gesagt und nur auf unsere Fragen geantwortet. Meinung gesagt und nur auf unsere Fragen geantwortet. Aber die anderen meinten, er hat uns schließlich doch zum Misstrauen aufgefordert und Misstrauen erzeugt Unfrieden und Unfrieden erzeugt Krieg. Und der Mann namens Optimist meinte, ja, vielleicht sollten wir aber froh sein, dass wir jetzt unseren lieben Frieden haben, sollten nicht so viele Fragen stellen. Sie sprachen noch lange, aber sie konnten sich nicht einigen. Und nach einer halben Stunde, oder vielleicht nach einer Stunde, hatten sie den alten Mann vergessen. Die Unwissenden, es heißt, die von nichts gewusst hatten, waren naiv. Im Gegenteil. Es war damals sehr praktisch, von nichts zu wissen. Und später dann war es weise, von gar nichts gewusst zu haben. Nur Dummköpfe oder Narren versuchten alles zu wissen. Und die Suche nach Wissen brachte viele von ihnen ums Leben. Darum fehlen uns jetzt diese Dummköpfe und diese Narren so bitter. und diese Narren so bitter. Der Vogel, eine Fabel, der schwarze Vogel kommt wieder in unsere Gegend. Er baut seine Nester, er legt seine Eier, er brütet, er hütet die hässlichen Jungen vor jedem Angriff. Er bringt ihnen Futter, er lehrt sie hüpfen und fliegen. Sie kreisen wie Wolkenschatten über den Straßen. Sie sammeln sich kreischend auf unseren höchsten Bauten. Sie warten den ganzen Sommer und werden größer. Sie warten den Herbst ab. Sie fressen unsere Ernte. Sie warten den Winter ab. Sie fliegen nicht fort. Wir sollten dem, der anderer Meinung ist, besser zuhören. Der alte Voltaire hat gesagt, ich bin zwar nicht eurer Meinung, aber ich werde dafür sorgen, dass ihr sie sagen könnt. Das gilt für mich, sogar für den jungen Neonazi Kühnen, der mit 22 Jahren zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wegen Verbreitung von Nazi-Propaganda. Ich bin überzeugt, dass ich jedes einzelne Blatt dieser Propaganda gehasst hätte. Aber einen Jungen von 22 Jahren wegen Verbreitung von Propagandamaterial, an das er dummerweise glaubt, zu vier Jahren Gefängnis zu verurteilen, bringt überhaupt nichts. Es verhärtet ihn nur und er wird bei seinen Anhängern ein Märtyrer. Ich habe den Jungen dann auch später kennengelernt. Natürlich glaubte er an den Quatsch, den er tut. Aber er ist ein Mensch, der in dem Moment, in dem er auf Menschlichkeit trifft, durchaus ansprechbar wird. Der Goethe hat mal gesagt, doch wirst du nie ein Herz zum Herzen schaffen, wenn es dir nicht von Herzen kommt. Und das gilt in jedem Fall auch für die politische Diskussion. Neue Orte kann man im Leben dadurch schaffen, indem man den Lügen und Verleumdungen entgegenarbeitet, solange man lebt. Schatten, Traum im Traum, meine Haare und Augen und Hände sind Unkraut und Sand und Krallen. Sand und Krallen. Nun bin ich der, vor dem mir als Kind schon bang war. Nun will ich still sein und träumen, dass ich träume. ¶¶ ¶¶ Musik Atomzeitalter Wenn alles gut geht, werden, auch wenn ich sterbe, Menschen immer noch sagen, Saujut, dreckiger Neger, rückständige Bettschwester oder gottloses Vieh. Sie werden einander ihre Farben und Rassen vorwerfen, ihren Glauben und ihre Politik. Verbissener Kommunist, individualistischer Schädling so werden sie sich beschimpfen wenn alles gut geht wenn alles schlecht geht werden sie nicht mehr fluchen und nicht mehr hassen weil tote nicht fluchen und hassen wenn alles Wenn alles schlecht geht, werden die Vorurteile und Erzfeindschaften sterben zugleich mit mir. ¶¶ Es gab in irgendeiner Zeitung einen Fragebogen, ich habe vergessen, welche. Unter dem Titel Das, was ich bin, wurde auch Erich Fried interviewt. Frage 1. Was ist für Sie das größte Unglück? Das Wettrüsten für den Dritten Weltkrieg. Wo möchten Sie leben? Abwechselnd in Italien, Schweiz, Österreich, Deutschland, England. Was ist für Sie das vollkommen irdische Glück? Soweit reicht weder meine Erfahrung noch meine Fantasie. Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten menschliche Schwächen. Ihre liebsten Romanhelden, Cervantes Don Quixote, Kafka, Herr K. aus dem Prozess, Kleist und Günderode aus Christa Wolf, Kein Ort Nirgends und der goldene Esel von Apuleius. Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte, Rudi Dutschke. Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit, Bettina von Arnim, Christiane Ensslin, Christa Wolf und trotz RAF Ulrike Meinhof. Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung, Diotima von Hölderlin, Maria Magdalena aus der Bibel, K Cassandra und Tochter in Kindheitsmuster, auch Christa Wolf. Ihre Lieblingsmaler, Edvard Munch, Peter Bruegel, Giotto, Giovanni Di Paolo, Klee, Picasso, Paula Modersohn. Lieblingskomponist, Johann Sebastian Bach. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Emotionale und intellektuelle Ehrlichkeit. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten? Emotionelle und intellektuelle Ehrlichkeit. Ihre Lieblingstugend? Verzeihen. Ihre Lieblingsbeschäftigung? Dichten. Ihr Hauptcharakterzug? Gutmütige Dickköpfigkeit und dickköpfige Gutmütigkeit. Lieblingsessen? Würste. Fette polnische Krakauer, kleine trockene Würste, Cabernossi, scharfe Teufel. Natürlich esse ich sehr gerne. Lust gibt es ja auf allen Gebieten. Das fängt doch an, wenn ein Baby Hunger hat, die Brust kriegt und das mit Zeichen großer Zufriedenheit zur Kenntnis nimmt. Und eigentlich verhält man sich später immer noch so, wenn man isst. Käse mag ich sehr. man sich später immer noch so, wenn man isst. Käse mag ich sehr. Natürlich. Und wenn ich Lip Tower zubereite, bin ich ganz gern alleine in der Küche. Das hat mir seine Frau erzählt. Das ist eine kleine Reise. Verstehen Sie? Das ist in London exotisch. Ich mache große Portionen für die ganze Familie. Etwa so. etwa so. 25 Dekker Topfen, 6 Dekker Butter, Teile für Sauerrahm, eine Zwiebel, fef, Paprika, Salz, Fässer, Kümmel, Sardellenfilets und Schnittlauch. Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Humor und Solidarität. Ihre größter Fehler, Eitelkeit. Ihr Traum vom Glück, unermesslicher Reichtum gegen Hungersnöte und um dort, wo dringend nötig, Umsturz zu unterstützen. Was wäre für Sie das größte Unglück? Krieg. Was wäre für sie das größte Unglück? Krieg. Was möchten sie sein? Das, was ich bin, Leib und Glieder, Sinne, Neigungen, Leidenschaften, genährt mit derselben Nahrung, verwundet mit denselben Waffen, anfällig für dieselben Krankheiten, geheilt mit denselben Mitteln, gewärmt und gekühlt von demselben Winter und Sommer wie ein Christ? Wenn ihr uns stecht, müssen wir nicht bluten? Wenn ihr uns kitzelt, müssen wir nicht lachen? Wenn ihr uns vergiftet, müssen wir nicht sterben? Und wenn ihr uns Unrecht tut, sollen wir es nicht rächen? Wenn wir sind wie ihr in allem anderen, dann wollen wir euch auch ähnlich sein in dem. Das war jetzt Shakespeare, Kaufmann von Venedig. Er schreibt dazu, übersetzen oder nachdichten. Er schreibt dazu, Übersetzen oder Nachdichten. Nachdichten hat oft die größere Ehre gehabt, als das bloße Übersetzen, Schlegeltiek, im Allgemeinen zu Unrecht. Ich glaube, Übersetzer sollen den Ehrgeiz haben, möglichst getreu zu übersetzen. Es ist sogar so, dass man, wenn ein Übersetzer verschiedene Dichter übersetzt, im Idealfall gar nicht bemerken sollte, dass die Übersetzungen von einem und demselben Übersetzer stammen. ¦ Im Gedenken an die Nacht der Judenverfolgung am 9. auf den 10. November 1938. Diese Toten, hört auf, sie immer Miriam und Rachel und Sulamit und Aaron und David zu nennen in euren Trauerworten. Sie haben auch Anna geheißen und Maria und Margarete und Helmut und Siegfried. Sie haben geheißen, wie ihr heißt. heißt. Ihr sollt sie euch nicht so anders denken, wenn ihr von ihrem Andenken redet, als säet ihr sie alle mit schwarzem Kraushaar und mit gebogenen Nasen. Nein, sie waren manchmal auch blond und sie hatten auch blaue Augen. Sie waren, wie ihr seid. Der einzige Unterschied war der Stern, den sie tragen mussten und was man ihnen getan hat. Sie starben, wie alle Menschen sterben, wenn man sie tötet. Nur sind nicht alle Menschen gestorben in Gaskammern. Also hört auf, aus ihnen ein fremdes Zeichen zu machen. Sie waren nicht nur wie ihr, sie waren ein Teil von euch. Wer Menschen tötet, tötet immer seinesgleichen. Jeder, der sie ermordet, tötet sich selbst. Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt. Die Ballade vom dummen Delfin, das ist eine wahre Geschichte. Es ist gar nicht zu glauben, wie dumm so ein Delfin sein kann, obwohl es doch immer heißt, die sind so gelehrig. Da haben die Amerikaner diesen Delfin sorgfältig abgerichtet für teures Geld, ganz zu schweigen vom Aufwand für Geheimhaltungsmaßnahmen, die sich in einem solchen Fall ja von selbst verstehen, denn das Tier wurde trainiert, mit einer Bombenattrappe hinzuschwimmen zu einem feindlichen Schiff und dann die Auslösevorrichtung in Gang zu setzen und die Bombe zur Explosion zu bringen. Mehr als hundertmal hatte das dumme Tier das ganze Programm von A bis Z erfüllt. Nun aber gab man ihm eine wirkliche Bombe, die natürlich genauso aussah und so viel wog wie die Attrappe. Es hinschwimmen zu einem alten Kasten, den die amerikanische Flotte für den Versuch opfern wollte und ihn versenken. Und natürlich auch selber dabei draufgehen, zwar schade, aber so ein Praxisversuch muss ja sein. Aber es ging alles schief. Albedelfin, der die Vorproben hundertmal glänzend bestanden hatte, spielte auf einmal verrückt und war durch nichts zu bewegen, die wirkliche Explosion auszulösen. Wahrscheinlich lebt er noch heute, wenn ihn die Amerikaner in ihrer verständlichen Enttäuschung nicht umgebracht haben. Aber das zeigt, auf Tiere ist doch kein Verlass. Auch wenn sie noch so gescheit und gelehrig scheinen. Wenn die Menschen so dumm wären wie dieser Delfin, dann könnten alle Raketen und alle unsere wirklichkeitsnahen Manöver und überhaupt die Wehrerziehung im Ernstfall herausgeworfenes Geld sein. ¶¶ © B Emily Beynon Auf Glatteis. Ich habe mich um Verständlichkeit bemüht und so zu sprechen versucht, dass das, wovon ich spreche und aus welchen Gründen und zu welchen Zwecken ich spreche, deutlich hörbar würde für die, zu denen ich sprach. Aber was haben Sie davon verstanden? Ich erinnere mich eines Witzes, in dem ein Kind, das zu spät in die Schule kam, dem Glatteis die Schuld gab. Ja, bei jedem Schritt vorwärts sei es zwei Schritte zurückgerutscht. So ähnlich ging es auch mir. Wie bist du denn dann überhaupt hergekommen? fragte der Lehrer. Ganz einfach, ich gab es auf und versuchte nur noch nach Hause zurückzugehen. So ähnlich geht es auch mir. Ich will versuchen, mich nicht mehr um Verständlichkeit zu bemühen, nur zurückzugehen zu mir, in ein Zuhause, von dem ich fortging und das es nicht mehr gibt. Über den Witz vom Glatteis habe ich damals als Schüler gelacht. Ich weiß es noch genau. In der letzten Zeit vor meinem Tod. Natürlich schreibe ich dies, während ich noch lebe. Und nicht einmal viel weniger Lebenskraft in mir spüre als vor meiner Erkrankung. Weil ich aber schon alt bin und den Verlauf der Krankheit ziemlich gut kenne. Und weil ja irgendeine Zeit des Lebens die letzte sein muss, ob man nun ihren Anfang zwei, drei Monate oder Jahre früher oder später ansetzt, außerdem weil mehrere andere, die ich in ihrer letzten Lebenszeit bis zu ihrem Tod beobachten konnte oder musste, in dieser Zeit ein wenig anders reagiert haben als zuvor und weil ich ähnliche Veränderungen jetzt bei mir selber bemerke, glaube ich, dass ich diese Zeit wirklich die letzte Zeit vor meinem Tod nennen darf. In der letzten Zeit vor meinem Tod habe ich das Leben zwar wahrscheinlich nicht wirklich viel lieber gewonnen als zuvor, ich habe es immer geliebt, aber ich bin mir dieser Liebe, glaube ich, deutlicher bewusst geworden. Die Bäume im Garten haben erkennbarere Konturen bekommen. Sie wirken näher gerückt grüner, solange sie Laub tragen, schwärzlicher und weißer, wenn Schnee auf ihren entlaubten Zweigen liegt, wie jetzt, und ab und zu von einem aufzitternden Zweig zu Boden fällt. Das ist so ähnlich, wie man einen Schauspieler auf der Bühne sofort besser hören kann, wenn ein Scheinwerfer ihn beleuchtet. In der letzten Zeit vor meinem Tod ist mir klar geworden, dass ich natürlich auch Angst vor dem Tod habe und nicht einmal weiß, wie gering oder groß diese Angst ist. In der Nacht, wenn ich aufwache und keinen Gesprächspartner habe, ist sie immer größer als untertags oder am Abend, wenn die beängstigende Abenddämmerung schon durch Lampenlicht und Vorhänge besiegt ist. Aber ein Teil dieser Angst, der mich in früheren Jahren manchmal gestört hat, liegt jetzt, glaube ich, hinter mir. Die Angst, zuletzt angesichts des Todes schwach zu werden und zu versagen. Ich bin nämlich darauf gekommen, dass der Tod zum Unterschied von den meisten Lebenslagen keine Prüfung ist oder aber, was auf dasselbe herauskommt, eine Prüfung, die bisher noch jeder, der je gelebt hat, bestanden hat. Mich erinnert das an unseren Religionsunterricht in der Oberschule, der eine Erholung war, weil in diesem Gegenstand noch kein einziger Schüler ganz gleich welcher Konfession je durchgefallen war und auch nie durchfallen würde. In der letzten Zeit vor meinem Tod ist die Liebe einfacher geworden als zuvor. Schon seit Jahren wäre es mir kaum mehr eingefallen, intensive Zärtlichkeiten mit einem Menschen zu tauschen, den ich nicht wirklich lieb habe. Wo ich aber liebe und lieb gehabt werde, dort ist in der letzten Zeit vor meinem Tod der Anblick und das Wahrnehmen eines solchen Menschen mit allen Sinnesorganen deutlicher geworden, viel deutlicher als das Wahrnehmen der Bäume im Garten zum Beispiel, von dem ich zuvor gesprochen habe. In der letzten Zeit vor meinem Tod bin ich darauf gekommen, dass ich mehr Zeit habe als zuvor. Vielleicht, weil ich mich weniger oft hetze oder hetzen lasse und weil ich mir einige Vorhaben dadurch erspare, dass ich mir sage, ich kann ja ihre Ausführung ohnehin nicht mehr überwachen. Dafür bin ich andererseits davon abgekommen, mit meiner Zeit zu streng hauszuhalten. Das ist so ähnlich, wie wenn Liebende einander nur selten und nur auf kurze Zeit sehen können. Entweder beschließen sie, jede Minute, ja jede Sekunde dieser Zeit auszunutzen und sich dabei gegenseitig behilflich zu sein, dann überwachen und drängen sie einander so, dass sie, um ja keine Zeit zu versäumen, überhaupt keine ruhige Minute mehr haben und nicht mehr zu Atem kommen. Oder aber sie finden rechtzeitig heraus, dass gerade die Beschränktheit ihrer Zeit es ihnen nicht erlaubt, zeitgeizig zu werden. Dann können sie einander ruhig angehören und anhören und in der Zeit, die ihnen jeweils bleibt, glücklich sein. In der letzten Zeit vor meinem Tod habe ich allerdings auch mit der Zeit oder vielleicht auch gegen den Strom der Zeit herausgefunden, dass die Erkenntnis, nur noch dieses eine Mal Zeit zu haben, nicht ein Todesurteil mit bemessener Galgenfrist ist. Wie lang dieses eine Mal sein wird, das steht ja nicht fest. Es wird vielleicht sogar von der Hoffnung, doch noch länger zu leben und von der Kraft, mit der man diese Hoffnung verteidigt, wirklich verlängert. Ich glaube nicht, dass ich die letzte Zeit vor meinem Tod damit verbringen sollte, mir ständig laut oder leise vorzusagen, ich will noch länger leben, noch ein wenig länger und noch und noch und noch ein wenig länger. Wer sich nur damit befassen kann, länger zu leben oder lange noch nicht sterben zu wollen, der hat nur diesen Gedanken als Lebensinhalt. Und das ist doch, besonders wenn das Leben wirklich noch längere Zeit dauert, ein sehr dürftiger, ja, ein langweiliger Lebensinhalt. Ich will mich in der letzten Zeit vor meinem Tod nicht mit dem Leben bleiben wollen beschäftigen, wenigstens nicht mehr als einen kleinen Bruchteil meiner Zeit und Kraft daran wenden, sondern ich will das sehen und tun, was es im Leben zu sehen und zu tun gibt. Ich bin neugierig, vielleicht neugieriger als je zuvor. Ich habe sechs Kinder und drei Enkelkinder und ich will, wenn es mir möglich ist, auch noch sehen, was die nächsten Schritte sein werden. In der letzten Zeit vor meinem Tod habe ich manchmal Mitleid mit mir, aber nicht öfter und nicht mehr, als ich Mitleid mit anderen hatte. Irgendwie schien alles, ob ich wollte oder nicht, an seinen rechten Fleck zu kommen und seinen richtigen Rhythmus anzunehmen. In der letzten Zeit vor meinem Tod habe ich auf diese Weise sogar mit meiner Unzufriedenheit zufrieden zu sein gelernt. Gewiss, ich habe die Unzufriedenheit schon immer als eine der höchsten Tugenden und als eine bewegende Macht der Geschichte geschätzt und verteidigt. Sie war schon immer das Gegengewicht gegen den gefügigen Untertanengeist. Aber erst jetzt sehe ich, dass auch die Unzufriedenheit mit dem Sterbenmüssen, so vergeblich sie im letzten Augenblick sein mag, notwendig und gut ist, um das Recht aufs Leben bis zuletzt hochzuhalten und zu verteidigen. In der letzten Zeit vor meinem Tod könnte ich manchmal fast glauben, dass es die erste Zeit meines Lebens sei. Aber das wäre ein Irrtum. Es ist aber auch möglich, dass ich mich irre und dass alles, was ich hier gesagt habe, in Wirklichkeit nicht für die letzte Zeit, sondern nur für die vorletzte Zeit vor meinem Tod gilt. Was es ist Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Es ist Unglück, sagt die Berechnung. Es ist nicht das Schmerz, sagt die Angst. Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht. Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Es ist lächerlich, sagt der Stolz. Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht. Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung. Es ist, was es ist, sagt die Liebe.... Jetzt gibt's Brot und Wein. Applaus Merci. Applaus noch ein bisschen Uhr. Verena, vielen Dank. Evgeni, vielen Dank. Ganz herzlichen Dank für die wunderbare Lesung. Die Claudia will noch gerne den digitalen Klingelbeutel rumgehen lassen. Achso, ja. Nicht nur den digitalen. Zum einenbeutel rumgehen lassen. Achso, ja. Nicht nur den digitalen. Zum einen möchte ich mich noch einmal bedanken für dieses wunderschöne kulturelle Programm. Wir haben auch im Chat, das möchte ich euch noch sagen, voll viel positives Feedback gekriegt. Jetzt schon? So schnell? Ja, das geht ja live. Also einen großen Applaus noch einmal bitte. Genau, ja, das war eh schon ein gutes Stichwort, aber nicht nur den digitalen, sondern für alle, die da sind, es besteht die Möglichkeit einer freiwilligen Spende. Und alle, die da daheim noch zuschauen und einen tollen Abend gehabt haben, können auch eine freiwillige Spende schicken. Wie das funktioniert, habe ich euch vorher schon in die Kommentare gepostet. Euch einen wunderschönen Abend daheim. Vielleicht habt ihr auch Brot und Wein. Macht es euch nett und habt ein schönes Wochenende. Und die abschließenden Worte für hier hast du. Danke dir. Zwei Sachen noch, wer sich über den Verein näher informieren will, www.mackert.at. Unsere nächsten Veranstaltungen sind ein Gespräch mit Kurt Palm, der uns erzählen wird, ob Marilyn Monroe tatsächlich Ulysses von James Joyce gelesen hat oder sich nur damit fotografieren hat lassen und dann präsentieren zwei vereinsmitglieder ein theaterstück der deutsch-ungarischen autorin alina bronski am 8 und am 9 märz in der gfk im zentral in linz verena kocher da regie geführt wildrut hakel ist die veranstalterin von gfk diese veranstaltung, wer weitere Veranstaltungen wissen will, was wir machen, wie gesagt, auf der Website. Dort kann man auch den Newsletter bestellen und Mitglied werden. Tschüss.