Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, heute im Stifterhaus. Mein Name ist Stefan Kögelberger. Ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zur schon traditionellen Valentinslesung des Autorinnenkreises mit musikalischer untermalung die valentins lesung des autorinnenkreises ist ja schon sehr traditionell wir haben vorhin diskutiert daher lang wie es noch nicht wie lange es diese lesung schon gibt wir sind auf keine lösung gekommen aber es dürfte um die 15 jah. Man sieht also, wem die wahre Liebe des Autorinnenkreises gebührt, nämlich der Literatur und nichts sonst. Heute Abend dürfen wir vier Autorinnen begrüßen, die uns Texte vorlesen werden und zwar Sandra Schopf, Renate Perfall, Steven Sokolow und Hermann Knapp. Herzlich willkommen im Stifterhaus. Oh, okay, also von der Änderung. Okay, okay. Hatten wir beim letzten Mal, glaube ich, wenn ich mich richtig erinnere. Genau. Kein Problem. Die Moderation des heutigen Abends wird der Obmann des Autoren in Kreiseslin zu übernehmen. Begrüßen Sie bitte mit mir den Obmann Erich Josef Langwiesner ganz herzlich. Mir bleibt gar nicht sehr viel übrig, außer Sie darum zu bitten, die FFP2-Maske die gesamte Veranstaltung lang zu tragen und Sie darauf hinzuweisen, dass es Bücher der Autorinnen käuflich zu erwerben gibt nach der Veranstaltung. Genauso können Sie ein Getränk im Literaturcafé einnehmen. Ich wünsche uns allen einen interessanten und anregenden Abend und darf das Wort an Erich Josef Langwiesner übergeben. Danke. Einen recht schönen guten Abend, meine Damen und Herren. Es ist eine kleine Überraschung heute passiert. Heute früh hat das Telefon geklingelt bei mir und vor zwei Tagen hat es auch schon geklingelt und da hat der Hermann Knapp abgesagt und weil er ins Krankenhaus muss, beziehungsweise auf eine Reha, auf eine vorgezogene und seinen Ersatz, den ich kurzfristig engagieren wollte, sollte, durfte, konnte, müsste. Hans Naderhirn hat mich heute in der Früh angerufen. Er ist beim Skifahren gestern aus den Skien rausgestiegen, vor der Haustür, hat sich auf den Kopf gelegt und liegt da im Spital. Also jetzt haben wir zwei mit Kopfverletzungen im Autorenkreis, zwei Autoren mit Kopfverletzungen, die im Krankenhaus liegen, der Paul Jäger und der Hans Naderhirn. Und jetzt müssen Sie aufpassen, nur sei nur, passen Sie auf, dass nicht glatt ist draußen. Gut, das ist die kleine Vorgeschichte zu diesem heutigen Abend. Ich hoffe, dass es trotzdem ein schöner, interessanter und spannender Abend wird. Ich darf Ursula Hirtl herzlich begrüßen, die liebenswürdigerweise heute früh eingesprungen ist und gesagt hat, ja, da komme ich natürlich, was darf ich lesen? Das finde ich eine wahre Treue und Liebe zu diesem Autorinnen- und Autorenkreis. So, das Langwiesners Rede, kurzer Unsinn, ich brauche nichts vorbereiten, musikalische Einbegleitung, wie man so schön sagt, eine meiner totalen, unserer totalen Lieblings-CDs ist Schubert. Schubert ist sowieso ein großer Liebling von mir. Und Friedrich Gulda. Friedrich Gulda hat sich selber Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte lang, um Schubert herum gewunden. Er hat immer gesagt, das klären die anderen besser. Er ist ja wirklich ein Klaviersgenie gewesen, der Herr Kulda. Und Mozart gespielt, Beethoven gespielt, wie kaum ein anderer. Aber an Schubert hat er sich nie getraut, bis dann irgendwann mal, ich kann es nicht einmal sagen wann, dieses Ding herausgekommen ist. ich kann es nicht einmal sagen wann, dieses Ding herausgekommen ist. Das sind Abraham Thys und die wesentlichen großen Schubert Abraham Thys. Sowas von, wie ich finde, genial, grenzwertig schön gespielt. Aber den haben wir gesagt, den suchen wir uns für heute aus. Für den Valentinstag. Valentin, ja. Was sagt man zu Valentin? Liebe, Friede, Freude, Eierkuchen, na. Das Gegenteil auch, na. Ich mache da keine Vorgaben für meine Autorinnen und Autoren, sondern sage, was euch einfällt dazu, das bitte lest, und wenn wir eine schöne Mischung zusammenbringen. Ich finde immer schön, ich weiß nie selber, was gelesen wird. Also, wir haben vorhin gerade geredet, ich weiß nie, was gelesen wird. Die Ursula hat mich gefragt, ja, Lyrik oder Prosa oder was? Sag ich, du, puh, was hast du denn mit? Und ich finde immer schön, es gibt dann ganz spannende Konstellationen, auch unser Zahlenrätsel damit, keiner kann sich übervorteilt oder benachteiligt fühlen, wenn wir sagen, wir ziehen das los und ziehen die Nummern. Wer war das? Sandra Schopf ist die Erste, ich darf dich gleich mal bitten. Sandra ist die Erste, eine unserer langjährig treuesten Autorinnen des Autorenkreises überhaupt. Wir sind gleichzeitig eingetreten. Gut, und ich weiß auch nicht, was gelesen wird. Muss ich irgendwas? Bitte? Die Biografie soll ich von dir folgen? Meine Biografie, soll ich von dir folgen? Meine Biografie, ja. Haben wir eine Biografie? Die Biografie von der Sandra. Ja, die Biografie von der Sandra. Da muss ich die Brühe aufsetzen auch dazu. Sandra, biografisches bitte. Geboren 1966 in Oberösterreich. Absolviert Studium der Übersetzer- und Dolmetscherausbildung an der Uni Wien, ist seit 30 Jahren als Diplom-Übersetzerin für englische und romanische Sprachen tätig, internationale Management-Erfahrung und Lehrtätigkeit, schreibt wissenschaftliche und literarische Texte mit bevorzugt satirischer Note, übersetzt Bücher und Fachpublikationen, veröffentlicht Satiren und Anthologiebeiträge. Mitglied des AutorInnenkreises seit langem. Ich hoffe, das reicht. Das reicht. Wann du noch was dazu zu deinen Biografen? Das, nein, nein, nein. Okay. Weniger ist mehr. Das ist immer gut. Okay, Sandra,rilen, chaotischen und genialen Freund, der leider etwas zu früh aus dem Leben geschieden ist. Und wenn dem nicht so gewesen wäre, dann wäre er wahrscheinlich ein sehr erfolgreicher Filmemacher geworden. Und aus diesem Buch, das ihm jetzt im Entstehen ist, habe ich ein kleines Kapitel entnommen, das bezeichnenderweise auch den Mahlendiensttag enthält. Das möchte ich jetzt gerne vorlesen und am Schluss kommen noch zwei kurze Gedichte, die ich extra für heute geschrieben habe. Working Title ist Karl R. oder der freie Fall ins Leben. Karl war stets knapp bei Kasse. Das meiste Geld verschwand in seinen Filmprojekten, die in der Regel unfinanzierbare Dimensionen erreichten, weil er in seinem kreativen Eifer immer wieder neue Ideen einfließen ließ, von denen ursprünglich nichts im Drehbuch stand. Das Budget reichte vorne und hinten nicht aus und wenn die finanzielle Zuwendung der Eltern aufgebraucht war, dann mussten seine eigenen spärlichen Ersparnisse herhalten. Trotz monetärer Nöte blieb er in allen Lebenslagen erstaunlich gelassen und fand immer wieder eine Lösung, um das Leben auf möglichst unkonventionelle Art zu genießen. Die unmittelbare Nähe seiner Unterkunft zum bunten Treiben auf dem Wiener Naschmarkt, verleitete ihn des Öfteren zwischen den farbenfrohen Gemüsestandeln und den Gewürzbuden mit ihren orientalischen Düften dahin zu schlendern und sich trotz der zumeist gähnenden Leere in seinem Portemonnaie den einen oder anderen lukulischen Genuss zu gönnen. Einmal kam er früh morgens spontan auf die Idee, es wäre jetzt an der Zeit zur Abwechslung einmal Austern und Champagner zum Frühstück zu genießen. Auf meinen fragend zweifelnden Blick hin nahm er mich an der Hand und meinte mit einem verheißnungsvollen Schmunzeln, komm, zieh dich an, du wirst schon sehen. Letztendlich landeten wir beim Imbissstand der Nordsee gegenüber der Sezession, wo sich jeden von uns ein kleines Glas Sekt, für jeden von uns ein kleines Glas Sekt und ein Lachsbrötchen im Mini-Format ausging. Karl war der wandelnde Beweis dafür, dass man auch mit nicht ganz wenig Geld oder mit ganz wenig Geld recht zufrieden durchs Leben wandeln konnte, wenn es der eigene Blickwinkel denn erlaubte. Er war, wie man sich unschwer vorstellen kann, der Verfechter eines Lebensstils, bei dem die Qualität vor der Quantität kam, denn Quantität konnte er sich nicht leisten. Allerdings hatte seine Qualität eine ganz eigene Note. Sie hatte nichts mit dem Luxus der Reichen zu tun, sondern mit dem Luxus der Originalität, die man nicht käuflich erwerben kann. So hatten auch die Lokalitäten, die er zuweilen aufsuchte, einen skurrilen Charme. Einmal war es das aus zwei kleinen Tischen bestehende Kaffee-Eck in einem Pornokino im 7. Wiener Gemeindebezirk. Das nächste Mal wollte er ins Erika-Kino hinter dem Volkstheater, wo sich am Sonntagnachmittag alleinstehende ältere Damen nach einem Hans-Moser-Film auf ein Kaffeekränzchen trafen. Lokalmäßig lernte ich damals einiges dazu. Auch, dass es neben den Piepschchos unter den Brückenbögen der alten Stadtbahn entlang des Gürtels, heute besser bekannt als U-Bahnlinie U6, das eine oder andere Beisel gab, in dem man als Frau nicht belästigt wurde. Auch an jenem Valentinstag der späten 1980er Jahre wollte Karl auswärts feiern. Mir persönlich war nicht danach zumute. Eine Prüfung an der Uni hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht und ich wollte lieber zu Hause bleiben. Auch hatte der Valentinstag seinen verklärten Kindheitsreiz für mich verloren. Als kleines Mädchen war es noch grandios für mich gewesen, wenn die Mutti und die beiden Omas an diesem Tag vom Vati und von den beiden Opas einen aus meiner Sicht exorbitanten Blumenstrauß bekommen hatten. Nach drei Tagen war es dann mit der bunten Pracht vorbei gewesen und die engelhaften Geschöpfe mit ihren ermatteten Köpfchen waren im Müll gelandet. Aber das leuchtende Farbenspiel hatte noch lange in mir nachgewirkt als Inbegriff der Harmonie. Doch je älter ich wurde, desto mehr entpuppte sich für mich der Tag der Verliebten zu einem Tag des Kommerzes, der allerlei pikante Klischees bediente. Die Schaufensterauslagen waren plötzlich voll mit Reizunterwäsche und seltsam gemusterten Strümpfen. Auf Plakaten lockten blutjunge Mädchen mit ihren unverbrauchten Gesichtern, was so gar nicht zu ihren verwirrend anzüglichen Posen passte. Und auch sonst war der Tag des heiligen Valentin an erotischem Kitsch und zuckersüßen Sünden nicht zu überbieten. An erotischem Kitsch und zuckersüßen Sünden nicht zu überbieten. Aber Karl ließ nicht locker. Er wollte in ein Lokal ganz in der Nähe gleich ums Eck, wie er sagte. Ich tippte natürlich sofort auf das altehrwürdige Café Drexler, das im Erdgeschoss von Karls Wohnhaus direkt an der Wienzeile lag. Das im Jahr 1919 als Marktcafé an der Wien gegründete Kaffeehaus wurde mittlerweile in dritter Generation von Engelbert Drexler III., dem Enkel des Gründers, geführt, der auch sein kleines Imperium würdig zu regieren wusste. Zugegeben, dass Drexler hatte schon bessere Zeiten gesehen. Gerade deshalb aber war es urig und gemütlich und überzeugte vor allem mittellose Studenten mit recht moderaten Preisen. Auch war es ein Geheimtipp bei den Nachtschwärmern der Stadt, die sich hier nach einer durchtanzten Ballnacht in der Hofburg oder in den Sophienseelen ab 4 Uhr früh bereits mit einem warmen Frühstück stärken konnten. Es gab duftenden Kaffee, frisches Gepäck aus der nächtlichen Backstube und eine saftig-würzige Eierspeise. So manchen Gast konnte der alte Drechsler zu dieser frühen Stunde sogar schon zu einem deftigen Wiener Schnitzel überreden. Wenn die letzten Nachteulen aus dem Lokal verschwunden waren, sperrte der Wirt bisweilen auch wieder zu und öffnete dann am Nachmittag erneut seine Pforten für das zweite Frühstück in Form von Kaffee und Kuchen. Berüchtigt war der alte Drechsler auch für seine riskanten Verpflegungsgänge zu den Standlbetreibern am gegenüberliegenden Naschmarkt, die er von morgens bis abends neben Heferlkaffee, Kaisersämmerl und Gulasch auch mit diversen Gerichten aus dem Fundus der Wiener Küche versorgte. Einem waghalsigen Seiltänzergleich balancierte er sein Tablett jeden Tag unzählige Male über die stark befahrene Wienseile und riskierte dabei stets vom dichten Verkehr überrollt zu werden. Karl wollte aber nicht ins Drechsler. Ihm war nach dem illustren Café Savoy. Zwei Querstraßen von der Wohnung entfernt, die er mit seinem Bruder teilte. Das Café lag stadtauswärts und so war ich nur ein paar Mal dran vorbeigekommen. Aber jedes Mal hatte mich die ungewöhnliche Aufmachung fasziniert. Hinter riesigen Fenstern mit dunkelbraunen Holzrahmen, die bis hinunter zum Straßenpflaster reichten, wölbten sich opulente, dunkelrote Samtvorhänge, die nur so weit zur Seite gespannt waren, dass man dahinter ein mysteriöses Innenleben im dämmerigen Schein alter Kronleuchter erahnen konnte. Es war noch heller Nachmittag, als Karl vor mir die wuchtige Eingangstür öffnete und mir mit verheißungsvollem Lächeln andeutete, einzutreten. Mit der freundlich strahlenden Sonne war es schlagartig vorbei. Von der Dunkelheit geblendet blieb ich stehen. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich meine Augen an das schwarze Nichts gewöhnt hatten. Dann breitete sich vor mir eine längst vergangen geglaubte Welt der alten Pariser Varietés aus. An den Tischen konnte ich nur schemenhaft die Umrisse von Menschen erkennen. Ein opulenter Odeur lag in der Luft. Karl steuerte zielsicher auf einen Nischentisch am Fenster zu, Er ruft. Karl steuerte zielsicher auf einen Nischentisch am Fenster zu, das von Wallentem samtumrahmt nur spärlich Tageslicht hereinließ. Kaum hatten wir Platz genommen, eilte auch schon ein seltsam gekleideter Ober herbei und nahm unsere Bestellung auf. Er hatte nur Augen für Karl und las ihm den Bestellwunsch förmlich von den Lippen ab, während er mich gekonnt ignorierte. So rasch wie er gekommen war, war er auch wieder entschwunden. Fast als wäre er in eine Zeitmaschine gestiegen, um das Gewünschte zusammen mit dem Flair vergangener Jahrhunderte zurück ins Lokal zu bringen. Ich blickte mich neugierig um. Damals wurde in den Lokalen noch ausgiebig dem Tabak gefrönt und hier wohl ganz besonders. In der rauchschwangeren Luft nahm ich die Menschen um mich nur schemenhaft, wie durch einen violetten Schleier hindurch war. dauerte es, bis mir auffiel, dass an den anderen Tischen nur Männer saßen. Der Ober erschien mit einem Tablett und kredenzte zwei Gläser Rotwein. Karl nickte ihm augenzwinkend zu und drehte sich wieder zu mir mit erwartungsvollem Blick. Ich musste gar nicht erst fragen, wo wir hier gelandet waren. Ein Schwulenlokal und ich die einzige Frau im Raum. Karl schien das nicht weiter zu stören, er kramte eifrig unterm Tisch in seiner schwarz-gelb gestreiften Anzughose. Die hatte er nämlich unlängst bei einem Trödler zusammen mit einer alten, verschlissenen, braunen Lederjacke erworben. Sein Gespür für Kleidung war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Jetzt holte er etwas Kleines, Glänzendes hervor. Ein schwarzes Lederarmband mit metallenen Nieten, das er mir freudig erregt übers Handgelenk streifte. Keine Blumen, kein Parfum. Mein Valentinstagsgeschenk war ein Fetisch. Ich war sprachlos. Karl strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd. Er liebte Überraschungen sehr. Dass Überraschungen nicht in meine Biografie passten, wusste er nicht. Eines musste ich ihm aber zugutehalten. Keiner verstand es so wie er, das Sonderbare mit einer so wunderbaren Selbstverständlichkeit machbar in Szene zu setzen. Wenn sich noch was ausgeht, würde ich dazwischen eine kleine Episode, also eine kleine Satire noch reinschieben, die ich mal in den oberösterreichischen Nachrichten veröffentlicht habe. Das passt nämlich auch gut dazu. Valentin Ade. Wie jedes Jahr hat uns der heilige Valentin auch heuer wieder allerhand Kurioses beschert. Plastik-EV fürs WC, Konfektschachteln in rosa Tüll und politisch korrekte Strapse in rot-schwarz sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Das ist schon etwas älter, also mit dem türkis-grünen kommen wir jetzt nicht hin. Am Tag danach, die Blumen duften noch ahnungslos in ihren Vasen und das neue Dessoushöschen kauert zerknittert zwischen den Laken, kommt schon der erste Entsorgungsgedanke auf. Wie kriegen wir den schnarchenden Valentin aus unserem Bett? Wie die eifrikantierende Valentine aus unserer Küche die Anstalten macht, die ganze Wohnung umkrempeln zu wollen? Dass auch bei uns daheim die Entsorgung von Valentins Müll zu einem Kraftakt mutieren würde, dachte ich nicht, als ich auf den verwegenen Einfall kam, meinem Mann eine Boxershort mit eingebauten Blinklichtern zu schenken. Ich hatte die fixe Idee, ein bisschen Rotlichtmilieu könne unserem angekratzten Ehevollzug nicht schaden. Nach zwei Nächten Baustellenfeeling im Schlafzimmer zog mein Mann ins Gästebett, um sich vom elektronischen Dauerreiz im Lendenbereich erholen und wieder ohne Sonnenbrille schlafen zu können. Die Empfehlung des chinesischen Boxershortsherstellers lautete, Also wohin damit? Die Short wanderte zu den Spielsachen der Kinder, die den Teddybären mit einem neuen Pyjama beglückten. Als das blinkende Kuscheltier dann auch noch einen Piepton von sich gab, der die Kinder zum Karaoke-Meet-Piepen animierte, bewaffnete sich mein Mann mit einem Hammer und zertrümmerte das Teufelswerk in der Garage. Das Blinken hörte auf, aber es piepte weiter. Die Entsorgung war dann alles andere als einfach. Der Mann am Wirtschaftshof verweigerte die Übernahme mit der Begründung, Synthetikboxer-Shorts wären Verbundstoff und ein Fall für den gelben Sack. Die eingenähten Batterien müsste man allerdings laut Elektro-Altgeräte-Verordnung vorher herauslösen und separat entsorgen. Dieses Unterfangen scheiterte an der Professionalität der Chinesen, Knopfzellen nachhaltig in Kunststoff zu integrieren. Die Restmülltonne kam wegen des Dauer-Pip-Tons nicht in Frage. So erschien als einziger Ausweg die illegale Deponierung in der Au. Leider hat einer meinen Mann dabei ertappt, wie er die Schorte in einen Biberbau stopfte. Die Organstrafverfügung hat letztendlich das Dreifache der Boxerschort gekostet. Und das Gästezimmer bleibt bis auf Weiteres belegt. Und zuletzt noch zwei Gedichte. Das erste heißt Mangerie. Zart schmelzendes Konfekt und duftende Rosen für dich mein Herz. Mögen sie dir die Zeit bis zum Wochenend versüßen, wenn ich am Freitagabend vom Wirten komme und dir das nächste Fällchen verpasse. Und das letzte Gedicht, Happy Valentine. Tag der Blumen, Tag der Düfte, mit der Aua durch die Lüfte, mit der Freundin ins Café oder gleich ins Separee, Volk begnadet für das Schöne, auf A1 gibt's Klingeltöne, Bella Flora, Rosenbox, H&M für Dirty Socks, Netflix jetzt zum halben Preis, Prime TV, der Preis ist heiß, Negligés und Vibratoren, Unterhöschen mit Sensoren, Wellness-Tag mit Candlelights, Armbanduhren, Sexy Tights, Wellness-Tag mit Candlelights, Armbanduhren, sexy tights, Liebesbrief und Schlossgravur. Von Gefühlen keine Spur. Kaufen bis die Fetzen fliegen, Jubel in den Vorstandsriegen. Valentin, du machst uns froh. Aktienkurse ebenso. Hat denn keiner hier Erbarmen? Reicht es nicht, uns zu umarmen? Ist doch alles nur Betrug Ein Lächeln wäre schon genug Dankeschön Thank you. Get out of here. Good boy. Ahem. Nå er vi på veien. Danke schön. Man muss Schubert und Gulda zusammen etwas länger hören, das stimmt schon. Nummer zwei hat das losgezogen Stephen Sokolow, der einzige Mann des heutigen Abends, über den es zu erzählen gibt, das auch schon sehr lange beim Autorinnen- und Autorenkreis ist, dass er 1943 in Detroit in den USA geboren wurde, dass er Biologe ist, ehemaliger Universitätslektor, Journalist und Übersetzer, Autor von Sachbüchern und vier Satirebänden, zuletzt erschienen »Warum wir Menschen sterblich sind« mit Autor Walter Lanz, der heute eigentlich auch noch mit ihm zusammenlesen wollte, aber leider nicht kommen konnte. Also noch ein Ausfall, leider. Literarische Beiträge in der Rampe, in Facetten, im Pen-Club, Anthologien, im Red Bulletin und so weiter, Mitglied des Autorinnenkreises des PEN und in der März-Vereinigung und so weiter. Also ein sauberliterarisches Schwergewicht. Lieber Stephen, darf ich dich bitten, du hast das so lange nicht mehr im Stifterhaus gelesen. Komm, komm, komm, komm, komm, komm. Sei nicht schüchtern. Und lass dir das auch kurz auf die Haus geben. Vorsicht, Vorsicht, Stufe. Ich kann gleich noch Werbung für unsere neues, schönes Roll-Up, sagt man dazu, machen, haben wir uns von der ungeheuren Subvention, die wir heuer gekriegt haben, noch gerade noch leisten können. Die wir noch nicht, wir haben zwei Finanzminister des Autorinnenkreises hier, der ehemalige Finanzminister und die jetzige Finanzminister, die wissen über das Geld mehr Bescheid als ich, logischerweise. Stephen Sokolow hat sich, ja, ziemlich schwer auf die Satire geworfen, aber er hat auch Wanderführer und so weiter geschrieben, nicht? Und so weiter. Und jetzt ist er gerade sehr satirisch unterwegs. Ich habe immer Zeit gebraucht, bis ich den amerikanisch lustigen Teil des Ganzen verstanden habe, sage ich ganz ehrlich. Aber ich lese ihn sehr gern und es macht mir echt Spaß, da reinzulesen und ihn auch zu hören. Also machen Sie sich auf neue Hörgewohnheiten einfach vertraut. Alles klar, danke sehr. Also ja, mein neuestes Buch ist mit Walter Lanz, Warum die Menschen sterblich sind, ein Satirenband. Das steht am Büchertisch, aber heute lese ich nicht daraus, sondern ich schreibe schon seit ewig an einer satirischen Autobiografie über drei Generationen. Also es fängt mit meinen Großeltern an. Und ja, ich habe gerade daran gedacht, in einem französischen Film, Kinder des Olymp, man sagt, la mort c'est simple, die Liebe ist einfach, aber der Weg dahin ist nicht immer so einfach. Und diese Autobiografie, es fängt an mit Stuart, der nur zehn Jahre alt ist. Das heißt, Sexualerziehung, anno 1953. Das ist ein Kapitel aus der Autobiografie. Stuart? Mein Stuart? Seinen Vater ermorden? Meine Mutter war entsetzt. Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Sokol, versuchte sie, den Psychiater zu beruhigen. Das spielt sich alles in seinem Unterbewusstsein ab. Alle Jungen in seinem Alter wollen insgeheim ihre Väter aus dem Weg räumen und ihren Platz im Ehebett einnehmen. Das hat uns Sigmund Freud gelehrt. Trotzdem ist er schon Dr. Bärenwald. Deswegen bin ich ja bei Ihnen. Aber er ist nicht böse. Er ist doch noch ein Kind. Er ist zehn Jahre alt. Gewiss ist er nicht böse, Frau Sokol. Er ahnt ja selbst kaum, dass er seinen Vater als Rivalen empfindet. Sein Sexualtrieb schlummert noch tief in seinem Inneren. Ein unterirdischer Vulkan. Manchmal passieren aber schon kleine Ausbrüche. Dann ist Stuart verwirrt, weiß nicht, was er tut und warum. Wir müssen seine Gefühle ans Tageslicht befördern, um ihn zu befreien. Und dann wird er erfolgsamer sein? Ja, vielleicht. Jedenfalls gelasener. Meine Mutter bewunderte Ärzte, auch Seelenärzte. Dennoch blieb sie skeptisch. Den Spezialisten mangelt es oft an Hausverstand, dachte sie insgeheim. Ein eklatantes Fehlurteil eines Schulpädagogen hatte sie selbst erleben müssen. Als Dreijähriger hatte ich mich einmal im Kindergarten splitternackt ausgezogen. Daraufhin warnte sie der vermeintliche Experte, ihr Kind ist apathisch. Das wollte Mama aber nicht glauben. Sie blieb ruhig und fragte mich, warum ich das getan hatte. Mir war heiß, rechtfertigte ich mich einleuchtend. Dennoch wollte sie auf die Unterstützung des Kinderpsykiaters nicht verzichten. Schließlich verfügte er über ein beachtliches Fachwissen. Aus heiterem Himmel eröffnete sie mir, dass ich professionelle Hilfe brauchte. Wieso das? Das kannst du erst nach und nach begreifen. Jedenfalls wirst du Dr. Bärenwald mögen. Er ist sehr nett. Du kannst ihm all deine Sorgen anvertrauen. Bestimmt wird er dir helfen. all deine Sorgen anvertrauen. Bestimmt wird er dir helfen. Danach wirst du viel glücklicher sein. Das fand ich seltsam. Die Fahrten zu Dr. Bärenwald kamen mir aber sehr gelegen. Seine Praxis lag im Stadtzentrum von Detroit und dort gab es immer etwas zu bestaunen. Betrunkene, die auf der Straße herumtorkelten und sich erleichterten. Oder Obdachlose, die in Mülleimern stöberten. In unserer Wohngegend am Rand der Stadt waren dagegen die Erwachsenen steif und zurückhaltend. Mit einem Wort stinklangweilig. Was sollte ich aber Dr. Bärenwald beichten? Auf der dreiviertelstündigen Busfahrt brütete ich darüber. Ich hatte keine Probleme. Oder doch? Der Psychiater schien mir völlig in Ordnung zu sein, auch wenn er einen dunklen Anzug und Krawatte trug. Ich selbst hasste einen solchen Aufzug. Besonders diese Managerstrecke um den Hals verachtete ich als reine Schikane, die einem nur die Luft rauben. Der Seelenklempner bot mir Kohle und Schokoladenkekse an. Ich erzählte ihm von der speziellen Schule für jüdische Religion, die ich viermal die Woche nach dem normalen Unterricht zu besuchen hatte. Die Kurse dort liefen stupide ab. Wozu sollte ich intensiv daran feilen, Gebete auf Hebräisch vorzulesen, wenn wir nur selten die Synagoge besuchten? Meine Eltern ignorierten meine Einwände, wenn ich mich über den stundsinnigen Drill beschwerte. Kinder sollen nicht vorlaut sein, sondern gehorsam, lautete damals die herrschende Erziehungsmaxima. Erst Jahre später wurde Mama zugetragen, dass die King David Hebrew School einen sehr schlechten Ruf hatte. David Hebrew School einen sehr schlechten Ruf hatte. Dr. Bärenwald hörte scheinbar aufmerksam zu, ging aber nicht auf meine Bitte ein, mit meiner Mutter über das Problem zu reden. Geschickt lenkte er das Gespräch auf sein Lieblingsthema. Er fragte mich, ob ich wusste, was Gene sind. Sie befänden sich, offenbarte er mir, auf den Chromosomen unserer Körperzellen. Ob ein Kind Junge oder Mädchen, ob seine Hautfarbe schwarz, weiß oder gelb sei, bestimmten einzig und allein seine Gene. Möchtest du sie sehen? Sogleich hielt er mir ein paar Fotos vor der Nase. Ich fand seinen kleinen Vortrag interessant, verstand aber nicht, was Gene und Chromosomen mit meinen Problemen zu tun haben sollen. Vielleicht hatte ich das falsche Gesprächsthema gewählt. Für die Religion war Dr. Bärenwald wohl die ungeeignete Ansprechperson. Auf diesem Gebiet konnte er nichts bewirken. Als wir uns eine Woche später wieder trafen, erzählte ich dem Fachmann von Ian Brady, einem Fiesling in meiner Klasse. Er drängsalierte und verprügelte mich unentwegt. Meine Eltern zuckten nur mit den Achseln, als ich mich an sie warnte. Du sollst lernen, dich zu verteidigen, riet Papa. Das fand ich aber sehr unglaubwürdig. Er war auch körperlich schwach und würde die Polizei rufen, sollte ihn jemand angreifen. In der ukrainischen Kleinstadt, woher er stammte, galt Selbstverteidigung als unjüdisch. Fliehen war erlaubt, Zurückschlagen verpönt. Geschah eine Aggression, so glaubte man, das sei der Wille des Allmächtigen. Außerdem wollte mir Partout nicht einleuchten, warum für Kinder andere Regeln als für Erwachsene gelten. Sind wir etwa keine schützensbedürftigen Menschen? Sollte ich in ständiger Angst leben müssen? Ich konnte meine Tränen der Enttäuschung kaum zurückhalten. Ohne auf meine Klagerrede einzugehen, wechselte Dr. Bärenwald zur ungeschlechtlichen Zellteilung über. Es lohnte sich also nicht, dem Mann das anzuvertrauen, was mir auf der Seele brannte. Bei unserer dritten Begegnung ließ ich seine Belehrung über die geschlechtliche Zellteilung über mich ergehen. Eine Woche darauf war dann die Katze aus dem Sarg. Er weihte mich ein, wie die Spermien bis zur Eizelle gelangen. Pfui, fuhr ich mir. Muss ich wirklich mein Ding in so ein schleimiges Loch stecken, um Kinder zu bekommen? Das ist ja ekelhaft. Der gute Mann schaute etwas konsternierter rein. Nein, das ist nicht so, meinte er etwas verlegen. Das ist durchaus angenehm. Die Erwachsenen sind wirklich merkwürdig, dachte ich mir, dass die bei so etwas Genuss empfinden. Aber schließlich würde ich auch eine Frau und Kinder haben wollen. Zur gegebenen Zeit würde ich also notgedrungen die Prozedur hinter mich bringen. Wahrscheinlich ist die nicht schlimmer als eine Impfung oder eine Stunde in der Synagoge. Damit fand der Biologieunterricht seinen Höhepunkt und gleichzeitig sein Ende. In den weiteren Stunden sprach der Psychiater nur noch über mein Verhalten. Es war klar, dass er auf der Seite meiner Eltern stand und als ihr verlängerter Arm agierte. Er wollte mich dazu bewegen, in Zukunft folgsamer zu sein. Bald verlor ich das Interesse an unseren Gesprächen. Irgendwann vergaß ich einen Termin. Das passiert mir eigentlich nur selten. Für Verabredungen habe ich ein Elefantengedächtnis. Der Freudianer verstand, was das bedeutete und brach die Therapie sofort ab. Er hat erstaunliche Fortschritte gemacht, soge sich meiner Mutter gegenüber aus der Affäre. Die Wurzel seiner Probleme liegt, wie ich vermutet habe, in der verborgenen Sexualität. Ich habe ihn aufgeklärt, das glühende Magma der unbewussten Leidenschaft an die Oberfläche gebracht. Dort kann es langsam abkühlen. Meine Ausflüge ins Stadtzentrum hatten meine Abenteuerlust geweckt. Ich wollte nun raus aus dem Korsett meines älteren Hauses und die große weite Welt kennenlernen. Unweit der Praxis von Dr. Bärenwald hatte ich Läden ausfindig gemacht, wo man in alten Comicheften und Zeitschriften schmökern konnte. Das Rubis suchte ich besonders oft auf. Im Schaufenster lockten wunderbar nackte Frauen aus den aufgeschlagenen Seiten von Sexheften. Dicke Balken schützten meine unschuldigen Augen vor ihren Rundungen und Vertiefungen. An der Kasse saß eine üppig geschminkte Frau mit einem regelrechten Vampirgesicht. Sie hasste offensichtlich Kinder und schrie immer, verpiss dich, wenn ich die Turschwelle überschritt. Einerseits amüsierte mich das, andererseits löste es einen Angstkitzel in mir aus, wie eine Fahrt mit der Achterbahn. In einem dieser schmuddeligen Stores lernte ich eines Tages Jeremy Cohn kennen. Der 40-jährige Lebenskünstler war in bester Stimmung, weil er gerade seinen schriftstellerischen Durchbruch feierte. Stolz zeigte er mir einen Artikel in einer Männerzeitschrift. Er war zwar nicht der Autor, hatte aber einen bestimmten Beitrag dafür geleistet. Sein Name war unten auf der letzten Seite der Reportage erwähnt. Es ist großartig, eigene Wirke unter die Leute zu bringen, dachte ich mir. Zehntausende lesen sie. Ob ich es jemals so weit bringen könnte? Mir war egal, dass freie Journalisten, wie mein Freund warnte, am Hungertuch nagen. Jeremy nahm mich künnig wie ein Kumpel. Er war wie ein geheimer Tunnel, der mir Zugang zur mysteriösen Welt der Erwachsenen verschaffte. Gelegentlich arbeitete er als Lehrer in der Fahrschule seines Bruders. Dort konnte er aber nur Theoriestunden geben. Den Führerschein hatte man ihm nämlich längst abgenommen. Ja, meine Frau hält mich für einen Versager und hat die Scheidung eingereicht, zog er mich ins Vertrauen. Zum Teufel mit ihr! »Bildung eingereicht«, zog er mich ins Vertrauen. »Zum Teufel mit ihr! Die schwarze Putzfrau meines Bruders gibt mir ohnehin alles, was Mann von einer Frau etwas brauchen, wenn er mit ihr keine Kinder machen will? Ich stecke ihr ein paar Dollar zu, sie bückt sich, streift das Hörchen hinunter, zieht das Kleid nach oben und schon ist die Sache gerätst. Schade, dass du noch so jung bist, sonst könnten wir sie uns teilen. Des Öfteren hielt ich mich auch in einem Antiquariat auf, das sich in einem viktorianischen Holzhaus befand. An der Sexualität hatte ich zu diesem Zeitpunkt das Interesse verloren. Viel lieber saugte ich Berichte über wilde Tiere, fremde Länder und exotische Menschen auf. Besonders faszinierten mich die Nazis. Ein Buch mit dem Titel Mr. Smith und Mr. Schmidt, das zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erschienen war, verdeutlichte den Unterschied zwischen Amerikanern und Deutschen. Mr. Schmidt, der typische Germane, war verbissen und fanatisch. Der Amerikaner dagegen war mitfühlend, geistreich und scharfsinnig. Später fiel mir eine englische Ausgabe von Mein Kampf in die Hände. Ich kaufte sie sofort, hütete sie wie einen Schatz und stieg mit ungläubigem Staunen in diese Welt der Bösewichte ein. Hitlers Machwerk war unter einem Haufen alter Sexologiehefte gelegen, die mich ebenfalls in ihren Bann zogen. Angewidert und fasziniert zugleich begutachtete ich Fotos von Wesen, die gleichzeitig Mann und Frau waren. Andere Aufnahmen zeigten Säuglinge, die einen ratenähnlichen Schwanz an ihrer Rückseite hatten. Was wussten meine Eltern über solche Anomalien und Wunder? Rein gar nichts. Sie drehten stets ihre Kreise im Alltagsflott. Ich hatte weit mehr Ahnung von Sexualität als sie. Freilich, ohne die praktische Erfahrung einbringen zu können. Allerdings konnte ich noch immer nicht begreifen, was den Geschlechtsverkehr so reizvoll machen sollte. Soweit ich wusste, war die Scheide nichts anderes als ein feucht-dunkler Trümpel, der auf keinen Fall nach Rosen duftete. Was ging also so besonders von ihr aus? Warum verspürten Männer einen derart starken Drang, den Penis dort hinein zu verfrachten? Beginnte etwas das Augen zu summen und vibrieren, um eine himmlische Massage zu verabreichen? Ich versuchte noch einen letzten Anlauf. Ein älterer Freund rühmte sich schon über Erfahrungen beim Liebesspiel zu verfügen. Seine Schilderung ernüchterte mich allerdings vollends. Die Scheide, wie die ganze Frau, bewegt sich überhaupt nichts. Wir Männer müssen uns dagegen mächtig abstrampeln. Das klang sehr wenig verlockend. Wieso sind dann die Kerle so wild darauf? Ohne zu ficken, sterben wir. So ein Blödsinn war mein erster Gedanke. Zwei meiner Tanten waren ewig unbemannt, dennoch quicklebendig. Welche magnetische Anziehung der Intimverkehr ausübte, erfuhr ich erst an den Pforten der Pubertät. Ein Freund hatte einen einschlägigen Film ergattert, ein anderer besaß einen Projektor. Eines Abends, als er sturmfreie Bude hatte, lud er uns zu einer Vorführung ein. Unsere Hormone hatten uns mittlerweile schon ein wenig in die Stimmung für die Liebe gebracht. Wir könnten unsere Verzückung nur mühsam verbergen. Eine feine Sache f fanden wir einherrlich. Die Faszination für den Sex steigerte sich in weiterer Folge zu einem regelrechten Rausch. Er bestürmte und eroberte unsere Sinne und verdrängte alles andere. Mädchen und Frauen, die uns noch vor kurzem gleichgültig waren, verwandelte sich plötzlich in entzückende Geschöpfe. Sie verstürmten ihre Reize überall. In der Schule, auf der Straße, in den Bussen und auf der Leinwand. Leider waren die Körperpartien, die uns so sehr beschäftigten, für uns tabu. Sie waren streng geheim und unerreichbar, Für uns tabu. Sie waren streng geheim und unerreichbar, weiter entfernt aus der dunklen Seite des Mondes. Danke. Thank you. Let's do it again. Thank you. Læs mer på www.sdimedia.com Ich weiß nicht. Seltsame Dinge, die sich da heute tun. Seltsame Geschenke in Wien und ganz lustige Lokalbesuche in Wien, zum Valentinstag, Sexualkundeunterricht aus Amerika. Ich bin völlig fasziniert. Ich finde es toll. Ursula Hirtl, eine unserer Neuzugänge des Autorinnen- und Autorenkreises, die über ihr Biografie unterrichtet. Das ist richtig. Aber recht viel über sie persönlich weiß ich im Moment auch nicht, aber auch nichts aufgeschrieben Großartiges. Vielleicht kann sie selber noch ein bisschen was erzählen dazu. Ich sage ganz ehrlich, weil sie hat sich wirklich heute Morgen erst zugesagt. Und ich komme gerade aus einer Theaterprobe. Ich bin gerade dazu gekommen, diese wunderbaren Stifterbilder zu schauen. Und das rate ich Ihnen auch, da mal reinzuschauen. Die sind wunderschön. Und jetzt muss ich, weil ich gerade gesagt habe, ich komme gerade von einer Probe, eine kleine Anekdote erzählen. Der Peter Assmann war ja ein großer Museumsdirektor hier in Linz und der hat darauf hingewiesen in seinem Museum, dass Stifter ja auch ein großer Sammler war und dass er immer wieder bei Bildankäufen und so weiter maßgebend und federführend dabei war. Und er hat irgendwas Neues für sein Museum gekauft oder neu ausgestellt und sagt zu mir, und du liest jetzt Stifter. Ich sage, bitte tu mir das nicht an, das kann man ja nicht lesen, bist du wahnsinnig. Ich sage, du wirst dich noch wundern. Und ich habe natürlich in der Schule mal Stifter gelesen, aber dann habe ich es als Schauspieler mal getan und habe mich da reingelesen und bin in diese wunderbare Welt des Adalbert Stifter eingetaucht, wirklich wie in meinem Traumsee, wie ein, das ist so fantastisch zu lesen. Ich meine, da ist, jetzt sage ich es ganz blöd, da ist ja Bernhard leichte Literatur dagegen, aber in der Schönheit, in der Musikalität, in der Grandiosität dieser Sprache ist Stifter sensationell. Immer wieder eine Entdeckung wert. Aber, Ursula, darf ich dich bitten, weil sonst fange ich da über Stifter zu erzählen an und höre nicht mehr auf. Ursula Hirtl! Aber ich, warum ich diese lange Vorrede gehalten habe, ist ganz einfach. Ich habe sie kennengelernt bei ihrer ersten Lesung und dachte mir, naja, wir sind ja neugierige Leute, wir Stifter, wir Autorinnen, Kreisleserinnen und Leser. Und jetzt dachte ich, ja, gut. Und dann bin ich draufgekommen, dass diese Frau ja so hinterhältige Sachen schreiben kann. Und ich habe gesagt, das muss man sich nur einmal geben. Und bei der nächsten Lesung war es schon nur einmal Vertiefung und Vertiefung und Vertiefung. Und ich bin so selig, dass wir sie bei uns haben. Ja, wirklich. Es gibt Bilder, die schaut man sich auf den zweiten Blick an. Es gibt Bilder, die schaut man sich an und die fressen einen sofort auf. Bei der Literatur von der Ursula ist es so, das macht das nicht. Aber die packt einen so klammheimlich schön von hinten. Das finde ich ganz, ganz toll. Ursula Hirte, bitte. Ja, schönen guten Abend. Ganz herzlichen Dank für diese freundlichen Worte. Tatsächlich bin ich heute erst um Viertel nach eins angerufen worden und gefragt worden, ob ich bereit bin, hier zu lesen. Ich habe ja gesagt, habe aber dann noch den ganzen Nachmittag gearbeitet. Das heißt, es ist jetzt ein Text aus dem Fundus und nichts Neues natürlich. Und das Thema Valentinstag kommt auch nicht wirklich vor und es ist zu meinem Vorgänger, zum Steven, jetzt ein absoluter Themenwechsel, würde ich sagen. Kurz zu mir, ich bin 1961 in Linz geboren, bin Lehrerin und schreibe seit undenklichen Zeiten. Um Viertel nach sieben heute habe ich den Jährig gefragt, ob ich Prosa oder Lyrik lesen soll. Er hat gesagt, nimm Lyrik, weil die anderen lesen Prosa. Also hier etwas eher Lyrisches. Normalerweise schreibe ich so bösartige Geschichten, wie er gerade gesagt hat. Ich hätte eine da, aber heute gibt es etwas ganz Nettes, Harmloses, das irgendwie zum Valentinstag passt. Ich muss ganz kurz noch dazu erzählen, Sie kennen vielleicht von Christian Morgenstern das Gedicht, die Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen. Möwen sehen alle aus, als ob sie Emma hießen. Und ich liebe diesen Satz, der gefällt mir einfach so gut und irgendwann bin ich in meinem jugendlichen Lechzinn auf die Idee gekommen, über jeden Ort, wo ich Möwen in meinem Leben gesehen habe, mein Leben ist ja schon einigermaßen lang, ein Gedicht oder zumindest ein bisschen einen lyrischen Text zu schreiben. Das tue ich Ihnen jetzt nicht an, ich meine nicht alles, aber ich tue Ihnen eine Auswahl davon an. Es heißt Emma, eine Weltwortreise. eine Weltwortreise. Schalenwand, Enge des Daseins, unendlich eng, geschaffen für die Weite, den Schnabel entdeckt, den eigenen, sich ins Leben gepickt, der Enge entflohen, geboren für die Weite, die Flügel gestreckt, der Schlag federleicht. Eingetaucht in die Luft, eingetaucht in den Wind, eingetaucht in das Meer, im Spiel der Elemente, im Spiel von Wasser, Luft und Land, der Enge entflogen, dem Leben geschenkt und nie wieder, nie wieder geatmet einen einzigen Zug ohne Freiheit, ohne Liebe, ohne Glück. So beginnt die Reise, Emmas Reise. Die Flügel gleiten und die Federn, die Federn spielen das Leben. 1964. Im Sand, in der Sonne, am Wasser, die Kuchen, die Burgen der Vergänglichkeit preisgegeben, mit den Möwen gekichert und das Salz von der Haut geschleckt. Lindos, Insel Rhodos, Griechenland, 1977. Säulen, Säulen gibt es schon ewig, sind gute Landeplätze. Menschen sind schon lange da. Doch an diesem Strand gab es damals noch kein einziges Hotel. Nur Sand, nur Strand, nur Wellen mit Möwen und saukalten Wind zu Weihnachten. Dazu dieses dunkelblaue, verrückte Meer und die Esel, die den Berg hinauf stapften. 1982. Plötzlich die Tropen unter den Federn. Erstmals feuchte Luft, Luftfeuchte, Millionen Palmen eingetaucht und im Sinkflug durch den Himmel gestoßen, berührt und nie wieder losgelassen. Jellywater in Kokosnüssen, Schweine und Möwen am Strand, Millionen Palmen, Haie hinter den Brechern. Also pass auf dich auf, du kannst jederzeit abfliegen, wenn du kannst. Flügel verbrannt, aber gerade noch davongekommen, körperlich zumindest. Bambero, England, 1985 Im Schatten des Basalts, im Schatten der Burg, der Burg mit dem Biest, ein Schauspiel in vier Elementen. Erde, Wasser, Luft und dazu als Gaststar das Feuer, das im Sonnenaufgang aus dem Meer lodert und die Möwen schwarz malt. Von nun an das Biest im Herzen. Malibu, Kalifornien, 1989 Der Pazifik ist unsympathisch, ganz egal, was die Leute sagen. Aber die Möwen, die Möwen sind dort viel größer als sonst wo. Bösser als sonst wo. Little Bundy, Northern Territories, Australien, 1996. War fast tödlich, wäre aber egal gewesen. Die schönsten Tage im Leben, die schönste Sandbucht im Leben. Keine Menschen, nur Dingos und Möwen. War fast tödlich, wäre aber egal gewesen. Kurz danach sowieso gestorben. Sandy, Orgnis, Schottland, 2015 Tag, helle Nacht, auf dieser Insel, wo es kalt ist und die Robben und die Möwen kichernd zusehen, wie die Menschen trotz allem ihre Zehen, ihre Beine, ihre Bäuche, ihre Körper dem Wasser übergeben. Und dort, wo die Felsen beginnen, blühen Margariten. Cornwall, England, 2016 Lila Heide, blaues Meer, das die Grenze zu einem Himmel verwischt Klippen und Sand Delfine, Robben Ist das das Paradies? Nein, denn es gibt Möwen Ihre Kämpfe, ihr Geschrei, die Zerstörung Tatsächlich, Hitchcocks Vögel waren Möwen. Daneben lila Heide, blaues Meer, das den Himmel berührt, Klippen und Sand, Delfine, Robben. Irgendwie doch das Paradies. Irgendwie doch das Paradies. Brasilien, 2018. Christus bewacht und Zucker behütet an Rios berühmten Strand Copacabana mit Geiern. Ja, Geier sind's, Truthahngeier, die ihre Runden ziehen, dazu Fregattvögel mit langen Beinen, aber keine Möwen. Weiter zur Grenze Argentinien und Paraguay, 70 Meter Felder der Iguazú aus heiterem Himmel. Und alle versammeln sie sich, Reier, Adler, Kolibris, aber keine Möwen. Im Dschungel schwimmen, im Schwarz des Rio Negro, Delfine gesellen sich dazu, Affen neugierig auf den Bäumen, Tukans schreien im Wald, Reier, Schwalben, Kolibris, Papageien, Rabengeier, aber keine Möwen. Schwalben, Kolibris, Papageien, Rabengeier, aber keine Möwen. Salvador, Atlantikküste, Palmen, Schmetterlinge, Vögel, schwarz, rot, blau, gelb. Ein Adler, der mich begleitet, täglich vor Sonnenuntergang den Strand entlang, wo die Wellen tosend brechen, Schildkröten im Wasser, Wale am Horizont und der Adler vor mir im Sand. brechen Schildkröten im Wasser, Wale am Horizont und der Adler vor mir im Sand. Aber keine Möwen. Emma, wo bist du? Negril, Jamaica, 2019. Wieder, wieder, wieder da. Ein bisschen schon zu Hause nach so vielen Sommern. In den Höhlen unter den Klippen herumgetaucht, am Riff, wo es sich die Möwen bequem gemacht haben, die Farben verkraftet und am Strand im hellen Türkis beinahe auf den Stingray getreten, aber er war schneller. Wieder da und nie wieder. Nie wieder geatmet einen einzigen Zug ohne Freiheit, ohne Liebe, ohne Glück. Das ist Glückseligkeit. Und dann, vor einem Monat, wieder nach Linz gezogen, wo ich geboren bin, wo ich jung gewesen bin. Ich bin da, wieder da zu Hause. Abends an der Donau die Möwen, jeden Tag, jeden Tag. Sie sind da. Auf den Steinen, in der Luft, im Wasser grüßen sie von den Stränden meines Lebens, von den Sommern meines Lebens den Frühling, der bald kommt. Denn weiter, die Flügel tragen und die Federn, die Federn spielen leicht, ganz leicht das Leben. Danke. Thank you. Gjødning piano plays softly Thank you. Amen. Danke. Ja, meine Damen und Herren, liebe Ursula, du brauchst dir auch in deiner Lyrik keine Sorgen zu machen, dass du oberflächlich wirst. Ich fand das eine wunderschöne Lyrik. Das Herz des Lyrikers hat natürlich ganz hoch geschlagen. Das ist ganz klar. Das war eine sehr, sehr schöne Lesung über die Möwe Emma. Wenn du mal in der Möwenschau kommen willst, kannst du mir an den Traunsee kommen, da gibt es es ja auch in Hülle und Fülle. Manchmal begleiten sie mich im Winter beim Schwimmen. Herzlichen Dank, dass du eingesprungen bist, dass du da bist, dass du uns, ich hoffe auch, ich glaube, Ihnen auch eine Freude gemacht hast. Renate Perfall, geboren 1954, lebt in Linz, in Urfa und Gmunden, dann bei mir. Arbeitete als medizinisch-technische Laborantin, Heilmasseurin, freischaffende Künstlerin, Studium an der Kunsthochschule und so weiter, Buchveröffentlichungen. Da hat sie sich auch quer durchs Gemüse herumgetrieben, hat ein inzwischen legendäres Traxlmeier-Buch gemacht, hat über einen Traunsee-Schwan, nicht über den Möwe, sondern über den Schwan geschrieben, den Kyknus Olor, der dann auch Felix geheißen hat, hat sich mit den Wurzeln des Salzkammergutes und der Ureinwohner dort von den Salzabbauern bis heute beschäftigt. Das ist eine historisch, wie ich finde, bemerkenswerte Aufgabe, die sie sich dargestellt hat und die sie toll gelöst hat, finde ich. Sie schreibt seit dem 12. Lebensjahr Gedichte, Kurzgeschichten und so weiter, ist Mitglied des Autorinnen-Autor-Kreises, ist da auch wirklich in allen Management-Sachen mehr als überstrapaziert tätig. Und Sie wissen nicht, was die oberösterreichischen Beamten alles gegen uns haben können. Das war ein Nebensatz, den Sie nicht gehört haben. Aber gut, Renate Perfall heute bei uns im Stifterhaus, wer sie da schon ewig und drei Tage nicht mehr gelesen hat. Und ich freue mich, ich bin auch gespannt. Sie hat mir nicht vorgelesen, was sie macht heute. Und ja, ich freue mich. Bitte. Ich freue mich über die wunderschönen Märzenbecher, die heute auf uns warten. Und mit so einem schönen Wolf im Rücken ist es immer. Das ist mein Lieblingstier, der Wolf. Ich habe mich sehr beschäftigt mit den Wölfen. Aber heute habe ich mich mehr mit den Menschen beschäftigt. Okay. Ist es so besser? Ja. Heute habe ich mich mehr mit den Menschen beschäftigt, als mit den Wölfen. Ich habe dir vertraut. Ich kann ohne dich nicht leben, hast du gesagt. Wir werden immer über alles reden, hast du gesagt. Nichts tun, was den anderen verletzt. Ich habe dir geglaubt. Vertraut spürte deine Küsse auf meiner Haut, zart wie Wimpernschläge. Erstaunen, Wonne zögerliches Genießen, pulsierende Sonne und Eis zugleich. Du bist so weich, hast du gesagt, du riechst so gut. Ich liebe deine Haut. Ich habe dir geglaubt, vertraut. Immer diese Bilder. Der zuckerte Feuerschein malt eine unwirkliche Kulisse in den dichten Nachtschwarzen Wald. Geheimnisvolle Schatten beleben das Dunkel rundum. Ein lauer Wind mischt die Gerüche von heißen Kartoffeln in der Glut, den Resten gegrillter Würste, die schräg vor dem Feuer an Haselnussspießen im Waldboden stecken und den knisternden Ästen, die sich unter heißblauen Flammen zu glühenden Aschewürfeln verbrennen. Hoch hinauf sprühen die Funken der Feuerstelle in den pechschwarzen Nachthimmel. den pechschwarzen Nachthimmel. Mit von der Hitze des Feuers glühenden Wangen und vom Rauch brennenden Augen beobachten die müden Freunde das meditative Schauspiel der wabernden Glut. Feuchtkalte Nachtluft lässt die Rücken erschauern, zum Umdrehen bewegen, die heißen Wangen und Augen kühlen. Es dauert eine Weile, bis sich die vom Feuerschein geblendeten Augen an das Nachtdunkel gewöhnen, Konturen sichtbar werden. Im Dunkel des Waldes ein Holzstoß. Feuerschatten flackern auf zwei leidenschaftlich zuckerten Körpern. Vertrauensbruch. Wieder dem Feuer zugewandt vergessen wollen, doch der Schatten hat sein Geheimnis preisgegeben. Die Macht des Feuers, wärmend, nährend und doch so zerstörerisch. Brennen, verbrennen, auslöschen dieses Bild, auslöschen, wie schon so viele ähnliche Bilder vorher. vermischen sich mit ähnlichen verwandten Bildern unlösbar verletzend. Die müden, vom Rauch drehenden Augen schließen. Momente der Stille des Herzens, um Gefühle zu sortieren, um Gefühle zu sortieren, überlagert von kreisenden Gedanken, Momente der Stille, ohne nachzudenken, ohne zu fühlen, einfach zu sein, wie Sternenstaub im Universum, vom Urknall hinausgeschleudert auf eine Bahn, geformt von Anziehung und Abstoßung, Hitze und Kälte, Nähe und Entfernung. Ein ewiges Wechselspiel der Gedanken und Gefühle. Ein Moment der Stille zum Greifen nahe und doch. zum Greifen nahe und doch, immer wieder dieses Wollen, Müssen, Getriebensein und dann doch diese Momente der Stille, des Innehaltens, des Einssein mit dem Universum, wie glitzernder, flirrender Sternenstaub, wie ein wärmender Lichtstrahl im Herzen. Glutrot sprühen die Funken in den dunklen Nachthimmel. Die Metamorphose der trockenen Holzscheiter beginnt von Neuem, von lodernden Flammen gestreichelt, zu heiß wabernden Glut verwandelt, in näherende Asche zerfallen. Loslassen, nichts festhalten, die Kontrolle aufgeben und sich hingeben. Fließen, zerfließen, mit geschlossenen Augen einen Moment innehalten, um wieder klar sehen zu können. Leise, friedliche Klänge einer Gitarre mischen sich in die Gedanken, bilden Farben und Muster. Eine neue Melodie erklingt. Ein weiteres Kapitel wird aufgeschlagen, beginnt neu, erweitert das Archiv im Stapel bunter Jahreskalender. Was war, ist vergangen, hat geformt, herausgefordert, genähert, uns zu dem gemacht, was wir heute sind. zu dem gemacht, was wir heute sind. Der Wunsch und die Hoffnung, das zu finden, zu erleben, was ein humanistisches Weltbild ausmacht, hat sich nicht erfüllt. Unverschämt hochgehängt, die Latte der Erwartungen. Naivkindliche Vorstellungen. Der Verstand wartet eifrig plappernd mit Lösungen auf. Lebensanschauungen prallen aneinander, Philosophien erlämiert, aber wie damit umgehen? Je mehr man denkt, desto größer werden die Kreise und immer perfekter und man denkt weiter und denkt und hört sich Vorträge an über Naturwissenschaftliches, Philosophisches, Psychologie, liest Nietzsche, Desartes, schreibt sich unendlich vieles auf und so weiter und so weiter. Und je perfekter man sein Modell machen will und je größer die Kreise werden sollen, bis dir vor lauter Verzweiflung und Ausweglosigkeit der sinnvolle Gedanke kommt, Weglosigkeit, der sinnvolle Gedanke kommt, es müsste doch nicht deine Aufgabe sein, Gott und das Universum endlich ins rechte Licht zu rücken und dich einer perfekten Weisheit zu bemächtigen, die du dann in einem Kastl unterm Arm spazieren tragen kannst. Der Mensch, dem du gegenüberstehst, wird, wie immer du dich auch drehst und wendest, derselbe bleiben. Und er wird durch seine Anwesenheit nur eine Frage an dich Bis du die Worte findest oder das Wort, dem du selbst glauben kannst. Worte, die auch jene des Anderen sind. Applaus Thank you. piano plays softly Let's do that. Ja, meine Damen und Herren, das war ein kleiner Abgesang an die Grenzen von Poesie und Psychologie. Hört da ein Gedicht auf, wo fängt Prosa an? Was ist greifbar mit Sprache zu machen und so weiter? Danke, Renate. Danke, Renate. nächsten Veranstaltungen wird im Stifterhaus in Kirchschlag sein. Da freuen wir uns schon sehr darauf. Das wird eine Veranstaltung der Stadtgemeinde von Kirchschlag sein und einer Kulturgruppe in Kirchschlag, die uns schon zum zweiten Mal eingeladen hat. Wir haben schon eine sehr schöne Lesung dort gemacht und finden das Ambiente auch ein sehr, sehr schönes und es hat immer einen Stifterbezug. Und das Ganze wird Zauberberg heißen. Wie gesagt, ich hoffe, der Hans Naderhirn ist dann wieder gesund. Die Ilse Bachel wird auch lesen und zwei Autorinnen und Autoren suchen wir noch, da sind wir noch auf der, aber wir haben ein ganz gutes Reservoir an sehr guten Autorinnen und Autoren, die auch mit Stifter vertraut sind und so weiter. Also ich lege Ihnen das gleich mal so ans Herz, so wie ich es gesagt habe, das wird Anfang bis Mitte April sein, das Datum habe ich jetzt nicht, das kommt noch raus demnächst, wird aber auch groß offiziell propagiert und mitgeteilt. Wir leben alle noch, wir haben Pandemöses überstanden und es ist und Autoren wahr, wo wir immer schauen, dass wir einen einigermaßen guten Querschnitt hinkriegen, sie bei uns nicht danach, wie viele Bücher veröffentlicht hat, so ist es nicht, sondern wir sind da sehr darauf auszuschauen, welche Qualitätskriterien da zusammenpassen und zusammen einigermaßen auch miteinander schriftstellerisch auskommen können und so weiter und so weiter. Also wir versuchen da eine recht sensible Handhabung des Ganzen zu gestalten. Ich bedanke mich herzlichst bei Ihnen. Jetzt höre ich wirklich zu quatschen auf. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Ich hoffe, ein bisschen Schubert kann gar nicht schaden. Gulda wird uns in den Abend begleiten. Herzlichen Dank. Ja, Büchertisch soll ich sagen. Ja, natürlich. Klar. Man hat ja Zeck schon, Zeck schon, Zeck klar. Dann hat er gesagt, zeigt schon, zeigt schon, zeigt schon. Grazie a tutti.