Guten Abend, heute im Stifterhaus in Linz. Freut mich, dass Sie gekommen sind zur Buch- und Verlagspräsentation des Leikam Verlages. Es geht um dieses Buch hier, Mutter werden, Mutter sein, Autorinnen über die ärgste Sache der Welt. Mutter sein? Autorinnen über die ärgste Sache der Welt. Herausgegeben wurde der Band von Barbara Rieger und 15 Autorinnen befassen sich auf persönliche, esaistische und literarische Weise mit dem Phänomen Mutterschaft. Drei davon dürfen wir heute hier im Stifterhaus begrüßen, neben der Herausgeberin Barbara Rieger, auch die Schriftstellerinnen Verena Staufer und Andrea Grill. Einen schönen guten Abend, schön, dass ihr hier seid. Ebenfalls begrüßen dürfen wir vom Leicham Verlag Bernd Turner, der so freundlich ist und den heutigen Abend moderieren wird. Herzlich willkommen im Stifterhaus. und den heutigen Abend moderieren wird. Herzlich willkommen im Stifterhaus. Im Vorwort zu Mutter werden, Mutter sein heißt es, egal ob Sie Mutter sind, es werden oder niemals werden wollen oder können. Das war der Punkt, wo ich mich angesprochen gefühlt habe. Die Beiträge in diesem Band werden Sie berühren, aufwühlen und zum Nachdenken anregen. Denn Muttersein ist die ärgste, die schwierigste, intensivste und schönste Sache der Welt. Wir werden sehen, ob das zutreffend ist. Mir bleibt nur mehr, Sie auf den Büchertisch hinzuweisen, wo Sie Bücher der Autorinnen und natürlich auch den Band Mutterwerden, Muttersein erwerben können und auf das Literaturcafé, wo Sie imcher der Autorinnen und natürlich auch den Band Mutterwerben, Muttersein erwerben können und auf das Literaturcafé, wo Sie im Anschluss an die Veranstaltung noch ein Getränk zu sich nehmen können. Es wird aufgrund der rechtlichen Bestimmungen nur bis kurz vor 22 Uhr geöffnet sein. Ich bitte Sie, die FFP2-Maske während der gesamten Veranstaltung zu tragen und darf an Herrn Bernd Turner übergeben, der uns sicher einen interessanten und anregenden Abend gestalten wird. Vielen Dank. Ja, meine Damen und Herren, mein Name ist Bernd Thurner und ich darf Sie im Namen des Leikam Verlags recht herzlich zu der heutigen Lesung von Mutter werden, Mutter sein begrüßen. Gleich zu Beginn darf ich mich recht herzlich bei dem Adalbert Stifterhaus bedanken, der diese Veranstaltung möglich gemacht hat. Unter den aktuellen Bedingungen ist es keine Selbstverständlichkeit und wir alle freuen uns wirklich sehr, heute Abend hier vor Publikum endlich wieder mal lesen zu können. Bevor ich kurz etwas über das Buch erzähle und die Autorinnen etwas vorstelle, möchte ich ganz kurz den Leihkamp Verlag vorstellen, den vielleicht nicht jeder so gut kennt. Mit seiner Gründung 1585 ist es der älteste Buchverlag in Österreich und es hat in letzter Zeit wirklich so etwas wie einen Neustart, einen Neubeginn und eine Neuausrichtung gegeben und so blickt der Verlag mit Geschichte in die Zukunft. ein buntes Jahr voller Erfolge und Auszeichnungen zurück. Das Buch Zu den Elefanten von Peter Karosch ist für den Deutschen Buchpreis nominiert worden. Das Buch Faszination Krake von Michael Stavaritsch und Michelle Ganser ist als Wissenschaftsbuch des Jahres in Österreich nominiert. Und Nava Ebrahimi, die ja auch in diesem Buch einen Beitrag geleistet hat, hat den Bachmann-Preis gewonnen. Und auch das Buch Mutter werden, Mutter sein hat für sehr viel Aufmerksamkeit, für rege Diskussionen gesorgt und uns viel Freude bereitet. Wir publizieren Bücher, die Leserinnen und Leser nicht nur begeistern sollen, sondern die ihnen auch neue Denkanstöße geben sollen und die im Idealfall auch Antworten geben sollen auf drängende Fragen der heutigen Zeit. Was uns ganz wichtig ist, und das sieht man, glaube ich, auch bei diesem Buch, ist die Gestaltung der Bücher, sei es jetzt die Illustrationen, die aufwendige Arbeit mit Papier und Haptik, dass es umweltschutzgerecht gedruckt ist und dass wir auch bei vielen Büchern keinen Plastik mehr verwenden. Unser Literaturprogramm gibt neben renommierten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur auch jungen Talenten eine Bühne und holt sie vor den Vorhang. Und der Verlag ist natürlich auch bekannt für seine Wissenschaftsbücher und für seine Sachbücher. Vor allem im Wissenschaftsbereich gibt es eine langjährige Zusammenarbeit mit wichtigen Universitäten und Bildungseinrichtungen. Neben diesen Bereichen gibt es im Leicham Verlag seit letztem Jahr auch ein sehr ambitioniertes Kinderbuchprogramm, das schon für sehr viel Aufsehen und auch für viele Auszeichnungen gesorgt hat. Und auch hier, wie bei allen anderen Büchern im Leihkampf Verlag, ist es uns wichtig, den Anstoß zu geben für eine bessere und eine gerechtere Welt, neue Perspektiven zu eröffnen und vor allem natürlich bei Kindern besonders wichtig, die Lust am Lesen zu wecken und die Faszination für das Buch. Heute Abend dürfen wir uns auf eine ganz besondere Lesung freuen. Wie schon angekündigt, sind mit mir drei Autorinnen und die Herausgeberin des Werkes auf der Bühne. Mutter werden, Mutter sein ist ein ganz besonderes Buch und war wichtig für uns. Warum? Weil das Thema Mutterschaft lange Zeit, vor allem in der Literatur, keine Beachtung gefunden hat und wenig darüber geschrieben wurde. In letzter Zeit haben sich aber immer mehr Autorinnen zu Wort gemeldet, die etwas zu sagen haben und sich mit dem Thema, das immer noch so kontrovers und doch so grundlegend ist, beschäftigt haben. In dem Buch haben sich 15 Autorinnen mit dem Thema auseinandergesetzt und sie haben Fragen gestellt, wie welche Erwartungen werden an die Mutterrolle gestellt? Wie wird Frau zur Mutter? Wie gehen Mütter mit Fremdbestimmung um? Welche Freiheiten nehmen sie sich oder erkämpfen sie sich? Und wie sieht eigentlich eine gleichberechtigte Elternschaft aus? Mutter werden, Mutter sein ist, wenn man es liest, ein Buch, das sehr glücklich machen kann, aber gleichzeitig auch wehtun kann. Es macht wütend, gibt aber gleichzeitig auch Mut. Es berührt, es wühlt auf und trägt zum Nachdenken an. Es ist somit idealtypisch für das, was der Leihkamp Verlag erreichen möchte, wenn er ein Buch veröffentlicht. Verlag erreichen möchte, wenn er ein Buch veröffentlicht. Mit mir auf der Bühne darf ich die Autorin und Herausgeberin Barbara Rieger begrüßen und die beiden Autorinnen Andrea Grill und Verena Stauffer. Ganz kurz zu den Autorinnen. Barbara Rieger ist in Graz geboren, sie hat Kultur und Sozialanthropologie in Wien studiert und ist Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur und sie lebt und arbeitet als Autorin und Schreibpädagogin in Wien und im Almtal. Seit 2013 betreibt sie gemeinsam mit Salon Barbero den Literatur- und Fotoblog Café Entropie. Zuletzt erschien das von ihr herausgegebene Remake von Schnitzlers Reigen, Reigen Reloaded, das man auch am Büchertisch erkaufen kann. Andrea Grill ist in Bad Ischl geboren. Sie hat Biologie, Spanisch, Italienische und Sprachwissenschaften studiert und lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin in Wien und Amsterdam. Zuletzt erschien das Kinderbuch Fifi und Maurice und der Roman Cherubino, der auch für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählt auch der Anton Wildganspreis der Industrie aus dem letzten Jahr. Und hinweisen möchte ich noch auf eine spannende Website Stadt, Land, Fluss geht hier, wo sie zusammen mit Anja Uttler eine Schreibkooperation eingegangen ist und sich auf literarische Weise mit diesen Themen beschäftigt. Verena Staufer ist in Kirchdorf an der Krems geboren. Sie hat Philosophie in Wien studiert und ist auch Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur und der Lyrik-Kritik-Akademie des Hauses für Poesie zu Berlin. Sie lebt in Wien und ihr Gedichtband Oesia aus dem Jahre 2020 war für den österreichischen Buchpreis nominiert. Zuletzt ist von ihr erschienen »Geschlossene Gesellschaft« im Jahre 2021. Nun freue ich mich gemeinsam mit Ihnen auf eine spannende Lesung. Im Anschluss, so es die Zeit zulässt, werden wir gemeinsam noch ein Gespräch führen und gerne auch Fragen aus dem Publikum beantworten. Jetzt darf ich das Wort an Barbara Rieger übergeben. antworten. Jetzt darf ich das Wort an Barbara Rieger übergeben. Vielen Dank, Bernd Turner, für diese schöne Einleitung. Ich möchte mich auch noch bei Tanja Reich bedanken und bei Andrea Krill für das Wasser, danke. Bei Tanja Reich, die dieses Buch beim Leihkamp Verlag ermöglicht hat. Und ich möchte mich auch beim Stifterhaus auch nochmal bedanken, und zwar, dass Sie uns hier mit diesem Thema einladen, weil mir das zeigt, dass dieses Thema auch literarisch Beachtung findet, was mich sehr freut. Außerdem möchte ich mich bei dem Menschen bedanken, der jetzt gerade mein Kind betreut. Das muss auch gesagt werden und gehört auch zu unsereranken, die über diesen Buch mitgemacht habenaufer, die hier auch neben uns sitzt. einer jeweils Ausschnitte aus unseren Texten lesen und dann noch gemeinsam ein bisschen Schwangerschaft geht, dann auch wirklich um die Geburt geht und dann auch um diese Zeit danach und das irgendwie so ein bisschen so der Anfang ist von den Fragen, die sich dann vielleicht auftun. Und ich lese jetzt von diesem Text das Ende. Das heißt, die Zeit der Schwangerschaft und auch die Geburt, die ich in dem Text literarisch inszeniere, sind schon passiert und es ist kurz danach. danach. Wir hören, es wird besser, genauso wie das Bauchweh. Das Bauchweh, sagen sie, ist bei den Buben schlimmer. Das Bauchweh geht nach drei Monaten vorbei. Wie lange drei Monate sind, fragen wir uns. fragen wir uns, Schrei-Babys, haben wir gedacht, haben immer nur die anderen. Die Muttermilch ist das Beste, hören wir immer wieder, aber unsere Muttermilch verursacht Schmerzen. Die Verdauung ist noch nicht entwickelt, haben wir gelesen, ich denke, Evolution to bitch. Was wir lernen, das Baby braucht den Busen. Das Baby braucht uns, braucht die Mama. Der Papa tut, was er kann. Der Mann könnte zum Beispiel den Haushalt übernehmen, haben wir gelesen. Der Papa hat keinen Busen. Der Papa hat keine Milch. Der Papa tut alles, was er kann. Aber wir sind die Mama. Wir wollten es wissen. Wir wollten wissen, wie es ist, die Mama zu sein. Das ist bei jeder Frau anders, aber wir werden anfangen, von uns in der dritten Person zu sprechen. Wir werden unser Gesicht zu Kremassen verziehen, wenn wir mit dem Baby sprechen. Unsere Stimme wird höher sein, die Hormone, lesen wir, werden uns helfen beim Schlafentzug. Die Hormone werden abfallen, lesen wir auch. Wir werden bluten. Eine Woche lang, lesen wir. Das Blut wird dann bräunlich werden und gelblich. Der Wochenfluss wird veräppen. Aber vielleicht wird es anders sein. Jede Frau ist anders. Vielleicht werden wir vier Wochen lang bluten oder fünf, vielleicht sogar sechs. Dann kann es Monate dauern, bis wir wieder bluten, hören wir. Auf die Verhütung werden wir hingewiesen, schon im Krankenhaus, von der Frauenärztin später auch, wenn sie stillen, lesen wir überall, können sie wieder schwanger werden. Wir werden hören, dass in anderen Ländern kaum gestillt wird, dass die Frauen gleich wieder arbeiten gehen dürfen, können, müssen Dass auch bei uns nicht immer gestillt wurde, als die Babynahrung aufkam zum Beispiel Wir werden jetzt hauptsächlich hören, wie wichtig das Stillen ist Mütter sollen ihre Neugeborenen nach Angaben der WHO auch bei vermuteter oder bestätigter Corona-Infektion stillen. Wir werden hören, dass wir mindestens ein halbes Jahr stillen sollen, das Immunsystem, aber auch nicht zu lange, drei Jahre, um wessen Bedürfnisse geht es da? Die Brustwarzen werden verheilen, das Bauchweh wird besser werden, wir werden stolz sein, wie viel Milch wir haben. Wir werden uns schlecht fühlen, weil wir zu wenig Milch haben. Wir werden stillen, mal sehen, wie lange, stundenlang stillen und unserem Baby dabei zusehen, wie es einer Brustwarze saugt, bis es zufrieden einschläft. Alle Mütter können ihr Baby stundenlang ansehen. Wir werden finden, dass unser Baby das hübscheste ist, weil unser Baby wird das Hübscheste sein. Wir werden unserem Baby also stundenlang zusehen oder wir werden während des Stillens auch mal ein Buch lesen oder wir werden unserem Baby dabei zusehen, wie es an der Brustwatze reißt und uns fragen, was los ist und wir werden lernen, Dinge mit einer Hand zu tun. Wir werden mit dem Fuß das Handy zu unserer Hand ziehen und mit einem Finger der linken Hand Babyfotos verschicken. Wir werden, wenn wir Glück haben, in der Nacht nur ein paar Mal aufwachen und Bauch an Bauch mit unserem Baby liegen und wieder einschlafen und wieder aufwachen, die Seite wechseln. Wir werden das Baby mit unserer Decke zudecken, obwohl wir gelesen haben, decken Sie das Baby auf keinen Fall mit der eigenen Decke zu. Wir werden sofort total in die Mutterrolle hineinkippen oder langsam hineinwachsen oder für immer damit hadern. Wir Egoistinnen werden wir heimlich denken und verzweifeln, weil wir nie, fast nie, nie mehr in 10, 20 Jahren dann wieder in Ruhe etwas zu Ende machen können. Zumindest solange wir stillen. Eine Symbiose haben wir gehört. Wir werden nach anderen Müttern Ausschau halten. Wir werden uns dann natürlich vor allem mit anderen Müttern befreunden. Es wird dann wirklich vor allem ums Muttersein und um Babys gehen. Wir werden überall Frauen mit Kinderwägen sehen, Männer mit Tragetüchern. Wir werden unseren Kinderwagen mit den anderen Kinderwägen vergleichen. Wir werden unser Baby mit den anderen vergleichen. Schon so groß, so wie früher den Bauch. Mei, so klein. Wir werden überall nur mehr Junge Eltern sehen, aber wir werden nie, wirklich nie, eine andere stillende Mutter in der Öffentlichkeit entdecken. Auf keiner Backbank, in keinem Café, keinem Restaurant, in keinem parkenden Auto. Wir werden uns Nischen suchen, in denen es nicht zieht. Wir werden uns Nischen suchen, in denen man uns nicht sieht. Das Natürlichste der Welt. Wir werden uns Nischen suchen, in denen man uns nicht sieht. Das Natürlichste der Welt. Wir werden hören. Wir könnten ein Tuch über das Baby in unsere Brust legen. Ich sage, ich übertreibe kaum. Mit der Geburt habe ich jegliche Scham verloren. Wir werden uns vielleicht, jede Frau ist anders, ich werde mir eine Milchpumpe gekauft haben. Mu, werde ich hören, wenn ich davon erzähle und mich fühlen wie eine Kuh, wenn die Muttermilch in den Trichter, durch die Membran, den Schlauch, wir werden die Reinigungsanleitung sehr genau gelesen haben, in das Fläschchen tropft. Ich werde mir Tropfen für Tropfen ein bisschen Freiheit, ein Abend, eine Nacht allein bei einer Veranstaltung zum Beispiel. Ich finde das so cool, dass du das machst, werde ich hören. Ich wünschte, ich hätte das auch gemacht, werde ich hören. Ich könnte das nicht, werde ich hören. Alles hängt vom Partner ab, werde ich hören. Du hast einen guten Partner. Ich werde mit prall und praller werdenden Brüsten, mit meiner Milchpumpe in der Handtasche ein Bier trinken und eine Zigarette rauchen. Ich werde natürlich alles zum Abbau von Alkohol und Nikotin im Körper gelesen haben. Und falls es mich mehr fragt, werde ich sagen, ich werde kaum übertreiben. Ich habe eh einen Liter Milch abgepumpt. Oder? Ich werde mit meinem Baby auf eine Party gehen. Ich werde mein Baby im Arm halten, während ich alkoholfreies Bier trinke. Ich werde endlich ein alkoholfreies Bier gefunden haben, das mir schmeckt. Ich werde sehr viel alkoholfreies Bier trinken, wegen der Kalorien. Ich werde so viel Schokolade essen wie noch nie. Nicht hungern, aber auch keine Völlerei, haben wir gelesen. Aber ich werde den anderen mit und dabei zusehen, wie sie die Kinder zusammen backen und nach Hause gehen. Ich werde beobachten, wie nur mehr die Männer übrig bleiben, wie die Männer zusammensitzen und Bier trinken. Die meisten haben aufgehört zu rauchen, immerhin. Ich werde auch nach Hause gehen, mich mit dem Baby ins Bett legen, während mein Mann... Lassen Sie sich auf die Rolle ein, haben sie uns gesagt. Die Zeit vergeht so schnell. Die Zeit. Wir werden uns entschließen, uns in dieser Zeit auf das Kind zu konzentrieren, bis zum Kindergarten. Wir werden in dieser Zeit nicht schreiben oder was immer es ist, das uns treibt, weil Schreiben alles fordert, oder? wir werden um sechs, halb sechs, um fünf, wir werden, wenn es sein muss, um vier Uhr in der Nacht nach dem Stillen aufstehen, uns davon stehlen. Wir werden das Kind im Bett bei Papa, das Kind nicht im Bett schlafen lassen, haben wir gelesen, aber in unserem Bett riecht es nach uns, auf keinen Fall, wenn sie etwas getrunken haben, außer also, wenn der Papa was getrunken hat. Wir selbst würden uns nie, dazu gibt es Studien, auf unser Baby drauflegen im Schlaf. Wir wären das Kind also guten Gewissens im Bett bei Papa oder wenn der Papa nicht da ist, wenn der Papa in den meisten Fällen arbeiten geht, wenn es vielleicht gar keinen Papa gibt, allein im Bett, das Bett riecht nach uns, lassen wir einen koffeinfreien und koffeinhaltigen Kaffee trinken. Wir werden vielleicht, wir haben gelernt, nachsichtig mit uns zu sein. Wir haben gelernt, wir lernen Mutter zu sein. Den einen oder den anderen Text zu Ende schreiben und das ist erst der Anfang. Applaus Ich übergebe an Andrea Grill. Danke. Bist du bereit, ein Held zu sein? Es war Liebe auf den ersten Blick. Es war Liebe auf den ersten Blick. Du kannst ihn nicht haben, sagte die Frau hinter der Kasse, öffnete und schloss die geldgefüllte Lade mit abrupten Bewegungen, als gehorche sie einer unsichtbaren Macht, die ihre Muskeln kontrollierte. Geh nach Hause, fügte sie hinzu, geh jetzt. Sie stieß ihr Kinn mehrmals ruckartig in seine Richtung, während ihre Arme weiter waren, über ihr Scan-Gerät zogen. Blieb, blieb, weiter kassierten. Lade auf, lade zu. Wie ein Beil, dieses Kind, dachte das Kind. Nickte seiner Mutter unentschlossen zu, verzog sich dann. Sie wohnten in derselben Straße, zwei Häuser weiter. Der Junge rannte vier Stockwerke hinauf. Allein durfte er den Aufzug nicht benutzen und hielt sich daran, wenn er unbeobachtet war. Er sperrte auf, schlüpfte hinein, warf Schuhe und Jacke von sich, schaltete den Flachbildschirm ein. Das Spezialset Sektzentrale enthält eine komplette Polizeistation mit Hubschrauber, Landeplatz und Motorradgarage. eine komplette Polizeistation mit Hubschrauber, Landeplatz und Motorradgarage. Hubschrauber, Motorrad, Quad, verschiedene Waffen und Sektzubehör, Waffentresor, Nagelband und vier Figuren. Alle Figuren und Teile können im praktischen Mitten im Koffer verstaut und am Tragegriff mühelos transportiert werden. Während des Fernsehens sprang er Trampolin auf der Couch. Hoch und höher, hinauf auf den Foteu, herüber, hoch. Dieses Spielset gibt's auch im Bundle zum günstigen Sparpreis. Clever kombinieren und sparen. Meine Möglichkeiten liegen im Spielraum der Schmeichelei, nahm der Junge sich vor. In Gedanken hält er eine Waffe mit Drachenzähnen zwischen Zeigefinger und Daumen, befühlt die spitzen Zacken, sieht sich in Ritterrüstung und Helm über die lavaähnliche Oberfläche eines von ihm entdeckten Planeten laufen. Dass sich dort auch durchaus irdische Burgen und Polizeistationen befinden, erstaunt ihn nicht. Das Verlangen kribbelt hinter seiner Stirn, zuckt in seinen Gliedmassen. Das Verlangen kribbelt hinter seiner Stirn, zuckt in seinen Gliedmassen. Warum er nicht im Hort sei, hatte die Lehrerin ihn auf der Gasse gefragt. Unter all den Leuten hatte sie ihn erkannt. Ich bin Alleingeher, meine Mutter hat das unterschrieben. Mit fester Stimme hatte er gesprochen. Bei Notfällen dürfe er alleine nach Hause gehen. Ein Notfall war das. Er musste diesen Ritter haben, bevor er aus dem Sortiment verschwand und alle ihn hatten außer ihm, obwohl seine Mutter doch an der Quelle saß. Das hatte er die Mutter eines Schulkollegen zu einer anderen Mutter sagen gehört. An der Quelle. So sah Mama nie aus, wenn er sie im Supermarkt besuchte. Wie sah es eigentlich aus an einer Quelle? War er schon an einer gewesen? Nicht, dass ich wüsste. Im Selbstgespräch ahmt er einen Ausdruck seiner Mutter nach. Er würde ihr Komplimente machen. Einen Salat richten. Dann würde sie nachgeben. Seine Sehnsucht nach dem Ritter mit dem Visier vor dem Gesicht wuchs. Ohne ihn würde es ihm schwerfallen, einzuschlafen heute Nacht. Womöglich könnte er vor Geschäftsschluss noch schnell hineinflitzen, sobald sie Ja gesagt hatte, mit einem Geldschein in der Hand und diesen eintauschen gegen das blaue Päckchen, diese kleine Schachtel aus Karton, in der das Glück in zehn Einzelteilen steckte. Am selben Abend noch würde er sie zusammensetzen zu einem unwiderstehlichen Ganzen und am nächsten Morgen in der Schule flüsternd während der ersten Stunde dem Freund neben ihm berichten, was er neu bekommen hatte. Der Freund nämlich hatte den Ritter noch nicht, das wusste er. Und das wäre die Chance, einmal etwas vor ihm zu besitzen. Ein durchtriebener Ganover hat gerade die Bank ausgeraubt und befindet sich mit den Goldbarren auf der Flucht. Doch die Polizisten sind dem Räuber bereits auf den Fersen und verfolgen seinen Quad mit Motorrad und Helikopter. Ich habe den Flüchtigen im Visier, schallt es über den Polizeifunk aus dem Cockpit. Schnell kommt seine Kollegin auf dem Motorrad von der anderen Seite angefahren und legt das Nagelband auf die Straße. Damit hat der Schurke nicht gerechnet und fährt geradewegs in die Falle. Den Polizisten musste er auch haben, den mit dem grünen Anzug, Streifen an Ellbogen und Knien, der großen, schweren Lampe und der Pistole im Gürtel, dem langen Gewehr und diesem Seil über der Schulter. Was er damit wohl tat? Bestimmt jemanden fesseln. Der Beamte hat für diese knifflige Aufgabe einen Spezialanzug mit Helm angelegt. Der Junge lief in sein Zimmer, das klein war, aber gemütlich, wie die Mutter immer betonte, wenn sie Besuch bekamen, seine Höhle. Er schaute in die Laden unter seinem Bett aus blaulackiertem Holz, geerbt von einem Cousin war dieses Bett. Er hatte es nie besonders gemocht, schlief auch meistens bei der Mutter im Doppelbett, wo seit geraumer Zeit eine Seite verwaist blieb, wenn der Junge sie nicht füllte. Er kramte in den Regalen, fand das Gewünschte schließlich ganz unten im Kleiderkasten. Den Wikingerhelm. Mit dem Helm auf dem Kopf rennt er zurück ins Wohnzimmer, konfrontiert den Zeichentrickmann auf dem Bildschirm mit seinem neuen Aussehen. Bist du bereit, ein Held zu sein? fragt sein Gegenüber. Und tatsächlich, er ist es, der Polizist ganz in grün, gestreifte Ellbogen- und Knieschützer. Das lange Gewehr hat er an einem Gurt umgehängt, denn er rennt. Ja, ja, schreit der Junge, ich bin bereit. Die Uniform des Polizisten glänzt verführerisch. Die Lampe in seiner Hand leuchtet direkt in die Augen des Kindes. Ein kaum wahrnehmbares Deuten mit dem Scheinwerfer gibt ihm zu verstehen, was zu tun ist. Er springt auf das Fensterbrett, tanzt da herum. Es ist ausreichend breit für seine schmalen Füße, Größe 33, europäisch. Dumpf hört er durch die Scheiben den Verkehr, weit unten. Er lehnt die Stirn an das Glas, während er die Füße zappeln lässt. Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, plötzlich muss er niesen, schießt einen Fächer von Tröpfchen auf die Scheibe. Das Fenster ist trüb, im Licht glänzen Reste von starken Regengüssen, fast golden. Außen klebt Blütenstaub, innen kann der Junge mit seinen Fingerkuppen feines, graues Material aufsammeln. Er wischt es an der Hose ab. Über die enthaltenen Transparentfolien können Fingerabdrücke erfasst und so die Verbrecher identifiziert werden. Seine Füße halten inne, das Gold da draußen sammeln, in einem Becher reinwaschen. Ja, dann könnte er es bestimmt eintauschen gegen die zwei Figuren inklusive Zubehör. Er würde es Bama geben. Sie wüsste, wie das Anstellen wäre erleichtert. Endlich genug Gold und Geld. Wäre froh, dass er ihr zeigte, wo sie das bei Bedarf bekommen könnte. und Geld, wäre froh, dass er ihr zeigte, wo sie das bei Bedarf bekommen könnte. Es lag offen da, aber alle hatten es übersehen, weil sie nicht so gut schauten wie er. Durch einen Mauerdurchbruch können geschnappte Verbrecher aus den beiden Zellen entkommen. Die Sonne ermutigte ihn. Komm, wohlige Wärme breitete sich in ihm aus. Er hatte ein wenig gefroren, merkte er jetzt. Ich komm ja schon, lachte der Junge, stand ganz still, breitete die Arme aus wie ein Segelflieger. Tief unten sah er die geflochtenen Strohdächer des Shani-Gartens des chinesischen Restaurants, Zitronenbäume in großen Töpfen. Er sah Peugeots, Audis, Hondas, VWs und einen Kastenwagen mit beidseitig aufgedruckten Zeichnungen von Riesensemmeln. Wie hechelnde Lebewesen warteten die Autos vor der roten Ampel. Er sah den weißen Mittelstreifen auf dem Asphalt. Geschnappten Verbrechern kann die ansteckbare Sträflingskleidung angezogen werden. Die Klinke, mit der das Fenster zu öffnen war, beide Flügel auf einmal, befand sich etwas unterhalb seiner Hüfte. Er könnte sie fassen, drehen, sich hinausbeugen und das Gold ernten. Den Verkehr hörte er nicht mehr, auch die Stimme aus den Lautsprechern des Flachbildschirms, die einen anderen Akzent hatte als seine Mutter und die Leute in der Schule, verstummte. Ein Luftstoß fuhr unter sein T-Shirt, blähte den dünnen Stoff. Ha, ich bin dick, rief der Junge vergnügt. Er war frei und der Himmel über ihm unversehens blitzblau, die Luft unter ihm ein Poster. Leider suchte er jetzt bei geöffnetem Fenster vergebens das Gold an der Außenseite der Scheiben. War das ein Zauber? Um es genauer zu untersuchen, trat er hinaus auf das Fensterbrett. Es war aus Blech und glühend heiß. Ich tanze in einer Pfanne wie ein Spiegelei. Der Junge vergaß den Auftrag des Goldschürfers, hob beide Füße gleichzeitig an, fiel und landete auf der Frau, die ihm an der Kasse das Sonderspielset nicht gegeben hatte. Der Wikingerhelm verschwand ins Leere, kein Aufschlag zu hören. Mama, sie heulte wortlos, du verdammter Idiot. Somit sei seine Geburtstagsparty gestrichen. Er weinte jetzt laut mit erstickenden Schluchzern. Sie drückten sich aneinander, umschlangen sich, als befänden sie sich auf einem und großen Fugen zwischen den Planken, in denen sich Schmutz sammelte. Einige Minuten saßen sie so. Dann sagte der Junge, weißt du, der Ritter, ich wollte Gold, dafür weißt du von dort. Er zeigte auf die staubverkrusteten Scheiben. Fassungslos schüttelte die Mutter den Kopf. Ich weiß, dass ich putzen sollte. Von Rittern will ich nichts wissen. Aber nein, mit Sauberkeit hat das nichts zu tun, Mama. Er gestikulierte, erinnerte sich an seinen Plan mit der Schmeichelei, der ausgeführt werden wollte. Sie goss ihm ein Glas Himbeersaft ein. Er trank ein Drittel, sie trank den Rest. Jetzt mache ich uns etwas zu essen. Sie kündigte das an wie eine lebensrettende Maßnahme. Ihr Blick irrte durchs Zimmer, fand das Gesuchte, ihre Hand hielt die Fernbedienung in Richtung Flachbildschirm, schaltete das Gerät aus. Wie ein Laserschwert, dachte der Junge, ging in sein kleines Zimmer, drehte das Schild an der Tür um. ging in sein kleines Zimmer, drehte das Schild an der Tür um. Bleib draußen, stand da jetzt. Drei Figuren waren darauf zu sehen, eine mit funkelnd weißen Stirnfransen, schwarzer Augenmaske, eine mit in Pfeilen nach oben zulaufenden dunklen Haaren, grünen Augen hinter einer runden Brille, grünen Fingern, die dritte in dunkelblau-türkisernem Ganzkörperanzug mit türkisumrandeten Kulaugen. Sie schienen die Aufgebrachteste zu sein, stark verärgert. Der Junge legte sich auf sein Bett, griff nach einem zerfledderten Donald Duck Heft, blätterte darin. Gleich sprang er wieder auf, trippelte zur Mutter, die am Herd stand. Spaghetti? Mit Tomatensauce, bitte, bitte. Okay, obwohl du dir das nicht verdient hast, eigentlich sollte ich dich ohne Essen ins Bett schicken. Ihre Hände, dachte der Junge, wie unabhängig voneinander funktionierende Roboterwerkzeuge. In einer hielt sie einen Löffel, mit der anderen führte sie ein zweites Glas Himbeersaft zum Mund. Bin den ganzen Nachmittag nicht zum Trinken gekommen. Als müsste sie sich vor ihm rechtfertigen. Das Problem war, sie kaufte im falschen Supermarkt ein, nämlich nicht in dem, in dem sie arbeitete. Der war ihr zu teuer. Sie erledigte ihre Einkäufe bei einer anderen Firma. Die Filiale lag um die Ecke, kaum 150 Meter entfernt. Auch heute war sie dort gewesen. Die zwei Papiertaschen standen noch unausgepackt im Vorraum. Ausnahmsweise hatte sie den Einkauf nicht direkt aufgeräumt, wie oft, wenn sie nach Hause kam und der Junge sich nicht zeigte, irgendwo in der Wohnung verkrochen hatte. Mit meinem Gehalt kann ich es mir nicht leisten, bei der Firma einzukaufen, für die ich arbeite. Ist halt so. Zu oft hatte der Junge das schon gehört, wenn etwas im Sortiment ihn anlachte. Das Wort Punkt um, das sie manchmal hinterher schickte, wie einen Fausthieb, ergänzte sein Kopf automatisch. Er wollte aber keinen Punkt machen. Er sah das nicht ein. Die Eltern seiner Freunde kauften dort ein, wo seine Mutter arbeitete, sammelten Bonuspunkte für Spielzeug, das es dann aber einem gewissen Sammelwert gratis gab. Das beste Spielzeug. Seine Mutter ließ tagtäglich eine Packung nach der anderen über ihr Förderband gleiten, kassierte null Euro dafür. Und er, der Sohn der Kassiererin, der in den Hort ging oder auch nicht, damit sie stundenlang Rechnungen ausdrucken konnte, guten Tag, danke, auf Wiedersehen, haben sie eine Bonuskarte. Er hatte keine Bonuskarte und nicht einen einzigen Bonuspunkt. So war das nämlich mit dem Ritter und dem Polizisten nur auf Bonus erhältlich. Es handelte sich dabei um Spezialanfertigungen für die Firma. Der Ritter stand nicht zum Verkauf, war auch nirgendwo anders erhältlich. Der Ritter stand allein denen zur Verfügung, die 10.000 Bonuspunkte gespart hatten. Sie erklärte es ihm geduldig, versprach etwas anderes, etwas aus dem Supermarkt, in dem sie einkaufte. Auch dort gab es. Nein, von dort wollte er nichts. Lieben, etwas füllt mich ein, eine Wolke. Eine kleine weiße Wolke. Ich liege, staune über die Lage, in der ich mich befinde. Meine Glieder wollen zappeln, möchten aus der waagrechten Position in die senkrechte. Doch ich zwinge sie zu ruhen. Denkrechte. Doch ich zwinge sie zu ruhen. Es ist meine Entscheidung, noch liegen zu bleiben. In dieser Schale aus Schulter, Brustkorb und Arm, dieser Muschel. Eine Decke fällt rund um das Bett bis zum Boden. Der Raum ist verdunkelt. Die Klimaanlage braust wie die Kühlung eines Hotels. Ich fühle mich, als läge ich am Gipfel der Welt. Es muss der höchste Punkt sein, denke ich. Die Stadt ist weit unten. Meine Augen wandern im Zimmer hin und her, ohne dass mein Kopf sich noch bewegt. Ich sehe nur verschwommen weiße Dinge, die Decke, Kastentüren, ein Rollo. Es fühlt sich wie ein Traum an. Meine Beine können nicht mehr ruhen, ich strecke sie, doch die Muschel klappt ihre Schalen gleich fest dazu, drückt mich in ihr weiches Fleisch. Atem strömt in mein Gesicht. Ich inhaliere ihn, entspanne, hoffe, dieser Zustand möge andauern. Auf dass ich die weiße Wolke nie auflöse, ich schmiege mich an sie, schließe die Lieder. Beim nächsten Erwachen aber schlüpfe ich vorsichtig aus den Schellen, rücke an den Bettrand, lasse meine Beine hinab, stehe auf und tapse zur Tür, drücke vorsichtig die Schnalle nach unten, lasse den Tag einen Spalt breit herein. Die Sonne, ganz unverhofft nach dem Regen gestern, denke ich, es ist unverhofft hell. Ein Blick zurück zum Bett, nichts hat sich bewegt. Während er schläft, weiß er gar nicht, dass ich da bin. Oder weiß er es? Wusste er, wen er hielt die ganze Nacht? Weiß er es? Wusste er, wen er hielt die ganze Nacht? Möglichkeiten verschieben sich in mir wie Erdkrusten. Ich bebe. Nackt stehe ich mitten in einem Wohnzimmer, das so sehr strahlt, mich durchflutet. Die Sonne überspült mich mit Zutrauen. Vor mir eine raumhohe Glasfront. Dahinter die Skyline Manhattans. Sie gießt sich über mich, stürzt in meinen offenen Mund, überschwemmt meine Augen. Ich schließe sie, bleibe still. Als ich sie wieder öffne, ist alles wie zuvor. Da ist der blaue Himmel, da sind ein paar kleine weiße Wolken, da ist Manhattan und im Schlafzimmer liegt ein Mann, bei dem Himmel, da sind ein paar kleine weiße Wolken, da ist Manhattan und im Schlafzimmer liegt ein Mann, bei dem ich jetzt wohne für ein paar Tage. What the fuck, denke ich. Warum bin ich hier? Warum stehe ich hier und nirgendwo anders? Aber da fällt mein Blick schon auf die glänzenden, riesigen Gebäude. Ich schaue in Millionen von Fenstern, schwimme durch ein Meer aus überdimensionalen und unzählbaren Bauten, Metall, Beton, Brownstone und Glas, schwarze Raucher. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich selbst in einem dieser Gebäude schwebe, wie Plankton. Es ist mir umgekehrt, als ob ich auf Himmelshöhe wäre. Vor mir die Wölkchen. Sie liegen regungslos in der Luft. Mit oder ohne Grund. Keiner weiß es. Hat mich mein Unterbewusstsein hierher geführt? Welches Bewusstsein trägt die Verantwortung dafür? Meine Augen müssen sich vermehrt haben, denn zwei können nicht genug aufnehmen. In meinem Gesicht ist jetzt ein Pupillenschwarm. zwei können nicht genug aufnehmen. In meinem Gesicht ist jetzt ein Pupillenschwarm. Ich stehe auf und schaue auf die Wohnungen, Büros, auf die Spiegelfassade eines Skyscrapers, in der eine der Wolken sich selbst beim Anwachsen kontrolliert. Es fühlt sich an, als löste etwas Dunkles sich aus mir, als würde ich aus einem schweren Grund heraus in ein offenes Meer tauchen. Mein Mund steht nicht nur offen, er lächelt auch dabei. Ich fühle mich wie frisch gefallener Schnee. Gehe über den hellen, weichen Teppich näher zum Glas, setze mich auf einen Mauervorsprung. Mein Blick schwankt wie ein Kran hin und her, von Norden über den Osten nach Süden. Ich kann nicht wegsehen. Im Haus gegenüber eine Frau vor einem Laptop, ein Mann auf seiner Couch, ein Bügelbrett. Zwischen zwei Betonwolkenkratzern, die mich an Moskau erinnern, wölben sich weit unten seltsam üppige Baumkronen, stellen sich den Häusern entgegen wuchern, als könnten sie Manhattan verschlingen. Es sind die Laubbäume des Central Parks. Ich schlucke. Erinnere mich an den Vorabend, an die rostroten Riesengarnelen im Restaurant Milosch, an den griechischen Wein, der mit ihrem Geschmack auf der Zunge verschmolz. Einmal biss ich auf ein Stück des Garnelenpanzers zermalmte und schluckte es, da ich es doch vor ihm nicht hätte ausspucken können. Wieder muss ich lächeln. New York, denke ich. Und an die Gerüche der Stadt da unten, an den Dampf der indischen und asiatischen Imbissbuden, die Graschwaden an jeder Kreuzung, an den Hauch von Meeresbrise, den Himmel, das Pink tausender Pfingstrosen im Park, die schrillen Vans voll bunter Eiscreme. Ich bin sicher, dass es manchmal nach Himmel riecht und manchmal auch nach Blech und dann nach jungen Blättern, vor allem in der Blumenstraße, in der sich ein Blumengeschäft an das andere reiht. Warum wundere ich mich darüber, hier zu sein, wo ich doch selbst entschieden habe, herzukommen. Aber war es überhaupt eine Entscheidung? Heute ist Sonntag. Es ist Sonntag, denke ich wieder. Irgendetwas lässt mich daran nicht los. Da war etwas. Es ist Sonntag und ich bin in New York und im Schlafzimmer liegt ein Geschöpf mit Flügelarmen. Sonntag. Ist da, war da nicht etwas? Da fällt es mir ein. Muttertag. Fuck, denke ich, es ist Muttertag. Ich springe auf, Schimpfworte an mich selbst rattern durch meinen Körper. Wo ist mein Handy? Der Zeitunterschied nach Wien beträgt sechs Stunden. Es ist neun Uhr morgens in New York, in Wien also drei Uhr nachmittags. Ich schlucke, laufe im Zimmer hin und her, hebe die Kleider vom Boden auf, seinen Gürtel, sein Hemd, mein neues weißes Kleid, meine Strümpfe. Alles liegt verstreut. Ich lasse die Sachen an anderen Stellen wieder fallen. Wo ist dieses fucking Telefon? Es steckt noch in meiner kleinen weißen Handtasche. Offenbar habe ich es in der Nacht nicht mehr zu mir genommen. Ich schüttle meinen Kopf. War das je zuvor schon einmal vorgekommen? An sich bin ich für meine Kinder immer erreichbar. So viel hatten wir doch gar nicht getrunken. Drei Gläser Wein, einen Sherry. Die Kinder haben schon geschrieben, aber noch nicht angerufen. Wie gut, denke ich. Sie wissen ja um die Zeitverschiebung, wird mir wiederum klar. Wir hatten das in den letzten Wochen oft genug besprochen. Sie wissen, dass es bei mir erst 9 Uhr ist, Sie sind ja schon groß. Warum also diese Panik? Es ist 9 Uhr, nicht 12 oder noch später. Ich entspanne mich, atme mehrmals tief ein und aus, setze mich wieder auf den Mauervorsprung, starte einen Gruppenanruf. Ich lächle in die Kamera, lasse mir meinen Kater nicht anmerken. Alle vier heben ab. Sie sind mit Großmutter bei ihrem Onkel, meinem ehemaligen Schwager im Garten in Wien-Hitzing. Eine Muttertaxiause findet statt. statt. Ich sehe ihre Gesichter, ich spüre sie, ich spüre, dass es ihnen gut geht. Ihr seid meine unschuldigen Erdbeeren, sage ich wie so oft zu ihnen. Wir freuen uns schon so auf dich, sagt meine Tochter H. Lass es dir gut gehen, meint P. Ist ein Eis, Mama, rät F. Alles ist gut bei uns, sagt M. Mach dir keine Sorgen. Bald bin ich zurück, antworte ich. In einer Woche schon. Dann feiern wir nach. Wir winken noch in die Kamera, dann liegt einer nach dem anderen auf. Ein paar Sekunden schaue ich noch auf den schwarzen Screen. Dann wieder über die Skyline. Schlucke nochmals. Was ist nun mit mir los? Ich brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, den Kindern geht es gut. Es ist ja nicht der erste Muttertag ohne mich. Außerdem wissen sie, dass ich den Muttertag ablehne, dass ich nichts von ihm halte. Warum also war ich in Panik geraten? Wie sich das wohl für die Kinder anfühlen muss? Ihr Vater, ein konservativer, bürgerlicher, wohlhab, natürlich, es müsste halt, ja wie müsste es sein? Ich stehe wieder auf, gehe in die Mitte des Zimmers, schaue noch einmal über die Stadt, hebe mein rechtes Bein nach hinten, beuge meinen Oberkörper nach vorne, breite beide Arme nach rechts und links vor meine Standwaage. Habe das Gefühl zu fliegen. Zurück bleibt ein zerbrochenes Zimmer, schreibe ich auf. Schmutzige Bettwäsche auf einem Boden aus Staub. Jahrelang getragene Pantoffeln. Über die Schriften wird der Löwenzahn sich legen, Vögel werden in den Räumen nisten, die letzten Bücher aufgeschlagen, ein Rest Kaffee in der Tasse. Ihr seid nun allein. Ihr habt keine Mutter mehr. Ich bin keine Mutter mehr. Ich war nie eure Mutter. Ich bin die Kopie jeder Sünderin, so sehr Sünderin, dass ich meinen Nichtglauben verrate, um zu knien auf den Böden einer jeden Kirche. Ich werde wieder glauben, demütig sein, Einflüsterungen hören. Ich werde wieder gebären. Nur für die Hoffnung auf Zuneigung würde ich euch in ein neues Haus tragen. Ich werde wieder gebären. Ein mehrköpfiges Monster sind wir, ein Mutter-Kind-Wesen, das sich krampfhaft zerschlage, um mit jedem Spalt die Unzertrennlichkeit zu spüren. Ihr Kinder, ihr lebt in euren Reichen, euren kleinen Zimmern. Aus diesen brecht ihr aus oder ihr sperrt euch ein und mich aus. Dann sperre ich mich aus, bin weg, so weit weg und vergesse euch im Fleisch einer paradiesischen Frucht. Denn ihr sollt viel früher noch als ich unterscheiden lernen das Gute vom Bösen. Dabei spielen die beiden doch ein schlimmes Wechselspiel. Ich suche diese Frucht. Sie hat uns das Sehen gelehrt. Nun ersehne ich das Paradies und von jedem Baum bringe ich meinen Kindern frische Früchte in der Hoffnung, dass es die richtigen sind. Ich baue ihnen ein Haus aus Worten. Ich will es hier für sie bauen, da ich kein richtiges Haus habe. Solange ich kein richtiges Haus habe, will ich meinen Kindern eines aus Buchstaben bauen. Als ich am Gate ankomme, lege ich meinen Boarding Pass auf den Laser und steige als Letzte ins Flugzeug. Augenblicke später rollen wir los. Ich schicke ein Herz in die WhatsApp-Gruppe mit meinen Kindern, die bereits schlafen und nicht einmal wissen, dass ich in New York war. Doch es kommt ein Herz zurück. Sie sind in der Pandemie Nachtmenschen geworden. Ich schalte den Flugmodus ein, hebe ab, steige über die Wolken und während ich fliege, geht die Sonne unter. Ich fliege in einem orange-blau gestreiften Himmel. In meinem Kopf entfalten sich die Bilder der letzten Tage. Ich lächle, mein Blick löst sich im Horizont auf. Ich will nicht wie Brecht die sich auflösende Wolke in Erinnerung behalten, die er beobachtete, während er ein Mädchen küsste, sondern den Kuss. Am liebsten beides. In Pittsburgh steige ich in einen kleinen Bus, der mich zu meinem Wagen bringt, einem großen silbrig-grauen Chevrolet Malibu. Über den Highway cruise ich bis nach Midwell. Am Straßenrand tote Rehe, Hirsche, Elche und dicke tote Murmeltiere. Sie fallen täglich den schweren amerikanischen Trucks zum Opfer, liegen da, als würden sie schlafen. Ich wache auf. Vor mir Palmen, das Meer rauscht. Hinter mir bricht ein Vulkan aus. Kinder spielen im Sand. Ich lese, ich schreibe. Neben mir mein Mann. Alle sind zusammen, alles ist zusammen. Irgendwann schaffe ich es, meine zwei Leben zusammenzuführen. Die Körper sind brüchig. Sie zerreißen, um hervorzubringen. Sie bersten und lösen sich in Flüssigkeit auf, die einem die Beine hinabsickert, um langsam zu vertrocknen. Ich kann mich nicht halten, habe keine Kontrolle, bin ausgesetzt, nackt, verliere. Bin Sünderin, jene, die mit aller Kraft das Haus ihrer eigenen Kinder zerschlägt. Nun ist es ein verwundetes Haus, das mit mir zerfällt. Ich zeige Ihnen vor, mit jedem Buchstaben, den ich gegen die Wand schreibe, mit jedem Wort, mit dem ich dieses Haus abtrage, Stein für Stein, Staub für Staub, mit jedem Ungeziefer, das ich einlasse, um unsere Glaubenssätze zu zerstören, mit meinem fortwährenden Scheitern stehe ich vor diesen Wesen und zeige, seht, eure Mutter, wie sie wie Eva im Garten eben wieder und wieder die Frucht nimmt. Sie kann nicht aufhören zu kosten. Sie kann nicht aufhören, sich anzustrengen, um zu leben. Ja, danke vielmals. Ich glaube, man hat jetzt schon erahnen können, was für eine Bandbreite an unterschiedlichen Texten in diesem Buch vorherrscht. Meine erste Frage mehrmals, welches alkoholfreie Bier schmeckt gut? Eggenstein. Gut, kenne ich noch nicht, muss ich mal ausprobieren. Eckensteiner. Gut. Kenn ich noch nicht. Muss ich mal ausprobieren. Mir hat das Weizenbier geschmeckt. Also das Weißbier. Das alkoholfreie. Ich habe schon ein paar probiert, aber so richtig eins, bei dem ich ganz begeistert bin, bin ich noch nicht angekommen. Vielleicht müssen wir noch ein paar oberösterreichische, alkoholfreie Biere probieren. Oder vorher eine Radtour machen. Dann schmeckt alles. Oder ein Kind bekommen. Warum ist Ihnen, Frau Rieger, es ein Anliegen gewesen, dieses Buch zu veröffentlichen, zu machen? liegen gewesen, dieses Buch zu veröffentlichen, zu machen? Also ich finde, dass das Thema Mutterschaft ist ja nicht nur ein persönlich spannendes Thema, sondern auch gesellschaftlich und politisch hängt sehr viel dran. Und es ist ja nicht gerade ein Thema, das in der Literatur total ausgereizt wurde bisher. Und es gibt aber mittlerweile sehr viele Autorinnen, die über Mutterschaft, übers Mutterwerden, übers Muttersein schreiben. Und ja, ich wollte einfach auch für mich persönlich eigentlich so eine Sammlung von Texten haben, weil es mich eben auch persönlich interessiert hat, weil ich eben auch Mutter geworden bin. Es hat vielleicht auch mit eine Rolle gespielt. Und ist es vielleicht auch ein Ziel gewesen, die Lebens- und Arbeitswelten von schreibenden Müttern sichtbar zu machen, die eben nicht so thematisiert werden und die man sich gar nicht so vorstellen kann, weil eben zu schreiben, da bedarf es ja Ruhe, man muss sich konzentrieren können. Und gerade das, ich bin selber Vater von einer knapp drei Jahre alten Tochter, findet man nicht so leicht, wenn ein Kleinkind in der Nähe ist. Ja, das war auch das Ziel und es wird auch in einigen Texten thematisiert. Allerdings war es mir wichtig, dass es nicht in allen Beiträgen um dieses Thema geht. Also ich würde sagen, alle Autorinnen, die in diesem Band vertreten sind, sind Mütter, aber nicht alle Mütter, die in diesen Texten vorkommen, sind Autorinnen. Und wie kann man sich die Arbeit an so einem Werk als Herausgeberin vorstellen? Man geht auf Autorinnen zu und bittietet die wirklich darum, neue Texte zu schreiben, also auch die Frage an euch beiden, sind das jetzt wirklich Texte, die ihr für dieses Werk neu verfasst habt und wie ist es euch damit gegangen, euch mit diesem Thema literarisch auseinanderzusetzen? Also ja, ich habe extra für dieses Buch geschrieben, den Text, und habe mir dann auch Gedanken gemacht, welchen Text ich schreiben möchte. Und dann ist eben, wie Sie jetzt gehört haben, so ein Text herausgekommen, wo eigentlich ich mir auch gedacht habe, ich möchte auch aus beiden Perspektiven erzählen, also auch das Kind sprechen lassen oder auch die Gedanken des Kindes und das kommt natürlich vielleicht, also auch etwas, was in der Geschichte, in meiner Geschichte dann vorkommt, ist ja, also dass du mit dieser kommerziellen Welt dann immer wieder so irgendwie zusammenstößt und das vielleicht auch nicht willst, aber das Kind will das unbedingt und das ist ihm so wichtig und das ist so schwer, da auch Nein zu sagen. Oder du denkst dir auch, warum sollte ich da Nein sagen? Also so eigentlich, sagen wir, Probleme, die natürlich jetzt weltweit gesehen vielleicht Luxusprobleme sind, aber doch auch was ist, was so einen Kern berührt. Ich will das haben, was die anderen haben. Oder ja, in der Geschichte ist es eben eine Mutter, die dann sich nicht so viel leisten kann und ich habe jetzt keine Autorin genommen, aber ich fand das irgendwie so typisch, dass das halt eine Supermarktkassiererin ist und genau sie kann sich das dann nicht leisten und zufällig habe ich einmal diese Geschichte vorgelesen in einem anderen Zusammenhang, eigentlich PhD-Studierende, die so einen Workshop gemacht haben. Und einer von denen ist nachher zu mir gekommen und hat gesagt, das ist genau meine Geschichte. Und das fand ich irgendwie unfassbar, weil ich habe mir nicht gedacht, dass jemand zu mir kommen wird und sagen wird, das war genau seine Geschichte. Und er hat gesagt, er hat, ja genau, also es war eigentlich, also ich habe noch nicht alles vorgelesen, aber er hat gemeint, es war ziemlich ins Detail, hat es gestimmt, also ja. Und von dem Thema, also ich habe ja vorher, vielleicht ist die Barbara auch dadurch ein bisschen auf mich gekommen, ich habe einen Roman geschrieben, wo es um die neun Monate geht von dem Nichts, bis das Kind auf die Welt kommt und habe mich natürlich da schon, vielleicht habe ich dann auch hier gewählt, dass ich nicht mehr über das schreibe, sondern über was, wenn ein Kind schon größer ist. sehr lang, ich würde sagen, sicher zehn Jahre damit beschäftigt oder vielleicht auch noch länger. Ich meine, jeder Mensch beschäftigt sich hoffentlich auch ab und zu damit, wie Menschen auf die Welt kommen. Aber mich hat wirklich das interessiert, wie aus dem Nichts ein Mensch wird, also genau die Zeit und ich habe, also in meinem Roman, und da habe ich auch gefunden, dass es das, also für mich, ich habe das nirgends gefunden, also es gibt schon immer wieder auch Geschichten, aber nicht davor. Dabei ist es ja gerade so wichtig, wo du zufällig dann landest auf der Welt, aus welchem Körper du schlüpfst. Und eben auch das Körperliche, was auch in Barbaras Text auch schon sehr schön vorkommt, das hat mir auch gefehlt. Das gibt es zwar schon immer wieder, aber doch nicht so krass. Und ich wollte das wirklich auch das Biologische erzählen. Frau Staufer, wie ist es Ihnen damit gegangen, mit dieser Thematik sich auseinanderzusetzen? Ja, ich wollte mich eh nochmal entschuldigen. Also ich glaube, ich hatte eine richtige Blockade in mir. Ich konnte also ganz lang gar keinen Text schreiben. Ich habe zugesagt und habe mir gedacht, ja, vielleicht denke ich jetzt, weil ich immer schon sehr früh Mutter geworden bin, ich war immer schon Mutter und habe auch erst zu schreiben begonnen, als ich schon Mutter war und habe auch sehr, also im Literaturbetrieb am Anfang, ich war, also als ich gerade zu schreiben begonnen habe, sehr oft in der alten Schmiede und habe Lesungen gehört und da hat einmal der Herr Dr. Neumann gesagt, bei einer Einführung, also es ist ganz wichtig, dass man eben große Literatin, dass man nicht Mutter ist, dass man kein Kind bekommt, weil das geht nicht. Man muss sich voll auf die Kunst konzentrieren. Und ich habe gewusst, okay, das erzähle ich jetzt hier mal niemandem. Und habe das wirklich jahrelang, die ersten Jahre geheim gehalten. Das hat sehr gut funktioniert. Und habe auch im Nachhinein jetzt vor kurzem gehört, dass es auch einen Streit gegeben hat, angeblich oder fast einen Bruch, aber nur aus dritter Hand habe ich das gehört, zwischen Friederike Mayröcker und Barbara Frischmuth, weil die Mayröcker gesagt hat, wie kannst du das machen, Barbara, dass du jetzt ein Kind bekommst, du musst doch alles auf die Kunst. Und das finde ich eigentlich sehr interessant. Ich finde, man müsste mal schauen, überhaupt in allen Genres, welche Künstlerinnen haben Kinder. Ich habe dann für mich festgestellt, ich bin eigentlich relativ produktiv, also nicht weniger produktiv als Menschen, die keine Kinder haben. Und auch jemand, der keine Kinder hat, kann sich auch nicht 100 Prozent seiner Zeit nur, er muss auch eine Pause machen dazwischen. Also ja, es war eine sehr schwierige Geburt, um das so zu sagen, war dieser Text. Ich habe mir gerade gedacht, ich finde es jetzt eigentlich überraschend oder einen interessanten Zufall. Du hast gesagt, du hast dann beschlossen, du sagst es zuerst einmal nicht, also vor Jahren. Und meine Protagonistin, die eben Künstlerin ist, also sie ist Sängerin in dem Roman, die beschließt auch erst einmal, dass sie das niemandem sagt und versucht das auch bis zum Schluss. Und dann hat sie aber halt so einen riesigen Bauch, dass es halt alle sehen, weil sie auftreten muss. Da geht das nicht so leicht. Aber eigentlich habe ich mir jetzt gedacht, komisch, dass das dann doch, und ich habe mir auch, wie ich es geschrieben habe, gedacht, ist das nicht ein bisschen banal, dass sie das versteckt? Aber ich glaube, es ist doch etwas Tiefes. Ich wollte nicht in diese Schublade gesteckt werden. Also das war mir ganz wichtig, weil ich hatte den richtigen Schock. Okay, es darf jetzt niemand wissen. Und hat Sie das eurer Einschätzung nach im Literaturbetrieb jetzt schon ein bisschen verändert? Das ist jetzt so etwas, das man schon sagen kann und es wird nicht gesagt, das kann man nicht haben als Autorin. Es sind viele Autorinnen, Mütter und es sind ja auch viele Autoren. Das ist ja auch so lustig. Peter. Peter Handke ist auch, glaube ich, Vater, nicht? Das ist auch eine Frage. Der hat sich, glaube ich, auch sogar viel um sein Kind gekümmert. Und es gibt auch mittlerweile eben Initiativen, Gruppen, die das auch thematisieren, wie zum Beispiel den Verein Other Writers Need to Concentrate. Der Name kommt von einer Absage, die eine Gründerin dieses Vereins dann bekommen hat. Die hat sich immer Aufenthaltsstipendium beworben und hat dann gefragt, ob sie ihr Kind mitbringen darf. Und die Antwort war, nein, es geht nicht, weil the other writers need to concentrate. Und das zeigt eigentlich wieder dieses, dass eigentlich kein Platz da sein darf für Kinder in diesem Literaturbetrieb, aber das wurde eben umgedreht und ist jetzt der Name dieses Vereins, wo eben Autorinnen, die Mütter sind, Texte veröffentlichen und auch politische Forderungen oder Forderungen an den Literaturbetrieb passieren, formuliert werden. Ja, also es tut sich etwas, würde ich sagen. Ich denke auch, dass sich etwas tut, aber das, was du jetzt ansprichst, das ist schon ein, also das ist halt was, was man, was bis jetzt ist, das ist überhaupt noch nicht aufgelöst. Also normalerweise bekommt man ja viel Finanzierungen durch Aufenthaltsstipendien und eigentlich kannst du das dann nicht mehr machen, weil du halt dann nicht mehr hinkannst, weil du dein Kind nicht mit, also erst später halt, wenn es vielleicht größer ist, aber es ist alles nicht so einfach. Aber ich wollte vorher noch sagen, ja gut, Peter Hanske mag sich sehr gekümmert haben, aber ich glaube schon, dass das eigentlich weitergeht als das übers Muttersein,t und es wird anders mit ihnen gesprochen, immer noch. Und in dem Sinn sind wir auf der Hut und würde ich sagen, müssen wir auch doch auf der Hut sein, weil sonst viele Sachen halt nicht so zur Sprache kommen. Und immer gleich das Künstlerische und das Genie im Vordergrund ist. Genau, und deshalb habe ich mir heute eben auch gedacht, wie ist das denn in der Musik? Da sind doch auch viele Musikerinnen in der Geschichte, also in anderen Kunstformen. Warum darf man in der Literatur jetzt nicht Mutter sein und in einer anderen Kunstform schon? Aber gerade bei Sängerinnen, deswegen hat mich das interessiert, war es sehr lange so, dass die berühmten, also Opernsängerinnen wurden nicht Mütter, weil sie auch gefürchtet haben, dass ihre Stimme kaputt geht. Weil so viel Stein ist mit den Kindern. Nein, wegen der hormonellen Veränderungen. Und so, also ich glaube, ich habe mich da eben damit beschäftigt. Also das hat sich aber sicher sehr geändert und es gibt ganz viele berühmte Opernsängerinnen, die Kinder haben und das auch ansprechen und auch darüber schreiben. Woran ist es gelegen, dass in der Literatur das Thema lange Zeit nicht behandelt ist worden? Also Mutterschaft? Also ich würde mal sagen, dass es durchaus schon behandelt wurde. Es stimmt nicht, dass es gar nicht behandelt wurde. Aber wenn, dann oft so eine Geburt in einem Satz oder so, kommt schon mal wo vor, oder es wurde in die Ecke Frauenliteratur, Trivialiteratur gestellt, einfach Frauen leben, das ist irgendwie was Triviales und das ist einfach halt das Patriarchat. Ja, ich denke auch, das ist schon was, also vielleicht ist es auch anders, ein bisschen in anderen Kulturkreisen, das kann ich jetzt nicht alles übersehen, aber ich würde sagen, in der deutschsprachigen, aber vielleicht auch überhaupt in der europäischen Literatur ist es ja so, aber vor allem in der deutschsprachigen, dieses Körperliche, das ist dann erst doch mit Jelinek und Striarowitz auch hereingekommen und auch irgendwie eigentlich langsam und wir sind erst die nächste Generation. Und es ist immer noch so, dass du schon viel riskierst, das habe ich auch gesehen bei den Reaktionen auf meinen Roman Cherubino, wenn du halt Sachen, und das war dann nur als Beispiel, weil die gerade schwanger war, aber eigentlich wäre es genauso gewesen, wenn ich geschrieben hätte, dass sie sich erbricht oder was sie sonst führe, also was halt der Körper so ist jeden Tag, was die Männer ja auch haben. Aber ich glaube, das ist nicht etwas, um das sich Literatur gekümmert hat. Da ging es um anderes. Und auch entweder philosophisch oder... Ich glaube, das hängt zusammen. Das würde ich vielleicht auch der Philosophie vorwerfen, dass sie sich so lange zu wenig um den Körper beschäftigt hat, aus dem sie eigentlich kommt. Und ich bin halt studierte Biologin und daher auch irgendwie so aufgewachsen. Aber ohne den geht ja nichts. Also es muss zwangsläufig alles damit zusammenhängen. Und das war für mich immer schon ein Grund, dass ich vielleicht eher körperlich geschrieben habe. Aber ich glaube, Leute haben oft dann auch Mühe damit gehabt. Am Anfang oder immer noch. Oder ich habe auch Kommentare gekriegt, so genau wollte ich es gar nicht wissen. Und das ist, glaube ich, ein Unterschied noch. Vielleicht kommt es aber auch einfach, wenn es ein Text ist, näher an dich heran. Weil in Filmen wird es ja schon auch oft sehr gezeigt und schon seit Jahrzehnten, gerade das Körperliche. Aber vielleicht ist es halt anders, dann ist es einfach visuell. Und das ist ja das Besondere an den Texten und an Literatur, dass du halt so reinkommst und irgendwie das auch auf eine andere Art spürst, ohne es zu sehen. Aber Ebrahimi schreibt in ihrem Text, Mutter sein und schreiben, das heißt immer an einer Stelle wund zu sein. Hat sie damit recht? Und wenn ja, wie geht man damit um? Du hast die längste Erfahrung damit. Ja, also ich glaube, gerade wenn man schwanger ist, ist das ja doch irgendwie ein abgeschlossenes System, nicht? Das ist alles geschlossen, wie eine geschlossene Gesellschaft eigentlich. Ist das biologisch richtig, nicht? Man ist eine Einheit und dann wird die aufgebrochen. Und das ist eine Wunde. Und die bleibt sehr lang. Aber ich habe schon das Gefühl, je größer die Kinder werden, dass irgendwann, je mehr dann auf Augenhöhe, wenn sie wirklich erwachsen, sich das auch irgendwie schließt dann. Mit dem Anwachsen und Erwachsenwerden und dem Werden, dass man dann, dass sich das dann auch eine gewisse Weise dann auch schließt. Aber kann wahrscheinlich jederzeit wieder aufreißen, wenn irgendwas passiert oder man Sorge hat. Und die Wunde, vielleicht ist das auch damit gemeint, dieses schlechte Gewissen zu haben, wenn man sich hinsetzt und einen Text schreibt, arbeitet und weniger Zeit fürs Kind zu haben? Ich sehe es auch sehr körperlich tatsächlich schon. Es ist so eine Verbindung, die ist immer an einem Faden, die immer da ist. Und das ist wie eine Offenheit, wo man jederzeit sofort Angst hat. Das ist irgendwie so eine Wunde, nur weil man ein bisschen dran ankommt, wenn irgendwas passiert oder so, das ist einfach ein permanenter Zustand der Wachsamkeit, man muss immer wachsam sein, immer, immer geht es um, ganz lang geht es um Leben und Tod, die ganze Zeit, nicht, auf der Straße, das Wasser, das Runterfallen, das... Ich hätte vielleicht, habe jetzt eigentlich gedacht an, also mit dem Wundsein, für mich hat das weniger mit Mutter oder Nicht-Muttersein zu tun, sondern halt, dass das schon auch was ist, also als Frau bist du halt sehr lange Zeit immer wund an sich und ich glaube, dass das vielleicht ein Zeichen ist, dass es, also das ist sicher von Person zu Person anders, aber ich merke halt, mir fällt es, und ich glaube, das hat damit zu tun, dass ich eine Frau bin, mir fällt es sehr schwer, mich abzukapseln von anderen und daher muss ich wirklich ganz allein sein, damit etwas Gescheites rauskommt. Und das wird vielleicht auch sogar noch mehr, weil immer, wenn jemand da ist, und ich glaube, Männer können das besser und ich bewundere sie dafür. Also das ist, ich möchte das sonst nicht so gern so teilen, aber ich beobachte das halt. Die können sich irgendwie dann eher, auch wenn andere Leute im Raum sind, zurück ziehen und ich würde das auch gerne machen. Und sie, also, und dann ist es mir egal, was die anderen haben und ob sie Hunger haben oder sonst irgendwas oder eine Haarpste brauchen oder runterfallen. Also so ein bisschen dieses Verbunden sein. Vielleicht ist das auch was. Wie war es in einem Text heute? Evolution? Du bist nicht... Genau. Evolution tut es nicht. Genau. Gut, ich hätte gesagt, Evolution, du Bitch, schönes Abschiedswort von unserer Seite. Falls es noch Fragen aus dem Publikum gibt, die Autorinnen stehen natürlich zur Verfügung oder auch jetzt dann im Anschluss, wenn es noch Fragen gibt. Wir bedanken uns auf jeden Fall recht herzlich für Ihr Kommen und noch einmal für die Möglichkeit dieser Lesung. Ich von Seiten des Leihkampf Verlags darf mich recht herzlich bei euch bedanken für die wunderbare Lesung. Vielen Dank. Nur eine Frage. Die Juli Taschler, der Baumhaus, die jetzt schreibt, also sie kann es dann in das Baumhaus ist genial. Sie sind ziemlich herzlich. Mit so einer Strickleiter zum raufziehen. Ich weiß schon, was wir als nächstes bauen. Danke. Danke. Danke recht herzlich. Dankeschön. Thank you.