Schönen guten Abend, liebe Damen und Herren, grüße euch liebe Freunde. Ich begrüße euch zur Vorlesestunde im DorfTV und wünsche einen interessanten Abend. Mein Name ist Richard Wall und ich lebe in Engerwitzdorf bzw. in Langenschlag im Waldviertel. Ich bin seit Mitte der 1970er Jahre als Schriftsteller und Künstler tätig. Die ersten Ausstellungen und Publikationen hatte ich dann mit 1980. Ich lese aus dem Buch Gehen. Gehen ist 2019 in der Stadtlichter Presse erschienen in Deutschland. Und es geht hier, wie der Titel schon sagt, um eine Vorbewegungsart, die mir sehr wichtig ist und sehr angenehm ist. Und in diesem Buch beschreibe ich einen Rundgang um das Dorf meiner Kindheit. Abgesehen von dem, was während des Gehens an Gedankenspaziergängen passiert, geht es auch um Erinnerungen bzw. um Veränderungen in der Landschaft. in der Landschaft. Manchmal beim Gehen sagte er sich, warum nicht einfach nur gehen. Immer nur gehen und auf mich zukommen lassen, die Gegend, das Kommende, sagte er sich, als er wieder einmal Hügel auf, Hügel ab, so vor sich hinging. Und das Gehen ihm so leicht fiel wie sonst nichts. Geschlüpft in jenen Rhythmus, der ihm eigen und der ihn trug, ging der Atem regelmäßig, seine Augen streiften immer wieder, vom Weg sich lösend über die Fluren, über die Hänge hinauf zu den Wäldern am Horizont. Suchend, tastend, denn da war nicht immer ein Weg, wo er ging. Unwillkürlich immer wieder, vorauseilend sein Blick, um einen Weg auszumachen, eine Route festzulegen, bestehen doch unendlich viele Möglichkeiten, wie ein Gelände, so es die Gegebenheiten erlauben, durchquert werden kann. Immer wieder, erkannte er, entschied er sich nach ästhetischen Gesichtspunkten, nach dem Gefüge aus Linien und Flächen, dem Zueinander von vertikalen und horizontalen Formen. Einmal war es der meandernde Lauf eines Baches, der ihn anzog, ein andermal das geschwungene Linienparallel eines Wiesenweges, gesäumt von Methuselens an Mostbirnbäumen oder ein hoch in den Himmel hineingespannter Rücken eines Hügels, der schon beim Steigen Aussicht versprach. Unbewusst wirkten wohl auch Kontraste als optische Anhaltspunkte ins lockere, erdreich geriffelte Traktorspuren beispielsweise oder scharf beackerte Reine zwischen den Feldern. Gerade noch breit genug, um auf ihnen gehen zu können. Oder ein sonnenbeschienener Waldessaum mit den Schlagschatten der Bäume darin. Es galt wie immer so auch heute, einen Weg sich vorzustellen, in der Vorstellung einen Weg festzulegen, eine Schleife ums Dorf, einen Wendepunkt, von dem aus wieder, vielleicht nach einem Schlenker zu einem markanten Punkt, der Rückweg angetreten werden könnte, ohne den selben Weg benutzen zu müssen. Gehen als einem Raum zur gestaltenden Bewegung für Körper und Geist, eine lineare Aktion im Gelände, ein kunstvolles Prozedere ohne den Anspruch einer Prozession. Die Beine schreiten aus und die Gedanken beginnen zu streifen, machen sich selbstständig, haben oft gar nichts zu tun mit der Umgebung oder der Wegstrecke. Der Gehende vollzieht, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, eine solitäre Streckenperformance, begleitet von spiralisierenden Gedankenspaziergängen, denn ein Begehen dieser Landschaft war stets auch ein stummes Sprechen über sie, ein Bedenken und Denken vom Hundertsten ins Tausendste. Manchmal war ihm, als flogen Gedanken auf, wie Lärchen, Fasane, Elstern, Krähen, Bunte, Manichäische, Dunkle oder gar Schwarze. Wieder einmal den schnurgeraden Fuhrweg hoch, dachte er, mit dem Grasstreifen wie eine Mittellinie zum solitären Mostbirnbaum, den ein Jäger entweite, indem er sich in die Krone hinein gestellt, von Hochsitz gezimmert, mit Steigleiter und Handlauf. Dann den grauhaarigen Feld rein entlang, stellte er sich vor, die noch gilbernde Wintersaat rechterhand bis zu seinem Ende hinunter ins Tal, sagt er sich, denn dann auf den Wiesenstreifen zwischen dem Wäldchen und dem geackerten Feld auf weglosem Gelände noch weiter hinein in den Landschaftskessel, der aussieht wie ein riesiges Amphitheater. Nach dem Aufstieg treuen nun vom Westen mit dem auffrischenden Wind ein paar schiefer Graue Kumuli heran. So wird er wohl kaum ins Schwitzen geraten. Im Spätwinter ist eine gute Zeit zum Gehen in diesen Breiten. Die Temperaturen liegen noch unter 20 und über den Feldern liegen noch nicht die Schwaden und der Gestank der ausgebrachten Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel, euphemistisch auch Pflanzenschutzmittel genannt, welch ein Wort für eine Substanz, die nur eine Pflanze schützt, den Mais, den Weizen, die Gerste, den Raps etc. und alles andere vernichtet. Wolken und ihre Formen, Den Himmel formende Wolken. Auftauchend in ihnen und damit auch in ihm das Bild des vor wenigen Jahren verstorbenen Nachbarn, eines ausdauernden Himmels- und Wolkenbeobachters. Der Hof, den Ignaz, so hieß der Nachbar, mit seiner Schwester bewirtschaftet hatte, war jüngst abgerissen worden. Schwester bewirtschaftet hatte, war jüngst abgerissen worden. Nichts, rein gar nichts, erinnerte mir an den Vierkanthof, an das böhmische Gewölbe im Kuhstall, an die graniternen Torbögen oder an das Bild des heiligen Florian, Schutzpatron gegen Brand und Blitzschlag, das straßenseitig die Fassade zierte. Ignaz zog, nachdem sie die Landwirtschaft aufgegeben hatten und somit der täglichen Arbeit am Hof entledigt waren, wie ein Wächter oder Späher in gefährlichen Zeiten seine Kreise um das Dorf. Manchmal stand er schon in der Früh mit einer Pelzmütze auf dem Kopf und in einem dicken, wollenden Mantel gehüllt bei der Ortstafel und beobachtete die Pendlerautos. Tagsüber hatte Ignaz Stunden auf dieser Anhöhe verbracht, um Wolken zu beobachten. Zu diesem Zweck saß er auf einem auseinanderklappbaren Sitzstock, der ihm zusammengeklappt als Wanderstock diente. Sitzstock, der ihm zusammengeklappt als Wanderstock diente. Der Stock von der Art wie früher von Jägern beim Ansitz verwendet, hatte am unteren Ende eine handgeschmiedete eiserne Spitze, die den praktischen Stockstuhl nicht nur im flachen Gelände Halt gab. Da bekanntlich ein Stuhl mit drei Beinen gut stehen kann, reichen die Beine des auf dem auseinander gefalteten Sitzleder Sitzenden aus, um eine bequeme Beobachterposition einnehmen zu können. In den Formen der Wolken, je bizarrer umso anregender, aber auch in den Wolkenlücken konnte Ignaz Tiere, Fantasiewesen, aber auch Teufel erkennen. Einmal, so erzählte ihm Ignaz bei einer Begegnung auf der Anhöhe, seien zwei riesige Fische über den Himmel gezogen, ein roter und ein blauer. Sie hätten vor dem Horizont eine Kehrtwendung gemacht, so eine Art Rolle, und seien dann wieder retour, dorthin zurück, wo sie hergekommen seien. Eckige Formen hätten sie auf dem Rücken gehabt, gleich scharfzackigen Flossen. Und er, Ignaz, habe schon Tiere gesehen, die er gar nicht kenne. Sie dürften aus den Urwäldern gekommen sein, die ja, wie man wisse, gerodet werden. Und so seien nun diese Tiere auf den Lebensraum am Himmel angewiesen. Man müsste in Büchern nachschauen, um ihre Namen zu erfahren, habe Ignaz damals gemeint. Aber ob da schon alle drinnen seien, die er gesehen habe, bezweifle er. Jetzt muss ich schnell nachschauen, was weiter geht. So, jetzt dann noch eine Sequenz, eine kurze. Heuchelei und Tratsch gedeihen dort wie da. Man muss ein gediegenes Maß an Selbstbewusstsein an den Tag legen, um auf dem Land als ein Anderslebender, also mit einem Lebenswandel, der sich von der Mehrheit der Landbewohner unterscheidet, bestehen zu können. Das schon. Um den Beobachtungen der alteingesessenen Dörfler zu entgehen, errichten die neu zugezogenen hohe Zäune und Mauern auch hin zu den Nachbarn. Sie haben Angst, wollen anders sein, individuell sich geben und sind dann doch im Wesen alle gleich. Angsthasen gehen in einem gewissen Pack von Politikern auf den Leim und schotten sich ab. My home is my castle, little boxes on the hillside, das alte Lied gesungen von Pete Seeger fiel ihm ein, dicke, tacke, brain in boxes, wie der Volksmann schon sagt oder sagte, Hirnkastl. Dieses Wort hat er schon seit Jahren nicht mehr gehört. Im Sinne von dieser oder jener Gedanke findet nicht Einlass in dein oder sein Hirnkastl. Undurchlässige Gehirne, Dickschädel, Dummkopf, Hirnäder, Sumpernöli. Das Dorf als Hochburg von Engstirnigkeit, Falschheit, Intrige, Beschränktheit und Feindseligkeit gegen alles Fremde. So ließe sich der Zustand auch beschreiben. Aber das wäre nur die halbe Wahrheit oder etwas mehr als die halbe Wahrheit. Es gab auch Hilfsbereitschaft und ein Zusammenrücken in Notsituationen. ein Zusammenrücken in Notsituationen. Auch die sogenannte Geselligkeit ist ausgestorben und damit auch etwas von einer archaischen, ja anarchistischen Aufmüpfigkeit. Keine Wirtshäuser mehr, statt Ehenen, brave Sportplatzcafés und Vereinslokale. Doch das Dirndl und die Lederhose haben Hochkonjunktur, sind sogar en vogue. Aus dem Feiertagsgewand wurde eine Propagandauniform. Nahezu endemisch in manchen Kreisen, Zeichen als Vorzeichen. Heimat als Waffe, Stammesdenken, Rechtsdralldrallala, Hornknöpfe und Hohlköpfe, Heimatschutz, Heimatschmutz. Was sich nicht alles reimt beim Gehen. Beim Gehen schüttelt es die Reine und Gedanken nur so durcheinander. Gefährliches Gehen. Nicht nur als Hans Guck in die Luft. Schau, dass dich die Augen wieder auf andere Gedanken bringen. Statt Introspektion, Outdoorspektion. Am Horizont im Osten, auf einem Rücken, eine Ansammlung von Häusern. Vermischt man alle Farben, entsteht ein schmutziges Grau. Nun, schmutzig war es nicht, das Grau der Gebäude dort in der Ferne. Aber es war auch nicht so, dass eine Farbe herausgestochen hätte. Eine vor mir doch hob sich ab, überragte auch die höchsten Bäume. Ein Turm mit nahezu quadratischem Grundriss, wie er wusste. Und er kannte auch nur zu gut die Funktion des Turmes, da er einst als Jugendlicher fast noch ein Kind, zwar in ihm nicht inhaftiert war, aber darin gearbeitet hatte, hinabzusteigen hatte, wenn auch nur für einen Tag, da eine Arbeit zu verrichten war, die keiner der erwachsenen Männer ausführen wollte. Der Turm war ein Getreidesilo und gehörte zu einer Filiale der Lagerhausgenossenschaft, zu der die Bauern das getroschene Getreide anlieferten und in der sie das Geld wieder ausgaben, für Saatgut, Kunsthänge, Spritzmittel, Traktoren, landwirtschaftliche Maschinen und Baumaterialien. Denn diese Jahre waren geprägt von großen Umgestaltungen in der Landwirtschaft. Ganze Hausstücke und Ställe wurden weg und abgerissen und neu gebaut, es wurde investiert und meliorisiert, Höfe verschuldeten sich und eine immer größere Anzahl von Bauern suchte sich zwangsläufig ein zusätzliches Einkommen. Die meisten von ihnen begannen nach Linz zu pendeln, um als Industrie- und Schichtarbeiter in der VÖS zu arbeiten, andere wiederum wurden Versicherungsvertreter oder bekamen einen Berndenposten in der Landwirtschaftskammer oder in der Verwaltung des Landes. Das Verhalten an der Wahlurne, die entsprechenden Mitgliedschaften bei der Partei, den Schwarzen, wie man sie nannte, und deren Vorfeldorganisationen und Vereinen blieben nicht unbelohnt. Als das Silo eines Tages, bevor es mit der Ernte wieder gefüllt werden sollte, einer Reinigung unterzogen wurde, galt es auch aus den Tiefen der Schächte, die nahezu zwei Stockwerke unter der Erde lagen und in denen die hochtechnische Trocknungsanlage mit allem Drum und Dran installiert war, den Staub und Dreck vergangener Jahre zu Tage zu fördern. Diese Reinigung mit Schaufel und Besen hatte dermaßen dicke und stickige Staubwolken zur Folge, dass die Arbeiter sich weigerten, hinunterzusteigen und diese scheußliche Arbeit zu verrichten. So wurde er, der als Schüler an schulfreien Tagen im Lagerhaus als Tagelehrer arbeiten konnte, Taschengeld gab es damals noch keines, zumindest nicht für ihn, für diese Arbeit in Betracht gezogen und in die Tiefe abkommandiert. Diese eine Arbeit war ihm unauslöschlich in Erinnerung geblieben, aber auch das anstrengende und ebenfalls mit Staubentwicklung verbundene Sacklschupfen. Damals in den 60er Jahren, wohl auch noch zu Beginn der 70er Jahre, die normale Art und Weise, um einen gedeckten Güterwagon beladen mit 25 oder 30 Tonnen zu leeren und mittels Sackrodel ins Innere der Lagerhallen zu transportieren. Die Säcke, Zement, Kalk, Stickstoffdünger, Thomasmehl etc. wogen damals noch 50 Kilo. Er selber brachte nicht viel mehr auf die Waage. Die im Packpapier braunes Papier abgefüllte Fracht lag bis unters Blechtach gestapelt in den Waggons. Erlber mussten die Säcke sowohl aus einer Übermannshohenlage herunter, als auch von ganz unten vom Waggonboden aus dicken Bohlen aufgehoben werden. Dieses Heben und Legen benötigte zwei Mann, an jedem Sackende einen. Und am Abend war er meist fix und fertig und bekam schon in jungen Jahren sein Kreuz zu spüren. und fertig und bekam schon in jungen Jahren sein Kreuz zu spüren. Zudem war es im Winter in den Waggons saukalt und im Sommer erhitzte sich die Luft unter dem Blechdach enorm. Heute hätte er gerne gewusst, wie viele Tonnen er in diesen Jahren, da andere in ihrer Freizeit Klavierstunden nahmen, Fußball spielten oder mit ihren begüterten Eltern Urlaubsreisen unternahmen gehoben hatte. So, ich beende jetzt die Lesung aus Gehen und lese noch ein paar Gedichte aus Streumond und Nebelfeuer. Ist vor zwei Jahren im Rücker Verlag erschienen. Archilochos 1. Delochus, deine Spitznamen, Zikade und Skorpionszunge. Deine Jambos waren der Gesellschaft auf Paros zu jambisch, zu spöttisch und zu höhnisch, obwohl ein Dichter damals mit Lob und Tade zu bewirken hatte, das geteiliche Zusammenleben in den Polis. 2. Auf Phassos, deinem Exil, meißelte man dich im Marmor. Ausgestreckt auf einem Lager, links von dir eine Frau auf einem Thron, rechts ein Ephäbe, der Wein in einen Becher gießt. Über dir eine Leier und ein Schild. Über dir eine Leier und ein Schild. Deine Dichtung wurde nicht auf diesem Relief bewahrt, sondern in der Schrift, mit der du dich nicht weniger geschont als Freund und Feind. Ich weiß nun, mit wem mein Dichten begann. Ich nehme dich auf in meinen Stammbaum, denn saumselig und in die Jahre gekommen, blicke ich wie du auf diese Welt. Nichts gibt es mehr, auf das man zählen könnte, unter all den Dingen, mit allem ist von nun zu rechnen. ist von nun zu rechnen. Work in vain. Gehe durch das weite Feld der ausgesaugten Wurthülsen, als Pöstlingberg-Lindwurm mit kunstlich beleuchtetem Rachen und fliegenschissblindem Rückspiegel. Als dionysischer Wanderprediger oder als Hansi Schluckau von Franz Guck in die Luft ziehe ich ihnen die Vokaluhren lang, bringe mit dem Feuerzeug meiner Zunge fette Konsonanten zum Zischen, wende Sätze zu stacheligen Kränzen für hochgestirnte Häupter mit soziolinguistischen Fußnoten aus Krepppapierrosen, lasse mit den Fingern schnippend windkanalbewegte Drachenschwänze aus sämtlichen Satzzeichen platzen, so und so, bis ich höre und sehe, alles vergeblich. Einmal Apache, immer Apache. So weit bringen sie mich noch, dass ich gut getarnt mit Papierhut zwischen Mappen und Leinwänden aus meinem Atelierfenster auf den von explosionsartigen Fehlzündungen angetriebenen Rasenmäher Traktor des Nachbarn schieße? Womit nur, frage ich mich. Mit Farbduben? Scharf beschnittenen Collagen? Mit von Ölfarbe beschwerten Pinseln? Am besten wohl mit einem 40 cm Eisenlineal als Wurfmesser. Ich habe es ja gelernt, als Apache von klein auf. So, jetzt lese ich einige Gedichte aus dem Abschnitt Hommagen. Meinem Vater. Deine Kindheit zerschlagen, viel zu früh, damit sie ins Leben passte, das von dir lag, das vor dir lag. Ungewissheiten, groß wie eine Kuhhaut, umrahmt vom Poltern der Altvorderen, der Holzschuhe, vom Geruch des Strohsacks und der verschwitzten Leiber, die darauf niedersanken. Das Einspannen der Pferde, früh gelernt, heulen, pflügen und ernten, dazu wie das Amen im Gebet, Donner und Blitz und anderes Ungemach, das Vieh und Mensch zusammentritt. Auch auf Hühnerscheiße und kotbeschmiertem Stroh kann man vorwärts rutschen. Stimmgabel war mal die Mist, mal die Heugabel, die blanken Zinken glänzten im Licht des Schwalbenflugs, gleich eine Ahnung von aufgespießter Zukunft. Menschen nicht fliegen, so durch den Wolkenschatten hinterher. Dann lese ich Variationen auf ein Haiku von Joachim Gunther Hammer, ein steirischer Lyriker, der mir von seinen Reisen immer wieder Haiku schickt. Er schreibt selber fast ausschließlich Haiku zur Zeit. Das Gedicht von ihm hieß Dieser Traum hat keinen Grund, vergeblich jagst du nach seinem Warum. Und jetzt meine Variationen. Nach dem Traum ist nicht zu jagen, auch das Warum vergeblich ist im Grund. Das Warum hat keinen Grund und nach dem Traum jagst du vergeblich. Vergeblich träumt wie er jagt nach Grund und dem Warum. Kein Warum ist zu erjagen, der Traum ergründet sein Vergeblich. Das Warum im Grunde ist ein Traum, nach dem du jagst, vergeblich. Die Jagd nach dem Warum hat keinen Grund, vergeblich dieser Traum. Vergeblich jagt, wer das Warum zugrunde träumt. Nach dem Traum zu jagen ist vergeblich, auch das Warum hat keinen Grund. Das Warum träumt nach der Jagd vergeblich sich zugrund. So, das war jetzt, wie gesagt, einige Gerichte aus Streumund und Nebelfeuer. und Nebelfeuer. Ich darf mich wieder zu dir setzen. Servus Richard, danke dass du da bist. Bitte, ich danke auch. Beim Zuhören, es gibt zwei wichtige Themen für dich. Natur und der Wandel in der Natur. Woher kommt das? Woher kommt das? Das kommt nachdem man ja, wie ich schon gesagt habe, oder wie man zu hören war, als Apache aufgewachsen bin, als Indianer, da bewegt man sich viel in der Natur. Die damals natürlich, das ist ja herausgekommen glaube ich, also ich bin 1953 geboren, damals noch eine andere war als heute. Damals war die Natur etwas Selbstverständliches, heute ist Natur etwas zwanghaft geschütztes und so weiter und ist in aller Munde, aber eigentlich haben eigentlich, behaupte ich mal, die meisten Leute eigentlich keine wirkliche Beziehung zur Natur, auch wenn sie so tun oder wenn sie darin herumstapfen, eigentlich nicht mehr hören und sehen. Meistens haben sie irgendwas in die Ohren gestöpselt oder sonst was oder schauen aufs Handy oder rattern mit dem Mountainbike durch die Gegend. Naja, aber gut, das ist jetzt polemisch. Ja, und auf jeden Fall ist es so, dass natürlich, nachdem ich ja kein urbaner Mensch bin, sehe ich oder sah ich die Veränderungen in der Natur, die ja viele Komponenten hat. Ich sage ja, dass ja diese soziologischen Veränderungen natürlich auch eine Wechselwirkung haben auf die Natur, auf das Arbeits- und Wohnverhalten der Leute und umgekehrt wahrscheinlich auch und mich interessiert vor allem auch der Mikrokosmos, auch in den Dörfern, weil man da auch sehr gut sieht, was eigentlich im Makrokosmos vor sich geht. Also wenn das Bedürfnis entsteht, also zu einer gewissen Zeit immer wieder rhythmisch die Stadt zu verlassen, aufs Land zu gehen, dann bedeutet das etwas, dass zum Beispiel die Städte unbewohnbar werden, aber dass manche darin einfach nicht mehr so gut leben können, weil eben auch dort Grünräume, Naherholungsgebiete zerstört werden. Das sieht man jetzt, das wäre jetzt eigentlich in der Corona-Zeit wichtig gewesen, dass Naherholungsräume existieren in den Städten. Hat man auch gesehen, wo es Defizite gibt. Ja, und natürlich hängt auch die Architektur damit zusammen, also die architektonischen Veränderungen. Beispiele, also dass viele Bauernhäuser, die ja eine gewisse Struktur hatten, gewisse Proportionen hatten, verschwinden und statt dieser Bauernhäuser dann irgendwelche Wohnbauten hingestellt werden, die komplette Fremdkörper sind. Naja, aber vielleicht habe ich etwas von deiner Frage beantwortet damit. Ja, ein bisschen war es schon. Eine zweite Frage noch, da müssen wir eh schon wieder aufhören. Was ist dir lieber, Prosa oder Lyrik? Zum Schreiben jetzt. Naja, eigentlich schreibe ich beides in Abständen. Das heißt also, wenn ich Prosa schreibe, habe ich wieder ein unglaubliches Bedürfnis, also Lyrik zu schreiben nach einer Zeit. Und es ist mir auch die Form, die ich auch überall schreiben kann, sage ich jetzt einmal. Auch auf Reisen. Und meistens entstehen ja irgendwelche Notizen zuerst. Es wird ja nicht alles gedruckt natürlich oder bearbeitet dann. Und Prosa ist für mich, ich schreibe ja keine Romane, sondern eigentlich eine Prosa, die aus dem eigenen Erlebnis schöpft, aus Gedanken, die sich dabei einstellen. Es geht auch manchmal Richtung Essay. Ich habe natürlich auch so Bücher geschrieben wie Wittgenstein in Irland, wo es darum ging, eher Fakten nachzugehen sozusagen und ein bestimmtes Thema zu bewalten. Oder das Buch über Clemens Brosch, das war eigentlich ein Assoziieren, Ausgehen von seinen Bildern und so weiter. Also eigentlich ist, kann man sagen, kein Buch von mir so wie das andere. Es hat jeder eigentlich eine eigene Form und irgendwie ein eigenes Interessensgebiet. Okay, ich glaube wir sind ziemlich fertig mit der Zeit. Richard, danke vielmals, dass du bei der Vorlesestunde dabei warst. Wir bedanken uns bei euch, die ihr da zuschaut. In 14 Tagen gibt es wieder eine Vorlesestunde. Bitte wieder einschalten, DorfTV. Dankeschön. So, ich danke auch, also DorfTV und dir für die Einladung. Und bitte bleibt der Literatur gewogen. Danke. Thank you.